Das Hausmädchen des Staatsanwalts Henriot
Der Pariser Reporter A. H. Flassch, der sich seit der Katastrophe in der Gegend der Silberfuchsfarm aufhält, hat Kenntnis von dem Verhör erhalten, dem das Hausmädchen der Familie des Vaters Henriot in Lorient ausgesetzt war. Dies ist bekanntlich das Mädchen, das der Mörder Michel Henriot allein geliebt haben will.
Das Mädel heißt Léonie Robie und ist eine robuste Bretonin, dreißig Jahre zählt sie, und seit vier Jahren kocht sie für den Staatsanwalt und seine Frau. Sie hat ein etwas eckiges Gesicht, große und tiefe Augen und schwarzes Haar, das mit der weißen bretonischen Haube, die coiffe", bedeckt ist. tdngrad
Sie wurde in der kleinen Ratsstube zu Quéven vernommen und antwortete den Polizeibeamten mit fester Stimme und ohne Zögern:., Herr Michel hat mir niemals den Hof gemacht. Niemals hat er sich mir gegenüber die kleinste Zweideutigkeit erlaubt. Uebrigens habe ich mir ein ärztliches Attest geben lassen, das klipp und klar bsetätigt, daß ich noch niemals etwas mit einem Mann zu tun gehabt habe, weder mit Herrn Michel noch mit einem anderen."
,, Und weswegen haben Sie sich diese Bescheinigung geben lassen?"
,, Weil ich in den Zeitungen gelesen habe, was Herr Michel gesagt hatte. Als ich das dem Herrn Staatsanwalt mitteilte, meinte er, das habe ja nicht viel Bedeutung, aber ich bestand darauf. mich durch einen Arzt untersuchen zu lassen. Darauf hat mir Herr Henriot die Adresse des Dr. Jaffray angegeben, und ich bin zu ihm hingegangen.
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,, Das ärztliche Zeugnis haben Sie in Ihrem Besity?"
Nein, der Herr Staatsanwalt hat es seinerseits dem Verteidiger von Herrn Michel gegeben."
... Michel Henriot hat das Wort„, Geliebte" gebraucht," wirft ein Inspektor ein.
Ich weiß wirklich nicht, wie er das sagen konnte," antwortet Léonie Robic. ,, Ich erkläre Ihnen, daß das eine Lüge ist."
,, Hat er sie denn geliebt?"
Zum ersten Mal hält das Mädchen an:„ Ich weiß es nicht, ob er mich liebte. Ich konnte ihn doch wohl nicht daran hindern. Aber ich versichere, daß er es mir niemals gestanden hat."
Mit diesen Worten endet das Verhör.
Im Nebenzimmer aber wurde während dieser Aussage Joséphine Le Teuff vernommen, das Zimmermädchen bei den Henriots. Das ist ein junges Ding von achtzehn Jahren. mit einem Puppengesicht. Sie erklärte, unter mühsam verborgener Aufregung, daß sie niemals das Geringste bemerkt habe, was auf besondere Beziehungen zwischen dem jungen Herrn und ihrer Kollegin habe schließen lassen. Sie fügte hinzu, daß sie die Léonie für ein sehr tugendsames Mädchen halte.
Und auf eine Frage der Polizei hin antwortend: ,, Das ist richtig, daß ich einmal acht Tage lang allein mit Herrn Michel im Hause zu Loch geblieben bin, während die Frau Aber der zur Beerdigung des Großvaters gefahren war. junge Herr war während dieser Zeit durchaus anständig." Es dämmerte schon, als die beiden Mägde zum Wohnsitz in Quéven entlassen wurden. Die Augen, der jungen Joséphine waren rot, Léonie runzelte die Stirn und preẞte ihre dünnen Lippen zusammen, was ihren Gesichtsausdruck noch schärfer machte.
Das Mordhaus in Loch- en- Guidel war zu Pfingsten der Ausflugsort von unzähligen Neugierigen. Der Haushüter Le Romancer machte ein glänzendes Geschäft dabei. Er öffnete die Türen und zeigte den Leuten die Mordstätte, die er wie ein Museumswärter erklärte...
,, Allo!... ja, ich bins, am Apparat." ,, Ach, liebst du mich noch?"
,, Natürlich lieb ich dich noch... Wer ist denn am Apparat?"
