Lieber Freund!

Land des Heuchelns

Ein aufschlußreicher Brief aus dem Reiche

Sie wollen von mir ein Stimmungsbild über die heutigen Verhältnisse in Deutschland   haben. Ich will es Ihnen gern geben, weil auch ich solche Eindrucksschilderungen für diingend notwendig halte. Wenn man nämlich einen Blick in die ausländische Presse wirft- von der deutschen   ganz zu schweigen, dann erst ermißt man, wieviel Unkenntnis über das heutige Deutschland   vorherrscht, und wie sehr die meisten ausländischen Berichte leider allzu sehr von der gleichgeschalteten deutschen   Preise aus beeinfluß: werden.

Man redet und schreibt soviel davon, daß ein neuer Geist, ganz neue Erkenntnisse, sozusagen ein einzigartiges Erleben das ganze deutsche Volf heute erfülle. Was daran wahr ist und was falsch ist, das will ich durch meine Eindrücke zu flären versuchen.

Um es gleich vorweg zu sagen, von einem neuen Geist in der Bevölkerung fann soweit es sich nicht um stocnatio= nalsozialistische Streise handelt wirklich nicht gesprochen werden. Was sich so als neuer Geist in der Oeffentlichkeit barbietet, ist nichts weiter als ein unerhörter Terror. Eigentlich ist das Wort Terror viel zu abgegriffen. Es ist wirtschaftlicher Druck auf allen Gebieten, ein Zwanz oder eine Drohung gegen jeden Menschen, der sich nicht willenlos den Befehlen der Nationalsozialisten unterordnet. Und da alle nichtgleichgeschalteten Menschen in Deutschland   vor den Behörden und Gerichten minderen Rechts sind, wird dieser Druck und Zwang so absolut, daß sich ihm nur wenige Menschen in Deutschland   entziehen fönnen.

-

Wenn heute bei uns von der Nazi- Parteileitung an­geordnet wird, es soll aus diesem oder jenem Anlaß und der Anlässe gibt es ja in Deutschland   genügend flaggt werden, dann muß eben jeder flaggen, der noch zu befürchten hat, er könnte sonst etwas verlieren. Der Beamte fürchtet, er würde seine Stellung verlieren, der Angestelle hat seine Sorge um seine bescheidene Position; der Klein gärtner muß damit rechnen, daß, wenn er nicht flaggt, m sein Stück Pachtland genommen wird. Der fleine Geschirs­mann fann erwarten, daß er boyfottiert wird, der Renia r fürchtet um seine Pension, so geht es auf allen Gebieten des täglichen Lebens. Wenn demonstriert wird, muß alles auf Befehl mitmarschieren. Wer nicht mitmacht, kann morgen schon erwerbsloß sein und auf der Straße liegen. Wenn gesammelt wird für die Winterhilfe oder zum Eintopf­gericht, oder für die SA., oder für die Auslandsdeutschen, oder für die NS.  - Volkswohlfahrt, oder für Mutter und Kind" und was es auch sonst für einen Grund zum Sammeln geben mag, immer sieht der, der noch in Arbeit und Loha steht, sich vor die Entscheidung gestellt: Entweder Du gibst etwas, oder Du wirst vielleicht schon morgen in die große Armee der Erwerbslosen eingereiht!" Also immer der 3wang und immer der Druck. Wer sich gerade macht- und auch das kommt natürlich vor, der tut es mit der Gewiß­heit, daß er schon morgen oder übermorgen die materiellen Folgen zu spüren hat. Er mag zu seiner Nechtfertigung ans führen, was er will, sie nützt ihm meistens sehr wenig. Das gilt nicht nur für das Demonstrieren oder für das Flaggen, oder für das Sammeln, das gilt ebenso sehr für den Ver­sammlungsbesuch in den Verbänden, oder in den Betrieben, wie für die Veranstaltung irgendwelcher nationaler Fest­lichkeiten.

