Die Rüstungsindustric auf der Anklagebank
V
J. H. Mr. John W. Young , der Präsident der Federal Laboratories Incorporated, Pittsburgh , mußte dem Senatskomitee Auskunft geben über die Tätigkeit seiner
Gesellschaft, die
Tränen- und Brechgas
fabriziert sowie Bombenhülsen für diese Gase, Maschinenpistolen und anderes Material verkauft. Die Verwendung von Tränengas bei den letzten Streifunruhen brachte das Komitee auf den innerpolitischen Aspett der Geschäfte Sieser Gesellschaft. Es wurde erwähnt, daß die Arbeiterschaft Tränengas nicht fäufen fonnfe. Mr. Young bemerkte dazu, Faß ihm fein Kaufgesuch von Arbeiterorganisationen vorgelegt worden sei, und verbreitete sich über die Verwendung feiner Fabritate die nicht tödlich seien zum Schuß von Banken und Kaffenräumen.
Mit Mr. Young zufammeit wurde sein Vertreter für Südamerika . Mrs Frank Jonas, einvernommen. Senator Vandenberg führte das Verhör durch. Vor dem Senats= fomitee entfaltete sich die bewegte Geschichte der Beziehungen zwischen der
kubanischen Regierung und den Federal Laboratories
Die amerikanische Regierung war bereit, Waffen und Munition an die Regierungen von Kuba und Haiti zu verkaufen. Um jedoch die fubanischen Räufe zu drosseln, wurden im Jahre 1932 die Preise erhöht. Mr. Jonas erblickte darin eine große Chance für den privaten Wettbewerb. Es war noch die Zeit der
Präsidentschaft Machados.
Ein Vermittler, erst Korporal und dann Artillerieleutnant, erschien. Die Provisionen, die ihm gezahlt werden müßten, wurden in die Offerten einfaltuliert. Dieser Offizier hielt die Federal Laboratories über die Regierungspreise auf dem Laufenden. So fonnten private Verkäufe von. Bomben, Tränen- und Brechgas und Stahlgüssen", nämlich leeren Flugzeugbomben, getätigt werden. Zwei Limusinen, die zwischen der Polsterung und der Außenseite gepanzert waren, wurden ebenfalls verschifft; sie waren für Präsident Machado und seinen Stabschef bestimmt. Auch mit Maschinengewehren wurde gehandelt. An diesem Geschäft wurde ein gewiffer Trottoir- Mann" beteiligt; man nannte ihn so, weil er auf den Bürgersteigen von Philadelphia Maschinengewehre zu verfaufen pflegte.
Das geschah also im Jahre 1932. Aber im folgenden Jahre faß, wie Young fich ausdrückte,„ Machado auf einem recht Heißen Rost". Mit seinen Feinden, mit Menocal, Dr. MenFiéta und andern trat Young in Verbindung, und er besprach mit ihnen in seinem Büro ihr umfassendes Programm", das jedoch so behauptete er feine großen Munitionsfäuse vorsah, denn die Verschiffung wäre ihnen unmöglich gewesen, solange die Vereinigten Staaten Machado unterstüßten". Er schrieb begeistert an Dr. Mentieta, als Mathabo im August 1933 firste. Mr. Young faß im Zollamt, als Decespedes den General Machado ersetzte und dann seinerseits von Dr. Grau San Martin ersetzt wurde. Wieder wurde mit Bermittlern und Provision gearbeitet. Während Mr. Young, dergestalt der kubanischen Revolution diente, blieb sein Agent nicht untätig. Senator Clark, fagte die Situation, in dem Saz zusammen:„ Ihr Vertreter in Havanna war von Ihen ermächtigt, mit beiden Parteien Geschäfte zu machen."
Die Enthüllungen über Kuba veranlaßten Mr. Young, das Senatskomitee zu bitten, die. Namen gewisser hondu= renischer Beamter, die sich an der Vergebung von Munitionsaufträgen bereichern wollten, nicht ins Protokoll aufzunehmen.
