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Aus dem nhalt bici
Hendersons Mißberfolg
Wohnung
in der Leichenhalle
Sozialdemokratisches
Heldentum
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Deutschland fabriziert Ersatz
Frankreichs Saarpolitik
Nummer 108- 2. Jahrgang
Chefredakteur: M. Braun
Seite 6
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Innerdeutsche Machtkämpfe Gestern und heute
Das Ringen zwischen Konservativen und revolutionären Kräften
Berlin , 11, Mai. Der Londoner „ Daily Telegraph " bat jüngst behauptet, die französische Regierung habe der britischen Regierung einen Bericht zukommen lassen, der die Ansichten des französischen Generalstabs über die europäische Lage, insbesondere der Deutschlands , niederlegte. Der fran: zösische Generalstab neige demnach zur Auffassung, daß in der Kriegsführung unter modernen Bedingungen die Kräfte der Verteidigung machtvoller seien als die des Angreifers, und folgere daraus, die französische Regierung habe alles Interesse daran, ihre heutigen Verteidungsmittel zu behalten. Ferner erörterte der französische Bericht das Argument, daß die Reichsregierung wirtschaftlich und finan: ziell nicht start genug sei, um heute oder in absehbarer Zeit einen Krieg zu unternehmen, und daß das Hitler: regimein Deutschland ausgelebt haben werde, bevor das Reich sich in friegerische Unters nehmungen einlaffen könne.
Die Echtheit dieses Berichtes vorausgesetzt, wünscht also der französische Generalstab teine andere Sicherheitsgarantien als die Aufrechterhaltung der militärischen Ueberlegenheit Frankreichs gegenüber Deutschland . Er hält ferner „ das Hitlerregime" für nicht mehr von langer Dauer.
Ungünstige Prognosen für das jetzige System findet man jekt vielfach in Deutschland verbreitet. Das noch vor einigen Monaten sehr starke Vertrauen, daß die Führer der NSDAP . die Schwierigkeiten meistern würden, sinkt rasch und in allen Bevölkerungskreisen, am stärksten wohl bei den früheren Kerntruppen des Nationalsozialismus, den mittelständlerischen Schichten, deren Mißtrauen sich weithin schon in Erbitterung verwandelt, Ruhiger sind eigentlich noch die Arbeiter, denn sie haben in ihrer großen Mehrheit an die Wundertaten der Hitlerei nicht geglaubt; fie tannten auf Grund ihrer langen gewerkschaftlichen und politischen Schulung die Schwere und Kompliziertheit der wirtschafts lichen Hindernisse und sind infolgedessen nicht weiter ent: täuscht. Man kann ihnen nicht einreden, daß sich das„ dritte Reich" in einem wirtschaftlichen Aufstieg befindet, aber sehr viele Arbeiter haben doch die gewaltigen Bemühungen, Arbeit zu schaffen, anerkannt und haben die Beschäftigung auch zu sehr niedrigen Löhnen als einen Vorzug gegenüber dem jahrelangen Feiern betrachtet. Die notorischen Faulenzer sind in der deutschen Arbeiterschaft selten. Millionen Arbeiter haben sich, wenn auch mit innerer Ablehnung gegen das System, gesagt: Na, wenn der Hitler es schafft, uns foll es recht sein..." Es handelt sich da natürlich nicht um alt: organisierte Sozialdemokraten, sondern um politischen Flug sand, der früher bei den Wahlen je nach der Stimmung hinund hergeweht wurde. Allmählich werden nun aber die Zweifel, ob dem System die wirtschaftliche Gesundung ge= lingen werde, auch in der Arbeiterschaft allgemein. Die Zeit des Wartens und Opferns dauert zu lange, und die uns: fichten auf irgendwelche Besserung sind zu ungewiß. Die Massen spüren auch in den Reden der Minister und des Reichsbankpräsidenten die wachsende Unsicherheit, und man unterhält sich jetzt recht offen über die Möglichkeit einer herannahenden Krise des ganzen Systems.