Es hat wohl noch niemals einen so reichen Flaggen­schmuck gegeben bei öffentlichen Festlichkeiten, wie im letzten Jahr. Es hat auch noch nie so überfüllte Versammlungen und Kundgebungen gegeben, wie im letzten Jahr. Seine Partei hat jemals bei Aufmärschen und Demonstrationen so­viel Menschenmassen zusammengebracht, wie es die NSDAP. in den letzten 14 Monaten fonnte. Und feine Partei hat jemals so große und so gute Sammelergebnisse für ihre wohltätigen und sonstigen Zwecke zeitigen können, wie es bei der NSDAP. der Fall war. Das alles mag man hin­nehmen mit der Begründung, es ist Notzeit und da müsse jeder mithelfen. Ob durch Zwang oder Druck, oder ob frei­willig, sei gleichgültig, es fomme auf das Ergebnis an. Der 3wed heilige hier die Mittel.

*

Man soll dann aber nicht erklären, das sei Ueber: zeugungsfache. Und darin liegt die große Linie, die tag= ans, tagein durch die gleichgeschaltete deutsche Presse geht, nnd die durch ihre stereotype Wiederholung schließlich auch halb und halb im Ausland geglaubt wird.

Nur so ist es zu verstehen, daß man über irgend eine Ver­anstaltung in der ausländischen Presse liest, Tausende und aber Tausende bekannten sich zum Nationalsozialismus, Zehntausende marschierten für die NSDAP., Hundert­tausende fanden sich in irgend einem Ort zum Bekenntnis für den nationalen Sozialismus zusammen.

Alle diese Berichte sind falsch. Es bekennen sich nur ver­hältnismäßig wenig; die große Zahl der Mitläufer kommt aus Zwang. Es gibt überhaupt eigentlich feine eber­zeugung und keine ehrliche Gesinnung mehr in Deutschland  . Bei allen öffentlichen Kundgebungen gibt es nur noch ein Befehlen, Gehorchen und Mitmachen. Alles andere ist als national unzuverlässig" oder staatsfeindlich" gebrandmarkt. Man wird mir vielleicht vorwerfen, ich über­treibe, ganz so schlimm tönne es doch nicht sein. Diesem Ein­wand gegenüber fann man nur sagen, wer es nicht erlebt hat, der glaubt es auch kaum, aber wer dauernd unter diesen Verhältnissen und noch dazu als Staatsfeind" gefenn­zeichnet ist, leben muß, er spürt diesen unheimlichen Druck an allen Ecken und Enden. Andere mögen vielleicht ein­menden. ganz so schlimm set es doch wohl auch nicht mit dem 3wang bei öffentlichen Veranstaltungen. Es sei doch sicher­lich auch viel Ueberzeugung dabei. Auch hiergegen fann nur der etwas sagen, der monatelange Betrachtungen anstellen fonnte. Ich habe Gelegenheit gehabt, mit vielen Bevölfe­rungsfreisen der verschiedensten Schichten und Berufe zu­sammenzukommen, weil ich durch Handel und Geschäftsreisen den Versuch unternehme, mich aus der öffentlichen Unter­stützung herauszuarbeiten. Ich vermied es natürlich, auf diesen Geschäftsreisen von Politik zu reden, oder meine poli­tische Ueberzeugung irgendwie fundzutun.

Aber immer nur hörte ich ans beiläufigen Bemerkungen meiner Kunden, soweit sie auf die heutigen Verhältnisse zn sprechen famen, deutlich heraus, wie wenig Ueber

Hw

Kart: Wenn das so weitergeht mit dem 1.Mai­Krischan: Mensch, Karl, pssst-"

Karl: Was denn, Krischan? Wenn das so roeiter geht mit der Natur, dann haben wir das nächste Mal um diese Zeit schon deppel an den Bäumen!"

zeugung, wie wenig Glauben und wieviel Stepsis dem hentigen Regime gegenüber bei ihnen vorhanden ist.

Ich habe viele Bauern gesprochen, aber keinen einzigen, der sich mit freudigem Ja!" zum Erbhofgesetz befannie. Tagegen könnte ich Dutzende von Bauern nennen, die in mehr oder minder versteckter Form ihre Bedenken zum Erb­hofgesetz zum Ausdruck brachten.

