off

Hitlerdeutschland hetzt auf dem Balkan   IN BRIEFKASTEN boltell

Die neue Außenpolitik- gegen Italien  

dan bilib Paris  , 27. Auguſt. Von unserem Rorrespondente n

Der mitteleuropäische Sonderberichterstatter" des Paris­Soir", der in seinem Blatte schon wiederholt Informationen geben konnte, die in die geheimen Hintergründe der natio­nalsozialistischen Politik Einblick gewährten, will aus angeb lich einwandfreier Quelle wissen, daß Deutschland   jetzt mit allen Mitteln auf dem Balkan   Berwicklungen herbeiführen will, um es so Italien   unmöglich zu machen, sich in die öster­reichische Politik einzumischen. 236 2

Der den Lesern der Deutschen Freiheit" schon bekannte Journali Charles Sicart fommt zunächst auf die Vorgeschichte des Wiener   Putsches zu sprechen. Am 15. Juli habe man in der Wilhelmstraße von dem deutschen   Gesandten in Wien  , Dr. Rieth ein Telegramm des Inhalts erhalten, daß Dollfuß   im Begriffe stehe, mit Mussolini   ein Abkommen zu schließen, auf Grund dessen sich Italien   verpflichte, Dester= reichs Unabhängigkeit zu schützen. Herr von Neurath habe sofort Hitler   hiervon in Kenntnis gesetzt, der unmittelbar einen außerordentlichen Kabinettsrat einberufen habe.

Dieser habe einmütig folgende Beschlüsse gefaßt: es sollten ergänzende Auskünfte von dem deutschen   Gesandten in Rom   angefordert und auch um den Preis eines Putsches, durch den Dollfuß gestürzt werden sollte, verhindert wer den, daß dieser seine Pläne weiter verfolge. Während der deutsche   Gesandte in Rom   seiner Regierung cusweichend geantwortet habe, habe der österreichische Ge­sandte beim Quirinal Rintelen seinen Berliner   Freunden Mitteilungen gemacht, die geeignet gewesen seien, die Be­deutung des von dem deutschen   Gesandten in Wien   erstat­

1ST mi le

H

teten Berichtes noch zu erhöhen. Durch Rintelen sei die Oberleitung der nationalsozialistischen Partei von der Lage unterrichtet worden, und Habicht und Frauenfeld   hätten angesichts der ernsten Situation gefordert, daß man sofort den Putsch unternehme, der erst für den Herbst geplant wor­den sei. Die Parteileitung habe ihre Forderung unterstützt, und ihre Entscheidung, die durchaus den Ansichten der Re­gierung entsprochen habe, habe Hitler   plöglich vor die blu­figen Ereignisse des 25. Juli gestellt.

Uebrigens habe der Führer den Putschplan genau gekannt, nur daß seine Urheber sich für den Erfolg verbürgt hätten. Das übrige fenne man ja.

Mit Recht oder Unrecht das lasse sich schwer abschätzen meine die Naziregierung, daß die Begegnung des Bundes­fanzlers Schuschniga mit Mussolini   in Florenz   Deutschland  vor eine Situation stelle, die der entspreche, die zu dem Putsch am 25. Juli Anlaß gegeben habe. Die deutsche Diplo­matie, gegenwärtig unter dem Bann der italienischen   Gefahr stehend, halte diese Begegnung für ungeheuer bedeutungs­voll in militärischer und politischer Beziehung. Aber die Or ganisierung eines neuen Putsches sei, ohne von den Gefahren zu sprechen, ein Werk, das langer Borbereitung bedürfe, Darum werde Deutschlands   Tätigkeit vorläufig vor allem diplomatisch sein. Sie werde darin bestehen und der Kor­respondent erklärt, daß er das aus bester Quelle wisse Italien   von Defterreich infolge von Verwicklungen auf dem Balkan   abzulenten zu versuchen. Man beabsichtige nach Bel= grad einen außerordentlichen Gesandten zu schicken, und man nenne hierfür den Namen des Herrn von Ribbentropp.

