Freshen

Nr. 172 2. Jahrgang

Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands

Saarbrücken, Samstag, 28. Juli 1934

Chefredakteur: M. Braun

Hind

Die ganze Welt klagt Hitler- Deutschland an

Nachzittern

in Osterreich

Italiens Truppenmarsch gegen Deutschland

olding Isdna

60000 Mann und vermehrte Luftgeschwader bleiben am Brenner Hitlers Freund Mussolini tici erbittert Schrecken und Kapitulationsstimmung in der Wilhelmstraße

Die Geste nach Norden

Innsbrud, 27. Juli. Vier italienische Divisionen ver schiedener Truppengattungen sind neu an die Brennergrenze geworfen worden. Das bedentet mindestens eine Verdoppe= lung der bisher schon in Südtirol garnisonierten Truppen, ein Heer von mindestens 65 000 bis 70 000 Mann. Auch die Luftgeschwader sind verstärkt worden, jedoch war nicht zu erfahren, in welchem Maße.

Im österreichischen Nordtirol herrscht Ruhe, jedoch liegt große Spannung über dem Volke, und die Gerüchte, daß ein Vormarsch der Italiener bevorstehe, wollen nicht verftummen. Mit großer Bestimmtheit wird behauptet und geglaubt, daß Italien ein Armeekorps nach Innsbruck zu legen beabsichtige. Irgendwelche Anhaltspunkte sind aber dafür nicht vorhanden. Das Anrollen von großen Truppentransporten an die Brennergrenze ist von zahlreichen Reisenden mit zuverläs= figer Beobachtung bestätigt worden.

Mussolini am Horizont

Rom , 27. Juli. ( Eig. Bericht.) Die eilige Rückkehr Musso­linis

nach Rom und feine fofortige Konferenz mit dem

Unterstaatssekretär des Kriegsministeriums, General Bai= trocchi, dem Unterstaatssekretär für das Luftwelen, General Balle, und dem Unterstaatssekretär des Aeußern, Suvich, zeigen an, wie ernst der Duce die Rückwirkungen der Ereignisse in Wien beurteilt. Die fofortige Entsendung bedeutender Truppenteile an die Brennergrenze und an die Grenze von Kärnten wurde nicht zurückgezogen, obwohl schon bei der Erteilung der Befehle kein Zweifel mehr dar­über bestehen konnte, daß der Putsch in Desterreich voll­fommen niedergebrochen ist. Die Truppen an der Grenze find für die Herstellung der Ordnung in Desterreich nicht notwendig, und es ist erst recht nicht mit einer Bedrohung der italienischen Grenze zu rechnen. Infolgedessen richtet sich die gewaltige italienische Trup: pendemonstration klar gegen das dritte Reich". Die Beziehungen zwischen Italien und Hitler: Deutschland sind durch den Kanzlermord in Wien , der un­mittelbar vor der Begegnung Mussolini- Dollfus stattfinden follte, zum Rerreißen gespannt und die persönliche Erbitte­rung Mussolinis ist groß. Seine Aussprache mit Sitler in Benedig, die ihm alles andere als einen günstigen Eindruck von den persönlichen Qualitäten seines Berliner Kollegen verschafft hat, scheint der letzte Verfuch gewesen zu sein, der Welt die Komödie einer Entente zwischen den beiden faschi­ftischen Diktatoren und so etwas wie eine faschistische Inter­nationale vorzuspiegeln.

In hiesigen amtlichen Kreisen glaubt man auch nicht, daß der deutsche Reichskanzler und seine Unterführer in Defter: reich die Macht haben, terroristische Akte wirklich zu unter: binden. Auch die gesamte innerpolitische Page Oesterreichs betrachtet man nach wie vor als ungeflärt. Man scheint daher entschloffen. in der österreichischen Fraae nun eine aktive Politik zu betreiben Die vollständige politische und moralische Isolierung Deutschlands wird allgemein betont.

