,, Deutsche Freiheit", Nr. 163

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ARBEIT UND WIRTSCHAFT

Hotelbesitzer jammern Schachts Niederlage

So manches hat sich in den letzten Wochen im Hitler- Reich geändert. Nicht nur, daß dort an Stelle von Juden und Marxi­sten nunmehr auch in Massen SA.- Führer, verdienstvolle rechtsstehende Offiziere und Beamte sowie katholische Führer ,, beseitigt" werden, sondern auch der bisherige Sieges­ton der gleichgeschalteten Presse über die einzig dastehenden herrlichen Erfolge des Dritten Reiches auf wirtschaftlichem Gebiete weicht langsam einem Katzenjammer. Die Wahrheit läßt sich selbst im Hitler- Reich auf die Dauer nicht verbergen. Die gleichgeschalteten Skribenten sehen sich denn auch angst­voll gezwungen, das Hamstern, die Voreindeckungen, die Preistreiberei, den Uebergang zur Ersatsstoffwirtschaft und andere Annehmlichkeiten in ihren Blättern festzustellen. Und immer mehr beginnen einzelne Gewerbeverbände, trots all Shrer Begeisterung für die genialen Rezepte des Volks­kanzlers" zur Ueberwindung der Krise, offen zu jammern. Zunächst wagte man nur ganz zaghaft, die Dinge beim rich igen Namen zu nennen. Dann wurde man aber immer deutlicher. Den Vogel hat aber in dieser Beziehung sicherlich Bie Gaufachschaft für das Rheinische Hotelgewerbe abge­schossen. Wir wissen nicht, ob es dem Gaufachschaftsleiter mit dem schönen Namen Kurt Wurm und dem Gauverwalter Robert Schöpwinkel die Hitze angetan hat: jedenfalls haben diese beiden braven Hakenkreuzler diesmal, statt der üb­lichen Phrasen, kein Blatt vor den Mund genommen und gründlich ausgepackt.

Der Gaufachschaftsleiter Kurt Wurm erklärte in der stark besuchten Versammlung unter anderem:

, Während in diesem Jahre aus England noch Zureisende festzustellen seien, habe der Zustrom aus Amerika gänzlich aufgehört. Trotz Oberammergauer Festspiele und mancher nützlicher Maßnahme einzelner Städte, des Reiches( Ausgabe der Registermark) und der Reichsbahn, lasse sich schon jetzt sagen, daß der rheinische Fremdenverkehr kaum eine Be­lebung gegenüber dem Jahre 1933, das schon sehr schlecht gewesen sei, aufweisen werde."

Sehr unzufrieden ist der Gaufachschaftsleiter mit den Hypothekenbanken. Wir, in unserer Einfalt, glaubten, daß numehr nach anderthalbjähriger Herrschaft Hitlers und

seines Freundes Feder die Zinsknechtschaft längst gebrochen

sei. Aber es stellte sich heraus, daß sie weiter blüht, und so muß der arme Gaufachschaftsleiter feststellen, daß ,, manches Hotelobjekt unter den Hammer gebracht wurde". Hier muß Einhalt geboten werden", schrie er pathetisch auf, und die versammelten Hotelbesiger stimmten beifällig zu.

Mit der Belastung des Hotelgewerbes durch die Hauszins­steuer ist Kurt Wurm ebenfalls unzufrieden. ,, Die Hauszins­steuer," so sagte er, ,, wirke sich für das Hotelgewerbe ge­radezu als Sondersteuer aus. Aber zu einer durchgreifenden Maßnahme sei es bisher noch nicht gekommen. Die Grund­gefälle, mögen sie nun Grundvermögenssteuer, staatlicher Zuschlag, Gemeindezuschlag oder Hauszinssteuer heißen, müßten auf ein ganz geringes Maß herabgesetzt werden, denn bei dem heutigen stark geschrumpften Umsatz sei es nicht möglich, Grundgefälle zu zahlen, die noch nach den Maß­stäben der Friedenszeit berechnet werden."

