Saararbeiter geloben: geloben:
..Für freies Deutschland - gegen Hitler " Am Sonntag tagte im Saarbrücker Arbeiterwohlfahrts Die Entschließungen haus eine Landeskonferenz der freien Gewerkschaften im Saargebiet. Aus allen Orten, aus den Gruben, den Hütten ,, Sind Kämpfer-- keine Knechte" und den Betrieben waren die Vertreter der saarländischen Arbeiterschaft zusammengekommen, um auf dieser Tagung ein programmatisches Bekenntnis abzulegen. Die Entschlossenheit und Einheit, die von dieser Konferenz ausging, und die Klarheit ihrer Beschlüsse haben der Veranstaltung eine Bedeutung gegeben, die außerordentlich beachtlich ist.
Es waren eindrucksvolle Minuten, als Männer des Betriebes von schlichtem und kernigem Wesen das Wort ergriffen und mit unverhohlener Leidenschaft ein Bekenntnis zum Deutschtum ablegten, aber dieses Bekenntnis mit einer ebenso unerbitt. lichen Kampfansage an das Blutregime des deutschen Faschismus paarten.
„ Für uns war die nationale Seite des Saarproblems schon lange gelöst, ehe über. haupt an eine nationalsozialistische Saarfront zudenken mar,"
erklärte ein Arbeiter. Und ein anderer fügte hinzu, daß der deutsche Faschismus im Saargebiet vielleicht Wasch lappen einfangen könne, aber Männer werde man nicht gleichschalten! Diese Worte aus Arbeitermund zeugen von einem ungeheuren Stolz und von einer Freiheitsliebe, die nicht gewillt sind, sich freiwillig in Fesseln schlagen zu laffen.
Julius Schwarz
Die große politische Linie der Konferenz wurde in einem Referat des Bergarbeiterführers Julius Schwarz zum Ausdruck gebracht. Die Saarfrage ist die Schick falsfrage der Saararbeiterschaft", das war das Motto, das mie ein roter Faden durch die Ausführungen dieses Redners ging. Mit tiefem sittlichen Ernst, getragen von größtem Verantwortungsbewußtsein, ging Schwarz an die Brobleme heran, die die Entscheidung der Saarabstimmung mit sich bringt. Von einer unerbittlichen Logik waren die Schlußfolgerungen des Redners hinsichtlich der wirtschaftVerständigung mit dem französischen Nachbarn zu einem zwingenden Gebot macht.
,, Die Vertreter der am 18. März 1934 in Saarbrüden tagenden Konferenz aller dem Allgemeinen Deutschen Ges werkschaftsbund für das Saargebiet angeschlossenen Arbeiter: und Angestelltenverbände rufen die Arbeiter und An: gestellten zur Mitarbeit für ihre sozialen und wirtschaftlichen Intereffen auf.
Die freien Gewerkschaften des Saargebietes find ein Glied der internationalen Arbeiterbewegung im Kampfe zur Ueberwindung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Sie fühlen sich verbunden mit der deutschen Arbeiterschaft im Kampf um den Lebensraum und die Arbeiterrechte, für den Frieden und die Verständigung aller Nationen.
Die freien Gewerkschaften und ihre Mitglieder sind in Sprache, Sitte und Kultur deutsch. Sie lehnen es jedoch ab.
ihre Ideale, Aufgaben und Ziele durch Beitritt zur Deut: schen Front oder Deutschen Gewerkschaftsfront zu ver: leugnen.
Sie erheben schärfften Protest gegen die menschenunmürs digen Zustände, die der Nationalsozialismus über Deutsch : land gebracht und fordern: Freilassung aller aus politischen Gründen in Gefängnissen und Konzentrationslagern ihrer Freiheit beraubten Volksgenossen. Freigabe der geraubten Gewerkschaftsvermögen und Wiederinfraftsegung der sozialpolitischen und arbeitsrechtlichen Geseze.
Die freigewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft wird sich solange einer Rückgliederung mit allen Mitteln wider: setzen, solange in Deutschland an Stelle von Freiheit und Gerechtigkeit Brutalität, Terror und Willkür herrschen.
Die freien Gewerkschaften des Saargebietes kämpfen als Deutsche auf dem Boden des Saargebietes für die wirts schaftliche und soziale Zukunft gegen die faschistische Entrechtung, für die Freiheit und Menschenrechte der Arbeiter und Angestellten und damit der ganzen Saarbevölkerung. Ihre Entscheidung für die Zukunft ist getragen von der Verant wortung den arbeitenden Menschen gegenüber.