Ich habe mit einer großen Reihe von Geschäftsleuten und Handwerkern sprechen können. Drei Viertel von ihnen schimpften offen auf die heutigen Zustände und erklärten, daß es trotz aller Arbeitsbeschaffung noch nicht beher ge­worden sei. Von der Arbeitsbeschaffung habe nur der etwas. dessen Gewerbe aus staatlichen Subventionen angekurbelt werde.

Und die Beamten und Angestellten der Be­hörden? Wenn man ihnen offiziell begegnet, heben sie die Hand zum Hitlergruß; wenn man sie einzeln fragt, oder sich auch nur unaufgefordert etwas von ihnen erzählen läßt, dann schimpfen sie in der schwersten Verbitterung über das heutige System. Keiner traut in der Behörde oder im Betrieb dem andern. Das Denunziantenwesen- teilweise nicht einmal aus Schlechtigkeit, sondern aus Angst hat überall eine stickig schwüle Atmosphäre geschaffen, in der sich niemand wohl fühlt. Es muß sie aber jeder ertragen, weil scnst morgen die Reihe an ihm ist.

Wohlgemerft, weder bei Bauern, noch bei Geschäftsleuten, noch bei Angestellten und Beamten sind diese Wahr= nehmungen Einzelerscheinungen. Sie sind so weit vers breitet, daß man von einer absoluten Mehrheit übers zeugter Anhänger des Nationalsozialismus in diesen Kreisen gewiß nicht mehr sprechen kann,

Und Bauern, Geschäftsleute und Beamte waren doch die Bannerträger des Nationalsozialismus! Wenn es dort schon so aussieht, wer will dann noch von einer überwältigenden Mehrheit überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus unter der Arbeiterschaft sprechen? Es geht heute in Deutich­land dem Volke so, wie es dem Frontfoldaten im Weltkrieg ergangen ist: Er machte zwar mit, aber er schimpfte in den fräftigsten Tönen über seine Lage und über die, die hn in diese Lage gebracht haben. Und er wünschte nur, daß endlich die Sache zu Ende gehen möge.

-

**

Aber das kann doch nicht sein, wird man im Ausland sagen. Wie wäre es dann möglich, daß das Hitlerregime im November vorigen Jahres ein 95prozentiges Treuebefennt­nis vom Volke erhalten hätte? Was es mit dieser Volks­abstimmung vom 12. November auf sich hat, das wird wohl erst eine spätere Zeit wirklich aufklären fönnen. Bis jetzt ist man nur auf vielsagende Vermutungen angewiesen. Unsere Stadt- sie umfaßt 45 000 Einwohner und rund 30 000 Wähler hatte allein schon 6000 Mein"-Stimmen. Tabei kann man gewiß nicht behaupten, unser Ort sei meniger nationalsozialistisch als andere Orte. Wenn ein selch großer Prozentsatz an Nein"-Stimmen trotz des un­geheuren Druces möglich war, so will das schon etwas heißen. Wir haben viele Ginzelergebnisse ähnlichen Charak­ters feststellen können. Und so fragt man sich, wie ist es mög­lich, daß ein 95prozentiges Treuebekenntnis für Hitler babet herausfommen konnte. Das ist vorläufig noch das große Geheimnis des Propagandaministeriums.

Aus alledem ergikt sich, daß die Unwahrhaftigkeit und Uns anfrichtigteit bei uns Orgien feiert. Es kommt uns manchesmal so vor, als sei Deutschland   in fast allen seinen Lebensäußerungen zum größten Heuchlerland der Welt ge=

worden.

Wenn man die Menschen bei offiziellen Anlässen hört und wenn man sie dann unter vier Augen spricht, dann hat man das Empfinden, es wird nirgends so viel gelogen und ge­heuchelt als in Deutschland  , wo das Recht des freien Manneswortes so verpönt ist, daß man sich ernsthaft und chrlich mit Gleichgesinnten nur noch im Flüstertone unter­halten darf. Man hört auf der Straße oder auf den öffent­lichen Verkehrsmitteln, oder wo sich sonst Menschen zufällig treffen, feine politischen Gespräche mehr. Man redet, solange ein anderer es hören könnte, ungefähr so, als ob es ga feine Politik gäbe. Oft bemerkt man, daß zwei Personen sich anfangs ganz natürlich unterhalten, sobald man aber näher gekommen ist und sie die Annäherung bemerkt haben, dann wird das Gespräch plößlich abgebrochen, oder im Flüsterton weitergeführt. So sieht es um die Freiheit in Deutschland   aus, von der zwar offiziell sehr viel geredet und geschrieben wird, von der aber alle denkenden Menschen wissen, daß sie tot ist.

