,, Deutsche Freiheit" Nr. 62

ARBEIT UND WIRTSCHAFT

inq, end

Donnerstag, den 15. März 1934

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Hauptgruppe 1: Krupp   v. Bohlen und Halbach, Essen; Hauptgruppe 2: Staatsrat Blohm, Hamburg  ;

Hauptgruppe 3: Erich Hartkopf, Solingen  ;

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Hauptgruppe 4: Dr. Vögeler, Dortmund  ;

Hauptgruppe 5: Der Präsident der Industrie- und Han­

Hauptgruppe 6: Gottfried Dierig  , Langenbielau  ;

Marschrichtung Großkapitalismus

Nicht einmal Ständestaat, sondern kapitalistische Diktatur

Reichswirtschaftsminister Dr. Schmitt hielt am Diens­

tag im Reichswirtschaftsrat vor Vertretern der Industrie, des Handels, des Handwerks, des Reichsnährstandes und aller übrigen an der Wirtschaft beteiligten Kreise einen Vortrag über das Gesetz zur Vorbereitung des organischen Aufbaues der deutschen   Wirtschaft. Er führte u. a. aus:

Ständestaat ,, zurückgestellt"

Ich möchte hier gleich vorweg bemerken, daß es sich bei den bevorstehenden Maßnahmen nicht um die Frage des ständischen Aufbaues handelt. Sie wissen, daß der Führer die Lösung dieses Problems bewußt zurückgestellt hat, da er mit Recht der Meinung ist, daß der ständische Auf­bau sich erst allmählich aus der Entwicklung der Dinge her­aus gestalten wird. Die uns gestellte Aufgabe beschränkt sich lediglich darauf, das gewaltig große und in seinem Ausmaß für die Gestaltung der deutschen   Zukunft ungeheuer wichtige Gebiet der deutschen   Wirtschaftsführung organisatorisch mit der heutigen Staatsauffassung in Uebereinstimmung zu bringen.

Kapitalistisches Unternehmertum

Gruppe 9: Handel;

Gruppe 10: Banken und Kredite; Gruppe 11: Versicherungen; Gruppe 12: Verkehr.

Nur Kapitalisten führen

Um schon mit dem heutigen Tage Richtung zu zeigen und einen Anfang zu machen, gleichzeitig aber auch um den Be­ginn der Arbeit von der Spitze aus zu ermöglichen, hielt ich es für zweckmäßig, nach entsprechender Fühlungnahme die Männer zu bestimmen, die nunmehr an die Verwirklichung des Werkes herangehen sollen.

Die Namen lauten:

Führer der Gesamtorganisation der gewerblichen Wirt­schaft: Ke Bßler, Führer des Reichsverbandes der Elektroindustrie;

Stellvertreter des Führers der Gesamtorganisation: Graf v. d. Gol( Stettin  );

Wenn wir uns nun die Frage stellen, was wollen wir mit Zunahme der Sparkassen- Einlagen

dem geplanten Umbau erreichen?, so ist dazu folgendes zu

sagen:

Auf keinen Fall wollen wir das tausendfältige Eigenleben unserer Wirtschaft zerstören. Wir brauchen auch in Zu­kunft den selbständigen Unternehmer, der mit seinem Unter­nehmen auf Gedeih und Verderb verbunden ist. Wer ein Unternehmen führt, muß die Verantwortung tragen. Die guten Taten sollen sich auch für den auswirken, der sie voll­brachte, und die schlechten sollen nicht auf dem Rücken anderer ausgetragen werden können. Auch in Zukunft soll wirtschaftlich weitergekämpft werden. Ohne ehrlichen Kon­kurrenzkampf geht es nicht. Wenn die Form der privaten Wirtschaft ihre Daseinsberechtigung hat, so vor allen Dingen deshalb, weil sie in ihrem immer wieder jungen Ringen um die bessere Leistung alle Kräfte der Wirtschaft frisch erhält und zu Höstleistungen anspornt.

