Briands Freundin gestorben
Dieser Tage ist in einem kleinen Dorf der Normandie Jeanne Nauteau, die Lebensgefährtin Briands, gestorben, Sie hatte nach dem Tode des großen Staatsmannes einsam und verlassen gelebt, in stetem Kampfe mit den Erben Briands, die sich weigerten, die ihr von Briand zugesicherte Rente auszuzahlen.
Die Lebensgeschichte dieser Frau ist eng verwachsen mit der Laufbahn des berühmten Politikers Briand . Sie, die Tochter eines Großindustriellen und Gattin eines Ingenieurs, hatte im Alter von 20 Jahren in St. Nazaire , ihrer Vaterstadt, den Studenten der Rechte, Aristide Briand , kennen gelernt. Das enge Freundschaftsverhältnis der beiden wuchs in den Augen der Bürger der kleinen Stadt bald zum öffentlichen Aerger aus und man verfolgte Briand auch mit den Gerichten. Aber Jeanne verließ ihren Gatten, das behagliche Leben des Wohlstandes, und folgte dem armen Studenten nach Paris . In seinen schweren Jahren, wo er um den Erfolg rang, war sie ihm stets die unerläßliche Hilfe. Als Briand 1906 zum erstenmal Minister wurde, blieb Jeanne weiter an seiner Seite.
Neben den großen Ereignissen, an denen Briand aktiv beteiligt war, lebte seine Liebe zu Jeanne Nauteau wie ein zartes Idyll. Eine Haarlocke der Geliebten, die Briand stets auf seinem Herzen trug, wurde auf seinen Wunsch mit seiner sterblichen Hülle eingeäschert.
Die erste Frau, die als Pilotin eines Verkehrsflugzeuges angestellt ist und auf der Linie London - Paris Dienst tut, ist Amy Mollison . Sie ist mit einem Flugzeug der Luftverkehrsgesellschaft ,, Hillman" Donnerstag morgen im Flughafen Le Bourget bei Paris mit acht Passagieren gelandet. Amy Mollison ist eine bekannte Fliegerin, sie hat den Atlan tischen Ozean im Flugzeug überquert; sie hat den Weltrekord auf der Fahrt England- Australien geschlagen und sie hat ihre Stellung bei der Flugverkehrsgesellschaft angenommen, weil sie den dauernden Pilotendienst als bestes Trainingsmittel ansieht. Denn sie will demnächst wieder von London nach Melbourne fliegen.
,, Hallencourt"- enthüllt
Es gibt kein Rätsel Hallencourt mehr. Denn Donnerstag, gegen Morgen, hat der Stallknecht Hecht, der die Pferde des Herrn Ramella bei ihrer Ankunft in Maison- Lafitte in Empfang nahm und pflegte, den Behörden den Schwindel, der gemacht worden war, aufgedeckt. Und Herr André Mary, der ja als Besitzer von Hallencourt auf der Rennliste figurierte und selbst als Jockey geritten sein sollte, gestand, was geschehen war.
Die ganze Geschichte wurde im sonnigen Süden ausgeheckt. Herr Mary, ein hübscher, junger, eleganter Mensch, ist so reich, daß er ganz seinen Neigungen leben kann. Und diese Neigungen galten in erster Linie jeder Art von Sport. Er bewegte sich mit Vorliebe in Sportkreisen und verkehrte gern mit solchen, die den Sport zum Beruf erwählt hatten. So war er entzückt, als ihm eines Tages der Fußballspieler Villaplane vorschlug, doch ein Pferd zu kaufen und es im Rennen laufen zu lassen. Das war doch etwas Exklusives! Nun gibt es gewisse Kreise, die, wie andere von Ruhm träumen, sich an Kombinationen berauschen. Zu diesen Kreisen gehörte auch Mary, dem es das Natürlichste von der Welt schien, als seine Freunde" ihm den Kauf von Hallencourt vorschlagen, der unbedingt gewinnen müsse. Er bedachte nicht, daß der Schwindel, den seine Freunde inszenierten, ihn ins Gefängnis bringen mußte. Diese Freunde machten ihm klar, daß es das Natürlichste von der Welt wäre, wenn ein junger, etwas snobistischer Mann selbst den Jockey spiele. Und dieser Jockey könnte ja dann ein x- beliebiges Pferd unter dem Namen Hallencourt reiten. Mary ging auf den Vorschlag ein.