" Hat man je gehört, daß ein Rechtsfall in dieser Weise behandelt wurde?" fragte Bone, Senator des Staates Washington , worauf Mr. Young sich folgendermaßen. rechtfertigte: Andere Länder Großbritannien , Belgien , die Tschechoslowakei , Dänemark übten die Geschäftsprattifen, die man ihm vorwerfe; andere Länder bedienten sich hochstehender Persönlichkeiten, um Aufträge hereinzubekommen. -Diese ausländischen Konkurrenten, versicherte Mr. Jonas, der Vertreter für Südamerika , seien viel schlimmer als sie. Darauf wurde gefragt, ob die Enthüllung der Machenschaften im Munitionshandelt die gesamte übrige Geschäftstätigkeit zerstören würde.
„ Unbedingt," antwortete Mr. Jonas. Damit wurde eine Cette der Untersuchung berührt, die dem Senatsfomitee nicht gleichgültig sein fonnte. Senator Bone verlas daher folgende
es in erster Linie die nächste Generation junger Männer vor den Schrecken eines zweiten Weltkriegs bewahren möchte.
Zeugen und Senator Bone, worauf dieser sagte:„ In ge=
Es folgte eine weitere Auseinandersetzung zwischen den
wissen Kreisen scheint eine verbissene Entschlossenheit au herrschen, diese Untersuchung zu ersticken, weil sie private Geschäftsinteressen schädigen könnte. Aber warum sollte das der Fall sein? Wenn eine Zeitung in Buenes Aires die Zustände in Chicago erwähnen würde, würden dann die Bewohner dieser Stadt nichts mehr mit Argentinien zu tun haben wollen?"
Die Vorlesung von Briefen aus den Akten der Federal Laboratories wurde fortgesetzt, und die Reihe der Senja tionen verlängerte sich.
Das pennsylvanische Parlament prüfte einst einen Gesezentwurf, der den Gebrauch von Tränengas verbieten sollte. Da nach dem Infraftreten eines solchen Gejezzes die Federal Laboratories aus dem Staate Pennsylva nien hätte wegziehen müssen und„ eigentlich zur Geschäftsaufgabe gezwungen worden wäre", wurde mit pennsylvanischen Parlamentariern Fühlung" genommen.
Ein Verwaltungsmitglied der Gesellschaft ivar nebenbei an einer Organisation interessiert, die Streif brecher besorgte. Was hat das mit der Untersuchung zu tun? Nichts außer daß Streifende sich gegen derartige, von auswärts herangeschaffte Streifbrecher besonders erbittert wehren, daß die„ Arbeitswilligen" natürlich von der Polizei geschützt werden müssen, und die Polizei dabei eben jenes Tränengas verwendet, das die Gesellschaft der Federal Laboratories fabriziert. Worauf sich ganz zufällig die Dividenden jenes patriotischen Verwaltungsratsmitglieds erhöhten.
Auch ein deutscher Offizier tauchte in den Aften Her Gesellschaft auf. Er war mit seinem Vorgesezten, dem Marineattaché Fregattenfapitän Boy- Ed, während des Strieges aus den Vereinigten Staaten ausgewiesen worden, hält sich jetzt wieder dort auf und arbeitet mit einer Neuhorter Gesellschaft zusammen, die deutsche Ma= schinen pistolen importiert. Notabene: Maschinenpistolen zum freien Verkauf.
Mr. Jonas, der Agent für Südamerika , schreibt einen frisch- fröhlichen Stil.„ Die unsichern Zustände in Vatein= Amerifa waren eine große Sache für mich," befennt er in einem Brief. Der Verkauf von Bomben hatte ihn wieder auf die Beine gestellt". Dennoch fügte er tiefsinnig hinzu: „ Es geht ein schlimmer Wind, der niemanden etwas Gutes suweht."
„ Das ist halt so meine Art, mich auszudrücken," sagte er zum Senatskomitee, war aber doch verwirrt, als Senator Bone aus einem andern Briefe, der vom Konflikt zwischen Bolivien und Paraguay handelte, den Satz herausfischte: „ Es sieht- unglücklicherweise für uns ganz so aus, als ob die Affäre freundschaftlich geregelt werden würde." Seine Gesellschaft hatte an Bolivien und an Paraguay geliefert. Wirr wollen teiue Pastei benachteiligen, bemerkte Mr. Jonasz
Mr. Young hat einen Bruder, der ist Missionar in Ecuador . Er befam von den Federal Laboratories in Pittsburgh Tränengasbomben, die er dem Kriegsminister und andern Regierrungsbeamten in Ecuador vordemonstrierte. Er erwähnte diese Tätigkeit in einem Briefe als ,, Missionswerk ".
