.Deutsche Freiheit" Nummer 78 Das bunte Matt Herr X liefert Bürgerkriege Der jüngste Tag Von Heinrich Fordan Gegen Ende 1918 kam der Russe X. auf der Flucht vor den Wirren seines Landes nach Lüttich . Einige Zeit schleppte er aus seinem Rücken die Last eines mühsamen Emigranten- daseins. Manchmal hatte er zu essen, meist aber nicht? er tat jede Arbeit, die sich ihm bot. Mit einem Male ging es ihm besser. Zum Erstaunen seines Hotelwirts vermochte er pünktlich zum Termin seine Rechnung zu bezahlen. Die Herkunft seiner finanziellen Mittel war ein wenig unklar. Die Polizei hatte ein Auge auf den Mann, da sie ihn ver- dächtigte. Schmuggel mit Tabak oder Aehnlichem zu treiben. X. wäre nur einer der zahllosen Schmuggler mehr gewesen, die in der Umgegend von Lüttich ihr Unwesen treiben, be- günstigt durch die einzigartige Lage der Stadt? nach Holland , Deutschland , Luxemburg ist nur ein Katzensprung, um die französische Grenze zu erreichen, braucht man höchstens zwei Stunden. X. fährt heute in einer luxuriösen Packardlimousine. Er besitzt ein Büro und ist Direktor einer mysteriösen Gesell- schaft zur Finanzierung von Bauarbeiten. Nach der Zahl der abgewickelten Geschäfte zu schließen, müßte die Unter- nehmung herzlich schlecht gehen und könnte unmöglich zum Ankauf des Packardwagens beigetragen haben. Die Büros find trotzdem imposant, sachlich luxuriös. Leider ist der Chef niemals anzutreffen. Eine Greta-Garbo-Jmitation von Sekretärin erklärt auf eine Anfrage müde lächelnd:.Ter Herr Direktor ist auf einer Geschäftsreise.".Ter Herr Direktor kommt diese Woche nicht ins Büro." beschäftigt sich nicht mit Spionage, wie man leicht glau- ben könnte, da nämlich Lüttich als Einfallstor von vier Grenzen eines der Hauptzentrcn der europäischen Spionage ist. k. hatte lediglich damals, als er Tabak im Rucksack über die Grenze schaffte, eine Idee gehabt. Es war kurz nach dem Abschluß des Bersailler Friedens, in dem Deutsch- land auferlegt worden mar, sein gesamtes Kriegsmaterial zu zerstören. Die Wassenhändler witterten darin ein Ge- schäst: was rechtzeitig über die Grenze ins Ausland geschafft ist, entgeht der Kontrolle und der Zerstörung. Und so schoben sie ganz beträchtliche Mengen von Kriegsmaterial nach Holland , Belgien , Dänemark usw. Hier wurden die Waffen teils in Berstecken eingelagert, teils weiter verkaust, i". fand rechtzeitig Anschluß an dieses Geschäft. Bor allem aber hatte er bald einen Einfall, wie man die geschmug- gelten Waffen kommerziell günstig verwerten könnte. So ivurde erDirektor" einer Unternehmung, die ihre Fühler in allen Erdteilen hat. Er. handelt heute nicht mehr mit den halbverrosteten Schmuggelwassen, sondern kauft gleich in den Sütticher Waffenmerkcn in großen Mengen Kriegsmaterial ein. X. hat ersaßt, daß seine Mittel ihm nicht gestatten, mit den Matadoren der Todesindustrie, Schneider-Creuzot. Bickers-Armstrong usw. zu konkurrie- rcn. Er verlegte sich somit nicht schlechthin auf den Krieg, sondern bescheidener auf den Bürgerkrieg. Er wurde dessen großer Kriegsverdiener In die Abteilung Bürgerkrieg fällt jede Meuterei, natio- nale Ausslandsbewegung. Entscheidend ist nur das Ge- schäst. Ist die revolutionäre Gesinnung etwa zu schlapp, so wird nachgeholfen X. und die dunkle Maffia, die er heute kommandiert, fabrizieren auch den nötigen Kampf- geist. Ein hinreißend redender Lockspitzel kann die Flammen der Begeisterung aus den Massen aufschlagen lassen. Oder es gelangt ein noch einfacheres Mittel zur Anwendung: X. beliefert die feindlichen Parteien gleichzeitig mit Waffen. Tie Gemehre gehen dann von selber los. Kurz, ist keine Lust zum Bürgerkrieg da. so wird sie eben geschaffen. So war dos vor etlichen Fahren in Venezuela . Das Geheimnis des langen Widerstandes, den