" Deutsche Freiheit" Nr. 172

Das bunte Blatt

Samstag, 28. Juli 1934

Die Unterschlagung

Skizze von Thomas Eck

Nun habe ich wieder einmal ein Jahr unterschlagen. Ein ganzes Jahr. Daß ich dies schon öfters getan habe, bemerkie ich erst, als ich mich sozusagen auf frischer Tat ertappte und meinen Irrtum eben nicht als Irrtum, sondern als vorsätz­liche Tat bewertete.

Denn ich bin weder ein harmloser, noch ein gedächtnis­schwacher Mensch und ich weiß ganz genau, daß ich im Jahre 1904 geboren bin.

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Wie alt sind Sie?" fragte man mich. Und ich ant­wortete mit einem kleinen Zögern in der Stimme: ,, Achtundzwanzig Jahre!"

Dann kräuselte ich die Stirn, wie man sie nur fräuselt, wenn man nicht denkt, als wollte ich mein Geburtsdatum noch einmal rückläufig ausrechnen, und erkannte, daß ich einfach gelogen hatte. Denn ich bin schon neunundzwanzig Jahre. ja, genau ausgerechnet sogar schon neunundzwanzig ein halb Jahr.

Nun, eine Lüge ist nicht so schlimm, denn ich glaube nicht an ein sogenanntes Gewissen. Aber die Absicht, die mich mit meiner Lüge verfolgte, interessierte mich. Schließlich muß man sich doch irgendeinen Erfolg von einer Lüge versprechen. Sozusagen einen größeren Gewinn als von der Wahrheit. Natürlich dachte ich auch an die alternde Jungfrau, die ihre Jahre verschweigt, weil sie glaubt, jünger, also reizvoller auszusehen, als sie wirklich aussieht. Ja, an diese Jungfrau dachte ich, lächelte etwas überlegen vor mich hin und konnte doch diesen Vergleich nicht von mir weisen.

Vielleicht hätte ich am liebsten 21 Jahre gesagt, als man mich nach meinem Alter fragte, wenn eine solche Lüge nicht durch mein bereits neunundzwanzigjähriges Gesicht verhin­dert worden wäre. So mußte ich mich mit einem Jahr oe= gnügen.

29 Jahre ist ein Jahr vor dem Dreißigsten.- Aber 28 Jahre Gott nein! wieviel Zeit noch, wieviel Möglichkeiten wie jung noch. Konnte nicht alles noch, was eigentlich schon geschafft sein sollte, noch in der Zukunft liegen? Und ist Zukunft nicht ein herrliches, vielversprechendes und auch entschuldigendes Wort für einen Menschen, der vor Dreißig ist?

Alles, was ich einmal träumte, ersehnte, wollte, und alles, was sich nicht erfüllte, nicht schaffte, alles dieses Nichterfüllte wollte ich es nicht in diesem einen, unterschlagenen Jahr unterbringen, zur Disposition stellen, verbergen. Bewäh­rungsfrist vor dem eigenen und fremden Urteil.

Sicher bin ich nicht General geworden und habe keine frem­den, reichen Länder erobert, und unentdeckte Erdteile habe ich auch nicht entdeckt, wie ich einmal träumte. Auch reich bin ich nicht geworden, in einem Marmorpalast mit vielen schönen Frauen und verzauberten Gärten, wie ich es mit 15 Jahren sein wollte. Und das einzigartige Gedicht, das später in mir flang, ist auch nicht niedergeschrieben worden.

Alles konnte nicht reifen. Nein, wirklich nicht. Aber sollte ich so traurig werden, daß ich lügen muß? Ein Jahr unterschlagen. Mehr ging nicht. Geduld Ge= duld, meine Herren und Damen, wartet nur, Freunde, ich bin doch erst 28 Jahre alt. Was kann sich noch alles erfüllen! Zum Teufel noch einmal! Ich bin neunundzwanzigeinhalb Jahre alt. Jawohl. Die Ewigkeit läßt sich um keine Sekunde betrügen, und erst recht nicht um ein Jahr. Müßte ich mor­gen sterben, so wüßte ich zu gekau nur und unwiderruflich, daß meine Rechnung falsch war. Daß nichts mehr in der Zu­kunft liegt, sondern alles in verpaßter Vergangenheit. Und vor dem eigenen Schmerz kann ich die Jahre nicht verheim­lichen.

