Deutsche   Stimmen Beilage sur Deutschen Freiheit". Ereignisse und Gesɗfiiciten

Dienstag, den 8. Mai 1934

Käthe Rohn, die junge Bäuerin Feierabend, Herr Fey!

Sie bittet um ein Kind...

Als vor sechzehn Monaten die Polarnacht über das arme Deutschland   hereinbrach, verkündete der Reichsreklamechef, daß nunmehr auch für Deutschlands   Dichter das gesegnete Zeitalter angebrochen sei. Die jüdischen Dichter und mit ihnen die Dichter und Schriftsteller des Systems seien hin­weggefegt worden, das Feld sei freigemacht, nunmehr könne sich erst der deutsche   Genius frei entfalten.

Wo sind die neuen deutschen Dichter, die sich Bahn ge­brochen haben? Wo ist der Ersatz für die Dichter, die aus dem Land gejagt und deren Bücher verbrannt wurden? Jeder dieser neudeutschen Dichter frage einmal vertraulich einen Sortimenter seines Landes, wie das Publikum über die Pro­duktion dieses abgelaufenen Jahres denkt, und er wird zur Antwort bekommen, daß mit den Büchern eines einzigen Emigrantenverlages in Deutschland   bessere Geschäfte zu machen wären, als mit sämtlichen Neuerscheinungen des ab­gelaufenen Jahres.

Als ein typisches Beispiel für den Stand der neudeutschen Literatur kann eine neue deutsche   Dichterin, Kät he Rohn, gelten. Von ihr erschien in einer deutschen Zeit­schrift Neues Volk" soeben eine kurze Erzählung. Das ist nun keine der vielen belanglosen deutschen Zeitschriften, sondern wie schon aus dem Untertitel hervorgeht( ,, Blätter des Aufklärungsamtes für Bevölkerungspolitik und Rassen­pflege") eine offizielle Angelegenheit, was auch dadurch ver­stärkend zum Ausdruck kommt, daß der Reichsminister des Innern, Wilhelm Frick  , ein Geleitwort schrieb, in dem es heißt: Die wissenschaftlich begründete Vererbungslehre gibt uns nach der Entwicklung im letzten Jahrzehnt die Mög­lichkeit, die Zusammenhänge der Vererbung und der Aus­lese und ihre Bedeutung für Volk und Staat klar zu er­kennen. Sie gibt uns damit aber auch das Recht und die sittliche Pflicht, die schwer erbkranken Personen von der Fortpflanzung auszuschalten. Von dieser Pflicht können wir uns auch nicht durch eine falsch verstandene Nächstenliebe und kirchliche Bedeuken, die auf Dogmen vergangener Jahr­hunderte beruhen, abhalten lassen; im Gegenteil, wir müssen es als eine Verletzung der christlichen und sozialen Nächsten­liebe ansehen, wenn wir trotz der gewonnenen Erkenntnisse es weiter zulassen, daß Erbkranke einen Nachwuchs hervor­bringen, der unendliches Leid für sie selbst und die Ange­hörigen in dieser und den kommenden Generationen be­deutet."

Um aber auf die Dichterin und ihre besagte Erzählung ( ,, Die junge Bäuerin" zu kommen, wollen wir statt kriti­sieren, lieber zitieren.( Vorerst zur Einführung: Der Held dieser Erzählung war verheiratet. Seine Frau ist gestorben und hinterläßt ihm vier Kinder. Er heiratet zum zweitenmal. Aber die zweite Frau will nun auch ein Kind, was die Dich­terin also ausdrückt:) Die Erde war noch braun, aber überall unter der harten Kruste regte es sich schon, da ging Lisa mit ihrem Mann über den Acker.,. Ich will ein Kind," sagte sie unvermittelt. Er sah sie verständnislos an...

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Ist es wirklich schon so weit im neuen Deutschland   der Hitler und Röhm, daß ein Mann einem solchen Wunsch ver­ständnislos gegenübersteht?

,, Du hast vier Kinder," meinte er ruhig. Sie konnte nicht begreifen, daß er nicht das gleiche fühle wie sie und sagte bittend: Ich will ein eigenes."