Abd-el-Krim den französischen Kolonialtruppen entgegensetzte, waren seine guten Be- ziehungen zu den Lütticher Waffcnschmugglern. Die skrupel- lose Unmoral dieses Geschäftes wird an einem anderen Fall besonders deutlich. X. lieferte durch Vermittlung porru- giesischer Strohmänner vor einigen Fahren ungeheure Mengen belgischer Waffen nach Belgisch-Kongo an^ie Auf- ständischen von Kwango . So fielen also belgische Soldaten unter belgischen Kugeln und die Dividenden flössen in die Taschen des Herrn X. und der Aktionäre der Lütticher Waffenwerke. X. hat die revolutionären Eruptionen im Irak unterstützt, er macht aus Persien einen Herd der Un- ruhe und Ehina ist für ihn schon seit Jahren ein fortdauernd gutes Geschäft. Gegenwärtig konzentriert sich die Tätigkeit des Waffen- schmuggels aus zwei Länder: daS ist Ethiopien und Frank- reich. Jawohl Frankreich . Vor wenigen Tagen erst ent- deckte die Polizei das beträchtliche geheime Waffenlager. Die Fabrikmarke ist Lüttich . Nicht umsonst hatte der fran- zösische Abgeordnete Bergery erklärt, daß Frankreich dieses Jahr im Chaos eines Bürgerkrieges beschließen werde. Zwei Parteien kämpfen um die Macht: die äußerste Linke und die äußerste Rechte. X. beliefert die einen wie die an- deren. Jeden Tag kommen auf den Flußwegen, den Kanälen oder über wenig bewachte Grenzpfade die Waffen inS Land. X. hatte das gleiche schon einmal getan: als er vor Jahren zugleich die Kommunisten und die Nationalsozialisten in Deutschland mit Kriegsmaterial versorgte. Man wird sich fragen, was die Behörden gegen den ver- brecherifchen Schmuggel unternehmen? Sie unternehmen nichts. Tie wissen von nichts. Uebrigens ist Waffenhandel ein erlaubtes Gewerbe. Jedermann hat das Recht, in der Waffeniabrik von Lüttich Bestellungen vorzunehmen. X. gibt Order für 29 999 Gewehre für Schanghai aber sie gehe« auf dem Schmuggelweg nach Marseille . Er besitzt in der Nähe von Lüttich in unbewohnter Gegend ein Lagerhaus. Da geschieht die Umladung Die Waffensabrik hat mit Schanghai ein ausgezeichnetes Geschäft gemacht. Ter Rest geht sie nichts an. Arbeiter haben Arbeit bekommen und die Aktionäre erhöhte Dividenden. So blüht das Geschäft mit dem Tode..... Die;ehn intelligentesten Tiere Dr. Redblair, der Direktor des Neuyorker ZooS, eine der größten Autoritäten auf dem Gebiete des Studiums der Tierpsychologie, hat die Reihenfolge der zehn intelligentesten Tiere der Welt ausgestellt. Das klügste Tier ist der Schim- pause, dann folgen Orang-Utan, Elefant, Gorilla. Hund, Biber, Pferd, Seelöwe, Bär und Katze. Der Schimpanse ist als erster aus dem Wettbewerb hervorgegangen, weil er aus eigener Initiative, um zu einer hochhängenden Bananen- staude zu gelangen, zwei Stühle auseinander stellte und her- aufkletterte. Groß ist die Lernfähigkeit des Elefanten, und zwar nicht nur in der Jugend, sondern auch bis inS hohe Alter hinauf. Ein Elefant des Neuyorker Zoos hat heraus- bekommen, baß die Besucherzahl am Sonntag bedeutend höher ist, als an den anderen Wochentagen und legt sich ständig einen Teil des am Sonntag erbettelten Futters für die kommende Woche zurück. Experimente mit Katzen, Hunden und Affen zeigten, daß die Affen bedeutend intelligenter im Erfassen neuer Situationen sind, während die Hunde sich wiederum gut trainieren lassen und durch häufiges Training die ihnen zugedachte Ausgabe erfüllen. Teelöwen haben eine beachtliche Gcdächtnisfähigkeit, während Bären eine eitle Ge- sellschaft sind, die immer auf den Applaus der Betrachter warten. Aber siehe! Kaum sloh der Tag. Kaum wich der Abend von banne«. Als im Lande mit einem Schlag Posaunen zu tönen begannen. Erde und Himmel begannen zu beben. Zeichen und Wunder sich zu begeben. Wehe! Die Gräber öffneten sich! Durch Katakomben