Der Kriegstreiber Göring  

Er bereitet den künftigen Luftangriff vor

Frau Dorothy Woodman, Sekretärin der englischen  Union für demokratische Kontrolle, hat auf Grund von authentischem Material, von amtlichen Publikationen der Hitlerregierung und des Reichswehrministeriums, eine Zu fammenstellung veröffentlicht, die Hitlers   Vorbereitung zum Kriege entlarven. Wir müssen zwar die Feststellungen machen, daß die europäischen   Staaten heute bis auf die Zähne bewaffnet sind und man kann unter diesen Umständen dem deutschen   Bolt nicht das Recht nehmen, an seinen Schutz zu denken. Aber in der Hand von unbeherrschten politischen Verbrechern, wie Göring   und Hitler  , die ohne jede parlamen= tarische und demokratische Kontrolle sind, bedeutet die Kriegs= waffe ein Instrument zur Verwirklichung von abenteuer­lichen Plänen, die die europäische Welt in den Abgrund stürzen und dem deutschen   Bolt namenloses Unglück bringen wird. Deshalb ist es Pflicht, die Kriegsvorbereitungen Hitlers  and Görings aufzudecken. Die Enthüllungen der Frau Wood­man find jetzt in deutscher Sprache in der Editions du Carre four unter dem Titel Hitler   treibt zum Krieg" erschienen. Wir entnehmen dieser Dokumentensammlung Ausführungen:

Die Zentrale der Luftaufrüstung

folgende

Vom Tage der Uebernahme der Macht an hat die Hitler­Regierung die gewaltigsten Anstrengungen auf dem Gebiete der Luftrüstungen gemacht. Sie hat allerdings auch hier nicht von vorn zu beginnen brauchen, sondern manches von ihren Vorgängern Begonnene übernehmen und weiterfüh= ren können. Zu ihren ersten Regierungshandlungen Ende Januar 1983 gehörte die Umwandlung der bisherigen Luft­fahrtabteilung des Reichsverkehrsministeriums in ein selb= ständiges Reichskommissariat für Luftfahrt, an dessen Spizze Hermann Göring  , der im Weltkriege als Flieger eine gewisse Rolle gespielt hat und den wir im übrigen hier nicht näher zu charakterisieren brauchen, gestellt wurde. Bereits drei Monate später, am 29. Anril 1933, wurde dieses Kom­missariat wiedc.um umgebildet, ein Reichsluftfahrtministe= rium errichtet und Herr Göring zum Chef dieses neuen Ministeriums ernannt. Damit war die neue 3en­trale für die deutsche Luftaufrüstung ge= schaffen.

Herr Göring   berief in sein Ministerium zunächst eine Reihe von bekannten Militärfliegern aus der Kriegs- und Nach­friegszeit, unter anderem Bruno Loerzer  , Kapitän Christiansen,( den Kommandanten des deutschen   Riesen­Flugzeugs Do X  ), Wolfgang v. Gronau und Rittmeister a. D. Bolle, die früheren Leiter der Deutschen Verkehrs­fliegerschule in Staaten bei Berlin  ( in der schon vor der Hitlerdiktatur Kriegsflieger ausgebildet wurden), Kapitän­leutnant a. D: Breithaupt, Major a. D. Wimmer, Hauptmann a. D. Baurde Betaz usw. usw. Zum Staats­sekretär des Luftministeriums wurde der bisherige Leiter der Deutschen Lufthansa, E. Mi Ich, ernannt.

Die amtlichen Bekanntmachungen, die über die Organi­sation des Ministeriums in der deutschen   Presse veröffent­licht wurden, flingen sehr harmlos, sie kennen nur die Ab­teilungen:

Luftverkehr und Luftpolitik

Industrie, Technik und Forschung Wirtschaftliche Fragen

Ruftsport und Ausbildung Luftschuß.

Die erste Abteilung, die unter Leitung des national­sozialistischen Ministerialdirektors Fisch steht, nimmt die deutschen   Luftfahrtinteressen" bet internationalen Verhand= lungen wahr. Ferner untersteht ihr die Deutsche Luft= hansa, in der das gesamte deutsche Verkehrsflugwesen zu­jammengefaßt ist.

