Pariser Berichte

Pariser Straßenkalender

Bei Abbrucharbeiten in der Nähe der Handelsbörse wurde der astrologische Turm der Katharina de Medici freigelegt.

In der Galerie Vignon( 17, rue Vignon) findet eine Aus­stellung von Bildern, Aquarellen und Zeichnungen des be­kannten Kubisten Fernand Léger statt.

Das große Los, das nach Cherbourg an dreizehn Personen fiel, konnte noch nicht ausgezahlt werden, weil der Scheck irrtümlich auf den 13. August statt auf den 13. April aus­gestellt war.

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Jacques Feyders letzter Film Le grand jeu" wurde der französischen Presse vorgeführt.

Der Musikkritiker Bret bemerkt zum ersten Konzert Furt­wänglers mit den Berliner Philharmonikern in der Pariser Großen Oper: Debussy und Mozart wären vielleicht er­staunt, betäubt von dem, was ihre Werke unter diesem Diri genten werden. Sie würden vielleicht zunächst sagen: Das habe ich nicht gewollt." Aber sie würden, gleich dem Pu­blikum, hinzufügen: Es ist trotzdem bewundernswert."

Deutscher Klub

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am

Im nicht gleichgeschalteten Pariser Deutschen Klub( Uni­versité du Parthénon, 64, Rue du Rocher, Paris 8 Bahnhof St. Lazare) spricht am Samstag, dem 21. April, um 21 Uhr, Dr. I. Litwin über ,, Die moderne Frau" kurzer Vortrag mit Diskussion. Anschließend: Geselliges Bei­sammensein mit Tanz. Gäste gern willkommen. Eintritt: 5 Franken( für Stellungslose 3 Franken).( Die Aufführung der drei Einakter findet erst am 28. April statt.)

Der deutsche Oratorienchor zu Paris

Der neue Oratorienchor und das Symphonieorchester der Flüchtlinge haben ihre Gründungsversammlung abgehalten und einen Arbeitsausschuß gewählt. Am Donnerstag fand be­reits die erste Orchesterprobe statt. Die erste Chor probe soll am Montag, 23. d. M., im Restaurant Dardik, 41, rue Richer( Métro: Cadet, Montmartre ) abgehalten wer­den. Zu dieser werden auch die bei der letzten Zusammen­kunft nicht anwesenden Mitglieder erwartet.

Der Brotpreis in Frankreich

Der Ministerpräsident Do u mergue und der Landwirt­schaftsminister Queuille haben eine Abordnung der franzö­ sischen Bäckermeister empfangen, denen der Ministerpräsi­dent den Wunsch vortrug, in dieser Zeit der im allgemeinen Interesse verlangten Opfer nicht eine Erhöhung des Brot­preises, vor der neuen Ernte, zu fordern. Der General­sekretär des Bäckereiverbandes erwiderte, daß der Verband seinen Mitgliedern über die Ausschüsse in den Bezirken empfehlen werde, in diesem Sinne zu handeln, vorbehaltlich der Prüfung einer Sonderreglung in einigen Orten.

Soeben erschienen:

JULIUS DEUTSCH

DER BÜRGERKRIEG

IN ÖSTERREICH

Eine Darstellung von Mitkämpfern und Augenzeugen Umschlagzeichnung von Th. Th. Heine , mit 24 Seiten Illustrationen und 100 Seiten Text

Der Autor ist der Gründer und Leiter des Schutzbundes, der Kampftruppe der österreichischen Arbeiterschaft, und war der erste Kriegsminister der Republik Oesterreich

Preis in: Belgien 21,- Fr| Dänemark 4,20 Kr./ Frank­ reich 15, Fr./ Großbritannien -, 3,8£/ Italien 11,- Lire Niederlande 1,50 Gulden/ Oesterreich 5,- Schilling/ Polen 5,- Zloty Schweden 3,80 Kronen Schweiz 3,- Fr. Tschechoslowakei 20,- tschechische Kronen/ USA . 1,-$ BESTELLUNGEN DURCH JEDE BUCHHANDLUNG

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Die Kosten der Pariser Lebenshaltung

In der Polizeipräfektur fand unter dem Vorsitz des neuen Pariser Polizeipräfekten Langeron eine Sitzung des Preis­

überwachungsausschusses unter Teilnahme der Dezernate Hygiene, Tierschlachtung, Betrug und Markthallen, mit den Detaillisten, dem Viehhandel, den Großschlächtern, den Metz gern usw. statt, bei der über die Lebenshaltung in der Haupt­stadt Frankreichs gesprochen wurde.

