Provinzen des Preußens nach Versailles an den Großbe: trieb übergegangene Bauernlandfläche ist mit 3 200 000 Morgen anzunehmen.

Unter Einschluß der früheren Erwerbungen ist der gesamte Zuwachs auf reichlich ein Dritel der heutigen Gutsfläche zu veranschlagen. Nimmt man eine durchschnittliche Größe der Bauernbetriebe von sechzig Morgen an, so

entspricht die an die Großbetriebe übergegangene Fläche von 3 200 000 Morgen einer Zahl von 50 000 bis 60 000 bäuerlichen Betrieben.

Wenn man diese Zahlen würdigt, wird klar, warum das gewerbliche Leben der Kreis- und Landstädte dieser Gebiete zwangsläufig schrumpfen mußte.

Die Bewertung des einzelnen Geschlechtes adliger Ritter­gutsbesitzer wird von der nationalsozialistischen Regierung nicht mehr einseitig von dem Standpunkt zu betrachten sein, welche Blutsverluste dieses Geschlecht in der preußischen Ge­schichte erlitten hat, sondern auch danach, ob es sich bauern­verantwortlich gezeigt hat im Sinne des bauernfreund­lichen Willens der preußischen Könige und vom Standpunkt der Lebensgefeße des gesamten deutschen Volksförpers aus. Diese Dinge müssen deshalb heute so sehr betont werden, weil häufig der Versuch gemacht wird. die Probleme des oft­elbischen Großgrundbesißes mit den Fragen des deutschen Großgrundbesißes als solchen schlechthin zu foppeln. Hier handelt es sich um zwei grundsäßlich verschiedene Probleme, indem nämlich in einem Gebiet Deutschlands und einzelnen Teilen Ostelbiens der Großgrundbesitz durchaus das Ergeb­nis einer Jahrhunderte alten organischen Wirtschaftsstruf­tur darstellt, die von keinem vernünftigen Menschen ange­griffen wird,

Hendersons Miẞßerfolg

,, Barthou nicht sonderlich beeindruckt"

London , 11. Mai. Wie Reuter aus Paris meldet, bleibt die französische Regierung hartnäckig dabei, daß sie einer deutschen Aufrüstung nicht Rechtskraft verleihen werde, da diese im Widerspruch zum Versailler Vertrag stehen würde. Dies sei, wie verlautet, der Inhalt der Mitteilun gen, die Barthou Donnerstagnachmittag dem Präsidenten der Abrüstungskonferens, Henderson, gemacht habe. Barthou ebenso wie den italienischen Plan in seiner jeßigen Form habe erklärt, die französische Regierung lehne den britischen endgültig ab. Sodann habe er mit Henderson die Möglichkeit erörtert, der Abrüstungskonferenz aus ihrer schwierigen Lage herauszuhelfen. Henderson habe die verschiedenen Pläne, die die britische Regierung erwägt, erläutert, darunter ein Ab­kommen über Luftrüstuen. Nach zuverlässigen Berichten habe sich Barthou von diesen Auswegen nicht sonderlich be= nischen Botschafter eine Mitteilung erhalten haben, der zu­eindruckt gezeigt. Barthou soll am Mittwoch von dem italie­folge Mussolini mit der französischen Regierung der Mei­nung sei, daß nur ein neues Angebot der briti­schen Regierung die Abrüstungskonferenz retten könne, und zwar ein Angebot, das eine Garantie der französischen Sicherheit enthält, die über die Grenze von Locarno hinaus­geht.

Großarundbeli ,, Verwirrung und Bestürzung" Hendersons Pariser Reise

während der sogenannte typische oftelbische Großgrundbesik seinen Besitz durchaus eigensüchtigen Handlungen verdankt. Solange in Preußen die ernährungspolitische Unabhängig feit als Staatsgrundsab galt, solange war natürlich das Problem der Getreideversorgung atut. Diese Entwicklung führte dann dazu, daß Ostelbien im 19. Jahrhundert ein typisches Getreideland wurde. Nun geht heute der Streit der Meinungen darum, ob der Zustand dieser wirt­schaftlichen Struktur erhalten werden soll, oder ob die Wiederauffüllung Ostelbiens mit Bauern die eigentliche lebensgefeßliche Aufgabe Deutschlands darstellt, um auch den gewerblichen Mittelstand wieder zu beleben.

Der oftelbische Großgrundbesitz hat seine wirtschaftliche Boraussetzung längst verloren.

