Pariser Berichte

Pariser Straßenkalender

Die Premiere der Rassen" von Bruckner im Theatre de l'Oeuvre ist etwas verschoben worden.

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Der Salon der Humoristen, 11, rue Royale, wurde eröffnet. Ein ganzer Saal ist Karikaturen der neueren politischen Er­eignisse gewidmet.

-Nachdem der Kadaver des ,, Ungeheuers von Cherbourg" nach Paris   gebracht wurde, sind schon wieder zwei neue tote ,, Ungeheuer" in der Bretagne   ans Land geschwemmt. Das größere der Tiere ist zehn Meter lang und drei Meter dick; der Kopf fehlt.

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Die Gewerkschaft der Chauffeure hat dem Arbeitsminister mitgeteilt, daß sich einzelne Vermieter weigern, den Fahrern die 6,25 Franken täglich auf die Benzinsteuer rückzuvergüten. Ferner wird die Vorlage des Gesetzes verlangt, daß den Fahrern die Rechtsstellung von Gehaltsempfängern gibt.

Wie wir hören, wird Sybille Binder  , die zuletzt in Zürich  bei der Uraufführung der ,, Rassen" spielte, am 12. März im Studio des Champs Elysées   erstmalig in französischer Sprache in dem Stück ,, La Joueuse" spielen.

Die Lyoner Messe

Seit Donnerstag ist in Lyon   die große Frühjahrsmesse im Gang. Mehr als 25 Länder haben ausgestellt, und Käufer von 50 Nationen sind anwesend. Die Beteiligung ist trotz der Krise der des Vorjahres um 10 Prozent überlegen.

Besonders Elektrizität, Möbel, Autos, auch Lebensmittel sind mehr als vordem vertreten. Kunstgegenstände, Keramik, Glas, Spielwaren, Nippessachen, Articles de Paris zählen nicht weniger als 445 Stände zusammen. Lederwaren, Parfümerien, Schmucksachen sind reichlich da.

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Daẞ Madame Arlette Stavisky das Ehepaar Bonn   aure in Biarritz   und anderen vornehmen Orten kannte, geht in Ordnung, auch die Freundschaft mit dem abgesetzten Staats­anwaltssubstitut Hurlaux, dessen Frau eine Schulfreundin der Stavisky war, versteht sich. Diese Freundschaft ging übrigens in die Brüche, nachdem man einmal im Claridge, der Stavisky- Residenz der Glanztage, gespeist hatte. Ferner daß der Held von Bayonne   mit Bonnet einmal an derselben Tafel aẞ, mag noch hingehen. Bloß daß sie gesehen hat, wie Chiappe Dubarry freundschaftlich umarmte und küßte, das ist schon brenzlicher, und auch, daß der, escroc" erzählte, der frühere Präfekt habe ihn einmal sehr herzlich empfangen. Auch eine Ballkarte zu dem feudalsten aller Opernbälle, dem

Amtlich vertreten sind England, die Sowjetunion  , die spa­nische Republik, die Tschechoslowakei  , Schweden  , Belgien   ,,, bal des petits lits blancs", hatten sie von Dubarry, der sie Bulgarien  , die Schweiz   und das Saargebiet.

In erster Linie ist Lyon   bekanntlich die französische  Seidenstadt, die bedeutendste Seidenstadt Europas  . Die Seidenindustriellen haben auch das große Vergnügungs­programm der Messe gemeinsam mit dem städtischen Fest­komitee der Stadt Herriots aufgestellt. In der Oper finden Festvorstellungen statt und Bälle und Défilés wechseln mit großen Feuerwerken ab.

Die Barmats als Ablenkung im Falle Stavisky  ?.. Paris  , den 7. März 1934. Wir haben bereits gestern die Gerüchte von einer Ver­quickung der Brüder Bar mat in die Geschäfte des Sta­visky wiedergegeben. Wir hatten bereits vor einigen Tagen die Verbindung des verhafteten Anwalts Guiroud, des Stavisky- Freundes, mit einem der Barmat enthüllt. Es han­delte sich dabei um einen Anbändlungsversuch, aus dem nichts wurde. Heute macht Geo London, der Pariser   rasende Reporter, der schon so viele Hitler- und Dollfuß- Interviews angefertigt hat, offenbar den Versuch, durch breite Aus­schmückung der Barmat- Handlung von dem Wesentlichen des Stavisky- Falles abzuleiten. London   setzt die falsche und sofort von der Niederländischen   Telegrafenagentur de­mentierte Nachricht in die Welt, die Brüder Barmat seien wegen ihrer Verbindung mit Stavisky von Holland   ausge wiesen worden. In Wirklichkeit sitzt aber der älteste der drei Brüder, mit denen wir uns keineswegs identifizieren wollen, Julius Barmat, noch in Holland   und zwar, wie es ausdrücklich heißt, mit Zustimmung der deutschen  Behörden. Der zweite der Brüder hat Holland   vor ge­raumer Zeit verlassen, aber ohne daß gegen ihn ein Aus­weisungsdekret vorlag.

