Pariser   Berichte

Pariser Straßenkalender

Die Pariser Presse feierte sehr den neuen Stundenrekord von 431 Kilometer des französischen   Chefpiloten Delmotte.

Eine nationale Föderation der Filmbeschäftigten hat auf

Tél. Trinité 43-13 Deutsche Poliklinik

Métro Pigalle

Paris, 62, Rue de la Rochefoucauld

a) Allgemeine Konsultationen mit 9 Spezialisten. b) Chirurgie c) Orthopädie d) Geburtshilfliche Klinik e) Zahnärztliches Kabinett Ordination täglich von 9-12 und 2-8; Sonntags und Feiertags von 10-12 und 2-4 Uhr

Heizer Reimel aus der Haft

den großen Pariser   Boulevards und in den Champs Elysées   entlassen

gegen die Beschäftigung von Ausländern im Film protestiert. Acht Autocars mit Inschriften wurden vorbeigefahren.

In Cours- la- Reine, die von Marie de Medicis   angelegt sind, wurde in der Nähe der Champs Elysées   die traditionelle Gartenbau- Ausstellung mit wunderbaren Blumenbeeten er­

öffnet.

Der Film ,, Onkel aus Peking  ", der im Kino Olympia star­tete, ist eine Erbschaftsgeschichte eines reichen Onkels und Europäers, der seine Verwandten unter seltsamen Be­dingungen bedenkt, und der Traumbilder aus dem exotischen Leben Chinas   zeigt, mit Armand Bernard   als Hauptdarsteller.

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Durch die Untersuchung in Noyon   bei den Eltern der ermordeien Madame Henriot wird bekannt, daß der Mörder seiner Frau systematisch den Tod angesagt hatte. Die Schwester der jungen Frau hat ausgesagt, daß sie einen Brief über die letzte Nacht des Opfers erhielt, in der Michel Henriot seiner Frau noch einen Tag Frist" gewährte, nachdem er vorher gesagt hatte: Ich töte dich noch diese Nacht." Die Eltern glaubten den furchtbaren Schilderungen in den Briefen nicht recht, weil der Mörder häufig Scherze an den Rand ge­schrieben hatte, wie ,, Ist ja nicht wahr, ich hab sie sehr gern". Die Lebensversicherung auf 800 000 Franken für die junge Frau war nur für den Fall von ,, Tod infolge von Zyklon, Mord oder Autounglück" abgeschlossen und erforderte des­wegen nur die Zahlung einer Jahresprämie von etwas über 2000 Franken.

Clément Vautel und andere Kritiker stellen fest, daß die siebzehnjährige Tänzerin, die, um berühmt zu werden, die Untersuchung im Falle Prince auf eine falsche Spur lockte, nicht die acht Monate Gefängnis verdiente, die ihr zudiktiert wurden Immerhin muß man aber wohl berücksichtigen, daß durch den Roman der Tänzerin große Unkosten verursacht wurden.

Die neue Direktion

Les Arts Cinematographiques"

Studio Parnasse

11, rue Jules- Chaplain ( M- ro Vavin), Telef. Dan. 86-67 läßt auf allgemeinen Wunsch

des Publikums den berühmten Film

OKRAINA"

ab Mittwoch, den 30. Mai, nur noch einige Tage laufen. Mittags um 2,30 Uhr und abends um 9,10 Uhr

Seide und Kunstseide

Werbt für die ,, Deutsche Freiheit"

Auch die ,, Kleine Anzeige" in der ,, Deutschen Frei­heit" bringt Erfolg

Die französische   Kammer hat sich abwechslungshalber in diesen schweren Zeiten, in denen die Hitlerianer der Saar das ,, rapprochement" mit Diebstahl und Spucke betreiben, mit heiteren Dingen beschäftigt, die die Frauen interessieren. Es handelte sich darum, den Begriff Seide", den Stoff der Traumgewebe, die Paris   füllen, genauer festzulegen, damit man weiß, was Nachahmung und bloße Kunstseide ist.

