Das Deuvre" bezeichnet den polnischen Schritt als
den Aufstand eines Landes gegen den Völkerbund, dem es überhaupt erst sein Bestehen verdanke. Es set der schwerste Schlag, den die Genfer Einrichtung bisher erhalten habe; denn selbst der Austritt Deutschlands sei in den Augen vieler verständlicher gewesen.
" Echo de Paris" schreibt u. a., man dürfe sicher sein, daß Bolen die volle Unterſtüßung Deutschlands genieße, das zwar in Genf alles aus den Minderheitenverträgen herausgeholt habe, was herauszuholen gewesen sei, das aber heute allea dem, einen Wunsche opfere, nämlich der französischen Bolitif einen Schlag zu versehen.
Le Tour" spricht von schwerwiegenden Auswirkungen des polnischen Schrittes. Roten habe eine Verpflichtung übernommen. die Marschall Pilsuditi mit einem Säbelhieb zerschlage. Die Frage sei ieht, ob man Volen vor den Haager Schiedsgerichtshof stelle. aegen deffen Urteil es feine Berufung gebe. Für das Blatt würde eine solche Maßnahme katastrophale Folaen haben. Denn Polen würde bestimmt verurteilt werden und dann dem Beispiel Deutschlands und Jonans folgen und aus dem Rölkerbund austreten. Man müsse sich deshalb fragen, ob die franzöfisch- sowietrussische Annäherung das Risiko einer so schweren Gefahr für den Frieden wert gewesen sei.
Der Petit Parisien" ist der Auffassung, daß Polen einen schweren Schlag gegen den Völkerkund geführt habe. Das Journal" ist eines der menigen Blätter, das volles Verständnis für die Haltung Polens hat, wenn es auch bedauert, daß man Frankreich nicht vorher in Kenntnis gesetzt habe.
Der Matin" wendet sich gegen die Kritiker der polnischen Haltung und betont, es sei eine der Eigentümlichfeiten von Genf , diejenigen, die hinter den Kulissen verhandelten, aufzufordern, sich in aller Oeffentlichkeit auszusprechen, und denjenigen, die offen ihre Meinung sagten, vorzuwerfen, warum sie ihre Angelegenheiten nicht hinter den Kulissen ins Reine gebracht hätten.
Widerhall in England
Den Berichterstattern der Presse in Genf zufolge soll dort durchweg der Eindruck bestehen, daß Polen das Minderheitenabkommen einseitig für aufgehoben erklärt habe. Doch scheint die polnische Abordnung dieser Auffassung entgegenzutreten durch die Erklärung, die Verwerfung des Abkommens sei nur bedingt und nicht absolut.
Den Standpunkt der britischen Abordnung dürfte eine Reutermeldung wiedergeben, in der es u. a. heißt: In Völkerbundskreisen werde Polens Vorgehen sehr ernst beurteilt, denn die Unterzeichnung des Minderheitenvertrages sei eine Vorbedingung für die Gewährung der polnischen Unabhängigkeit gewesen. Logischerweise fonnte die Haltung Becks zu einem völligen Bruch Polens mit dem Völkerbund führen; denn Polen habe durch seine Erklärung den Artikel 1 der Völkerbundssaßung verletzt, der alle Mitglieder zur Erfüllung ihrer internationalen Versprechungen ver pilichtet. Es wird weiter erklärt, Polen habe dadurch Sowjetrußland ein bedauerliches Beispiel gegeben.
Der Times- Vertreter in Genf bemerkt, die Sache sei ohne Vorgang in der Geschichte des Völkerbundes. Bezüglich der Rechte Polens , seine Verpflichtungen gegenüber dem Völkerbund einseitig zu fündigen, gebe es teine Meinungsverschiedenheiten.
In einer Meldung des Sonderforrespondenten des „ Daily Herald" heißt es, die Rede des polnischen Außenministers bedrohe den Völkerbund. Ein großer Teil des Völkerbundes mit anderen Minderheits"-Staaten würde vielleicht dem polnischen Beispiel folgen.