Die zweite Abteilung unter Ministerialrat Mühlig= Hoffmann besitzt sechs Referate bzw. Unterabteilungen. Referat 1 umfaßt Forschung, Erfindungen, technisch- wissen­schaftliche Fragen und Ausstellungen. Die beiden nächsten Referate beschäftigen sich mit der Entwicklung von Land­flugzeugen und Flugmotoren( Referat 2) bzw. Wasserflug­zeugen, Luftschrauben und Instrumenten( Referat 3). Wei­tere Unterabteilungen befassen sich mit den allgemeinen In­dustrieangelegenheiten( Erteilung von Aufträgen, Vergebung von Subventionen und Exportbethilfen), Normung des Luftfahrtgeräts, Rohstoffragen usw. usw. Die Frage der Subventionen und Exportbeihilfen spielt eine außerordentliche Rolle. Nach einem im Berliner Tageblatt" vom 2. Juli 1933 veröffentlichten amtlichen Bericht wurden die Subventionen für die Flugzeugindustrie von 39 auf 68,8 millionen Marf erhöht, also fast verdoppelt!

Mit dem Haushalt des neuen Ministeriums, ebenso wie niit den allgemeinen Verwaltungsangelegenheiten, Personal­fragen, Preisprüfungen usw. befaßt sich die Abteilung III unter Leitung von Ministerialrat Panzeram. Der aus dem deutschen   Reichsbudget erkennbare offizielle Etat der Luftrüstung und des Luftschutzes ist im Jahre 1934 von 44 auf 210,2 Millionen Mark erhöht, also fast verfünffacht wor­den. 50 Millionen werden davon für den Luftschutz ange­geben, und zwar insbesondere auch für den Schutz der Dör­fer und des flachen Landes". Dabei fann es sich kaum um Bombenunterstände handeln, sondern nur um Flakgeschüße und Jagdflugzeuge. Die übrigen 160 Millionen sind in ihrer Verwendung nicht erkennbar. Sie können nur zur Ausdeh­nung des Flugzeugparks und zum Bau neuer Flughäfen be= stimmt sein. Diese verfünffachten Aufrüstungsziffern ent­halten aber keineswegs die Gesamtheit der Ausgaben, welche unter Görings Leitung für die deutsche Luftrüstung erfolgen. Die Transportflugzeuge der Reichsbahn, die jederzeit als Bombenflugzeuge zu benußen sind, werden außerhalb dieses Etats beschafft, ebenso die Flugzeuge, über welche die SA.­Staffeln verfügen und die häufig von Industriefirmen mehr oder weniger freiwillig gestiftet werden. Aus Etatsmitteln der Länder werden noch Polizeiflugzeuge gezahlt. Schließlich fommen die Ausgaben des zur Fliegerausbildung dienenden Luftsportverbandes hinzu, sowie die des Luftschußverbandes, dem die ganze Bevölkerung beitragspflichtig ist und der deshalb über Riesenmittel verfügt. Schließlich müssen auch die Städte Zuschüsse für die Flugplätze zahlen, und auch die Arbeitsbeschaffungsgelder werden zu ihrem Bau mit ein­gesetzt. Wahrscheinlich sind diese aus allen nur verfügbaren Quellen geschöpften unsichtbaren Ausgaben für die Luft­rüstung noch bedeutender als die im Reichsetat kenntlich ge­machten.

Die vierte Abteilung, die von dem Ministerialrat Chri­stiansen geleitet wird, bearbeitet Luftsport und Ausbil­dung. Ihr unterstehen der Deutsche Luftsporiver= band( DLV.), über den weiter unten im einzelnen noch zu sprechen sein wird, ferner die Deutschen Verkehrsflieger­schulen"( zwei Land- und zwei Seefliegerschulen).

Die fünfte Abteilung, Luftsch u B. ist zugleich die oberste Leitung des neugegründeten Reichsluftschutzbundes, über den cbenfalls noch gesprochen werden wird. Sie enthält außerdem ein Referat, in dem die Luftschutzaufgaben der Polizei, des wichtigsten Trägers des sogenannten zivilen Luftschußes, be­arbeitet werden.( Leiter: Polizeihauptmann v. Aßmuth). Ein schlüssiger Beweis dafür, daß es sich um eine neue Zentrale der Luftaufrüstung handelt, ist die Tatsache, daß in ihm eine Reihe von Geheimabteilungen existieren, in denen sämtliche wichtigen Fragen der Militärluftfahrt be­handelt werden. Es ist uns gelungen, uns einen gewissen Einblick in die Tätigkeit dieser Abteilungen zu verschaffen.

Die Geheimabteilungen Görings

Die Leitung dieser Referate untersteht meist früheren Offi­zieren und Militäringenieuren, zum Teil auch heute noch aftiven Reichswehroffizieren. Die Gesamtleitung hat Major Wimmer.

