um ein Manöver handelte, um zum Nachfolger Lerroug' wiederum Lerroug zu berufen. Bei einem Sturz der Regierung durch das Parlament wäre nach Paragraf 75 der Verfassung die Wiederberufung des gestürzten Ministerpräsidenten nicht statthaft. Die Rechte hatte mit

Der, kugelfeste" Berberführer

einem solchen Sturz gedroht. Er mußte vermieden Das Vordringen französischer Truppen in Südmarokko

werden. Und so geschah es auch. Die Autorität Alcala Zamoras sollte der Rechten beweisen, daß augenblicklich für Spanien   kein anderer Regierungschef außer Lerroux  mirklich in Frage käme, um unabsehbare Folgen zu ver­meiden. Nachdem Alcala Zamora   also zwei Tage lang die verschiedenen Parteiführer über das neuzubildende Rabinett konsultiert hatte, wurde Lerrour froß vieler gegenteiliger Ansichten von links wie von rechts, von neuem mit der Rabinettsbildung betraut. Jm Laufe seiner ersten Bemühungen hatte man den Eindruck, er wolle ein weiter nach links hinüberreichendes Kabinett zusammen­stellen, denn er besuchte zwei Mitglieder der Azana­Partei Dr. Cardenal und Dr. Hernando, die jedoch das Angebot ablehnten. Daß diese Besuche aber nur dazu dienen sollten, die öffentliche Meinung irrezuführen, er kannte man, als ohne weitere Verhandlungen nach Ab­lehnung der Linkselemente ohne Verzug die neue Regierungsliste bekanntgegeben wurde:

Drei neue Minister figurieren in ihr: Als Innen­minister der Radikale Salazar Alonso  , bekannt wegen seiner kaum zu überbietenden Demagogie und Arbeiter­feindlichkeit, als Unterrichtsminister Salvador Madariaga, spanischer Botschafter in Paris   und Vertreter Spaniens  im Völkerbund, bekannt durch seine ausgezeichneten Ber­mittlungsvorschläge in der Abrüstungs- und anderen internationalen Fragen, und als Finanzminister Marraco ( Radikaler), bisher Gouverneur der Bank von Spanien  , in Finanzkreisen als erste Fachkraft bekannt.

In der Linken bezeichnet man die neue Regierung als ,, kleinstes Uebel". In Rechtskreisen hingegen ist man einerseits zufrieden, daß Lerrour auch weiterhin bereit ist, fich die Verantwortung aufbürden zu lassen und sich den Wünschen der Rechten so weit als möglich zu fügen, andererseits droht Gil Robles ben   geringsten Anlaß zu ergreifen, um die Regierung zu stürzen, falls diese nicht striktest der durch das Wahlergebnis klar erkennbaren Meinung im Volke" Ausdruck gebe. D. h.: Werden nicht umgehend die Programmforderungen der Rechten in die Wirklichkeit umgesetzt, d. h. erhält der Klerus nicht wiederum feste Bezüge, dürfen die Arbeitgeber sich ihre Arbeiter nicht dort suchen, wo es ihnen paßt, statt wie heute nur im eigenen Distrikt, und wird den geflüchteten Elementen der Diktatur und den Butschisten vom 10. August 1932 keine Amnestie gewährt, so kann Lerrour nicht auf die Unterstützung und das Vertrauen der Rechten - der Parlamentsmehrheit- rechnen.

Geklärt hat sich also im Grunde en der politischen Lage, trotz des Ministerwechsels- nichts. Ein Minoritäten kabinett wie das Lerroug' hätte nur dann Aussicht, wirk­lich fruchtbare Arbeit zu leisten, wenn es außerordentliche Bollmachten erhielte. Man steht aber vorläufig noch auf dem Boden der Demokratie. Vermutlich wird die neue Regierung sich trotz gegenteiliger Ansichten aus allen Sektoren der Politik wieder einige Zeit hinschleppen, wenigstens solange, bis die Rechte sich stark genug fühlt, selbst die Regierung zu übernehmen und durch diktato­rische Maßnahmen ihre Ziele durchzusehen versucht:

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Daß es hart auf hart geht, zeigen die sozialen Konflikte der letzten Tage. Die Bauarbeiter, die im Laufe der ver­gangenen Woche mit 35 000 Mann in Madrid   gestreikt hatten, haben auf Schlichtungsspruch der Regierung die Bewilligung der 44- Stundenwoche bei gleichbleibenden Löhnen der 48- Stundenwoche erreicht. Die Unternehmer lehnten sich gegen diesen Schiedsspruch auf und der Unter­nehmerverband gab in einem Manifest bekannt, daß seine Mitglieder nur den Gegenwert für die wahrhaft geleistete Arbeit, also 44 Stunden bei der Wochenabrechnung auszahlen sollten. Die Arbeiter erhielten von ihren Gewerkschaften Weisung, keinesfalls darauf einzugehen, unvollständige Zahlungen nicht anzunehmen und, würden die Arbeitgeber sich weigern, den ministeriellen Schieds­spruch zu erfüllen, habe von neuem der Streik einzufezen. Es hat sich herausgestellt, daß trotz des Minifestes ihres Verbandes die Arbeitgeber die von den Arbeitern gefor derten Löhne bezahlten. Allerdings mit dem Hinweis, nichts über diesen ihren Disziplinbruch" verlautbaren zu laffen. Der Konflikt ist also im Augenblick beigelegt. Dafür droht aber ein anderer, der Streik der Buchdrucker.

sierte und berittene französische   Abteilungen haben Gouli­Paris, 8. März. Havas berichtet aus Rabat  : Motort­mine besetzt. Der Kaid Mokhtar- Uld- Chaisen hat sich mit 2700 Familien unterworfen. Der Stamm der Ait Khebbach zieht fich in Richtung auf den Dschebel Astartas, südlich der Mün­dung des Nun- Flusses zurück und vermeidet jede Fühlung

mit den nachrüdenden französischen   Truppen. Im Dschebel Astartaf befinden sich bereits die zurückgewichenen Elemente des Ait- Hamou- Stammes. Während die französischen   Trup­pen im neubesetzten Gebiet die Anlegung von Autostraßen und Telefonlinien vorbereiten, beginnen im Antiatlas Ein­freisungsmanöver gegen zwei Stämme, die bis jetzt jede Ver­handlung abgelehnt hatten. Der Dissidentensultan Merebbi Rebbo hat die Verhandlungen mit dem französischen   Ober­befehlshaber abgebrochen und sich von Kerdous südlich zum Stamm der Sbouia begeben.

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Agadir  , 8. März. Langsam und vorsichtig, aber unerbittlich rollt die franzöfifche Dampfwalae" dem Atlantischen Daean zu. Die zwei französischen   Armeen, die aus Kolonialtruppen, aus der Fremdenlegion und aus zuverlässigen Formationen von Marokkanern bestehen, kreisen die noch selb= ständigen Berberitämme ein oder treiben fie der Küste au. Bwet gefürchtete Scheifs haben sich an die Spiße der Berber geftelt, die gut mit dem bekannten Abdel Krim   des Rifkrieges verglichen werden könnten. Der

Der wirtschaftliche Drelbund

Paris  , 8. März. Der Matin" berichtet aus Rom  , daß der italienische Plan zur Förderung des österreichisch- ungari­schen Wirtschaftslebens vorsehe, daß binnen furzem mit den Ländern der kleinen Entente Wirtschaftsabkommen abge­schlossen werden. Man denke an die Einführung eines kom­binierten Regimes von Vorzugszöllen und Kontingenties rungen, das auf Defterreich, Ungarn   und Italien   sofort an. wendbar wäre. Italien   scheine entschlossen zu sein, zur Unter­stützung der beiden fleinen Staaten in Mitteleuropa   cine große Aktion zu unternehmen. Es rechne damit, daß sein Beispiel der Solidarität Nachahmung findet und daß andere Staaten entsprechende Opfer bringen.

Diktatur in Havanna  

Die Verfassung für 90 Tage außer Kraft gesetzt Paris  , 8. März. Havas berichtet aus Havanna  , daß