Unruhe zwischen Italien   und Serbien   zu stiften, mit allen möglichen Mitteln die Bildung der Einigkeit auf dem Bal­fan zu verhindern, das seien die unmittelbaren Ziele der deutschen   Diplomatie in Osteuropa  .

Hitler- Deutschland und die Juden

Die jüdische Weltkonferenz

Am Donnerstag ist in Genf   in später Abendstunde die dritte jüdische Weltkonferenz zu Ende ge= gangen. Trotz der Wichtigkeit anderer Fragen, hat die Frage des Boyfottes im Mittelpunkt der Beratungen ge­standen. Dr. Goldmann begründete in seiner Schlußrede die­ses Vorwiegen vor allem damit, daß, wenn auch vielleicht die rein wirtschaftliche Lage der Juden in Polen   oder in Rußland   noch schlimmer sei als die in Deutschland  , hier zum erstenmal ein Angriff auf die jüdische Ehre vor­liege, wodurch der Nationalsozialismus   zum ausgesprochenen Erbfeind werde, dessen wirtschaftliche Schwächung das Juden­tum seiner Selbstachtung schuldig sei. Im zweiten Teil der gefaßten Resolution, der das Bedauern darüber ausspricht, daß troß dem Boykott sich im vergangenen Jahr die Ein fuhr deutscher   Waren nach Palästina ver­mehrt hat und daher die neue Erefutive mit einer Inter­vention bei den zuständigen zionistischen   und palästinensischen Instanzen beauftragt, fommt eine Meinungsdifferenz zwi= schen den Diasporajuden und den Palästinajuden zum Aus­druck. Diese letteren vertreten die Auffassung, daß das zwi­schen der Deutschen Reichsbank und der Regierung von Palä­stina getroffene Transfer- Abkommen bei der Auswanderung

Pariser Berichte ,, Fest der Hütten in St. Germain  

Ein altes Fest, das ,, Fest der Hütten", begann am Sonntag in dem lieblichen Ort Saint Germain   dicht bei Paris  . Das Fest ist viele hunderte von Jahren alt. Ehemals standen in Saint Germain   kleine Holzhütten, die einem, königlichen Schloß und einer Kapelle bei Antritt der Herrschaft der Kapetinger weichen mußten. 1346 zerstörten die Engländer Schloß und Kapelle. Die Kirche war Saint Fiacre geweiht. Unter Louis XIII.   erbat ein Edelmann die Erlaubnis, da, wo die Kirche vestanden hatte, ein Holzhütte zu errichten und dort als Eremit zu leben. Diese Erlaubnis wurde gegeben. Der Edelmann gelangte bald in den Ruf großer Heiligkeit, und es setzte eine wahre Völkerwanderung nach seiner Holz­hütte in Saint Germain ein. Ein religiöser Orden wollte das für sich ausnutzen, und der Heilige" trat an ihn seine Be­hausung ab. Nun kam für den Orden ein glückliches Kon­junkturereignis dazu: Anna von Oesterreich  , die Gattin Lud­ wig XIII.   genas eines Knaben, und zum Dank stiftete sie dem Orden statt der Hütte ein Kloster und eine Kirche. Und einige Jahre später, 1652, fand zum ersten Male das ,, Fest der Hütten", die Messe von Saint Fiacre  , statt.

Dieses alte ländliche Fest ist nun ein Jahrmarkt. Die gleichen Jahrmarktsbuden die in Neuilly   oder an anderen Marktplätzen zu sehen sind, sind nun in Saint Germain auf­gebaut. D... Hintergrund des lustigen Markttreibens bildet der prachtvolle Wald von Saint Germain. Das Fest selbst aber hat seinen alte Charakter bewahrt, und wie ehemals im siebzehnten Jahrhundert, so essen auch die Franzosen des 20. Jahrhunderts das am Spieße gebratene traditionelle Huhn mit feinen Kräutern.

