Deutsche Freiheit« Nr. 131
Das bunte Matt
Sonntag-Montag, 10./11. Juni 1934
tttT ein Erlebnis von Gskar Maris Graf
Bislang habe ich immer geglaubt, nur auf dem Lande, auf versteckten Einöden, in verfemten Häusern und uralten Tennen, in Sümpfen und einsamen Torfstichen würde so eiwas wie Spuk vielleicht noch möglich sein. Voriges Jahr im Herbst aber habe ich ein ähnliches gruseliges Erlebnis auch in der Stadt gehabt. Das war in einer noch ziemlich lauen Oktobernacht. Am Himmel leuchtete zwar der Mond, doch er verschwand immer wieder hinter den dunklen, massigen Wolken, die der Wind dahertrieb. Ich saß vor meiner Schreibmaschine im Atelier bei offenem Fenster und arbeitete ungestört. Ab und zu hörte ich die Traiybahn läuten und surren, ent- fernte Autos tuteten, langsam jedoch wurde es still und stiller und schließlich weinte nur mehr der Wind im verlas- jenen Hof. Dieser Hos, in Welchem sich die Werkstätten et- licher Gipssormatoren befinden, ist der Hinterste und ver- bogenste. Man muß von ihm aus zuerst durch den Tor- gang des Mittelhauses und kommt in den Vorhof: hat mqn diesen durchschritten, muß man wiederum durch den Tor- gang des Vordergebäudes und gelangt endlich aus die Straße. Ich kann also sagen, daß ich ziemlich versteckt wohnte. Keine(Blocke führte zu mir, kein Brief- und Te- legrafenbote erreichte mich nachts, niemand. Mit diesem Hof habe ich übrigens vor Jahren einmal eine sehr nette Geschichte erlebt und ich mutz sie erzählen, weil sie mit dem Nachfolgenden ein ganz klein wenig was zu tun hat. Nämlich einmal es befand sich damals in einer Werkstätte noch das Büro hörte ich tief in der Nacht unter meinem Atelier Männerstimmen und leuchtete zum Fenster hinunter. Was ist denn los!« fragte ich, und drei Männer ant- warteten, sie seien'Büroangestellte, ob ich so gut sein möchte, sie beim Haustor hinauszulasien. Sie hätten bis jetzt an der Bilanz gearbeitet und haben keinen Schlüssel. Ja, bitte, warten Sie," sagte ich, schlüpfte in eine Joppe, ging hinunter und ließ die drei also aus dem Haus. Am anderen Tage in der Frühe weckte mich ein aus- angeregtes Gerede der Gipssormatoren. Ich horchte genauer und erfuhr dadurch, daß in der vergangenen Nacht im Büro eingebrochen worden war. Dreihundert Mark, viele Brief- und Jnvalidenmarken hatten die Diebe erwischt und ich hatte ihnen arglos das Haustor aufgeschlossen. Es läßt sich denken, daß ich seit dieser Zeit vorsichtiger war, wenn- gleich die Gipssormatoren kurz darauf ihr Büro in ihre Wohnung verlegten und in den Werkstätten nichts mehr zu holen war. In jener windige» Oktobernacht vorigen Jahres nun hörte ich aus einmal ein sehr verdächtiges, ratterndes Ge- räusch, das sich unregelmäßig wiederholte. Kurzerhand nahm ich die Zuglampe, ging ans offene Fenster uiid leuch­tete hinab in den Hof. Da plötzlich flog etwas grohes Schwarzes kaum meierhoch über mich weg durch die Nacht- luft. Flog, gab einen seltsam schwirrenden Laut von sich
und ss-rr-ff-rr war es weg. In meiner Bestürzung wußte ich mir nicht gleich zu Helsen  , zitterte leicht, und jetzt, als ich endlich imstande war, in die Richtung zu leuch- ten, in welche das grausige Ding geflogen war, sah ich es nicht mehr, hörte aber wieder das Ratlern. Es war fast so, als steige ganz hinten jemand über die mannshohe Mauer. I besann mich kurz, dachte hin und her, rief etliche Male in das Dunkel, suchte mit meiner Lampe herum still war es wieder. Nichts entdeckte ich. Ich überlegte:Eine Katze kann es nicht gewesen sein. Die fliegt doch nicht. Und für einen Vogel war das Ding viel zu groß... Und ein Mensch?... Dummes Zeug, Un- sinn!... Du hast dich geirrt, bist überreizt.