Eine Dame, aus Virginien gebürtig und mit einem britischen Offizier verheiratet, figuriert auf der Liste der Agenten der Federal Laboratories. Sie soll, wie Mr. Young behauptet, in Indien ohne Entgelt gearbeitet haben und wurde, unlängst, als sie die Vereinigten Staaten besuchte, sehr gaftlich aufgenommen und viel in der Presse erwähnt. Ihr Intereffe an den Fabrikaten der Federal Laboratories entfprang, wie Mr. Young erklärte, ihrer Ueberzeugung von der„ humanen" Bedeutung des Tränengases bei der Unterdrückung innerer Unruhen.
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Die Federal Laboratories bot ihre Waren darunter darunter Maschinengewehre und Bomben auch den Japanern an. Der Vorsitzende Senator Nye sprach in diesem Zusammenhang von der Unwahrscheinlichkeit eines amerika nisch - britischen oder amerikanisch - französischen Krieges. Eine solche Möglichkeit werde von der öffentlichen Meinung abgelehnt. Aber es bestehe in Amerika und wohl auch in Japan ein weitverbreitetes Gefühl, daß einmal ein Krieg mit diesem Lande ausbrechen könnte. Die amerikanische Wehr politik basiere zum großen Teil auf der Möglichkeit eines Krieges mit Japan . Ob Mr. Young glaube, es vertrage sich mit seinem betonten Wunsch, den Interessen der Landesverteidigung zu dienen, wenn er Kriegsmaterial an Japan
Erklärung des Senatskomitees für Südamerika zu verkaufen suche? Mr. Young wollte sich zuerst heraus
Die Bürger Südamerikas sollen wissen, daß es kein Vergnügen für unser Komitee ist, die Wahrheit über alle Transaktionen nordamerikanischer Gesellschaften herauszupreffen. Die Methoden der Waffenfabrikanten und Waffenhändler zur Begünstigung fostspieliger Feindschaften fönnen leicht zu einer Gefahr für den Völkerfrieden in allen Erdteilen werden. Wir haben uns ehrlich um die Tatsachen bemüht und feine amerikanische Gesellschaft geschont, die durch ihre eigenen Aften verurteilt wurde. Wir haben europäische Fabrikanten und Händler nicht geschont, wenn sie durch die Wahrheit, deren wir uns vergewissern fonnten, kompromittiert wurden. Wir bitten die Bürger Südamerikas um Verständnis dafür, daß der Frieden nur durch vollkommene Offenheit errungen werden kann. Er kann nicht durch Versteckspiel, Täuschung und Verheimlichung erkauft werden. Der Beweis, daß Beamte einer Gesellschaft schwäche Menschen gedungen haben, bedeutet ebenso wenig die Verurteilung eines Volfes, wie eine Darstellung der Banditenstreiche eines Al Capone eine Verurteilung der Bevölkerung von Chicago bedeutet. Das Senatskomitee untersucht nicht die Moral einer Nationes ergründet besondere Tatsachen im Zusammenhang mit gewissen Geschäften im privaten Munitionshandel.
Ich hoffe und erwarte zuversichtlich, daß diejenigen euopätschen Länder, die nicht bereits von en Munitionsfabrikanten und Muni tionshändlern beherrscht werden, bald ähnliche Untersuchungen einleiten. Wenn unsere Untersuchung und bie Unterinchungen in andern Ländern, die hoffentlich folgen werden, beendet find, dann glaube ich, daß jede Mutter auf der ganzen Welt aufatmen wird. Ich glaube für unser Komitee sprechen zu können, wenn ich sage, daß
reden, gab dann aber zu, daß er einer japanischen Firma in Neuyork die Formeln und Anweisungen für die Herstellung
und die genaue Anleitung für die Verwendung der Pitts burgher Gaje zum Verkauf angeboten hatte. Von der jä panischen Firma war eine Anfrage eingegangen, und, ob= nohl Mr. Young gestand, daß er verkaufen wollte, erklärte er sich überzeugt, daß es den Japanern mehr um die Information als um einen Kontrakt zu tun war.„ Die Japaner," sagte er,„ wollen möglichst viel erfahren, und sie machen das u. a. so, daß sie sich die betreffenden Patentnummern beschaffen und dann die Patente herausschreiben."
