,, Deutsche Freiheit", Nr. 51
,, Kapitalismus
cine Unrechtsform"
ARBEIT UND WIRTSCHAFT als
Freitag, 2. März 1934
rotem Grunde schwört, nichts mehr besitzt, was ihm selber Arbeits- und Lebensheimat für die Arbeitsgefolgschaft wer gehört. den möchten und den Arbeiter auch dann an den Betrieb bänden, wenn er krank, alt oder erwerbslos sei.
Der Nationalsozialismus pendelt zwischen Arbeit Staatsrat Fritz Thyssen , der Reichsbankpräsident und Kapital
Der Leiter der Kommission für Wirtschaftspolitik bei der Reichsleitung der NSDAP. , Bernhard Köhler, veröffentlicht eine Betrachtung über die Bedeutung und Wer
tung der Arbeit im dritten Reich". Die Arbeitslosig keit so führt er u. a. aus- sei der größte wirtschaftliche Irrsinn und keine wirtschaftliche Zwangsläufigkeit. Ihre Beseitigung stelle daher nicht ein wirtschaftliches Experiment oder einen künstlichen Zwang dar, sondern nichts als die natürliche Wiederaufnahme der Arbeit. Die Wirtschaft habe der Arbeit zu dienen; sie sei erst möglich, wenn gearbeitet werde. Demnach sei Arbeitslosigkeit ein Widerspruch zu jeder auch nur einigermaßen vernünftigen Wirtschaft. Der Nationalsozialismus denke nicht daran, echte Gesetze der Volkswirtschaft umstoßen oder gewaltsam abändern zu wollen. Er habe im Gegenteil sich zur Aufgabe gestellt, die echten Naturgesetze wiederherzustellen. Nach der Herstellung der Volksgemeinschaft, der vordringlichen politischen Aufgabe des Nationalsozialismus, habe er nächst die Arbeit zubefreien. Erst dann werde wieder Wirtschaft im eigentlichen Sinne möglich sein. Wir sehen," so sagt Köhler u. a. ,,, im Kapitalismus keine spezifische Wirtschaftsform, sondern eine Unrechtsform der Gesellschaft. Er kann nicht bekämpft werden durch Herstellung äußerer Formen, sondern nur durch eine grundlegende Wandlung des Verhältnisses von Arbeit und Kapital." Man könne nicht von Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit" sprechen; es handele sich vielmehr um die Wiederherstellung des natürlichen Vorrechts, ja Alleinrechts der Arbeit. An dieser Wiederherstel
zu
Zu den Schwörenden gehörten auch der Treuhänder der Arbeit Krupp v. Bohlen- Halbach, der preußische Schacht, der Bankier Schröder usw. usw. Ob sie alle wissen, daß sie nichts mehr besitzen, was ihnen gehört? Wir fürchten: man hat vergessen, es ihnen mitzuteilen
Löhne gleich Unterstützungen! Geständnis eines Arbeitsfront- Bezirksleiters
Mitunter läßt sich die Wahrheit über die miserablen Lohnverhältnisse des dritten Reiches" selbst in der gleichgeschalteten Presse nicht ganz verheimlichen. So entschlüpft jetzt dem Bezirksleiter der Deutschen Arbeitsfront Spangenberg ein beachtliches Geständnis. In einer Polemik gegen die schematische Einführung der 40- StundenWoche läßt dieser braune Bonze sich folgendermaßen vernehmen:
Die verkürzt Beschäftigten würden bei Einführung der 40- Stunden- Woche als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme infolge der geringeren Einkünfte des einzelnen kaum mehr für ihren Verbrauch ausgeben können, wie sie als Arbeitslose von ihrer Unterstützung ausgegeben haben. Das heißt mit dürren Worten: bei gleichbleibenden Stundenlöhnen würde der Wochenlohn des Arbeiters durch Einführung der 40- Stunden- Woche unter das Niveau der Arbeitslosenunterstügung herabsinken. Man vermag sich danach auszurechnen, um wieviel er bei 48stündiger( d. h. um ein Sechstel längerer) Arbeitszeit noch über den Unterstützungssätzen liegen kann!