Unschuldig

Wie man ihnen Unrecht tut

DNB. Berlin , 27. Juli. Wie amtlich mitgeteilt wird, hat eine von der Reichsregierung angestellte Untersuchung er geben, daß keine deutsche Stelle in irgendeinem Zusammen: hang mit den Ereignissen in Oesterreich steht. Es ist weder vor noch nach Bekanntwerden der Vorfälle in Wien eine Grenzüberschreitung von auch nur einer Person vorgekom­men. Der Landesinspektor Habicht ist seines Postens ents hoben und zur Disposition gestellt worden, weil durch eine nicht gründlich genug erscheinende Kontrolle von Mel­dungen, die aus Desterreich kamen und weiterverbreitet wurden, ein vielleicht gegenteiliger Eindruck hätte erwedt werden können.

Die Reichsregierung ist also ohne Schuld und Fehle, und die nationalsozialistische Parteiführung auch. Nur Habicht war nicht vorsichtig genug.

Nun ist ja gewiß Herr Habicht ein einflußreicher Mann des britten Reichs" und wird es trob feiner Scheinentbebuna

Tagung des Völkerbundsrats?

Zum Schutze Oesterreichs

DNB. Paris, 27. Juli, Die gesamte französische Presse bespricht weiter die Vorfälle in Oesterreich und beschäftigt sich mit den Folgen, die daraus entstehen könnten. Der Excelsior glaubt ankündigen zu können, daß man bei den Verhand= lungen zwischen Paris , London , Rom und Genf den Zus sammentritt einer außerordentlichen Völkerbundsratstagung in der nächsten Woche ins Auge fasse, und zwar unter Bezugnahme auf Art. 11 des Völkerbundsstatuts. Der Rat werde wahrscheinlich einen aus den mit der Verfolgung der Angelegenheit beauftragten Großmächten zusammengesetzten Ausschuß ernennen.

Im übrigen erklärt der Excelsior", daß sich Frankreich zurückhaltend zeigen werde. Es werde keine Initiative ergreifen, aber es werde die Ereignisse mit der größten Aufmerksamkeit verfolgen.

Die neuen

Konkordatsbesprechungen

Aber der Papst ratifiziert nicht

Nach Meldungen der Reichspost" in Wien sind die un verbindlichen Vorbesprechungen zwischen den Bertretern der Bischöfe und der Reichsregierung in Berlin über die Durch­führung des Konkordates vorläufig abgeschlossen worden. Die erzielten Ergebnisse werden sofort dem Gesamt: episkopat der deutschen Bischöfe zur Prüfung vorgelegt".

Der Abschluß der Vorbesprechungen hat mit der allein maßgeblichen Entscheidung des Papstes nicht das mindeste zu tun. Nach römischen Meldungen werde der Papst die Vereinbarungen über die Jugendfragen nicht nur nicht ratifizieren, Es sei vielmehr keines­wegs ausgeschlossen, daß der Papst das gesamt Rons for dat kündigen werde.

Klauseners und Probst und ist heute der Ueberzeugung, daß Er steht nach wie vor unter dem Eindruck der Ermordung Verträge mit dem dritten Reich" wenig Sinn haben, weil sie gebrochen werden. Dabei wird noch darauf hin­gewiesen, daß bein Katholikt sich mehr für die Verteidigung mit dem dritten Reiche, eingesetzt habe als Klausener. Daß gerade er ermordet wurde, habe, so heißt es in den römischen Meldungen, die letzte Bertrauensbasis beseitigt.

bleiben. Aber es ist uns bisher nichts davon bekannt ge­worden, daß er auch für das amtliche Deutsche Nachrichten­büro verantwortlich wäre. Dieses aber hat am Tage des Wiener Putsches folgenden Bericht unter den Augen der büro verantwortlich wäre. Dieses aber hat am Tage des Reichsregierung verbreitet:

Das Volksurteil gegen die Regierung Dollfuß.

Das deutsche Volf in Desterreich hat sich gegen seine Hen: ker und Unterdrücker erhoben, gegen die Henkersknechte. Wenn man den Regierungsterror nicht nur gegen die so: genannten Schuldigen, sondern auch gegen die Unschuldigen, gegen all diejenigen, die sich mit dem großen Deutschland verwandt fühlten, miterlebt hat, dann versteht man die große Voltserhebung gegen dieses System. Die öfter: reichische Armee ist auf Seiten des Voltes. Das ist das große Ereignis, dessen Zeuaen wir sind. Wir freuen uns

Bortfebung liebe 2, Seite.

