getrennt und werden uns immer von ihnen trennen.

Diese unüberbrückbare Kluft zeigt sich heute in der Real­tion. Reaktion ist einfach das, was nicht mit= macht. Wer so tut, als gehöre er zu uns, uns aber in Wirklichkeit bekämpft, vor allem wer uns erst Bedingungen stellt, der ist ein Reaktionär. Somit hat der Begriff Reaf­tion" einen durchaus festen und klaren Sinn. Unter der Reaktion verbergen sich diejenigen, die sich auch früher nicht für das eine oder andere entscheiden konnten, die damals alles von marxistischer und jüdischer Seite hinnahmen und heute eine unverschämte Kritik an der Regierung üben, zu der sie sich verpflichtet haben.

Man sagt, der Staat organisiere zu viel, und man scheut nicht, dabei auf den Bolschewismus hinzuweisen. Eine rganisation, die die konfessionelle Jugend von 1,5 Mil­lionen auf eine halbe Million heruntergedrückt hat, muß gewissen Leuten allerdings ein Grauen sein. Man verkennt hier, bewußt, daß die Revolution des 20. Jahrhunderts nicht bolschewistisch, sondern gerade aus der heroischen gottgebun­enen Persönlichkeit hervorwächst.

Das Christentum genießt als Religion allen Schuß, muß ber in seine Schranken gewiesen werden, wenn die Kirchen Ach auf Gebiete wagen, die sie nichts angehen.

Vor allem schwindet hente das Verständnis dafür, daß man von einer politischen Weltmacht im Auslande fich firchliche Befehle geben läßt.

Die Reaktion dringt vor Hitler muß die Papenfreunde freigeben

Berlin , 6. Juli. Aus zuverlässiger Cuelle wird gemeldet. daß infolge einer Unterredung, die zwischen Hitler und Papen stattgefunden habe, der Führer den Befehl gegeben habe, sämtliche in Haft befindliche Mitarbeiter des Vize­fanzlers von Papen sofort in Freiheit zu setzen.

Schweizer Protest

Bern , 6. Juli. Der Schweizer Gesandte in Berlin ist be­auftragt worden, im Auswärtigen Amt gegen das Verbot der Schweizer Zeitungen in Deutschladn zu protestieren und die sofortige Aufhebung dieses Verbotes zu verlangen.

Geheimer Parteitag

Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit Berlin , den 6. Juli 1934.

Ein außerordentlicher Parteitag der Na­tionalsozialisten findet gegenwärtig in Flens­ burg unweit der dänischen Grenze statt. In den letzten beiden Tagen find dort 10 Flugzeuge, mehrere Sonderzüge und zahlreiche Automobile angekommen, die unter anderem 141 Parteidelegierte nach der Stadt an der deutsch - dänischen Grenze brachten. Anwesend sind unter anderem Minister Dr. Goebbels , Reichsstatthalter von Epp und der bayerische Innenminister Wagner. Die Ankunft des stellvertreten­den Führers Rudolf Heß wird stündlich erwartet, auch rechnet man mit Hitlers persönlichem Erscheinen. Die Ta­gung soll neue Maßnahmen zur Reinigung" der Partei be= schließen. Auch die verschiedenen Unterorganisationen sollen davon betroffen werden. Die deutsche Presse darf über den Kongreß nur die Berichte bringen, die ihr von amtlicher Seite zugeleitet werden.

3000 SA.- Führer verhaftet!

200 bis 300 haben schwere Strafen zu erwarten Nach einer halbamtlichen Meldung aus Berlin sind bisher 3000 SA.- Führer verhaftet worden. Sie werden vor das sogenannte« Volksgericht gestellt. Nach der­selben Quelle haben von diesen 3000 SA.- Führern 200 bis 300 allerschwerste Strafe( Todesstrafe!?) zu er­warten.

Demnach ist im dritten Reich" noch lange nicht alles in Butter". Die Anhänger der 3000 SA. - Führer sind bestimmt noch nicht von Goebbels so eingefettet und geschmiert, daß sie fich den Gewaltmaßnahmen der Göring und Himmler so ohne weiteres beugen. Der grauenhafte Beginn der von Goebbels verherrlichten zweiten Revolution" soll mit dem Blute von 200 bis 300 SA.- Führern fortgesetzt werden..