« Trotz alle- dem konnte ich mir aber trotzdem nicht ausreden, daß ich trotz alledem etwas gesehen hatte, fand keine einleuchtende Erklärung und weiß der Teufel es lief mir aus ein- mal kalt über den Rücken hinunter. Ich schloß das Fenster und schlug den Vorhang vor. Quatsch! Blödsinn!« schimpfte ich mich schließlich selber. Und im übrigen, was geht das mich an.... Mein Haus ists nicht, mögen sie da drunten machen, was sie wollen.« Ich ging abermals an die Schreibmaschine und arbeitete mit Gewalt weiter. Nach einer Weile wurde ich wieder ganz ruhig. Nach etlichen Stunden hatte ich die Sache wieder vergessen. Draußen heulte der Wind jetzt viel stürmischer. Ich nahm wie gewöhnlich meine Briefe und wollte sie zum Postkasten bringen. Während ich über die Stiege hinunterging, fiel mir plötzlich das schwarze Ding wieder ein und ein leichtes Gruseln stieg in mir auf. Ich trat aus der Tür des Atelierhauses. Der Mond stand halb hinter den Wolken und entschälte sich langsam. Der Wind blies heftig kreisend. Ich ging mit schnellen Schritten auf das Tor des Mittelhauses zu, dessen einer Flügel weit offen stand und da entsetzlich hörte ich plötzlich hinter mir wieder dieses Schwirren in der Luft, drehte mich um, schaute aus und sah das schwarze, grauenhafte Ding direkt aus mich zufliegen. Ich jagte mit einem wilden Satz hinter den Tor- flügel, fäustete mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, meine Hände und blieb starr in meinem Versteck stehen. Mein Herz stockte und schlug alsdann trommelnd, ich zitterte wie Espenlaub und wagte kaum zu atmen. Das Schwirren kam näher ss-rr-ss! tat es einen harten Schlag an die Außenwand des Torflügels hörte ich. dann ratterte es kratzend und war still. Wie gelähmt stand ich und konnte keinen Laut hervorbringen, keine Bewegung machen. Meine Briefe waren mir aus der Hand geglitten, ich spürte Eisig- keit in allen Gliedern und brauchte eine gute Weile bis zur nächsten Ueberlegung. Ich horchte und horchte. Still, grauen- hast still war es. Ich ermannte mich endlich und schob mich ganz leise an den Rand des Torflügels, bog meinen Kopf über die Kante und was glauben Sie, was ich sah? Ein aufgespannter Regenschirm lag auf dem Boden und schaukelte leicht hin und her.
Von Vruno Walter
Beschwörung Am Grashang zwischen Klee und Hafer stehen alte Kirsch- bäume. Aus ihrem Schatten blickt man hinab ins Tal. Weit überschaubar liegt die Stadt im Dunste des Sommers, aus dessen flimmernder Bläue die Türme sich erheben. Wenn man die Augen blinzelnd schließt, verliert sich die Stadt in undeutlichen Gestaltungen. Es bleibt nur das breite, blauende Tal mit dem Silberband des Stromes, und dann kann man sich Tal und Höhen so vorstellen: noch unbewohnt, eine in sich beruhende Landschaft, dunstend von Feuchte und Fruchtbarkeit. Man kann sich den Zug wandernder Völker vorstellen, barbarische Scharen, von Osten über die Hoch« ebene kommend: ihre Vortrupps erreichen den Hügelrand und schauen überrascht hinab in das weitgcöffnete Tal: fast hört man sie schreiend niedersteigen... Mit blinzelnden Augen kann man Geschichte visionär sich vollziehen lassen im blauen Flimmern. Und wenn man die Augen langsam össnet, ersteht aus dem flirrenden Jneinan- der von Blau  , Grün, Grau, Braun und silbernem Glänzen die Stadt, wie sie heute ist, für den Beschauer hier oben laut- los, in Frieden atmend und ruhend wie in endgültiger Ge- staltung längs des geschwungenen Stromes, ruhend nach schweren Kämpfen, die nun Historie vergangener Jahrhun- derte sind, mit dem Blute der Völker geschriebene Geschichte. Die Vision macht die Stille und Einsamkeit um die Kirsch- bäume am Hang noch fühlbarer, tiefer und ferner allem menschlichen Tun. Die