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Balor do sododo

na Aubiel

Freihei

Nummer 64-2. Jahrgang

Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands  

abo nadbirdssprede

Aus dem Inhalt

Barcelona   ohne Stcom

Ossietzky

Transful Seite 2 mühsam

Seite 3

Vermehrte

Seite 4

passive Handelsbilanz

Brauner Luftschutz

Seite 5

3 Millionen Dollar

für jüdische 3lidilirge?

Saarbrücken  , Samstag, den 17. März 1934

Chefredakteur: M. Braun

Seite 7

Papen stürzt

Gestern und heute

Wie kommt es, daß Hitler auf gewissen Fotografien immer lächerlich aussieht?

Bei den Nazis in Ungnade- Er soll zum fühle, rein ästhetisch genommen, sein oberster Führer im Botschafter in Rom   degradiert werden

Berlin  , 16. März.( Eig. Ber.) Die Tage Franz von Papens   als Vizekanzler find gezählt, Als Ende Januar furz vor dem Kaisersgeburtstag Dr. Göbbels   zur Ablenkung der murrenden alten Rämpfer" seinen demagogischen Feldzug gegen die Reaktion" begann, zielte er unmittelbar auf den Vizekanzler von Papen, auch wenn er dessen Namen nicht nannte. Man bezichtigt ihn monarchistischer Umtriebe, auch der indirekten Verhandlungen mit dem Erkaiser in Doorn. Seit Monaten wird der Vizefanzler von der Geheimen Staatspolizei überwacht und wiederholt sind Aften von Papens durch die Gestapo   auf hochverräterischen Inhalt hin durchsucht worden.

Der Bizekanzler darf schon seit einer Reihe von-en nicht mehr öffentlich auftreten. Zwar ließ er sich noch ab und zu auf festl.hen Veranstaltungen als Staffage des Führers" fotografieren, aber reden durfte er nicht mehr. Schließlich zog sich Papen eine politische Krankheit zu, die ihn davor be= wahrt, fich noch öffentlich zu zeigen oder sich sonstigen Ge: fahren auszusehen,

Um dem Absturz in das Nichts zu entgehen denn was ift Fränzchen von Papen ohne Amt und Titel? bewirbt

Posten des des deutschen   Botschafters beim Quirinalin Rom. Die Ernennung dürfte sozusagen auf dem Gnadenwege in einigen Tagen erfolgen, wenn nicht auch das noch schief geht.

Daß ein Botschafter Chef des Ministeriums wird, ist nichts außergewöhnliches. Wird aber ein Vizekanzler, der zudem Reichskanzler war, Botschafter, so ist das eine Degradierung. Allerdings hat sich ein ähnlicher Vorgang im Leben des Fürsten von Bülow ereignet, als er in den ersten Kriegs: monaten Botschafter in Rom   warde. Jedoch ist der Unters fchied zwiefach: 1. war Bülow nicht mehr aktiver Kanzler oder Minister, sondern schon seit 5 Jahren im Ruhestande, 2. war seine Berufung nach Rom   besonders ehrenvoll, denn er galt wegen seiner langjährigen italienischen   Beziehungen ( er war früher schon Botschafter in Rom   und war mit einer italienischen Aristokratin verheiratet) als der einzige deutsche  Diplomat, der mit Aussicht auf Erfolg um die Neutralität Italiens   werben konnte.

Für Franz von Papen   ist der Posten bei dem König von Italien eine Verbannung, aber immerhin ein Eril, das repräsentativer ist als das Leben eines Privatmannes in

fich der sogenannte Bizetangler bei feinen natios nalsozialistischen Borgesezten#m den seinem Schloffe Wallerfangen   bei Saarlouie

Die ,, Abrüstungs"-Krise

Französische   Note an England voraussichtlich Samstag

des

Paris  , 16. März. Die französische   Note auf die letzten eng- Der Figaro  " erklärt, daß die französische   Regierung in ihrer lischen Abrüstungsvorschläge wird voraussichtlich im Laufe des Samstags in London   überreicht werden, nachdem sie der englische Ministerrat am Samstagvormittag noch ein leẞtes­mal geprüft hat. In politischen Kreisen erklärt man in diesem Zusammenhang, daß die französische   Regierung bei der Ab­fassung dieser Note den Ausführungen Edens und Sir John Simons vor dem englischen Unterhaus Rechnung getragen habe.

