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Stellung zu den deutschen Ereignissen. Sie sind voller Stepfis gegenüber den Behauptungen, daß in Deutschland wieder alles in Ordnung sei.
,, Unheilbar vergiftet"
Die„ Neue Zürcher Zeitung "( Nr. 1187) schreibt:
Die schleichende Krise des nationalfozia= Iistischen Regimes in Deutschland ist am Samstag mt einer alle Erwartung übertreffenden Heftigkeit zum Ausbruch gekommen, und selbst wenn nach dieser Entladung de von höchster Spannung erfüllte Atmosphäre des„ dritten Reiches" sich wieder beruhigen sollte, so erfährt doch das Prestige der Nationalsozialistischen Deut ichen Arbeiterpartei und ihrer Führer eine starke Erschütterung, die auf die weitere politische Entwicklung in jedem Fall eine nachhaltige Wirkung ausüben wird Adolf Hitler hat sich gezwungen gesehen, einen Teil seiner nächsten und ältesten Mitglieder wegen Konspiration und Meuterei über Bord zu werfen und sie für ihre Unbotmäßigkeit mit blutiger Strenge zu bestrafen. Das Gefüge der SA. ist, was immer über ihre Reorganisation, ihre Säuberung und moralische Regeneration unter neuer Leitung in Befehlen des Führers" und parteiamtlichen Kundgebungen heute gesagt werden mag, durch die Aktion Görings zweifellos zerschlagen worden, und in ihrer bisherigen Bedeutung wird die„ braune Armee" nach der Besetzung ihrer Stüßpunkte durch die Polizei und die mit der SA. rivalisierende schwarze SS. nicht mehr widerstehen. Nachdem Hitler seinen Stabschef Röhm, der sür ihn die braunen Kämpferscharen organisierte und ausbildete, abgesetzt, verhaftet und aus der Bewegung ausgestoßen und nachdem er dazu noch einer Reihe hoher A.- Offiziere zum Tode befördert und sie ebenso wie Röhm in ihrem Charakter und Lebenswandel vor aller Welt rücksichtslos bloßgestellt hat, wird wohl das Verhältnis des Führers" zu einer SA," unheilbar vergiftet bleiben."
Nur eine Scene"
Die Basler National- Zeitung"( Nr. 296) sagt:
Ist nun Hitler , wie seine Freunde rühmen, mirtlich itärfer geworden denn je? Tem Schein nach gewiß. Sein Ruhm wird jogar in gewissen Kreisen ins Grenzenlose steigen. In Wirklichkeit aber hat Hitler zunächst die Position der Konservativen und der Deutichnationalen gestärkt. Das zeigt sich nicht heute und nicht morgen, solange der Schrecken angesichts der erschossenen Weggenossen Hitlers noch jede Gegenströmung und Aktivität lähmt.
Auch die SA. mag äußerlich intakt bleiben. Aber die Abgesetzten und die Erschossenen haben nicht nur ihre Freunde, sie haben die Massen der A., mit denen sie feit Jahren verbunden waren, hinter sich. Diese Majien werden zum Teil noch weiter nach linfs ge= trieben. Die zweite Revolution hat weder begonnen, noch ist sie erledigt. Die Toten. Bluteugen ihrer nationalsozialistischen Gesinnung, mögen sie im übrigen auch unsympathische Gestalten gewesen sein, werden gegen die Lebenden aufstehen. Das Schauspiel ist unheimlich. Ter Horizont hat sich wieder erhellt, aber er wird sich wieder verfinstern. Die echte und auch furchtbare Dynamik, welche Hitler mit seiner Bewegung entfeifelt hat, fönnte sich auf die Dauer stärker erweisen als alle Taftif, ja alle Menichenfraft und Energie. So ist das, was sich heute vor unseren Augen abspielt, nur eine Szene des großen chauspiels, in dem die einen ein nationales Festspiel, die andern ein Drama, die Tieferblickenden sicher aber die Tragödie eines großen Volkes sehen.“
Schweizer Journalist verhaftet
Bei der Aftion Görings in Berlin ist auch der dortige Korrespondent der„ Bailer National- Zeitung", Behrens,
verhaftet worden. Er wurde drei Stunden festgehalten und vernommen. Dann wurde er wieder auf freien Fuß gesezt.
Französische Pressestimmen
,, De Reichswehr herrscht"
Camille Loutre, der Berliner Korrespondent des„ Petit Parifien schreibt:
„ Am Abend des 30. Juni steht der Führer in einer vorläufig verstärkten persönlichen Position da. Ebenso hat die Rolle der Reichswehr als Schiedsrichter an Bedeutung gewonnen. Die Besiegten sind die Papen - Gruppe, die zum
Paris , 2. Juli. ( Eig. Bericht.)