Von M. Maus, dem Vorsitzenden des Bundes der Detail­kaufleute von Faris, wurde mitgeteilt, daß die amtlichen Indexzahlen für die Kleidung von 100 im Jahre 1930 auf 61.6 zurückgegangen sind, die der Haushaltungsgegen­stände von 100 auf 71,1. Die Polizeidezernenten stellten eine erhebliche Abnahme auch bei den Lebensmitteln fest. Der Brotpreis, der in Frankreich bekanntlich eine besondere Rolle spielt, ist gleich dem von 1930, aber höher als der von 1932 und 1933 infolge der Getreidepolitik. Die Gemüse sind leicht gefallen, die Kartoffeln stärker infolge der An­strengungen der Bauern. Ferner sind Milch, Butter, Käse und Eier erheblich billiger geworden. Die Eier stehen 20 Prozent unter 1930. Die Trockengemüse fielen um 30 Prozent. Die starke Verbilligung von Reis geht auf die französische Ein­fuhr von Indochina zurück, die das Ausland ebenfalls zur Preissenkung zwang.

In Oel beträgt die Verbilligung 30 Prozent. Auch der Kaffee st. trotz der verschiedenen Steuern, die ihn betroffen haben, gefallen. Wie erklärt wird, erhalten die Einführer des Pariser Kffees nr 23 Prozent der Preise( die Plantagen also noch viel weniger), 57 Prozent verschlingt der Transport

Tél. Trinite 43-13

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Deutsche Poliklinik

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und die Steuer, angeblich bleiben den Kaufleuten nur zwan­zig Prozent.

Was den Zucker angeht, so ist dieser sehr stark mit Zoll ( 1,70 Franken pro Kilogramm) und Steuer( 0,85 Franken auf den inneren Verbrauch) und Umsatzsteuer( 20 Cts.) belastet. Eine Ermäßigung sei ausgeschlossen, obwohl Zucker mit 6,5 über dem allgemeinen Index von 5 stehe.

Die Verbilligung des Weins gehe auf die Regierung zurück. Auch alle Fleischsorten seien wohlfeiler, mit Aus­nahme von Hammelfleisch, dessen Preis gestiegen ist. Am Ende der Besprechung stellte der Generaldirektor der städtischen Polizei M. Guichard fest, daß die Haupt­aufgabe der Ueberwachungskommission die Beobachtung der Spanne zwischen Groß- und Kleinpreis und der Kampf gegen Auswüchse und Spekulation sei. Zwei Unterausschüsse sollen sich mit diesen Fragen befassen.

Freisprechung eines Dienstmädchens

In der neuen Schwurgerichtsperiode der Seine hatte sich als erster Fall ein achtzehnjähriges Dienstmädchen zu ver­antworten, eine arme unbeholfene Normannin. Das Mädel hatte in Pantin bei einem Rentnerehepaar gedient und dort eines Morgens ein Kind geboren, ganz heimlich. Niemand hatte es bemerkt. Sie ging sogar nach der Entbindung noch, ein kräftiges Landmädel wie sie war, ihrer Arbeit nach, aber in ihrer Abwesenheit fand die Rentierfrau, die von nichts eine Ahnung hatte, die Zeichen eines Wochenbettes in der Kammer der Magd und den toten kleinen Säugling in der Kommode. Lucienne, von allen verlasssen, hatte ihn in der Verzweiflung erwürgt. Der alte Fall.