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Nein nein, es darf feine Enttäuschung geben; Verschieben; fein Traurigwerden.

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fein

Nicht morgen. Nein, ießt sofort. Aufstehen, beginnen, nach­holen, sich ändern. Sich ändern und die Welt ändern. Nicht sie geändert vorfinden wollen. Selber mitmachen. Das Leben wartet nur, daß es geändert wird. Und es lohnt den Mut gut zurück.

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Wie alt sind Sie? Neunundzwanzigeinhalb Jahre alt. Ja­wohl! Und was ich verbergen wollte an Enttäuschung und Schwäche, reiß ich aus dem Versteck der Selbstlüge. General, Nabob, Entdecker, Dichter alle kommen sie heraus aus der dunklen Ecke, in der Angst sie verbarg. Und neue Wün­sche kommen, neue Gestalten, neue Träume steigen aus ver­gessenen Bezirken. Ich will nicht enttäuscht sein. Ich war nicht faul. Und das ist zu ändern. Und so lange wir an Aenderung in dieser Welt glauben, lohnt es sich wahrhaft zu leben.

Gekränkte Würde

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Das Heiratsgesuch

in der Konservenbüchse

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immer

In einer großen Konservenfabrik in Pittsburg war ein Arbeiter, der die Büchsen zu verschließen hatte sechs in der Minute, mit einer ermüdenden Eintönigfeit auf den Gedanken gekommen, einer Fleischkonservenbüchse einen kleinen Zettel und seine Fotografie beizufügen. Auf dem Zettel stand: Ich heiße Sam Hannington und bin ein fleißiger, aber einsamer Mann. Welche Frau möchte mich tennen lernen?" Der Gedanke wurde, als der Aufseher ein­mal nicht in der Nähe stand, auch wirklich ausgeführt, und der Zettel verschwand in der Büchse. Hannington hatte die Sache schon längst vergessen und auch bei einer anderen Fabrik Arbeit gefunden, wo er durch sein können und seinen Fleiß bald eine Stellung errang, in der er viel zu sagen hatte, viel Geld verdiente und Direktor" hieß. Eines Tages erhielt er aus Hounslow bei London eine Mitteilung, in der ein junges Mädchen ihm schrieb, sie habe seinen Brief und das Bild in der Konservenbüchse gefunden, ihm gefalle der fleißige Sam, und da sie auch einiges Vermögen besitze, bitte sie um telegrafische Nachricht, ob sie zur Eheschließung nach Amerika kommen solle. Ihre Fotografie lag bei. Sam Hannington telegrafierte umgehend seine Zusage, und dieser Tage fand die Hochzeit statt.

Peter Altenbergs sogenannte Tobsuchtsanfälle" waren die recht lebhaft vorgebrachten Meinungsäußerungen des Dichters, bei denen das ganze Cafe in Aufregung ge= riet seine Freunde beschlossen, dem Choleriker eine kurze Aus­spannung in einem Sanatorium anzuraten. Da die Kosten von anderen getragen wurden, der Dichter auch erreichte, daß ihm für die Kur eine vollständige Neuausrüstung mit Kleidung und Wäsche gespendet wurde, ließ er sich bereden und begab sich an den Ort, den die Gönner für ihn ausgesucht hatten. Schon am dritten Tage fand sich einer seiner Freunde ein, um sich davon zu überzeugen, wie sich Peter eingelebt habe und ob er heiterer Laune und ruhigen Gemütes sei. Die erste Frage des Dichters galt der Zeitung: Hatte man von seiner Abreise Notiz genommen? Wie beurteilte man den Entschluß, in ein Sanatorium zu gehen? Wird man nicht ärgerliche Schlußfolgerungen aus dem Aufenthalt Alten­bergs an diesem Ort ziehen?