Selbstverständlich muß eine Frau den Gatten gehorsam

bitten.

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,, Er meinte, vier Kinder zu erhalten und großzuziehen, sei schon viel für den Hof, und je älter man würde, umso­mehr habe man zu überlegen, ob bei der Ungewißheit der Zukunft es ratsam sei, eine schon zahlreiche Fa­milie noch zu vergrößern. Sie wiederum erklärte, daß sie das gleiche Recht auf Kinder habe wie jede andre Frau, und da sie trotz seines Redens auf ihrem Verlangen be­stand, ja plötzlich heftig zu weinen begann, erschrak er vor diesem Gemütsausbruch, redete sich schließlich in Zorn, schalt sie unvernünftig und undankbar und warf ihr aller­hand vor, was ihm hernach wieder leid war."

Wie wird das noch endigen? Die heilige Courths Mahler  schaut nieder:

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Dem Bauer schien die Frau heute stolzer und schöner denn je, und in seinen Gedanken schalt er sich töricht, dem Zwist nicht längst ein Ende bereitet zu haben. Ein Schuldgefühl gegen Lisa beunruhigte ihn, und in der Verwirrung seines Gefühles suchte er nach einem Grund, der Lisa veranlassen könne, doch mit ihm zu gehen. Sie witterte mit ihrem natürlichen Fraueninstinkt seine Un­ruhe und ging mit. Heuduft kam über die Wiesen. Ver­streut standen niedrige Aepfelbäume in später Blüte. Lisa lief einige Schritte voraus und erwartete den Bauer unter einem blühenden Apfelbaum. Sie setzte sich ins Gras und zeigte auf den Baum über sich:., Siehst du, wie er blüht! Wenn er nun keine Frucht trüge, jahraus, jahrein meinst du nicht, daß du ihn ausroden ließest? Oder würde dir sein Blühen im Frühjahr genügen?" ,, Er trägt ja Frucht," erwiderte er ausweichend. ,, Und ich?" fragte

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Georg Wilman

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Vizekanzler Fey wurde zum Gesandten in Budapest   ,, be. fördert". enomi

Sie haben, Herr Fey, unsre Wiener   Genossen Mit schweren Haubitzen zusammengeschossen. Sie verschonten auch Frauen und Kinder nicht­Sie zeigten, Herr Fey, Ihr wahres Gesicht. Es hat Ihnen wenig genügt, Herr Fey! Sie haben geglaubt, Sie würden belohnt, Und nun sehen Sie sich plötzlich entthront. Sie wollten gerne des Dollfuß Stelle Sie sehen, es geht nicht immer so schnelle, Sie treten vom Schauplatz ab, Herr Fey!

Gute Reise nach Budapest  ! Gruß den Kollegen! Da können Sie dann getrost überlegen,

Ob Gömbös   und Horthy   noch tüchtiger sind Als Sie, Herr Fey! Doch nicht so geschwind! Glauben Sie bloß nicht, in Budapest  

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Hätten Sie nun vor uns Frieden. Kein Fleck auf der Welt, wo man ruhig Sie läßt! Unser Blut hört nicht auf, zu sieden, Wenn wir an Sie denken, Herr General. Auch unsere Stunde kommt einmal! Ganz einerlei, ob Sie in Budapest   sind Oder gar in der Mongolei  . Verlassen Sie sich drauf, daß man Sie find't, Wo Sie auch sind, Herr Fey! bildspul

Hören Sie nicht schon den schweren Schritt, Der sich Ihrer verrammelten Türe naht? ,, Herr Fey, machen Sie sich gefälligst parat! Sie kommen mit!