Der Sonderforrespondent des News Chronicle" glaubt, die Erklärungen Becks hingen teilweise mit dem bevorstehenden Eintritt Sowjetrußlands in den Völkerbund mit seinen zahllosen nationalen Minderheiten zusammen
Verfolgung jüdischer Jugend
Effen, 14. Sept. Die Staatspolizeistelle für den Regierungsbezirk Münster teilt mit, daß die staatspolizeiliche Anordnung vom 11. August dieses Jahres wie folgt abgeändert wird: Den jüdischen Jugendverbänden wird das öffentliche Tragen von einheitlicher Kleidung( Uniform, luft sowie eine etwaige einheitliche Ersatzkleidung), von Ausrüstungsstücken( Stoppel, Schulterriemen, Fahrtenmesser) sowie von Abzeichen, auch unter der Verdeckung durch zivile Kleidungsstücke( Mantel) verboten. Diese Abänderung tritt mit sofortiger Wirkung in Krajt
,, Morro Castle"
Der Kapitän des ,, President Cleveland" schwer belastet
DNB. Neuyort, 14 Sept. Im weiteren Verlaufe der Untersuchung der Katastrophe auf der Morro Castle" belasteten zwei weitere Offiziere des Schnelldampfers President Cleveland" den Kapitän dieses Schiffes ebenfalls schwer. Auch sie warfen ihm eine verspätete Absendung der Rettungsboote vor. Ein Matrose des President Cleveland" sagte aus, daß das Schiff 40 Minuten bis zu einer Stunde in der Nähe der Morro Castle" gelegen habe, aber in dieser Zeit kein Rettungsboot hinabgelassen worden sei. Als schließlich endlich ein Boot abgefahren sei. habe seine Besabung nicht einmal den Versuch gemacht, die brennende Morro Castle" zu besteigen, obwohl sich zu dieser Zeit mehrere Personen auf dem in Brand stehenden Dampferdeck befunden hätten. Ein Neuvorfer Polizist, der sich als Fahrgast auf der„ Morro Castle" befand, sagte aus, er habe seine Pistole auf einen Mann, offenbar ein Mitglied der Besabung des Unglüde schiffes, gerichtet als der Mann habe in ein Rettungsboot springen wollen. Er, der Polizist, habe dabei ausgerufen: Sie sind eine Leiche, falls Sie hinabspringen!" Weiter sagte er aus, als seine Frau in ein Rettungsboot hinabgelassen werden sollte, habe das Rettungsboot ihre Aufnahme verweigert. Seine Frau set darüber gestorben. Der Steward des Rauchzimmers, der den Brand entdeckte, erklärte, er habe, nachdem sich ein Fahrgast bei ihm wegen des Rauchgeruchs beschwert habe. in einem Schrank im Schreibzimmer Rauch bemerkt. Ein anderer Polizist, der ebenfalls als Fahrgast bei der„ Morro Castle" war, fand es unerklärlich, weshalb die Rettungsdampfer nicht die Morro Castle" umfreisten, obwohl sich zur Zeit etwa 150 Personen im Wasser befanden. Die Untersuchung eraab, daß sich in dem ersten der fünf Rettungsboote der Morro Castle" 92 Mann der Besabung und nur sechs Fahrgäste befanden.
D'e Reite der Leiche des Kapitäns der„ Morro Castle" sollen chemisch untersucht werden, um festzustellen, ob seir Tod in einer Vergiftung feine Ursache hat.
Der Tertilarbeiterstreit in den Vereinigten Staa: ten hat eine solche Zuspigung erfahren, daß Präsident Roose velt die Bereitstellung von Bundestruppen angeordnet hat.
Verbietet Hitler „ Mein Kampf "?
Der pazifistische Schwur vor den internationalen Diplomaten Fortfeßung von Seite 1.
befinden sich die gleichen Haß- und Vernichtungsdrohungen gegen Frankreich . Schon der Gedanke, daß Adolf Hitler aus außenpolitischen Erwägungen sein Buch zurückziehen oder in diesen entscheidenden Zeilen ändern könnte, ist absurd. Es ist
heute die Grundlage der nationalsozialistischen Weltanschau
ung in engster Verbindung mit der Rassenlehre. Es ist die Basis des" Wehrwillens" und der Ausbildung der Jugend, deren amtliche Lesebücher in ihrer kriegerischen Haltung nur Varianten von Mein Kampf " find, Kriegsfreundliche und friegsempfehlende Lehrstoffe gehen durch die Volksschule bis hinauf zu den Hochschulen. Lehrstühle für Wehrwissenschaft werden eingerichtet. Blut und Boden und Schwert: das ist die neue deutsche Drei- Einigkeit, von Hitler bestätigt und gewollt.