Die Zeiten eines hemmungslosen Industrieliberalismus, die eigentliche wirtschaftliche Voraussetzung der oftelbischen Ge­treide und Kartoffelfabriken, sind vorbei, weil die Welt deutsche Industrieerzeugnisse nur noch zu einem gewissen Hundertsab kaufen will. Je früher sich die Kreise ostelbischer Großgrundbesitzer auf diese Erkenntnis umstellen, um so früher werden fie auch aus ihren wirtschaftlichen Schwierig teiten herauskommen.

Genau so wenig wie jeder Industrieunternehmer des Westens infolge der veränderten Wirtschaftslage vom Staate verlorene Zuschüsse verlangen kann, müssen wir es auch ablehnen, zukünftig oftelbischen Großgrundbesitz, der fich nicht aus eigener Kraft zu halten vermag, durch Sub­ventionen zu unterstützen.

Dort, wo der einzelne Großgrundbefizer aus eigener Kraft auf einem gefunden Betrieb wirtschaftet, soll dieser Besitz auch erhalten bleiben. Auf der anderen Seite muß aber der wirtschaftlich nicht mehr zu erhaltende Großbefiß einer Wirtschaftsstruktur weichen, die lebensfähig ist. Das be­deutet die weitgehende Wiederauffüllung Oftelbiens mit deutschen Banern. Wenn die Regierung im Reichserbhof­gefez erklärt, daß alter ostelbischer Familienbesiz Erbhof werden kann, dann stellt sie unter Beweis, daß sie die politi­schen und militärischen Blutopfer der rein bürgerlichen Geschlechter zu würdigen weiß. Ohne die nationalsozialistische These von Blut und Boden wäre das Schicksal über die Frage, ob alteingesessene Geschlechter auf ihrer Scholle ver­bleiben können, längst zur Tagesordnung übergegangen. Der oftelbische Großarundbesitz von heute fann sich als Ge­schlecht auf der Scholle halten, wenn er den Geist der Zeit

erkennt.

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Eine organische Strukturwandlung so erklärte der Minister weiter werde in Richtung natürlicher, bäners licher und mittelständischer Betriebe wirken. Beim über­schuldeten Großgrundbesitz werde die Schuldenhöhe im wesentlichen den Umfang des Erbhofes bestimmen. Die Mil­lionen Morgen Bauernland würden auf diesem Wege einer natürlichen Rüdentwicklung langsam aber sicher wieder in die Hände von Bauern gelangen. Durch die vom National­fozialismus betriebene Strufturänderung Oftelbiens werde es möglich sein, einen großen Teil von Landarbeitern wieder zu Bauern zu machen. Derjenige Teil der Landarbeiter, der Landarbeiter bleiben wolle, werde auf der Grundlage des nordwestdeutschen Heuerlingswesens auf dem Gutsland des Gutsherrn auf einem Stück Land und einem eigenen Häus­chen wieder seßhaft werden.

Paris , 11. Mai. Der Besuch des Vorsißenden der Ab­rüftungskonferenz, Henderson, in Paris findet in der Mor­genpresse zurückhaltende Aufnahme. Kein Blatt kann von einem pofitiven Ergebnis der Unterredungen sprechen, die Henderson am Donnerstag in Paris hatte. Henderson selbst

findet eine ähnlich gleichgültige Aufnahme, wie sie die fran zösische Politik seit dem 17. April, dem Tage der Absendung der ablehnenden französischen Note, der Abrüstungsfrage selbst bereitet hat.

Wenn man dem Deuvre" Glauben schenken darf, dann foll sich Henderson bei seiner Fühlungnahme mit dem fran­zöfifchen Außenminister dahin geäußert haben, daß die eng lische Arbeiterpartei geneigt wäre, um die Abrüstungskon ferenz zu retten, auf die Regierung Macdonald einen Druck auszuüben, damit England das Protokoll von 1924 wieder in den Bereich der Möglichkeiten ziehe, um so dem französischen Wunsche nach Sicherheitsgarantien entgegenzukommen. Diese ganze Gedankenrichtung bezeichnet das Deuvre" allerdings selbst als utopisch. Hinsichtlich der mutmaßlichen Halung des französischen Außenministers bei einer Abrüstungade­batte in Genf erklärt das Blatt, daß Barthou wohl nicht jetzt in lärmender Weise die deutschen Verstöße am Friedensver­trag aufzeigen werde, daß die in Genf zu haltenden Reden fie aber zum Ausgangspunkt ihrer Entwidlung sebmen würden.