Die Gaufachschaftsleiter Wurm ist sich der hohen kultu­rellen Mission der Hotels für die nationalsozialistischen Bon­zen durchaus bewußt, und so ruft er, auch auf die Gefahr hin, mit dem Konzentrationslager Bekanntschaft zu machen, am Schluß seiner Rede aus:

,, Man sagt uns, daß wir in der kulturellen Entwicklung des Landes einen bedeutsamen Faktor darstellen. Man muß uns aber auch die Möglichkeit geben, das zu sein, was wir sein sollen. Und deshalb kann nicht klar und deutlich genug ge­sagt werden: wenn nicht nach der von mir angegebenen Rich­tung bald eine Entlastung, und zwar eine sehr starke Ent­lastung eintritt, wird es vielen von uns, die wir hier zu­sammensitzen, nicht möglich sein, unsere Betriebe über den Herbst hinauszubringen."

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Und der Gauverwalter Robert Schöpwinkel wagte es in seiner Verzweiflung sogar, Dr. Ley und seine Organisation anzugreifen. ,, An die Tätigkeit der Organisation..Kraft durch Freude " so lesen wir in der Kölnische Zeitung " knüpfte der Redner den Wunsch, daß nur die wirklich Be­dürftigen sich dieser Hilfe erfreuen dürften, nicht solche, die ein ausreichendes Einkommen besitzen, um die Kosten ihrer Erholung aus eigener Kraft zu bestreiten."

Nach all diesen und anderen unerfreulichen Feststellungen gingen die Hotelbesiger des Rheinlandes betrübt auseinan­der, und sie sangen nicht einmal am Schluß der Versammlung das Horst- Wessel- Lied. Ober vielleicht hat ihnen der Reichs­

fachschaftsleiter, Herr Fritz Dreesen, einen Wink gegeben? Der hat sein Hotel nämlich in Bad Godesberg , von wo aus Hitler seinen heroischen Nachtflug nach München am 30. Juni startete. Der Dreesen muß es ja wohl wissen, warum das -Horst- Wessel- Lied nicht mehr salonfähig ist

Deutscher Außenhandel

Saarbrücken , 18. Juli 1934

Das Ende der Großmäuligkeit Vernichtung der Handelspolitik- achsende Arbeitslosigkeit Wachsende Arbeitslosigkeit- Steigende inflationsfurcht

Die blutige Metzelei der Hitler und Göring , die die po litische Isolierung Hitler- Deutschlands vollendet hat, hat auch viel dazu beigetragen, die Niederlage in den Transfer­verhandlungen zu yergrößern. Die deutsche Gangster- Re­gierung ist kein ebenbürtiger Verhandlungspartner mehr und der Anschlag der Ressort- Gangster auf die ausländischen Gelder ist kläglich miẞlungen.

Er­

Was für Töne hatte noch zehn Tage vor der Schlächterei der Hitler - Genosse Schacht angeschlagen! Eine Bevor­zugung der Dawes- und Younganleihe, führte er vor der eigens zusammenberufenen Auslandspresse aus, dürfe nicht erfolgen. Die Einführung eines Clearings, drohte er, würde Deutschland einfach mit der Ablehnung jeglichen Verkehrs mit den betreffenden Ländern beantworten. Und dann for­mit den betreffenden Ländern beantworten. Und dann for­mulierte der betrügerische Bankrotteur, wie ihn jetzt endlich auch das Ausland nennt, noch Bedingungen! stens: Wiedergabe der Kolonien. Zweitens habe das Ausland einen Mehrexport deutscher Waren in dem Aus­maß zuzulassen, in dem es die Bezahlung der Schulden wün­sche. Drittens müsse ein entsprechender Nachlaß an Kapital oder Zinsen gewährt werden. Sonst! Sonst könne sich Deutschland auch eines Tages sagen, daß es nicht mehr so stark am Zahlen interessiert sei! Die Gläubiger- Staaten, und diesmal vor allem England, ließen sich nicht einschüch­tern. Die englische Regierung ließ sich von ihrem Parlament zur Einführung eines Zwangsclearings bevollmächtigen, und die deutsche erklärte nicht etwa unter dieser Drohung

nicht verhandeln zu wollen, sondern schickte schleunigst eine Verhandlungskommission nach London . Verhandlungskommission ist übrigens noch eine viel zu weitgehende Bezeichnung. Denn über die famosen Bedin­gungen Schachts haben die Engländer überhaupt nicht ge­sprochen. Die wurden mit einer Handbewegung vom Tisch gewischt.

