Der ,, Rote Stoßtrupp"

schlagen. Die Polizei lügt, wenn sie behauptet, daß Obst sich. im Gefängnis die Treppe hinabgestürzt und nach wenigen Stunden gestorben sei. Seit wann fönnen Gefangene frei im Columbiahaus umher spazieren?

Der Ermordete hinterläßt eine junge Frau und ein ein­

jede Unterstüßung verweigert. Der Haß der Mörder richtet

Eine neue Prozeßwelle nach Pfingsten Ueber 50 jähriges Kind. Beide leben in großer Not, da man ihnen Sozialisten vor den Gerichten in Berlin   und Leipzig   fich auch hier gegen die nächsten Verwandten des Opfers.

Der illegale Rote Stoßtrupp  " schreibt uns:

Gleich nach dem faschistischen Umsturz wurde von Jung­sozialisten und jungen Reichsbannerleuten eine geheime Organisation Der Rote Stoßtrupp" gegründet, die von den alten Parteien völlig unabhängig war. Sie vertrat die Auf­fassung, daß beide Arbeiterparteien die Bildung einer prole­tarischen Einheitsfront unmöglich gemacht, durch eine falsche Politik die Machteroberung des Faschismus nicht verhindert hatten, beide Parteien an der Niederlage gleich Schuld seien. Daraus folgerten die jungen Sozialisten, daß die beiden Parteien ihre Eristenz verwirft haben, die Spaltung liqui­diert und die ersten Schritte zur Bildung der neuen revo­lutionären Arbeiterpartei unternommen werden müßten. Diesem Ziele widmeten sie ihre illegale Organisation, die sich in Norddeutschland sehr rasch entwickelte. Jede Woche er­schien eine unter den größten Gefahren selbst hergestellte Beitung, Der rote Stoßtrupp", ein Organ, das von Hand zu Hand ging und eine tausendfache Leserschaft gewann Alles war so organisiert, daß die Polizei nicht zugreifen fonnte. Als im Mai 1933 ein Verteiler der Organisation durch eine Razzia auf der Straße- verhaftet und zu 15 Mo­naten Gefängnis verurteilt wurde, gelang es der Polizei nicht, etwas über den organisataorischen oder politischen Charakter des Roten Stoßtrupps  " zu erfahren. Erst als die Leitung der Organisation zu einer eraften Propaganda gegen die Voltsabstimmung im November überging, fonnte die Polizei einige Spuren entdecken. Durch einen Spizzel fonnte sie einen Teil der Funktionäre verfolgen, gewisse Beziehungen zwischen den einzelnen Genossen feststellen. Am 4. Dezember erfolgte mit einem Schlage die Verhaftung von über 200 Sozialisten, die aber zum größten Teil ohne jede Beziehung zum Roten Stoßtrupp  " waren und nach wochen­langer Haft wieder entlassen wurden. Ueber 50 Genossen wurden eingeferfert, wegen Hochverrat, neuer Parteibildung usw. angeflagt.

Nach monatelangem Terrorverhör soll jetzt nach Pfingsten die Prozeßverhandlung gegen diese Genossen beginnen. Um die Oeffentlichkeit von dem bis jetzt größten Prozeß gegen eine illegale Organisation abzulenten und die Tatsache zu verschleiern, daß hier die von den Nazis für sich reklamierte Jugend aftive antifaschistische Arbeit leistet, wird die Henfer­polizei Görings drei Prozesse veranstalten: Zwei Prozesse gegen je 20 Sozialisten werden gleich nach Pfingsten vor dem Kammergericht Berlin- Mitte verhandelt. Die anderen 11 Sozialisten, die von der Polizei fälschlich als Rädelsführer bezeichnet werden( in Wirklichkeit sind die eigentlichen Leiter in Sicherheit), sollen vor des Reichsgericht gestellt werden. Während der halbjährigen Haft wurden die Genossen und Genossinnenes befinden sich auch einige junge Mädels in Haft in der schlimmsten Weise behandelt, teilweise sogar - als Untersuchungsgefangene! in Konzentrationslager in Konzentrationslager verschleppt. Jeder Besuch wurde ihnen untersagt, der Brief= wechsel mit den Verwandten unterbunden, die Vorbereitung einer juristischen Verteidiguna fast unmöglich gemacht. Die Zahl der Mißhandlungen ist ungeheuerlich, alle Aussagen

Der Lebensstil der SA.  

