Beschlagnahmte„Begegnungen
« indische vorfahren
Am 17. April veröffentlichte die Basler„National» zeitung" einen Artikel über Begegnungen mit einigen deutschen Auslandsreisende». Der Artikel, den wir nachstehend verössentlichen, ist sehr sorgfältig, vorsichtig und distanziert geschrieben. Trotz, dem: die Strafe folgt auf dem Fuße. Das Dienstag- abendblatt der Raöler„Nationalzeitung" ist, wie diese Zeitung anS Berlin mitteilt, der Beschlagnahme versallen.
Begegnungen
Es ist noch nicht lange her, da nannten sich die Deutschen ei» Volk der Mitte. Wir hatten den Eindruck, als ob sie nicht schlecht damit fuhren. Aber auch schon damals durfte man sich fragen, was denn nun wirklich ein Volk von dem andere» wisse? Die Deutschen von den Franzosen und die Franzosen von den Deutschen ? Tic sehen sich beide durch ewe von Vorurteilen beschlagene Brille. Wenn wir in der Schweiz etwas mehr von den Deutschen wissen als die Franzosen und etwas mehr von den Franzosen als die Deutschen , so ist das zu erklären durch die völlig verschie- denen Bedingungen und Voraussetzungen, unter denen wir im Gegensatz zu den beiden großen, in sich völlig ab- geschlossenen Nachbarnationen leben. Trotzdem beginnt uns der Deutsche ein Rätsel zu werden. Und die deutsche Problematik wird für uns nicht einfacher durch ein noch so eifriges Studium seiner Presse oder seiner Literatur, das eine ist monoton, uniformiert und deshalb für uns zivile Menschen nichtssagend, und daS andere ist verwirrend, dunkel und nicht einmal berauschend. Ilm so weniger uns Reden, Artikel und Bücher sagen, desto mehr suchen wir aus dem einzelnen Menschen, der zu unS herüberkommt, herauszuholen. WaS geht eS uns an? Man könnte nach der Berechtigung unserer Neugierde fragen. Aber wer in der Welt hat sich leidenschaftlicher mit dem russischen Bolschewismus aus- einandergesetzt als die Deutschen selber? Wir haben nie gehört, daß man auS dem bolschewistischen Rußland die Frage nach Deutschland gerichtet habe, was denn den Deut- schen der Bolschewismus anginge. Ich hatte über die Ost erwoche drei merk» würdige'Begegnungen. DaS eine Mal stand ich mit einem Herrn mitten auf dem Trottoir in der Freien Straße. Da ruderte durch da» Gedränge ein Fremder an uns vorüber, in welchem ich einen Bekannten erkannte, den ich sogleich anrief. Er blieb stehen, ja wahrhaftig, er war es. Er ist Redakteur einer großen rheinischenZcitung und von wem könnte man mehr erfahren als von einem angesehenen Journalisten, der in der Leitung eines. Blattes von inter - nationalem Rufe sitzt? Er versicherte mir, daß eS ihm persönlich ausgezeichnet gehe, man mache ihm keine Schwierigkeiten, allerdings machte er auch keine, aber trotzdem.... er schien auch seine sorgen zu haben und ich wollte ihn von diesen Sorgen ablenken und ging geradewegs auf die unseren los. WaS halten Sie von der politischen Lage? fragte ich. Von welcher? meinte er.. von der unserigcn, von der europäischen? Ja, da fragen Sie auSqerechüet'mich? WaS glauben Sie denn, was wir wissen? Gar nichts wissen wir. Ich w i l l g e r a d e v o n-J h n e n et-» a S HS r e n. WaS wollte ich ihm sagen? Wir bilden uns hierzulande ja immer ein, nichts zu wissen. Ich erklärt« also, daß eS mit dem Anschluß Oesterreichs an das Reich wohl vorbei sei. Aber soviel wußte er nun auch. Er sagte sogar, die ganze außenpolitische Lage mache ihm Sorgen, das schlimmste aber seien die schwindenden Devisenreserven. Aber ich sagte ihm, das sei vielleicht gar nicht so schlimm. Womöglich entsprächen die überraschenden Geständnisse von der schlechten Devisenlage nur einem finanzpolitischen Manöver. Diesen Einwand wollte er aber nicht anerkennen. Die Situation sei tatsächlich so bedrohlich, daß infolge der Unmöglichkeit. Rohstoffe im Auslande zu kaufen, große Industrien lahmgelegt würden. Nun, mein Bekannter schien mehr zu wissen, als er selber glaubte. Aber es stellte sich gleich heraus, daß daS eigentlich alles war, was er wußte. Er war weniger von der Dynamit der Jugend als von den Besorgnissen einer reiferen Generation erfüllt. Ich für meinen Teil war von der Begegnung enttäuscht. Zwar habe ich den Typus des „dynamischen Deutschen " noch nicht gesehen. Herr Schacht, den ich dieser Tage traf— aber das ist ja eine Sache für