Bäume legen im Winter den blauen Schatten ihrer knorpeligen Aeste aus den Schnee: sie blühen im Frühling, dustende Wolken aus weißen Blüten, mit dem Brausen der Bienen um alle weißen Büschel. Sie füllen dann die kleinen Räume in ihrem Gezweig mit sommer- lichem Laub. Und nun ist Ernte. Die Kirschen sind reis geworden. Für einige Tage sind die alten Bäume herausgenommen aus ihrem selbstgenügsamen Dasein. Menschen hoben sie mit Leitern und Stangen umstellt wie mit Gerüsten und die Pflücker steigen in die sruchtbehangenen Lauben der Bäume. Ich komme den Kirschbäumen entgegen und sehe schon aus der Entfernung, wie Blätter, unter den Händen der Pflücker gelöst, niederschweben, sanft und ergeben wie eine will- >,> ae Geste des Baumes. Den Weg herab kommen zwei etwa zehnjährige Mädchen. Sie tragen gemeinsam am gebogenen Henkel einen runden Korb voll Kirschen. Es sind barfüßige Dorkmädels. gesund, pausbäckig und fröhlich. Ihre Gesichter leuchten rot bemalt. Sie haben Kirschen gegessen. Kirschen, Kirschen. Die Fülle nahm kein Ende und sie waren satt. Kleine runde Bäuche haben sie sich angegessen: mehr essen konnten sie nicht. Was aber sollten sie tun. um des Ueberfluffes inne zu werden! Da haben sie. von- der Fülle besessen gemacht. Kirschen zer- quetscht und mit dem Saft sich die Gesichter bemalt wie In- dianer. Sie lachen mir entgegen über den Spaß, den es ihnen macht, so beschmiert zu sein. Es ist so herrlich, mehr zu haben, als man braucht, in Fülle zu leben, verschwenden
zu können. Die Gesichter strahlen es in die Welt: es gibt Früchte im Ueberfluß! Vorhin im Dorfe standen zwei junge Frauen, mit dem Säugling auf dem Arm die eine, gesegneten Leibes die andere. Bor zwanzig Jahren, als die beiden Frauen so alt gewesen sein mögen wie der Säugling jetzt, brach der Welt- krieg aus. Es kamen Jahre der Kargheit, der Entbehrung, des Darbens, Jahre tiefer Not. In Ueberfluß gab es nur Leid und Tränen. Die Welt stank nach Blut, nach Pulver und Verwesung. Der Segen der Felder rann zusammen zu schmalen Bissen, der Bruder neidete dem Bruder die Schnitte Brot: eifrige Professoren berechneten den Nährwert des Strohes für Menschen. Jede Kirsche wurde gezählt und die Früchte der Bäume verwandelten sich in den Fabriken zu einem Gemisch ans Rüben und Früchter. und Farbe zu fragwürdiger Marmelade, die, verhaßt und begehrt zugleich, das zugeteilte Krtegsbrot nicht nahrhafter machte. So war es damals. Und angesichts des Fruchtsegens ringsum überkommt einen die Angst, daß das furchtbare Elend wiederkehren könnte. Der Blick schweift über das Tal, über die Stadt im blauen Dunst, böse Geister, blutgierige Dämonen flattern umher... In manchen Gegenden läßt der Bauer' auf dem letzten Roggenstück in der Feldecke ein Büschel Halme stehen, auf Obstbäumen läßt er die letzten Früchte hängen: jetzt ist das nur noch einBrauch«, früher geschah es zur Beschwörung der bösen Geister, als Opfer für die guten. Primitive Völ  - ker fühlen sich noch vielfältiger von Dämonen bedroht, die sie in fantastischen Maskentänzen beschwören. An solche Mas- ken erinnern die saftbemalten Gesichter der beiden Mädchen. Es sind schuldlose Kinder, beglückt von der Fruchtfülle, die sie verschwenden durften. Wäre doch die Bemalung mit dem Safte der Kirschen eine Beschwörung, wirksam genug, um ihnen den Segen der Jahreszeiten zu bewahren, böse- monen zu bannen und die apokalyptischen Reiter, Hunger und Seuche, Krieg und blutigen Tod kür immer von allen Fluren der früchtetragcnden Erde abzuwehren! Welch glück- liche Verheißung wäre das Lachen auf den sastbemalten Ge- sichter fröhlicher Kinder für alle Dörfer und Städte, die im flimmernden Dunste des Sommers atmen!
