Pariser Berichte
Pariser Straßenkalender
Heute abend, Samstag, den 17. März, veranstaltet der Deutsche Klub ein geselliges Beisammensein mit Tanz in der Université du Parthénon, 64, Rue du Rocher, Paris 8 ( am Bahnhof St. Lazare ). Verschiedene Gesangsvorträge. Gäste gern willkommen. Eintritt: 5 Franken( Stellungslose 3 Fr.).
In Paris sind wieder eine Anzahl neuer Straßennamen geschaffen worden. U. a. ist der Name des ,, dämonischen Frauenmalers" Félicien Rops der avenue du Cimetière im 13. Bezirk verliehen worden, und die Passage Sibuet im 12. Bezirk heißt jetzt rue de Toul.
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Ein historischer Winkel des alten Paris , der Engpaß zwischen dem quai Malaquais und der rue de Seine soll verschwinden. In den alten Häusern dieses quai wohnten berühmte Leute, darunter Moritz von Sachsen .
Léon Frapié , der Verfasser der ,, Maternelle", die vor längerer Zeit einen solchen Erfolg als Roman und jetzt als französischer Film hatte, hat Mlle. Alice Verlay, seine MitBraut schrieb die Chansons zu dem Film. Der Verfasser hat einen Roman ,, Le garçon à marier" beendet.
Tel. Trinite 43-13
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BRIEFKASTEN
Einkäufer Amsterdam . Ihr Besuch in Leipzig hat Sie davon überzeugt, daß der Besuch noch wesentlich schlechter war, als die Berichte zugeben. Sie schreiben uns, daß die Zahl der Franzosen von 1400 auf 600, der Tschechoslowaken von 2500 auf 1000, der Belgier von 900 auf unter 600 zurückging. Auch die Ungarn waren schwächer
vertreten.
Emigrant Basel . Wie wir aus Ihrer Einsendung entnehmen, be= flagt sich im Hakenkreuzbanner" ein Herr Georg Th. Maier aus Zürich über die Emigrantenpresse, an deren Spize die Freiheit" marschiert". Was wollen wir mehr? Barbaren bestätigen uns, daß wir an der Spiße der deutschen Zivilisation marschieren. So bleibt uns Deutschland unverloren. Mit seinen Eichen, seinen Linden, werde ich es immer wiederfinden." lebaiwa gold
Mr. Hansard, der junge Engländer, der in Paris durch Gangsters in einem Scheckschwindel um 10 000 Livres betrogen wurde, ist schon von Davos an von den Verbrechera verfolgt worden. Er erkannte die Gangsters im Verbrecheralbum.
Die Ermordung des italienischen Emigranten Franco Clerici, eines sozialistischen Anwalts, der jetzt als Seidevertreter und daneben als politischer Redner in Paris tätig war, scheint ein Werk der Eifersucht zu sein. Clerici, der 36 Jahre alt und aus Mailand gebürtig war, soll in eine Liebesaffäre verwickelt gewesen sein.
Die ihrige Frau von M. d'Andrieux de Daubine, der den Bankier in der rue de Clichy aus Verzweiflung erschossen hat, ging in Nice ins Wasser.
Eine Abordnung aus dem Textilgebiet, geführt von dem Liller Bürgermeister Abgeordneten Roger Salengro und dem Abgeordneten Bracke, unter Einschluß verschiedener Liller St dtvertreter und Gewerkschaftsführer, hat den Ministerpräsidenten Doumergue wegen des schweren Textilkonflikts im Norden des Landes aufgesucht.
Wie man weiß, haben die Unternehmer der Webindustrie zu einer Lohnkürzung ausgeholt Sie haben ab 1. März durch ihre Kammer die Löhne der Männer um 3, die der Frauen um 4 Prozent gesenkt, und wollen ab 15. Mai er
neut kürzen, um den gleichen Betrag. nzösischen
Salengro, der Bürgermeister der nordfranzösischen Großstadt, trug ein Exposé vor, daß die Regierung Chautemps am 28. Dezember die von der Regierung Laval am 1. August 1931 zugestandenen Zuschläge aufhob. Die Lage auf dem Liller Markt, der stark unter der japanischen, englischen, elsässischen Konkurrenz und unter der Konjunktur für Kunstseide litt, wurde schlechter. Die Ausfuhr an Baumwollstoffen fiel seit 1927 von 740 Millionen auf 284 im Jahre 1932, und die Abfertigung von feinen Tuchen sank von 8 auf 6 Millionen Kilo, die Zahl der Arbeiter auf 17 000, während es 21 000 gewesen waren.
In diese Krise platte die Verhängung der 20prozentigen englischen Zollerhöhung auf französische Waren und die Kündigung des Handelsvertrages, die allerdings erst am 12. Mai wirksam wird. dingar
Salengros Bericht erklärt, daß die Löhne nicht weiter verkürzt werden können, und daß die Ausgaben der Stadt Lille für Stempelgelder bereits ungeheure sind. Die Wollkämmer und die Frauen würden durch die Neureglung unter 20 Franken täglich verdienen, nämlich 19,84 die Wollkämmer und 19,52 bzw. 18.40 die Frauen. Salengro forderte Einwirkung auf die Unternehmer und Schutz der Arbeiterinteressen bei den in London beginnenden Verhandlungen.
