Ossletzky als Prophet
Die Landsknechte
Die Hitler - Partei betont gern ihre Andersartigkeit, und sie darf in der Tat nicht mit hergebrachten Normen gemessen werden. Würde sie heute jäh in Atome zerspringen, so
bliebe doch das Fattum bestehen, daß sie noch vor furzem fünfzehn Millionen Wähler gefunden hat. Sie muß also nicht nur einem politischen Bedürfnis, sondern auch einer speziellen deutschen Gemütsanlage entsprechen. Ihre Brutalität, Großmäuligkeit und Hirnlosigkeit haben nicht ab= schreckend, sondern anziehend gewirkt und bedingungslose Gefolgschaft gefunden. Das bleibt eine nicht leicht zu beseitigende Tatsache.
Die Nationalsozialistische Partei hat für fünfzehn Millionen Deutsche genau das erfüllt, was sie sich unter einer politischen Partei vorgestellt haben. Niemals ist das deutsche Bürgertum in einem Säkulum so ehrlich gegen sich gewesen wie in diesen paar Jahren nationalsozialistischen Wachstums. Da gab es nicht mehr intellektuellen Aufpub, nicht mehr geistige Ansprüche, nicht mehr die akademische Fassade reicherer Jahrzehnte. Der ökonomische Zusammenbruch hat die innere Hohlheit, die plumpe Geistfeindlichkeit, die harte Machtgier bürgerlicher Schichten- Eigenschaften, die sich sonst halb anonym hielten oder in private Sphäre ableiteten - offen bloßgelegt. Nur einmal haben nationalistischer Blutrausch und politische Hilflosigkeit so bedenkenlos Hochzeit ge= feiert, und das war zu Kriegsbeginn. Insofern ist die Nationalsozialistische Partei der in Permanenz erklärte 4. August. Sie trägt am deutlichsten die Illusionen dieses traurigen Datums der deutschen Geschichte in eine veränderte Zeit.
Der große völkische Führer mit dem Aeußern und den Allüren eines Zigeunerprimas mag seine Saison haben und mit dieser abblühen. Was er an bösen und häßlichen Instinkten hervorgerufen hat, wird nicht so leicht verwehen und für lange Jahre noch das gesamte öffentliche Leben in Deutschland verpesten. Neue politische und soziale Systeme
Pariser Berichte Skatbrüder im Löwenkälig
Paris , 20. Juli. Der Besitzer eines Cafehauses in Roche fort hatte gewettet, daß er mit einem Freunde im Löwenkäfig einer Raubtierschau, die gerade im Orte weilte, eine Partie Karten spielen würde. Unter ungeheurem Andrang der Bevölkerung begaben sich die beiden Kumpane in den Käfig, in dem vier Atlaslöwen untergebracht waren. Raubtiere, die sicherheitshalber von einem Dompteur überwacht wurden, nahmen an ihren Gästen augenscheinlich keinen Anstoß, so daß die Partie zur allgemeinen Zufriedenheit ohne Zwischenfall beendigt werden konnte.
Die
Pierre Cot , der als Minister der Regierung Chautemps angehört hatte, in deren Amtszeit die tragischen Ereignisse des 6. Februar fielen, wollte dieser Tage in einem Restaurant auf dem Boulevard Arago sein Mittagessen einnehmen. Mehrere Gäste aber erkannten ihn und, da sie ihn als mitverantwortlich für das Drama des 6. Februar hielten, beschimpften sie ihn unter anderem als Mörder.
Auf Ersuchen des Gastwirtes mußte der ehemalige Minister das Lokal verlassen, und zwar unter dem Schutze eines Ueberfallwagens der Polizei.
Wer Paris, diese hochmoderne Stadt, in den letzten Jahren besucht hat, dem wird es aufgefallen sein, daß die Ceinture, d. h. die Ringbahn, mit ihren alten Bahnhöfen und ebenso veralteten Personenwagen wie Dornröschen zu schlafen schien, ohne etwas von dem modernen, neuen Paris zu ahnen. Nun aber wird auch der Ceinture das Sterbelied gesungen. Zwischen der Verwaltung des Seinedepartements und der Leitung des Ringbahnsyndikats ist ein Abkommen getroffen worden, wonach die Personenzüge von Montag, den 23. Juli, an durch eigene Autobuslinien der Ringbahn ersetzt werden.