Das Echo de Paris", das aus doppelten Gründen ein Gegner Hendersons ist einmal in seiner Eigenschaft als Arbeiterparteiler und zum anderen als Vorsitzenden der Abrüstungskonferenz- widmet dem Leiter der Abrüstungs­fonferenz einen besonders kritischen Artikel. Hendersons Verhalten, so schreibt es, lasse auf vollkommenste Verwirrung und Bestürzung schließen.

v. Ribbentrop

London, 10. Mai. Der deutsche Beauftragte für Abrüstungs fragen, v. Ribbentrop , hat am Donnerstagnachmittag mit den englischen Ministern Simon und Eden eine Besprechung gehabt, die etwa eine Stunde dauerte.

Der Frauenmord in der Silberfuchsfarm

Die Untat an der neunzehnjährigen, jung verheirateten Frau des Silberfuchszüchters Henriot in der Bretagne stellt sich als eins der seltsamsten Verbrechen in einsamer Ge­gend vor das die neuere Verbrechens- Chronik fennt. Nicht nur, weil die mit dem Karabiner Getötete die Base des be­fannten Abgeordneten Philippe Henriot ist, der wegen seiner Enthüllungen über die Bestehungen Stavisfis und der Ar­lette zum Guyana - Skandal Aufsehen erregte, sondern auch wegen der Begleitumstände.

Der Ehemann der Toten, Michel Henriot, ein drei­undzwanzigjähriger Sohn eines Staatsanwalts, der die in Frankreich sonst unbekannte Zucht der Silberfüchse in Deutschland , in Schlesien , erlernte und erst fürzlich, von Neugier und Merger der benachbarten Bauern und Hühner­züchter beargwöhnt, eine Fuchsfarm an der wilden Meeres­füste errichtete, erklärte über seine Familienverhältnisse:

" Wir hatten erst am 10. Dezember vorigen Jahres gehei­ratet. Meine Frau, Georgette Desclave stammte aus Noyon an der Dise, wo die Eltern, ein zwölfjähriger Bruder und eine 14jährige Schwester wohnen.

Ich bin noch ganz außer mir. Nachmittags war ich nach Lorient gegangen, dann an die Küste. Um 5 Uhr nachmittags tam ich heim. Im Vorraum bemerkte ich einen Karabiner 5,5, mit dem wir öfter auf Seevögel schoffen. Die Waffe, die meine Frau in Gewahrsam hatte, lag quer über der Treppe. Jch erschrak und rief meine Frau. Keine Antwort. Ich ging in die Küche und sah, daß dort Butterbrot gegessen war, und Ich

tötlich. Vier Hülsen hat man gefunden. Weiter weiß ich nichts zu sagen."

Ueber die einsame Gegend von Loch Guidel im Mor­ bihan , in der das Paar wohnte, wird noch gemeldet: Man muß von Lorient ungefähr 17 Kilometer auf schlechten Stra­Ben fahren, in& rümmungen, um nach Loch zu kommen, dem Schauplatz des geheimnisvollen Dramas. Die Gegend iſt von düsterer und wilder Schönheit. Ein weites Feld von Sand und Wildnis, gefährlich und unwegsam. Wenn man vorwärtsdringt, sieht man das Meer, das an die Ufer rollt mir einförmigem Gebrause. Links liegt die Insel Groix im Atlantischen Ozean , deren Feuer in der Dämmerung auf­flammen, rechts hängt das unbewohnte Fort Loch auf der Klippe, und ein kleines Viereck mit nackten Mauern. Aus

der Nähe bringen von Zeit zu Zeit aus einem Zwinger

Scharfe Schreie vor, schauerlich in der Einöde. Das sind die Alberfüchse des Herrn Michel Henriot, die so schreien. Dort ist das Häuschen, und einige Dächer ragen da fünf- oder sechshundert Meter von den Dünen auf..."

Dies ist das Land der Bretonen, in dem die Mordtat ge= schah. Die bretonische Magd des Hauses, ein junges Mädel von fünfzehn Jahren, angetan mit der Haube ihres Volks stamms , war fort, um einzukaufen, als das Unglück geschah. Man vermutet in dem Täter einen Landstreicher, hat aber auch noch Vermutungen anderer Art.

auf dem Tisch lag eine faum entſchälte Drange. A rief von Der Ehemann stark belastet

neuem, wieder ohne Antwort. Da ging ich ins Arbeitszim­mer, in dem das Telefon steht.