Die Geschworenen der Seine, Männer aus dem Volke, waren gnädig und sprachen das arme Ding frei. Der Vater des Kindes, ein Elektrotechniker, der, als an der Tötung unbeteiligt im Rechtssinne natürlich nicht angeklagt unbeteiligt natürlich nicht angeklagt werden konnte, erschien den Geschworenen schuldiger als das Opfer, dies Bauernmädel, die in der Verzweifllung handelte. Ein ganz und gar französisches Volksurteil, mit diesem hohen

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Das Neueste

Das bischöfliche Ordinariat Berlin veröffents licht, laut Germania ", in seinem Amtsblatt eine Erklärung gegen die studentische Bestimmungsmensur.

Die neue Verfassung Oesterreichs wurde am Mittwochabend fertiggestellt. Die Wahl des Bundespräsi denten wird durch die Bürgermeister Desterreichs erfolgen, und zwar auf Grund eines vom Bundesrat aufgestellten Vor: schlages.

In Kopenhagen fam es am Mittwochabend im Anschluß an eine Kundgebung der revolutionären Gewerkschafts opposition zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei, bei denen zwei Polizeibeamte durch Steinwürfe schwer verlegt wurden. An einigen Stellen der Stadt wurden von den Demonftranten Barrikaden " errichtet.

Das Pariser Journal officiel" veröffentlicht eine Berordnung, die für 33 Millionen Franken Kredit für die Prägung eines neuen 5- Franken- Stückes in Nickel ( 12 Gramm) bereit gestellt wird. Die bisherigen vor nicht allzu langer Zeit in Umlauf gebrachten Stücke von 5 Franken im Gewichte von 6 Gramm( 400 Millionen) werden wieder aus dem Verkehr gezogen und dafür für 400 Millionen nene 5- Franken- Stücke geprägt. Die Prägungskosten be= laufen sich auf 33 Millionen.

Der ständige Verwaltungsrat der französischen Sozial­demokratischen Partei hat befchloffen, gegen die Maß= regelung von Beamten, die der Teilstreifparole gefolgt waren, zu protestieren. Außerdem erhebt der Ver­waltungsrat gegen die Ausweisung Trogkis Proteft.

Eine von den Sozialisten und Kommunisten für Freitag nachmittag vor dem Pariser Rathause geplante Straßenkundgebung, die gegen den Faschismus protestieren und die Auflösung des Stadtrats fordern soll, ist vom Polizeipräfekten im Einvernehmen mit dem Innenminister ausdrücklich verboten worden.

Sinn für Recht und Gnade, der ein Zeichen des Landes ist. BRIEFKASTEN

Neutrale Hilfspolizei

für die Saar ?

Eine Meldung aus Rom

Wie der römische Korrespondent des Parijer Temps" meldet, hat sich der in Rom tagende Saarausschuß des Völkerbundsrates eingehend mit der Frage der Abstim= mungs Sicherung beschäftigt.

Zu diesem Zwecke schlägt der Ausschuß die Ernennung einer Abstimmungsfommission vor, deren erste Aufgabe es ist festzustellen, welche Saarländer abstim­mungsberechtigt sind.

Zur Sicherung einer einwandfreien Abstimmung muß die Bevölkerung vor allem äußeren Druck geschüßt werden. Es handelt sich darum, bereits jetzt allen Terror auszuschalten, um den Saarländern eine wirklich freie Wahl zu ermöglichen.

Dann beschäftigt sich der Bericht mit den Mitteln zur Auf­rechterhaltung der Ordnung während der Abstimmungs­periode. Zur Zeit verfügt das Saargebiet nur über eine örtliche Gendarmerie, die der Aufgabe, alle Unruhen wäh­rend der großen Wahlhandlung zu unterdrücken, nicht ge= wachsen ist. Deshalb faßt der Bericht wahrscheinlich die Verstärkung der Gendarmerie durch eine neutrale Hilfspolizei ins Auge. dios