Die Schwester
In inniger Freundschaft lebten in Paris seit Jahren schon der armenische Kunstmaler Kridor Boedekian und sein Landsmann, der Bildhauer Serge Nalbantian, die hier ihren Studien nachgingen. Serge lebte mit seiner Schwester zusammen, zu der Boedekian in heißer Liebe entbrannte. Als der Bruder nun von dieser Liebschaft erfuhr, die er eine Unehre für seine Schwester nannte, wurde er sehr zornig und setzte seinen Freund vor die Tür des Ateliers, in dem sie gemeinsam arbeiteten. Am 2. Februar nun trafen sie sich in der Akademie Julian. Boedekian will nach seinen eigenen Worten seinem Freund Kenntnis gegeben haben von seiner Verlobung mit dessen Schwester. Dieser soll sich mit scharfen Worten dagegen ausgesprochen haben. Wie dem auch sei, die beiden wurden handgreiflich. Nalbantian erhielt 6 Stiche in die Lunge, er brach zusammen und starb wenige Minuten später bei der Ueberführung ins Krankenhaus.
Jetzt hatte sich nun Boedekian, sein Landsmann, vor Gericht zu verantworten. Immer wieder und wieder bedauerte er weinend seine Untat. Die Erinnerung daran, so sagte er, werde ihn bis zu seiner Todesstunde verfolgen. Die Schwester des Toten und Freundin seines Mörders, die als Zeugin aufgerufen wurde, konnte vor Schluchzen kein Wort hervor. bringen. Der Angeklagte fand milde Richter. Das Urteil lautete auf 6 Monate Gefängnis mit Strafaufschub.
Verhaftungen
Im Laufe des Sommers 1933 hatte eine große Bank in Paris sich bereit gefunden, von zwei Holländern Franziskus Stradmayer und Hermann Haakman 1000 Aktien der ,, Compagnie du Canal de Souez" mit 10 Millionen zu beleihen. Diese Aktien waren aber falsch, und die Holländer wurden ebenso wie ein gewisser Paul Colomber verhaftet, der die eigentliche Seele des Betruges war und sich nach Barcelona geflüchtet hatte.
Im letzten April nun verschwand der Direktor der„ Banque de l'Union Boursière" in Paris , Gaston Lefebvre plötzlich unter Hinterlassung einer großen Schuldenlast, nachdem er noch für zwei Millionen gefälschte Aktien der Bergwerke von Lens in Verkehr gebracht hatte. Endlich wurden im letzten Juni zwei Männer Paul Monge und Gaston Giraud in
werden kommen, aber die Folgen Hitlers werden aufstehen, BRIEFKASTEM
und spätere Generationen noch werden zu jenem Gürtelfampf antreten müssen, zu dem die deutsche Republik zu feige
war.
( ,, Wintermärchen- Die Landsknechte" von Carl v. Ossietzky . Die Weltbühne Nr. 1 vom 3. 1. 1933- XXIX. Jahrgang.)
Die Folge der Ermordung Dr. Becks
Das Welt studentenwerk" teilt in einem vom 10. Juli datierten Zirkular seinen Freunden mit, daß einer seiner ältesten und treuesten Mitarbeiter in Deutschland , Direktor Frizz Beck vom Deutschen Akademischen Austauschdienst in München , am 30. Juni im Zusammenhang mit den Ereignissen dieses Tages erschossen worden sei und der Vorstand des„ Weltstudentenwerkes" sich deshalb genötigt ge= sehen habe, die folgende Entscheidung zu treffen und nach Berlin zu leiten:
Im Hinblick auf die Ereignisse des 30. Juni und 1. Juli in Deutschland , die zur Ermordung eines seiner ältesten und treuesten Mitarbeiter führten, beschloß der Vorstand des „ Weltstudentenwerkes", alle Beziehungen zu Organisationen zu suspendieren, die direkt oder indirekt von der gegenwär= tigen deutschen Regierung unterstützt werden. Der Vorstand sieht sich nicht in der Lage, eine aus Vertretern dieser Organisationen zusammengesetzte Delegation auf der nächsten Jahrestagung des„ Weltstudentenwerkes" zu empfangen. Er beschloß außerdem, alle Projekte für Tagungen, Reisen usw., deren Verwirklichung die Mitarbeit der deutschen Regierung voraussetzt, zu sistieren. Der endgültige Beschluß über die Beziehungen zwischen dem„ Weltstudentenwerk" und Deutsch land bleibt der Vollversammlung des„ Weltstudentenwerkes", die nach der Jahrestagung am 3. und 4. August in Bouffemont zusammentreten wird, vorbehalten."
30 J. wünscht Briefwechsel mit gebildeter philo ophisch interessierter und von unseren sozialistischen Idealen begeisterter Genossin zwecks späterer Lebensgemeinschaft. Tad.llose Vergangenheit Voraussetzung. Zuschritten mit Bild a ter Nr. 1084 an die Anzeigen" abteilung de., D. F." erbeten.