waren so häufig und so vehement geworden, daß Die Entbindungslotterie

Etwas zögernd reichte der Besucher ein Zeitungsblatt

Ein Arbeitsloser in Kanada , der im Begriff stand, Vater zu werden, hat den Einfall gehabt, eine noch nie dagewesene Lotterie zu veranstalten. Er gab 135 Lose zu je einem Dollar aus. Das große Los sollte 60 Dollar gewinnen. Die übrigen 75 Dollar waren für die Entbindung und die Ausstattung des Babys bestimmt. Die Lose trugen feine Nummern, son­dern jedes stellte eine der 135 Stunden dar, in deren Ver­lauf die Aerzte die Niederkunft erwarteten. Gewinner wurde der, dessen Stundenzahl mit der der Geburt übereinstimmte. Der findige Arbeitslose soll sofort Angebote von ver schiedenen Propagandafirmen bekommen haben. Selbst in dieser schweren Zeit braucht man nur eines zu haben: Gute Ideen!

hinüber und verwies auf die Notiz, in der sachlich mitgeteilt Haschisch im Hühnermagen

wurde, daß sich Peter Altenberg in eine Nervenkuranstalt zurückgezogen habe. Dessen Brauen zogen sich bedrohlich zu­sammen: der Freund sah einen gewaltigen Tobsuchtsanfall" herannahen und bedauerte, nicht einfach gelogen zu haben, weder die Zeitungen noch das Publikum hätten etwas er­fahren. Da ging das Gewitter auch schon nieder.

Es ist unerhört!" brüllte Peter und hieb auf die Tisch­platte. Gemeinheit! Bande niederträchtige!- Drei Zeilen! Drei ganze Zeilen! Wäre der Schnißler ins Narrenhaus ge­kommen, dann hätten sie die ganze Spalte damit vollge= schmiert!"

fische sterben am Sonnenstich

Der Schmuggel von Haschisch ist im Orient noch mehr vers breitet als der von Opium und Kokain, und unzählige Leute versuchen dort immer wieder von neuem, die Polizei hinter das Licht zu führen. So haben fürzlich zwei indische Zoll­wächter einen Reisenden angehalten, dessen ganz unschein barer Koffer voll kalter Hühner ihren Verdacht erregten. Sie untersuchten das Geflügel, und wie groß war ihr Erstaunen, als sie in den kunstvoll gelehrten Mägen der Tiere ein Quantum Haschisch im Werte von 100 Pfund Ster ling fanden. Natürlich beeilten sie sich, den zu gewißigen Eigentümer dieser goldenen Hühner" hinter Schloß und Riegel zu bringen.

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Auf der Oberfläche der Seine schwammen dieser Tage Die Hochzeitsreise als Heiratsgrund

tausende von toten Fischen. Dieses Phänomen läßt sich nur dadurch erklären, daß das Flußwasser während der gegen­wärtigen Hizewelle weniger Sauerstoff enthält als gewöhn lich. Auf alle Fälle konnte man in den letzten Tagen zahl­reiche Uferanwohner beobachten, wie sie mit Neßen auf den Fischzug gingen und ganze Ladungen von toten Fischen heimbrachten. Der Polizeipräsident von Paris hat sofort Maßnahmen ergriffen, daß diese Tiere nicht zum öffentlichen Verkauf gelangen. Denn Fische, die eines natürlichen Todes gestorben sind, sind bekanntlich nur mit großer Vorsicht zu genießen. Besonders wenn die Hize den Tod verursachte.

Eine hiesige Eisenbahngesellschaft bietet allen Neuvermähl ten, die ihre Flitterwochen in Algier verleben wollen, 62,5 Prozent Fahrpreisermäßigung. Dies soll schon für manche Paare ein ausreichender Grund gewesen sein, früher zu hei raten als ursprünglich geplant war. Manche aber haben sich auch einfach zum Schein trauen lassen, gemeinsam ganz gier bereist und sich sofort nach der Rückkehr getrennt! Das klingt wie eine hübsche Filmidee! Im Film freilich würden die Dinge so verlaufen, daß das Parasitenpärchen sich auf der erschwindelten Reise einander verliebt und bei der Rückkehr gar nicht mehr daran denkt, wieder auseinanderzugehen!