Die Frankfurter Zeitung " berichtet weiter aus Rom : ,, Bei den einzelnen Problemen, mit denen sich, wie be­richtet, der in Rom tagende Dreierausschuß für die Saar­abstimmung beschäftigt, steht u. a. auch die Frage zur Dis­fussion, ob und inwieweit Frauen bei der Abstimmung das Wahlrecht zustehen soll. Bezüglich der Frage der Sicher­heit der Wahl wird erwogen, ob außer der aus Saarlän= dern bestehenden Saarpolizei für die 3eit der Wahl eine besondere Polizei ins Leben gerufen werden soll. Zu welcher Empfehlung der Ausschuß in dieser Frage, wie auch in dem entscheidenden Problem der Ausschaltung eines fremden Druckes auf die Wahlberechtigten gelangen wird, wird man wahrscheinlich erst von Genf aus er= fahren, da der Dreierausschuß lediglich die Aufgabe hat, be= gutachtend dem Mandatar, dem Völkerbund, zu berichten und Italien als solches nicht an der Frage interessiert ist."

Generalappell"

Zehn Tage lang soll getrommelt werden...

Die letzte gesamtdeutsche Saarfundgebung vor der Abstim­mung soll in Koblenz- Ehrenbreitstein vom 20. August bis 1. September stattfinden. Hitleramtlich wird dazu gemeldet: Diese vierzehnte Kundgebung des über ganz Deutschland verbreiteten Bundes der Saarvereine, der seit Beginn des Völkerbundregimes eine große und nüßliche Aufklärungs­arbeit für das Saargebiet geleistet hat, gilt allgemein als Generalappell vor der Saarabstimmung. Hunderttausende werden in dieser Augustwoche in Koblenz ein Treuebekennt­nis ablegen. Ein großer Brückenschlag auf dem Rhein , bei dem 18 Großdampfer die Ufer miteinander verbinden, wird die Mengen hin- und herströmen lassen. Abgeschlossen wird dieser Tag durch ein großes Feuerwerk von der Festung aus und mit einer Rheinhöhenbeleuchtung. Mit dem Kanzler werden anwesend sein die Mitglieder der Reichsregierung und das diplomatische Korps..."

Chamberlain gab im britischen Unterhaus die Haushalt: zahlen für 1933/34 bekannt. Der Staatshaushalt schließt mit einem Ueberschuß von 31 Millionen Pfund ab, so daß der Schazkanzler erhebliche Steuerermäßigungen in Aussicht stellen konnte. Seine Mitteilungen haben bei der Londoner Bevölkerung einen wahren Freudentaumel ausgelöst.

Aus einem Leprafrankenhaus bei Allahabad in Indien find 550 Leprakrante entwichen.

Pfarrer Reichardt Saarbrücken. Nach der Kölnischen Zeitung " haben Sie in einer Saarfundgebung in Köln u. a. gesagt: Die bevorstehende Abstimmung wird nahezu 100 v. H. für das Deutsche Reich bringen, daran werde auch das Verräterpad im Saar­gebiet nichts ändern. Diese Verräter würden bald hei matlos fein, und das Volk werde voller Verach­tung vor ihnen ausspeien."- Sie scheinen ja eine schöne Sorte Christentum zu predigen: weder chriftlich noch deutsch, son­dern nur flegelhaft. An Christi Geist gemessen, sind Sie für uns ein gottloser Rüpel und ein neuer Beweis für die vielen guten Christen nur zu bekannten Tatsache, daß einer theologische Era­mine bestehen kann, ohne daß sein verstocktes Herz iemals Gottes Odem spürt... 3

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W. V., Bern . Wie kommen Sie zu der Auffassung, die Urlaubs­reisen deutscher Arbeiter, die seit einigen Monaten ein großes Schaustück der Arbeitsfront" sind, seien für die Arbeiter kostenlos? Sie irren sich. Die Arbeiter müssen 2,50 Mark den Tag Pension be­zahlen und außerdem bis zu 10 Mark für die Reise. Das sind Be­träge, die nur für eine dünne Oberschicht der Arbeiter erschwinglich find. Len hat neuerdings angekündigt, daß auch aus den Kassen der Arbeitsfront beigesteuert werden soll. Das würde bedeuten, daß be= sonders ausgewählte Pg. auf Kosten weniger wohl gelittener Mit­glieder der Arbeitsfront sich erholen dürfen. Oder glauben Sie, daß man einem Sozialdemokraten, Kommunisten oder treu katholischen Arbeiter besonders Vergünstigungen gewährt?