Der elektrische Mann
Die griechische Presse widmet lange Artikel dem seltsamen Fall eines jungen Studenten der juristischen Fakultät, ge- nannt Panajotis Culumvachis, im Alter von 25 Jahren. Dieser junge Mann besitzt in der Tat die Fähigkeit, gewöhn- liche elektrische Lampen anzuzünden, indem er sie in der Höhlung seiner Hand oder an irgendeiner anderen Stelle seines Körpers hin und her reibt. Dieser Phänomen ist offiziell in einer Sondersitzung der griechischen Gesellschaft der Wissenschaften untersucht worden. Man steht vor einem menschlichen Ratsch.
Gine merkwürdige Völkerwanderung Das Jahr 1727 kann man als den Beginn einer Völker- Wanderung unter den Ratten bezeichnen. Wie die Menschheit in bestimmten Wellen von Asien   aus um den Erdball zog, so haben es auch die Ratten getan. Von Astrachan   aus man- derten sie kreuz und quer durch Rußland  . Sie machten das nicht zu Fuß, sondern sie fuhren bequem auf den Wolga  - schiffen. Sie schlichen sich in die Bauernwagen, sie reisten mit dem Gepäck der Soldaten und manchmal fuhren sie sogar Postkutsche. In Ostpreußen   trafen die ersten Wanderratten vor hundertachtzig Jahren ein, nämlich im Jahre 1750. Je weiter sie nach Westen kamen, umso bequemer wurde das Reisen. Ein Jahr noch ihrer Ankunft in Ostpreußen   richteten sich die ersten Wanderratten in den Häusern von Berlin   ein, und noch ein Jahr später saßen sie auch in Paris  . Besonders schön fanden es die Wanderratten in den Hafenstädten. Tort gibt es große Lagerräume, die schwer zu übersehen sind und wo soviel Eßbares aufgestapelt wird, daß keine Ratte Nahrungssorgen für ihre große Familie zu haben braucht. Mit den Warenballen zogen die Wanderratten bann auch auf die Schiffe. Manchmal kletterten sie in der Nacht die Anker- taue empor, oder sie schwammen einfach hinüber und sprangen dann die Schifsstreppe hinauf. Nun gibt es im untersten Teil des Schiffes stets ein paar Hohlräume, die so eng sind, daß kein Mensch hinein kann. Das sind die rich- tigen Plätze für die Wanderratten. Dort legen sie sich ihre Nester an und dann stiegen ein paar von ihnen im Jahre 1775 in den Bereinigten Staaten aus. Das sind die Ahn- Herren des Milliarden-Bolkes der amerikanischen   Ratten ge- worden. Je umfangreicher der Weltverkehr wurde, umso leichter hatten es die Ratten nach Australien  , auf die Inseln der Südsee, nach Kapland und nach Feuerland zu gelangen. Ueberall, wo die Wanderratte austauchte, ging es nun der Hausratte schlecht. Die Wanderratte ist stärker und furcht- barer. Da sie nicht aus Indien  , sondern aus Zentralasie» stammt, ist sie an kalte Winter gewöhnt. Wo die Wander- rotten den Hausratten begegneten, fielen sie über die schwächeren Artgenossen her und ermordeten sie. In einem halben Jahrhundert erst haben die neuen Eindringlinge die Hausratten zum Beispiel in England nahezu ausgerottet. Auch in Deutschland   ist es den kleineren Hausratten schlecht gegangen. Aber in warmen Ländern konnten sie sich gegen die Wanderratten verteidigen, und auch auf den Schiffen sind sie noch sehr häufig. Sie können nämlich besser klettern als die Wanderratten. Museum derLeuchten" in Sew-Iork - Die eifrigen Anti-Prohibitionisten haben