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Unsere Töchter, die Kazinen

Roman von Hermynta Bur Mühlen.

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Selbst die unehelichen Kinder, sofern sie rein arisch sind," fagte mein großmütiger lieber Mann, müssen ausgetragen werden. Wir brauchen Menschen, viel Menschen."

Wozu?" fragte Lieselotte, der bisweilen der Schelm im Nacken sitzt. Wir können doch jetzt schon die Leute nicht be= schäftigen?"

Arthur jedoch läßt in so ernsten heiligen Dingen nicht mit sich spassen.

Deutschland ," erwiderte er hart, braucht wieder ein großes Heer. Es ist die patriotische Pflicht jeder Frau, wenigstens vier Kinder zu gebären."

Das klang ja ganz einleuchtend, und mir wurde warm ums Herz bei dem Gedanken, daß unsere Enkel ausziehen werden, nm den Erbfeind zu schlagen. Das heißt, meine Enkel sollen es nicht; für die wird sich schon im Hinterland etwas finden lassen; aber die Arbeiterfrauen dürfen der großen Ehre teil­haftig werden, daß ihre Kinder den Heldentod finden.

Mein armer Arthur hat ja seinerzeit so darunter gelitten, daß er, seines kleinen Gebrechens wegen, nicht in den Krieg ziehen und für unser geliebtes Vaterland kämpfen durfte. Er hat, sozusagen, das Militärische im Blut. Deshalb geht er auch immer nur in Begleitung von vier großen starken SA.­Männern aus dem Haus, ganz wie unser verehrungs­würdiger Führer Goebbels .

Allmählich lerne ich die Namen aller unserer Führer. Es fiel mir anfangs schwer, weil diese Menschen in ihrer echt deutschen Bescheidenheit sich früher nie hervorgetan haben. Nicht wie die andern. Ein Einstein, ein Bruno Walter ließ seinen Namen durch die ganze Welt trompeten, aber wer mußte etwas vom Kube, Frick, Wagner, Ley, ja sogar unser bester deutscher Dichter Johst wurde lange Zeit systematisch unterdrückt, und seine wundervollen Stücke errangen nicht den ihnen gebührenden Erfolg. Jest jedoch, da bei uns end­lich reiner Tisch gemacht wird, werden auf wissenschaftlichem Gebiet, in der Kunst, im Theater, beim Film die echten Deutschen zu ihrem Recht gelangen. Aber auch hier sieht man

die Hinterlist und Heimtücke der Feinde. Die Theater sind leer, die Kinobesizer machen sorgenvolle Gesichter; das Ur­germanische wird überall sabotiert. Als ob es nicht ganz gleichgültig wäre, was für ein Theaterstück man ansieht. Und auch, was für ein Buch man liest. Sogar mir, die ich doch mirklich eine gute Deutsche bin, ist es mehr als einmal vor­gekommen, daß ich über Rudolf Bindings Bücher einschlief. Trotzdem faufe ich sie, weil man die Träger unserer Bewe­gung unterstützen muß. Außerdem muß man ja auch seinen Bücherschrank füllen, und mein neuer ist so groß, daß die Klassiker allein nicht genügen. Ich werde ja froh sein, wenn die Bücher der Gegner verbrannt werden; dann kann einem nicht passieren, daß man gutes Geld für schlechte Bücher aus­gibt; es soll ja auch eine schwarze Liste zusammengestellt werden, und wenn man sich an die hält, kann man nicht irre­gehen.

Als ich mit Lieselotte davon sprach, meinte sie lachend: Ein neuer Inder!"