Liberalismus: Freies Spiel der Kräfte

Das entspricht dem nationalsozialistischen Leistungs­prinzip und ist Voraussetzung für die Wiedergewinnung unseres Wohlstandes, sei es auf dem Binnenmarkt oder auf dem Weltmarkt, auf den wir als hochindustrialisiertes Land angewiesen sind. Gerade das Ausmaß unseres Auslands­absatzes wird immer abhängig sein von der Qualität der Waren, von ihrem Preis, aber auch von der Tüchtigkeit unserer Auslandskaufleute.

Auf dieser Basis wollen wir auch in Zukunft aufbauen. Wir wollen aber mit diesem Grundsatz den anderen verbin­den, daß dieses freie Spiel der Kräfte gesund geordnet sein muß durch eine starke Führung, die auf ein Ziel gerichtet ist, auf das Wohl des Ganzen, auf den Dienst an Volk und Vaterland. Hieraus ergibt sich die Forderung, daß alle Unter­nehmungen in Zukunft notwendigerweise ihren Fachgruppen angehören müssen um sich den Interessen des Ganzen, aller­dings nur den im Interesse des Ganzen erforderlichen Maß­nahmen unterzuordnen.

Ehrengerichte, nur von Unternehmern besetzt

Hierüber werden Ehrengerichte zu entscheiden haben. Ihre Besetzung muß so gestellt sein, daß Fachkenntnisse auf der einen Seite und völlige Unabhängigkeit auf der anderen Seite gewährleistet ist. Es wird unerläßlich sein, daß der mit dem autoritären Staat in den Vordergrund geschobene Führer­gedanke verwirklicht wird. Was im Interesse des Ganzen notwendig ist, kann nicht an der Kurzsichtigkeit einer Mit­gliederversammlung scheitern. Verantwortungsbewußte, tüch­tige, das Reich Adolf Hitlers   bejahende Männer müssen die Führung übernehmen und damit in den Stand gesetzt werden, die Entscheidungen zu treffen, die sie im Interesse des Gan­zen für richtig halten, gestützt auf den ebenso denkenden Führerrat. Männer, die sich nie von den Sonderinteressen ihres Eigenbetriebes, sondern von den Erfordernissen des Ganzen leiten lassen. Der Führer verwaltet sein Amt ehren­amtlich und soll lebendig mit der Wirtschaft verbunden, d. h. er soll selbst Führer eines Unternehmens sein.

Die Preise hoch!

In diesen Zusammenhang gehört auch die Frage der Kar­tellbildung. Aus meiner Grundeinstellung heraus halte ich Kartelle, wie überhaupt Preisbindungen für unerwünscht. Wenn wir ttzdem nicht nur eine leider sehr große Zahl von Kartellen gebilligt, ja sogar selbst solche zwangsweise gebildet haben, so deshalb, weil in wirt­schaftlich schweren Zeiten in einzelnen Teilen der Wirtschaft schwere Strömungen eingetreten waren, auf die ich im ein­zelnen hier nicht einzugehen brauche. Wir werden auch in Zukunft nicht ohne Preisbindungen, ja sogar in einzelnen besonders gelegenen Wirtschaftszweigen nicht ohne Quoten bindungen auskommen können. Aber das scheint mir sicher, daß durch ie Möglichkeiten, die das neue Gesetz uns gibt, ein tüchtiger Führer viel eher als bisher auch ohne Preis­bindung die erwünschte Ordnung wird durchsetzen können. 12 Wirtschaftsgruppen

Die Organisation der gewerblichen Wirtschaft, die unter einem von mir zu ernennenden Führer und Stell­vertreter des Führers steht, wird in ihrer obersten Gliede­rung in 12 Hauptgruppen zusammengefaßt. Hiervon bilden die ersten sieben die Industrie, und zwar:

Gruppe 1: Bergbau, Eisen- und Metallgewinnung; Gruppe 2: Maschinenbau  , Elektrotechnik, Optik und Feinmechanik;

Gruppe 3: Eisen-, Blech- und Metallwaren;

Gruppe 4: Steine und Erden, Holz-, Bau-, Glas- und kera­mische Industrie;