Doumergue sagte den Schutz der Textilinteressen bei der Londoner Konferenz zu und versprach auch auf die Kammer der Unternehmer einzuwirken, daß keine Lohnkürzung vor dem Abschluß, stattfinde.
Salengro erklärte nach Schluß der Konferenz, daß ein Textilarbeiterstreik, wenn die Gewerkschaft ihn beschlösse, regen Rückhalt auch in Roubaux- Toar coing und im ganzen Tal der Lys finden würde. Das Lilier Syndikat werde, wie auch der Ausgang der Londoner Tagung sei, in voller Uebereinstimmung mit dem Gewerkschaftskartell und der Liller Stadtverwaltung die Interessen der von ihr betreuten Zehntausende von Arbeitern, getreu einer Vergangenheit von fünfzig Jahren Kampf, zu verteidigen wissen.
Der zum Tode Verurteilte als Schwindler Eine abenteuerliche Meldung aus Brüssel sind Brüssel , 14. März. In Belgien erregt die Affäre eines zum Tode Verurteilten großes Aufsehen, der, zu lebenslänglichem Kerker verurteilt, in Löwen saß. Der Zucht- Sträfling fertigte dort Angelhaken und Bambusrohre für Kaufleute in Brüssel an. Dabei gelang es ihm, aus der Abgeschiedenheit seines Verließes Durchstechereien mit den Wärtern zu begehen. Ein Teil der Ware ging nach Lüttich an die Frau des Sünders und wurde zu seinem Profit verkauft. Schließlich merkte einer der Unternehmer, daß er viel mehr Rohstoffe lieferte, als er Ware erhielt. Das Defizit belief sich auf mehr als 100 000 Franken.
Bei der Untersuchung wurde festgestellt, daß zwei Wärter ganz ungeniert Postanweisungen aus Lüttich erhalten hatten, die von der Frau ihres Sträflings ausgingen. Der eine der beiden Wächter des fidelen Gefängnisses legte ein Geständnis ab, der andere zog es vor, sich mit seinem Revolver zu erschießen, als der Schwindel raus kam.
,, Neuer Vorwärts" wird in Paris jeden Freitag in
allen großen Zeitungskiosken und in den Bahnhofs- u. Untergrundbahnbuchhandlungen verkauft. Preis 1,50 Fr.
Das Blatt ist in den bedeutendsten französischen Städten erhältlich, auch in Monaco , Marokko und Algerien .
Wegen der Aufnahme von Inseraten und von Abonnements in Frankreich wende man sich schriftlich an
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BORIS SKOMROSKY. 141 rue Broca Paris( 13e). Postscheckkonto( Chéque postaux): Paris 1260 98.
Das Abonnement kostet: 12 Monate 65 Fr., 6 Monate 35 Fr., 3 Monate 18 Fr.
H. N., Gent . Lassen Sie sich doch nicht einreden, daß Mussolini zum Antisemitismus neigte. Er denkt nicht daran, die Juden zu benachteiligen. Der Oberste Faschistenrat hat eben erst in die Kandidatenliste für die neue Kammer vier Juden aufgenommen, und zwar die Industriellen Bolivetti und Arias, ferner den Großkaufmann Pavoncelli und Riccardo Luzattt, einen Verwandten des befannten Staatsmannes, für den Senat zwei Juden, den Rechtsanwalt Felici und den Industriellen Fald.
B. Paris . Sie schreiben uns: Ihre Zeitung ist die einzige mir bekannte Tageszeitung, welche wirklich auf breiter Basis volkstüm lich geleitet wird und sich als Sprachrohr für alle Gegner des Faschismus erweist. Dabei scheinen Sie sich besonders auf die Jugend zu stützen." Sie haben ganz richtig unser Ziel erfaßt. Unsere Leistungen bleiben aber aus sehr triftigen Gründen noch weit hinter dem Streben zurück. Wir haben eben mutig angefangen nach dem viel wird leisten". Ihre
Rieberſchrift, die ung fehr gefallen hat, legen wir noch für furze Seit beiseite. Wir fürchten, daß sie uns gerade jetzt eine Flut von 3uschriften eintragen würde und eine fruchtlose Diskussion. Sowohl in der SPD. wie in der KPD. gibt es allzu viele, die aus ihrer gemeinsamen furchtbaren Niederlage nichts gelernt haben, und in fruchtloser Rechthaberei verharren.
Früher Magdeburg . Wir ersehen aus den Zeitungsausschnitten, daß die Sammler und die Sammlerinnen für das Winterhilfswerk kaum noch zu bewegen sind, in den sogenannten besseren Kreisen zu sammeln, da es häufig zu persönlich beleidigenden Auseinandersetzungen kommt. Mit der sozialistischen" Erziehung scheint es zu
Dr. Kardoso
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,, März 1933". Sie erinnern uns, daß sich nun die braune Terrors welle jährt und wünschen, daß wir in einer Liste, die Sie uns zur Verfügung stellen, der Getöteten und Ermordeten gedenken. Wir wollen es nicht, um niemanden zu vergessen. Auch müßten wir uns vor allem der vielen erinnern, die nun schon seit Jahresfrist in den Kerkern des dritten Reichs" sizen. Unsere Erinnerung sei täglich die Tat.