Vor uns liegt ein amtlich empfohlenes Leseheft, Serie:„ 3u Deutschlands Erneuerung". Hier lesen wir:
" So hoffen wir der Stunde Und denken an den Tag, Wo wir die verlorenen Lande Vom Feinde fordern zurück,
Und wo wir rächen die Schande"...( Heft 3) „ Und von Helden wird bald melden Wieder ein erstarktes Heer!
Junges Deutschland, reif zur Wehr!"( Heft 6) „ Und haben die Götter uns alle verlassen, Es ist uns doch einer geblieben...
Der Gott, der Eisen wachsen ließ!"( Heft 7) „ Wir brechen die Ketten, wir machen uns frei! Aufdämmert ein Tag uns der Rache..."( Heft 8) ,, Was ist uns Leben, uns Sterben wert; Deutsche Jugend, greif zum Schwert. Deutschland erwache, Deutschland steh auf.
Kampf um die Freiheit, nimm deinen Lauf!"( Heft 8) Die Kriegslieder der Hitlerjugend sind noch um einige Grade blutiger. Sie werden auf allen Wanderfahrten, mit dem Fahrtenmesser an der Seite, gesungen. Diese Hitlerjugend umfaßt heute nahezu 90 Prozent der gesamten deut schen Schuljugend. Die„ Götter" haben sie verlassen, aber es ist ihnen doch der eine geblieben, Adolf Hitler , der ihnen den Geist, das Wort und das Schwert gibt.
Dieser Adolf Hitler stand am Donnerstag in Frack und in weißer Binde vor dem diplomatischen Korps und beteuerte seine aufrichtige und hingebende Friedensliebe. Die fremden Diplomaten, die seine Rede höflich anhörten, fuhren wieder nach Hause und wußten alle, daß das glatte Parkett wohl das Aeußere, aber nicht das Wesen eines Menschen verwan=
delt. Der Führer und Reichstanzler Adorf Hitler: das ist der Krieg.
Eine peinliche Situation Der Nuntius in schwieriger Lage
Die Basler ,, National- Zeitung" schreibt zum Diplomatenempfang:„ Nüchterner und noch mehr auf das Notwendigste beschränkt, hätten die Ansprachen, die gewechselt wurden, nicht sein können. Die Rede im Namen des diplomatischen Korps hielt bekanntlich dessen Doyen, der Nuntius Orsenigo, der Vertreter eines Souveräns, von dem ausdrücklich bekannt ist, daß er die Verhandlungen über einen gewissen Staatsvertrag einfach aus persönlicher Antipathie nicht zum Abschluß bringen will: Der Heilige Vater versagt den im großen und ganzen nun beendeten Verhandlungen über das Konkordat die Sanktion mit der Begründung: Die Männer des dritten Reiches" würden den Vertrag ja doch nicht halten, die Mühe eines Abschlusses sei deswegen ganz unnötig. Indessen ließ der folgende Eazz in der fühlen Ansprache des Nuntius an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.„ Wir wissen wohl, daß man nur durch das Erstarken des Geistes, der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Nächstenliebe in der Welt zur Befriedung der Völker gelangen tann"
Taten gegen Worte
London , 14. Sept. Die englischen Blätter, die zu den Erklärungen Hitlers beim Empfang des diplomatischen Korps Stellung nehmen, tun es mit manchen Vorbehalten.
„ Daily Telegraph " schreibt:„ Warum legt Hitler so großen Wert darauf, den Deutschen in die eine Hand den Spaten und in die andere das Schwert zu geben, nach dem doch kein Feind vor den Toren steht?"
News Chronicle" fordert, indem es den Reichsführer auffordert, die nationalsozialistischen Intrigen in Desterreich einzustellen, Frankreich mit einer unzweideutigen Erklärung über seine Pläne zu befriedigen, auf geheime Wiederaufrüstung zu verzichten, an den Verhand lungstisch nach Genf zurückzukehren und vor allem die provozierenden Auslassungen seiner Minister und offiziellen Skribenten zu beschneiden und dem Militarismus Einhalt zu gebieten, den er der ganzen Nation inner- und außerhalb der Schulen tagtäglich verabreiche.
