Das bunte Vlstt
Mittwoch, s. April 1954
Wie Tschehuskin unterging
Ein Vericht aus dem Eismeer Die Rettungsversuche Um die Rettung der TscheljuskinBesatzung Moskau . 2. April. Drei verschiedene Fliegergruppen versuchen gegenwärtig die Besatzung der ,.T s ch e l- I uski n" zu erreichen. Die erste Gruppe oersuchte von A n a d i r nach Kap Wankarem zu fliegen, mutzte aber halbwegs eine Notlandung vollziehen, die zweite Gruppe, die Kap Wankarem zu ihrer Basis erwählte, hat seit einigen Tagen nichts von sich hören lassen. Die dritte Gruppe ist von N o m e aus in nordwestlicher Richtung nach Kap Prince of Wales gestartet, um von dort aus über die B e r i n g st r a tz e nach Kap Wan- karem zu fliegen. ♦ Ein Flugzeug abgestürzt- in o s h o u, 2. April. Der Vorsitzende der Rettungs- für die„Tscheljuskin"-Mannschaft. Kommissar Uschakow , der mit dem Flieger Lewanewski von Nome noch Kap Wankarem gestartet war, unj von dort aus die Rettungsarbeiten zu leiten, ist in der Nähe von Kap Unwan abgestürzt. Als das von Lewanewski gesteuerte Flugzeug in eine Nebelbank geriet, stieg der Pilot bis> etwa 2500 Meter H?he. Dort überzog sich die Maschine innerhalb von 10 Minuten mit einer dicken Eiskruste, begann die Geschwin- digkeit zu verlieren und zu stürzen. Dem Piloten gelang es noch im letzten Augenblick, das Flugzeug abzufangen und eine Katastrophe zu verhindern. Lewanewski trug nur leichte Verletzungen im Gesicht davon, während Ilschatzow unverletzt blieb. Wie aus dem Lager Professor Schmidts ge- meldet wird, unternahm der im Lager befindliche Flieger Babuschkin die ersten Probeflüge mit dem Kleinflugzeug, das bei dem Untergang der„TscheljusKin" geborgen wurde. Die Flüge sind gut oerlaufen, obwohl die Maschine sehr gelitten hatte. Der geplante' Flug Babuschkins an die Küste muhte jedoch wegen Verschlechterung des Wet- ters verschoben werden. * Das sinkende Schiff Eismeer. Lager Schmidt(per Radio übergeben).— Die ,.Tscheljuskin"-Expedition hatte nicht nur die Aufgabe, verschiedenes wissenschaftliches Material zu sammeln, son- dern sollte auch feststellen, ob die Nordpassage von Fracht- schiffen. Nichteisbrechern, selbstverständlich aber besonders ausgerüsteten Frachtschiffen befahren werden kann. Man hatte die Absicht, dem„TscheljusKin" im Falle grotzer Eis- blocklagerungen den Einbrecher„Krassin " vorauszu- schichen. Auf beiden Teilen des Weges, auf dem west- lichen wie auch auf dem östlichen, stieß„TscheljusKin" auf grotze Eisblöcke.„Krassin " konnte jedoch nicht voraus- geschickt werden, da er selbst im Karischen Meer zu Schaden kam und von Schiffen zur Lena geführt werden mutzte. „TscheljusKin" ging allein ohne Hilfe und kam bis zur Behring-Stratze. lief sogar in sie ein. d. h. er bewältigte die ganze Nordpassage. In der Behring-Stratze wurde er von Eisblöcken eingekeilt, die ihn dann weit nordwärts trieben und ihn schließlich nach einer langen Zickzackdrift am 13. Februar erdrückten. Die erste Fahrt„Tscheljuskins" und insbesondere seine Drift lieferten reichliches Material, das unsere Erfahrun- gen in der Schisfahrt auf dem Eismeer erweitert. Aus
diesen Erfahrungen kann man folgende zwei unwiderleg- bare Schlußfolgerungen ziehen: Erstens ist die Nordpassage für gute Frachtschiffe be- fahrbar: hier kann und mutz die Schiffahrt sich entwickeln. Zweitens müssen auf den schwierigen Abschnitten, wie z. B. im Rayon bei Sewernaja Semlja und im Tschu- kotsker Meer diensthabende Eisbrecher vorhanden sein. Nur ein Eisbrecher hätte„TscheljusKin" oder irgendein anderes Schiff im Oktober oder November aus dem Eise der Behring-Stratze und des Tschukosker Meeres heraus- führen können. Von dem Augenblick an, als„TscheljusKin" vom Eise eingezwängt und vom Eise abgetrieben wurde, hing sein Schicksal in bedeutendem Maße vom Zufall ab. Wir stoppten die Maschinen ab und waren bereit, allen Ereig- nisten standzuhalten, konnten aber unseren Standplatz