Den ganzen Tag

knallten die Salven

Die Basler National- Zeitung"( 5. Juli) berichtet: Ein Anwohner der Kadettenanstalt in Lichterfelde , in deren Hof die Exekutionen durchgeführt wurden, erzählte uns, die erste Salve habe am Samstagnachmittag geknallt. Die Schüsse knallten die Nacht hindurch und dann den ganzen Sonn­tag über bis zum Abend, immer in Abständen von einer halben bis zwei und drei Stunden.

Hitlers Blutmeer

Fortsetzung von der ersten Seite

den Kommunisten übergegangen war. Daily Tele: graph" berichtet ferner aus München , daß man in einem Moor., in der Nähe von München , außer den halbver=

sollen fich Graf Guttenberg vom bayrischen Heimat: und Königsbund, drei Mitglieder der Familie Aretin , Baron Redwig, von Humbold unter den Verhafteten befinden.

grabenen Leichen auch diejenige des Gastwirts Zehnter Die stummgemachte Presse

gefunden habe, der in München ein von nationalsozialistischen Führern viel besuchtes Kaffeehaus besaß. Ferner sei das wird auch von United Preß bestätigt die Leiche von Dr. Friz Beck, des Leiters des akademischen Austausch­dienftes, aufgefunden worden. Sie war von mehreren Kugeln durchbohrt. Beck sei, so teilt United Preß mit, am Samstag von drei Männern in schwarzer Uniform getötet worden. Man sagte Beck Beziehungen zu Röhm nach. Seine Bei setzung hat am Donnerstag stattgefunden.

daß auch General von Lossow, der Befehlshaber der Der Times"-Korrespondent verzeichnet weiter die Gerüchte, Reichswehr in Bayern im Jahre 1923, von Seißer, der Kommandeur der bayrischen Polizei zur Zeit des Hitler: putsches von 1923, der ehemalige bayrische Innenminister Stüzel, der schon im März 1933 von den National­sozialisten in München ins Braune Hans geschleppt und schwer mißhandelt worden war, getötet worden sei. Unter den Toten soll sich außerdem der Münchener Stadt: pfarrer Muhler befinden, der wegen angeblicher Ver:

Die gesamte Schweizer Preffe, an ihrer Spitze die Basler National- Zeitung" und die" Neue Züricher Zeitung", ist für vierzehn Tage verboten worden. Die betroffenen Schweizer Zeitungen fordern bereits Proteste und Einschrei ten des Schweizerischen Bundesrates. Ueber die Gründe des Verbots ist man nicht im unklaren. In vollem Bewußt= sein ihrer Verantwortlichkeit verzeichnen die Blätter der Schweiz die furchtbaren Ereignisse der Mord­woche. Die Neue Züricher Zeitung" wendet sich am Feitaga morgen gegen die Methoden der deutschen Presse, die auf Grund einheitlicher Direktiven von oben versucht, die Mord­gerüchte zu entkräften. Sie macht es sich, so sagt die Nene: Züricher Zeitung", allzu leicht, indem sie sich auf vereinzelte Meldungen der Emigrantenpresse" beruft. Es wäre weitaus interessanter, wenn die deutsche Presse statt dieser Dementis eine Erklärung abgeben würde über das Schicksal der Persönlichkeiten, deren Erschießung oder Tod in den seriösen Zeitungen des Auslandes bereits mit aller Sicher: heit als Tatsache gemeldet worden ist."

breitung von Greuelmärchen nach Dachau gebracht und später Mordfest"

zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Außerdem wird berichtet, daß in München noch der ehemalige Offizier Sentner und der Rechtsanwalt Glaser, angeblich Freunde des früheren Stabschefs Röhm, ermordet auf­gefunden worden seien.

Der Berliner Korrespondent der Neuen Züricher Zeis tung" berichtete bereits am Mittwoch, daß in sehr gut infor­mierten Kreisen eine Liste von 46 Erschossenen zirkuliere. Die Basler Nationalzeitung" meldet, daß außer den bereits be= tannten Persönlichkeiten, die der Mordbestie zum Opfer fielen, noch immer authentisch nichts in Erfahrung zu bringen sei. Es heiße, daß die neue offizielle Liste 120 Köpfe nenne....