Hinrichtung cincs katholischen Arbeiters
,, Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie fun!"
Folgender Brief traf dieser Tage bei uns in der Redaktion ein:
Nachdem ich nun schon einige Wochen im Sadrgebiet bin, hatte ich ausreichend Gelegenheit, Ihren Kampf gegen das Neuheidentum des„ dritten Reiches" zu beobachten. Es drängt mich, Ihnen in diesem Kampfe zu helfen, da ich mich als Katholik dazu verpflichtet fühle. Drucken Sie bitte beiliegende Schilderung ab und vermitteln Sie auf diese Weise den katholischen Arbeitern des Saargebiets den Eindruck dessen, was ich selbst erlebt habe. Ich war felbst bei der Hinrichtung dabei. Damals war ich begei= iterter Nationalsozialist. Heute habe ich eingesehen, an welch einem furchtbaren Verbrechen ich beteiligt war und will alles tun, um das Andenken dieses von der Hitler= justiz ermordeten katholischen Arbeiters wieder reinzuwaschen. ( Unterschrift.)
Am 25. August 1933 erhielt ich den Befehl, nach Buzzbach zu fahren, um dort der Hinrichtung des Arbeiters Ludwig Büchler aus Lindenfels beizuwohnen. Ludwig Büchler war am 5. August 1933 von dem Landesgericht in Darmstadt zum Tode verurteilt worden, weil er am letzten Februarsonntag einen SA.- Mann erstochen haben sollte. Tasache ist jedoch folgendes: An dem betreffenden Sonntag batte Büchler, der von Beruf Steinhauer war, in seinem Garten eine Fahne mit den drei Pfeilen gehißt. Eine Gruppe von SA.- Leuten wollte diese Fahne herabreißen, Büchler, sein Vater und ein Schwager fetten sich zur Wehr. Im Verlaufe der Schlägerei wurde Büchlers Schwager von einem SA.- Mann ins Auge geschossen. Büchler selbst griff, als er sich der anstürmenden SA. - Leute nicht mehr anders erwehren konnte, zu einem Messer und traf im Handgemenge einen der SA. - Leute so unglücklich am Halse, daß dieser zusammenbrach. Der SA.Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er nach fünf Wochen starb.
Büchler hatte, was noch heute an Hand von zahlreichen Rengenaussagen festgestellt werden fönnte, in berechtigter Notwehr gehandelt. Selbst das Hitlergericht in Darmstadt mußte zugeben, daß die SA.- Leute die Angreifer waren und daß fie fich den drei Büchlers gegenüber in fast zehnfacher Uebermacht befanden. Wie bereits erwähnt, wurde Büchler trotzdem zum Tode verurteilt. Vater Büchler er: hielt zehn Jahre und der Schwager sieben Jahre Zucht: haus.
Büchler wurde sofort nach der Gerichtsverhandlung in die Strafanstalt Bußbach gebracht. Der Anstaltsdirektor Hainer trat sofort mit dem Anstaltsgeistlichen Hm. Dr, Laufenberg in Verbinduna, der auch gleich ein Gnadennesuch an den da= maligen Reichspräfidenen einreichte. Das Gesuch wurde abgelehnt.
Büchler lag auf Station drei; er hatte nie geglaubt, daß dieſes furchtbare Urteil an ihm vollstreckt werden könne. Er fühlte sich völlig unschuldia und sprach wiederholt sowohl dem Direktor wie dem Anstaltsgeistlichen sein tiefstes Bedauern über den Tod des SA.- Mannes aus.
Am 25. August kam der Gefängniswärter zu Büchler und forderte ihn auf, mitzukommen. Er brachte den Ahnungslofen in eine andere Belle. Eine Stunde sväter erschien der Direktor in Begleitung des Staatsanmalts und eröffnete dem Verurteilten, daß er am nächsten Morgen hingerichtet werde. Büchler blieb aefaß und bat für die letzte Lebensfrist um geistlichen Beistand. Dr. Laufenberg, der Anstaltsgeist liche, sorate auch dafür, daß Büchler noch einmal mit seiner Frau und mit seinem Vater sprechen konnte.