sich— sieht auch nicht so aus. wie wir unS den dynamischen Typus vorstellen, obgleich, eS ist nicht zu leugnen, in seinem Vornamen etwas davon liegt. Genug... Eine Stunde später stand ich vor einer Buchhandlung bei der Rheinbrücke. Neben mir sehe ich einen Herrn Mitte der Fünfzig. Er sah mich an, ich sah ihn an, und wir erkannten uns wieder. Es war ein Arzt, ein Badenser, den ich vor dreißig Jahren zum letzten Male gesehen hatte. Auch er wollte seine Osterferien >. der Sckiweiz verbringen. Nun, meint er, seit wir uns zuletzt gesehen haben, ist viel über unser armes Deutschland gekommen. Der Krieg, wer hätte geglaubt, baß er so ausgehen würde, die Revolution, die Inflation und nun diese Krise. Aber wir dürfen wenig- stens froh sein, einen solchen Führer zu haben, aber.... Auch hier ein„Aber". Ich wußte nicht, wem es galt, und ich sagte nur, es käme eben darauf an, wohin die Fahrt gehe. DaS ist es eben! Hitler will sicher daS Beste, aber man hat gleich einige Fehler gemacht. War es z. B. nötig, in der Judcnfrage so rigoros vorzugehen? Die Juden sind einflußreich im Welthandel und durch den Boykott legen He nun unseren ganzen Export lahm. Man hätte es ja so machen können wie in Oesterreich , wo man die Juden einfach still- schweigend aus jenen Aemtern und Stellen entfernte, in denen man sie nicht haben wollte. Nun, ich glaubte ihn trösten zu dürfen, indem ich ihm er- klärte, er überschätze sicher den Einfluß der Juden. Dann aber sagte der Arzt, bah er ins Ausland gereist sei, um einmal ein paar Tage„nichts mehr zu sehen und zu hören". Aber ich traf am selben Tage noch einen dritten B e- kannten auS Deutschland . Dieser kam mit einem kuntel- nagelneuen DKW zu mir gefahren. Er hatte mich schon im vorigen Jahre besucht und damals baute er mächtig auf die neue Zeit, die da anzubrechen schien. Nicht, als ob ihn die Hoffnungen jetzt verlassen hätten. Dazu hätte er auch wenig Ursache. Er ist Innenarchitekt. Eine Zeitlang lebte er von der Winterhilfe, bekam Kohlen und Kartoffeln, bann ließ er durch Inanspruchnahme von Reichszuschüssen einen neuen Hag um sein Anwesen betonieren, die klapprig aewor» denen Fensterläden reparieren, einen neuen Kamin autbauen und die Fassade seines Hauses streichen. Er hat auch zeit- wellig Arbeit, eS wirb fa viel gebaut: zwar behauptet er, kein Mensch verdiene etwas dabei. Aber das kann man sich nicht gut vorstellen. Als ich ihn fragte, ob der neue Wagen gut laufe, sagte er lächelnd: Selbstverständlich, denner lause aufAkzep- t e n. Ich meinte, daß dies doch eine etwas unsichere Fahrerei und eine für mein Gefühl ungemütliche sei. Warum? gibt er mir zurück, bei unS läuft alles so. DaS ist nun ein noch junger Mann. 82 ober 35 Jahre alt, positiv zum neuen Staate eingestellt und trotzdem voll stiller Skepsis. Aber ich frage mich nun. wa» ist es, daS diese Menschen ins Ausland treibt, um, wie sie sagen, ein paar Tage aus- zuatmen? A u fz u a t m e n von waS.ba siedoch alle tief davon überzeugt sind.auS einer furcht- baren Gefahr gerettet worden zu sein. Und inS Ausland zu reisen, wo sie, wie der Arzt behauptete, scheel angesehen würden in Deutschland , wenn sie verraten, daß sie ihre Ferien im Auslände verbringen wollen. Jetzt sind alle drei wieder zu Haufe. Der eine druckt, was ihm vorgelegt wirb, und schreibt, da eS zu feinem Ressort gehört, begeistert« Berichte über da» und jenes: über die Reden, die gehalten werden, über dem Aufmarsch der Massen, in deren Reiben auch die beiden anderen stehen, und sie alle drei produzieren, eingegliedert in den Organismus von Blut und Boden, soundsoviel Atmosphären Druck jener nationalen Dynamik, welche als da» eigentliche Wunder des neuen Deutschland gepriesen