Arbeiter und Angestellte des Saargebietes! Stärkt die deutsche freigewerkschaftliche Freiheitsfront! Seid Kämpfer und keine Knechte! Kämpft für eine deutsche Volksgemein: schaft, in der Freiheit und Menschenrechte höchstes Gut der Nation find."
lichen Gebundenheit des Saargebietes, die eine Ber Forderungen
Schevenels spricht
Eine besondere Note erhielt die Tagung dadurch, daß der Generalsekretär des Internationalen Gewerkschafts bundes , W. Scheven els, in einer packenden Rede die Arbeiterschaft überbrachte. Taktvoll vermied Schevenels es, irgendwie zu den Entscheidungen der Saararbeiter. schaft selbst Stellung zu nehmen oder in die Verhand lungen einzugreifen. Der Gruß, den er überbrachte, war aber wohl nicht zuletzt dar n von besonderer Herzlichkeit getragen, weil Schevenels und mit ihm die übrige internationale Arbeiterschaft fühlen, wie schwer der Saar arbeiterschaft dieser Kampf geworden ist.
Das Ergebnis der Konferenz wurde zusammengefaßt in zwei Entschließungen. In der ersten wird ein Appell an das Saarvolk gerichtet und der Tenor dieses Aufrufes bringt zum Ausdruck, daß die freigewerkschaftliche Saararbeiterschaft nicht emillt ist, die Fesseln des Hitlerschen Gewaltregimes auf sich zu nehmen. Die zweite Kundgebung gipfelt in der Forderung auf Sicherung der politischen und persönlichen Freiheit im Saargebiet.
Die vom Bezirksleiter des ADGB . Friz Dobisch geleitete Konferenz nahm die Entschließungen ein stimmig an.
„ Die am 18. März in Saarbrücken versammelten Vers treter der freien Gewerkschaften aller Berufe erheben gegen die Maßnahmen des deutschen und französischen Unters nehmertums, die wirtschaftliche Krise durch Feierschichten,
Entlassungen und Lohnreduzierungen auf die Arbeiter abzuwälzen, den schärfsten Protest. zuwälzen, den schärfften Protest.
Die freien Gewerkschaften verlangen von der Regierungs
kommission die Aufnahme einer Anleihe zur Ergreifung aller Maßnahmen, welche geeignet sind, die Not breiter Voltsschichten zu lindern und insbesondere den 40.000 Arbeitslosen lohnende Beschäftigung zu geben.
Die freien Gewerkschaften lenken die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Kapitalkündigungen aller Art, welche eine Gefahr für die gesamte Saarwirtschaft bedenten. Die Regierung wird ersucht, vom Völkerbundsrat die Sicherung aller Kapitalinveftierungen im Saargebiet für die Zukunft zu gewährleisten,
Einfuhr, die wirtschaftliche Selbstabsperrung bewirfte die Zusammenschrumpfung der Ausfuhr. Die Verminderung der Ausfuhr hatte den verminderten Devisenzugang aus dem Außenhandel zur Folge. Die Verschlechterung der Devisenlage bewirkte Zahlungsschwierigkeiten den ausländischen Gläubigern gegenüber. Man hat versucht, die Schwierigfeiten durch die teilweise Einstellung der Schuldenzahlungen zu beheben, was aber die erneute Schädigung des Kredits und Erschwerung der Ausfuhr bedeutete. Dann drosselte man die Einfuhr weiter mit dem Ergebnis, daß sich die Bewegung im gleichen Kreise wiederholte. Die Katastrophe des deutschen Außenhandels, die ihren Ausdruck jest in( an dem vorhandenen Vorrat gemessen) enormen Goldabgaben der Reichsbenk findet, ist die Folge der verfehlten Wirtschaftspolitik, aber auch der allgemeinen politischen Entwicklung in Deutschland . Im Rahmen dieser Politik gibt es feinen Ausweg! Deutschland steht vor der neuen Einfuhrdrosselung. Die deutsche Industrie verliert die Möglichkeit, alle notwendigen Rohstoffe zu beziehen. Die Folge muß eine ganz gewaltige Zusammenschrumpfung der industriellen Beschäftigung und also eine weitere Verarmung des deutschen Volfes sein.
