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An der Saar - wie in Oesterreich ! Die Kehrselte

Mitteilungen der Wiener ,, Reichspost": Spionagezentrale"-

Die Ehrenbreitsteiner Saarkundgebung ( Von unserem Korrespondenten)

Paris , 7. August. Die französische Presse beschäftigt sich mit der Nachricht,

,, Saarländische Legion"- Schwarze Mordliste- Terrororganisation daß am 26. August auf dem Ehrenbreitstein bei Koblenz

Ein gut unterrichteter Neutraler" berichtet der Wiener Reichspost":

In das Saarland ist der Nationalsozialismus eingebro­chen mit allen aus Desterreich bereits bekannten Methoden. Er hat nicht die Bevölkerungsmehrheit für sich, aber er tut so und ersetzt durch Lärm und Terror, was ihm an Volks= zahl fehlt. Manche Menschen fasziniert er und reißt sie zu einer verhängnisvollen Auffassung der realen Tatsachen mit. Was wird daraus werden?...

Wie bekannt, ist vor einigen Tagen eine großangelegte Spionage in Saarbrücken aufgedeckt worden. Ich bin in der Lage, auf Grund ganz authentischer Mitteilungen die Hintergründe und Ziele dieser Spionagezentrale ver: öffentlichen zu können.

Es ist bekannt, daß wegen einer Hausdurchsuchung im Gebäude der deutschen Front", die von Machts durchgeführt wurde, 24 saarländische Zeitungen eingestellt wurden. Die Deffentlichkeit war daher über die Vorfälle im Haus der deutschen Front" vollständig unorientiert. Es ist nicht wahr, daß Machts nur einige Flugblätter gefunden hätte": er war auf der Spur

einer gefährlichen und verzweigten Spionageorganisation gekommen. Durch das rasche Eingreifen der Polizei ist es gelungen, alle die Geheimschriften und Dokumente zu be­schlagnahmen und die Entzifferung derselben ist noch im Gange. Die Saarbrücker Spionagezentrale hatte das Ziel, die französischen Stellungen der Saargrenze entlang zu er kunden und einen eventuellen" Einbruch nationalsozia­listischer Komitadschi nach dem Saarland zu ermöglichen. Das aufgefundene Material beweist unzweideutig, daß sich sehr gewichtige Stellen mit dem Plan befaßten, in der allernäch­sten Zeit in das Saarland einzubrechen und hier

eine Art Strafexpedition" zu veranstalten. Einen Bluttag, nach dem Muster vom 25. Juli in Wien ! Das ganze wäre dann nachträglich als eine ipontane Volks­erhebung", eine Aktion unverantwortlicher und übereifriger Hizköpfe" hingestellt worden, zu welcher die Reichsregierung natürlich gar keine Beziehungen gehabt hat". Was für wei­tere Folgen dieser bedauerliche Zufall" nun weiter gehabt hätte, hat diese Desperadopolitiker nicht weiter interessiert. Hätten dann französische Truppen das Saargebiet besetzt und eventuell auch die Volksabstimmung aufgeschoben, so wäre dies eine sehr willkommene Lösung gewesen. Eine Niederlage bei der Volksabstimmung wäre eine solche Bloßftellung, welche die Führer der Nationalsozialisten fanm ertragen würden.

Es ist verblüffend, wie ähnlich die saarländische Revolution dem mißglückten österreichischen Putsch ausbrechen sollte. Dieselben Kampfmethoden, dieselbe Organisation. Es be= gann vor einigen Wochen auch hier mit einer großangelegten Rundfunkheße. So wie gegen Desterreich aus Mün­ chen , so gegen das Saargebiet aus Frankfurt . So wie ent­lang der österreichischen Grenze, so wurden Terrorgruppen entlang der Saargrenze organisiert. Nach dem Muster der Desterreichischen Legion" wurde im Reich auch eine Saarländische Legion"

herangebildet, um mit ihr den Kampf gegen das eigene

Vaterland zu führen. Die jogenannte deutsche stelle Saarbrücken eine von Berlin finanzierte Nazistelle unterhielt ein Büro unter dem Namen FAD, Freiwilliger Arbeitsdienst ". Was soll dieser FAD. im Saarlande, das die Institution des freiwilligen Arbeitsdienstes überhaupt nicht fennt? Dieser FAD. war das Zentrum und die Werbe= stelle für die Saarländische Legion". Der FAD. vermittelte nationalsozialistische Saarländer ins Reich, wo sie angeblich im nationalsozialistischen freiwilligen Arbeitsdienst Be­schäftigung gefunden haben, im geheimen aber zum Terror gegen das Saarland ausgebildet wurden.