Die letzten Zeugen wurden am 21. September vernommen. Es waren B. C. Goß, Präsident der Lafe Grie Chemical Go, und ihrer ausländischen Verkaufsagentur, und sein erster Verkäufer, Mr. Ferdinand Huber. Goß war während des Krieges als Oberst der amerikanischen Armee in der Abteilung für
Gaskrieg
tätig. Aus der Korrespondenz vom März 1933 geht hervor, daß er die Errichtung einer Gasfabrik in der Türkei beaufsichtigen sollte. Sein Konstantinopeler Vertreter sandte ihm nach einem Besuch in Angora ein Schreiben, dessen fo= misch schlechtes Englisch andeutungsweise an der Ueberseßung wiedergegeben sei:
Di die türkische Regierung ein ständiges Mitglied des Völkerbundes ist und daß demäß seinen Geseßen sich versprochen hat, das Chemie- Kriegs- Gas in fünftigen Kriegen nicht zu verwenden, jedoch fast jeder andere Mitgliedstaat des Bölkerbundes bereits Gasmobilisation in seinem Heere hat, und dies vor Augen habend, unsere Regierrung am wenigsten geneigt ist, in die gleiche Situation wie die Mandschurei zu geraten, hat sie daher beschlossen, eine Aeynatron- Fabrik zu bauen.
Aus dem Projekt ist bisher nichts geworden, obwohl Mr. Göß selbst sich nach der Türkei begab, von wo aus er im Juli 1934 an General Douglas McArthur, den Generalstabschef der amerikanischen Armee, schreiben konnte, daß dieser in der Zeit, da er Gast der türkischen Regierung gewesen war, ,, den türkischen Beamten einen gewaltigen Respeft vor allem, was amerikanisch ist, beigebracht haben" müsse, da sie sagen, sie wollten nichts haben, was nicht amerikanisch ist".
Aus den. Geschäftsakten der Lake Erie Co. lernt man ferner Mr. D. B. Richardson kennen, ihren Munitionsagenten in Chile . Er berichtet, man habe ihm erlaubt, die Wirkung von Tränengas an 150 Gefangenen zu demonstrieren
Das Experiment sei fabelhaft gelungen".
Ein Agent in China meinte, Schwierigkeiten bei der Verschiffung an die Nankings oder die Canton- Regierung fönnten durch Konsignierung über den britischen FreiHafen" Hongkong vermieden werden.
Ein Vertreter des Amtes für Außen- und Binnenhandel legte dem Senatskomitee dar, daß von 1981 bis 1933 ber Export folgender Artikel aus den Vereinigten Staaten nach Japan starf gestiegen ist: Zupfbaumwolle, die zur Fabritation von Schießbaumwolle verwendet wird, Bleibarren, Eisen und Stahlabfälle und salpetersaures Natron. Im ersten Halbjahr bezog Japan z. B.
508 585 Tonnen
Eisen- und Stahlabfälle, was 57 Prozent des gesamten amerikanischen Erports ausmacht.
Auch Deutschland hat von 1931 bis 1983 mehr 3upfbaumwolle, Baumwolljamenfaser, salpetersaures Natron ein geführt, ebenso Flugzeugmotoren, obwohl davon nur 48 Stück als verschifft angegeben werden. Der Export solcher Waren und Fabrikate nach China , Kolumbien , Bolivien und Paraguan wurde ebenfalls in die Untersuchung einbezogen. Das Senatskomitee vertagte sich bis zumt 20. November. Die öffentliche Meinung Amerifas wird in der Zwischenzeit die Rüstungsindustrie nicht vergessen, denn unter der Führung Senotor Nyes und mit Unterstüßung der amerikanischen Friedensgesellschaft ipf eine große Kampagne durchgeführt werden. Aus öffentlichen und privaten Aeußerungen der Senatoren darf man schließen, daß das Komitee auf die Verstaatlichung der Rüstungsindustrie hinarbeitet. Mit einer mächtigen Gegenpropaganda der Interessenten und der Wehrverbände wird gerechnet.