14,84 Milliarden Auslands C
In einer Uebersich der Z tschrift ,, Wirtschaft und Statistik" wird Deutschlands Gesamtverschuldung an das Ausland am 30. September 1933 mit 14,84 Milliarden RM. angegeben. davon kurzfristig 7405, langfristig 7436 Mill. RM. Bis zum Ende des Jahres ist die Verschuldung auf etwa 12,8 Milliarden RM.( 6 Milliarden RM. kurz-. 6,8 Milliarden RM. langfristig) weiter zurückgegangen. Dieser Rückgang ist bei den weiteren Angaben über die Schuldengliederung zu berücksichtigen, wenn man sich ein ungefähres Bild vom heutigen Schuldenstand machen will.
Die Statistik gibt nach dem Stand am 30. September 1933 folgende Gliederung der Auslandsschulden nach Währungen( in Mill. der betreffenden Währung bzw. in Mill. RM.):
in Millionen der betr. Währung langfristig
insgesamt
kurzfristig
in Mill. RM
2027
974
3001
Dollar
649
1229
5147
Schweizerfranken
1354
1078
1976
Gulden
628
474
1864
69
63
1718
Franz. Franken
1573
2489
667
Nordische Kronen
99
131
152
Tschechenkronen
711
194
113
Belgas
62
34
56
67
187
56
Sonstige Währungen
91
Ital. Lire
Am 21. März
Nacharbeit oder Lohnverlust für das erzwungene Anhören des Hitlerschen Selbstlobs
Wie amtlich mitgeteilt wird, regelt sich die Frage der Bezahlung der Arbeitsstunden, die wegen Teilnahme an den feierlichen Veranstaltungen am 21. März, insbesondere an der Rundfunkübertragung der Rede des Führers, ausfallen, ebenso wie seinerzeit bei der Uebertragung der Rede des Führers auf den Siemenswerken vor den Wahlen des 12. November 1933. Eine Bezahlung der ausfallenden Arbeitszeit erfolgt also nicht. Es ist jedoch allen Arbeitnehmern Gelegenheit zu geben, die ausgefallenen Arbeitsstunden nachzuholen.
Die freien Gewerkschaften fordern erneut von der Regie: rung den Schutz des freien Koalitionsrechtes für die Arbeiter und Angestellten des Saargebietes. Der Gewissens: terror der industriellen Großunternehmer, der Arbeitgeber des Handwerks, Handels und Gewerbe gegen die Zugehörig= des Handwerks, Handels und Gewerbe gegen die Zugehörig: Zwangsarbeiter rebellieren! teit zu den freien Gewerkschaften ist mit den vertraglich vers bürgten politischen Grundrechten des Saargebietes nicht au vereinbaren. Von der Regierungskommission wird erwartet und verlangt, daß sie unter allen Umständen die Freiheit aller Saarbewohner gegen jeden Terror schützt. Alle bisher ergriffenen Maßnahmen tönnen als wirksame Mittel zur Erfüllung dieser der Regierungskommission vom Völkerbund gestellten Aufgaben nicht angesehen werden."
Schrumpfung der Rohstoffbasis
Katastrophale Wirkungen des Goldverlustes der Reichsbank
47,18 Millionen Goldverlust Notendeckung 8,2 v. H.
Der Reichsbankausweis vom 15. März weist mit 47,18 Millionen Mark den stärksten Goldabgang aus, der während der Devisenzwangswirtschaft verzeichnet wurde, wenn man von der großen vorjährigen Rückzahlung der ausländischen Valutakredite absieht. Ihm steht eine geringfügige Zunahme des Devisenbestands um 2,38 Millionen RM. gegenüber. Der Goldabgang beruht zum kleinen Teil auf der Bestreitung von Younganleihezinsen in Höhe von rund 5 Millionen RM. Auch die Konversionskasse hat für Transferzahlungen einige Millionen beansprucht. Alles übrige wurde für Devisenanschaffungen aus den laufenden Erfordernissen( Einfuhr usw.) benötigt. Die Noten deckung ist dadurch auf 8,2 Prozent gegen 9,4 Prozent in der Vorwoche zurückgegangen.
Der gesamte Zahlungsmittelumlauf liegt im Zusammenhang mit der stärkeren Inanspruchnahme etwas über dem Vorjahr mit 5281 Millionen RM. gegen 5268 Millionen am 15. März 1933 und 5210 Millionen im Vormonat.