Abrechnung für Wien  ! Und kein Geschrei! ' S ist Feyerabend, Herr Fey!"

sie schlicht." Willst du dich an den Gesegen der Natur Ein Kabarett der Gesinnung

versündigen?" Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er fühlte sich der Schöpfung ganz nahe und innig verbunden Er erblickte unter den Blüten des Baumes sein Weib, und es offenbarte sich ihm das Ge­heimnis ihres blühenden Leibes, der sich sehnte, Frucht zu tragen. Er legte den Arm um sie und führte sie heim." Dieser Mist wurde nicht so ausführlich zitiert, um zu be­weisen, daß es Mist ist. Gewiß wäre es auch bitteres Un­recht, zu behaupten, daß in Deutschland   nicht weit bessere Dinge geschrieben werden, gern soll zugebilligt werden, daß es letzter Dilettantismus ist: dennoch aber ist diese Autorin symptomatisch für die heutige deutsche   Literatur. Was heute veröffentlicht werden darf, darüber entscheidet eine amt­liche Stelle; sie läßt gerade noch neutrale Stoffgebiete zu, also etwa die Besingung von Mond und Sternen, besonders wenn die politischen Führer als Sterne erster Ordnung ver­himmelt werden. Andere Themen stehen unter strengster Zensur. Selbst die ganz große Begabung ist also gezwungen, sich jenen Problemen zuzuwenden. deren Erörterung der Reichsschriftkammer genehm ist. So also hat sich die Dichterin Käthe Rohn einer völkischen Frage zugewandt, und alle, die zu Wort kommen wollen, müssen das gleiche tun. Die grauenerregende Uniformität hat auch von der deutschen Literatur Besit ergriffen.

In Kasernen kann man exerzieren, aber nicht dichten. Stefan Pollatschek

Das Muß des Schriftstellers

In der literarischen Beilage der ,, Neuen Zürcher Zeitung  " interessierten mich zwei Beiträge. Es ist unnötig, die Ver­fasser zu nennen, denn ich will nicht die Aufsätze kritisieren, sondern den Versuch machen, klar zu stellen. Wovon lebt die ist die eine Arbeit, trotz ihrer simplen Sprache, wovon andere trostlos tot? Für letztere zeichnet ein berühmter Name und das Thema ist eins, das mich besonders berührt. Aber das Thema, in dieser Form erörtert, fesselt mich trotzdem nicht. Denn es ist zum Gegenstand einer intellektuellen Ab­handlung geworden, die in sprachlich gekünstelter Rede mit allerlei genialen Vergleichen und Gedanken ausstaffiert ist. Dafür ist das Gesagte so fern ab aller Wirklichkeit, daß es nur als stilistische Phrase wirkt. Vom Schriftsteller ist da die Rede, dessen Kunst vom Erwerbszwang befreit werden müsse. Es wird der Vorschlag gemacht, daß der Schreibende sich einem Nebenberufe widmen solle, weil sonst die Gefahr der Verflachung seiner Kunst bestände. Schon darin liegt ein Paradox. Kunst, wahre Kunst, bleibt Kunst, ob das zu Schaf­fende unter dem Druck einer geistigen, seelischen oder ma­teriellen Zwanges gestaltet wird. Gerade in der äußersten Not, der geistigen sowohl wie der rein materiellen, sind wie von Hebbel   die größten Kunstwerke geschaffen wor­den und eine bürgerliche Existenzgrundlage kann den Elan des schaffenden Künstlers unter Umständen mehr verwässern als der Hunger. Außerdem, wie stellt sich der Verfechter neben amtlich materiell gesicherter Grundlagen für den Schriftsteller, die Erfüllung solch nützlicher Plichten mit der Inspiration des Autors als vereinbar vor? Soll der Dichter als nebenamtlicher Gärtner seine Pflanzen verfrieren lassen, weil er ,, inspiriert" am Schreibtisch sitzt, während draußen der Frost fällt? Soll die schriftstellende Hausfrau die Milch überkochen, den Braten anbrennen, die Kinder hungern lassen, wenn die Inspiration ihr, statt den Kochlöffel, gerade die Feder in die Hand zwingt? Oder gar der Brotherr, der in Halbtags- oder Stundenarbeit dem Schriftsteller ein Existenzminimum bietet, soll er Verluste erleiden, weil sein schriftstellender Halbtags- Kommis gerade sein Werk vollen­den muß? Solche Halbheiten von einem namhaften Schrift­steller vertreten, sind Kompromisse, die das Wesentliche der schöpferischen Arbeit gerade zu dem Handwerk stempeln, von dem sie befreit sein sollte. Ich muß dabei unwillkürlich an die Nationalsozialisten denken, die das große Ideal einer sozialistischen   Weltanschauung im Eintopfgericht, Einheits­anzug und Volksauto erblicken, während im übrigen der Geist der Profitwirtschaft weiter besteht.