Der Jour" glaubt versichern zu können, daß die fran­ zösische   Regierung in sehr höflicher, aber entschiedener Form die englischen Abrüstungsvorschläge ablehnen werde, die darauf hinausliefen, die französische   Militärmacht herunter­zujeßen bei gleichzeitiger Verstärkung der deutschen   Rü­stungen. Es habe den Anschein, so betont das Blatt, als ob die französische   Regierung fich wesentlich den italienischen Vorschlägen genähert hätte, wobei sie jedoch nach wie vor größten Wert auf die Kontrolle lege. Der Gedanke dieser Rontrolle set außerdem mit den notwendigen Durchführungs­bestimmungen des Abkommens verbunden. Gerade diese Durchführungsbestimmungen stellten den schwierigsten Punkt der ganzen Frage dar, und es sei zu erwarten, daß hierbei die verschiedenen Auffassungen aufeinanderprallen würden.

Note auf die enge Verbindung zwischen Abrüstung und Sicherheit hinweisen werde. Wenn die englische   Regierung bereit wäre, Frankreich   genügend Sicherheitsgarantien zu geben, würde die ganze Abrüstungsfrage ein anderes Gesicht bekommen. Man dürfe sich im Foreign Office nicht darüber im Zweifel sein, daß Frankreich   absolut nicht mit der Auf­fassung Sir John Simons einverstanden sei, wonach ein schlechtes Abkommen immer noch besser sei als überhaupt feines.

Das deutsche   Volk hat nicht mehr viele Rechte, aber das Recht hat es noch, sich für Fragen wie diese im stillen zu interessieren. Schließlich ist es ja nicht einerlei, welche Ge­Beschauer weckt. Zumal im ausländischen Beschauer. 13 Hitlers Aeußere wirft zweifellos Fragen auf. Etwa: gibt es eine Verschwörung der Fotografen? Man könnte meinen, sie hätten sich alle verabredet, den Herrn Volkskanzler lächerlich zu machen. Selbst die begeistertsten Anhänger kommen daran nicht mehr vorbei. Erst neulich sah man ihn wieder auf der Titelseite einer Illustrierten, wie er dem greisen Feldmarschall der Republik   die Hand in einer Hal­tung schüttelt, als wolle er ein Gedicht aufsagen und komme vor soviel Ehrwürdigkeit nicht weiter. Aber das war nur das vorläufig legte Glied einer langen Kette. Der Reichs­kanzler im Nietsche- Archiv, Adolf Hitler   in der Festvor­stellung der Meistersinger", der Kanzler vor der Kabinetts­sigung, der Führer begrüßt Ministerpräsident Göring  - übrigens lange her, daß wir gerade dies sahen auf die Frage: wer ist hier Adolf Hitler  ? antworten alle diese Bilder: der Unbedeutendste. Und doch der Auffallendste. Weil der Komischste.

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Sind es wirklich die Fotografen, die den Herrn Reichs­kanzler lächerlich machen, oder tut er es selbst?

Es gibt, man muß es ihm beziehungsweise den Fotografen lassen, auch eine andere Sorte Bilder: der Führer spricht zu seiner SA. oder Adolf Hitler   im Reichstag am 30. Januar. Da sieht er etwas besser aus. Neutral sind ferner die einfachen Brustbilder und Kniestücke. Auch da gibt es freilich Sonder­barkeiten. Auf einer viel verbreiteten Postkarte schielt er finster in die Ecke, als wollte er fragen: wer hat da eben gelacht? Doch sind hier immerhin Bürstchen, Strähne und das Dazwischenliegende zu einer Maske zusammengestellt, die in gewissen Augenblicken etwas sehr Konzentriertes hat.

Aber diese Postkarten sind unglaubwürdig. Ich habe den Mann jahrelang bei vielen Gelegenheiten aus der Nähe ge­sehen und kann nur sagen: die eindrucksvollen Bilder sind gefälscht. Das Imperatorische, zu dem sich manche ver­steifen, ist eine fotografische Lüge. Ich sah ihn einmal im Münchener   Zirkus Krone  , noch in den Anfangsjahren. Da stand er im schwarzen Cutaway vor der tobenden Menge und fand das Wort nicht. Plöglich beugte sich die damals noch hagere schwarze Gestalt vor. faßte mit beiden Händen den Tisch, den sie vor ihm aufgestellt hatten, schob ihn etwas wahrhaftig, er trug nach vorn, dann wieder etwas zurück mit eigenen Führerhänden den Tisch über das Podium. So verlegen war er.

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Doch warum bekommt er beim Reden immerhin Form und verliert sie so unfehlbar im Gespräch zu zweien oder im kleinen Kreise? Sehr einfach: er hat Angst. Er wird jede Geste verrät es, von einer ständigen Angst verfolgt, er könne jetzt schon wieder etwas falsch gemacht haben, und im nächsten Augenblick werde es ihm jemand sagen. Das ver­trüge er nicht. Ganz sicher fühlt er sich darum nur vor einer Volksversammlung, in der niemand widerspricht. Wohlgemerkt: eine Versammlung, wie er sie erfunden hat; aus der Zwischenrufer sofort hinausgeprügelt werden. Seine Versammlungen tragen den persönlichen Stil seiner inneren Unsicherheit.