Bisher war es gelungen, die Persönlichkeit Hitlers selfft aus dieser Vertrauenskrise herauszulassen. Man verbreitete planmäßig die Meinung, daß Hitler zwar das Beste wolle, aber durch seine Umgebung gehindert werde, aber gerade aus dieser Ansicht erwächst allmählich die Frage:„ Wenn er doch der große Führer ist, der alles weiß und alles kann, warum sett er sich dann nicht besser durch?"
Mehr und mehr verbreitet sich auch von oben her die Er
kenntnis, daß Adolf Hitler maßlos überschägt worden ist. Er ist zweifellos ein selten guter Menschentenner, ist in enger seelischer Beziehung zum deutschen Volkstum und ein her: vorragender Propagandist. Seine große Willenstraft ist aber mehr explosiv als von zäher, nachhaltiger Energie. Als Reichskanzler erweist er sich in seinen Entschlüssen noch schwankender denn als Parteiführer. Nicht zuletzt, weil er sich bei seiner geringen Kenntnis der realen Probleme aus seiner Agitationszeit nur ganz unzureichende Vorstellungen von der Größe und Vielfalt des Regierens in Deutschland mitgebracht hat. So wird er denn zwischen den Intrigen der Göring , Göbbels , Röhm und Heß hin- und hergerissen, und auch von diesen hat wohl nur Röhm eine klare Linie, weil er Soldat und nichts als Soldat ist und sich in allen Fragen nur militärische Lösungen denken kann.
Die Frage, was nach dem Abwirtschaften des jegigen Systems an die Regierung kommen soll, wenn man den Bolschewismus vermeiden will, beschäftigt viele. Es sind zwei große Gruppen, die um die Macht miteinander ringen. zwei große Gruppen, die um die Macht miteinander ringen. Auf der einen Seite Großindustrie, Junkertum, Reichswehr , hohe Bürokratie. Auf der anderen Seite die linksstehenden Teile der Nationalsozialisten mit allerlei romantisch revo lutionären Anschnuungen über den Sozialismus, angetrieben von der aussichtslosen Lebenslage großer Massen auch in der SA. , deren alte Kämpfer" man deshalb mit allen Mitteln zu versorgen strebt, was aber trog aller Bemühungen nur unzureichend gelingt.
Wie die nationalsozialistischen Führer zu diesen beiden großen Gruppen stehen, zwischen denen es natürlich mancherlei Uebergänge gibt, ist noch feineswegs flar. Sicher ist nur, daß Göring längst den kapitalistisch- konservativen Boden gewählt hat. Die meisten anderen lavieren und Hitler selbst wagt noch nicht, für die eine oder die andere Seite zu optieren, obwohl er wahrscheinlich schon der Gefangene der mächtigen tapitalistisch- konservativ- militärischen Gruppe ist. Diese Gruppe wird in ihrer Kritif des wirtschaftlichen Dilettantis: Gruppe wird in ihrer Kritik des wirtschaftlichen Dilettantis= mus und der unzulänglichen Belegung der Verwaltungsstellen immer schärfer und ungeduldiger. Ein General hat sogar neulich grob formuliert:„ Wir werden von Lumpen und Verbrechern beherrscht, die in 6 Monaten nicht mehr regieren dürfen." Auch diefer Mann nahm allerdings Hitler selbst von dieser bösen Kennzeichnung aus. Wenn die Reichss wehr das Hakenkreuz übernommen hat, wenn Hitler mit dem Reichswehrminister auf der„ Deutschland " eine Nordlandreise macht, wenn er bei Reichswehrparaden gefeiert wird, so bedeutet das nicht eine überzeugte Gleichschaltung der Wehrmacht, sondern es ist nur der politische Versuch, die Autorität Adolf Hitlers , die immer noch unverhältnismäßig größer ist als die aller anderen führenden Nationalsozialisten zusammengenommen, bei der erwarteten großen politischen Krise für die Zwecke der konservativen Gruppe einzuspannen. Diese politische Strategie, die natürlich nicht die unirige ift, rechnet noch wenig mit den einstweilen verhältnismäßig
schwachen illegalen Kräften der Sozialdemokratie und der Kommunisten.