Die Hausdurchsuchung im Haus der deutschen Front" in der Waterloostraße und in den Räumen des FAD. brachte eine solche Fülle belastenden Materials zutage, daß das fofortige Schließen und Versiegeln des Hauses verfügt wurde. Den Polizeiorganen ist auch eine schwarze Liste in die Hände gefallen, auf welcher der Reihe nach alle saarlän= dischen Funktionäre vermerkt sind, die beseitigt werden sollten. An der Spizze steht Machts, nach ihm Ober­

regierungsrat Ribel, dann Regierungsrat Danze brink und noch weitere 12 bis 15 Namen. Gleichzeitig wurde auch eine Hausdurchsuchung in den Räumen des Deutschen Nachrichtenbüros( Wolffbüro) durchgeführt, in dem ebenfalls sehr kompromittierende Schriftstücke beschlag­nahmt werden konnten. Es hat sich herausgestellt, daß das amtliche Deutsche Nachrichtenbüro

das getarnte Hauptquartier der deutschen Terroristen war und daß auch Dokumente, die sich auf die aufgedeckte Spionageaffäre beziehen, dort versteckt worden sind.

Das beschlagnahmte Material, sowie die Ausforschung der Person des abgefaßten Attentäters auf Machts geben reichlich Aufklärung über die Ereignisse der letzten Zeit. Der Atten­täter Baumgärtner ist Saarländer , ist durch den FAD. nach Deutschland geschickt worden, von wo er als ausgebil­deter Terrorist wieder durch die Grenze gesandt wurde. Die Waffe, mit der er den Polizeichef angeschossen hat, ist

ein gewöhnlicher deutscher Dienstrevolver.

Alle im Haus der deutschen Front" beschlagnahmten Waffen stammen aus Deutschland , von wo sie herübergeschmuggelt wurden. Die Verteilung der Waffen an die saarländischen Nationalsozialisten erfolgte in Deutschland , dicht an der Grenze. Aber es sind auch

Böller, Bomben, Höllenmaschinen, Handgranaten

und andere Dinge gefunden worden. Der Plan des deut­ schen Einbruchs in das Saarland war schon so weit vor= bereitet, daß mit Bomben und Höllenmaschinen die Geleise an der französischen Grenze in die Luft gesprengt werden Sarreguemines ( Saargemünd ) zu verhindern.

eine große Saarkundgebung stattfinden soll, zu der sich be­reits mehr als 100 000 Teilnehmer gemeldet haben. Am Nachmittag des 26. August sollen sich bekanntlich diese Massen um die Festung Ehrenbreitstein sammeln, von WO Hitler eine Ansprache halten wird. Man ist in französischen Kreisen von dieser Tatsache durchaus nicht entzückt. Und der Figaro" drückt auch dieses Mißfallen sehr deutlich aus, indem er sagt:

Die Beförderung derart riesiger Menschenmengen ver­schaffe zwar der Saareisenbahn eine Einnahme von gut einer Million. Die französischen Zollbehörden aber werden vor ein unlösbares Problem gestellt. Das habe sich im vorigen Jahre schon gezeigt anläßlich der großen Kund­gebung am Niederwalddenkmal bei Bingen am 27. August. Es wären 42 Sonderzüge abzufertigen gewesen. Die Zoll­förmalitäten mußten angesichts dieser Zugmenge, die in raschester Folge auf dem Grenzbahnhof einlief, sehr stark eingeschränkt werden. Damals seien viele verzollbare Sachen zollfrei nach Frankreich eingeführt worden, denn die Zoll­beamten mußten ja beide Augen zudrücken, um die Ab­fertigung der Züge nicht zu hindern und um nicht die Mit­schuld an einem etwaigen Unglücksfall zu tragen. Und fer­ner, so fügt Figaro" hinzu, sehe auch die Geschäftswelt derartige Massenkundgebungen nicht gern, durch die unge­heure Geldbeträge aus dem Saargebiet herausgeschafft werden.

sollten, um französische Truppenzusammenziehungen nächst Die Bergarbeiter- Internationale

Als Lager, wo die Saarländische Legion" sich hätte ge­sammelt, war Trier ausersehen. In die gefährliche Zone waren natürlich wieder nur verhette junge Leute, mit Ver­sprechungen überhäufte Regionäre und verläßlich aemachte ( 30. Juni) geschickt worden".