wird. Ist nicht viel stärker als diese organisatorische komprimierte Dnnamik etwa? anderes? Und was ist eS? D i e deutsche Unruhe! Wir beobachten sie auch an den vielen Deutschen auS der Nachbarschaft, denen man täglich begegnet, und wir machen dieselben Erfahrungen mit ihnen. Wir sehen sie im Tram sitzen und okkultistische Zeitungen lesen, deren Spalten mit seltsamen Zeichnungen bedeckt sind. So etwas gibt es hier in der Schweiz nicht. Diese Art von Literatur wird, wir sehen e» täglich, drüben im Deutschen Reich von alt und jung verschlungen. Vor dem Kriege gab eS das auch in Deutsch - land noch nicht. Allem stellt man ein Horoskop: Hitler , Hinben- bürg. Röhm. Epp, Darr«, aber auch dem„dritten Reiche", dessen Geburtsstunde der 80. Januar J993 ist, dem Konkordat, dem Arierparagrafen, der Arbeitsschlacht.
Ein Interview
Pari», den 19. April 1984. Te ist weiter viel die Rede von der Zeit- die die französische Sektion der Trotzkisten
In der schrift„La Bertte", herausgibt. Da»„Journal" faksimiliert den Kopf diese» Blatte», an den Buchstaben..V Hammer und Sichel gezeichnet sind. Die „Berite" habe auch eine Sonderausgabe für Nordfrankretch. mit Verteilung durch das Trotzki -Zentrum in Lille Trotzki habe, so behaupten di« Rechtsblätter, Zellen in Frankreich gegründet. Die Ereignisse vom 0. Februar, so heißt es weiter, habe Trotzki mit fieberhaftem Interesse verfolgt.„Trotzki wollte", so schreibt das Blatt,„angesichts des in Waffen stehenden Hitler -Deutschlands das schändliche Werk, durch das er die russische Armee wie eine Herde vor dem Eindringling fliehen ließ, in Frankreich wieder aufnehmen." Sehr bezeichnend für die Motive ist folgende» Interview eines Mitarbeiters des„Journal" mit einem Bertrauten des ehemaligen Volkskommissars:„Wo wird Trotzki sich nieder- lassen?" „DaS kann man noch nicht sagen." „Hat er denn schon die Grenze gewählt, über die er geführt werden will?" „Um eine Wahl treffen zu können, müßte eS doch minde- stens zwei Grenzen geben, die unS offen stehen. Aber ivir wissen nicht von einer." Jemand wirft dazwischen:„Denkt Trotzki nickt, daß die Eowjetregierung zwecks Herbeiführung der Maßnahme interviewt hat?" „Das ist möglich. Denken Sie nur an Kopenhagen . Wäh- rend unseres Aufenthaltes in Dänemark ließ Trotzki die norwegische Regierung um ein Asyl bitten. Aver Frau Ko- lontan, die Sowietgesandte in den skandinavischen Ländern, wandte sich mit Schärfe dagegen. Die Sowjet» verfolgen unS überall." „Und die Türkei , werden Sie dabin zurückgehen?" „Ich war an der Seite Trotzki » im ottomanische« Exil. Bielleicht. Aber erst muß man doch die Auffassung der tür - kiscken Regierung kennen.". „Sind Sie bereit zur Abfahrt?"
„Run, heute abend oder morgen nicht. Ich hoffe, daß man un» die Zeit lassen wird, einen anderen Unterschlupf zu finden." „Sie haben doch Trotzki die Mitteilung überbracht. Wa» hat er gesagt?" „Ach. er bat das erwartet." Und ein amerikanischer Reporter fährt mit gezücktem Blei- Trift dazwischen:„Wird die Polizei Mr. Trotzki bis zur Grenze bringen? Wieviel Schutzleute? Oder geht er frei» willig?" Der Leibwächter stutzt einen Augenblick:„Ach," sagt er, „das ist wie gewöhnlich. Zwei Herren von der Polizei, höflich und diskret im selben Wagen, aber in einem anderen Ab- teil..." Adif Tage verboten! Der Hauptschriftleiter in Schutzhaft Würzburg. 19. April. Bor dem hiesigen katholischen Organ „Fränkisches V o l k s b l a t t" kam es heute zu Demon- strationen. Veranlassung gab die Form der Berichterstattung der Zeitung über den Jonriialistcncmpiaug beim Papst. Die demonstrierende Menge beruhigte und zerstreute sich erst, als Haupt schriftleiter Becker in Schutzhast ge- » o in m e u w u r d e. Die Zeitung ist aus acht Tage verboten worden. So lautet die amtliche Meldung. Man wird bald Näheres erfahren, was in Würzburg wirklich geschehen ist. Während in Mannheim das katholische Blatt wieder erscheinen tonnte, erzwang in Würzburg da»„Volk" unter SA.-Führung«in Verbot.
