Meißner- immer und überall
Die mächtigsten und einflußreichsten Wirtschaftskreise Deutschlands , die mit einer Nachfolgerschaft Hitlers rechneten, hielten es für angebracht, sich in der unmittelbaren Nähe des kommenden Präsidenten einen Mann zu schaffen, dem sie unbedingt vertrauen zu können glauben. Dieser Mann war Dr. Meißner.
Nach dem Blutbad des 30. Juni war es Hitler flar geworden, daß seine Situation äußerst fritisch war und daß es erforderlich sein würde, sich auf die Autorität Hindenburgs zu stützen. Hitler begab sich nach Neudeck. Bevor er mit Hindenburg sprach, schloß er sich während zweier Stunde. mit Dr. Meißner und Oskar v. Hindenburg zu einer vertraulichen Aussprache ein.
Bis heute ist über diese geheime Konferenz nichts in die daß in diesen zwei Stunden über das Telegramm verhandelt wurde, das Hindenburg dann tatsächlich, das heißt: Meißner an Hitler abschickte und in der der Reichspräsident den " Führer" zu seiner Blutaktion beglückwünschte. Sekundiert durch Oskar von Hindenburg , hat der Feldmarschall sich von der Notwendigkeit dieses Schrittes überzeugen lassen. Zum Dank dafür gab Hitler an Meißner das Versprechen, daß der Posten des Staatssekretärs auch nach dem Tode Hindenburgs ihm erhalten bleibe. Und Oskar von Hindenburg erhielt die Versicherung, daß er mit der Affäre, derentwegen er bereits im Gerecke- Prozeß vor Gericht auftreten mußte, nicht mehr behelligt werde.
Deffentlichkeit gedrungen. Wir wissen nun jedoch, bat
Auf diese Weise ist es gelungen, daß die einflußreichen Freunde Dr. Meißners, die ostpreußischen Großagrarier und die Führer der Schwerindustrie, heute in unmittelbarer Nähe Hitlers einen Mann wissen, der ihnen eine Garantie mit dafür ist, daß ihre Politif weitergeführt wird.
Ein Deutscher im Symbol
Paris, 7. August. Das„ Echo de Paris" veröffentlicht eine treffende Charafteristik des Staatssekretärs Meißner, in der es u. a. heißt: Wer sagte doch, daß Hitler in Deutschland alles auf den
Die Polizei sucht eine Spur Die ,, Frau mit der in Falten gelegten Schürze" Menschenleben gelten in diesen aufgeregten Zeiten nicht
sehr viel, und wenn man die Kriminalstatistiken aller Länder verfolgt, so wird man immer wieder feststellen, daß trotz aller Tüchtigkeit der Polizei eine große Anzahl von Mördern frei herumläuft, weil es eben nicht gelingt, den wahren Täter bei Mordfällen zu entdecken.
Man wird sich erinnern, daß vor einigen Monaten in Bagneux ein Greis, der allgemein Père Gély genannt wurde, in seinem kleinen Häuschen auf geheimnisvolle Weise ermordet wurde. Um alle Spuren seines Verbrechens zu verwischen, hatte der Mörder außerdem das Häuschen in Brand gesetzt. Die Polizei arbeitete fieberhaft, trotzdem gelang es ihr bis heute nicht, den Mörder zu entdecken.
Monate gingen darüber hin. Da plötzlich wurden die Bewohner von Montrouge , gleichfalls ein Vorort von Paris , durch die Kunde in Schrecken versetzt, daß die betagte Rentnerin Mme. Laurant in ihrer Wohnung erwürgt aufgefunden worden ist. Die Begleitumstände der Tat deuteten darauf hin, daß auch Frau Laurent dem gleichen Mörder zum Opfer fiel, der den Père Gély tötete.
Wieder begann eine fieberhafte Arbeit der Kriminalpolizei, und wieder scheint diese Arbeit vergeblich zu sein. In den letzten drei Tagen wurde die Umgebung der Hallen, jener ,, Bauch von Paris", wie Zola diese riesigen Lebensmittelniederlagen bezeichnete, abgesucht, da man vielleicht in den Kreisen der dort stationierten Unterwelt eine Spur zu finden hoffte. Auch diese Suche war umsonst. Jetzt aber scheint dieser Mordfall noch geheimnisvoller zu werden, als er ohnedies schon war. Denn die Kriminalpolizei verfolgt jetzt eine Spur, die nach dem Friedhof von Bagneux führt. Vor acht Tagen tauchte in Montrouge eine Frau auf, die in den Berichten der Kriminalpolizei den Namen ,, Die Frau mit der in Falten gelegten Schürze" trägt. Sie erkundigte sich in einer Gemischtwarenhandlung nach der Adresse einer Greisin, die der Beschreibung nach Frau Laurent sein mußte, und fügte als Erklärung hinzu: ,, Wir haben auf dem Friedhof in Bagneux die Gräber unserer Männer dicht nebeneinander. Auch ich bin Witwe und habe dort die Bekanntschaft der alten Dame gemacht." Als die Frau keine Auskunft erhalten konnte, verschwand sie so geheimnisvoll, wie sie gekommen war. Die Polizei aber stellte sofort auf dem Friedhof von Bag. neux Nachforschungen an, ohne daß es ihr bis jetzt gelungen ist, zu entdecken, wer ,, Die Frau mit der in Falten gelegten Schürze" sein könne. Hingegen hat sie dabei festgestellt, daß die Friedhofsbesucher, namentlich die, die in Trauer sind, häufig von Zigeunern belästigt werden, die ihnen aus der Handwahrsagen wollen. Und nun benutzt die Polizei auch diesen Hinweis, um nach den weiteren Spuren in dieser geheimnisvollen Affäre zu suchen.