Der Abfluß des Goldes von der Reichsbank hat sich in der zweiten Märzwoche fortgesetzt. Die Reichsbant, mußte insgesamt über 47 Millionen Gold verkaufen, womit ihre Bestände sich auf 266 Millionen Mark verringert haben. Demgegenüber zeigen die Deckungsdevisen nur eine kleine Erhöhung um etwa 2 Millionen, so daß die gesamte Gold= und Devisendeckung nur noch 274 Millionen Mark beträgt. Das bedeutet, daß die Dedung auf den gleichen Tiefpunkt
angelangt ist, auf dem fie Ende Juni, das heißt, unmittelbar
vor der Erklärung des Moratoriums für die ausländischen Schulden stand. Hiermit haben sich alle Bemühungen, den Goldvorrat zu erhöhen, als vergeblich erwiesen. Da die Reichsbank unmittelbar nach dem 1. Juli noch rund 100 Millionen Devisen auf Grund des„ Volksverratsgesetzes" erlionen Devisen auf Grund des„ Volksverratsgesetzes" erhalten hat, so ergibt sich nach 8 Monaten ein beträchtlicher reiner Fehlbetrag in der deutschen Zahlungsbilanz. Mit anderen Worten: Die deutsche Wirtschaft ist nicht mehr im: stande, die ausländischen Rohstoffe im vollen Umfange zu bes zahlen.
Dieser tatastrophale Mißerfolg der Politik des Herrn Schacht ist keine Ueberraschung. Für die wirtschaftlich Denfenden war es von vornherein klar, daß man die Devisen
lage nicht durch die Maßnahmen bessern kann, die dem bent schen Kredit im Auslande den letzten Schlag geben und auf diese Weise den deutschen Außenhandel außerordentlich er schweren. Es ist eine unvermeidliche Folge der betriebenen Politif, wenn es Deutschland nicht gelingt, den Anschluß an die Belebung des Weltmarktes zu finden. In den beiden ersten Monaten des Jahres war die englische Ausfuhr um 8 Prozent größer als im Vorjahre. Die deutsche Ausfuhr blieb dagegen in den gleichen Monaten um mehr als 9 Prozent hinter dem Vorjahre zurück.
Wäre Deutschland imftande gewesen, in gleichem Maße wie England die steigende Aufnahmefähigkeit des Welte marktes für seine Exportindustrie nußbar zu machen, so hätte es auch in den beiden legten Monaten keine passive, sondern eine beträchtliche attive Handelsbilanz gehabt und wäre nicht gezwungen, seine Einfuhr zu droffeln.
Verschickte Wohlfahrtserwerbslose
Hamburg, 19. März. Der„ Norddeutsche Nachrichtendienst" berichtet, daß bei dem Transport von 50 Wohlfahrtserwerbslosen von Hemelingen bei Bremen nach dem Kreis Verden der größere Teil der Arbeiter die Weiterfahrt verweigert habe und nach Hemelingen zurückgekehrt sei, als die Arbeiter infolge einer Panne des Lastautos aussteigen mußten. Es liegt Sabotage der Arbeit vor, denn schon vorher hätten einige dieser Arbeiter, die früher der KPD. angehörten oder ihr nahestanden, Arbeit und Entlohnung abfällig beurteilt. Nach genauer Untersuchung der Angelegenheit seien drei Rädelsführer in Schuzhaft genommen worden.
Heute morgen ist in Köln der Mörder der Hausangestellten Margarete rust, Vinzenz Barzellona, der von dem Schwurgericht in Köln am 28. Juni 1988 zum Tode verurteilt worden war, hingerichtet worden. Der Preußische Ministerpräsident hat von dem Begnadigungsrecht feinen Gebrauch gemacht, weil Barzellona, der in Italien , Frankreich und Belgien vorbestraft ist, nach seinem ganzen Borleben eines Gnadenermeises nicht würdig erscheint, insbesondere, da er den Mord lediglich aus Geldgier verübt hat.
„ Das bringt die Zeitung nicht" Vor dem Sondergericht
Jnpreß. Das Breslauer Sondergericht verurteilte den Schuldirektor B. aus Breslau - Goldschmieden zu 200 Mark Geldstrafe, weil er am 2. November 1933 öffentlich erflärt hatte: Wissen Sie schon, daß die SA. Umzüge macht und ruft:„ Gebt uns Brot, sonst werden wir rot!"? Das ist in Halle und Leipzig geschehen. Sehen Sie, so etwas bringt die Zeitung nicht."
Jnpreß. Das Sondergericht Stettin verhängte über den Kaufmann W. Schmidt aus Stettin , der in einer Unterhaltung gesagt hatte, daß große Summen, die für das Winterhilfswerk geftiftet wurden, unterschlagen worden
Es war eine Schraube ohne Ende. Die Drosselung der feien, eine Gefängnisstrafe von 4 Monaten