Nur ein kleines Erlebnis mag dafür als charakteristisch wiedergegeben werden: Unlängst erklärte der Lehrer einer höheren Mädchenschule in einem Kursus für junge Mädchen im Alter von etwa 18-20 Jahren gelegentlich des Unter­richtes: So wie es jetzt in Deutschland   sei, könne es auf die Dauer wohl auch nicht weitergehen. Ein gewisses Recht der Kritif werde man zur Lebendiggestaltung des öffent­lichen Lebens schon zulassen müssen." Am nächsten Tag wurde dieser Lehrer schon abgelöst. Dieses eine Beispiel ist schon

kennzeichnend dafür, wie tief die Freiheit in Deutschland  zu Boden gedrückt ist.

Man kann sich an diesem Beispiel auch vorstellen, wie weit die Entrechtung und Knechtung bei Liberalisten, Margisten und sonstigen Staatsseinden" durchgeführt ist. Einent meiner Freunde ist von zwei deutschen   Gerichten der Ge­haltsanspruch zugesprochen worden, aber der Staat hat die Auszahlung des Geldes ohne Angabe von Gründen auf Grund des sogenannten Enteignungsgesetzes verweigert. Ge­sinnungsfreunde in der Baugenossenschaft sind ohne die ge­ringste Begründung aus ihren Stellungen entfernt worden und ihre Gehaltsansprüche, die ihnen nach deutschem Recht zustanden.   gleichfalls ohne jede nähere Begründung ab­gelehnt worden. Sie flagten zwar dagegen, aber kein Ge­richt wagte, trotz der Klarheit der Rechtslage gegen die Nationalsozialisten zu entscheiden.

Die Richter bengten aus Angst um ihre Stellung das Recht und bemäntelten die fristlose Entlassung dieser Angestellten mit fadenscheinigen Gründen. Ein bekannter Anwalt unserer Stadt lehnte sogar die Vertretung der Klage ab, weil er um seine Existenz fürchtete.

Einer unserer Gesinnungsfreunde, ein ehemaliger leitenber Kommunalbeamter, wurde kurz vor dem Weihnachtsfest wegen Verdachts der Unterschlagung von städtischen Geldern bei der inzwischen gleichgeschalteten Arbeiterwohlfahrt" in Haft genommen. Ein bombastischer Artikel in der Lokala zeitung über Korruption usw. meldete dieses Ereignis der Oeffentlichkeit. Lange Untersuchungen endigten mit der Fest stellung, daß an der ganzen Sache nichts dran war. Neun Wochen aber hat der Angeschuldigte deswegent in Gefängnis gesessen. Dann erst wurde er wieder freige= lassen. Der dafür verantwortliche Nazi- Kreisleiter mußte schließlich zugeben, daß seine Behauptungen vollkommen un haltbar waren. Trotzdem wurde dem Angeschuldigten keine

Ehrenrettung zuteil. Es erfolgte auch kein Widerruf in der Presse; im Gegenteil, die inzwischen längst geklärte Sache muß auf Verlangen dieses nationalsozialistischen Kreisleiters nun durch die Staatsanwaltschaft noch einmal von einer ,, andern Seite" geprüft werden. Der Rechtsanwalt, der sich der Interessen des Inhaftierten annahm, wurde von der Anwaltskammer gerüffelt, weil er sich angeblich zu sehr für seinen Klienten eingesetzt hatte. So hat sich denn jetzt ein 3u4 stand herausgebildet, bei dem sogenannte Staatsfeinde" vor Gericht zwar flagen fönnen, aber feine Aussicht haben, Necht zu erhalten, sobald nur der geringste politische Einschlag vor­handen ist. Dagegen müssen die Staatsfeinde" in jedem Fall die Gerichtsfosten tragen.