Nazi in Neapel . Sie fönnen sich als wohlversorgter Nazibonze eine winterliche Erholungsreise nach Neapel erlauben, während für 17 Millionen Ihrer Volksgenossen öffentlich gebettelt wird. Obwohl Sie zweihundertprozentiger Nazi sind, fost Sie doch die Langeweile der gleichgeschalteten Presse an, und Sie sind heilfroh, daß Sie dort wieder einmal eine interessante Zeitung, eben die ,, Deutsche Freiheit" lesen können. Wir haben sogar eine sozusagen pretische Ader bei Ihnen wachgerufen. Schade, daß Sie uns Ihr Gedicht in falscher Bescheidenheit nur anonym einsenden. Sie brauchen sich Ihrer Leistung wirklich nicht zu schämen. Es ist echteste Hitlerpoesie:
DU LANDESVERRÄTER M. BRAUN! DRECKIGER, JÜDISCHER FAUN! GEIFERNDER, RAUDIGER HUND! DEINE STRAFE TUN WIR DIR KUND: HÄNGEN SOLLST DU AM HÖCHSTEN BAUM. FASS DICH AM KOPF! ES IST KEIN TRAUM! HEUTE, GENAU IN EINEM JAHR,
WIRD DAS OBIGE URTEIL WAHR † † †. ES WIRD DIR SICHER FREUD BEREITEN. DASS JOHANN PITZ DICH WIRD BEGLEITEN. Alles was recht ist: Sie leben durchaus im Reiche der Geister des deutschen Reichskanzlers und, wie er, fönnen Sie sich gar nicht vorstellen, daß ein intelligenter Mensch Arier ist.
Saargemünd . Ihnen ist ein Aufsatz in der Zeitung Deutsche Front" aufgefallen, in dem unter anderm steht: Hat Frankreich einen Arbeitsbeschaffungsplan für die Arbeitslosen? Nein! Hat Frankreich ein Winterhilfswerk? Nein!"- Sie setzen die Fragen fort: Hat Frankreich 6 Millionen Erwerbslose und einen Reichslügenminister? Nein!" Die deutsche Wirtschaft ist wahrlich nicht geeignet, den Franzosen als Vorbild zu dienen.
Palma de Mallorca . Sie schreiben uns:„ Hier wird eine reiche Propagandatätigkeit für das dritte Reich" entfaltet. Hier in einer sehr primitiven Kneipe( 1 Mittagsgang 0,30 Pef.), wo begreiflicherweise viele Deutsche verkehren und wo es sehr oft scharfe Auseinandersetzungen und manchmal Ohrfeigen gibt, hier werden die Reden des„ Führer" in spanischer Sprache gedruckt in Berlin verteilt. Für diese Zwecke mußte ja auch Herr Hitler meinem Manne die Pension streichen."
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W. A. , Czernowiz. Ihr Vorschlag, nach dem Treubruch Mussolinis an seinem deutschen Duce- Kollegen die Makkaroni wieder„ Verräter- Nudeln" zu nennen, wie einst im Kriege, ist beachtenswert. Schreiben Sie an Göbbels . Erinnern wir uns recht, so hat er vor einigen Monaten einen italienischen Orden oder ein ähnliches Spiel zeug erhalten. Er wird sich gern revanchieren.
5. R., Luzern . Ihre Meinung, daß Hitler noch immer dieselben Reden halte, ist nicht ganz richtig. Neuerdings schleicht sich ein elegischer Ton ein. So hat er anläßlich der Jahresfeier in München gesagt, das Wesentliche in den Leistungen des vergangenen Jahres sei die Schaffung der Voraussetzungen für die deutsche Wiedergeburt, die sich vielleicht 100, vielleicht 200, vielleicht 300 Jahre lang auswirken werde.
Wenn ein Politiker mit solchen Zeiträumen zu rechnen beginnt, mischen sich in seinen Glauben starke Zweifel. Der Papst kann sich erlauben, die Ewigkeit anzurufen, die Ziele eines Staatsmannes müssen in einem Lebensalter oder in noch geringeren Zeiträumen erreichbar sein. Das gibt Hitler auf.
" Zeitschrift für Sozialismus“( Verlagsanstalt„ Graphia", Karls= bad). Das soeben erschienene Heft 6 bringt: Wien von A. Sturmthal; Staat und Revolution von Ludwig Neureither. Das Prager Manis feft von K. B. Neuendorf; Die Ueberwindung der faschistischen Dik. tatur von Mar Seydewiß.
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Piz in Dud weiler ; für Inserate: Ctto Rubn in Saarbrücken . Rotationsdruc und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 8, Schützenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrücken.
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