Schachts Niederlage in England

Die englische Regierung, die von Anfang an das Hauptgewicht auf die Transferierung der Zinsen für die Dawes und Younganleihe gelegt hatte, hat ihren Willen restlos durchgesetzt. Die Zinsen werden in voller Höhe übertragen, nur die Tilgung wird für ein halbes Jahr ausgesetzt. Für die mittel- und langfristigen Schulden hat England die Meistbegünstigung durchgesetzt. Alle Zugeständnisse, die Deutschland einem anderen Gläu­bigerland macht, können von den britischen Gläubigern in Anspruch genommen werden unter Berücksichtigung aller Vorteile, die Deutschland von einem anderen Gläubigerland erhält. Mit anderen Worten: Die Zugeständnisse, die Deutsch­ land den Gläubigern der Schweiz und Hollands ma­chen muß, will England gleichfalls beanspruchen, und es ist leicht möglich, daß es über diese Frage, die sich nach dem Abschluß der Abkommen mit den übrigen Ländern stellen wird, zu neuen Konflikten kommt. Das Abkommen ist auf ein halbes Jahr beschränkt und die englische Regierung hat keinen Zweifel gelassen, daß, wenn die Abmachungen nicht erfüllt werden oder nach Ablauf dieser Frist keine neuen zustandekommen, das Zwangs clearing sofort in Kraft ge­setzt werden wird. Die englische Regelung der Fortzahlung der Dawes- und Youngverpflichtungen wird wohl auch auf die andern, nicht britischen Besitzer dieser Anleihen aus­gedehnt werden müssen. Schon hat die amerikanische Regierung in drohendem Ton erklärt, daß sie eine Diskriminierung, Schlechterstellung ihrer Bürger nicht dul­den werde und denselben Standtpunkt nimmt die schwe­dische Regierung ein, die auch eine Gleichstellung der Kreugeranleihe fordert.

Jedenfalls kann jegt damit gerechnet werden, daß ent­gegen der Erklärungen der Reichsbank die Fortzahlung und Transferierung der Zinsen auf die ausländischen Reichsanleihen erfolgen wird. Es handelt sich dabei um den ins Gewicht fallenden Betrag von rund 100 Millionen RM. auf das Jahr gerechnet.

Die privaten Schulden

Mit der Schweiz ist eine Verständigungsgrundlage ge­funden worden, die im Wesentlichen die Einführung eines Clearing im gegenseitigen Einvernehmen bedeutet. Die Zahlungen für alles, was Deutschland in der Schweiz liefert, bleiben in der Schweiz und fließen in einer Verrech­nungskasse zusammen. Desgleichen sammeln sich die Zahlungen für alle schweizerischen Lieferungen nach Deutschland bei der deutschen Verrechnungskasse. Die in der Schweiz verbleibenden Beträge können im gegenseitigen Einverständnis verwendet werden. 1. zur Deckung der verkehrskosten und 3. zur Deckung der Zinsen und anderen periodischen Leistungen, die Deutschland obliegen.

Im ersten Halbjahr 1934 mit 216 Millionen RM. schweizerischen Warenlieferungen; 2. zur Deckung der Reise­passiv

Berlin, 17. Juli. Deutschlands Außenhandel hat im Juni eine unwesentliche Besserung erfahren, indem sein Einfuhrüberschuß geringfügig von 42,2 Mill. Rm. im Mai auf 38,8 Mill. im Juni zurückgegangen ist. Diese Ziffer bedeutet aber gegenüber dem Ausfuhrüberschuß von 27,9 Mill. Rm. im Juni 1933 noch eine Verschlechterung um 66,2 Mill. Rm. Die seit Ende März verhängten Einkaufsverbote im Aus­land für die hauptsächlichsten Rohstoffe scheinen sich dem­nach noch nicht ausreichend ausgewirkt zu haben; jedoch muß dies bei der jetzigen scharfen Devisenrepartierung in den nächsten Monatsergebnissen allmählich stärker in einer Ent­lastung der Einfuhr in Erscheinung treten. Eine beginnende Auswirkung kann aber vielleicht bereits darin gesehen wer­den, daß die Einfuhr entgegen der saisonmäßigen Zu­nahme vom Mai zum Juni diesmal eine kleine Abnahme von 379,5 Mill. auf 377,1 Mill. Rm. und mengenmäßig etwas stärker um 3 Prozent zu verzeichnen hat. Bemerkenswert ist, daß der Import damit aber noch immer über dem Vor­jahrsstand von 356,6 Mill. Rm. liegt. Auf der andern Seite hat sich die Ausfuhr mit 388,8 Mill. gegenüber 337,3 Mill. Rm. im Mai etwa auf dem niedrigen Stand des Vormonats behauptet, während im Vorjahr der Export im Juni um 2