Der Artikel Geo Londons, der die Barmats ,, als deut­ sche   Bankiers" angibt und der eine ganze Reihe von vagen und dem Sprachschatz der Nazis entnommene Kriegs­ausdrücke anhäuft, tischt die bekannte Barmat Affäre aus dem Jahre 1924 auf und erklärt dann, die Brüder Barmat hätten sich nach Absitzung ihrer Strafe natürlich ,, nach Paris  " begeben( im Original: deutsch  ). Hier habe der dritte Bruder Heinrich eine Grundstücksbank in der rue Saint- Lazare   grün­den wollen. Daraus sei nichts geworden. Die Brüder hätten dann die Elektrifizierung verschiedener Teile Marokkos  auf den Spuren der Mannesmann versucht. Doch sei diese Absicht der gefährlichen Deutschen  " an der Wachsamkeit eines hohen Beamten namens Farnier gescheitert. Die Brüder seien dann von Frankreich   geschieden und hätten über Belgien  ( dort zahlreiche Dumme findend) und über Holland   immer mit dem schönen Alexandre in Verbindung gestanden. Nachdem ihnen die Ausweisung signalisiert sei, hätten sie die Absicht, sich nach Belgien  , wo sie ein übles Andenken und Passiven hinterlassen hätten, oder nach der Tschechoslowakei   zu begeben. Vielleicht hätte auch das französische   Gericht vorübergehend Verlangen, sie zu sehen.

Damit man über die Herkunft dieser Tips ja nicht im Zweifel ist, verbindet der Pariser   Reporter seine Mär noch mit einer Gloriole der Adolf Hitler   Bewegung, die ihre Taufe diesen Ereignissen verdanke. Leider ist dem Tip unseres Freundes Friedrich Sieburg   aber gar zu schnell die Richtigstellung gefolgt. Ach, Herr London  , wenn es schon ,, deutsche   Spuren" gibt, suchen Sie sie lieber ganz wo anders.

Die schwarze Liste

Im Moment, wo London   auf die Roten tippt, ist die schwarze Liste komplett. Die junge Witwe Stavisky hat vor dem Untersuchungsrichter Guernut geredet und ins­besondere die beiden Blätter ,, Midi" und ,, Rempart" belastet. Sie hat zugegeben, daß ihr Mann das Organ des Darius, der zugleich hitlerfreundlich war, und das des Paul Lévy, der zugleich Hitler   bekämpfte, unterstützte. Paul Lévy, der Patriot, ging sogar täglich zwei- oder dreimal bei dem schönen Alexandre ein und aus( heimste 700 000 Franken ein). Auch Aymard von der. durchaus nicht marxverdächtigen ,, Liberté" kam manchmal, dito natürlich Meister Dubarry, dér die zur Schau getragene Freiheit der Volonté  " mit dem Hitler Rapprochement verband.

wieder von Chiappe bekam. Es trifft sich, daß Chiappe am nächsten Tage mit Chautemps vor dem Ausschuß des 6. Fe­bruar aussagen mußte.

Erwähnenswert ist schließlich, daß die Witwe Stavisky von ihrem Manne monatlich 10 000 Franken Haushaltgeld erhielt( obwohl sie wohl meistens im Claridge aẞen) und daß sie an den Selbstmord ihres Mannes nach dem, was sie in Chamonix   gesehen, fest glaubt. Anschließend wurden noch die beiden eleganten Privatsekretäre Alexandres vernommen,

sagten aber vorsichtshalber nichts.