Die Schlacht um die Cocons ging heiß her, aber schließlich trugen zwei Abgeordnete den Sieg davon, die forderten, daß der Ehrenname ,, Seide" nur der wirklichen, der natürlichen Seide zustehen solle, während jegliches künstliche oder chemische Gewebe sich sonstwie nennen müsse. Zu diesem Triumphe trug nicht unwesentlich Edouard Herriot  bei, der im Haupt- oder Nebenberuf Bürgermeister der Seidenstadt Lyon   ist, und der mit einer melancholischen Rede darüber, daß die guten Tage der Seide, des Luxus und der Freude vorüber seien, und daß daher die französische  Seide einen Schutz brauche. ,, Fürchten Sie aber nicht, daß wir Ihnen bei dieser Gelegenheit das ganze alte Regime wieder bringen wollen," meinte der Redner unter großer Heiterkeit. So siegte gewissermaßen das ,, Wahre, Gute und Schöne" wenigstens einmal wieder in der Welt, und das sogar im Parlamentarismus, dem viel verworfenen, und der schnöde ,, Ersatz". den die Franzosen ohnehin für eine neudeutsche Erfindung halten, wurde abgelehnt.

Die ,, Rassen" abgesetzt

Ferdinand Bruckners Stück Die Rassen" ist nach sehr großem Erfolg und mehr als hundert Aufführungen vom Pariser Theater L'Oeuvre abgesetzt worden. Das Stück hat zahllose Franzosen und Fremde über die wahren Methoden des Hitlertums unterrichtet. Zu den Besuchern gehörte auch, wie man weiß, der ehemalige hitlersche Intendant Hans Johst  , der Verfasser des Schlageter  - Dramas und des wegen einer Pogrom- Szene in Ungnade gefallenen Propheten.

Die Association des juifs polonais refugies d'allemagne

gibt folgendes bekannt: Am Donnerstag, dem 31. Mai, abends 8.30 Uhr, im Dom Polski  , 31 Rue Croulebarbe, Metro: Gobelins, Mitgliederversammlung mit folgender Tages­ordnung: 1. Bericht des Präsidenten über die aktuellen Fragen des Aufenthalts-, Wohn- und Arbeitsrechts. 2. Vor­trag eines Juristen über die Rechte der Flüchtlinge in Frank­ reich  . In Anbetracht der Wichtigkeit der Tagesordnung er­warten wir vollzähliges Erscheinen aller unserer Mitglieder.

Die Blamage des ,, dritten Reiches"

Am Samstag mittag gegen 12 Uhr wurde der am ver­gangenen Dienstag in Kehl   wegen Beleidigung und Ver­ächtlichmachung der nationalsozialistischen Regierung zu 4 Wochen verurteilte Heizer Reimel von Straßburg aus der Haft entlassen. Man überreichte ihm einen Ausweisungs­befehl und schob ihn über die Rheinbrücke ab.