Nein, der wirkliche Schriftsteller Romancier Essayist, ja

,, nur" Journalist wird nur dann Ueberzeugendes, Mitreißen­des, Bleibendes schaffen, wenn er versteht, über alle Hinder­nisse hinweg, Herr, nicht nur der Sprache, sondern auch seiner Inspiration, Gedanken, Konzeption, zu bleiben. Gewiß ist es bitter, wenn er um des Broterwerbs willen zu Zeiten sein künstlerisches Schaffen unterdrücken muß. Aber end­gültig hindert ihn kein Hunger und keinerlei Schwierigkeiten am Schaffen. Gerade weil das Handwerkliche des Schrift­

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Cornichon" in Zürich  

Aus Zurüch wird uns berichtet:

Um endlich einmal ein schweizerisches literarisches Kaba­rett ins Leben zu rufen, haben ein paar Leute ein Jahr lang gekämpft. Längst vor Erika Manns Pfeffermühle stand der Plan fest. Aber die ,, Pfeffermühle" war vorerst stärker als die Pfeffergurke"( cornichon). Mai 1934 ist es gelungen, den Plan des schweizerischen Kabaretts zu verwirklichen.

Dafür, daß hier nicht die geringste Kabarettroutine vor­handen ist, hat man erstaunlich viel geleistet. Karl Schnog  und ein gewisser Herr Sahl zeigen, wie es gemacht werden muß, zeigen, daß man den Schuß Ironie nicht vergessen darf, um das ,, Cornichon" wahrhaft schmackhaft zu machen.

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Was bei diesem Kabarett herzerfrischend ist, ist die tadel­lose Gesinnung, die aus jedem Wort spricht, das hier vor­getragen wird. Die Schlußszene ist schon ein Genuß. Die große Kamelnummer" zeigt, wie aus einem Kuli ein Kamel anscheinend, gemacht wird, und wie dieses Kamel dann wer könnte das genau sagen? in Deutschland   dressiert wird. Emil Hegetschweiler   im ,, Nebenberuf"(?) Conditor­Er ist einer schießt unter den Darstellern den Vogel ab. der talentiertesten Schauspieler- Kabarettisten, die es geben dürfte. Dora Gerson   hat in der Katakombe in Berlin   so viel gelernt. daß sie immer wirkt. Ludwig Donath   zeigt Schwung und Eleganz des Vortrags, Mathilde Danegger   und Toni von Tuason verkörpern die zarte Melancholie und Fritz Pfister agiert munter drauf los. Gedichtet haben Albert Ehrismann  , dessen Feinheiten für das Kabarett noch zu fein sind, und dessen Derbheit nicht ganz glaubhaft wirkt; Walter Lesch  , Leiter des Ganzen und Oberdichter, bringt sehr gute ernste Sachen, doch haperts an der Heiterkeit, die dafür von Hegetschweiler Hegetschweiler wieder einmal tadellos geliefert wird. Bill Wylmann schafft die Musik, Alois Carigiet   die Bühnen­bilder, und beide machen es gut. Beifall groß. Gesinnung od spod untadelhaft wunderbar.

Nur warum muß denn alles so schrecklich, so schrecklich traurig sein?!

stellers so einfach ist, schreibt er, wenn er schreiben muß. Deutsche   Ecblehce

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seine besten Arbeiten auf Verzeihung Klosettpapier oder wie Strindberg und Wedekind auf Röllchenmanchetten. Dabei soll nicht bestritten werden, daß die materielle Existenz des Schriftstellers gebessert werden könnte, insbe­sondere durch größere geschäftliche Korrektheit des Verlages und Redaktionen, die die Arbeit des Mitarbeiters nur zu oft en bagatelle behandeln, wenn sie ihrem Unternehmen gerade nicht nützlich ist. Von anderen Schwierigkeiten, denen der schriftstellende Arbeiter im Gegensatz zu anderen Arbeitern begegnet, ganz zu schweigen.