Je weiter die Untersuchung in der Mordsache der Witwe Laurent in Montrouge fortschreitet, desto theatralischer gestaltet sie sich. Als am Montag die Kriminalpolizei nochmals das kleine von der Ermordeten bewohnte Haus durchsuchte, fand sie im Eẞzimmer in einer alten Kommode, die bisher unbeachtet geblieben war, in einem verschlossenen Schubfach nicht nur zahlreiche Bankabrechnungen, sondern auch neben 80 000 Franken in barem Gelde, Renten und Aktien kurz gesagt
-
-
-
ein großes Vermögen. Das ist um so bemerkenswerter als die alte Frau ihren einzigen Sohn ein zweiter ist im Kriege gefallen zwang, Tag und Nacht bis zum Umsinken zu arbeiten, nur um die Miete für das Haus aufzubringen. Dabei hat die Frau, wie die Nachbarn bekunden, dauernd über diesen Sohn geschimpft, der nie ein schlechtes Wort über seine Mutter sagte. Auch dieser Fund und diese Tatsache aber sind nicht geeignet, das Dunkel, das über der schaurigen Tat liegt, zu erhellen,
Kopf gestellt hat, indem er sogar die alten Diener des Reiches und die eigenen Mitarbeiter seines Aufstieges beiseite gestoßen und hingerichtet hat? Ein entscheidendes Dementi wird uns von dem Staatssekretär Meißner gegeben. Er war bereits Kabinettschef des ersten Reichspräsidenten Ebert . Er ist es bei Hindenburg geblieben, und er ist jetzt bei Hitler in seinem Amte bestätigt worden. Dieser Meißner stellt also für sich allein das dar, was im deutschen Staate dauerdas wunderbare Zeugnis der ewigen Kraft der Bürokratie. haft bleibt. Er ist der Unbewegliche. Aber er ist vor allem Kabinettschef von Ebert, Hindenburg und Hitler , welche Kraftanstrengung! Er ist der König der Kabinettschefs! Der Kaiser Hitler ist nicht solide. Meißner ist unbeweglich. Er verkörpert Deutschland .
Das freudige Ja
Die ,, Nützlichkeit des Krieges"
Berlin , 7. August. ( Inpreß.) Das Organ des Natio= nalistischen Frontkämpferbundes, der„ Stahlhelm", schreibt zum 20. Jahrestag des Weltkriegsbeginns, der Krieg sei weder ein Verbrechen noch ein Abenteuer, sondern das Werf der göttlichen Vorsehung. Kriege würden trotz aller menschlichen Anstrengungen immer wieder ausbrechen, sie seien dazu bestimmt, den Wert der Persönlichkeit und eines Wolfes zu beweisen und neue Wege für eine neue Zeit zu schaffen. Das Blatt spricht dann von der„ Nüßlichkeit des letzten Krieges" und betont, daß vor Ausbruch der Feindseligkeiten die Arbeiter sich dem Staat entfremdet hätten und daß es ohne Krieg unmöglich gewesen sei, die Trennung des Arbeiters von der Volksgemeinschaft zu verhin dern. Der„ Stahlhelm" ist der Auffassung, daß der Weltkrieg nicht die letzte Prüfung der europäischen Völker ge= wesen sei.„ Wir sind bereit, den Befehlen des Schicksals in Zukunft genau so stolz und freudig mit„ Ja“ zu antworten, wie wir es vor zwanzig Jahren getan haben."
Vorbereitung der ,, Wahl"
Breslau , 5. Aug. Ein Bauer und zwei Angestellte wurden durch die Geheime Staatspolizei verhaftet, weil sie die lokalen Führer der Deutschen Arbeitsfront fritisiert hatten.