Die Schwindler aber hatten im letzten Augenblick Angst, daß Mary, der ja noch niemals Jockey gewesen war, die Sache vielleicht verpatzen könnte. Und so tauschten sie nicht nur das Pferd, sondern auch den Jockey aus. Ramella, der Hauptbeteiligte an dem Schwindel, ein gewandter Jockey, wurde in die gleichen Farben wie Mary gekleidet und er verbarg sich im Pferdestall; als nun die Nummer für Hallencourt gezogen wurde, ging zwar der Jockey Mary in den Stall hinein, um sein Pferd zu holen, aber mit dem Pferd auf der Bahn erschien der Jockey Ramella. Er gewann und brachte sein Pferd in den Stall zurück. Mary aber hatte einen Dauerlauf um die Ställe gemacht und er erschien nun atemlos, wie ein Jockey, der tatsächlich geritten war, vor den Rennbehörden. Nur dadurch, daß Mary sportbegeistert, unerfahren und snobistisch war, konnten die Betrüger ihren Coup mit solcher Sicherheit starten und viele Hunderttausende einheimsen. Jetzt aber werden sie ihre verdiente Strafe bekommen.
Krebs heilbar
Eine sensationelle Entdeckung
Die furchtbarste Geißel der Menschheit ist der Krebs. In Frankreich allein sterben alljährlich 40 000 Menschen an dieser entsetzlichen Krankheit, um deren Bekämpfung sich die größten medizinischen und naturwissenschaftlichen Gelehrten bisher vergeblich bemühten. Jetzt kommt aus Brasilien die Kunde, daß es dem Physiologieprofessor A zorio de Almeida, der auch in Frankreich kein Unbekannter ist und auch schon an der Sorbonne gelesen hat, gelungen ist, nach jahrelangen Forschungen und Versuchen ein Mittel zu entdecken, das den Krebs heilt und das allen bisherigen Heilmethoden entgegengesetzt ist.
Krebsgewebe, das nämlich, dies ist die Entdeckung von Almeida, Sauerstoff unter Druck ausgesetzt wird, wird vollkommen zerstört. Krebszellen der kleinsten Lebewesen werden bei Anwendung dieser Methode gleichfalls völlig vernichtet. Auf dieser Grundlage beruht die Heilmethode Professor Almeidas.
Paul Bert hatte früher bewiesen, daß kein Lebewesen in einer unter Druck gesetzten Sauerstoffatmosphäre leben könne. Almeida gebührt das Verdienst, entdeckt zu haben, daß unter gewissen veränderten Lebensbedingungen Mensch
Nr. 33 soeben erschienen
PREIS 3 FRANCS
AUS DEM INHALT:
Die Wochs
Eln katholischer Appell Der Goff, der immer noch Eisen wachsen lässt
Die Pöpelelen des Herrn Laserstein ** Die Rebellion der Stimmen zähler
Urkunden- Fälschung
Das Testament Adolf Hitlers WILLSON WOODSIDE: Eine Welt gegen uns
ERICH ANDERMANN: Japan zwischen Mikado und Marx Walther Rode
Literatur
Miniaturen
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BRIEFKASTEN
Fröhlich Pfalz." Ihnen verdanken wir einen Aufsatz aus der Pirmasenser Zeitung" vom 16. August, der so schön ist, daß man ihn wörtlich genießen muß:„ Seitdem Reichskanzler Adolf Hitler die Geschicke des Reiches lenkt, ist Sicherheit und ruhige Entwicklung. an die Stelle von Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichem Niedergang getreten. Nur allzu schnell vergißt unsere raschlebige Zeit, wie es vordem war. Wer z. B. nur etwas über zehn Jahre in Zeitungss bänden zurückschlägt, kann sich vom Aufstieg unserer Tage eindrucksvoll überzeugen. Es waren die Tage der Inflation, die damals das deutsche Volk bedrückten. Im Monat Oktober des Jahres 1923 machten z. B. die Freie Bauernschaft und der Pfälzer Bauernbund bekannt, daß ein Liter Vollmilch ab Stall 410 Millionen Mark kostete. In der Grenzstadt Zweibrüden fosteten damals ein Paar Wecke 6 Millionen Mark, drei Pfund Freibrot 70 Millionen, zwei Pfund Markenbrot 18 Millionen, ein Pfund Brotmehl 9 