Die Ereignisse in Deutschland werden in Paris von allen Kreisen der Bevölkerung mit fieberhafter Aufmerksam keit verfolgt. Am Sonntag erschienen„ Intransigeant" und„ Paris Soir", die gestern Paris bis Mitternacht mit Stündlichen Neuausgaben versahen, in denen die nach Berlin entsandten Sonderkorrespondenten über die einzelnen Vorgänge berichteten und ihre Eindrücke schil derten. In den Montagblättern ist die Auffassung allge mein, daß Hitler einen Frontenwechsel vorgenommen habe, d. h. seine eigenen Mitarbeiter, die ihm zur Macht verholfen haben, gewaltsam beseitigt habe, um sich nunmehr auf die Reichswehr zu stützen.
Als den Sieger sieht man die Reichswehr an. Sie habe, so meint man, den Schlüssel zur Lage in der Hand. Man zweifelt allgemein daran, daß dies zur Befriedung der internen Lage beitrage.
" Petit Parisien" berichtet, Hitlers Stärke liege darin, in der Reichswehr eine neue Stütze gefunden zu haben. Seine Macht aber sei nicht gefestigt, daß er jetzt in Gegen satz zu den Hunderttausenden von SA. - Leuten sei, die Hitlers scharfes Vorgehen im Augenblick kaum glauben, werde früher oder später an ihm zur Rache führen. Das Blatt bringt groß aufgemacht das Manifest des Prager Vorstandes der SPD. , in dem das deutsche Volk vor dem Henker Hitler gewarnt wird. Es berichtet, daß dieses Manifest in verschiedenen deutschen Städten in aller Heimlichkeit verbreitet worden sei. Mißtrauisch beob
England en setzt
Einhellig lehnt die englische Presse Hitlers Blut- und Terrormethoden ab. In den Blättern, die am Sonntag nicht erschienen sind, werden heute die Ereignisse in Deutschland lebhaft kommentiert. Die konservative„ Daily Mail" bezweifelt, daß irgendeine fremde Regierung, so wie es in Hitlers Manifest heißt, in die Verschwörung der A.Führer verwickelt sei, sagt im Hinblick auf das von Hitler angerichtete Blutbad: In Deutschland ist die Gerechtigkeit endgültig vom Thron gestoßen."
In der konservativen„ Morning Post" heißt es:„ Nunmehr bestehe fein Zweifel, daß Deutschland unter der Tyrannei lebe. Wenn nur Menschen befiehlten, so wie die Macht ihnen entschwinde, nehmen zu derartigen Terrormethoden ihre Zuflucht.
Die Revolution beginnt erst
„ Die Wahnsinnigen, die das darniederliegende deutsche Volf regieren, haben also den Totschläger gegen ihre eigenen Leute gerichtet. Für den Augenblick scheint die Revolte erstickt, in Wirklich feit hat sie erst begonnen. Jetzt werden vielleicht Deutschland und die übrige Welt erkennen, was das Hafenfreuz eigentlich zu bedeuten hat:„ Es ist das Symbol der Barbaren.""
Eine englische Pressestimme Ein Sieg der Reaktion"
Sunday Expreß ", das faschistenfreundliche Blatt des Lord Beaverbrook schreibt: 0248)
„ Das ganze bedeutet einen Sieg des rechten Flügels der Nazipartei, hinter der Herr Thyssen und andere Geldgeber und Industrielle stehen alles Leute, die Hitler überhaupt erst zur Macht gebracht haben. Die neue Regierung ist eine Konzentration der Reaktionäre, die gegen die radikalen
achtet die französische Presse die deutschen Vorgänge in ihrer außenpolitischen Bedeutung. Der Intransigeant" ist zufrieden, daß die Deutschen augenblicklich mit sich selbst zu viel zu tun haben, um sich nun auch noch um die Fran3ofen zu kümmern.
Das Journal" weist auf die Macht des Militarismus in Deutschland hin und meint, alles was zur Stärkung der militärischen Gewalten in Deutschland beitrage, sei einer friedlichen Entwicklung dienstlich.
Jm„ Matin" führt Philipp Barrès aus: es sei fraglich, wie weit die große Masse sich auf die Dauer zur hitlerischen Politik bekennen werde. Das hängt in erster Linie von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Es seien Zweifel gestattet, ob der Führer der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Herr werden könne.