Auch die Zahl der Verhafteten wird täglich länger. Das Columbia- Haus, das große Gefängnis im Bezirk Tempel: hof, ist immer noch voll politischer Häftlinge. In München

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Immer wieder steht vor uns die gleiche Frage: Warum dieses Morden, das in der ganzen neueren Geschichte Europas ohne gleichen ist? Man fann die Kämpfe der Pariser Kom mune und die sich anschließenden brutalen Erichießungen nicht zum Vergleich heranziehen. Diese Opfer fielen im offenen Kampf oder unmittelbar nachher. Selbst in Rußland wurde niemals eine solche Maßfenniedermeklung vorgenom men, die man nicht anders als ein Mordfest" bezeichnen fann. Die deutschen Morde erfolgten ohne Grund, ausge= führt von Banditen, die nicht einmal wußten, warum fic das Henkeramt ausüben mußten. Man tommt zu teiner anderen Deutung als der, daß man sich gewisser Mitwisser aus der Vergangenheit gewalt= sam und schlagartig" entledigen wollte. Das gilt besonders für München . Denn nicht von ungefähr be= finden sich unter den Opfern fast all die Lente, die in den Münchener Putschtagen von 1923 eine Rolle spielten und in engen Beziehungen zu Hitler und den Seinen standen.

Das Komplott" Schleicher

Ein Dementi

Und die deutsche Gangsterpresse

Das Deutsche Nachrichtenbüro meldet:

Berlin , 5. Juli 1984. Die französische Botschaft erklärte auf eine Anfrage hin­sichtlich der von der Presse wiedergegebenen Depesche der United Preß" über die Rolle, die Frankreich angeblich bei den Ereignissen vom 30. Juni gespielt habe, daß sie in der Lage sei, diese widersinnige Fabel auf das entschiedenste zu dementieren.

Neurath bettelt um Entschuldigung

Paris , 6. Juli. Der Korrespondent des Journal" meldet aus Berlin über den Schritt des französischen Bot­schafters bei Außenminister von Neurath wegen der gegen ihn erhobenen Verdächtigungen: Wenn wir recht unter­richtet sind, hat Außenminister von Neurath ohne jede Schwierigkeit zugegeben, daß Frankreich außerhalb jedes Verdachtes stehe. Wir können sogar behaupten, daß der deutsche Außenminister die Versicherung abgegeben hat, daß derartige Angriffe nicht mehr vorkommen werden.

Der Presse seien entsprechende Weisungen erteilt worden. Der Zwischenfall tann folglich als beendet betrachtet werden." Neuer französischer Schritt

Paris , 6. Juli. Die gesamte französische Presse nimmt mit selten beobachteter Einmütigkeit gegen eine Londoner Mel­dung Stellung, die in den deutschen Blättern verbreitet ist, wonach es einwandfrei feststehe, daß die französische Regierung in das sogenannte Komplott von Röhm, Schleicher usw. eingeweiht worden sei. Der französische Botschafter in Berlin , Francois Poncet , hat deshalb

Das Neueste

Ueber den Unfall des Dampfers Dresden " hat das Seeamt in seinem Spruch festgestellt, daß der Untergang in erster Linie auf das von der norwegischen Behörde in­zwischen festgestellte Bertreiben einer Boie zurückzuführen ist und ferner darauf, daß der Lotse offenbar die südliche Stromversetzung des Schiffes nicht genügend berücksichtigt hat. Die Schiffsleitung treffe tein Verschulden.

Das Journal" glaubt auf Grund der Besprechungen, die der französische Außenminister Barthou am Donnerstag mit dem in Paris weilenden französischen Botschafter in Rom , de Chambrun, und dem italienischen Botschafter in Paris Barthou Mussolini beschlossene Sache und der Besuch des französischen Außenministers Grundsäglich entschieden sei.

Angst vor den Kameraden der Toten hatte, ichließen zu können, daß nunmehr eine Begegnung

Reichskriegertag endgültig abgesagt

dnb. Kassel, 5. Juli. Der Neichskriegertag ist jetzt ends gültig für dieses Jahr abgefagt worden. Der nächste Reicha friegertag findet 1935 in Kaffel statt.

Ein Vorschlag

Frei nach Morgenstern

Durch Anschlag" mach ich euch bekannt: Es herrscht jetzt wieder Ruh im Land! Drum sei der Tag für alle Zeit Zum Kameradschaftsfest geweiht.

Berlin , den 80. Juni 1984. Göbbeles.