Baumgärtner ein Bein amputiert

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Dem Chauffeur Jakob Baumgärtner, der am 25. Juli auf der Reichsstraße in Saarbrücken einen Mord­anschlag auf den Polizeikommissar Machts unternahm und der von dem Angegriffenen durch Revolverschüsse schwer ver­letzt wurde, ist im Krankenhaus Reppersberg ein Bein amputtert worden.

Die Untersuchungen in der Attentatsangelegenheit haben ihren Fortgang genommen. Die Ermittlungen schei­nen ergeben zu haben, daß Baumgärtner vor der Tat Be­sprechungen über sein Vorhaben mit Persönlichkeiten in größeren Orten im preußischen Teil des Saargebietes hatte. Die weiteren Ermittlungen könnten also noch zu sensatio= nellen Ueberraschungen führen.

Schwarz, Saarbrücken , Vizepräsident

Lille , 6. August. Der Internationale Bergarbeiterfongreß, der augenblicklich in Lille tagt, hat aus besonderer An­erkennung für den tapferen Abwehrkampf, den der Verband der Bergbauindustriearbeiter Bezirk Saar unter Leitung des Genossen Schwarz führt, einstimmig beschlossen, ihn zum Vizepräsidenten der Tagung zu wählen. Gleichzeitig sprach der internationale Kongreß der Bergarbeiterschaft des Saar­gebietes seine Sympathie aus für seinen beispiellosen Kampf gegen die faschistische Ueberfremdung aus und versicherte sie Bergarbeiter des Saargebietes seiner steten Teilnahm und seiner stärksten Unterstützung in dem unbedingt notwendigen Kampf für die Freihaltung ihres Gebietes von allem Hitler­terror.

40 Kilometer von hier...

Auf einem Kongreß der sozialistischen Jugend in Lüttich hat Vandervelde u. a. erklärt:

Ganz nahe, etwa 40 Kilometer von hier, beginnt das Reich der Barbarei, Dort bereitet man den Krieg vor mit allen

Wahlfreiheit der Saarkatholiken Mitteln der Barbarei, auf daß Verbrechen und Merd

Der Papst will sie vor Druck und Terror schützen Rom , 8. August. Der päpstliche Legat Te it a hat Kardinal Pacelli einen ausführlichen Bericht über die Lage der Katholiken im Saargebiet übermittelt. Er schildert darin den tiefen Eindruck, den die Ermordung der katho­lischen Führer Deutschlands auf die Saarbevölkerung gemacht hat, und unterbreitet dem Kardinal Vorschläge, denen zufolge den Saarländern die vollkommene Wahlfreiheit bei der Abstimmung nach ihrem eigenen Gutdünfen überlassen werden soll. Der saarländische Klerus würde da­von absehen, auf religiösem Gebiete Kompromisse zwischen dem Ratholizismus und den antireligiösen Ideen des Natio= nalsozialismus zu suchen. Was den Druck betrifft, den man für die in Deutschland lebenden Katholiken für den Fall be= fürchte, daß die saarländischen Glaubensangehörigen von ihrer Wahlfreiheit Gebrauch machen sollten, ist man in Rom überzeugt, daß der Vatikan hente stark genug ist, um der= artige Verlegungen des Konkordats zu vermeiden. Der saar= ländische Katholizismus müsse am 23. Januar 1935 frei sein, im Interesse seiner Religion Partei zu nehmen.

es ohne Frankreich ?

Geht es

Clearing für den deutsch - saarländischen Handelsverkehr

Die braune Front mag keinen Franzmann leiden- doch seine Hilfe nimmt sie allzugern!

Marianne ist zum Schutzengel des saarländisch­deutschen Handelsverkehrs und der braunen Handels­fammer des Saargebietes geworden. Und das kam so:

Zahlreiche saarländische Firmen famen in Zahlungs­schwierigkeiten, weil sie die Gegenwerte für ihre Lieferungen in das bankrotte dritte Reich" nicht erlangen konnten. Die braune Handelskammer wandte sich händeringend nach Berlin aber der Stehkragen Schachts wurde gegenüber der deutschen Saar nur noch höher und fühler. Die Repar­tierungen gegen die Saar waren nicht weniger scharf wie gegen das Ausland: Doppelt peinlich angesichts einer marktschreierischen Propaganda von deutsch - saarländischer Schicksalsverbundenheit unterm Hafenfreuz und der mit allen Mitteln der Geheimhaltung, der Zwecklüge und der Umfälschung des wahren Tatbestandes versuchten Tarnung der deutschen Wirtschafts- und Finanzzerstörung vor den Augen und Ohren der abstimmungsberechtigten Saarländer . Inzwischen ist die Saarwirtschaft dieser Sorge enthoben worden: Das in der vergangenen Woche abgeschlossene deutsch französische Handels- und Trans­fer abfommen sichert die Forderung der nach Deutsch­ land liefernden Saarexporteure durch das französische Office Franco- Allemand des paiements commerciaux de la Chambre de Commerce de Paris,

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- also im Grunde genommen durch ein Sonderkonto bei der französischen Notenbank! Dieses Office Franco­Allemand bezahlt in Zukunft in erster Linie die Saarerporteure, die nach Deutsch land liefern. Und zwar aus den Zahlungen, die französische Käufer deutscher Waren zu leisten haben. Obne diese Schaffung eines Clearing Ver.

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rechnungsverkehrs auf Grund des neuen deutsch französischen Handelsabkommens würde der saarländische Warenverkehr mit Hitler Deutschland infolge der katastro= phalen finanziellen Lage unter dem Haken= freuz starf einschrumpfen und dauernd weiter zurückgehen.

Frankreich hat also für die Saarwirtschaft die Brücke gebaut, auf der sich nunmehr nach wie vor ein deutsch = saarländischer Warenverkehr vollziehen kann, ohne daß die hitlerdeutschen Kunden infolge der strengen Devisen­repartierung der Reichsbank für die jaarländischen Liefe= ranten ihre Schulden nicht bezahlen können.

Daß es so weit kommen fonnte, daß die französische Noten­bank die noch einzig mögliche Sicherung für saarländisch­deutschen Handelsverkehr zugunsten der Saarländer über­nehmen mußte, ist auch eine Errungenschaft der glorreichen sogenannten nationalen Revolution" und des Hitler­Schacht- Systems. Der etwas allzu großmäulige Schacht hat nunmehr endlich erreicht, daß er große Zugeständnisse an England und Frankreich ohne entsprechende Gegenzugeständ= nisse machen mußte: Das neue deutsch - französische Abkommen verzögert lediglich die Bezahlung der deutschen Ausfuhr nach Frankreich , sperrt ständig gewisse deutsche Devisenbeträge bei der französischen Notenbank ein und verlegt die Zinszahlung für die Reichsanleihen auf frühere Termine, und es schränkt damit den Devisenspielraum der Reichsbank ein. Unter einem anderen als dem augenblicklich herrschenden System hätte das Deutschland erspart bleiben können ebenso wie der Saar die Tatsache, daß sie jetzt nur noch um so fester mit dem französischen Wirtschaftssystem verbunden wird! Auch ein Saar Erfolg" der braunen Hafenfreuzdespotie!

Max Braun .

herrschen. Die Faschisten sind drauf und dran, ein neues Völ­kermorden einzuleiten. Es war einer der folgenschwersten Fehler des Versailler Vertrages, den besiegten Mächten so= genannte Söldnerheere zu bewilligen, die für alle Zwecke zu mißbrauchen sind. Unsere Kraft, die Kraft des demo­fratischen Regimes ist es, daß die Tatsache der allgemeinen Heerespflicht die Armee mit der Nation identifiziert. Wenn der allgemeine Krieg ausbrechen würde, müßten die Sozia­listen gegen den durch die Internationale bezeichneten An­greifer marschieren.

Der Staatsminister erklärte schließlich noch: Ich glaube nicht, daß ein in seinem Friedenswillen so einheitliches Land wie das unsrige jemals in einen andern Krieg verwickelt werden könnte, wie in einen Verteidigungskrieg. Aber wenn der Krieg, der allgemeine Krieg trotz allem ausbrechen würde, wenn wir feststellen müßten, daß sich das Menschenmorden von 1914 wiederholte, dann wäre es Pflicht aller Sozialisten, als freie Männer über die Verantwortung dieses Konfliktes zu entscheiden und gemeinsam gegen die von der Inter­nationale bezeichneten Angreifer vorzugehen und dafür Sorge zu tragen, daß aus der Niederschmetterung der ver­antwortlichen Friedensstörer die proletarische Revolution hervorgehe.

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