Ich war ganz empört, denn wie kommt die katholische Kirche dazu, einem Menschen vorzuschreiben, was er lesen darf und was nicht? Diese Einmischung in private Ange­legenheiten. Ich bekam einen ganz roten Kopf bei dem Ge­danken. Und daß meine Tochter so etwas ausspricht! Ich weiß garnicht, wie sie zu solchen Ideen kommt. Es ist natür­lich nur Widerspruchsgeist bei ihr, und ich tröste mich damit, daß Eberhard ihr ihn schön austreiben wird. Armer Eber­hard, er wird es schwerer haben, als mein Arthur, dessen Ueberlegenheit ich immer anerkannt habe. Und mit Recht: wie gut hat er uns geführt und geleitet, wie weit haben wir es gebracht. Ich bin jetzt wirklich die angesehenste Frau in unserer Stadt. Das heißt, ich war es, wie mir dies neulich eine Bekannte erklärt hat, immer schon.

Wir haben sie stets bewundert, liebe Frau Doktor", sagte sie zu mir. Aber sie waren so vornehm, so zurückgezogen, so ganz auf Mann und Kind eingestellt, daß wir es gar nicht wagten, uns um Ihre Freundschaft zu bemühen."

Ich war ein wenig erstaunt, hatte mir doch mein Friseur erzählt, daß die Frau Notar immer über mich schimpfe. Aber anscheinend wollte er nur 3wietracht zwischen uns säen. Und jelbst wenn es wahr gewesen wäre, so dürfte ich nicht jetzt,

in diesen großen Zeiten, fleinliche Rachsucht an den Tag le gen. Selbstverständlich behandelte ich die Frau Notar etwas zurückhaltend; man kann ja auch nicht mit allen Beuten Freundschaft schließen, aber gutmütig wie ich nun einmal bin, lud ich sie dennoch zu Lieselottes Hochzeit ein. Sie soll nur zerspringen, die dumme Gans mit ihren fünf Töchtern, wenn sie meine Lieselotte vor dem Altar sieht, meine Liese­lotte, die bald Baronin Hellsdorf sein wird. Die fünf häß lichen Töchter der Frau Notar werden feine so gute Partie machen. Aber wie kann man auch, wenn man kein großes Vermögen hat, fünf Töchter in die Welt seßen? Das ist ein Verbrechen. Als Lieselotte geboren wurde, sagten Arthur und ich:

Aber jetzt Schluß. Für mehr reicht es nicht." Man ist ja kein Kaninchen, daß man jedes Jahr Junge werfen soll. Und es ist mir auch nicht besonders schwer ge fallen, denn Arthur ist ein viel zu geistiger Mensch, als daß er an rein sinnlichen Dingen Freude gehabt hätte. Heute be greife ich diese erhabene Auffassung von der Ehe, als junge Frau jedoch... Aber das liegt ja alles so weit zurück...

Also, was ich sagen wollte, ich werde jetzt umworben und gefeiert, als ob ich Gott weiß wer wäre. Das heißt, ich bin ja auch wirklich jemand, ich war von jeher für diese hohe Stellung geboren. Man muß nur Geduld haben, dann wirft einem der liebe Gott das ersehnte Glück in den Schoß. Wer könnte mir auch meine Stellung streitig machen? Die Gräfin Agnes, die nur bei den gemeinen Leuten beliebt ist. Die hat sich durch ihr ganzes Verhalten selbst ausgeschaltet. Und die Frauen der jüdischen Rechtsanwälte, die früher immer so großartig taten, sind jetzt ganz klein und ängstlich geworden. Und die Frau des Warenhausbesizers hat sich mit ihren Kin dern nach Paris verzogen. Natürlich nach Paris , zu den Feinden. Wenn ich mich erinnere, daß sie einmal einen Tee gegeben hat, zu dem ich nicht eingeladen wurde, so brauche ich mich über sie nicht zu wundern. Nicht, daß ich gerne bei einer Jüdin verkehrt hätte, aber als Aerztefrau mußte man gewisse Rücksichten nehmen, und ihr Mann, einer der wenigen reichen Patienten meines Arthurs, war immer kränklich. Wie sich der wohl in Schuhhaft fühlt?

( Fortsetzung folgt)

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