Eine deutsche Granate tötete ihn

Am 2. September dieses Jahres wird in Taintrux in den Vogesen   ein Denkinal zu Ehren des Großrabbiners Abranam Bloch eingeheit werden, der am 29. August 1914 unter er­schütternden Umständen im Kriege fiel. Die französischen  Behörden hatten in aller Eile eine Scheune als Kriegslazarett eingerichtet. Die Feutschen rückten vor und gaben auch auf diese Scheune Feuer. Die Verwundeten sollten daher, so rasch es ging, aus der Scheune abtransportiert werden. Einer von ihnen war in besonders bedenklichen Zustande. Er bat den Großrabbiner von Lyon  , Abraham Bloch, den er für einen katholischen Geistlichen hielt, ihm doch ein Kruzifix zu reichen, damit er es noch einmal küssen könnte. Bloch be

Tos

nach diesem Land zu dessen Aufbau nüßliche Dienste leiste, selbst wenn es sich in der Einfuhr deutscher   Waren äußert. Dafür haben die in der Diaspora lebenden Juden aber weni­ger Verständnis. Die endgültige Fassung der Resolution be­deutet einen Sieg diefer letteren Richtung, da nun versucht werden soll, für die jüdische Auswanderung aus Deutschland  nach Palästina eine Lösung zu finden, die mit der all­gemeinen Boykottbewegung im Einklang steht.

In der Schlußsißung sprachen nochmals zahlreiche Dele­gierte, darunter der Neuyorker Rabb.ner Wise und der ita­ lienische   Rabbiner Sacerdoti über den Weltkongreß. Wise feierte die erreichte Einberufung des Kongresses, während Sacerdoti darauf hinwies, daß nach den während der Kon­ferenz gehörten Reden die Zustimmung zur Einberufung des Kongresses selbstverständliche Pflicht der Teilnehmer ge­wesen sei. Der Vorsitzende des jüdischen Komitees in Paris  , Goldmann, der auch zum Leiter der Vorbereitungs­arbeiten des Kongresses ernannt wurde, schloß die Konferenz in der Hoffnung, daß auch die zahlreichen abseits stehenden jüdischen Organisationen auf dem Kongreß im nächsten Jahre vertreten sein werden.

eilte sich, den Wunsch des Sterbenden zu erfüllen. In dem Augenblick aber, wo sich die Lippen des Dahinscheidenden dem Kruzifix näherten, explodierte eine deutsche Granute neben dem Großrabbiner und tötete diesen. Nun soll das Denkmal, bei dessen Einweihung die Vertreter alley Kon­fessionen zugegen sein werden, künftigen Generationen Kunde geben, von dieser vornehmen Handlung des Coẞ­rabbiners.

Association des Emigrés Israélites d'Allemagne en France

Mittwoch, 29. August, 21 Uhr, geselliges Beisammensein im Vereinslokal ,, Chez Cohn", 17 Rue Béranger( Métro République), in Paris  . Eintritt frei. Gäste willkommen. Wir machen darauf aufmerksam, daß die Ausgabe der Teil­nehmerkarten für den Gottesdienst an den hohen Feiertagen bei dieser Gelegenheit stattfindet.

Freitag, den 31. August, 19 Uhr im Betsaal ,, Chez Cohn", 17 Rue Béranger( Métro République) in Paris   Sabbath­gottesdienst mit deutscher   Predigt. Jedermann willkommen.

Früher Ludwigshafen  . Ihnen haben zuverlässige Freunde u. geschrieben:" In Ludwigshafen  , Pirmasens   und Kaiserslauteri wurde ein starker Druck ausgeübt zwecks Einreihung der Arbeits losen in die Landhilfe. Denjenigen, die geeignet erschienen, wurde einfach die Unterstüßung entzogen. Die Arbeitsämter haben einen ständigen Kampf mit den zahlreichen Leuten, die die Landhilfe nicht aushalten und ausreißen. In Pirmasens   wurden Frauen und Mädchen auf ein Auto geladen und draußen auf dem Land angeboten wie früher die Sklaven. Soweit Einstellungen erfolgten, sind eben­falls, die meisten wieder in die Stadt zurückgekehrt. Die städtischen Arbeiter können sich nicht in die in den meisten Fällen vorliegenden primitiven Verhältnisse auf dem Land fügen und die geringe Ent­schädigung bietet keinen Anreiz." Aus anderen Landesteilen tommen ähnliche Berichte.