Die erste Abteilung, Flugzeugbau, unter Dipl.- Ing. Ritolaus ist in zwei Unterabteilungen gegliedert. Im ersten Referat( Dipl.- Ing. Lucht und Hertel) werden die technischen Bedingungen für die bei der Industrie be stellten Militärflugzeuge aufgestellt und die Entwürfe der einzelnen Firmen unter friegstechnischen Gesichtspunkten bearbeitet. Diese Abteilung hat außerdem alle Borberei tungen für den Bau von Serienflugzeugen und den Einbau der verschiedenen Ausrüstungsteile zu überwachen und die Abnahme der in Auftrag gegebenen Flugzeuge vorzunehmen.

Das zweite Referat wird von Oberleutnant a. D. Sachse geleitet, dem der Ingenieur Mahnke zur Seite steht. Beide sind Motorenspezialisten und arbeiten die Entwürfe für Neu­konstruktionen von Motoren für die Militärluftfahrt aus. Beide Referate erteilen auf Grund der praktischen Versuche und Forschungsarbeiten des ausländischen Flugzeug- und Motorenbaus sogenannte Entwicklungsarbeiten an die In­dustrie. Zu der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt be­steht eine enge Verbindung.

Abteilung II, Ausrüstung und Bewaffnung, wird von einem aftiven Reichswehroffizier, Hauptmann Ploch, geleitet. Sie ist in nicht weniger als sieben Referate unter teilt. Das erste Referat( Bearbeiter Ingenieur Mix) befaßt sich mit der Bewaffnung der Flugzeuge im allgemeinen, be= sonders aber mit dem Maschinengewehrbau. Hier werden Neufonstruktionen ausgearbeitet und in Auftrag gegeben. Referat 2 beschäftigt sich mit der Konstruktion und Herstel=

lung von Bomben und Vorrichtungen zum Bombenabwurf. Von beiden Referaten werden Versuche organisiert und d'e Abnahme der von der Industrie gelieferten Erzeugnisse ve genommen,

Beide arbeiten ferner eng mit der optischen Indn strie zusammen: Herstellung von Zielfernrohren und an­derem Zielgerät. Die dritte Ünterabteilung Gas wird von dem Ingenieur Völker geleitet und befaßt sich speziell mit der Ausprobierung von Gasbomben. Daneben besteht noch eine spezielle chemische Abteilung, die alle chemischen Hilfearbeiten für die erstgenannten drei Referate übers nimmt. Schließlich sind noch drei weitere besondere Unters abteilungen für Navigationsinstrumente, Radio anlagen und Fotoapparate zu nennen. Alle drei stehen in engster Verbindung mit den betreffenden Spezials firmen, denen fie Anregungen" für die besonderen Zwecke der Militärluftfahrt geben.

Die dritte Geheimabteilung schließlich( Leiter: Dipl.- Ing. v. Massenbach) befaßt sich mit der Prüfung von Flug­zeugen, Flugzeugmotoren, Instrumenten usw. und dient als Hilfsabteilung der beiden erstgenannten.

Ueberall Flugstützpunkte

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Die deutschen   Grenzen entlang wird eine dichte Linie von Flughäfen geschaffen, deren militärische Bedeutung auf der Hand liegt. Im Westen sind insbesondere zu nennen die neuen Häfen in Gelle bei Hannover  , im Münsterlager bei Frankfurt   a. M., wo bereits der Flugplatz Rebstock bestand und ein weiterer in Kolfheim im Taunus   errich­tet wurde und zwar mit unterirdischen bombensicheren Be tonhallen sowie in Kehl  , in der unmittelbaren Nachbar­schaft Straßburgs. Gegenüber der polnischen Grenze befin­det sich das neue Flugzentrum in Kottbus  , dessen Hallen mit Moosbedeckung gegen Fliegersicht geschützt sind, der Flugplatz Seerappen bei Königsberg   und der Flugplatz Demmin   in Pommern. In der Nähe der österreichischen  Grenze wurde ein neuer Großflughafen in Ottobrunn  bei München   in Betrieb genommen, wo auch der Flugplatz Fleißheim ausgebaut wurde und schließlich noch als dritter Flughafen Oberwiesenfeld besteht. In unmit­telbarer Nachbarschaft der Grenze wurden Flughäfen in Freilassing   und Prien   am Chiemsee errichtet. Diese Grenzrüstung mit Flughäfen konnte natürlich kein Geheim­nis bleiben. So wies die französische   Note an England über die deutsche   Aufrüstung nachdrücklich auf die Errichtung von Flughäfen in der entmilitarisierten Zone an der Westgrenze hin.