*

Da wir einmal bei der Betrachtung der Rechtslage sind, noch einige persönliche Erfahrungen: Daß wir im Sommer vorigen Jahres einige Tage in Schußhaft waren, ist Ihnen inzwischen wohl bekannt geworden. Wie hieß es damals: 311 unserer eigenen Sicherheit! Daß wir dann aber nachher fieben Monate ohne jede Begründung wie Schwerverbrecher unter Pelizeiaussicht gestellt wurden, soll nur noch zur Er­gänzung des Gicfamtbildes erwähnt werden.

Ein leiner Trost mag es für uns sein, daß es nicht nur den Morristen schlecht geht, sondern fast allen nicht natios unfiozialistischen Bevölkerungsfreifen, die aus irgendeinem potuifchen Grund mit den Gerichten oder mit der Behörde 3 rn haben. Daher auch die Unsicherheit im ganzen Rechtsleben, die sich naturgemäß lähmend auf das Gesamt­leben der Nation berträgt.

Alles Gerede über Arbeitsbeschaffung und Aufurbelung der Wirtschaft schafft diesen Zustand der allgemeinen Unsicherheit nicht aus der Welt.

Ueberhaupt die Arbeitsbeschaffung! Das ist ein Rapitel für sich! Niemand, auch der schärfste Gegner des National­sozialismus wird bezweifeln, daß die Nationalsozialisten in der Frage der Arbeitsbeschaffung ernste und ehrliche An­strengungen machen. Ob sie dabei selbst an den Erfolg dieser Anstrengungen glauben, mag dahingestellt bleiben, denn viele sachlich denkende Nationalsozialisten( soweit man überhaupt davon reden kann) glauben weniger an den materiellen, als an den ideellen Erfolg dieser großen Bemühungen. Sle glauben, daß durch den Betrieb bei der und mit der Arbeits­beschaffung, durch die Propaganda und durch die Massen­und Selbstsuggestion weiter Volfsfreise eine gewiffe wirt­schaftliche Belebung eintreten wird, die ihrem System zu­qute tommt. Praktisch und wirtschaftlich gedacht sieht das Problem der Arbeitsbeschaffung so aus: Der Staat und die. Gemeinden geben für die Arbeitsbeschaffung, für Straßen­bau, für Autobahnen, für Häuserreparaturen und Siedlungs­bauten sehr viel Geld her in Form von Darlehen und Zu­schüssen. Dadurch werden zwar die öffentlichen Unter­stüßungseinrichtungen entlastet, aber der Staatsfädel wird sehr stark belastet, sei es direkt oder durch Anleihe, oder durch Zinsen. Alles nüßt diesen Vorteil der Staatssubventtonen in der Wirtschaft aus, aber eine wirkliche Anfurbelung fann man das nicht nennen, denn die meisten Beschäftigten bet bent Autobahnen und beim Straßenbau bekommen an Lohn faum mehr als sie bisher an öffentlicher Unterstützung und Miets­auschuß erhalten haben. Ihre Kaufkraft ist also in den aller me sten Fällen nicht größer geworden und nur in wenigen Fällen um ein sehr bescheidenes Etwas gesteigert. a3  wirklich noch bei den in Arbeit Gefommenen oder ta Arbeit Stehenden an belebender Kauffraft vorhanden war, geht durch den Spendensozialismus, durch Opfern für die Winters hilfe und durch öffentliche Sammlungen wieder verloren. Bewiß. durch diese Anfurbelung fommt etwas Betrieb in die Wirtschaft, das Einkommensteuer- Muffommen und das Lohnsummensteuer- Aufkommen sind etwas gestiegen. Aber geht diese Belebung wirklich über die Belastung des Staates auf der anderen Seite wieder hinaus? Wird sie auch dann

noch da sein, wenn die Staatszuschüsse für die öffentlichen

Arbeiten nicht mehr fließen fönnen? Ich glaube es nicht, weil alle Anzeichen dagegen sprechen.

Was die Regierung bisher und neuerdings zur Hebung der Kauffraft getan hat, reicht nicht entfernt dazu aus. Wirkliche Belebung der Wirtschaft kann nur eintreten, wenn ein richtiges Vertrauensverhältnis mit dem Auslande wiederhergestellt wird.