Die französisch- englische Entente
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fuchen. Frankreich hatte, das ist wenigstens hier der allges meine Eindrud, von vornherein die Absicht, seinen Ans Spruch auf Durchsehung der Sicherheitsidee mit einer neuen Diffamierung Deutschlands zu verbinden. Daher seine abs folute und erfolgreiche Attivität, sein Vorprellen in der materiellen Distuifion und seine geschickten Rückzüge in den kritischen Momenten...
Natürlich hat es feine guten Gründe, wenn die Franzosen nach Schluß der Sigung einen starten Optimismus hinsicht lich der weiteren Entwicklung der Dinge an den Tag legen. Das ist ihre eigene Sache. Es muß aber doch ausfallen, daß 3. B. auch bei den Neutralen ziemlich allgemein die Meinung folportiert wird, als hätte Frankreich Deutschland in der Resolution tatsächlich ein wirklich brauchbares 3uge= ständnis gemacht, und daß nunmehr alle begründeten Boraussetzungen geschaffen feien, auf Grund deren Deutschland über seinen Wiedereintritt wenigstens vers handeln fönne. Herr Sandler, als Sprecher der Neutralen, hat neben dem ungarischen Delegierten als einziger unters
Schwere Bomben- Attentate in Oesterreich
Auf internationale Eisenbahnzüge
dub. Wien , 9. Juni. In der heutigen Nacht sind zum erstenmal zwei schwere Bombenanschläge auf Eisenbahnbrücken der großen internationalen Strecken verübt worden. Auf der Weitbahnlinie Wien- Salzburg- Innsbruck- Zürich wurde bei Vöcklamarkt auf die Eisenbahnbrücke ein Bomben attentat verübt. Nach polizeilichen Mitteilungen ist die Eisenbahnbrücke derart beschädigt, daß mit einer sechs. tägigen Unterbrechung des Verfehrs gerechnet werden muß.
Der Schnellzug Wien - Paris , der 10 Minuten nach dem Anschlag die Brüde passieren sollte, fonnte gerade noch rechtzeitig angehalten werden.
Ein weiteres Bombenattentat ist auf der Strecke WienTriest zwischen Semmering und Breitenstein verübt worden. Nähere Einzelheiten stehen vorläufig noch aus. Bu
richen, daß die Resolution viel zu viel von Siders Viadukt zerstört
heit und zu wenig von Abrüstungspreche.
Darin liegt der Kernpunkt nicht nur für die Beurteilung, wer an der Sterilisierung der Abrüstungskon ferenz schuld ist, sondern auch dafür, ob die Sondervers handlungen gewisser Regierungen" mit Deutschland nicht eine nene bessere Situation schaffen können. Erst wenn bei solchen Verhandlungen wirklich von Abrüstung der Hochbe waffneten und wirtlicher Gleichberechtigung Deutschlands als Voransje zung für die Sichers heit des Friedens gesprochen wird, dann könnte die heutige Vertagung der Abrüftungskonferenz vielleicht doch noch ihren Wert bekommen."
Sieg Barthous
Paris, 9. Juni. Der französische Außenminister, der im Kabinettsrat über die Genser Verhandlungen Bericht erstatten wird, darf der einmütigen Zustimmung seiner Ministerkollegen versichert sein. Die Presse tut das ihrige, die Annahme des Entschließungsentwurfes in Genf als einen großen, persönlichen Erfolg Barthous und der französischen Diplomatie zu feiern. Barthou habe nicht nur die Manöver, durch die Frankreich die Verantwortung für das Scheitern der Konferenz aufgebürdet werden sollte, durchfrenzt, sondern auch seine ursprüngliche Entschließung mit geringen Abänderungen durchgedrückt, jo daß der französische Sicherheitsstandpunkt schließlich doch gesiegt habe und vor allem die bedrohte englisch - französische Freundschaft gerettet und gleichzeitig die französisch- amerikanisch englische im September 1933 durch die Pariser VerhandIungen geschaffene moralische Front wiederhergestellt sei. Das etwa find die Leitgedaufen, in denen die Blätter sich bewegen und außerdem die erste Auswirtung des franzöüichen Triumphes in einer Einladung Macdonalds an Barthou , nach London zu fommen, und in einer Anregung Mussolinis zu einer Begegnung vor oder nach seiner Zusammenfunft mit Reichsfansler Hitler erblicken wollen.