beschlossen, ein Museum zu schaffen, das späteren Generationen das Un- glück derLex Volstead« in den Vereinigten Staaten   vor Augen halten soll. Man wird in dem ersten Saal alle Gegenstände zu sehen bekommen, die dazu gedient haben, den Alkohol an der Nase der Polizei vorbei in dastrockev«« Amerika   zu bringen. In einem zweiten Saale will man die größerenWerkzeuge« unterbringen: Panzerautos, von den Bootleggern benutzte Maschinengewehre, Feuerwaffen aller Kaliber, usw. In einem dritten Saale, der mit schwarzen Samt ausgeschlagen werden soll, werden die Besucher zahl- reiche Statistiken finden, die beweisen, daß das trockene Re- gime die Kriminalität des Landes um 109 Prozent erhöht hat: ferner eine Lifte der gefallenen Gangster und der im Laufe dieser tragischen Kämpfe getöteten Polizisten. Zum Schluß wird man dort noch eine Liste der Namen finden, deren Träger Opfer der durch die skrupellosen Händler heimlich verkauften Ersatz-Alkoholgetränke geworden sind. Der letzte Saal endlich wirdBaby Lindbergh" und den anderen berühmten Raubaffären gewidmet sein.
Oach fünfzehn Fahren
Paderewsky. der berühmte Pianist und ehemalige polnische Ministerpräsident will sich zum ersten Mal nach fünfzehn- jähriger Abwesenheit wieder in sein Baterland begeben. Er will Anfang Juni nach Posen fahren, um dort einem Sport- kämpf zwischen den Provinzen Posen und Pomerellen bei- zuwohnen. Paderewsky hatte Polen   im Jahre 1919 verlassen, nachdem er auf seine Funktionen als Ministerpräsident nach vorausgegangener Unstimmigkeit mit dem Marschall Pil- sudsky verzichtet hatte, und war seither immer im Ausland geblieben. Im Jahre 1930 hatte ihn die polnische Regierung eingeladen, an der Einweihungsfeierlichkeit eines Denkmals zu Ehren Woodrow Wilsons teilzunehmen, aber er hatte diese Einladung nicht annehmen können, da seine Frau damals krank lag. Was seinen bevorstehenden Besuch im Juni anlangt, so weiß man noch nicht, ob er nur einen privaten Charakter tragen wird oder ob der ehemalige Chef der polnischen Delegation auf der Friedenskonferenz offiziell vom Präsidenten der Republik und von Marschall Pilsudsku empfangen werden wird.
H. S. Wells klatscht
In London   wurde vor geladenem Publikum der russische FilmOktober«, inszeniert von Eisenstein, zur Borführung gebracht. Das Publikum, Angehörige der höchsten englischen Gesellschaft, klatschte begeistert. Man geriet förmlich in eine revolutionäre Stimmung, die ja in den tiefen Fauteuils eines Kinos nicht weiter gefährlich ist. Besonders der Schriftsteller H. G. Wells   gehörte zu den Begeisterten. Da nun aber nach guter englischer Sitte nach jeder Vorführung die NationalhymneGod save the King  « ertönt und vom Publikum stehend applaudiert wird, mußte auch nach diesem kommunistischen, dokumentarischen Film die englische Na- tionalhymne erklingen. Das Publikum, eben noch revolu- tionär, wurde plötzlich wieder königstreu und besonders Mr. H. G. Wells sparte nicht mit seinem Beifall... Weißt du schon: Die Deutsche Arbeitsfront   zählt jetzt 23 Millionen Mitglieder. Dr. Ley hats gesagt.« Dr. Ley? Dann siid es tatsächlich nur 11'/, Millionen.« Wieso?« Na. der hat sie doch sicher alle doppelt gesehen.« Mucki.