Paris verhaftet, bei denen man Aktien der gleichen Art für den Betrag von 800 000 Franken vorfand.
Zunächst glaubte man, daß alle diese Fälscher und Betrüger nichts miteinander zu tun hatten, und drei verschiedene Richter führten die Untersuchungen. Diese ergaben aber bald den Zusammenhang zwischen den Verbrechern und führten Auch auf die Spuren weiterer Komplicen. Dies sind Gavino Massia in Paris , Antonio Sera in Paris , Felix Ruffolo in Mailand , Antonio und Arturo Salucci und Pietro Cacosti in Florenz . Der Untersuchungsrichter wandte sich nun an die italienische Polizei, die dann auch am 12. Juli in Florenz die Geheimdruckerei entdeckte, in der die Aktien gemacht" werden, während die Pariser Polizei auf ihre in der Seinestadt befindlichen Spießgesellen Hand legte.
Attentat gegen den Pfarrer
Die kleine französische Stadt Thiviers wurde am Dienstag durch ein Drama in Aufregung versetzt, das sich am Kircheneingang abgespielt hatte. Die 51jährige Frau Lacour hatte sich in aller Frühe in die Kirche eingeschlichen, wobei sie unter ihrer Kleidung eine Stahlbüchse verbarg, die mit Vitriol gefüllt war. Sie wartete dort lange auf die Ankunft des fünfzigjährigen Pfarrerfl Bujade, der gegen 7 Uhr die Messe zu lesen pflegte.
Kurz vor 7 Uhr erschien den nauch der Geistliche. Kaum hatte er das Kirchentor geöffnet, als Frau Lacour auf ihn zustürzte und die Büchse gegen ihn schleuderte. Unwillkürlich hielt der Pfarrer den Hut vor das Gesicht und schleuderte einen Teil der Flüssigkeit seiner Angreiferin entgegen. Dann packte er sie und warf sie trotz der Schmerzen, die er aushalten mußte, zu Boden. Dort rollten nun alle beide eine Weile hin und her, während sich die ätzende Flüssigkeit auf dem Kirchenboden ausbreitete. Schließlich gelang es der Frau zu entfliehen und sich auf dem Boden eines einem Bäcker gehörenden Hauses in der Nähe hinter Mehlsäcken zu verstecken. Die Hilferufe des Pfarrers machten Vorübergehenden aufmerksam, die nun die Polizei herbeiriefen, der es bald gelang, die Täterin zu verhaften. Frau Lacour erklärte, sie habe sich an dem Pfarrer rächen wollen, der ihren guten Ruf untergraben habe. Schon früher hat Frau Lacour dem Pfarrer öfter zu schaffen gemacht und ist deshalb sogar schon in das Gefängnis gewandert. Auch bei ihrer seinerzeitigen Verurteilung gab sie dieselben Gründe für ihre Handlungsweise an.
Pfarrer Bujade ist sehr schwer verbrannt, man zweifelt an seinem Aufkommen.
Was lesen die Indochinesen?
Eine Pariser Zeitschrift veröffentlicht eine Statistik, die auf die Frage, welche Lektüre Indochina bevorzugt, eine Antwort gibt. Es handelt sich dabei um eine Liste der Bücher, die im vergangenen Jahre von der Zentralbibliothek in Hanoi am meisten verliehen worden sind. Bei den dort lebenden Europäern waren Dumas Vater und Sohn, Pierre Benoit , Georges de la Fouchardière am beliebtesten, während Anatole France erst mit ziemlichem Abstand folgt, vor Claude Farrère , Maurice Dekobra , Balzac , H. G. Wells und Victor Hugo . Die lesenden Annamiten teilen mit den Europäern die Vorliebe für Dumas, dann favorisieren sie der Reihe nach Conan Doyle , Wells, Victor Hugo , Dekobra und Anatole France . Verlaine , Marcel Proust , Dostojewsky. D'Annunzio gehören zu den am allerwenigsten gelesenen Autoren, man muß wahrhaftig sagen, daß Indochina einen etwas bunten literarischen Geschmack hat!
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Am Samstag, dem 21. Juli, um 21 Uhr: Einweihung der neuen Klubsalons: Peristyle , 3lbis, Rue de Vivienne. Geselliges Beisammensein mit Tanz. Eintritt für Mitglieder frei, für Gäste 3 Franken. Gäste sehr gerne willkommen.
Der Deutsche Klub ist der Treffpunkt aller Nichtgleichgeschalteten
Kölner . In unserer Totenliste ist der Kölner Bezirksparteisekretär Pikard vergessen worden, der von den Nazis unter ungerechter Beschuldigung im Gefängnis in den Tod getrieben worden ist.