lung sei der Unternehmer genau so interessiert wie der Ar- Die Sphinx des Arbeitsgesetzes
beiter. Denn er werde seine Aufgabe als Arbeitsführer und Wirtschaftssubjekt nur erfüllen können, wenn die Arbeit von der Herrschaft des Kapitals befreit und das Kapital die ihm zukommende Rolle des Dieners der Wirtschaft übernommen habe. Der Sozialismus habe das höchste Interesse daran, daß der Unternehmer seine Kräfte im Volk voll entfalten könne. Es müsse das oberste Wirtschafts- und Gesellschaftsgesets eines sozialistischen Staates sein, keinem Volksgenossen, der Arbeit sucht, die Arbeit verweigern zu lassen. Die Durchführung dieses Gesetzes sei viel einfacher, als sich eine durch verrückte und irrsinnige Wirtschaftslehren. hoffnungslos verwirrte Zeit träumen lasse. Sie werde aber gleichzeitig eine Aufwertung der Arbeit in sittlicher, gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht bringen. Das werde sich in einer materiellen Höher bewertung der Handarbeit auswirken müssen, ohne daß damit die Arbeit anderer Kategorien enteignet werden müßte. Die Wiederherstellung des natürlichen Wertes der Handarbeit werde den Sozialismus auch in der Lebenshaltung des deutschen Volkes verwirklichen. Sie werde sowohl das Industrieproletariat wie auch das akademische Proletariat unmöglich machen und der Leistung wie auch der Begabung den Weg zum berechtigten Erfolg erst wieder öffnen.
Nichts mehr besitzt..
Sind Krupp und Thyssen Bettler geworden?
Zu dem Tag des Treueschwurs" hat auch der unvermeidliche Kubikschwätzer Ley eine Rundfunkrede halten müssen. Aus seinem Phrasenschwall fischen wir folgende Perle auf:
Hunderttausende werden die Hände zum Schwur auf die Fahne heben, die das Symbol unserer Bewegung und, gepaart mit der Fabne der alten Tradition, das Sinnbild unseres Reiches ist. Sie wissen, daß, wer auf das Fahnentuch mit dem schwarzen Hakenkreuz im weißen Feld auf
„ Unberufene“
Eingriffe in die Wirtschaft
Nummer 1 des Deutschen Arbeitsrechts" enthält iolgen den Erlaß an die Ober- und Regierungspräsidenten vom preußischen Minister des Innern:„ Der Reichsarbeits: minister und der Reichswirtschaftsminister weisen in einem Runderlak vom 21. Oftober darauf hin, daß noch immer Fälle gemeldet würden in denen unberufene streise in Verhältnisse der einzelnen Betriebe eingriffen, indem sie auf 3usammensetzung der Belegschaft und auf die Entlassung von sogenannten Doppelverdienern usw. Einfluß zu gewinnen suchten. Es sei sogar vorgekommen, daß außerbetriebliche Stellen, wie Fachschaftswarte oder Verbandsangestellte, an Unternehmer ihres Bezirks das Anfinnen gestellt hätten, die Einstellung und Entlassung von Arbeitnehmern von ihrer Zustimmung abhängig zu machen. Schließlich hätten sich auch an einzelnen Orten Büros aufgetan, die den Anspruch erhöben, als Schiedsstellen oder Schlichtungsausschüsse über Maßnahmen innerhalb eines Betriebes Entscheidungen zu fällen. Von seiten der Regierung ist mehrfach betont worden, daß derartige Eingriffe in die Wirtschaft nicht mehr länger geduldet werden können. Ich erwarte daher von den nachgeordneten Behörden, daß sie mit Nachdruck und Tatkraft diesen Mißständen entgegentreten und die notwendigen Maßnahmen zur Sicherung des gesetzlichen Zustandes treffen. Kein Betriebsführer ist verpflichtet. Vorladungen und Anordnungen von Stellen Folge zu leisten, die nicht durch Gesetz oder durch die Regierung dazu berufen sind. Kreise, die unerlaubte Zumutungen oder Anwendung von Druckmitteln stellen, haben zu gewärtigen, wegen Anmaßung von Amtsbefugnissen oder Störung des Wirtschaftsfriedens zur Rechenschaft gezogen zu werden."
Industriedirektor in Schutzhaft.
Der
Direktor Kaltenstedt Menden von den 2 heinisch eftfäflichen Ralfwerfen AG.. wurde durch die Geheime Staatspolizei verhaftet, weil er fich gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung ablehnend verhalten und unsozial gegen die Arbeiterschaft gehandelt habe.