Wenn aber eine tiefe Systemkrise eintreten sollte, werden auch die zahlenmäßig geringen, aber an Energie und Zielflarheit starken illegalen Marristen sehr rasch zu wich: tigen Aktionszentren werden können.
Die hier aufgezeigten Entwicklungszentren und Möglich: keiten, die durch ein plögliches Ableben des noch immer ernstlich kranken uralten Reichspräsidenten zu akuten Lösungen drängen können, werden nicht nur in Deutschland , sondern in allen unterrichteten Kreisen des Auslandes mit Spannung beobachtet.
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Kriegserklärung an die Junker?
Ein Kampfrede des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft Darré gegen den ost
elbischen Großgrundbesitz
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Das Deutsche Nachrichten- Büro verbreitet eine Rede, die der Reichsminister Darre am Himmelfahrtstage auf dem Ostpommerschen Bauerntage gehalten hat. Sie ist eine wichtige Ergänzung zu unserem vorstehenden eigenen Bericht aus Berlin. Die Sprache des Reichsministers gegen die östlichen Latifundien läßt an Deutdtlichkeit nicht zu wünschen übrig und ist ein Gradmesser für die Unzufriedenheit der Bauern und für die Furcht der Regierenden vor einer östlichen Bauernrevolution. Von einer demagogischen Ministerrede auf einem
Bauerntag bis zur Durchführung einer Enteignungsaktion gegen die Junker ist allerdings ein weiter Weg. Reichsminister Darre sagte u. a.:
Ostelbten ist ursprünglich ein Bauernland gewesen wie die anderen Gebiete Deutschlands auch. Ursprünglich war das Verhältnis der größeren Besitzungen zu den griff, zunächst von Mecklenburg ausgehend und dann auf Schwedisch- Pommern übergreifend, eine Vorstellung um sich nach der der Besiber eines großen Gutes durchaus das Recht
Unter denen, die nach der Machtergreifung etwas zu kurz gekommen sind, befindet sich Gottfried Feder . Niemand kann daran zweifeln, daß er zur vordersten Garnitur alter Nationalsozialisten gehört. Er ist der Entdecker der ,, Brechung der Zinsknechtschaft". Als Adolf Hitler noch Soldat war, hörte er bei den Bildungskursen der Brigade Epp zum ersten Male aus Feders Mund diese nationalökonomische Kampfparole, die ihn fortan auf seiner Laufbahn leuchtend begleitete.
Aber Feder ist nur Staatssekretär im Wirtschaftsministerium geworden. Zwar klingt das gut und sieht auf den ersten Augenblick auch nach etwas aus. Aber die Praxis redet eine andere Sprache. Während Herr Schmidt von der Allianz, Herr Thyssen vom schweren Eisen und Baron von Schröder als besonders verdienstiger Finanzfachberater des Führers die Wirtschafts- und Sozialpolitik des totalitären Staates beherrschen, muß sich Gottfried Feder mit der Rolle jenes goetheschen Spizzes begnügen, der bellen darf, während die anderen reiten. Seine Pläne, die er fortdauernd produziert, sind nichts mehr als fröhliche Arabesken im braunen Alltag, zur Ermunterung der Galerie bestimmt.
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Es werden gegenwärtig in Deutschland Reichsautostraßen gebaut, über deren Rentabilität selbst die Autointeressenten in Sorge sind. Ueberall werden Millionen von Kubikmetern Erde bewegt zu welchem Ende, weiß keiner. Kein Sonntag ohne Schaufelparade mit Repräsentationsschippen brauner Würdenträger. Da möchte nun Gottfried Feder endlich auch dabei sein, und da nun seine Zinsknechtschaft nicht gebrochen wird, so legt er jetzt eine viel gigantischere Sache vor. Er ist, um ihn hinreichend zu beschäftigen, mit dem Amt eines Reichskommissars für das Siedlungswesen betraut worden. Er will in dieser Eigenschaft sobald wie möglich tausend neue Städte in Deutschland gründen. Diese Städte sollen eine Maximalbevölkerung von je 10 000 Einwohnern haben.