Man wird das Ende der Verhandlungen abwarten müssen, um sich ein abschließendes Urteil bilden zu können. Aus Berlin wird gemeldet, daß keine volle Transferierung der Zinsenzahlungen erfolgen soll, dafür sollen aber die schwei­zerischen Gläubiger einen Teil ihrer Kapitalforderungen durch verstärkte Tilgung zurückerhalten. Ein ähnliches Ab­kommen mit Holland steht vor der Unterzeichnung, wäh­rend die Verhandlungen mit Schweden und den Vereinigten Staaten noch fortdauern. Jedenfalls werden also auch Zins­beträge für die privaten Schulden in erheblichem Maße trans­feriert werden müssen.

Prozent absank. Trotzdem wurde damals noch für 384,5 Mill. Rm. ausgeführt. Für eine eingehendere Beurteilung der Er­gebnisse müssen erst noch die Einzelziffern abgewartet wer­den.

Für das nunmehr abgelaufene erste Halbjahr 1934 errechnet sich ein Defizit im Außenhandel von 216 Mill. Rm. oder von 36 Mill. Rm. im Monatsdurchschnitt, dem im ersten Halbjahr 1933 ein Ausfuhrüberschuß von 291 Mill. Rm. oder rund 48 Mill. monatlich gegenübersteht

Das volle Transfermoratorium, das Schacht als vollendete Tatsache dem Ausland aujoktroyieren wollte, ist geschei­tert. Damit dauert aber die Krise der Reichsbank und die Krise des deutschen Außenhandels fort. Die Maßnahmen zur Drosselung der Einfuhr folgen einander auf dem Fuß.

Sinkende Beschäftigung in Deutschland

Am einschneidensten wirkt der Beschluß der Reichsbank, Devisen zur Bezahlung der Einfuhr nur in dem Maße zur Verfügung zu stellen, als bei ihr Devisen tatsächlich ein­gehen. Das geht natürlich nur auf Kosten der Wirtschaft

und schon wird von der Textilindustrie ein Rück­schlag infolge Rohstoffmangels gemeldet. Dazu kommt die staatliche Bewirtschaftung aller wichtigen Rohstoffe und wichtige Einfuhrverbote. So ist das zunächst bis zum 30. Juni befristete Einkaufsverbot von wollenen Rohstoffen und Halbfabrikaten im Ausland jetzt mit unbefristeter Dauer verlängert worden. Und die Folge? Die Absperrung vom Weltmarkt hat die deutschen Preise fortgesetzt in die Höhe getrieben. Man erinnert sich, daß die neue Reichwollverwertungsgesellschaft für deutsche Inlands wolle Festpreise bedeutend über den Weltmarktpreis fest­gesetzt hatte, um die deutsche Produktion anzustacheln Jetzt haben die Wollpreise diese Festpreise bedeutend über­schritten. Natürlich macht dieses Preisniveau, gegen das die Behörden immer wieder und immer vergebens ankämpfen, jeden Export von wollenen Fertigwaren unmöglich und das bedeutet sinkende Beschäftigung und sinken­de Deviseneinnahmen.

Die ungenügende Devisenzuteilung hat zu einer völligen Verwirrung im Zahlungsverkehr geführt. In einem gehar nischten Schreiben, das Herr Leith- Roß, Englands Vertreter in den Transferverhandlungen, eben an die deutsche Regie­rung gerichtet hat, heißt es:

,, Meiner Regierung gehen in steigendem Maße Klagen zus daß Zahlungen, die von Deutschland für bereits gelieferta Waren geschuldet werden, neuerdings nicht ordnungs mäßig geleistet werden. Diese Klagen scheinen besonders auf die jüngst getroffene Entschließung zurückzugehen, wonach die Zuteilung von Devisen an deutsche Impor teure auf den Betrag beschränkt wird, der bei der Reichs bank täglich eingeht.