Ein Vortrag vor Wirtschaftsführern
Vor einem geladenen Kreise führender Männer der westdeutschen Wirtschaft sprach in Essen Ministerialdirektor Mansfeld über den Geist des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit. Wenn man der Ansicht sei, ein Gesetz müsse das ausdrücken, was bereits Gewohnheitsrecht geworden sei, so sei das neue Arbeitsgesetz ein schlechtes Recht. Es rechne nicht mit den Menschen, wie sie sind, sondern ziele auf Menschen, wie sie sein sollten. Der Nationalsozialismus bejahe den Beruf dieser Zeit zur Gesetz
gebung. Das Arbeitsgesets enthalte auch ein Programm für
die Zukunft. Erst künftige Generationen könnten es ganz verwirklichen. Die naturgegebenen Gegensätze zwischen den Trägern des Arbeitsverhältnisses sollten nicht wegkonstruiert werden. Die Voraussetzungen für den Marx is mus seien erst durch die Rezeption des römischen Rechts im Arbeitsvertragsrecht geschaffen worden.
Man könne die alten Gewerkschaften und Ar. beitgeberverbände nicht schlechtweg verdammen. Sie hätten auch Gutes geschaffen. In der neuen sozialen Ordnung müsse eine Synthese von Selbstverwaltung der Beteiligten und staatlichem Lohnamt erstrebt werden. Der Treuhänder sei nicht Mädchen für alles. Andererseits wolle das Gesetz keine Atomisierung der Lohnfindung. Sie müsse nach wie vor auf der Grundlage tariflicher Zusammenfassung erfolgen. Ein betriebliches Eigenleben sei ausgeschlossen. Später könne man die Krücken der Tarifordnung wegwerfen und über die weitere Etappe lohnpolitischer Richtlinien langsam zur betrieblichen Reglung kommen. Betriebsführertum bedeute nicht Willkür. Der Betriebsführer könne von seinem Thron gestürzt werden. Der Paragraf 2 des Gesetzes beseitige nicht den schuldrechtlichen Arbeitsvertrag, beeinflusse ihn aber weitestgehend durch Treue und Fürsorge.
Zum Schluß äußerte Mansfeld als nichtamtlichen Gedanken: die persönliche Erwartung, daß die Betriebe eine wirkliche
Flugverkehr 1933
Bericht der Deutschen Lufthansa
Berlin , 1. März. Wie aus dem soeben erschienenen Jahresbericht der Deutschen Lufthansa hervorgeht, erhöhte sich die Leistung der Flugzeuge im planmäßigen Stredendienst um 15,5 Prozent. Besonders großen Anteil an der Gesamtflugleistung haben die Post und Expreßautitreden, deren Flugleistung gegenüber dem Vorjahre um 51 Prozent gesteigert werden konnte. Weit stärker noch als die Kilometerzahl hat die im Planverkehr angebotene Tonnage zugenommen. Durch den starf vermehrten Einsatz großräumiger und schneller Flugzeuge zeigt das Nublastangebot einen Zuwachs um 56 Prozent. Während im Jahre 1932 durchschnittlich je Flugfilometer 365 Kilogramm Nuzlast verfügbar waren, standen 1933 bereits 858 ilogramm für die Personen-, Post- und Expreßgutbeförderung zur Verfügung.
Der Flugbetrieb konnte während des ganzen Jahres aufrechterhalten werden. Damit ist die Wandlung von einem Saisonunternehmen zu einem jahraus, jahrein der Wirtschaft zur Verfügung stehenden Beförderungsmittel vollzogen. Mit 94 872 zahlenden luggästen erreichte die Lufthansa 1938 die bisher höchste Jahresziffer seit ihrem Bestehen.
Die Zahl der geleisteten Personenfilometer hat sich gegen 1932 um 52 Prozent erhöht. Diese Zunahme brachte auch eine bedeutende Vermehrung der Verkehrseinnahmen. Das Gewicht der beförderten hochwertigen und eiligen Gütersendungen erhöhte sich um 18 Prozent. Wesentlich zugenommen hat auch der Luftpostverkehr. Das Gewicht der beförderten Sendungen stieg von 351 Tonnen auf 429 Tonnen. Dieser Erfolg ist in erster Linie dem Ausbau des Nachtpoſtverfehrs zu danken, dessen außerordentliche Zeitvorteile zu einer zunehmenden Benutzung des Luftweges Anlaß gaben.