Unter der Ueberschrift Fureur Germanique" in Anleßnung an das Wort des römischen Geschichtsschreibers Tacitus vom„ furor germanicus" heißt es im„ Jour", alles, was man jetzt in Deutschland erlebt, hätte Tacitus und Sueton schon vor rund 2 Jahrtausenden von den Germanen be= richtet. Hitler, seine Freunde und seine Gegner, das seien die alten Germanen, Germanen, wie sie sich gleichgeblieben. seien, die auf Blutopfer nicht verzichten können.
Der sozialistische Populaire" kommt zu dem Ergebnis, daß Hitler sich im Augenblick über Wasser halten kann mit Hilfe der Konservativen und der Hochfinanz.
Der nationalistische Ami du Peuple" glaubt nicht an Hitlers endgültigen Sieg. Er fügt hinzu:„ die Kinaheit ge= bietet uns, abzuwarten... und auf dem Posten zu sein“.
Bischofs Hirtenbrief zurückgczogCR? Macht die Kirche alles mit?
Die„ Neue Zürcher Zeitung "( Nr. 1180) be= richtet aus Berlin :
In den Verhandlungen zwischen dem Staat und der katholischen Kirche sind weitere Fortschritte zu verzeichnen, obwohl die Konferenz sich gegenwärtig noch in Form einer allgemeinen Diskussion abwickelt. Die Behandlung der konfreten Fragen soll in den nächsten Tagen aufgenommen werden, und wenn sich die beiderseitig gehegten Hoffnungen auf einen positiven Abschluß erfüllen, so ist damit zu rechnen, daß Mitte Juli ein fertiger Vertrag parafiert werden fann, der die Ausführungsbestimmungen zum Reichsfonfor= dat enthält. Den Besprechungen der letzten Tage lag eine 72 Seiten umfassende Note des Vatikans zugrunde, die schon vor Wochen in Berlin überreicht wurde und den ganzen Komplex der zwischen Staat und Kirche bestehenden Streitfragen behandelt. In der Diskussion stellten beide Delega tionen die Beschwerdepunkte zur Verhandlung, wobei auch über die Mordaffäre von Gollmüz gesprochen wurde; auf fatholischer Seite wird dabei entschieden in Abrede gestellt, daß ein Zusammenhang mit der fonfessionellen Jugendarbeit besteht.
Gestern abend sind die drei mit den Verhandlungen be trauten Kirchenfürsten, Erzbischof Gröber und die Bischöfe Berning und Bares, von Hitler zu einer längeren Besprechung empfangen worden. Die Kirche verzichtet ihrerseits auf das Vorhaben, einen Hirtenbrief, der die Ergebnisse der Bischofskonferenz von Fulda enthält, am nächsten Sonntag von allen fatholischen Kanzeln in Deutschland verlesen zu laffen.( Es handelt sich um den Hirtenbrief, dessen wichtigste Stellen wir schon veröffentlichten.( D. F.") Schon seit län gerer Zeit waren die Kathoiifen auf diesen Hirtenbrief hin, der ein kirchenpolitisches Ereignis ersten Ranges zu werden versprach, in Spannung gehalten worden, so daß der Veraicht völlig überraschend fommt. Man erblickt darin eine Konzession an die Reichsregierung, die ihrerseits von der antiflerifalen Politif abrückt und sich mit den fatholifenfeindlichen Vorstößen, die sich im Lande herum ereignen, nicht identifizieren will.
Nazis find Hitler bleibt das Aushängeschild, aber seine Die Londoner
Herren sind jezt hervorgetreten. Die Reichswehr hat schon lange auf einen Tag wie diesen gewartet."
Schweigen verurteilt ist, und auf der anderen Seite die Zwei Sonderzüge mit SS.
die nach revolutionären Lösungen der Krise suchte. Das Regime wird sich fünftig vor allem auf das Heer, ferner auf Nach Berlin die Geheime Staatspolizei und die SS. stüßen. Und außerdem auf eine SA., die aus ihrem Urlaub gereinigt zurückFehren wird."