In lekter Stunde murde dann noch ein Gnadengesuch an Sitler abgefandt. Alles blieb erfolglos.
Das seit Februar 1934 bestehende Verbot der Verbrei: tung aller in Deutschland erscheinenden Tages= zeitungen in Oesterreich ist auf weitere drei Monate, also bis zum 16. Dezember 1934, verlängert worden.
Um 3 Uhr nachts ging Büchler zur Beichte und bar einen Rosenkranz aus. Um 5 Uhr morgens rückte eine Abteilung Schupo mit aufgepflanztem Bajonett in den Gefängnishof ein und umstellte den ganzen Hinrichtungsraum. Etwas später erschienen 30 SA.- Leute, 12 Stadträte und der Ministerpräsident Sprenger mit seinem Stabe. Außerdem kamen noch etwa 25 Zivilpersonen, die Richter und der Staatsanwalt.
Trotz der furchtbaren Situation unterhielten sich die SA.Leute ungeniert und hörten erst auf, als Büchler in Beglei tung von mehreren Schupos und SA.- Männern in den Hof geführt wurde.
Das Bild war ergreifend. Büchler hielt das Kruzifix feft in beiden Händen, war völlig ruhig und wandte feinen Blick von seinem Tröster. Er ging zum Schafott wie ein Mann.
Was sich nun abspielte, werde ich mein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen. Trotzdem ich damals begeisterter Nationalsozialist war, hatte ich doch das Gefühl, daß hier wissentlich ein furchtbarer Mord an einem Unschuldigen vor der Vollendung stand. Heute gelobe ich, daß mein Leben ausgefüllt sein soll von dem Gedanken, diesen Mord zu sühnen. Der Staatsanwalt las nun ganz geschäftsmäßig das Urtei! vor und schon Sekunden danach ertönt der furchtbare Befehl an den Scharfrichter:" Befördern Sie den Verurteilten vom Leben zum Tode!"
Büchler wurde von zwei Henkersknechten gepackt, mit einigen geübten Griffen zum Fallbeil gezogen und blißschnell an das Brett geschnallt. Im gleichen Augenblick drückte der Scharfrichter auf einen Knopf und schon war es um Büchler geschehen. Die letzten Worte Büchlers waren:
" Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Noch während der Scharfrichter den Kopf und den Körper Büchlers in den bereitgestellten Sarg legte und der Geistliche die Leiche einsegnete, nahm der Reichsstatthalter Sprenger stramme Haltung ein und rief laut und vernehmlich:„ Heil Hitler!" Die im Hofe versammelten SA .- Leute erwiderten den Ruf. Sie taten dabei so, als wollten sie sagen: Alles im Namen Hitlers !
Ich habe mich aus gewissen Gründen auch noch nachträglich um diesen Hitlermord gekümmert. Die Buzzbacher Zeitung und auch die übrige Presse gab sich die erdenklichste Mühe, das Andenken des hingerichteten Büchlers zu schänden. So schrieb man u. a., Büchler sei ein ganz übler Rommunist gewesen, ein Gottloser, der bis zum letzten Augenblick den Geistlichen beschimpft habe. Das ist alles nicht wahr! Soweit ich informiert bin, hat Hw. Dr. Laufenberg auch versucht, die betreffenden Reitungen zu einer Richtig stellung dieser Lüge zu veranlassen. Selbstverständlich hat es feine Zeitung in Hitlerdeutschland gewaat, den wahren Sachverhalt zu schildern und so wenigstens das Andenken BüchIers nicht zu beschmuzen.
Die Wahrheit hat sich aber doch durchgefekt. Auf Büchlers Grab werden hente noch von unbekannter Hand häufig Blumen niedergelegt. Ein Krona. dea ebenfalls ein Unbe fannter auf Büchlera letter Ruhestätte errichtet hatte. ist von den Nationalsozialisten wieder entfernt worden. Der Name Büchler wird aber trotz aller Schifanen im besten Angedenken der Bunbacher Arbeiterschaft bleiben. Alle die diesen aufrechten und frommen Mann kannten, wissen, daß er nie einen Menschen abfichtlich töten mollte. Diese Reilen sollen die Befräftigung meines Gelöbniffes fein. nicht eher zu ruhen, bis auch dieser Arbeitermord ahnt ist. ( Neue Saar- Post".)