Beitragsrestanten
In einer Buchdruckergewertschaftsversammlung in Deifan ( 23. 1. 1984) erfuhr man aus der Rede des Pg. Bezirksleiter Brockmeyer, daß die Zahl der Beitragsrestanten eine sehr hohe ist. Brockmeyer schloß mit der Drohung:„ Falls nunmehr nicht umgehend die restlichen Beiträge gezahlt würden, würden die Beitragsrestanten aus dem Verband ausgeschlossen werden",
Keramische Industrie
Für 1933 wird von einer Stabilisierung der Umsätze be richtet, die auf das heimische Geschäft zurückgeht, denn der Export war auch im vergangenen Jahre nur mäßig. Dabei ergibt sich, daß im allgemeinen der Ausfuhranteil nach den europäischen Staaten stabiler geblieben ist als nach Amerika und Asien , wo gerade in der letzten Zeit die japanische Konkurrenz sich bemerkbar macht. Sie ist jedoch auch in den europäischen Ländern bereits zu spüren, und hier entstehe auch noch nach der Abwertung der Tschechenkrone ein verstärkter Wettbewerb der Tschechoslowakei .
Große Mietsrückgänge
In einer Abhandlung über die Steuerbelastung des städtischen Althausbesitzes in Berlin erklärt Ministerialdirektor Dr. Hog: Der durchschnittliche Mietsrückgang beim städtischen Althausbesity beträgt in Berlin 18 v. H. der Friedensmiete, den höchsten Mietsausfall hat die City mit 34 v. H., während der Abfall in den Außenbezirken geringer ist. Er beträgt in Steglitz und Treptow 8 v. H., in Zehlendorf 6 v. H., in Pankow 1,4 v. H.
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Auf dem Jahresbankett der Pariser Bankiervereinigung vertrat Finanzminister Germain- Martin seinen bereits in der Senatssitzung vom Montag verteidigten Standpunkt, daß Frankreich weder an eine Inflation, noch an eine Abwertung seiner Währung denken dürfe. Man dürfe niemals vergessen, daß Frankreich bereits im Jahre 1926 seine Währung um vier Fünftel herabgesetzt habe. Ein weiterer Schritt auf diesem Wege würde eine Ausplünderung der Spa rer bedeuten, die ernste soziale und politische Folgen nach sich ziehen würde. Der Finanzminister gibt zu, daß die Lebenshaltungskosten in Frankreich zu hoch sind, betont aber den Willen der Regierung, auch nach dieser Richtung hin Wandel zu schaffen. Voraussetzung dafür sei aber die Mitwirkung aller Kreise der Bevölkerung.
Falsche Fünffranken- und Zehnfrankenstücke wurden in großer Zahl bei einem umherziehenden Zigeunerstamm in Bordeaux gefunden. Die Werkstatt und die Platten befanden sich in einem Garten.
Wirtschaftsbesserung in England
Aber noch immer große Arbeitslosigkeit
Die allgemeine wirtschaftliche Besserung, die in England seit dem Frühjahr 1933 zu bemerken war, hat sich auch über das Jahresende und in den ersten Monaten des neuen Jahres fortgesetzt. Der Produktionsindex des Board of Trade( 1924
=
100) stieg von 96,8 im dritten Quartal 1933 auf 104 im vierten Quartal; der monatliche Index der allgemeinen Geschäftstätigkeit des Economist " stieg von 104,5 im Dezember
auf 109,2 im Januar; der von diesem umfassenden Index erreichte Punkt liegt auf einem Niveau, das seit April 1930 nicht mehr erreicht worden ist und sich nur noch um 2,8 Prozent unter dem Kulminationspunkt der Kurve im November 1929 befindet. Die Fortschritte der Inlandsbelebung haben also den Ausfall der Exportindustrien zu einem erheblichen Teil ausgeglichen. Die Arbeitslosigkeit in den von struktureller Krise betroffenen Industrien bildet jedoch weiterhin
ein sehr ernstes Problem der Volkswirtschaft und Politik, wie soeben wieder der konzentrische Hungermarsch auf Lon don lehrt.
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