Widerstand gegen die französischen   Truppen wird mit jedem Tage verzweifelter. Der mächtigste der Berberführer ist Bel Kacem Ngadi. Da bei ihm wie bei seiner Gefolgschaft sein Leben gefährden tönne, führt er meist an der der feste Glaube herrscht, daß nur eine Silberfugel ihm die franzöfifchen Kugeln nicht gefährlich erscheinen. Der Spige feiner Reiter die Angriffe gegen die Franzosen  , da andere ist Merrebi Rebo, der schon 1912 dem General Mangin aus Marrakesch   weichen mußte, trotzdem aber seine Herr= schaft im Antiatlasgebirge zu behalten wußte. Die beiden französischen   Armeen bewegen sich auf das spanische Protek­torat Rio del Oro an der Küste zu. Die erste Armee unter General Catrour ging von Tianet über die noch unerforschten Gebirge in südlicher Richtung vor und rückt gegen die Streit­fräfte von Merrebi Rebo, der fich etwa bei Bon Namane be= Seiten Opfer gefordert, da die Berber von Hinterhalt zu Hinterhalt den vordringenden französischen   Truppen in den Gebirgspässen Widerstand leisteten. Dort haben sich beson­ders die Mehraristen", die marokkanische Kavallerie, die an statt Pferde Ramele gebraucht, bewährt. Die zweite Armee unter General Giraud bewegt sich in fidwestlicher Richtung von Affa auf Tamanar zu, welches inmitten eines sandigen Hochplateaus liegt. Die beiden Kolonnen wollen sich füdlich von Jini bei Rio del Oro treffen. Besonders die Truppen Girauds haben außerordentliche Schwierigkeiten bei ihrem Vordringen durch gänzlich unbekanntes Gelände gehabt. Ein schwerer Sandsturm, der mehrere Tage dauerte, fezte die Truppen schweren Prüfungen aus.

findet, vor. Der Uebergang über das Gebirge hat auf beiden

Saar  - Ausschuß in Rom  ?

Genf  , 7. März. Aus italienischen Seretsen verlautet heute, daß die nächste Sigung des eigentlichen Saarausschusses ( Aloifi, Contilo, Madariaga) die, wie ursprünglich vorge sehen, nach der nächsten Genfer   Zusammenkunft des Juristen­fomitees, das hier am 29. März mit seinen Arbeiten begin­nen wird, im April in Genf   stattfinden sollte, nicht in der Völkerbundsstadt, sondern in Rom   abgehalten werde; wenigstens habe der Ausschußvorsißende AI otit diesen Wunsch ausgesprochen. Das Bölferbundssekretariat versuche dagegen anscheinend, die Tagung des Ausschusses wiederum in Genf   stattfinden zu lassen. Welter ist heute hier die Rede davon, daß eventuell das spanische Mitglied des Ausschusses, der bisherige spanische Botschafter in Paris  , Madariaga. durch einen anderen Delegierten ersetzt wer den könne, da Madariaga   kürzlich spanischer Kultusminister geworden ist.

durch eine nachts veröffentlichte Berordnung die verfaffung Haussuchung in der Großloge

rechtlichen Garantien auf 90 Tage außer Kraft gelegt wurs ben. Die Regierung habe somit praktisch die Diftatur eine geführt. Das Innenministerium stehe auf dem Standpunkt, daß die Arbeiterorganisationen durch ihre Weigerung, fich aufzulösen, von felbft der Auflösung anheimfielen. Alle Ar beiterorganisationen würden seitens des Innenministeriums ala fommunistisch angesehen.

Paris  , 8. März. Havas berichtet aus Havanna  : Es wur­den dort etwa 50 Perionen verhaftet; außerdem nahm die Polizei 38 Textilarbeiter fest. Diese Verhaftungen brachten aber die Bevölkerung so auf, daß die Polizei, um die Ord­nung wieder herzustellen, gezwungen war, ihre Gefangenen wieder loszulassen. Die Arbeiter der Tabatmanufaktur haben es abgelehnt, ihr Fabrikgebäude zu räumen. Wahrscheinlich wird Militär eingesetzt werden müssen. Um Mitternacht haben die Autobuschauffeure den Streik beschloffen. Die Megger, die Ladenangestellten und die Arbeiter der Metall industrie befinden sich bereits im Streit. Die Scheinwerfer der Festung von Cabanas bestreichen beständig die Stadt, um zu verhindern, daß die Bevölkerung auf die Truppen oder auf die Polizei schießt. Es ist das Gerücht in Umlauf, daß im Truppenlager Columbia 50 Soldaten verhaftet wor den sein sollen.

London  , 8. März. Times" meldet aus Havanna  , daß außer

den Werftarbeitern in Savanna auch die Tabatarbeiter

fetern. Die Zeitungen fönnen, da die Drucker und Seher die Arbeit niedergelegt haben, nicht erscheinen. Auch die An­gestellten der in amerikanischem Befit befindlichen Kuba Eisenbahn find im Ausstand. Der Zugverfehr wird von Mili­tär aufrechterhalten. Mittwochnachmittag wurde auf den Staatssekretär Dr. Cosme de la Tortento ein Anschlag ver­sucht. Jedoch versagte das Maschinengewehr der Attentäter, die entfamen.