Die Kraxel des Alexandre

Die Kommission hat auch eine Prüfung der Schecks vorgenommen und eine schöne Reihe von Beschenkten fest­gestellt. Es sind meistens die bekannten Namen, darunter aber auch etliche keineswegs der Garat- Partei zugehörige Würdenträger aus dem anderen Lager. Einer von diesen Schecks, an A y mard über 300 000 Franken ausgestellt, ist besonders interessant, weil die Witwe hier, wie der Popu­laire" behauptet, die Buchstaben eines äußerst bekannten Ministers bis auf einen Buchstaben zusammengestellt hat wenn das Blatt auch zugibt, daß der genaue Betrag an sich nicht überwältigend sei. Zu erwähnen ist noch, daß gegen den früheren Député Edmond Boyer, einen Großunternehmer öffentlicher Arbeiten, wegen eines kleinen Schecks von über zwei Millionen Franken die Anklage wegen Hehlerei er­hoben wurde. Dies ist der 21. Angeschuldigte.

Alexandres Fernsprüche

Habib

Die Telefonmädchen im Claridge haben jetzt die Liste der Telefongespräche liefern müssen. Darauf stehen, wie das Blatt Léon Blums mit einiger Heiterkeit feststellt, auch zahlreiche Namen von rechts. Garat, Bonnaure, Paul Lévy. Hurlaux natürlich vorneweg, aber auch Bonardi, ein Freund von Chiappe, gehörte zu den Flügelleuten. stashathon

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Die Suche nach dem Mörder

Die Suche nach dem Mörder in Dijon  , der auch in Ausländer- und Universitätskreisen gesucht wird, geht wei­ter. Fantasiereiche Männer sprechen auch von einem Doppelgänger oder gar von zweien: Prince sei im Zuge getötet und auf die Gleise geworfen worden, und ein Mensch, der dem Pariser   Richter ähnlich sah, habe dann mit verstellter Schrift das Telegramm mit dem falschen Namen " Hallinger" aufgegeben. Dabei sei auch die übliche Zärtlich­keitsbezeichnung des Richters für seine Frau weggelassen. Das ist aber wohl nur eine Kombination.

Ein zweites Eisenbahnverbrechen

Während der Mörder des Richters Prince fieberhaft gé­sucht wird, meldet der Draht aus Saint- Quentin   ein zweites Eisenbahnverbrechen, das mit dem von la Come- aux­Fées eine grauenhafte Aehnlichkeit hat.

Zwölfhundert Meter vor der Einfahrt in den Bahnhof der Stadt entdeckte der belgische Zugführer Bievelez, der im Morgennebel einen Güterzug leitete, den zerfetzten Leichnam eines Menschen. Der Kopf war abgetrennt, der Körper bot einen entsetzlichen Anblick. Zwei Gendarmen, die der benach­richtigte Bahnhofsvorsteher holte, stellten fest, daß der Tote der Pariser   Getreidemakler Louis Cornu- Gilles ist. Cornu wohnt in Saint- Cloud  , der schönen Pariser Vorstadt an der Seine. Dort führte er, 5, rue de Garches  , einen ge­meinsamen Haushalt mit seiner Gattin, seinem dreijährigen Töchterchen Jacqueline und seiner Schwiegermutter Mme. Thomas. Der 24jährige Mann ist Getreidemakler und hatte ein Büro in der rue des Bon- Enfants im 1. Pariser   Bezirk, das er täglich aufsuchte.

Nachts, 12.15 Uhr, war er vom Nordbahnhof nach Brüssel  abgefahren, um einem Gläubiger eine Schuld zu zahlen. Der Körper muß, wie die zur Untersuchung herangezogene mobile Brigade von Reims   feststellte, zwischen 2,40 und 2.45 Uhr nachts aus dem Zuge geworfen sein. Die Beamten aus Reims  benachrichtigten auch die Frau des Toten, die in Saint­Quentin eintraf und, entsetzt über den schrecklichen Anblick ihres Mannes, ihn dennoch erkannte. Sie sagte auch, daß er wahrscheinlich 65 000 Franken für den Gläubiger in einer Mappe bei sich hatte. Mappe, Koffer, Mantel und Hut des Opfers fehlen.

Bei der Leiche wurde ein Brief an die Brüsseler Firma ge­funden, in dem der Tote davon Mitteilung machte, daß er das Geld bringen werde, doch war dieser Brief nicht aufge­geben. Der Schwager des Verstümmelten, M. de Gironde, der neben seinem Büro seine Wohnung hat, bezeugte, daß Cornu   ihm beim Abschied auf dem Bahnsteig gesagt habe, daß er das Geld bei sich trage. Man nimmt mit Bestimmheit an, daß ein Raub mord vorliegt.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pis in Dude weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrüden. Rotationsbruc und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden& Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrüden.

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