Ich hoffe zuversichtlich, daß die deutsche Regierung diesen unerfreulichen Zustand bald wird wieder abstellen kön nen, der sonst auf die Handelsbeziehungen und Kredit­möglichkeiten Deutschlands ernsthafte Rückwirkungen ha­ben muß."

Und der Engländer dringt sehr energisch auf Klärung! Aehnliche Klagen kommen aus andern Ländern und immer mehr häufen sich die Fälle, in denen die ausländischen Ex­porteure die Auslieferung der Ware verweigern, bevor die Devisen überwiesen sind.

Die Krise der Handelspolitik,

Es ist also augenblicklich eine außerordentliche Unsicherheit in alle Geschäfte mit Deutschland hinein­getragen. Genaue Kalkulationen werden immer schwieriger sowohl für die Importeure als Exporteure, wie auch für die deutschen Fabrikanten, die mit immer geringerer Sicherheit auf die notwendigen Rohstoffe, ihr Eintreffen im richtigen Zeitpunkte und in genügender Menge nehmen können. Aber diese privatwirtschaftliche Unsicherheit ist nicht das ein­zige. Diese Rohstoff- und Devisenbewirtschaftung trifft die verschiedenen Länder, mit denen Deutschland im Handels verkehr steht, in ganz verschiedenem Maß. Da die Devisen­zuteilung und Einfuhrerlaubnis von den deutschen Stellen willkürlich erteilt wird, je nachdem, was sie für die deutsche Wirtschaft als mehr oder minder wichtig betrachten, werden die anderen Länder in ihren Einfuhrmöglichkeiten verschie den getroffen. Die Bestimmungen der Handels+ verträge verlieren ihren Sinn, namentlich der Grundsats der Meistbegünstigung und die Konfliktsmöglich keiten müssen sich immer mehr häufen. Der auswärtige Handel Deutschlands muß deshalb in immer größere Schwie­rigkeiten kommen jede vernünftige Handelspolitik immer unmöglicher werden.

Mit so schweren und zunehmenden Wirtschaftsstörungen hat die Reichsbank schließlich den weiteren Abfluß von Gold zum Stillstand gebracht. Der Gold- und Devisenbestand betrug am 30. Juni 76,8 Millionen, um 300 000 Mark mehr als in der Vorwoche, während in der Woche vorher noch ein.

Abgang von 24 Millionen erfolgt war. Die Noten ,, deckung" beträgt zwei Prozent, die des Geldumlaufes 1,6 Prozent! Be­merkenswert ist die starke Inanspruchnahme der Reichs­bank und die Steigerung des Notenumlaufes. Zugleich wird die Zusammensetzung des Wechselbestandes der Reichsbank immer schlechter, da rund 40 Prozent aus Arbeitsbeschaf­fungswechseln bestehen.

Wachsende Inflationspolitik

Es ist deshalb erklärlich, daß trots aller offiziellen Kund­gebungen oder gerade ihretwegen die Symptome stei­gender Inflationsfurcht zunehmen. Sehr merkwürdig ist, daß im Mai zum erstenmal seit mehreren Jahren bei den Sparkassen an Stelle eines Ueber­schusses der Einzahlungen über die Auszahlungen ein A u s- zahlungsüberschuß von 6 Millionen entstan­den ist. Die Einleger beginnen unruhig zu werden, mit Recht, angesichts der verantwortungslosen Finanzwirtschaft und der steigenden Inanspruchnahme der Sparkassenreser­ven für öffentliche Zwecke. Ebenso beweist die Häufung der Kundgebungen gegen das Hamstern nur das völlige Ver­sagen dieser Mahnungen. Die Flucht in die Sach­werte geht fort und sie ist ja auch der einzige Schuß ge­gen die Folgen der Inflationspolitik der Diktatur. Der wirt­schaftliche Verfall nimmt seinen Fortgang.

Dr. Richard Kern

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