Der Sozialisten führer Leon Blum   stößt im " Populaire" einen Alarmruf aus und spricht im Zusammen­hang mit der französischen   Note von einer radikalen Um­wälzung der bisherigen französischen   Politik in der Ab­wälzung der bisherigen französischen   Politik in der Ab­rüftungsfrage. Man habe Mühe, eine so schwerwiegende Handlung zu begreifen. Das französische   Volf müsse endlich darüber entscheiden, ob es sich damit einverstanden erkläre, daß sich Frankreich   in einen Rüstungswettlauf stürze. Frank­ reich   dürfte sicherlich nicht zugeben, daß die Rüstungen Deutschlands   anerkannt und legalisiert würden. Auf der anderen Seite müsse es sich auch zur Abrüstung bereits Kein Staat gibt soviel auf donnernde, funkelnde Re­erklären, um eine internationale Zusammenarbeit gegen die deutschen   Rüstungen zu ermöglichen.

präsentation wie der nationalsozialistische. Es ist schon ein Pech, daß ausgerechnet dieses Staatswesen eine solche Ge­stalt an der Spitze hat. Argus.

Schacht- System bricht zusammen

Zwangswirtschaft wie noch nie!

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wird aufgegeben. In Zukunft kann kein deutscher   Staats­bürger ohne den Nachweis besonderer Dringlichkeit auch nur eine Mark fremder Devisen erwerben. Auch besteht keine Aussicht mehr, daß Auswanderer einen nennenswerten Be­trag ins Ausland mitnehmen können.( Bisher wurde grund­sätzlich die Ausfuhr bis zu einer Grenze von 10 000 Mark ge­stattet.)

Die in Saarbrücken   erscheinende Zeitung Westland" schreibt: Die Abzüge an Gold und Devisen, die nach dem letzten Wochenausweis der Reichsbank 20,9 Millionen Mark betrugen, und die katastrophale Lage des deut­ schen   Außenhandels, der nach der amtlichen Stati­stik im Februar mit 35 Millionen passiv war, stellen die Reichsregierung vor außerordentliche Entschei dungen. Aus offiziösen Verlautbarungen geht hervor, daß man gezwungen sein wird, das System der Zwangsbewirt­schaftung in einer bisher nicht dagewesenen Weise zu ver­schärfen. Es wird offen zugegeben, daß die' Rohstoffbasis der deutschen   Wirtschaft gefährdet sein würde, wenn man sich nicht zu radikalen Maßnahmen entschlösse. Die liberale Methode" bei der Gewährung ausländischer Zahlungsmittel

Um den Rohstoffbedarf in Zukunft decken zu können, wird in Zukunft sehr einschneidende Maßnahmen zur Belebung des Exports ergreifen müssen. Nachdem Dr. Schacht sich gerade in Karlsruhe   wieder für die Stabilität der Reichsmark ausgesprochen hat, ist nicht zu erwarten, daß man zu dem

Mittel der Abwertung greifen wird. Man spricht in geheimnis­voller Weise von einer andern Methode", die Deutschland   in die Lage versetzen soll, je de Konkur­renz" zu bestehen.

Schließlich werden Verhandlungen mit den Gläubigern an­gekündigt, die eine Klärung bringen müßten, damit Deutsch­ land   nicht aus der Reihe der Rohstoffbezieher ausscheide. Das stellt die Ankündigung eines allerschärfsten Erpressungs­versuchs dar. Gleichzeitig erinnert man allerdings daran, daß Deutschland   noch erhebliche Reserven an Auslandkapital be­site. Der Bestand an Auslandseffekten, die sich zum größten Teil in Privatbesity befinden, betrüge noch wenigstens 1 Mil­liarde Mark; aus ihnen könne man wenigstens die Hälfte des Betrages verflüssigen. Ferner wird darauf hingewiesen, daß man sich schon reichlich mit Rohstoffen eingedeckt habe. Diese letzten Reserven, so wird angedeutet, würden es Deutschland   ermöglichen, längere. Zeit ohne jede ausländische Hilfe seine Produktion in Gang zu halten. Diese Bemerkung kann als die Drohung angesehn werden, einen rücksichtslosen Handelskrieg zu eröffnen, vielleicht aber auch die gewollt unbestimmte Ankündigung schärfster Feindseligkeiten.