Große Explosion
Der Tod Hindenburgs und der Staatsstreich Hitlers haben lichkeit auf sich gelenkt, daß man einen neuen Streich Göbegreiflicherweise derartig die Aufmertiamfeit der Deffentrings übersehen hat. Herr Göring hat es nämlich für not wendig gefunden, dem Oberst von Hindenburg sein Beileid wenden, sondern eigentlich wäre sogar ein Beileidstelegramm auszusprechen. An sich wäre dagegen nicht nur nichts einzuGörings eine Selbstverständlichkeit. Aber Göring hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst bei einer solchen Gelegenheit alle anderen zu übertrumpfen. Er sandte nämlich dem Obersten von Hindenburg nicht ein Beileidstelegramm, sondern gleich zwei.
In dem ersten langen Telegramm feierte er den General feldmarschall als„ einen der gewaltigsten Männer dieses Jahrhunderts, als einen Mann, der als Vorbild von Pflichttreue", aber nur nicht für Göring , dient. Und dann schreibt er:„ Mit mir trauert die deutsche Luftfahrt um einen verständnisvollen Förderer. Ich spreche Ihnen mein tiefstes Mitgefühl us. usw....
Das Telegramm ist gezeichnet:„ General Göring ". ein zweites an den gleichen Oberst von Hindenburg . Es be Aber dieses Telegramm genügte ihm nicht, und er sandte ginnt mit den Worten:„ Das preußische Staats und vor allem die preußische Landspolizei überministerium und die gesamte preußische Beamtenschaft mittelt Ihnen und Ihrer ganzen Familie durch mich das aufrichtigste Mitgefühl zu dem unersetzlichen Verlust. Der Generalfeldmarschall hat immer mit Stolz und Ueberzeugung betont usw. usw...." Dieses zweite Telegramm ist gezeichnet: Der preußische Ministerpräsident Göring .
Wir vermissen noch das dritte Telegramm Görings an Obersten von Hindenburg in seiner Eigenschaft als Reichsjägermeister!
Der Nachfolger
Neuer kommissarischer Polizeipräsident in Gleiwitz
Der bisherige stellvertretende Polizeipräsident von Berlin , Neubauer, ist zum kommissarischen Polizeipräsidenten von Gleiwit ernannt worden, während in Berlin Regierungsdirektor Bredow vom preußischen Innenministerium mit der stellvertretenden Wahrnehmung der Geschäfte des Polizeivizepräsidenten beauftragt wurde. Der Vorgänger war im Zuge der Aktion" des 30. Juni erschossen worden.
Am Montagnachmittag zerstörte eine gewaltige Explosion BRIEFKASTEM
große Teile der Fabrik der Gesellschaft für elektrotechnische Produkte von Yainville. Dabei wurden drei Arbeiter getötet Der Schaden wird auf eine Million Franken geschätzt.
In der Grube gefangen
Polnische Bergleute blockieren französische Kameraden
Ein unglaublicher Vorfall hat sich in der Mine de l'Escarpelle unweit von Bethune abgespielt. Mehrere polnische Bergarbeiter, die sich zu stark politisch betätigt hatten, wurden ausgewiesen. Die anderen polnischen Bergarbeiter, die in der Grube arbeiteten, versuchten nun einen Proteststreik zu inszenieren und die mit ihnen eingefahrenen französischen Arbeiter an der Aufnahme der Arbeit zu hindern. Als die Franzosen sich nicht sofort einverstanden erklärten, blockierten die Polen den Ausgang und schnitten den im Schacht Befindlichen die Luft und den elektrischen Strom ab. Einige der französischen Arbeiter versuchten aus der Tiefe von 300 Meter an den Rettungsleitern wieder das Tageslicht zu erreichen. Anderen gelang es trotz der Dunkelheit den Nachbarschacht zu erreichen und sich so in Sicherheit zu bringen. Montag mittag um 2 Uhr versuchten ein Obersteiger, 2 Steiger und der Werkführer in den Schacht hinunterzufahren. 20 Minuten später gelang es dem Werkführer der Werkleitung mitzuteilen, daß er der Gefangene der Streikenden sei. Trotz starken Polizeiaufgebots versuchte der Grubendirektor gütlich mit den Polen zu verhandeln. Aber auch das war erfolglos. Am Dienstag früh war die Situation noch unverändert. In dem Schacht sind etwa 200 Grubenarbeiter eingeschlossen, die ohne Licht, ohne Wasser und ohne Lebensmittel sind. Das Telefon ist abgeschnitten und auch der Förderkorb ist nicht mehr in Funktion. Der Schachteingang wird von Militär bewacht. Das Publikum drängt sich an den Snerrgittern.