Reichsminister Röhm, der Stabschef der SA., hat in der Rede, die er am Mittwoch vor dem Diplomatischen Korps und den Vertretern der ausländischen Presse in Berlin   hielt, die SA. als Trägerin eines neuen Lebensstils und ihre Auf­gabe als Erzieherin des deutschen   Volkes zu dieser neuen Form der Gemeinschaft geschildert. Wenige Stunden vorher hatte die französische   Regierung dem britischen Botschafter in Paris   ihre Note über die Abrüstungsfrage überreicht, in der die Existenz der militärähnlichen Verbände" in Deutsch­ land   und die Bestrebungen der Reichsregierung, sie kriegs­tüchtig" zu machen, als Beweise für deutsche   Vertragsver­legungen angeführt wurden. In diesem Zusammenhang hatten die Erklärungen Röhms, was auch von den amtlichen Stellen in Deutschland   offen zugegeben wurde, in erster Linie den Zweck, die Behauptungen über die militärische Bedeutung der SA. abzuschwächen und zu widerlegen, und wenn man die Rede nur von dieser ihrer Zweckbestimmung aus beurteilen würde, könnte man sich vielleicht versucht fühlen, Röhms außerordentlich scharfe Kampfansage an die sogenannte Reaktion und seine Botschaft von einer revolu­tionären innenpolitischen und sozialen Mission: der SA. als ein taktisches Manöver einzuschätzen. Als solches hätte aber die Rede Röhms keine besonders große Wirkung gehabt; denn mit ihren Beteuerungen des deutschen   Friedenswillens erlangte sie in der Welt keine besonders starke Publizität, wie es überhaupt den Führern des Nationialsozialismus heute nicht mehr so leicht wie früher zu fallen scheint, die Institution der freien Presse in den demokratischen Staaten zur Verbreitung ihrer für das Ausland berechneten Erklä­rungen einzuspannen. Man hat aber dem Kampfruf des Stabschefs der SA.   gegen die reaktionären Kreise, die der Nationalsozialismus leider gleich- statt ausgeschaltet habe, in Deutschland   selbst durch die Presse eine weite Verbrei­tung gegeben, und das scheint nicht ohne eine bewußte Ab­sicht geschehen zu sein. Der amtliche Nachrichtendienst hob ausdrücklich das besondere Verdienst des Propaganda­ministers Dr. Göbbels   um die Veranstaltung der Aussprache mit dem Diplomatischen Korps und der ausländischen Presse hervor, und da dies sicherlich nicht wider den Willen des Propagandaministers geschah, so ist anzunehmen, daß Dr. Göbbels   offenbar Wert darauf legt, sich zu den Gedanken des Stabschefs der SA. zu bekennen.

Es ist sicher, daß die Gedanken Röhms, die auf eine Fort­segung der Revolution hinauslaufen, bei sehr zahlreichen Nationalsozialisten, bei den alten Kämpfern" und in der Jugend der SA.  , begeisterte Zustimmung finden. In diesen Kreisen, die sich als das Salz der Hitlerbewegung und des Dritten Reiches   fühlen, erwartet man noch große Verände rungen und eine Neugestaltung der Verhältnisse in der poli­tischen und wirtschaftlichen wie in der privaten Sphäre des Leben. Für die Führer in den verantwortlichen Stellen ist es nicht immer leicht, die Ungeduldigen unter ihren Leuten Vorgehens klarzumachen und die alten Kämpfer" zu, ver­trösten, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben, auf den sie nach dem Sieg der Bewegung einen Anspruch zu

erzwungen. Das zu erwartende Schandurteil des Gerichts wird für die jungen Sozialisten nur eine Aufforderung zu erhöhter Aktivität sein.

Eine polizeiliche Folterhöhle in Berlin  

Die bekannten Kasernen der SA. und der Feldpolizei" wurden durch Görings Befehl aufgelöst". Dafür hat sich die Geheime Staatspolizei  , unter der sich eine große Anzahl der ES- Männer befinden, ein eigenes" Gefängins für ihre" Untersuchungsgefangene im Columbiahaus errichtet. Hier wütet der Terror noch schlimmer, als in den Kasernen der Hedemann- und Papestraße. Die Räume der Gefangenen sind überfüllt. Nachts müssen sie ohne Unterlage auf der Erde liegen. Das Essen ist schlecht. Besuch und Spaziergänge sind nicht erlaubt. Nachts werden Gefangene jede Stunde geweckt, mit Peitschen über die Gänge gejagt, zu Freiübungen und kalten Duschen getrieben. Die neueste Maßnahme: Die Gefangenen dürfen innerhalb 24 Stunden nur einmal ihre Notdurft verrichten. Diese barbarischen Maßnahmen haben viele Gefangene so angegriffen, daß ihre Nerven völlig zer­rüttet sind, sie wie kleine Kinder lallen.