nicht willkürlich wechseln. Das Meer war ganz von Eis bedeckt. Bei starkem Wind kam das Eis in Bewegung, bildete hier Spalten und Eislöcher, dort Eisberge. Bald froren die eisfreien Stellen zu. bald öffneten sie sich wieder. Aenderte der Wind seine Richtung, schlössen sich die eisfreien Stellen und auf ihnen häuften sich besonders viele Eisschollen an. Während der Drift der„Tscheljuskin"-Expedition wurde die wissenschaftliche Arbeit keinen Augenblick unter- brachen. In Erwartung der Eispressung beobachtete ich mit dem Kapitän und einigen hierzu bestimmten Arbeitern das Eis. Ungefähr um die Mittagstunde kam der Eiswall von links in Bewegung und wälzte sich auf uns. Die Eisschollen überstürzten sich wie die Wellenkämme auf dem Meer. Der Wall war 8 Meter über dem Meeresspiegel hoch. Links von uns bildete sich eine zum Bord senkrecht stehende, dem Anschein nach nicht grotze Eiswand. Es wurde der Befehl gegeben:„Alle Mann auf Deck!" Und sofort begann die Ausladung der für den Fall einer Kata- strophe bestimmten Nahrungsmittel. Wie üblich organi- siert und diszipliniert, begaben sich die Leute auf ihre Plätze. Kaum hatten wir mit der Arbeit begonnen, da wurde die Spalte, die sich auf unserer linken Seite ge- bildet hatte, schon größer und längs der Spalte schloß sich, auf die eine Seite unserers Schiffes drückend, die eine Hälfte des Eisfeldes, die von dem obenerwähnten Wall von rückwärts angetrieben wurde. Das starke Metall des Schiffskörpers wollte nicht gleich nachgeben. Man sah, wie sich die Eisscholle in den Schiffskörper einbohrte, wo- bei sich die Eisenblechverschalung vom Rumpf des Schiffes loslöste und obenauf zu liegen kam. Dis Eis setzte seinen langsamen, aber unabwendbaren Angriff fort. Im Laufe eines Augenblicks war der linke Bord des Schiffes vom Bugraum bis zum Heck des Schiffs- decks losgerissen. Der Druck des Eisfelds ergriff aber bald auch den unter Wasser befindlichen Teil des Schiffes. Sofort drang Wasser in den Maschinen- und Kessel- räum ein. Nachdem das Eis den Bord durchbrochen hatte, ritz es den letzten noch unter Dampf stehenden Kessel um, beschädigte die Röhrenleitung, die zum Hilfspumpsystem führte, und beschädigte die Klappen. Es kam glücklicher- weise nicht zu einer Explosion, da der Dampf durch die zahlreichen Lecks einen Ausweg fand. Das Schiff war verloren. Die Ausladearbeiten gingen schnell vonstätten und zeigten die gute Organisiertheit des Kollektivs. Durch eine erneut einsetzende Eispressung wurde der Bord beim ersten und zweiten Bugraum leck. Auch hier drang das Wasser ein und der Bug begann schnell zu sinken. Obenauf blieb nur der Heckraum, der durch eine unversehrt gebliebene Scheidewand getrennt
war, der jedoch das Gleichgewicht auf dem Schiffe nicht auf- rechterhalten konnte. Das Flugzeug, das am Bug stand, hatten wir schon aufs Eis gebracht und eine Minute später verschwand der Bug des Schiffes unter dem Wasser. Kurz darauf gaben wir das letzte Radiogramm vom Schiff und montierten das Radio ab. Auf dem Heck ging die Arbeit weiter. Nachdem wir alles, was im Plan vorge- sehen war, ausgeladen hatten, brachten wir ergänzend noch das in Sicherheit, was wir noch brauchen könnten. Die meisten Leute waren schon auf dem Eise, um die aus- geladenen Vorräte soweit als möglich vom Schiffe weg- zutragen, damit es sie nicht mit sich ziehen könnte. Auf dem Schiffe blieben ungefähr 15 Leute, darunter verant- wortliche Arbeiter, die das Löschen der Ladung fortfetzten. Das Wasser drang schon von dem sinkenden Bug des Schiffes auf das obere Pastagierdeck vor. Noch ein Augen- blick, und das Wasser wäre vom Deck auf das Heck herab- gestürzt, aber in diesem Moment wurde der Befehl erteilt: „Alle aufs Eis!" Als letzte verließen das Schiff der Kapitän, der Leiter der Expedition und der Wirtschaftsleiter Mogilewitsch, als das Wasser schon auf dem Heck war und die Anlagen auf dem Deck einstürzten. Von diesen