Die Möglichkeit einer Rückfehr Deutschlands nach Genf , die im ersten Paragrafen der Entschließung angedeutet sind, wer
den ſehr ſteptlich beurteilt. Die Blätter lassen sich aus Berlin melden, daß Deutschland nicht daran dente, von seinem Standpunkt abzugehen, daß zuerst die deutsche Gleichberechtigung gefichert sein müsse, bevor Deutschland zurückkehren. fönne.
dnb. Wien , 9. Juni. Die beiden letzten Eisenbahnanschläge haben in Desterreich das größte Aufsehen hervorgerufen. Die Anschläge waren diesmal viel gründlicher durchgeführt,
als die Anschläge zu den Pfingstfeiertagen. Der Verkehr wurde auch in viel nachhaltigerer Weise gestört. Auf der Westbahnstrecke müssen die Züge bis zur zerstörten Brücke von Vöcklamarkt herangeführt werden. Dort müssen die Reisenden aussteigen und werden über eine rasch errichtete Rotbrücke geleitet, morauf sie dann in einen neuen Zug einsteigen fönnen.
Auf der Südbahnstrecke wurde der D- Zug- Fernverkehr über Bruck- Leoben- Selztal auf die Westbahnstrecke umgeleitet. Das bedeutet für alle aus dem Süden kommende Fernzüge eine Verspätung von vielen Stunden. Augenblicklich finden Sachverständigenbesichtigungen statt, um festzustellen, wann und wie der zerstörte Viadukt auf dem Sem mering wieder gebrauchsfertig gemacht werden kann.
Der Personenzugverfehr wird durch Umsteigen aufrechterhalten. Die Fahndung nach den Tätern wurde unverzüg lich aufgenommen. Irgendeine Spur von ihnen fonnte aber bisher nicht gefunden werden.
Ueberfall auf Schutzkorpsleute
( DNB.) Wien , 9. Juni. In der heutigen Nacht ist bei Lueg eine Schußkorpsstreife überfallen worden. Ein Schutzforpsmann wurde getötet, ein anderer schwer verletzt.
Frau Schmitz schreibt an Macdonald
Natürlich:..phantastische Beridite"
Der Rheinisch- Westfälische Dienst" des DNB. berichtet: Die Große Münstersche Straffammer verhandelte am Dienstag gegen eine Frau Schmitz aus Münster und einen Gustav Berghoff, der in seiner Eigenschaft als Briefmarkenhändler Beziehungen zum Ausland hatte. Der Ehemann der Frau Schmitz, der durch Desertation sich als unehrenhaft aus der Reichswehr ausgeschlossen hatte, wurde eines Tages unter dem Verdacht des Hochverrats festgenommen. Frau Schmit verblieb unter dem Verdacht der Mitwisserschaft zwei Tage in Polizeigewahriam. Da fich in der Vernehmung der Frau Schmitz feine Anhaltspunkte für eine Strafverfolgung ergaben, wurde sie wieder auf freien Fuß gefeßt. Mit diesem Tage begann Frau Schmitz einen üblen Verleumdungsfeldzug gegen die Staatspolizei, und zum Gehilfen für ihre heimtüdischen Angriffe bediente sie sich des Mitangeklagten Berghoff, dem fie fantastische Berichte über ihre Vernehmung und die Behandlung ihres Mannes in der Untersuchungshaft gab. Die Schilderungen der Frau Schmit fanden ihren Niederschlag in einem Schreiben des Berghoff, das er als Beschwerde über einen ,, traurigen Justizfall in Dritten Reich " an den englischen Ministerpräsidenten sandte Für die Auffegung des Beschwerdebriefes faffierte Berghoff von der mittellofen Frau 1,50 Mart.
In der Situng vor der Großen Straffammer in Münster stellte sich heraus, daß alle Angaben in dem Beschwerdeschreiben Lügen waren. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnisstrafe von einem Jahr gegen Berghoff, der die Treuepflicht des Deutschen gebrochen habe. Bei Frau Schmitz begnügte sich der Staatsanwalt mit einem Antrag
28 Kommunisten verurteilt Ein Todesurteil
Leipzig , 9. Juni. Der 3. Straffenat des Reichsgerichts hat das von dem Schwurgericht Hagen gegen 28 Kommuniften gefällte Urteil in vollem Umfange bestätigt. Damit ist das gegen den Hauptangeklagten Franz Schidzik wegen Mordes an dem SA.- Truppenführer Bernsau gefällte
Die französische Presse zur Einladung Barthous Zodesurteil rechtsfräftig geworden. Gegen die Rädelsführer nach London
( DNB.) Paris , 9. Juni. Die Einladung Macdonalds an Barthou , nach London zu kommen, wird von der Presse ganz allgemein als die Besiegelung der englisch - französischen Freundschaft ausgelegt. Der Befuch wird, so erflärt man, in der ersten Juliwoche erfolgen. Nach Ansicht des„ Excelfior" dürfte der Fall Deutschland " im Mittelpunkt der Besprechungen stchen. Le Jour" führt die Einladung auf die
hatte das Schwurgericht Zuchthausstrafen von 15 bis 5 Jahren und gegen weitere 21 Befchuldigte Gefängnisstrafen von 9 Monaten bis 4 Jahren verhängt. Ein Angeklagter wurde freigesprochen. Der Prozeß war das Nachspiel zu einem angeblichen kommunistischen Feuerüberfall auf ein SA.- Heim in der Nähe des Westbahnhofs Jierlohn am 16. Januar 1933.