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Aus welchen Gründen jüdische Richter abgelehnt werden dürfen Die Frage der Ablehnung nichtarischer Richtet wegen Bciorgnis der Befangenheit hat mehrfach die beut- schen Gerichte beschäftigt. Eine Kammer des Landgerichts München I hat in einer Zivilsache unter dem 7. Dezember 1938 ein Ablehnungsgesuch gegen einen nicht arischen^aud- gerichtsdirektor zurückgewiesen und dabei ausgeführt, daß ein Richter nicht wegen seiner nichtartschen Abstammung als solcher ahgelehnt werden könne, sondern nur dann, wenn gerade diese Abstammung mit Rücksicht auf die besonderen Umstände des Falles einen Grund zur Besorgnis bilde. Eine Kammer des Landgerichts Berlin hat weiter unter dem 7. November 1933 zum Ausdruck gebracht, es genüge zur Ablehnung eines nichtarischen Richters, wenn eine ver- ständige Partei aus sachlichen Gründen berechtigt sei. Be- sangenhcit zu besorgen.. Ob:ektive Besangenheit sei zur Ab» lehnung nicht erforderlich.. Damit ist in einem nicht geringen Ausmaße die iubiektive Aufsasiung einer P a r t e i für die Frage der Ablehnung mit- entscheidend geworden. Zu welchen Konsequenzen das führt, zeigt der Beschluß einer Kammer des Landgerichts Berlin iL. G. Berlin . 86. Z. K. Bcschl. v. 23. Febr. 1934, 286<3 12 135/83) über den im neuen Heft 15 der„Juristischen Wochenschrift" folgendes mitgeteilt wird: „Nach$'42 ZPO. ist nicht erforderlich, daß der Richter objektiv befangen ist. es genügt vielmehr zur Ablehnung, da« eme verständige Partei aus sachlichen Gründen berechtigt t», Befangenheit zu besorgen. Solche sachlichen Gründe sind vorliegend nicht von der Hand zu weisen. In ihrem Schrift» satz führt die Beklagte auS:„ES kommt hinzu, daß bei den Jude» nach den Vorschriften des Talmud die talsche Aussage gegenüber einem Nichtjuden nicht nur erlaubt, sondern sogar vorgeschrieben ist. wenn auch manche Juden Angst habe« vor dem StA. und nicht immer gewagt wird, diese Borschristen de? Talmud zu befolgen, so ergibt sich doch ans ihr eine derartige Verwahrlosung der jüdische« AuSsagemoral vor Gericht, daß den Aussagen der Juden, zumal wenn sie an der Sache selbst interessiert sind, und sich in einer Situation befinden, daß sie den Meineid für schwer nachweisbar halten können, mit allergrößter Vorsicht zu begegnen ist. mit der- selben Vorstcht. mit der man ihnen grundsätzlich bei allen geschäftlichen Transaktionen begegnen muß. wenn man nicht schwer hereinfallen will." Da man unterstellen muß iso,agt das Gericht zu die.se« Ausführungen der Beklagten, f Mim« leitung), daß diese Ausführungen die persönliche Auffassung der Beklagten ist, nicht bloß die ihres jetzigen Prozeßbevoll- mächtigten wiedergeben, so ist, zumal von der Würdigung der Aussage der angegriffenen jüdischen Zeugin die Entscheidung des Rechtsstreits weitgehend abhängt, nicht zu verkennen, daß die Beklagte in der Tat die Besorgnis hegen darf, daß gegenüber diesen scharfen Angriffen auf die jüdische Eides- und Geschäftsmoral der abgelehnte Richter als Nickt- arier ihr gegenüber nicht völlig unbefangen bleiben werde. ES kann hi-rbci nicht ins Gewicht fallen, daß nach seiner dienstlichen«eußeruna der abgelehnte Richter ftlbft und seine Eltern christlicher Religion siud. da schon daS Vorhandensein jüdischer Vorsahren im Rahmen des Beamtengesetzes bei den geaen daS Judentum gerichteten Angriffen die Besorgnis der Beklagten bzgl. der Befangenheit des abgelehnten Richters zu rechtfertigen geeignet erscheint." Saarländer im Reldi verhalte! „Greuelmärchen" Hitleramtlich wird auS Kaiserslautern berichtet: Der Polizei gelang eS am Sonntag, wie der„NS.