Meine unglückliche Frau lag auf dem Fußboden, inmitten einer großen Blutlache, ein Bein in die Schnur des umge­stülpten Apparats verstrict, der Hörer lag zur Seite. Sie seigte vier Schußöffnungen, zwei Rugeln im Kopf, zwei in der Brust.

Ich warf mich auf sie, aber fie antwortete nicht. Ihr Ge­sicht war von einem furchtbaren Starrkrampf entstellt. Sie atmete noch schwach, als ich sie nebenan in das Bett legte. Sofort wollte ich telefonieren, aber vergebens, der Appa­rat arbeitete nicht. Entfeßt eilte ich zu meiner Frau zurück, die den letzten Seufzer aushauchte.

Dann rannte ich fort, ins Dorf. Unterwegs, zweihundert Meter von unserem Hause, traf ich den Nachbarn Bouger,

Scheitert die Transfer konferenz? der Starotten jätete. Als er hörte, was geschehen war, be

Pessimistische Stimmen

Paris , 11. Mai. Der Berliner Korrespondent des Matin" berichtet, in gewöhnlich gut unterrichteten deutschen Kreisen nehme man an, daß die Transferkonferenz demnächst zu Ende gehe und man eine ziemlich unbestimmt gehaltene Erklärung veröffentlichen werde, die de facto der Vertagung der Haupt­probleme gleich kommen würde. Außerdem set Deutschland entschlossen, am 30. Juni das Transfermoratorium zu er­flären. Man glaube jetzt nicht, daß die Young- und Dawes Anleihen von diesem Moratorium ausgenommen würden.

*

Die Neue Züricher 8eitung" meldet:

Die Transfertonferens befindet sich in einem fritiden

Stadium, jedoch sind die Gläubiger und die Deutschen

angestrengt bemüht, die Krise zu überwinden. Ob dies ge­lingen wird, ist im Augenblick noch ungewiß. Immerhin dürfte das Ende der Konferenz bevorstehen.

An der Saar

Tagesbericht

Das Geheimnis des Flaggen rausches in Saarbrüden wird jetzt durch ein bemerkenswertes Dofument enthüllt. Es ist ein Rundschreiben an die Bellenleiter" der nach wie vor bestehenden NSDAP . im Saargebiet, das genaue An­weisungen über die Spitzelarbeit enthält. Jeder soll die in feiner Belle wohnenden Antifaschisten feststellen, zu be­stimmten Zeiten abends Patrouillengänge ausführen und Bericht erstatten, wer noch marristische oder antifaschistische Zeitungen lieft. Am Schlusse der Anweisung liest man diesen bemerkenswerten Sab: Das Beflaggen der Häuser ist au überwachen." Was das in Saarbrüden bedeutet, braucht nicht erörtert zu werden.

Zum Beweise dafür, daß die Saarfundgebung in 3wet­brücken von Hunderttausenden besucht worden set, veröffent licht die Saarbrücker Zeitung " und die Saarbrüder Bandeszeitung" Fotografien. Jetzt wird festgestellt, daß die Bilder montiert worden sind und dadurch den Betrachtern ein völlig falsches Bild von der Menge der Menschen gaben.

gleitete er mich nach Hause, nahm ein Rad und fuhr nach Guidel . Es dauerte tnappe zwei Stunden, dann kamen die Gendarmen und der Arzt.

Ich glaube an das Verbrechen eines Landstreichers. Wir wohnen sehr einsam. manchmal kommt einer und bettelt. Meine Frau mochte die Bettler nicht leiden und jagte sie fort. Vielleicht war es einer dieser Leute, der während mei­ner Abwesenheit kam, um zu stehlen. Meine Frau ist zwei­fellos angefallen worden, als sie das Telefon nahm und um Hilfe schrie. Der Angreifer ist ihr aefolat, hat den Karabiner gesehen und auf sie geschossen. Die Schüffe im Schädel waren

650 Tote

Mit genauer N mensangabe

eine Liste von Die Liga für Menschenrechte vri Todesopfern des dritten Reiches", die eine Gesamtzahl von mehr als 600 ereichen. Dazu kommen noch 45 Opfer aus den ersten Tagen der Machtergreifung Hitlers . Die Gesamt zahl der Todesopfer des dritten Reiches" erhöht sich damit bis zum 1. April 1984 auf mindestens 650 Menschen, wobei nicht vergessen werden darf, daß eine große Zahl von Fällen bis heute noch nicht erfaßt worden sein dürfte.