Mediziner. Sie teilen uns aus der Fachpresse mit:„ Nach einer Entscheidung des Erbgesundheits- Obergerichts Kiel darf die Unfruchtbarmachung zur Verhütung erbkranken Nachwuchses nicht dess halb unterbleiben, weil der Eingriff die Gefahr einer geistigen Schädigung mit sich bringen könnte. Nur bei Gefahr für das Leben der Erbkranken habe der Eingriff zu unterbleiben."- Man sollte zunächst dieses famose Obergericht sterilisieren, selbst wenn die Operation mit Lebensgefahr für die Erbkranken verbunden sein sollte.
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E. W., Paris . Entschädigung für die durch Terror Beraubten? Das ist eine selbstverständliche Forderung, wenn Deutschland wieder ein Rechtsstaat geworden sein wird. Jezt wäre das Verlangen in den Wind gesprochen.
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M. O. P., Paris . Sie schreiben uns: Seit Monaten lese ich täg lich Ihre Zeitung und bin von Woche zu Woche ein mehr begeisterter Anhänger geworden. Besonders die sachliche und schnelle Wiedergabe der Ereignisse in Deutschland ist sehr gut." Hoffentlich werben Sie noch mehr für uns, wie Sie uns loben. Auf Ihre Anfrage: Diese Sorte„ Emigranten" wird sich natürlich hüten, bei uns oder bei anderen Antifaschisten ihre Adresse anzugeben, aber sie baben recht, daß diese Bande nicht amnestiert werden darf und sie zur Verantwortung gezogen werden muß.
Algeciras . Wir danken Ihnen, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, den Aufsatz aus dem ABC. zu übersetzen. Sie haben volltommen recht. Zudem weiß der Verfasser vom deutschen und vom internationalen Sozialismus sehr wenig. Aus Lassalle, aus Wilhelm Liebknecht , aus Bebel, aus Jaures und andern ist mit zahlreichen Stellen zu belegen, wie starf sie die Lebensberechtigung der Nation bejaht haben. Und international? Das„ inter " ist eine verbindende Präposition und hat eine ganz andere Bedeutung als„ anti". Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit.
F. K., Marienbad . Ihre Meldung hat große Wirkung gehabt, wenn sie auch zwei kleine Irrtümer enthielt. Sie hat aber die allgemeine Aufmerksamkeit auf diese Vorgänge gelenft.
v. B. Es ist wiederholt gemeldet worden, daß auch der bekannte Industrielle von Rechberg der Mordorgie am 30. Juni zum Opfer gefallen sein soll. Eine Bestätigung liegt nicht vor.
Justus. Neulich meldeten wir, daß der Leipziger Rechtsanwalt Melzer vor dem Reichsgericht den deutschen Gruß" verweigert hat und deshalb disziplinarisch bestraft worden ist. Dazu schreiben Sie uns als ausgezeichneter Kenner der deutschen Juristenwelt:„ Liebe Freunde, laßt Euch sagen, daß Meltzer einer der unfähigsten und bestimmt der Unanständigsten unter den Anwälten der großen Seestadt ist. Was ihn zu seinem Auftreten bestimmt hat, weiß ich nicht, seine Persönlichkeit scheint mir aber die Gewähr dafür zu geben, daß ein idealer Beweggrund fehlt."
Neuyork. Sie schreiben uns:„ Der Nazi - Schriftsteller Georg Syl vester Viereck, der angeblich von den Hohenzollern abstammt und sich früher an die Rockschöße jüdischer Persönlichkeiten zu hängen pflegte, sagte vor dem Untersuchungsausschuß des amerikanischen Kongresses aus, Hitler habe ihm gesagt:" Ich verfolge nicht die Juden, die Juden verfolgen mich." Viereck mußte zugeben, daß er vom deutschen Generalfonsul Otto Kiep monatliche große Summen für Propaganda in USA . erhalten hat." Das alles sieht dem großen Schmuser Viereck ähnlich. Uebrigens ist er wirklich und wahrhaft ein Hohenzoller. Sein Vater war ein natürlicher Sohn Wilhelm I. und wurde in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Reichstagsabgeordneter. Um den Verfolgungen des Sozialistengesetzes zu entgehen, wanderte er nach Amerika aus.
„ Berliner ." Wie Sie uns schreiben, erzählt man sich in Berlin : Ein Ausländer, der. die deutsche Sprache nur unvollkommen be herrscht und Eigennamen nicht richtig aussprechen kann, wollte Göring und Goebbels aussuchen. Er tat es, indem er die Portiers fragte, ob er Herrn Gering und Herrn Gebell sprechen könne."