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Léon Blums Parteitagssieg
Revolutionäre sozialistische Politik Kein Gang nach Moskau
DNB. Paris, 24. Mai. Mit 3600 Mandatstimmen gegen 237 hat der Parteitag der französischen Marristen in Toulouse , der am Mittwochabend zu Ende ging, die von Leon Blum vertretene Entschließung angenommen, wonach es Pflicht der Partei sei, sich als im Zustande der Mobilisierung zu be trachten, um ihre eigene Eristenz gegen faschistische Angriffe zu verteidigen und die Verteidigung all deffen zu organi fieren, was der Faschismus bedrohe, nämlich bürgerliche Freiheit, persönliche Freiheit, die Rechte der Arbeiter sowie den Frieden. Die Ortsgruppen sollten ihre Schußabteilungen und Jugendabteilungen ausbauen, um die marristische Propaganda ihrer Organisation und um ihre Angehörigen zu schützen. Der Regierung des nationalen Blocks, die als Romplice des Faschismus“ bezeichnet wird, sagt die Ent schließung den Kampf an. Die Militärausgaben dürften nicht erhöht werden und das Wettrüfften habe aufzuhören. Nur die marristische Partet sei befähigt, eine Schlacht zu leiten, deren Einsatz die Politik des Friedens und des wirtschaftlichen
Anwälte und Strafrecht
Angesichts der allgemeinen Kongreßflut zu Pfingsten traten auch die französischen Anwälte zu einer Jahrestagung zusammen, und zwar in Caen im Calvados, im fruchtbaren Lande der Normandie . Es waren mehr als 250 Männer der Toga zusammengekommen, und der Justizminister Chéron empfing sie im benachbarten Lisieux zu einem Ehrenwein. Unter den englischen Gästen, die herübergekommen waren, begrüßte Sir Herbert Cuniffe die Kollegen. Aber auch die Schweiz , Belgien , die Tschechoslowakei und Rumänien waren anwesend. Deutschland , das Land des Reichstagsbrandprozesses, das doch im letzten Jahre so manches mit fran zösischen Anwälten zu tun bekommen hat, glänzte durch Abwesenheit obwohl die Normannen und Normanninen bekanntlich eigentlich blonder und ,, arischer" sein sollen als die Nazis von Ostpreußen oder dem Oderland...
Den international wichtigen Hauptvortrag hielt M. Armand Charpentier, der Generalsekretär für Gefängnisse und
Heils sei, weshalb die Partei die Regierungsmacht für sich beanspruche. Für ihre revolutionäre Mission könne sich die Partei nicht auf irgendein Programm festlegen oder beschränken.
Mit 2430 Mandatstimmen gegen 1280 wurde eine Entschließung angenommen, die die Partei ermächtigt, mit dem Amsterdamer Ausschuß zur Bekämpfung des Faschismus Verhandlungen über die Durchführung Bestimmter Aftionen einzuleiten. Einmütige Annahme fand die Entschließung, wonach eine marristische Abordnung bereits früher der kommunistischen Internationale unterbreitete Vorschläge zur Bekämpfung des Faschismus wiederaufnehmen solle. Mit 2220 Mandatstimmen gegen 1300 wurde eine Entschließung abgelehnt, die die Entfendung einer Abordnung nach Moskau forderte. Diese Abordnung sollte über die Herstellung einer gemeinsamen proletarischen Front mit den Kommunisten verhandeln.
allen möglichen Ländern kommen, sollen eine Woche bleiben. Im ganzen zählt man elf Nationen, darunter auch- blonde Hitlermädchen aus Deutschland . Ferner sind Töchter von Belgien , Spanien , Holland , England, Italien , Luxemburg , Rumänien , Schweden , der Tschechoslowakei und natürlich Französinnen anwesend.- Hoffentlich lernen die Hitler maiden bei dieser Gelegenheit, daß es auch noch etwas Schöneres gibt als den Wotanskult...
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Der verbotene Film in Paris 02£
Im Pariser Kino Miracles läuft neuerdings der bekannte Boxfilm mit Primo Carnera , Max Baer und Jack Dempsey , der in Berlin wegen der Konfession des deutschen Boxers Baer abgesetzt wurde. Das Pariser Kino auf der rue Réaumur hat es dem Publikum, das die ersten Vorstellungen besucit, überlassen, dem Film einen Titel zu wählen.
Strafrecht, über die Grundzüge des neuen Entwurfs zu einem BRIEFKASTEN
Strafgesetzbuch( über den wir hier bereits vor einiger Zeit eingehender berichtet haben). Der Redner hob insbesondere die progressive Aufhebung des Bagno hervor, indem das Schwurgericht die Entscheidung hat, ob eine Verurteilung zu Zwangsarbeit in einem Zellengefängnis oder außerhalb Europas verbüßt werden soll.
Den Hauptzug fand der Redner in der Individuali. sation der Strafe. Die Strafzeit wird nicht endgültig festgelegt, sondern kann verkürzt oder auch verlängert werden, je nach der Führung des Sträflings. Unter anderem ist dem Untersuchungsrichter das Recht gegeben, im Falle eines Freispruchs den Täter in gewissen Fällen durch Unterbringung im Irrenhause für die Allgemeinheit unschädlich zu machen.
Der Kenner des Strafvollzugs sprach den Wunsch aus, daß jedesmal, wenn ein Verurteilter wegen Bestätigung, Verkürzung oder Verlängerung seiner Strafe vor Gericht er. schiene, er das Recht der Hinzuziehung eines Anwalts erhalte.