Es unterliegt feinem 3weifel, daß die Haftentlassung Reimels auf das energische Vorgehen der französischen   Be­hörden zurückzuführen ist. Die heftige Kammerdebatte am vergangenen Freitag, in der auch der sozialistische Straß­ burger   Abgeordnete Georges Weill   sich für die sofortige Freilassung Reimels einsetzte und in scharfen Worten die frede Provokation Hitlerdeutschlands verurteilte, beschleu­nigte die Entscheidung der deutschen Behörden. Schließlich mußte auch der verbohrteste Nazianhänger merken, daß der Streich, den sich Deutschland   mit der Verhaftung eines fran­ zösischen   Eisenbahners und seiner Verurteilung durch die Hitlerjustiz leistete, in der gegenwärtigen Situation so ziemlich das Dümmste darstellt, was sich denken läßt. Im Elsaß   verursachte die Verhaftung Reimels demonstrative Protestaftionen, die Bevölkerung forderte einhellig die so­fortige Freilassung des Verurteilten und wäre bereit ge­wesen, jede Represalie zu billigen, die man französischerseits gegen die Verhaftung ergriffen hätte. Im Elsässer Boten" errhob man sogar die nicht unberechtigte Forderung, den gesamten Eisenbahnverkehr nach Kehl   lahm zulegen Mit Recht fordern auch jetzt nach der Freilassung Reimels die Eisenbahner, die dienstlich von Straßburg   aus den Kehler Bahnhof aufsuchen müssen, daß ihnen irgend eine Garantie gegen ähnliche Uebergriffe gegeben werde. Reimel wurde nach seiner Freilassung von seinen Kol­legen und Freunden begrüßt. Die Journalisten umdrängten ign, 1: Erfahrung zu bringen, wie es ihm im Gefängnis gegangen ist. Reimel, der ein sehr humorbegabter Mann zu sein scheint, berichtete gern über seine Kehler   Erlebnisse, wo­bei natürlich die Hitlerherrschaft nicht gerade gut abschnitt. Wer mehr von ihm wissen wollte, der begab sich am Sams tagabend in das in einem großen Saal in Kronenburg   von der KPO., deren Mitglied Reimel ist, veranstaltete Pro= test meeting. Hier sprach Reimel ausführlich über seine Verhaftung und Verurteilung U. a. ergriffen in der Ver­sammlung noch das Wort der Straßburger fommunistische Depute Mourer und der kommunistische Bürgermeister Hueber die beide in scharfen Worten die Methoden Hitlerdeutschlands anprangerten.

Reimel genießt nun wieder die Freiheit seiner franzö­sischen Heimat. Es wird ihn nicht so rasch gelüften, Hitler­deutschlands Boden wieder zu betreten. Seine Erlebnisse mögen allen freiheitlich gesinnten Menschen gezeigt haben, wie es in Wirklichkeit um die viel gepriesene deutsche   Frei­heit bestellt ist. Wenn dieser Staat nicht davor zurückschreckt, Angehörige eines fremden Staates einiger lächerlicher Be­merfungen wegen zu verhaften, ins Gefängnis zu schicken und dann auszuweisen, dann kann man sich daran ungefähr ein Bild machen, wie es den eigenen Staatsbürgern er­geht. Hätte hinter Reimel nicht die ganze öffentliche Mei­nung Frankreichs   und seine Regierung gestanden, wer weiß. ob er sobald wieder freigelassen worden wäre. Seine Frei­lassung bedeutet aber gleichzeitig eine Blamage des dritten Reiches", die nicht dazu beitragen wird, das Ansehen der neuen Gewalthaber in der Welt zu steigern!

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Biz in Dud. weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3. Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrücken.

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BRIEFKASTEN

Hertha R., Kopenhagen  . Soviel wir wissen, ist die älteste Synagoge Deutschlands   die von Worms  , die am 3. Juni das Fest ihres 900­jährigen Bestehens feiert. Die Synagoge ist die Stiftung eines kinderlosen Ehepaares Jacob und Rahel und im Jahre 1034 voll= endet worden, mithin eines der ältesten Gotteshäuser Deutschlands  . Die Wormser Judengemeinde ist mit dem Boden Deutschlands   und den Schicksalen des deutschen Volkes sicher mehr verbunden als zahllose christliche Gemeinden in Deutschland  .

Leserin in Riga  . Wir geben von Ihrer Mitteilung Kenntnis, daß fast die gesamte jüdische Presse unter der neuen Diftatur vers boten worden ist. Die Mitglieder des jüdischen Komitees für anti­deutschen Boykott wurden zur gerichtlichen Verantwortung gezogen. Rheinländer. Die Kölnische Zeitung  " gibt zur Zeit ihre gesamte Auflagenhöhe, einschließlich des Lokalblattes Stadt- Anzeiger" mit 99 181 an. Das bedeutet einen Rückgang von mindestens 80 000 in ben letzten Jahren.