Albion". Wir nehmen davon Kenntnis, daß Streichers Stürmer behauptet, fein Land sei derart von Juden beherrscht, wie England. Seit langen Jahren seien es Juden, die die höchsten Poften im Staat bekleideten. Offenbar ist diese jüdische Oberherrschaft dem ,, perfiden Albion" ganz gut bekommen. Oder können Sie sich vor­stellen, daß Gauleiter Streicher das britische Imperium regieren fönnte?

Pirmasens . Sie übersenden uns die Pirmasenser Zeitung", die meldet, das zwei Pirmasenser Arbeiter auf Anordnung des Sonders fommissars, Standartenführer Dr. Caspary festgenommen und in Schußhaft gebracht wurden, weil sie den Gruß der Deutschen dadurch verächtlich gemacht hatten, daß sie ihn mit geballter Fauft erwiderten bzw. diese staatsfeindliche Demonstration billigten und unterstügten. Die geballten Fäuste werden allmählich so zahlreich werden, daß die Gefängnisse für die Schußhäftlinge nicht mehr ausreichen.

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Aus Bayern ". Durch Sie erfahren wir, daß in nationalsoziali­stischen Zeitungen steht: Die Reichskartothek der NSDAP . enthält auf diese Weise etwa 28 000 Meier, Maier, Meyer, Mayer, Mair, Mayr usw., etwa ebensoviele Schneider, Schuster und sogar rund 35 000 Müller!"- Die Schuster, Schneider und Müller lassen wir hingehen, aber Meier mit allen möglichen weichen und harten ei sind es doch reichlich viel. Sollten sich da nicht doch etliche hundert nicht ganz rassenreine in diese größte Meierei der Welt einges schlichen haben?

Troppau . Sie wollen wissen, was das neue Wort Abmeierung bedeute, das Sie in reichsdeutschen Blättern lesen. Die Ab­meierung" wird allen Bauern, auch den Erbhofbesizern, ange droht, die nicht ordnungsmäßig wirtschaften und ihren Schuldvers pflichtungen nicht nachkommen, so daß sie der Vollstreckungsschutz nicht viel nüßt. Zuerst erfolgt eine Verwarnung, unter Umständen mit öffentlicher Namensnennung, und wenn auch das nichts hilft, dann tritt die Abmeierung" in Kraft. Also: die Sache ist sehr ein­fach. Sie wird erst dann etwas komplizierter, wenn der abgemeierte Bauer zufällig Meier heißt.

Gerta H. Nicht so ungeduldig sein. Ein Jahr ist nicht lang. Mit ein wenig längeren Zeiträumen muß man schon rechnen. Das Ges schwätz der Nazigrößen von hundert und mehr Jahren für ihr Regime ift für jeden geschichtlich denkenden Menschen lächerlich. Nehmen Sie sich die Verfassung des deutschen Reiches vom 16. April 1871 zur Hand. Da haben Seine Majestät der König von Preußen im Namen des Norddeutschen Bundes zusammen mit den süd­deutschen Bundesfürsten einen ewigen Bund zum Schutze des Bundesgebietes" geschlossen. Einen ewigen Bund. Im Jahre 1871 Das sind knapp 63 Jahre her. Wie weit liegt das Kaiserreich mit seinen ewigen" Bundesfürsten schon hinter uns und seine Vers fassung ist längst Legende! Die Zeiten, die vor uns liegen, werden aber ungleich revolutionärer sein als alles seit dem Jahre 1871, und ihr Tempo wird immer rascher.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Biz in Dud weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden& Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrücken.

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