Früher Köln . Sie teilen uns mit: Bei der Hauptsparkasse in Köln wurde ein sogenannter alter Kämpfer abgebaut. Die Angestellten fragten sich, warum? Der Vorstand gab an, der alte Kämpfer hätte feine fachlichen Kenntnisse und käme an eine andere Verwaltung. Jetzt stellt sich heraus, daß es ein mehrfach vorbestrafter Zuchthäusler war. Also die richtige Vorbildung für eine Sparkasse. Siegfreis. In Siegburg sind im vorigen Jahre eine größere Anzahl Reichsbannerkameraden unschuldig verurteilt worden. Grund: Sie haben sich gewehrt, als Nazibanditen das Volkshaus stürmen wollten. Nun kam es im Volkshaus über das Urteil zu einem Streit zwischen anständigen Gästen und einigen SA.- Leuten. Der Bruder der Wirtin eilte herzu, um den Streit zu schlichten. Einer der Nazibanditen schoß den Mann über den Haufen. An der Beerdigung beteiligten sich in dem Städtchen über 6000 Personen. Es war die größte Demonstration, die Siegburg seit langen Jahren gesehen hat, ein stummer Protest der Bevölkerung gegen das sie terrorisierende Banditentum.
F. K. In diesem Reichstag ist jeder durch eigene Verbrechen mit dem jetzigen System verbunden. Außerdem beruht die wirtschaftliche Existenz der Abgeordneten auf diesem korrupten Mörderstaate. Also fönnen Sie von diesen Abgeordneten nur die Zustimmung zu allen Schandtaten der Hitler und Göring erwarten.
Vinder. Sie schreiben uns aus der Schweiz :„ Es scheint mir, als ob in manchen Emigrantenkreisen ein verfrühter Optimismus herrsche. Sie warnen ja ständig davor. Ich versuche hier die Lage zu sehen, wie sie ist. Es liegt ja nahe, an eine Wiederherstellung des Brüningschen Deutschland zu denken; es scheint, daß auch in Deutschland das manche Leute tun, vor allem vermutlich Katholiken. Aber die Dinge dürften schon zu weit vorgeschritten sein. Es ist dabei auch m. E. nicht entscheidend, wie lange sich Hitler noch halten fann. Die Faschisierung der Nationen ist eine Erscheinung, die zu tief auch mit wirtschaftlichen Umbildungen zusammenhängt, mit der Bildung einer, mit Marr zu sprechen, neuen industriellen Reservearmee, die, ganz wie in früheren Zeiten enterbte Schichten, von den Hasardeuren der Politik und Wirtschaft angeworben und in ihrem revolutionären Willen irregeführt wird. Dabei heißt es in jedem Lande: Unser Faschismus wird besser als der des Nachbarn. Das ist die ungeheure Selbsttäuschung, der auch Deutschland erlegen ist, aber es fragt sich, wann und wie sie forrigiert werden kann, oh durch einen Nationalbolschemismus, der, wie der ganze Bolschewismus, auch nur ein seiner menschlichen Grundidee entwurzelter Sozialismus wäre? Gegenüber dieser Verzerrung gilt es die Idee wahrer freier Genossenschaftlichkeit unter Einzelnen und Völkern weiter zu propagieren, als die allein menschengemäße Lösung der weltweiten Gegensätze."
„ Europäische Hefte" Nr. 14 soeben erschienen. Aus dem Inhalt: Willi Schlamm „ Es rettet sie ein höheres Wesen..."; Paul Keri „ Das Pratenschiff"; Gregor Bienstock„ Spiel um die Meere"; Andre Malraux „ Das Verhör"; Friedrich Torberg leber den menschlichen Zustand"; M. S. , Haifa „ Brief aus Palästina".„ Europäische Hefte", Prag 2, Vodickova 34.
Madrid. Ihrem Briefe entnehmen wir:„ Sier fand im Stier zirkus eine Massenversammlung statt, in der riesige Plakate mit Thälmanns Bild herumgetragen wurden. Darunter stand„ Rettet Thälmann!" Es wurde dann vom Proletarier- Orchester das hier bei liegende spanische Thälmannlied gespielt, von den Chören gesungen und schließlich griffen es die Massen auf. Die Thälmann - Aktion nimmt täglich größeren Umfang an." Das Material hoffen wir Ihnen wenigstens lückenweise besorgen zu können.
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Piz in Dud weiler; für Inserate: Ctto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdruck und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken& Schüpenstraße B. Schließfach 776 Saarbrüden b.
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