Millionen. Die Papiermark sant aber immer mehr. Bereits am 22. Oktober betrug der Preis für drei Pfund Brot 350 Millionen Mark, für ein Pfund Brotmehl 110 Millionen. Das städtische Versicherungsamt Zweibrücken hatte am 1. Oktober 1923 den Ortslohn für Männer über 21 Jahre auf 144 Millionen täglich festgesetzt. Die Kaminkehrlöhne betrugen bei einem einstöckigen Gebäude 800 Millionen, für jedes weitere Stockwerk 400 Millionen mehr. In der Ablesezeit vom 6. bis 10. Oktober war für eine Kilowattstunde Lichtstrom der Betrag von 40 Millionen Mark an die städtische Elektrizitätss versorgung zu entrichten. Am 11. Oktober kostete ein Liter Bier 64 Millionen, Exportbier sogar 80 Millionen Mark. Später ging es noch in die Milliarden und Billionen, ein möbliertes Zimmer 1. Klasse war im Oktober mit 80 Milliarden zu bezahlen. Wer sich diese Zustände ins Gedächtnis zurückruft, erkennt erst die Großtat des Führers, der mit starker Hand das Reich vom Abgrund zurückgerinen hat und mit allen Kräften verhindert, daß solche Zeiten jemals wiederkehren."
Die Beendigung der Inflation ist also die einzige Großtat", die man dem Führer" andichten kann. Jeder Jdiot könnte wissen, daß die Stabilisierung der Mart neun Jahre vor der Machtergreifung Hitlers erfolgt ist. Er hat damals durch seinen verrückten Bürgerbräukeller- Putsch alles getan, um die deutsche Wirtschaft und die deutsche Reichseinheit vollkommen zu vernichten, und jetzt steuert
,, Deutschen er mit Volldampf in eine neue Inflation hinein. „ Saarländische Leserin." Sie übersenden uns, leider sehr verFreiheit" spätet, eine Seite des Naziblattes von Raiserslautern mit einem Vortrage eines Pg. Dietrich. Der Mann ließ sich also vernehmen: " Dabei ist festzustellen, daß wir Nationalsozia listen das deutsche Volt erst zu Rritif erzogen haben. Aber diese Kritik soll nicht in solch unsachlicher und unzweckmäßiger Weise geübt werden, wie dies heute geschieht. Jede Kritik, die nicht an der richtigen Stelle angebracht wird, ist Verrat am Nationalsozialismus. Jeder Konjunkturpolitiker und jeder, der glaubt, innerhalb der NSDA P. Opposition treiben zu können, möge fich das Schicksal eines Ernst Röhm vor Augen halten." Demnach: Kritik ist notwendig. Wer aber kritisiert, wird er schossen.
und Tier sehr wohl in solcher Atmosphäre leben können. Und das Wunder dabei ist, daß der unter Druck gesetzte Sauerstoff dann die Krebsgewebe gänzlich zerstört, ohne die anderen Zellen des Organismus auch nur im geringsten anzugreifen.
Seit zwei Jahren beschäftigt sich Almeida mit den Versuchen in dieser Richtung und sie sind immer geglückt. Jetzt ist er dazu übergegangen, seine Methode auch bei Menschen anzuwenden. Der Erfolg war in jedem Falle die Zerstörung des Krebsgewebes; es blieb nur eine blutende Höhlung übrig.b
Man braucht wohl nicht erst die ungeheure Wichtigkeit dieser Entdeckung zu unterstreichen angesichts der Tatsache, welches Unglück diese schreckliche Krankheit schon über die Welt gebracht hat, die jetzt hoffentlich dank des Professors Almeida ihre Schrecken verlieren dürfte.
Westfale. Sie teilen uns mit, daß die Bezirkspolizei von Arns berg eine Sonderverordnung herausgegeben hat, in der allen jüdischen Jugendorganisationen verboten wird, zu„ jagen, zu marschieren und zu kampieren". Auch das Tragen von Uniformen und das Mitführen von Fahnen und Wimpeln wurde den jüdischen Jugendorganisationen unter Androhung von Strafen verboten. Gestattet wurde ihnen lediglich sportliche Betätigung in geschlossenen Räumen. Von dieser Verfügung wurden etwa 1000 jüdische Jugendliche betroffen.