Pierre Bernus schreibt im„ Journal des Débats ": „ Auf jeden Fall scheint die Reichswehr den Hauptgewinn gemacht zu haben, was auch immer Hitlers Hintergedanken dabei sein mögen Der Kanzler kann auf die Dauer nichts
London , 1. Juli( Eigenbericht). Reuter meldet aus München , daß zwei Sonderzüge mit ausgesuchten Sturmtruppen in schwarzer Uniform nach Berlin abgegangen sind. Im übrigen scheint es sich zu bestätigen, daß der Vizefanzler von Papen nicht verhaftet ist; aber er darf seine Wohnung nicht verlassen und steht unter
ohne sie tun. Die Militärs und die alten Preußen sind polizeilicher Aufsicht. Er gilt also zumindest als verdächtig.
durchaus bereit, sich des Führers soweit zu bedienen, soweit es ihren Zwecken entspricht. Dabei wächst ihre wirkliche Autorität.. das Deutschland , das wahrscheinlich nach und nach aus diesen Wirren hervorgehen wird, wird das alte nationalistische Deutschland sein, das den Krieg von 1914 heraufbeschworen hat. Dazu wird es als Zusatz den Nationalsozialismus geben, der dann die Einigung des Reichs auf Kosten Preußens durchgeführt haben wird."
..Das Ende des fo'alen Staates"
Der Temps" schreibt in seinem Leitartikel vom Montag: „ Es ist feine Gegenrevolution, es ist fein Staatsstreich, es ist nicht einmal die blutige Unterdrückung einer flaren Gegenbewegung gegen das Regime; es ist einfach ein Fieberanfall, dessen gleichen man in der Geschichte nicht fennt... wo soll das hinführen? Das ist das Geheimnis von morgen. Das nationalsozialistische Regime ist nicht mehr„ total", das ist eine für die Entwicklung der deutschen Zustände wichtige Tatsache. Die Unterdrückung der politischen Parteien hat nur dazu geführt, daß Bürger friegstruppen entstanden. Es ist klar, welche Gefahr das für ein Land bedeutet, das mitten im finanziellen Bankrott steht und mit den Schwierigkeiten einer wirklichen Wirtschaftskatastrophe kämpft."
Der Arbeitsminister Seldte , Führer des national sozialistischen Frontfämpferbundes( Stahlhelm) empfiehlt seinen Kameraden, sich ruhig zu verhalten und dem Führer absolute Treue zu bewahren.
„ New York Tribune " schreibt:„ Das ist das Ende der Loyalität, mit welcher Hitler bis jetzt seine Untergebenen stützte, selbst wenn sie durch ihr Verhalten die Partei zu diskreditieren drohten. Die Nachrichten aus Deutschland zeigen, daß jetzt nur eine Militärdiftatur ver
Transferverhandlungen Vertagung auf Montag
London , 30. Juni .( Europapreß.) Die deutsch englischen Transferverhandlungen sind heute nach vierstündiger Dauer bis Montag vertagt worden. Bis dahin ist vorläu= fig auch die Infrafticgung des englischen Clearings aufgeschoben worden.
Wie in dem offiziösen Communique betont wird, haber fich die Standpunkte in den heutigen Besprechungen einander genähert, so daß nun wieder Hoffnung auf eine einigung bestehe.
Dräsidentenwahl in
General Cardenas Sieg
DNB. Merito, 2. Juli. Die Präsidentenwahlen sind am Sonntag in ganz Merifo unter stärkster Beteiligung ruhig verlaufen, mit Ausnahme von Veracruz , wo im Verlaufe von tätlichen Auseinandersetzungen ein Wahlvorsteher ermordet wurde.
Die Wahl brachte für den Kandidaten der Regierungspartei, General Lazaro Cardenas , einen überwältigenden Sieg. Um halb 12 Uhr abends lag folgendes vorläufige Ergebnis vor: Gardenas 1093 854, Villa Real 17 161, Tejeda ( Linkssozialist) 9477, Laborde( Kommunist) 6406 Stimmen.
hindern kann, daß Deutschland der Schau Zwei Zerstörer kollidieren
platz eines Bürgerfrieges wird. Die innerpolitische Krise wird durch eine ganze Reihe von Faktoren verschärft, die teilweise auch außenpolitisch von größter Bedeutung sind. So stellt sich die Frage, ob Hitler gegen die ganze Weltmeinung bestehen kann, während sein Regime offenbare Zeichen des Zerfalls zeige. Möglicherweise haben die jetzigen Unruhen nur vorübergehenden Charakter, aber es fann auch sein, daß die inneren Schwierigkeiten für die nationalsozialistische Regierung zu einem nicht überwindbaren Hindernis werden.
Unglück in der japanischen Marine
dnb. Schonghai, 30. Juni. Bei Nachtmanövern an der Küste von Korea sind die japanischen Zerstörer Inazuma" und„ Minufi" usammenstoßen und furz darauf gesunken. Das japanische Marineminifterium teilt mit, daß bei dem Unglück vier Matrosen ums Leben famen, während vier weitere verlegt wurden. Zwei Angehörige der Befaßung werden noch vermißt. Im Augenblick des Zusammenstoßes herrschte dichter Nebel