Außerdem wurden im luftficheren" Mitteldeutschland   drei neue Flughäfen gebaut: bei Hildesheim   im Braun­schweigischen, in Gotha  , wo der frühere dilitärflugplas wieder in Betrieb genommen und von den Erwerbslosen, die dort in alten Eisenbahnwaggons und Baracken wohnten, geräumt werden mußte. Teils Neubauten, teils Erweite­rungsbauten finden in Harburg   a. d. Elbe  , in Trent= I au, in Faßberg   und im Lager Ledersfeld statt. Ein 18 000 Morgen großer Hafen wird bei dem von allen Ver­fehrszentren abgelegenen Schmarbeck nahe der Lüne­ burger Heide   gebaut. Die Flugpläße, die wie dieser und wie die Grenzhäfen zweifelsfrei militärischen Zwecken dienen, find überwiegend mit unterirdischen Hallen und Belegschafts­räumen ausgestattet.

Für Wasserflugzeuge wurden ebenfalls neue Lan­dungspläße errichtet, u. a. am Müritz See   nicht weit von der Stadt Waaren in Mecklenburg   und auf der Insel Sylt  . In Bayern   wurden ferner bei Nürnberg  , Würzburg   und Kulmbach   je ein neuer Flugplatz ge= bant( Bölfischer Beobachter". 20. September 1933).

Auch an dem Ausbau der Einrichtungen der älteren Flug­häfen wird eifrig gearbeitet. U. a. sind bereits zwanzig Flug­häfen mit Nachtbeleuchtung ausgestattet worden.

Diese Aufstellung ist durchaus unvollständig, sie genügt aber vollkommen, um auch dieses Gebiet der deutschen   Luft­aufrüstung zu kennzeichnen.

Noch nicht dunkel genug?

Als erste Uebung dieser Art in einer deutschen   Großstadt ist in Leipzig   und im Gebiet der Kreishauptmannschaft eine Verdunkelungsübung" durchgeführt worden. Die Bevölkerung hat sich, wie berichtet wird, mit feltener Disziplin den behördlichen Anweisungen gefügt. Auch der Verkehr mit abgeblendeten Lichtern wickelte sich vorbild­lich" ab.

Carlo Sforza  

,, Seele und Schicksal Italiens  "

Conte Carlo Sforza   war italienischer Botschafter in Paris  , als Mussolini   die faschistische Diktatur in Rom   auf­richtete. Er legte seinen Posten nieder und kehrte nicht mehr zurück. Dieser Angehörige eines der ältesten Adelsgeschlechter war der Humanität, der freiheitlichen Sehnsucht seines Landes verschworen, den Denkern und dem Volke. In der neuen politischen Luft hatte er keinen Atem mehr. Blieb er in Paris  ? Kopf und Herz hatte er jenseits der Alpen ge­lassen, in den Städten Italiens   und in seinen Landschaften. Als er in einem politischen Prozeß vor dem schweizerischen Bundesgericht als Zeuge nach seinem Wohnsitz gefragt wurde, gab er, ohne zu stocken, die Antwort: Rom  !" Nach einer Weile begriff ihn der Vorsitzende des Gerichts.

Graf Carlo Sforza   ist Emigrant. Es ist der höchste Ehren­titel, der im Ringen des Geistes mit der Macht zu vergeben ist. Aus Liebe zum Vaterland bekämpft er seine Usurpatoren. Sforza   beteiligt sich an diesem Kampf mit der Würde des Politikers und des Denkers. Er schrieb die Europäischen Diktaturen", hellsichtige Analysen auf Grund seiner genauen Kenntnis der europäischen   Zustände. Jetzt liegt ein neues Buch vor uns: ,, Seele und Schicksal Italiens  ", erschienen im Querido- Verlag in Amsterdam  . Es ist schwer für uns alle, in diesem Zustande leidenschaftlichen Beteiligtseins am Schicksal des eigenen Landes, ein Buch über ein anderes zu lesen. Das Werk von Sforza   aber macht eine Ausnahme. Dieses fremde Kaleidoskop verrät uns, zwischen den Zeilen, unendlich viel über das eigene. Wir sigen bezaubert davor, schlagen Seite um Seite, erfüllt von Gedanken in kristallklaren Sätzen. Sforza   ,, sucht" nicht die Seele seines Volkes. Er besitzt sie. Die Kultur und die Seele Italiens   strahlt von seinen alten

Städten aus. Sie schufen das Band zwischen den Genera­tionen. Sforza   ist ein Gegner der Zentralisation durch Rom  , soweit sie sich gewaltsam durchsetzte in der Geschichte. Der Italiener lebt in seinen Städten und Provinzen, aber in der Vereinigung zum Ganzen. Italiener heißt: das partikula­ristischste, aber zugleich das unitaristischste der Völker.