und Grüfte Ging ein grausames Rumoren. Es strich Verwesungsgeruch durch die Lüfte. Dann entstiegen, Würmer im Magen, Die Toten ihren Sarkophagen! Tote Krieger sah man ersteh» In ihren alten, treuen Waffenröcken? im Grab sich drehn. Begann Prinz Eugen von Savoyen . Tote Politiker in Legionen Kamen mit toten Traditionen. Und aber siehe! Auch sonst geschah, Was in der Schrift prophezeiet: Rings im Lande nämlich sah Man Getier verstreuet Und o Wunder: Löwen mit Schafen Arm in Arm sah friedlich man schlafen! Panther, geschneckelt« Lämmer kein Witz: Gingen in Freundschaft zur Weide. Steidle umarmte den Lippowitz Und sie weinten vor Schmerzen und Freude, Schluchzend begrüßten die Bären und Rinde' Starhemberg äste neben Klebinder. Wehe! Geschieden ward Schaf von Bock. Zerstampft die gottlose Sippe. Sepp Nagelschuh und Schmock Nagelstock An einer Futterkrippe Beteten: Ich lob' deinen Namen. Erlös uns vom größeren Uebel. Amen. Jura. Treppenwitz des Wolkenkratzers Drei Männer fuhren nach Neuyork, um das moderne Babylon kennenzulernen. Sie nahmen sich ein Zimmer im Mammut-Hotel. Aber aus Knauserei im 76. Stock: herrliches Gebirgsklima. AuS- ficht auf den Atlantik, und die Milchstraße kann in den Morgenkaffee getröpfelt werden. Als die drei Männer, satt von allen Freuden, nachts wieder zu ihrem Hotel kamen, starrten sie an dem Bauwerk hinauf, wie Ameisen an einer Telegrafenstange und priesen die Errungenschaften der Technik!.... Drinnen aber empfing sie der Portier mit der Nachricht, daß die Fahrstühle leider Betriebsstörung hätten. Er be- dauere unendlich! Aber die Herrschaften müßten sich schon zu Fuß hinaufbemühen. Nach dem 76. Stock! Da faßten die drei Männer den schwersten Entschluß ihres Lebens und gingen auf die Treppe zu. Um sich bei dem entsetzlichen Anstieg die Zeit zu ver- treiben, machten sie ab: bis zum 39. Stock sollte der erste von ihnen Bitze erzählen? von da bis zum 69. Stock sollte der zweite Hochlandlieder singen: und den Rest sollte der dritte mit guten Schauergeschichten ausfüllen. Gesagt, getan. Der erste erzählte Witze, bis ihm die Luft ausging. Dann begann der zweite keuchend zu singen und jodelte bis zum 69. Stock hinauf. Schieb los mit deinen Schauergeschichten!" riefen sie jetzt zum dritten, der bereits eine gewisse Nervosität merken ließ. Gott sei Dank, daß ich drankomme!" rief dieser:Ich weiß eine furchtbare Schauergeschichte und sie ist wirklich wahr: Kinder ich Hab den Zimmerschlüssel unten beim Portier veraessen...." Man braucht sich ni Fernstrahlung oder- Todesstrahlung? Den Ingenieuren der V e r f u ch s a n st a l t für Fern­st r a h l u n g ist es gelungen, eine Fernschiveißapparatur zu konstruieren, mit welcher man Fernschwetßungen von Eisen oder Stahl in größerer Entfernung, ohne irgendeine Lei- tungsverbindung vornehmen kann. Bei den gezeigten Ber - suchen wurden zuerst Eisenbahnschienen auf Schwellen ge- schweißt, ohne daß der Verkehr unterbrochen wurde. Bei der nachträglichen Besichtigung konnte man feststellen, daß eine elektrische Punktschweißung oder eine Autogenschweißung nicht besser sein konnte. Als zweiter Versuch wurde ein alter eiserner Gasometer von etwa 24 Meter Höhe zerlegt, und zwar ohne jeglichen Gerüstanbau und ohne Hilfskräfte, lediglich von der Appa- ratur, welche etwa 69 Meter entfernt stand. Die Apparatur wurde von zwei Ingenieuren bedient, von denen der eine den Schweißpunkt nach einem Spiegelbild des Gasometers, das im Apparat zu sehen war, einstellte und der andere die Energiesteuerung überwachte. Meterlange Träger stürzten herab wie Holzstäbchen, so daß nach 69 Minuten nur noch die zerbröckelten Mauerreste mit den Ballonhülsen zu sehen waren. Ueber die technischen Einzelheiten der Apparatur konnte man nichts