„ Eirheitsfront." Die Deutsche Wochenschau" hat kürzlich den blutigen nationalsozialistischen Justizplan entwickelt, den seit Jahr und Tag zu Unrecht eingeferferten Ernst Thälmann dadurch aufs Schaffott zu bringen, daß man ihm vor dem Volksgericht die intellektuelle Verantwortung für alle angeblich von Kommunisten verübten politischen Mordtaten zuschiebt. Wir haben als erste deutsche Zeitung gegen diese Schändlichkeit aufbegehrt und Lärm geschlagen. Wie gewöhnlich, hinfte die kommunistische Presse hinterher, da sie so sehr mit der Entlarvung von Sozialfaschisten " befchäftigt ist, daß fie den wirklichen Faschisten wenig Aufmerksamkeit widmen kann. Als die kommunistischen Zeitungen merften, was Io war, rächten fie fich an unserem Eifer durch die aufsehenerregende Enthüllung, wir seien Agenten der Gestapo und Zutreiber des Scharfrichters. Das Kommunistenblatt in Saarbrüden stellt ent rüstet fest", daß wir am 15. Mai„ wörtlich" geschrieben haben:
Aus fraftmeierischen und unvorsichtigen Reden Thälmanns, an denen freilich fein Mangel ist, will man eine persönliche Versrideantwortung für kommunistische Terrorakte, insbesondere für Morde, herleifen, an denen Kommunisten beteiligt waren." Daraus schließt die Kommunistenzeitung etwas übereifrig, wir seien Helfershelfer der braunen Mörder". In ihrem heiligen Wahrheitseifer hat die verehrte Redaktion des Bruderblattes von links" die Schere etwas zu hoch angesetzt, und so sind denn folgende Sätze, die wir zugunsten Thälmanns geschrieben haben, versehentlich in der tommunistischen Zeitung leider unter den Tisch gefallen:
Im Walde von Marly- le- Roi , in der Gegend von Versailles , ist gegenwärtig ein Feldlager mit 1500 Insassen durch den Touring Club de France aufgezogen. Die Teilnehmer, die aus
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Daß im Grunde nichts gegen Thälmann vor. Tiegt, geht aus folgendem Abschnitt des Auffazes hervor( folgt Bitat).
Die Sozialisten aber haben die Pflicht, mit allen zusammenzustehen, die Thälmanns und seiner Kameraden Rettung vor den Blutrichs tern und Henfern des deutschen Reichskanzlers fordern und betreiben. Thälmann und seine MitangeElagten, gegen die nichts vorliegt als fämpferische Reden, wie sie viel terroristischer vom Reichskanzler selbst und Tausenden seiner Unterführer gehalten wurden, find in höchster Lebensgefahr. Die öffentliche Meinung der zivilisierten Welt muß gegen die Justizbarbarei des dritten Reichs" aufgerüttelt werden, um Justizmorde an den fommunistischen Führern zu verhindern. Die fommunistischen Redakteure und ihre ahnungslosen Leser werden uns gewiß dankbar sein, wenn wir ihre doch ein wenig zu summarische Art des Zitierens etwas ergänzen.
2. A., Saarbrüden. Sie haben recht, es ist unfaßbar, wie der deutsche Rundfunk über die Freiheitsfront" an der Saar schwindelt. Nach ihrer Schäßung waren auf dem Exerzierplatz etwa 20.000 Menschen versammelt, als der Führer der Freiheitsfront" Mar Braun zu Sportlern sprach. Wahrscheinlich ist Ihre Schägung noch um einige tausend Menschen zu niedrig, denn es sind 29 000 estplaketten verkauft worden. Die Agenten des deutschen Rundfunks haben aber nur 300 gefehen.
Aölsche Mädcher... Ihr macht uns auf folgende Notiz im Westdeutschen Beobachter" aufmerksam:„ Jm Stadion ist für drei Tage der Woche Familien bad eingeführt worden. Damit kommt die Stadionverwaltung einem alten Wunsche weitester Kreise, insbesondere der Jugend, der Kölner Bevölkerung nach. Wir haben ja eine so herrliche Stadionanlage, und die Kölner Jugend, die gewiß nicht als wasserschen bekannt ist, wird von der neuen Möglichkeit des Familienbadens begeistert sein und in den nächsten Monaten reichlich Gebrauch machen. Der Muder aber wird seine Hände über dem Kopf zusammenschlagen und feststellen, daß man wieder einmal, ohne viel Aufhebens davon zu machen, seine spießerischen Mahnungen über die Gefahren, die da lauern beim Zusammenbaden von Männlein und Weiblein, in den Wind geschlagen hat. Wer den Sonnen- und Lufthunger der heutigen Großstadtjugend kennt, weiß, daß diese gewiß an was anderes denkt, wenn sie sich in ihrem nassen Element tummelt, als an das, was der moralingeschwän gerte Muder hinter jeder gesunden Lebens. äußerung sieht Früher hat der derselbe„ Westdeutsche Beobachter" Familienbäder als schweinischen Kulturbolschewismus beschimpft.
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pis in Dud weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrüden Rotationsdrud und Verlag: Berlag der Volksstimme Gmbo. Saarbrüden& Schüßenstraße 5, chließfach 776 Eaarbrüden,