Englischer Protest gegen den Nazi- Terror
Ein Brief an die„ Times"
J. H. Die Leser der„ DF." kennen den jüngsten Appell der ,, Times", die am 11. August schrieb:„ Nichts wäre geeigneter, der Reichsregierung die Schäßung des Auslandes, die sie verwirkt hat, zurückzugewinnen, als die Preisgabe oder Milderung der scheußlichen Methoden, die sie zur Unterdrückung politischer Diskussion und zur Bestrafung politischer Gegner anwendet." Dieser Saz veranlaßte die Gattin des rumä= nischen Diplomaten Fürst Anton Bibesco zu einem Brief an die„ Times", der am 16. August veröffentlicht wurde. Eli zabeth Bibesco ist eine Tochter von Lord Orford und Asquith , des ehemaligen britischen Premierministers Asquith und Führers der Liberalen Partei, selbst eine befannte Schriftstellerin und eine der angesehensten Damen der englischen Gesellschaft.
Wenn die„ Times" die Unterdrückung politischer Diskussion und die Bestrafung politischer Gegner erwähnt, so müßten schreibt Elizabeth Bibesco - dem Wort politisch" noch die Worte„ religiös" und geistig" hinzugefügt werden: „ Die Weltmeinung und nur die Weltmeinung kann den nötigen Druck ausüben. Der Mobilisierung öffentlicher Empörung stehen zwei Hindernisse entgegen: die moralische Faulheit derjenigen, die nicht aufgerüttelt werden wollen,
und die ganz natürliche Unfähigkeit jedes normalen an: ständigen Menschen, an die Auferstehung mittelalterlicher Barbarei zu glauben.
Das Naziregime profitiert von der Tatsache, daß seine Grausamkeiten die Grenzen der Glaubhaftigkeit überschreiten. Wenn ich einzelne Fälle Beispiele, nicht Ausnahmen
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erwähne, so geschieht es, weil allgemein gehaltene Er Herr flärungen das Vorstellungsvermögen einlullen. Torgler bildet in der Regel für die politischen Führer eine Ausnahme, denn er ist vor Gericht gestellt und nebenbei- freigesprochen worden. Herrn Neubauer und Herrn Thälmann wurde dieses zweifelhafte Vorrecht nicht zuteil. Herr von Dietzky, der für den Friedens- Nobelpreis vorgeschlagen ist, wird in einem Konzentrationslager langsam zu Tode gemartert. Die Nachrichten über Herrn Ludwig Renn ( von Golßenau) sind erschreckend. Aber diese hervorragenden Männer brauchen dem englischen Publifum nicht vorgestellt zu werden. Der übliche Fall eines weniger bekannten Mannes wird Ihre Leser interessieren."
Elizabeth Bibesco berichtet dann ausführlich über Rechtsanwalt Litten, der( vgl. den Leitartikel„ Gefangene als Anfläger" in der„ DF." vom 18. August) entfeßlich mißhandelt, ven Staatsanwalt Mittelbach in das„ rettende" Gefängnis Moabit überführt, nach Bestrafung Mittelbachs ins Konzentrationslager zurückgeschafft wurde und seither verschwunden ist. Unter Anspielung auf die deutsche militäramtliche Ausdrucksweise während des Unterseebootfriegs schließt Eliza beth Bibesco mit dem Saße: Im Frieden hat Deutschland der. Wendung spurlos versenft" eine neue Bedeutung gegeben."
Für den Gefamtinhalt verantwortlich: Johann is in Dud. weiler; für Inferate: Etto Rubn in Saarbrüden. Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Bolfsstimme GmbH., Saarbrüden 8, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrüden.
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Fragen Sie in den Kiosken und Buchhandlungen nach. Falls die Broschüre am Ort nicht zu haben ist, liefert die Buchhandlung der ,, Volksstimme", Saarbrücken , Bahnhofstraße 32, gegen Voreinsendung von 3,90 französischen Franken auf das Postscheckkonto Saarbrücken Nr. 619 Verlag der ,, Volksstimme", Saarbrücken