Tausend neue Städte, je 10 000 Einwohner: das macht 10 Millionen Menschen! Woher sollen diese Menschen kommen? Feder denkt an die ,, umgesiedelten Arbeiter, die aus den volksbiologisch gefährdeten Großstädten herausgezogen werden sollen, und denen eine dauernde Beschäftigungsmöglich keit gegeben werden kann." Was das für Beschäftigungsmöglichkeiten sind, was aus den großstädtischen Hausbesitzern werden soll, denen man so viele Versprechungen gemacht hat, das überläßt Gottfried Feder der Fantasie seiner Bewunderer. Jedenfalls gibt er sich mit Kleinigkeiten nicht ab. Die Sache wird vielleicht Milliarden kosten. Die Investierung wird sich vielleicht nicht rentieren. Aber es wird, in jedem Falle, eine ganz fabelhafte neue Arbeitsschlacht, und Feder ist ihr General.
Man sagt von Menschen, die jähe Ausbrüche gewisser Komplexe erleiden, daß sie der Hafer gestochen hat. Feder sieht ringsher, daß die anderen etwas tun oder wenigstens
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so tun, als ob sie etwas täten. Da möchte er nicht müßig sein. Aber selbst der krasse Laie in Wirtschaftsdingen begreift
den Wahnwit solcher Spinnwebenprojekte.
Immerhin gibt es in seiner amtlichen Kundmachung einen Say, der sein Tausend- Städte- Projekt vielleicht psychologisch erklärt. Er will durch geringe Zinssätze mit der bisherigen Methode der Finanzierung„ brechen" und mit der Durchführung dieser neuen großen Siedlungsaufgabe einen neuen
Angriff auf die Hochfinanz unternehmen".
Das erinnert an das gescheiterte Lebensglück einer trauernden Witwe, die sich im Auferstehungsglauben tröstet. Wir zweifeln gar nicht daran, daß Gottfried Feder von seinen Projekten überzeugt ist. Aber außer ihm vermutlich kein Mensch. Sein Vorgesetzter, der Herr Wirtschaftsminister Schmidt, läßt ihn gewähren: er weiß, daß dieses Spielzeug nicht feuergefährlich ist. Und die Hochfinanz, in deren Hürde Gottfried Feder einbrechen will, hat nicht einmal Notiz davon genommen.
Gottfried Aladin mit der Wunderlampe, der erste volkswirtschaftliche Instrukteur Adolf Hitlers und frühester nationalsozialistischer Programmarchitekt, ist heute ein Staatssekretär und ein Narr auf eigene Hand. Argus,
habe, zur wirtschaftlichen Vervollkommnung feines Befizes das Land der ihm zur Betreuung zugewiesenen Bauern anzueignen. In den übrigen Gebieten Ostelbiens vermochten die bauernfreundlichen Preußenkönige eine gleiche Entwick lung einigermaßen in Schach zu halten. Da der adlige Gutsbefizer gleichzeitig der Gerichtsherr der Bauern war, konnte fich der Bauer praktisch nicht gegen seine Legung zur Wehr fetzen. Diese Entwicklung sollte aber besonders reißende Fortschritte machen, als nach der Bauernbefreiung des Frei herrn vom Stein die von Hardenberg begünstigte Wirtschaftsordnung des Liberalismus es ermöglichte, mit wirtschaftlichen Mitteln sich das Land der Bauern anzueignen.
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Jusgesamt beträgt die Fläche des Bauernlandes, das im 19. Jahrhundert im wesentlichen auf Grund der Agrar: gefeßgebung an den Großgrundbesi( übergegangen ist, Schäßungsweise 4 320 000 Morgen, Die in den öftlichen