Die Zunahme der Spareinlagen, die im Monat Januar stets saisonmäßig hoch ist, hat mit 0,67 Millionen nach Abzug von Aufwertungsgutschriften mit 0,11 und Zinsgutschriften mit 0,16 Millionen gegen 0,58 Millionen im Januar 1933 und 0,41 Millionen im Vormonat einen Höchststand seit der Kreditkrise des Jahres 1931 erreicht. Die Auszahlungen lagen mit 0,49 Millionen über denen des Vormonats von 0,40, jedoch wesentlich unter den Ziffern für die Vergleichsmonate der Jahre 1930 bis 1932. Der Gestamtbestand Spareinlagen bei den deutschen   Sparkassen hat auf Grund

an

delskammer Pieysch. München  ;

Hauptgruppe 7: Brauereidirektor S ch i ler, Dortmund  ;

Hauptgruppe 8: Reichshandwerksführer Schmidt,

Berlin  :

Hauptgruppe 9: Handelskammerpräsident Lür, Frank­ furt am Main  ;

Hauptgruppe 10: Fischer, Reichskredit A.- G.;

Hauptgruppe 11: Hilgard, Allianz und Stuttgarter Verein;

Hauptgruppe 12:( Verkehr) steht noch aus.

Die 32 Untergruppenführer werden von den Hauptgruppen­führern im Einvernehmen mit dem Reichswirtschaftsminister bestimmt.

Krupp und Vögeler voran, und weit dahinten verhallen die letzten Phrasen vom, deutschen Sozialismus".

des hohen Einzahlungsüberschusses einschl. Zinsen und Auf­wertung von 0.45 Millionen( 0,31 im Januar 1933 und 0,13 im Dezember) das Höchstniveau im Mai 1931 von 11.22 Mil­liarden mit 11,27 Milliarden zum ersten Male überschreiten können.

Süßstoff- Schmuggel

Infolge der Verteuerung des Zuckers hat sich ein unge­heurer Süßstoffschmuggel entwickelt, der trotz der schweren Strafen unaufhörlich zunimmt. Am stärksten ist er an der deutsch  - polnischen Grenze bei Beuthen  .

Amerikanischer Finanzskandal Drei der prominentesten Angeklagten

Andrew Mellon  ,

der frühere amerikanische  Schatzsekretär

Th. Lamont, der Partner des Bankkönigs J. P. Morgan.

Aus Neuyork wird berichtet, daß die Regierung der Ver­ einigten Staaten   eine Reihe der wohlhabendsten und befann­testen Finanzgrößen Amerifas wegen Steuerhinterziehung verflagen wird. Es handelt sich bei den prominentesten An­geflagten um den ehemaligen Schaßsekretär der Hoover­Regierung, Mellon, einen der reichsten Amerikaner und Be­sitzer des Alluminium- Trusts, ferner um den Partner des Banfenfönigs Morgan, Th. Lamont sowie den früheren Bür­germeister von Neuyorf, Jimmy Walker  .

Mellon war über 10 Jahre lang der Leiter des amerikani­ schen   Schatzomtes. Seine Alluminiumgeschäfte sollen in der

Jimmy Walker  , das einstige Oberhaupt von Neuyorf.

Tetzten Zeit in der amerikanischen   Oeffentlichkeit schärfstens Eritisiert worden sein. Er wird beschuldigt, seine Stellung als Schaßfekretär zugunsten seines eigenen Konzerns mißbraucht zu haben.

Die scharfen Maßnahmen der amerikanischen   Regierung werden darauf zurückgeführt, daß der jeßige Präsident Roose­ velt   entschlossen sei, den finanziellen Großschiebern endgültig das Handwerk zu legen.

Die Mitteilung von der Klage gegen die drei Finanzgewal­tigen hat nicht geringes Aufsehen erregt. Man wird auf die­sen Prozeß gespannt sein dürfen.