und von rollenden Fässern zu Fall gebracht, gelang es Mogilewitsch nicht mehr, das Schiff zu verlassen. Zu unserem größten Schmerz hatten wir keine Möglichkeit, diesen ausge- zeichneten Arbeiter und Genossen zu retten, da das Schiff nach einigen Sekunden, das Heck nach oben, unter Wasser war. Unsere Funker Krenkel, Iwanow und Iwanjuk setzten sofort das Radio instand. Am selben Abend konnten wir schon hören und am nächsten Morgen nahmen wir selbst die Verbindung mit der Radiostation auf Kap Wellen auf. Unser Kollektiv, in dessen Bestand es Leute gibt, die erstmalig in der Arktis sind, mutzte man in ein einheit- liches Ganzes zusammenschmieden, man mutzte es zu einem mustergültigen, zusammengeschlossenen, straff diszipli- nierten Kollektiv machen, das fähig ist, schnell zu arbeiten und allen Prüfungen standzuhalten. Die Zusammen- schweitzung und Erziehung des Kollektivs begann gleich am ersten Tage der Expedition. Im Lager stehen die Brigaden untereinander im sozialistischen Wettbewerb, wir haben Musterbeispiele von Stoßarbeit. Bei uns ist nicht nur die Arbeit organisiert, sondern auch der allgemeine und berufsmäßige Unterricht. Es herrscht außerordentliche Kameradschaftlichkeit. Eine grotze Hilfe war für den Leiter der Expedition die Zelle der KP(B)SU. und die gute und gewissenhafte Arbeit meines Gehilfen auf dem Gebiete der Politarbeit, des alten Bolschewiken, Gen. Bobrow. Die Bolschewik! des„TscheljusKin" haben zusammen mit den Parteilosen dem Andrang der Naturgewalten stand- gehalten, und werden es, wenn notwendig, auch weiter tun. denn sie sind stark, weil sie Kinder des großen Landes des Sozialismus sind, die unter Führung der Partei und unter Führung des Genossen Stalin arbeiten. Der Leiter der Expedition: Schmidt. (Bericht aus Nr. 28 der„Roten Zeitung" in Leningrad .)
Ein neues Unglück 250 Fischer auf einer Eisplatte abgetrieben Leningrad , 2. April. (United Preß.) 2 5 0 Fischer und 65 Pferde wurden in die See abgetrieben, als eine riesige E i s p l a t t e sich vom Land l o s l ö st e. Zwei Eisbrecher„T r u v o r" und„O o c t o b e r" eilten sofort zur Hilfe herbei: es gelang ihnen aber nur 5 4 Fischer zu befreien. Dichter Nebel verhinderte die Fort- setzung der Rettungsaktion. Fast 2 0 0 F i s ch e r befinden sich noch immer auf der schwimmenden Eisplatte, die unge- fähr drei Quadratkilometer groß ist. Auch mehrere Flugzeuge versuchten, den Abgetriebenen zu helfen, allerdings ohneErfolg.
Leben einer Revolutionärin
. In der„Roten Zeitung"(Leningrad ) lesen wir: Am 26. Februar feierte Nadeshda Konstantt- nownaKrupfkaja ihren 65. Geburtstag. Sie wurde am 26. Februar 186g in Petersburg in einer wenig begüterten Familie geboren. Im Elternhause kam sie seit dem frühesten Alter mit Revolutionären aller Richtungen zusammen. Ihr Pater starb, als sie 14 Jahre alt war, und das Kind muhte vun mit der Mutter ihren Lebensunterhalt durch Stunden- geben, Akteyabschreiben und dergleichen mehr erwerben. Ansang der 90er Jahre begann Genossin Krupskaja an der Smolenskoje-Sonntagsschule für Erwachsene lim jetzigen Wolodarski-Rayon) zu unterrichten. Schon zu jener Zeit gab es hier zahlreiche Fabriken, und die Gegend war fast aus- schließlich von Arbeitern bewohnt. Bon allen Lehrerinnen mochten die die Schule besuchenden Arbeiter die junge Krupskaja am meisten. Man konnte ja mit ihr nicht nur über den Lehrgegenstand, sondern auch über daS elende, freudlose Leben der Arbeiter sprechen. Sie verstand es, gut zuzuhören, erteilte ausgezeichnete Ratschläge und gab ver- nünftige Bücher zu lesen. Durch den Einblick in das grauenvolle Arbeiterdasein ge- langte die junge Krupskaja zur Ueberzeugung. daß mit den hergebrachten Methoden der Narodowolzi dem Uebel nicht abzuhelfen ist und wandte sich dem Marxismus zu. 1862 trat sie einem der ersten Marxistenzirtel bei, an dessen Spitze die «rüder Krassin standen. Zwei Jahre später lernte sie den jungen W. I. Uljanow-Lenin kennen, mit dem sie bald daraus den..Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse" gründete und den Kamps gegen den„legalen Marxismus " und den „OekonomismuS" ausnahm. Bei dieser gemeinsamen Arbeit erstarkte das Band, das Krupskaja mit unserem großen Lehrer verknüpfte. Seit der Zeit wurde sie zu seiner nächsten