Furcht Englands vor der Bildung eines französisch- ruffischen Röhm an sein Volk
Blods zurück und warnt vor illuforischen Hoffnungen auf die Erneuerung der Entente cordiale , begrüßt aber dennoch die Annäherung Englands an Frankreich , weil somit das Echlimmste verhütet werde.
Potpourris verboten!
..Meister" Strauß wünscht es
Der Präsident der Reichsmusikfammer, Dr. Richard Strauß , hat den Wunsch ausgesprochen, daß fünftig feine Potpourris mehr gespielt werden möchten, welche die Werke der großen Meister in zerstückelter Form wieder geben.
Wir begreifen den Wunsch von Richard Strauß nicht recht. Das musikalische Potpourri war die glücklichste Illustration des dritten Reichs", die man sich denten konnte.
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Wenn die Feinde...
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dnb. München , 9. Juni. Stabschef Röhm erläßt folgenden Befehl:
„ Ich habe mich entschlossen, dem Nat meiner Aerzte zu folgen und meine in den letzten Wochen durch eine schmerzhafte Nervenerfranfung starf angegriffenen Körperfräfte durch einen Kurgebrauch voll wiederherzustellen. Meine Stellvertretung übernimmt der Chef des Führungsamtes, Obergruppenführer von Kraußer.
Das Jahr 1934 wird die Vollkraft aller Kämpfer der SA. ei heischen. Ich empfehle daher allen SA. - Führern, gleichfalls schon im Juni mit der Verteilung des Urlaubs zu beginnen. Jusbesondere sollen jene SA - Führer und -Männer, die im Juli dienstlich erreichbar sein müssen, im Junt mit Urlaub berücksichtigt werden. Es wird daher der Monat Juni für einen bemessenen Teil der SA.- Führer und Männer, der Monat Juli für die Masse der SA. die
Munchener Theater werden brauner Beit voller Ausspannung sein. Freiherr von Franckenstein geht
München . 8. Junt. Der Seiter ber Bayerischen Staatstheater, Generalintendant Frhr . von und zu Brandenstein, wird mit Ablauf des Spielfahres in den Ruhestand treten und hat bis dahin Urlaub genommen. Die Intendanz geschäfte führt vertretungsweise Operndirettor General musifdirektor Prof. Knappertsbufch. Auch der General. direktor der Verwaltung der Staatstheater Dr. Baudner wird aus seiner Tätigkeit ausscheiden und in den einst weiligen Ruhestand treten.
Die Nationalsozialisten find feit langem unzufrieden da mit, daß sich die Pforten der Kunst nicht in zureichendem Maße den brannen Bonzen geöffnet haben. München will jest scheinbar in dieser Frage vorangehen.co
Das ,, Vaterland" verboten
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Das Vaterland", das katholisch- fonservative Zentral organ der Schweiz , das Blatt des Außenministers Motta ift in ganz Deutschland verboten.
Ich erwarte, daß dann am 1. August die SA. wieder voll ausgeruht und gefräftigt bereitsteht, um ihren ehrenvollen Aufgaben zu dienen, die Volf und Vaterland von ihr ermarten dürfen. Wenn die Feinde der E. sich in der Golfnung wiegen, die A. werde aus ihrem Urlaub nicht mehr oder nur zum Teil wieder einrüden, so wollen wir ihnen diefe furze Hoffnungsfreude laffen. Sie werden zu der Zeit und in der Form, in der es notwendig erscheint, darauf die gebührende Antwort erhalten.
Die SA. ist und bleibt das Schicksal Deutschlands . Der Stabschef Röhm."
Frage:„ Wer sind die Feinde gegen die sich Röhms napoleonische Drohung richtet?
Uns scheint, daß Herr Röhm das Wort von Josef Birth variiert: Der Feind steht rechts".
Der Feind von links vertraut auf seine eigene wachsende Kraft und nicht auf den Urlaub der SA
auf eine Gefängnisstrafe von fünf Monaten. Die Große Straffammer verurteilte beide Angeflagten wegen Beleidigung und wegen Verstoßes gegen die Verordnung zur Abwehr heimtückischer Angriffe auf die nationalsozialistische Regierung. Frau Schmitz traf eine Strafe von drei Monaten, Berghoff erhielt eine Gefängnisstrafe von zehn Monaten. Berghoff wurde nach dem Urteil sofort wieder in die Haftzelle abgeführt.