Das Schlimmste aber ist die Folterhöhle, die dem Unter­suchungsrichter dazu dient, seine Opfer gesprächig" au machen. Wer nicht nach dem Willen der Gestapo   aussagt, der wird in der Folterhöhle solange behandelt, bis er ein Ge= ständnis" ablegt. Ein solcher Gefangener kommt unfenntlich geschlagen, als eine blutige Masse aus den Händen der Folterknechte. So fommen die Aften" der Geheimen Staats­polizei zustande, die den Gerichten in Berlin   und Leipzig   zur Unterlage für ihre Prozeße dienen. Obwohl die Staats­anwälte, die Richter und Rechtsanwälte wissen, daß diese schriftlichen Aussagen" in der Voruntersuchung erpreßt wurden, hat bis jebt noch fein Richter diese Aften als un­brauchbar abgelehnt, kein Rechtsanwalt Verwahrung gegen die Anerkennung der gefälschten Aften bei einem Gericht erhoben. Die alle zittern vor der Gestapo  ... So sprechen sie ihr Recht".

Im Columbiahans befinden sich die vier jungen Sozia listen, die unlängst von der holländischen Polizei, unter Bruch des Asylrechts, der Gestapo   ausgeliefert wurden. Die holländischen Behörden sind für die Mißhandlungen dieser Sozialisten verantwortlich.

Als vor einigen Wochen die Mitglieder des Hauptvor­standes der Sozialistischen Arbeiterjugend, einige ihrer Bezirkssekretäre und Berliner   Funktionäre dieser Organi­sation verhaftet wurden, brachte man sie in das Columbia­haus, wo sie auf die oben geschilderte Art mißhandelt, falsche Geständnisse von ihnen erzwungen wurden. Die so entstande nen Aften werden die Unterlagen für den bald stattfindenden Prozeß sein. Wir machen schon heute darauf aufmerksam, daß die einzelnen Angaben völlig falsch, nur durch Folter entstanden sind.

Bei dem Verhör" dieser Sozialisten wurde von den braunen und schwarzen Banditen der Jungsozialist Obst aus Neukölln, ein Funktionär der Arbeiterjugend, buchstäblich er

die Gedanken des ,, unbekannten SA.- Mannes", den Dr. Göbbels   oft genug als Helden der deutschen   Revolution ge­feiert hat. Auf der Feier der alten Kriegervereine am Jahrestag der Ernennung Hitlers   zum Reichskanzler hat der Stabschef der SA. sogar den Frontkämpfern des Weltkrieges den SA.- Mann als leuchtendes Beispiel hingestellt und sie daran erinnert, daß sie ihm und seinen Tugenden das neue Deutschland   zu danken hätten. Einige Wochen später sprach Röhm seine Gesinnung noch deutlicher aus. Auf dem ,, Revo­lutionsappell der alten Kämpfer" in München   erklärte er am 20. März, daß er der Einladung zu der Feier nicht mit besonderer Freude gefolgt sei er sei lieber dabei, wenn eine Revolution gemacht, als wenn sie gefeiert werde, und dann sagte er wörtlich: Als ich mit dem Führer gerade eben durch die Stadt fuhr, ist mir mein etwas grames Herz schon etwas aufgegangen, und ich habe wieder geglaubt, daß hier doch ein anderer Ton angeschlagen wird als einer, der nach Paragraphen und Aktennotizen klingt." Röhm schloß seine Rede in München  :' Wenn es heute wieder heißt: SA.  angetreten! Meine alte Garde angetreten!, dann werden wir da sein."

Die Geringschätzung der Paragraphen und Aktennotizen" teilt der Stabschef mit dem letzten SA.- Mann. Vielleicht auch die Abneigung gegen einen besonderen und in der politischen Organisation der Partei ziemlich häufigen Typus des nationalsozialistischen Amtswalters, der sich zwischen den Paragraphen sehr gewandt bewegt und zurechtfindet und nach der Meinung der Kämpfer der Braunen Armee" im Laufe eines Jahres sich unrühmlicherweise amch schon mit Aktenstaub bedeckt hat. Der hinterste SA.- Mann fühlt sich den Vertretern dieses Typus, die mit einem Anklang an frü­here Gepflogenheiten und in mehr oder weniger scherz­haftem Ton auch wieder einmal ,, Bonzen" genannt werden, als wahrer Träger der nationalsozialistischen Revolution bei weitem überlegen. Dem aktenstaubbedeckten Amtswalter und politischen Beamten wird manchmal vorgeworfen, daß ihm die harte Schule der SA.   fehle, daß er in der politischen Routine zu früh erstarrt sei, den ,, SA.- Geist" nicht auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens durchdringen lasse und damit die gesunde Auswirkung der Revolution hemme. Da­her dann eine gewisse Neigung der SA.  , einiges ,, auszu­räumen". was nach einem anderen Ausspruch Röhms den alten Nationalsozialisten in dem neuen Deutschland   Adolf Hitlers   noch nicht gefällt.