Gehilfin, Freundin und Lebensgefährtin. Seit der Zeit teilte sie mit Jljitsch Gefängnishaft, Verbannung, Emigration, seine ganze Arbeit um den Sozialismus, alle seine Hoff- Nungen, Freud und Leid. 1896 wird N. K. Krupskaja verhaftet, verbringt 6 Monate im Gefängnis und wirb dann zusammen mit Lenin aus drei Jahre ins Dorf Schuschenskoje im Minussinsker Kreise (Sibirien ) verbannt..Aus der Verbannung zurückgekehrt, verlegt Krupskaja ihre.revolutionäre Tätigkeit nach Ufa. 1801 siedelt sie ins Ausland(München , bann Genf ) über, wo sie regen Anteil an der Gründung der Zeitschrift„Jskra" nimmt. Sie arbecket als Redaktionssekretär und steht im leb- Haftesien Geheimverkehr mit allen Parteiorganisationen Rußlands . Nach dem 3. Parteitag betätigt sie sich in der Zentrale und dem Auslandssektor des ZK. der Partei. Nach der Parteispaltung(1903) wird der ganze Apparat des bolschewistischen Zentrums, die bolschewistische Zeitung „Wpertod", die gesamte Korrespondenz mit den örtlichen Genossen der Krupskaja anvertraut. Sie hakte ein phänn- menaleS Gedächtnis, kannte alle Kennworte, alle Parolen, alle Spitznamen der aktiven Parteimitglieder auswendig. Während der Revolution 1905 kehrt Krupskaja mit Lenin nach Rußland zurück und entfaltet die Arbeit in Petersburg , reist aber schon Anfang 1908 wieder ins Ausland ab. Sie lebt als Emigrantin in Paris , Krakau , Zürich und Bern , immer unserem großen Lehrer treu zur Seite stehend. Sie nimmt an dem Londoner und dem Stockholmer Parteitag teil und studiert gleichzeitig die pädagogische Literatur und daS Schulwesen im Auslande. Nach Ausbruch des Weltkrieges hilft sie die Berner, Zimmerwalder und Kientaler Konferenzen vor- zubereiten und nimmt aktiven Anteil an der Einberufung und den Arbeiten der 1. Zniernationalen Zrauenkonferenz.
Im April 1917 trifft sie mit Lenin wieder in Petersburg ein, arbeitet zuerst im Sekretariat des ZK. und darauf im Wiborger Rayon, und gehört zu den Initiatoren und Orga- nisatoren des Kommunistischen Jugendverbandes. Als Pädagogin hat Gen. Krupskaja als eine'her ersten in Ruß- land die Propaganda für die Arbeitsschule begonnen. 1917 stellte sie das Parteiprogramm für die Volksbildung zu- sammen. Sie ruft das Volkskommissariat für Bildungsweseu i»S Leben, arbeitet in dessen Kollegium, leitet die Arbeit außer- halb der Schulen und organisiert die Hauptverwaltung für politische Aufklärungsarbeit. Gen. Krupskaja widmet viel Zeit und Mühe der Organisie- rung der internationalen Frauenbewegung sowie der Jung» kommunisten- und Pionierbewegung. Ihrer Feder ent- stammt auch eine Reihe Artikel über die Polytechnisierung der Schule und ein Band„Erinnerungen an Wladimir Jljitsch".
iß 1934 zu schlank...
Die Experten für die Vollkommenheit menschlicher Schön- heit sind in einen heißen Streit geraten. Miß 1934, daS an- erkannt schönste Mädchen, das in diesem Jahr auf der Welt herumläuft, soll nach Aussage der Sachverständigen zwölf Pfund zu wenig wiegen. Nach den Körperidealen der Antike, die in dem Kunstwerk der Venus von Milo der Nachwelt überliefert worden find, müßte zwar die Schönheitskönigin noch ein paar Pfund mehr wiegen, aber so weit wollen die heutigen Grobsiegelbewahrer der Schönheitsideale gar nicht gehen. Sie fordern nur kategorisch, daß Miß 1985 diese ver- langten 12 Pund mehr wiegen soll, und zwar sollen Büste, Hüfte und Oberschenkel stärker entwickelt sein. Dt« Anwälte- rinnen auf den Thron der Schönheitskönigin haben also fast «in Jahr Zeit, durch tüchtiges Essen ihre Körperformen auf das gewünschte Matz zu bringen