Motiv bazu ist die Haltung ber monarchistischen Zeitungs. Das Neueste

verleger des ABC. Die Leitung dieses Berlages hatte ver­sucht, unorganisierte, faschistische Elemente in die Druckerei als Spigel hereinzusetzen. Die Belegschaft wehrte sich dagegen und stellte die Arbeit ein, ohne den Betrieb zu verlassen. Die Zeitung konnte aus diesem Grunbe nicht erscheinen und die Verlagsleitung verhängte Entlassung über die gesamte Arbeiterschaft. Natürlich er klären sich die Buchdruckergewerkschaften mit ihren Kameraden vom ABC. identisch und, löst die Verlags­leitung nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ben Konflikt, fo werden die Drucker in Generalstreik treten. Die Gesellschaft behauptet nun, sie hätte im Laufe des lezten Jahres ein solches Defizit aufzuweisen, daß sie es vorzöge, die Zeitung ganz eingehen zu laffen als nachzu geben. Wie fich die Angelegenheit regeln wird, ist vor­läufig nicht vorauszusehen.

Das Wichtige bei all den sozialen Konflikten, die überall in verschärfter Form auftauchen, ist, daß weber die Arbeit­geber noch die Arbeitnehmer im Grunde die Autorität der Regierung anerkennen.

Da das neue Rabinett Lerroug im Grunde bis auf den kleinen Rechtsruck im Innenministerium- dem alten entspricht, so ist nicht zu erwarten, daß seine Autorität stärker sein wird.

Lerrour, der am Sonntag im Kreise feiner Partei. freunde feinen 70. Geburtstag feierte, erklärte, er werbe bem neuen Kabinett solange vorstehen, wie die Radikalen die einzige regierungsfähige Partei feien, bis entweder von den Linksrepublikanern her oder von Rechts die Garantie gegeben sei, daß das Werk der Republik   weiter im republikanischen Sinne geführt werden könne.

Ob er es aber mittlerweise bazu bringen wirb, ben fozialen Friebend. h. b. h. Brot, Ordnung, b. b. Zufrieden. heit der Arbeiterschaft und Ruhe, b. h. allaemeinen Woh!. ſtand-zu schaffen, wie er zwar gern möchte, das ist das ist aus ber Lösung ber Rrife keineswegs ersichtlich. Jm Gegenteil. Die Rrise bleibt im Grunde latent,

Das Marinegericht in Brest   hat brei Matrofen ber Kriegsmarine zu 2 bis 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Die drei hatten an Bord des Kreuzers Suffren" das Spind eines Maats aufgebrochen und diesem daraus seine Briefs tasche mit 1500 Franken Bargeld gestohlen.

Emile Cottin  , der während des Arieges einen Morb: anschlag auf Clemenceau   ausgeführt hatte und dafür erf zum Tode verurteilt, dann aber begnabigt wurde, so daß schließlich nur eine Ausweifung gegen ihn übrig blieb, hat hiergegen verstoßen und wurde bei einem Besuche seiner Tochter in Toulon   verhaftet. Man fand bei ihm einen ge­labenen Revolver. Er erklärte, er werde sich nicht an eine Bestimmung halten, die ihm verbiete, feine Tochter zu be

fuchen.

Am Mittwoch, dem 7. März, ist in Warschau   durch den polnischen Außenminister Be d und den deutschen   Gesandten v. Moltte ein Abkommen unterzeichnet worden, durch das der beutsch polnilche Solltrieg endgültig aufgehoben und bie Grundlage für einen normalen Ausbau der beiderseitigen sans belabeaiebungen geldhaffen wird. Das in Form eines Brotokolls gekleidete Abkommen foll fobald als möge lich ratifiziert werden. Jedoch werden seine Bestimmungen unabhängig hiervon bereits vom 15. b. M. an in Anwendung tommen.