Zu diesem Bericht ist noch die Frage zu stellen, wie die Geheime Staatspolizei den Inhalt des Briefes an den englischen Ministerpräsidenten erfahren konnte. Da nicht anzunehmen ist, daß Macdonald den Brief zur Strafverfolgung der Petentin nach Berlin gegeben hat, bleibt nur die Schlußfolgerung, daß die Geheime Staatspolizei den Brick an den englischen Ministerpräsidenten erbrochen hat.
Die Angst von Illegalen
Darmstadt, 9. Juni. ( LPD.). Das Staatspreiseamt feilt mit: In letzter Zeit versuchen unverantwortliche Elemente, ihre gegensätzliche Einstellung zum nationalsozialistischen Staat in Form von Flugblättern und Handzetteln, die sie durch die Post versenden oder in Hausbrieffästen einwerfen, einzelnen Volksgenossen zur Kennt nis zu bringen. Um Bestrafunaen vorzubeugen, wird darauf hingewiesen, oaß schon der Besis illegaler oder staatsda jeder verfeindlicher pflichtet ist, lugblätter, die er in Befit bekommt, unverzüg lich der nächsten Polizeibehörde abzuliefern.
dub. Jerusalem , 8. Juni. Nach 33 Sikungstagen sprach am Freitag das Gericht das Urteil in dem Prozeß gegen die beiden Mitglieder der jüdischen Revisionistischen Partei Stavity und Rosenblatt. Stavsfy wurde zum Tode verurteilt, Rosenblatt wurde freigesprochen. Beide waren angeflagt, den politischen Leiter der zionistischen Erefutive Dr. Arlosoroff am 7. Juni 1933 ermordet zu haben, während dieser in Tel Aviv eines Abends mit seiner Gattin spazierenging. Der Grund zu dem Verbrechen soll in der Feindseligkeit zu suchen sein, mit der die Angeklagten der offiziellen Politik der zionistischen Bewegung gegenüberstanden. Die beiden Angeklagten beteuerten in der Verhand lung ihre Unschuld. Ein dritter Angeflagter namens Aba Afimeir wurde mangels ausreichenden Schuldbeweises freigesprochen.
Das Neueste
Im Borkampf um die Europameisterschaft im Weltergewicht siegte der deutsche Meister Gustav Eder über den Belgier Charlier in der 11. Runde durch f. o.
Der belgische König hat den bisherigen Ministerpräsidenten Graf de Broqueville mit der Neubildung des Kabinetts bes auftragt. Graf de Broqueville hat seine Verhandlun gen bereits aufgenommen. Seine Bemühungen gehen dahin, eine Regierung auf der Grundlage der bisherigen Koalition, das heißt mit Unterstügung der Katholischen Rechtspartei und der Liberalen, zu stande zu bringen.
Nach Meldungen aus Budapest hat der Oberstadthaupts mann angeordnet, daß alle Polizeiwachtmeister Schnurrs bärte tragen sollen. Der Schnurrbart gebe ihnen nicht unr ein erhöhtes martialisches Aussehen", sondern er entspreche auch der nationalen Tradition.
Aus Anlaß einer Faschistenversammlung in der Londoner Vorstadt Hackney am Freitagabend, kam es wiederum zu einem schweren Handgemenge zwischen Schwarzhemden und Margisten. Ueber 100 Schuyleute zu Pferde und zu Fuß eilten herbei, um die kämpfende Menge zu zerstreuen, was innerhalb weniger Minuten mit Silfe des Gummiknüppels gelang. Bier Personen wurden festgenommen, mehrere ers litten Verlegungen.
Prinz Feißal von Arabien hat einem Sonderberichts erstatter des„ Journal" in Hodeida seine Eindrücke über. die Friedensauschten in Arabien mitgeteilt. Er bezichtigt nicht loyal einzuhalten und die Dinge in die Länge zu den Imam von Yemen , die Wassenstillstandsbedingungen ziehen. Aber die Lage erfordere eine rasche Lösung.„ Die Stämme, die auf unsere Seite getreten sind, brennen darauf, den Kampf wieder aufzunehmen. Es wird schwer halten, fie zu zügeln, und ich fönnte sie nicht lange im Baume halten wenn der Friede nicht endgültig erflärt wird."
Bei einem„ Kindertag" auf der Weltausstellung En Chikago wurden die Eingänge von vielen Tausenden vos Schulkindern geradezu gestürmt. Dabei wurden zahlreiche inber niebergetreten und 25 foschwer verlegt, daß sie einem Granfenhaus zugeführt werden mußten. Erst ach ujazz von mehr als 500 Polizisten tonnte die Ordnung herg. stellt werden.