Sforza   spricht mit blitzendem Spott von der Ueberheblich­keit der Männer des dritten Reichs", nach dem die teuto­nischen Völkerwanderungen die Zivilisation in die Länder ge­bracht hätten, in die sie sich verbreiteten. Er fragt, wie eine alte nationalistische Prahlerei ein Dogma für ein Sechzig­millionenvolk werden konnte. Die Herrschaft weniger Jahr­zehnte ist in Wahrheit untergegangen in Verwirrung und Verrat.

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Die Weite der Gedanken Sforzas   besitzt die großen Zeugen der italienischen Literatur. Die Städte in der Geschichte von Jahrhunderten: es gibt kein Volk, das so viele dichterische Beweise dafür besitzt, wie das italienische. Seine universellen Dichter haben den entscheidenden Einfluß auf die kommen­den Generationen ausgeübt. Dantes Vaterland es war ,, die Welt im Allgemeinen". Immer, wenn die Freiheit verloren ging, wenn eine gewalttätige und künstliche Ordnung Straßen und Bücher beherrschte, verschwindet die künstlerische Originalität Italiens  . Es beginnt die Aera der einseitigen Virtuosen. Wir wissen es aus dem heutigen Italien  , grotesk, unförmig und verlogen aus dem Deutschland   Adolf Hitlers  , wo Dichtung zum Ressort der Propaganda gehört.

Warum gibt es in Sforzas   vielgeliebtem Italien   keinen Antisemitismus? Es konnte gar keinen geben mit rund 40 000 Juden in einer Nation von 40 Millionen. In den Städten, wo das jüdische Element etwas häufiger ist, wie in Livorno   oder Pisa  , bemerkt man ihnen gegenüber eine Art Hänselei, der allerdings die Bosheit abgeht; ziemlich von der­selben Art, wie der Antiklerikale" den Priester hänselt,

dem er eines Tares seine Kinder für die erste Kommunion anvertrauen wird"... Man denkt bei solchen Sätzen an den katholischen deutschen   Westen. Hier war die gleiche Haltung gegenüber den Juden, bevor der Antisemitismus befohlen und organisiert wurde.

Sforza   macht es uns schwer, ihn nicht zu zitieren. Seine Weltanschauung ist: Anschauung der Welt. Er gibt dem Geist und der Seele Italiens   den Standort: im unvergänglichen Individualismus des Volkes. Er kann eine Weile eingeschläfert werden in Perioden der bürgerlichen und geistigen Unter­drückung. Aber die innere Vitalität des italienischen Volkes widersteht allem. ,, Darin zeigt sie eine gewisse Aehnlichkeit mit der unschwächbaren Kraft des jüdischen Volkes." Der kritische Geist der Italiener bewahrt sie, nach Sforza  , vor der Betörung und Verblendung, die in Deutschland   und Rußland  möglich sind.

morgen

In Sforza   leiden alle Leiden Europas  . Aber er blickt in die Zukunft. Heute die Farben der Hemden katalogisierbarer Haßformeln es wird vielleicht ein sehr spätes wird man das Ende der Krise erlehen, gleich, ob Morgen man es selber noch erlebt. Sforza   besitzt die Freude und das Glück, zu fühlen, daß die Zukunft den Idealen recht geben wird, denen wir treu geblieben sind".

Es ist sicher, daß die Ideale Sforzas   nicht in allem Betracht die unserigen sind. Er ist viel zu weise, um die Kraft der umstürzenden Gewalt des Willens in der Geschichte zu fühlen; zu sehr Analytiker, um dabei zu sein, die Welt zu verändern in der gigantischen Neugestaltung der Zukunft. Er ist Humanist, ohne zu sehen, daß es künftig keine Humanität ohne den Sozialismus im Bewußtsein der Freiheit geben wird. Aber es gibt doch einen langen gemeinsamen Weg. Für alle, die im Exil ihr Land und ihr Volk aus dem Reich ihres Her

Em

gilt Dantes, des großen ' ch beseelt, schreibe ich."