Neues englisches Militärflugzeug

London  , 8. März. Die britischen   Luftstreitkräfte haben, wie die Times" meldet, ein neues Militärflugzeug erworben, das im mittleren Often verwendet werden soll. Das Flug­geug, das den Namen Vickers Vincent" führt, hat drei Mann Befabung. Neben der üblichen Ausrüftung führt es Schlaf­fäde, einen Wafferbehälter, einen Sauerstoffapparat, einen

Raften mit Arzneien für die erfte Hilfe, einen unfapparat mit aufklappbarem Maft für den Fall von Notlandungen auf der Erde und einen Vorrat von Leuchtkugeln mit sich. Unter dem Rumpf der Maschine ist ein befonderer Brennstoffbe­hälter angebracht. ber Treibstoffe für einen Flug von etwa 2000 Stilometer faffen kann.

Der Grund für Benno Walters Verhaftung

Berlin  , 7. März. Die Politische Polizei   erschien unver­mutet im Berliner   Bogenhaus in der kleiftstraße, in dent der Tempel und die Büros der Großloge   Deutschlands   des Unabhängigen Ordens One Briß sowie die Büros einer Anzahl Berliner   Zweiglogen der Bne Briß untergebracht find, und nahm eine gründliche Haussuchung vor, die mehr als zwei Stunden dauerte. Zahlreiche vorgefundene Doku­mente wurden zur Durchprüfung mitgenommen. Verhaf tungen sind nicht erfolgt.

Dr. Benno Walter, der Vizepräsident und Geschäftsleiter der Deutschland  - Loge des UOBB. der im Zusammenhang mit einer von ihm in München  - Gladbach am 8. Januar ge haltenen Ansprache verhaftet wurde, ist mun aus dem Polizeipräsidium am Alexanderplatz nach bem berüchtigten Columbia Haus, einem von der Politischen   Polizei unter­haltenen speziellen Gefängnis für politische Häftlinge, ge bracht worden. Dr. Walter soll in München  - Gladbach gesagt haben, daß die Juden in Deutschland   niemals freiwillig auf ihre Bürgerrechte verzichten werden. Diese Aeußerung ist, wie nun offiziös zugegeben wird, der Grund für seine Verhaftung gewesen.

Die Blutrache

Wieder zwei Todesurteile

Im Prozeß gegen die fünf Angehörigen der Kommunistis schen Partei Deutschlands  , die am 24. Juni 1982 auf der Bergstraße   in Dortmund  - Ebing den SA.- Mann Walter Ufer   getötet haben sollen, hat der Staatsanwalt gegen alle Angeklagten die Todesstrafe beantragt. Das Gericht hat fol gendes Urteil gefällt:

Die Angeklagten Boit und Napier werden zum Tode und zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenss zeit verurteilt, Feldhand, Beher und Kalipte wegen schweren Landfriedensbruches und Totschlages zu je 15 Jahren Zuchts hans, Aberkennung ber bürgerlichen Ehrenrechte auf sehn Jahre und Stellung unter Polizeiaufsicht.

Vor drei Wochen brach in Desterreich, von der Regierung provoziert, der Bürgerkrieg aus. Als die Wellen der Empörung gegen die Regierung Dollfuß durch die Weit gingen, hat Herr Hitler   den Zeitpunkt für geeignet ge­halten, um seine unblutige" Revolution zu rühmen. Er rechnete offenbar damit, daß der Schrecken des öfter­reichischen Bürgerkrieges die Bluttaten seiner SA. und SS. und der gleichgeschalteten Justiz im Schatten laffen wird. Damals hat der humane" Diktator, gestern hat sein Gericht gesprochen. Die Blutrache gegen politische Gegner, die von den deutschen   Gerichten geübt wird, zer­stört schonungslos die Legende von der unblutigen nationalsozialistischen Revolution. Man braucht wahr. haftig keine Greuelnachrichten, um die Wahrheit über die blutige Wirklichkeit des dritten Reiches" zu erfahren. Für das deutsche   Volk an der Saar   ist diese Wirklichkeit zugleich eine Warnung und eine Aufforderung. Auf­forderung zum Kampf mit aller Kraft gegen den Hitler. faschismus und die Röchling  - Front als feine faarländische Bertretung, damit die humane" Diktatur von Hitler   nicht zur Wirklichkeit an der Saar   wird.

Nach Papenburg  !

Bildesheim, 7. Mära. Wie das Prefebüro des Regierungs­präfibenten mitteilt, ift ber Kaufmann Siegfried Sachfen. röder aus Einbed, ber nach mehrfachen Verwarnungen ,, wegen fortgesetter Bersehungstätigkeit" in Schushaft ge< nommen worden war, auf Anordnung des Geheimen Staats. polizeiamtes in bas Ronzentrationslager Bapenburg über. geführt worden.