Zu der vorstehenden Zahl von 650 Toten während der ersten 15 Monate Hitlerscher Herrschaft vergleiche man die Zahlen aus den Jahren, wo die Nationalsozialisten noch sehr hwach waren. Man wird feststellen müssen, daß mit dem Inwachsen der nationalsozialistischen Bewegung die politi­ben Todesopfer sich immer mehr steigerten. monta Wir verzeichnen:

)

für die Jahre 1924 1929 1930 und 1981

66 Tote

1932

62 Tote 182 Tote

And in 9 Jahren insge Todesvpfer, währ schu politische Tedre

280 Tote

1 F

Paris , 11. Mai. Der Mord in der Silberfuchsfarm bei Lorient scheint noch mehr Geheimnisse zu bergen, als man anfänglich annahm. So wird jetzt bekannt, daß Herr Henriot vor einem Monat eine Lebensversicherung in Höhe von 800 000 Franken für seine Frau abschloß, die ausdrücklich eine Bestimmung enthielt, wonach gewaltsamer Tod als Versicherungsfall gelten sollte. Frau Henriot hat ihren fünf­tigen Mann, den sie im September v. J. heiratete, durch ein Zeitungsinserat fennen gelernt. Sie soll ihm 185 000 Fran fen Mitgift mitgebracht haben, die in den Betrieb der Sil­berfuchszuchtfarm hineingesteckt worden seien. Frau Henriot litt an zwei Gebrechen. Infolge eines Falles als Kind war fie linkshändig geworden und hatte eine Kopfoperation durchmachen müssen, als deren Ueberbleibsel ein Sprachfeh­ler zurückblieb. Andererseits war auch Herr Henriot wegen Nervenüberreizung vom Militärdienst dispensiert worden. Der Karabiner, mit dem die fünf tödlichen Schüsse abgegeben worden sind, gehörte Herrn Henriot. Es handelt sich um ein ziemlich selten vorkommendes Modell, deffen Handhabung nicht jedem möglich ist. Die Untersuchungsbehörden zweifeln daher daran, daß sich ein Landstreicher zur Durchführung sei­ner Tat einer im Hause befindlichen ihm nicht bekannten Jagdwaffe bedient haben sollte. Das Dienstmädchen des Ehe­paares Henriot fagt im übrigen aus, daß die Eheleute Hen­riot in best em Einvernehmen gelebt hätten. Sie habe nur einmal unvermittelt Frau Henriot getroffen, als fie ganz ohne Grund einen Revolverschuß aus dem Fenster abgab...

Betrogene Beamte

Einsichtnahme in die Personel kten verboten

Mit fliegenden Fahnen ist seiner Zeit der größte Teil der deutschen Beamten in das Lager Hitlers abgeschwenft. Das verhaßte Parteibuch" feierte seine fröhliche Auferstehung. Von der pazifistischen Umwälzung erhofften fie- ähnlich wie nach der Staatsumwälzung 1918 ideelle und persönliche Revolutionsgewinne. Der Dank des Braunen Hauses erfolgt jezt, jedoch in anderer Weise, als sich diese Revolutionäre " gedacht hatten.

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Eine der wichtigsten Forderungen der früheren Beamten­organisationen war die Einsichtnahme in die Personal­aften". Mit dieser Weimarer Errungenschaft hat das dritte Reich" endgültig Schluß gemacht. Im Amtsblatt des Reichs­postministeriums befindet sich folgende Bekanntmachung:

Nach Artikel 129 Abs. 3 Sab 3 der Weimarer Verfassung ist dem Beamten Einsicht in seine Personalakten zu ge­währen. Es widerspricht jedoch dem im nationalsozia­listischen Staat durchgeführten Führerprinzip, wenn dem Beamten durch die Einsicht in seine Personalaften Gelegen­heit gegeben wird, die Urteile seiner Vorgesetzten über ihn zu kontrollieren und zu beanstanden. Die Bestimmung ist daher als durch die Verhältnisse überholt anzusehen und ohne ausdrückliche gesetzliche Anordnung außer Kraft getreten."

Der primitive Sab Nur die affergrößten Kälber wählen ihren ger selbit immer noch.

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