Im zweiten Bericht über die Rüstungs- Enquete des amerifanischen Senatskomitees( D. F." vom 25. Sept.) wurde die Waffenfabrikation der Bergmann- AG. erwähnt. Infolge eines Druckfehlers im enalischen Original war von„ Tauchbootgeschützen" die Rede. Doch handelt es sich in diesem Falle um eine Handfeuerwaffe. Der Pariser Agent der Neunorfer Electric Boat Company, der gleichzeitig die Berliner Gesellschaft vertrat, teilte in diesem Jahre der amerikanischen Firma mit, daß die Beramann- AG. Maschinenpistolen für die Reichsregierung herausbringe.
Holländische Stimmen über Hitler- Deutschland
Die Berichte bleiben düster
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Wir entnehmen aus der„ Post Scripta" der„ Haagschen Po it": " Die Berichte aus Deutschland bleiben düster. Es ist sehr deutlich, daß die Regierung sich damit beschäftigt, die Be völkerung auf einen harten Winter vorzubereiten. Es wird so heißt es hart gearbeitet, um die Not lindern zu können. Von einer so großartig aufgezogenen Kampagne wie im vorigen Jahr, die Winterhilfe hieß, hört man noch nichts. Gibt es nicht mehr soviel Geld und Opferbereitschaft unter den Menschen oder fürchtet man sich vor Reaktionen, da allzu viele wissen, daß das Geld, das man im vorigen Jahre gesammelt hat, zum Teil für die SA. und die Aufrüstung verwandt wurde? Gleichzeitia hören wir zum ersten Male von wirklichen Unruhen in Deutschland , und zwar von solchen rebellierender Protestanten, die sich auflehnen gegen das Kujonieren ihrer höchsten Geistlichen durch die kirchlichen Autoritäten, die durch den Nationalsozialismus eingeset worden sind. Man überschäße jedoch die politische Bedeutung dieser Dinge nicht. Sie be schränken fich ausschließlich auf firchliches Terrain, und viele, vielleicht sogar die meisten der unzufriedenen Geistlichen find im übrigen treue Anhänger des neuen politischen Systems. Es ist jedoch immerhin eine merkwürdige Erscheinung, daß Deutsche den Wint zu großen Kundgebungen gefunden haben, die noch vor kurzem mit aller Macht niedergeschlagen werden mußten. Die Unzufriednbeit, die sich nun
auf diesem Gebiet äußert, fann morgen ebenso gut auf einem anderen Gebiet losbrechen. Angenehm wird man diese Dinge in Berlin sicher nicht finden. Und ohne Frage schüttelt man den Kopf über die lose Zunge der süddeutschen Autoritäten, die von der Einführung einer allgemeinen deutschen christlichen Kirche sprechen, die Protestanten und Katholiken vers
einigen soll."
Wir zitieren aus„ Het Handelsblad"( Amsterdam ): „ Mit Rußlands Eintritt in den Völkerbund ist die Jiolierung des„ dritten Reiches" für alle Augen so sichtbar geworden, daß auch das deutsche Volf, die Fanatiker unter ben Hitleranhängern vielleicht ausgenommen, das Fiasko der bisher befolgten deutschen Politif nicht leugnen fann. Man ist dort dann auch in privaten Aeußerungen und in einigen Pressestimmen ehrlich genug, dieses Fiasko nicht durch billige Argumente aus der Welt zu reden. Und gerade der Umstand, daß Sowjetrußland im Frühjahr 1935 das Präsidium des Völkerbundes in Händen haben wird, wenn die Volksabstimmung im Saargebiet durch den Völkerbund behandelt werden soll, hat in Deutschland große Mißſtimmung und Unruhe hervorgerufen. Niemand in der Welt beneidet denn auch den deutschen Diktator um die Bedingungen, unter denen er dem fommenden Winter entgegen geht."