Ueber die mögliche politische Bedeutung solcher Ge­danken in den Kreisen der SA. braucht man nicht zu

sprechen. da sie sich in der Form bestimmter politischer

Absichten und Ziele in keiner Weise feststellen lassen. Der Einfluß des SA.- Geistes" auf die Umbildung der Lebens­formen des einzelnen Deutschen   ist viel größer als der poli­tische und erreicht das Individuum noch in dem Bezirk seiner privatesten Lebensgestaltung. Der Dienst in der SA., der sich in militärischen Formen vollzieht, ohne alle Kenn­zeichen der militärischen Ausbildung zu tragen und ihren letzten Zweck zu erfüllen, verlangt vom einzelnen einen

Junger

Sozialdemokratischer Held

Die rote Fahne   auf der Starkstromleitung

Dem ONJ. wird aus Villach  ( Kärnten  ) berichtet: Bei dem Versuch, eine rote Fahne auf einer Start­stromleitung anzubringen, ist am Vorabend des 1. Mai der Jungsozialist Wieltschnig tödlich verunglückt. Das Begräbnis dieses Helden wurde zu einer mächtigen De­monstration der Villacher   Arbeiterschaft. Mehr als 3000 Per­jonen nahmen daran teil. Mit roten Nelken geschmückt, gingen sie hinter dem Sarg. Mehr als 80 Kränze mit roten Schleifen wurden auf dem Grab niedergelegt. Polizei und Gendarmerie waren gegen den imposanten Leichenzug aufgeboten. Der Friedhof war behördlich gesperrt. Als die Menge sich den Zugang zum Friedhof erzwingen wollte, zog die Polizei den Gummiknüppel. Die Menge iang, der Polizeiattacke troßend, die Internationale. Am Grabe sprach ein Vertrauensmann der Villacher   Arbeiter. Eine rote Sturmfahne wurde entrollt und in das Grab versenkt. Tief ergriffen riefen die Arbeiter zum Abschied Freiheit!" Während der Trauerfeier nahm die Polizei mehrere Verhaftungen vor. Auch nach dem Begräbnis war Villach   sehr unruhig. Bis in die Abendstunden kam es immer wieder zu kleinen Demonstrationen, die von der Polizei immer wieder zerstreut wurden.

Verbotene Schriften

Harte Kerkerstrafen

Das Sondergericht in Frankenthal   hatte sich mit zwei Fällen zu befassen, in denen Reichsdeutsche verbotene Zei­tungen aus dem Saargebiet geschmuggelt hatten. Im ersten Falle war der 20jährige ledige Schlosser Heinrich Schriml aus München   angeklagt, der im Januar d. J. aus dem Saargebiet verbotene kommunistische Druckschriften in die Pfalz   eingeschmuggelt hatte. Das Urteil lautete auf ein Jahr Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte ein Jahr Zuchthaus beantragt.

Im 2. Falle stand der 20jährige ledige Arbeiter Willi Himpel aus Speyer   unter Anklage. Er hatte im Herbst 1983 von Bildstock aus an verschiedene Personen in Speyer   die Zeitung Neuer Vorwärts" sowie Ausschnitte aus verbotenen kommunistischen   Zeitungen versandt. Der An­geflatge wurde wegen Verbrechens nach Paragraf 2 des Ge­setzes zur Gewährleistung des Rechtsfriedens zur Mindest­strafe von 1 Jahr Zuchthaus verurteilt.