-Rhein- front" mitgeteilt wird, einen saarländischen Ko mm u- n i st c n zu verhaften, der im dringendsten Verbacht steht, t« der Saarbrückcr„Arbeiterzeitung" Greuelmärchen über Deutschland verbreitet zu haben. Bei dem Verhafteten hau- belt e? 9» um den 47 Jahre alten Zementierer Karl Berg aus Lebach . Berg wurde bereits am 17. März d. I. auf Grund richterlichen Haftbefehls festgenommen, weil er in der Zeit vom 8.—5. Februar d. I., an welchen Tagen er sich eben- falls in Katserlautern bei Verwandten aufgehalten hatte, beleidigende Aeußerungen über Reichskanzler Adolf Hitler gemacht bat. Er wurde sedoch seinerzeit nach einigen Tagen wieder aus der Haft entlassen. Nach seiner Entlassung begab sich Berg wieber in seine Heimat. Bald daraus war in der„Arbeiterzeitung" ein die Tatsachen in haarsträubender Weile auf den Kops stellender Artikel zu lesen, der ganz offensichtlich durch Berg inspiriert oder geschrieben wurde. Er wurde am Sonntag in einer Wirtschaft festgenommen und wirb sich jetzt vor dem Sondergericht zu verantworten haben. ♦ Die„VolkSstimme" schreibt dazu: Die Verhaftung des Arbeiters Berg ist ein beutliches Fanal kür die Zustände, die sich allmählich herausgebildet haben ES ist wahrhaftig schon untragbar genug gewesen, daß man Saarländer verhastet bat, die angeblich aus deutschem Boden sich angeblich etwas sollen„zuschulden" kommen ließen. ES schlägt aber dem Faß den Bode» auS, wenn die Hitler» regierung eS jetzt wiederum wag«, Personen, die nicht ihrer Staatshoheit untergehen, lediglich deshalb festzunehmen und zu bestrafen, weil sie außerhalb des Deutschen Reiches Dinge getrieben hätten, die Hitler nicht pasien. Man vergegen- wältige sich, wohin diele Zustände führen müssen: der Redakteur irgend einer ausländischen Zeitung reist nach dem Reich und man nimmt ihn fest, weil er früher einmal Dinge geschrieben hat, die drüben nicht genehm sind! Nun wird man eS nicht so ljjcht wagen, Franzosen, Eng- länder oder sonst Angehörige großer Staaten auf diese Weise zu verhaften. Besteh» aber, so fragen wir. rechtlich irgend ein Unterschied zwischen Franzosen. Engländern oder Saar » ländern in chrer Beziehung zum Reich? Ist nicht rein recht» lich genommen der Saarländer für die RcichSbehörden genau so geschützt wie die Angehörigen jeder anderen Nation? Die Beantwortung dieser Frage erübrigt sich, da sie im Versailles Vertrag festliegt. Nicht aber erübrigt sich die Frage, waS zu geschehen hat, um den Hitlerbehörben klar zu machen, daß auch Saarländer nicht vogelfrei sind! Nicht erübrigt sich die Fragestellung, wer hier die Rechte des Saar» gebieteS zu schützen gewillt ist! Selbstmord eines Erwerbslosen Arbeitslos— quer durch Deutschland fJnpreß.) Die„Pommersche Tagespost" berichtet, daß ein Arbeitsloser, der sich bei Köplinfee lOstsee) im Meer er- tränkte, folgenden Zettel zurückließ:„Bekomme ich bi» Ende März kein? Arbeit, dann ist für m'cij nicht» weiter auf der Welt als der Tod. Absender Mar WelS, Hcrberg-Elster, Kr. Schweinitz. Reg.-Bez. Merseburg" Tie„Pommersche Tage?- vost" fügt hinzu: Auf der Rückseite hatte der Schreiber al» den Tag des WanberfchaftSbeginnS den?4. 1. 1984 angegeben. Er zählt sämtliche Orte auf, die er berührte"... und in denen er keine Arbeit gefunden hat.