Befreit
Dienstag abend ist der Konflikt beigelegt worden. Ein Sekretär des Bergarbeiterverbandes stieg in den Schacht hinab, und es gelang ihm, den Polen Vernunft beizubringen und sie zur Einstellung ihres Widerstandes zu bewegen. Als die Bergleute die Grube verließen, sah die inzwischen herbeigeströmte Menge von jeder Kundgebung ab. Die französischen Arbeiter sind gleichzeitig mit den Polen ausgefahren. Die Lösung des Konfliktes ist von der Bevölkerung mit Befriedigung aufgenommen worden.
Strasbourg à la Marche
Der Wettmarsch Paris- Straßburg, der jedes Jahr zum Austrag kommt, brachte die ersten Teilnehmer am Samstag nach Straßburg . Insgesamt bewältigten 28 Teilnehmer die über 550 Kilometer lange Strecke. Erster wurde der Russe Jouchkoff in 74,08 Stunden. Zweiter wurde Cheminant, dritter der Elsässer Romens, der Vorjahrssieger. Er brauchte 75,03 Stunden. Eine große Menschenmenge begrüßte die ersten Geher in Straßburg am Kleberplatz. Die Begrüßung der am Sonntag eingetroffenen Sportler fiel etwas dürftiger aus, was vom Publikum sehr unangenehm vermerkt wurde, schließlich ist doch auch die Leistung der anderen Geher, die die ganze Strecke durchhielten, sehr hoch einzuschätzen. E. D.
Association des Emigrés Israélites d'Allemagne en France
Freitag, den 10. August, 19 Uhr, Sabbatgottesdienst für deutsche Emigranten im Betsaal ,, Chez Cohn", 17, Rue Béranger( Metro Republique) in Paris . Deutsche Predigt. Jedermann willkommen
-
Deutscher Pfarrer in der Schweiz . Sie schreiben uns: In Nr. 179 Ihrer Zeitung vom 5./6. August steht ein Artikel Hindenburg rief nach Christus", den ich vollinhaltlich billige. Nur enthält er eine gewisse Unklarheit hinsichtlich des Begriffes„ lettes Wort Hindenburgs". Es klingt so, als habe Hindenburg noch in der letzten Zeit diesen Appell an Müller gerichtet. Dieses Wort„ Sorgen Sie usw." fiel im Oktober vorigen Jahres bei der ersten( und letzten!) Zusammenkunft Hindenburgs mit Müller. Müller hat da ven am 27. Oftober 1933 bei der berühmten Reichstagung der Deutschen Christen selbst Mitteilung gemacht( wo er u. a. auch sagte:„ Ich und Hossenfelder sind unzertrennlich"; ein paar Tage darauf gab er ihn preis, infolge eines Ausbruches von Nibelungentreue"! Vergl. Sie dazu„ Evangelium im Dritten Reich " vom 5. November 1933). Es war ein offenes Geheimnis, daß Hindenburg lieber Bodelschwingh an der Spitze der DEK. gesehen hätte. Sein Brief an Hitler vom 30. Juni 1933 sollte eine moralische Unterstützung der Bekenntnistreuen sein. Die Wut unter den " Deutschen Christen " war damals groß. Aber es wurde dann doch bei der„ Wahl" vom 23. 7. ein„ Sieg" der Deutschen Christen ' daraus gemacht und mit vielen andern war auch Hindenburg de Düpierte. Er hat sich dann lang geweigert, Müller diesen un fähigsten evangelischen Kirchenmann seit der Reformation- zu emp fangen. Als er ihn unter Druck im Oktober doch empfing sagte er das bekannte Wort zu ihm:„ Sorgen Sie dafür, da Christus in Deutschland gepredigt wird." Das sagte genug. Es wa eine Ohrfeige für Müller. Seit der Zeit hat Hindenburg dies Kreatur Hitlers nicht mehr sehen wollen. Neugierig bin ich, ob Müller Hindenburg beerdigen wird. Wenn ja, dann genau so gegen dessen Willen, wie die Beiseßung in Tannenberg gegen den Willen der Familie Hs. erfolgt. Aber möglich ist ja heute alles."
-
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Biz in Dub meiler; für Inserate: Etto Kuhn in Eaerbrüden. Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volfsstimme GmbH., Saarbrüden& Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrüden.
-
WESTLAND
Unabhängige deutsche Wochenzeitung
erscheint in Saarbrücken jeden Freitag. " Westland" behandelt in unparteiischer Weise politische, kulturelle und wirt schaftliche Fragen. Besondere Aufs merksamkeit widmet es der deutschen Entwicklung. Die nationalsozialistische revolutionäre Uebergangszeit will es begreifen und nicht bejammern helfen Deshalb späht, Westland" nicht ,, Angriffspunkte" aus, sondern sucht ein umfassendes Bild zu geben. Es wendet sich an den selbständig denkenden Leser, der mit ihm die Wahrheit für die schärfste Waffe des politischen Kampfes hält.