SA., und wo der Zwang nicht besteht, ist die Notwendigkeit der Einordnung für den einzelnen oft nicht geringer. In dem Streben nach der ,, Totalität" hat die Verallgemeine­rung und Durchsetzung des SA.  - Dienstes den Nationalsozialis­mus wohl schon am meisten in Konflikt mit anderen, vor allem mit den kulturellen Mächten gebracht. Die ,, Hitler­ jugend  ", heute sozusagen die Pflanzschule der SA.  , nimmt ihre Mitglieder so stark in Anspruch, daß die Eltern und die Schule vor einer sehr ernsten Sorge stehen. In Sachsen  ist die Frage durch ein Abkommen zwischen der Hitler­ jugend  " und der Schule geregelt worden, und dabei wurde sogar anerkannt, daß es wünschbar sei, wenn für Jugendliche neben der Schule und dem Dienst in der Hitlerjugend   noch eine gewisse Freizeit übrigbleibe. Die Zusammenstöße des Staates mit den Konfessionen, die einer Erziehung der Ju­gend und der Beeinflussung der Kirchenangehörigen im nationalsozialistischen Sinn nicht unbedingt widerstrebten, geht zu einem guten Teil auf den Kampf, nicht um die Seele, sondern um die Zeit des Einzelmenschen zurück. Im katholischen Volksteil besonders ist die Klage häufig, daß bei den Paraden und anderen Veranstaltungen der SA.   und der nationalsozialistischen Organisationen keine Rücksicht auf die religiösen Bedürfnisse genommen werde.

Natürlich werden sich solche Härten, wenn einmal das Ver­trauen zwischen dem Staat und den Konfessionen wieder­hergestellt ist, ausgleichen und vermeiden lassen; aber daran ist nicht zu zweifeln, daß das Vordringen der SA. und ihrer Lebensanschauung, auf den verschiedenen Ab­schnitten der deutschen   Neugestaltung den einzelnen und das ganze Volk zu einer Art von neuem Lebensstil nötigen wird, von dem Röhm gesprochen hat. Dabei wird jedoch von den alten bürgerlichen Lebensformen mehr zerbrechen und verschwinden, als man gemeinhin ahnt, und manches wirkliche Kulturgut wird nicht zu erhalten sein. Man braucht nicht die letzten kulturellen Probleme aufzuwerfen; es gibt einfachere und eindeutigere Beispiele, die um so unverfäng­licher sind. Die studentischen Korporationen, die doch in Deutschland   eine sehr angesehene Tradition verkörpern, sehen sich in ihrer überlieferten Stellung durch den SA.­Dienst ernstlich bedrängt und bedroht. In der Deutschen Corpszeitung" wurde kürzlich über den häufigen SA.­Dienst geklagt, durch den leider die Aktiven überlastet seien, so daß von offiziellen Veranstaltungen des Korps nicht die Rede sein könne und zur Erhaltung alther­gebrachter Formen" mit außerordentlichen Sitzungen sich begnügen müsse, für die man dann dank den Beziehungen zu einflußreichen alten Herren" eine Befreiung der Mit­glieder vom SA.- Dienst erwirke. Der Artikel der Deutschen Corpszeitung" stellte zum Schluß fest: Es ist für einen jungen Menschen heute keine Kunst, Nationalsozialist zu sein, wenn er vorher nichts anderes gekannt hat." Dieser Satz erklärt den neuen Lebensstil der SA. und seine Grund­lagen besser als die ausführlichste Darstellung der sozialen Schichtung und der wirtschaftlichen Lage der Masse, die den aktivsten Teil der Hitlerbewegung bildet. Das Ideal der

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zu beschwichtigen, ihnen die Notwendigkeit schrittweisen großen Teil seiner freien Zeit. Die meisten von den Kämp Bedürfnislosigkeit und des vollkommenen Aufgehens des

fern im Braunhemd haben dieses Opfer leicht und gerne bringen können: als Arbeitslose hatten sie nur zuviel Zeit; für viele von ihnen war es ein Segen. Für die SA. gibt es Teil des Volkes und sicher

einzelnen in einer militärisch organisierten und disziplinier­ten Gemeinschaft hat hier seine bestimmten Ursachen, und das Kraft- und Machtbewußtsein, das in der SA  . in ihren

haben glauben. Der Stabschef der SA. ist natürlich einer nichts Selbstverständlicheres, als daß ein möglichst großer Führern lebendig ist, kommt zum Ausdruck in dem Willen, der ersten, der um diese Erwartungen Bescheid weiß, und

er muß den Empfindungen seiner Leute auch Rechnung als Erziehungsmittel teilhaft werde. Für die Studenten be tragen. Bis zu einem gewissen Grade teilt Röhm selbst aber steht bereits ein Zwang zur Erfüllung des Dienstes in der

den eigenen Lebensstil dem ganzen Volke anzuerziehen. ,, Neue Zürcher Zeitung  ":