erfahren." So könnte der Bericht eines Berichterstatters lauten, wenn er dabei gewesen wäre. Wenn es der Laie lesen würde, könnte er sagen, es sei eine technische Errungenschaft, die den Arbeitern daS Brot kürzt. Nein, daS sind die Todes strahlen. Im Jahre 1926 wurden in Deutschland Versuche mit Tod-sstrahlen unternommen. Der angebliche Erfinder wurde als Schwindler entlarvt. Es war der Mann, der seine Er- ;u wundern"... findui^ einmal in Teutschland und dann auf der Uebersahrl nach Amerika noch zweimal verkaufte. Er hat eine gering« Strafe erhalten. Die von dem angeblichen Erfinder gemachten Versuche müssen aber doch wohl eine technische Grundlage gehabt haben, denn die Firma, die zuerst im Austrage des Erfinders gearbeitet hat, ha: später die Versuche fortgesetzt. Ueber die Ergebnisse sind aus Ttaatsgründen keine Patente erteilt oder veröffentlicht worden. In den folgenden Jahren gelangten des öfteren Notizen in die Tagespresse, wonach der eine oder der andere Wissen- ichaftler, angeregt durch die ultrakurzen Wellen, bestimmte Erfolge mit den Todesstrahlen(es wurden Mäuse. Hunde, Ochsen usw. getötet) erzielen konnte. Die Oeffentlichkeit nahm Kenntnis von den Richtstrahlern der öffentlichen Kurz- wellensender, die die ausgestrahlte Energie auf einen be- stimmten Erdkreis legen und nahm diese Neuheiten alS technische Errungenschaft hin. Von ben Versuchen der ersten Firma hat die Oeffentlichkeit nichts mehr gehört, da sie auf bestimmten Wunsch hin eS vorgezogen hat, zu schweigen und die Welt im gegebenen Moment zu überraschen. Man braucht sich also nicht zu wundern, wenn lautloS Brücken einstürzen, Häuser mit Eisenträgern in sich zu- sammenfallen, Eisenbahnschienen sich von den Schwellen lösen, Funkmaste wie Streichhölzer zerbrechen, Flugzeug- motore auseinander fallen. Geschützrohre zerschmeißt werden. MuntttonsdepotS in die Luft gehen, Menschen an Herz- muSkellähmung sterben usw. usw. Da» sind die Todesstrahlen in ihrer praktischen AuS- Wirkung! Aug. Gp. Aechs sichlangen gestohlen Aus dem Terrarium des Zoologischen GartenS voll Neu- york sind auf unerklärliche Weise sechs Schlangen gestohlen worden. Es ist den Wärtern vollkommen unverständlich, wie diese Tiere, von denen das größte zweieinhalb Meter lang war, unbemerkt aus den obendrein noch vergitterten GlaS» kästen geraubt werden konnten. Noch unerklärlicher ist eS aber der Kriminalpolizei, die mit dieser Angelegenheit be- faßt wurde, was für ein Mensch daran Interesse haben könnte, sechs Schlangen zu stehlen.«Der erste Verdacht, daß der Dieb eS auf die Schlangenhaut zur Verarbeitung für Schuhwerk usw. abgesehen habe, scheint nicht stichhaltig zu sein, da die Häute dieser Sck>l<,"^t""-icn kaum zur Ver- arbeitung geeignet sind. Der Glöckner von Kotre Dame Die berühmten Glocken von Notre Dame haben den Parisern das Osterfest von 1934 zum erstenmal elektrisch ein- geläutet. Bisher haben aber nur die sogen, vierkleinen Glocken", die aber auch noch das respektable Gewicht von etwa 2999 Kilogramm bis hinunter zu 1999 Kilogramm haben, elektrischen Anschluß bekommen. Noch ist der berühmte Quasimodo", der Glöckner von Notre Dame , nicht arbeits- lo». Die Hauptglocke, genanntEmanuel". muß noch mit der Hand geläutet werden. Aber ihr« 16 999 Kilogramm brau- chen die starken Fäuste von acht Glöcknergehilfen, um sie in wohltönende Schwingungen zu setzen. Selbst die me stcn Pariser werden nicht wissen, daß diese große Glocke recht schweigsam ist und seit dem Kriege nur am Waffenstillstands- tag in jedem Jahr geläutet wurde. «ine mitfühlend« Seele. Richter:Und warum sollen Ihnen mildernde Umstände zugebilligt werden? ES ist doch nicht einmal Ihr erste» Bergehen!" Angeklagter:Gewiß, aber es ist der erste Prozeß, de» mein Verteidiger führt!"