Rote Erde". Ihrem Briefe entnehmen wir: Auch bei den poli tisch reaktionären Offizieren ist die Stimmung verbittert. Ein deutschnationaler Polizeihauptmann in Br. erflätre mir, die Po­lizeioffiziere seien bald restlose Gegner der Hitlerei. Es sei uner­hört, was sich altgediente Polizeibeamte von den braunen Lause­jungen schon haben bieten lassen müssen. Kommt es zu einer Ab­rechnung mit den Nazis, die Polizei habe auch viel Rechnungen zu begleichen. Bei dem Beginn der Nazimacht haben die Beamten nicht sehen dürfen, was an Brutalität geschah. Wenn es anders herum kommt, dann werde die Polizei nichts sehen wollen."

R. Paris  . Sie schreiben uns: Bei der Staatsanwaltschaft in Nürnberg   gibt es eine neue Abteilung, deren Aufgabe ist, getarnte Briefe zu enträtseln. Es wird im allgemeinen zu unvorsichtig ge­tarnt. Freunde in Deutschland   bitten um die größte Vorsicht, damit sie durch Auslandsbriefe nicht gefährdet werden." Wir schließen uns dieser Bitte dringend an.

Düsseldorfer  . Der frühere Chefredakteur der sozialdemokratischen ,, Volkszeitung" P. O. H. Schulz hat unmittelbar nach der natio­nalsozialistischen Machtergreifung ein Buch geschrieben Untergang des Marxismus  ". Wie Sie uns mitteilen, hat es nicht einmal in Düsseldorf   selbst nennenswerten Absatz gefunden. Eine Zeitung, die Mitteldeutsche Rundschau" war unvorsichtig genug, dem Mach­werf einen großen zustimmenden Artikel zu widmen. Das Ergeb­nis dieser Würdigung waren Berge von Abbestellungen des Blattes aus seinem gesamten mitteldeutschen Verbreitungs­gebiet. Die Mitteldeutsche Rundschau", die zuerst in Jena   und später in Nordhausen   gedruckt wurde, hielt eine gewisse Distanz zum neuen Regime. Sie hatte einen erheblichen Teil der früheren Leserschaften sozialdemokratischer und demokratischer Blätter ge­winnen fönnen. Jezt pfeift sie nach Massenflucht der Leser auf dem letzten Loch.

Die neue Weltbühne, Prag   1, Melantrichova 1/8. Heft 21 ist so­eben erschienen und enthält folgende Beiträge: H. Budzislawski: Faschistische Internationale?; H. v. Gerlach: Revolutions tribunal; Alfred Rosenberg  : Nationalismus bei Andern; J. Steinfeld: Thäl­ mann   und der Blutsonntag; Erich Weinert  : Berlin  ; Waldemar Grimm: Bizefanzler Starhemberg; Ein Jllegaler: Heute in Deutschland  ; M. Scheer: Pariser   Kirchenkampf; A. Maslow: Sowjetchina; Herbert Häffer: Standard Oil contra Paraguay  ; Gustav Lindauer: Uebergang; Bemerkungen Antworten.

Bayrischer Emigrant. In bayrischen Zeitungen haben Sie ge­lejen, daß der Münchener   Oberbürgermeister Fiehler eine Rede gehalten hat, in der er erflärte, daß die perfiden Juden und die melschen Römlinge, die semitischen Rabbiner und die katholischen Bischöfe" mit dem gleichen Eifer zum Heile des deutschen Volkes zu bekämpfen seien. Man muß solchen Fiehlers dankbar sein, denn sie sorgen dafür, daß die Widerstände auch der Juden und der Katholiken gegen die Hitlerdiktatur nicht erlahmen.

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Freund in Köln  . Ihre Mitteilung, daß das nationalsozialistische Blatt Westdeutscher Beobachter" innerhalb weniger Wochen um 10 000 Bezieher verloren hat, ist recht erfreulich. Auch darin äußert. fich Eure fleißige und mutige Arbeit.

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Vorstehende Bände sind nur lieferbar, solange die Vorräte reichen. Wir besorgen auf Bestellung alle Bücher in deutscher Sprache, auch die in Deutschland   verbotenen Bücher, soweit dieselben noch zu haben sind.

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