Kohlenabsatz an der Ruhr sinkt

r

Die Aussichten für die Saargruben gering ,, Lästige Ausländer" Das offizielle deutsche Nachrichtenbüro( DNB.) berichtete vor einigen Tagen über das fortgesezte Ansteigen der Be­legschaftsziffer des Ruhrbergbaues". Die Belegschaftsziffer des Ruhrbergbaues lag nämlich Ende Februar um mehr als 1100 Mann höher als Ende Januar und ist seit dem Tief= punft im September 1932 insgesamt um 23-24 000 gestiegen. Dazu wurde aber bemerkt: Man kann damit rechnen, daß zur Zeit durch Einlegen von Feierschichten mehr als 20 000 Mann über die augenblickliche Beschäftigungs­möglichkeit hinaus von den Ruhrzechen in Arbeit gehalten

Stellung auf dem süddeutschen Kohlenmarft werden einneh­men können. Das darf aber angesichts des vorhandenen Stampfes um den süddeutschen Markt als ausgeschlossen gelten.

werden."

Ohne daß Einlegen von Feierschichten wäre also die Zahl der Beschäftigten im Ruhrbergbau auf dem Tiefstand von September 1982 geblieben.

Das ist auch nicht verwunderlich, da der bis jetzt nicht sehr erheblichen Steigerung der Förderung eine sehr erhebliche Steigerung der Leistungsfähigkeit pro Mann und Schicht gegenübersteht.

Die Lage des Ruhrbergbaues bleibt außerordentlich schwie­rig. Die Gesamtförderung im Jahre 1933 war immer noch um 87 v. H. geringer als 1929, während zum Beispiel die Ge­samtförderung der Saargruben im gleichen Jahre um 22 v. H. hinter der von 1929 zurückblieb. Die Steigerung der Förderung wird für den Ruhrbergbau mit dem verschärften Konkurrenzfampf verbunden und deshalb von der Verschlech terung der Erlöse begleitet. Für uns ist von Interesse, daß sich der Konkurrenzfampf, mit besonderer Schärfe auf dem süddeutschen Kohlenmarkt abspielt. Die Bergleute an der Saar werden von der deutschen Front" damit vertröstet, daß die Saargruben nach der Rückgliederung ihre frühere

Gruppe 5: Chemie, technische Oele und Fette, Papier   und Ronfurrenzfampf verbunden und deshalb von der Verschlech­papierverarbeitende Industrie:

Gruppe 6: Leder, Textilien und Bekleidung;

Gruppe 7: Nahrungsmittelindustrie;

Hinzu kommen:

Gruppe 8: Handwerk;

Im letzten Bericht über den süddeutschen Kohlenmarkt in der Deutschen   Bergwerfs- Zeitung" lesen wir: Der Wett­bewerb um die einzelnen industriellen Geschäfte bleibt wei­ter beachtenswert. Von einer Beruhigung der Verhältnisse im Wettbewerb fann trotz des Anschlusses des Aachener Re­viers an das Rheinisch- Westfälische Kohlensyndifat nur mit Beziehung auf diese beiden Produzenten gesprochen werden. Oberschlesien   jetzt seine Verkaufsbemühungen in alter Form fort, ferner die französische   Verwaltung der ehemalig fiskaliz schen deutschen   Saargruben und der Lothringische Bergban, Das Ausland wird neben Holland   durch englische Liefe gen vertreten."

Man merkt, daß das Blatt, das die Interessen des Nuhe­gebietes vertritt, ohne besondere Freude davon spricht, daf auch die Saarfohle am Wettbewerb in Süddeutschland   tell nimmt. Ja, man hat sogar das Gefühl, daß die Saarfohle int Bericht gleich mit den anderen lästigen Ausländern" behandelt wird. An der Ruhr hat man nur schweren Her­zens damit abgefunden, daß die Ruhrkohle in Süddeutschland  in starkem Maße durch die Aachener Kohle verdrängt wurde und man möchte am liebsten jede andere Konkurrenz aus­schalten. Wenn man noch berücksichtigt, daß, wie aus dem glei­chen Watt ersichtlich ist, sogar die englische Kohle auf dem süddeutschen Markt als starfe Konfurrenz auftritt( der Be­richt führt das auf die Pfundentwertung zurück), so müssen die Aussichten für die Eroberung dieses Marktes durch die Saarkohle als gleich Null erscheinen.