Vom Habicht zur Taube

DNB. Berlin , 27. Juli. Vizekanzler v. Papen ist auf Vorschlag des Reichskanzlers unter Ausscheiden aus dem Reichskabinett und Entbindung von seinem Posten als Saarkommissar als Sondergesandter nach Wien entsandt worden.

Der Reichskanzler hat dieses Revirement in einem Briefe an den Reichspräsidenten vorgeschlagen. Dieser scheint zugestimmt zu haben. Ob auch Herr von Papen seine neueste Degradierung geduldig hinnimmt, ist zur Stunde noch nicht gemeldet. Man wird es aber für mög­lich halten dürfen.

Dieser große Mann war erst als Reichskanzler und preußischer Staatskommissar diktatorischer Herrscher über das Deutsche Reich . Im Herbst 1932 gestürzt, machte er feinen Hauptcoup: er bahnte den in der Doppelnot des Parteizerfalls und des Finanzbankerotts sich befindlichen Hitler den Weg zur Macht. Als Vizekanzler und aus­drücklich bestimmter Vertrauensmann des Reichs­präsidenten glaubte Papen das Kabinett dirigieren zu können, aber bald flog sein Verbündeter Hugenberg aus dem Kabinett. Mit sehr viel Klebstoff gelang es Papen, auf seinem Vizekanzlerstuhl zu bleiben. Entmachtet und mehr und mehr eine bejammernswerte Figur. Seine Rede in Marburg brachte ihn noch einmal in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Das Echo des Vortrages waren die Schüsse des 30. Juni, die Morde an Papens nächsten Freunden, die Enthüllung seiner Machtlosigkeit, seine dringenden Demissionsgesuche, die bisher unerledigt ge­blieben sind.

Nun glaubt Hitler eine günstige Gelegenheit zu haben, Papen aus dem Kabinett los zu werden. Er degradiert den Reichskanzler von einst auf den kleinen Gesandtenposten in Wien in der Hoffnung, daß es dem Katholiken von Papen, der im vorigen Jahre schon dem Vatikan ein Kon­kordat mit Hitler aufgeschwätzt hat, gelingen werde, auch in Wien mindestens mit vorübergehendem Erfolg zu intrigieren und zu täuschen.

Obwohl die Kriminalgeschichte ungezählte Beispiele, kennt von der Heuchelei größter Massenmörder, scheint sie immer noch nicht ganz zu begreifen, welches Maß diese Heuchelei erreichen kann, wenn die Dillinger in der Politik führend werden. Die deutsche Presse schwimmt in Tränen über die Ereignisse in Wien . Es ist ihr sogar er­laubt, Zähren des Mitleids über die gehenkten Margisten Desterreichs, diese treuen deutschen Patrioten, zu ver gießen; Margisten, die im dritten Reiche" nur Landes­oerräter und Untermenschen sind. Tieftragisch, daß aus den inneren Gegensätzen Desterreichs dieser Ueberfall" auf den Bundeskanzler erfolgen konnte. National­sozialisten beteiligt? Reine Spur. Vielleicht waren Marristen, deren Erbitterung über die hingerichteten Kameraden sich in solcher Explosion geäußert.

Die Welt freilich es kann der frömmste National sozialist nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nach­barn nicht gefällt- zeigt wieder einmal auf die National­Fortsetzung siehe 2. Seite

SA.- Mann Kruse

und der Reichstagsbrand

Eine Sonder- Ausgabe der ,, Deutschen Freiheit"

die Nummer der Deutschen Freiheit" ein, die den Brief des Noch immer laufen täglich hunderte Nachbestellungen auf SA- Mannes Kruse aus dem Stabe Röhms enthält, der ents hüllt, wie das deutsche Reichstagsgebäude in Brand gesteckt worden ist.

Da die betreffende Ausgabe längst ausverkauft ist, haben wir eine Sonder Ausgabe herausgebracht, die nicht nur den Brief Kruses, sondern auch sonstiges wertvolles Material enthält.

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