Berliner   Range. Einem Freundesbriefe an Sie entnehmen wir: " Im allgemeinen ist der Einfluß der NSBO. sehr gering, und die ernannten Vertrauensräte genießen feinerlei Vertrauen. Soweit überhaupt Gewerkschaftler mit ihnen in Verbindung treten, geschieht es, um sie zur Abstellung von Mißständen oder zu Forderungen an den Unternehmer aufzufordern. Es ist unter den Arbeitern eine immer wiederkehrende Redensart, die früheren Betriebsräte waren doch andere Kerle. Betriebsversammlungen oder andere Veranstal tungen weisen nur dann einen guten Besuch auf, wenn ein Zwang ausgeübt wird."- Von überall her hören wir, daß das Ansehen der als freie Gewerkschaftler und Sozialdemokraten bekannten Arbeiter sehr gestiegen ist.

Alter Afrikaner. Mit Interesse haben wir gelesen, daß Sie auf Ihrer jüngsten Reise an Häuptlingswahlen bei Eingeborenen am oberen Kongo teilgenommen haben. Nach den Grundsäßen der ver­edelten Demokratie, war auch dort nur ein einziger Kandidat aus­gestellt. Die Opposition war so westeuropäisch rückständig, daß sie sich dadurch benachteiligt glaubte. Ihrer Wut der Ewiggestrigen gab sie dadurch Ausdruck, daß sie auf die als Stimmzettel benutzten Palmen­blätter auf Kongonegerisch Bemerkungen krizelte, wie Schneidet ihm die Gurgel ab!- Hängt ihn auf! Dein Kopf wird rollen!- Schiebung und Erbschleicherei!- Heraus mit den geraubten Mil­lionen!- Der Galgen wartet! Die Ermordeten ziehen Dich nach! Gib uns Brot, sonst wirst Du tot!"- Die Krieger des Stammes haben die so beschmierten Palmenblätter vernichtet, damit das Auge des erhabenen Häuptlings, des Lieblings der Götter, nicht beleidigt und seine Seele nicht bekümmert werde durch den Mangel an Liebe so vieler unwürdiger Stammesgenossen.

-

-

--

,, Deutsche Freiheit"

Abonnementspreise:

Amerika Argentinien Belgien Dänemark

England Frankreich

Holland Italien

Luxemburg Neubelgien

( Eupen- Malmedy  ) Oesterreich  

im Zustell Monat gebühr

1,- 0,50

13

Dollar

Peso

3,-1,-

belg. Fr. 15,- 5,30

Kr.

3,70 2,30

sh

4,-1,10

fr. Fr. 12,3,75 fl. 1,50 0,40 Lire 10, 5,- belg. Fr. 15,- 5,30 belg. Fr. 12, 5,30

( verboten)

-

sh   4,-1,10

( verboten)

-

Lei 90,-30,

Rubel

1,

-

Palästina Polen Rumänien Rußland Saargebiet Schweden Schweiz Spanien Tschechoslowakei Kr. 30,-5,50

fr. Fr.

12,-7,50

Kr. schw. Fr. Peseta

2,60 1,70

2,40 0,80

6,2,-

Bei Zusendung unter Kreuzband durch die Post sind die Portogebühren vom Besteller mit dem Abonnementsbetrag zu entrichten

Für den Gefamtinhalt verantwortlich: Johann Biz in Dud­ weiler  ; für Inferate: Cito Kuhn in Saerbrüden. Rotationsdruc und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden 3, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrücken.

-

Die interessanteste Schrift des Tages:

портал

hob baalde

Hitler cast

Von KLAUS BREDOW  

Fragen Sie in den Kiosken und Buchhandlungen nach. Falls die Broschüre am Ort nicht zu haben ist, liefert die Buchhandlung der ,, Volksstimme", Saarbrücken  , Bahnhofstraße 32, gegen Voreinsendung von 3,90 französischen Franken aut das Postscheckkonto Saarbrücken Nr. 619 Verlag der ,, Volksstimme", Saarbrücken