Wer sich jedoch dadurch beeinflussen läßt, der ist kein Schriftsteller, sondern ein Kommis der Publizistik. Der aus innerem Zwang Schriftstellernde schreibt, ob Gutes oder Schlechtes sei dahin gestellt, erst recht, wenn er seines schrift­stellerischen Dranges wegen hungern muß.

Es geht ihm wie dem Verfasser des zweiten der erwähnten Aufsätze in der N. Z. Z., in dem ein Maler vom Wesen der Farbe spricht. Eine Vision, sei sie nun Farbe oder Geist, lebt in sich. Nicht das bunteste Papier macht die Farbensympho­nie, die den Maler begeistert, malerisch. Das Vollendete, Schöne liegt ebenso im Grau, das für den wirklichen Maler leuchtet, auch wenn es für die Allgemeinheit nur eine schmutzige Kartoffel ist. Wer mit dem Grau, dem Grau der Farbe, nicht fertig wird, ist kein Maler, zitiert der Autor Mareés und Cézanne  . Und wer das Grau des Alltags nicht überwindet, das Grau des Hungers oder der trivialen Pflicht, der ist kein Schriftsteller und wenn er tausendmal kunst. voll geformte, geistreiche Abhandlungen verfaßt. Denn das, was lebt in der Kunst ist das Erfühlte, das was allen Hinder­nissen zum Trot in das Bewußtsein des Schaffenden, oder in die Farbe des Malers oder in die Tinte des Schriftstellers geflossen ist.

Schaffen heißt nun einmal gebären und ist mit Wehen   und Schmerzen verbunden gegen die eine materiell gesicherte Existenz nur ein in Ausnahmefällen angewandtes, nicht immer ungefährliches Nakotikum ist,

Saba.

Wie die Schweine

Viele Arzte in Deutschland   und im Ausland schütteln den Kopf über das deutsche   Sterilisierungsgesets, das den Begriff der ,, Erblichkeit" mit verbrecherischer Leichtfertigkeit hand­habt, und sind der Meinung, ein Mediziner könne es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, sich diesem durch und durch unwissenschaftlichen Regimentsbefehl zu unterwerfen. Es gibt Leute, die haben andere Sorgen. Die Zeitschrift des deutschen Sprachvereins Muttersprache", Heft 4, Oster­mond 1934 veröffentlicht einen Aufsatz Deutsche Erb­lehre", in dem es heißt:

,, Erbkranken Menschen sollen unfruchtbar gemacht werden. Das Gesetz selbst gibt das deutsche   Wort für den Eingriff und setzt das Fremdwort ,, sterilisiert" im Klammern daneben. Leider ist das entsprechende Hauptwort Unfruchtbar­machung" schwerfällig. Der Jäger nennt ein unfruchtbares weibliches Tier gelt". Und im alemanischen Sprachbereich heißt der Mann, der die Schweine verschneidet, Gelzer" und seine Tätigkeit gelzen", man könnte den Vorgang selbst ohne weiteres als Gelzung bezeichnen."

Warum nicht? Wenn man im ,, dritten Reich" die Menschen je nach Bedarf..umlegt" oder, züchtet", besteht wirklich kein Hindernis, sie wie Schweine zu gelzen". Die Annähe­rung an das Tierreich macht sichtbare Fortschritte.

In den ,, Ruhestand" versetzt

Der ordentliche Professor für Zivilprozeß an der Uni­versität Gießen, Dr. Leo Rosenberg, ist in den Ruhe. stand versetzt worden. Rosenberg ist einer der besten Kenner des deutschen Prozeßrechts. Seine Kommentare zu den Ver­fahrensvorschriften, vor allem über die Beweislast, haben größte Verbreitung gefunden und waren die Grundlage vieler, auch höchstgerichtlicher, Entscheidungen. Rosenberg. der 1879 in Fraustadt   i. P. geboren wurde, hat seit den Jahre 1906 ununterbrochen in Gießen   gelehrt,