Am Donnerstag wurde in Mülhansen der 25. Berg arbeiterkongreß eröffnet, an dem mehrere Hundert Delegierte teilnehmen und der bis zum 8. Juli dauern wird. Ein großer Teil der Beratungen wird der Frage der Arbeits: zeit gelten. Außerdem beschäftigt sich der Kongreß mit dem Problem der Arbeitserlaubnis für nichtfranzösische Arbeiter. Der Stavisfy Prozeß wird Ende dieses Jahres oder Anfang 1935 stattfinden. Im ganzen werden sich 22 An­getlagte im Zusammenhang mit der Stavisky- Affäre zu ver­antworten haben.

Die Beisetzung des Prinzgemahls Heinrich der Niederlande wird erst am Mittwoch, dem 11. Juli, statt­finden. In Uebereinstimmung mit einem wiederholt vom Prinzgemahl geäußerten Wunsch sollen bei der Bestattung teine Trauerfarben getragen werden. Der Leichenwagen und die Pferde werden weiß behängt,

am Donnerstag dem Deutschen Nachrichtenbüro ein scharfes Dementi zugehen lassen, das sämtliche deutschen Zeitungen heute veröffentlichen. Nachdem der französische Botschafter dieses Dementi dem deutschen Nachrichtenbüro überbracht hatte, begab er sich sofort in das Auswärtige Amt in der Wilhelmstraße, um zum zweitenmal gegen solche Lügengerüchte ernstlich zu protestieren.

Todeswürdig

215,

Die Saarbrüder 3eitung" in ihrer gottgewollten Einfalt weiß auszuplaudern, warum von Schleicher ermordet wurde:

Es ist uns in der Angelegenheit u. a. bekannt, daß General v. Schleicher noch vor wenigen Wochen in der Villa eines gewissen Dr. R.( Rechberg? D. F.") in Berlin : Dahlem mit dem Diplomaten eines gewissen Landes zusammengetroffen ist, das ein Interesse an den besonderen deutschen Verhältnissen seit langem an den Tag legte. General v. Schleicher ist von seinen Freunden vor dieser Zusammenkunft gewarnt worden. Red."

Ein sozusagen deutsches Blatt findet es also ganz in der Ordnung, daß ein früherer deutscher Reichskanzler, weil er das fluchwürdige Verbrechen begeht, mit einem Diplomaten bei einer gesellschaftlichen Zusammenkunft ein politisches Gespräch zu führen, im Auftrage seines Nachfolgers im Kanzleramte von einer bewaffneten Bande überfallen und mit seiner Frau durch Salvenfeuer niedergestreckt wird.

Gangsters? Gangsterpresse? Wir haben uns vor einigen Tagen diesem Wort tausender ausländischer Zeitungen ange­schlossen. Aber wir müssen nun gestehen, daß selbst die rohesten Gangsters der amerikanischen Unterwelt Grund hoben, gegen die Gleichschaltung" mit ihren deutschen Kol­legen zu protestieren.

Röchlings Radke

Ein Spion und Deutschfrontler

Metz, den 5. Juli 1931. Der Chef der Röchlingschen Geheimpolizei, Radte, ist vor: gestern in Hargarten( Lothringen ) verhaftet worden. Er wurde wegen Verdachts der Spionage dem Gefängnis in Metz zugeführt. Nähere Einzelheiten tönnen zur Zeit noch nicht mitgeteilt werden.

Eine sensationelle Meldung! Bisher waren wir der An­sicht, daß Röchlings Geheimpolizei nur dazu da wäre, seine politischen Gegner zu bespiẞeln und andere dunkle Geschäfte an der Saar vorzunehmen. Die Ausdehnung des Tätigkeits­bereichs auf Frankreich und die Ausübung der Spionage ist eine bemerkenswerte Bereicherung des Arbeitsfeldes der Röchlingschen Handlanger. Die Spionagetätigkeit in Frank­ reich ist auch ein guter Beitrag zu der Stellung der Saar als Mittler zwischen Deutschland und Frankreich . Nur dürf­ten die Spione diese Vermittlertätigkeit nicht ganz im Sinne der Völkerverständigung ausgeübt haben.

Wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis der gerichtlichen Untersuchung gegen Radke und auf das Dementi des Herrn Röchling . Die Tatsache allein, daß Radke nach seiner Verneh­mung dem Gefängnis in Meß zugeführt worden ist, läßt jetzt schon erkennen, daß erheblicher Verdacht gegen ihn vorliegen hruß.

Werbt für die Deutsche Freiheit"!