Ein echter., alter Kämpfer"

BRIEFKASTEN

M. F., Antwerpen  . Ueber das Schicksal von A. E. ist uns nichts

Reichsdeutscher Greuelbericht über besoffene alte Kämpfer befannt. Den übrigen Teil Ihres Briefes finden wir so interesant,

Wie sie hausten und wie sie bestraft" wurden

Der folgende Bericht entstammt gleichgeschalteten deutschen   Blättern, so der Kölnischen 3ettung" und der Franffurter Zeitung". Wie man sieht, hat es fast 17 Monate gedauert, bis von den prü­gefnden, raubenden und stehlenden alten Kämpfern" wenigstens einer vor Gericht zu bringen war. Was er getan hat, ist zehntausendfach nur noch viel schlimmer unter Folterungen und Morden in Häusern von Margisten und Katholiken geschehen. Nirgendwo wurde in solchen Fällen auch nur eine Untersuchung eingeleitet, von einer Bestrafung ganz zu schweigen. Im vor­liegenden Falle hatte der alte Kämpfer" Adolf Hit lers Pech, weil er an einen Baron geraten ist, der weitreichenden Einfluß hatte. Dennoch wurden für den Angeklagten strafmildernde Umstände erfunden. Natürlich wird er auch die paar Monate, die ihm zu­diftiert wurden, nicht abzusitzen brauchen. Hente oder morgen wird er begnadigt und steht dann im Reiche Adolf Hitlers   in höheren Ehren als zuvor. Begen Amtsanmaßung und Nötigung hatte sich der frühere A.- Sturmbannführer in in Siegburg  , Theodor Saal, vo. der Großen Straffammer zu verantworten. Der Angeflagte hatte in der Nacht zum 28. Juni 1933 in Wahl­scheid Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen auf dem Schloß des 69jährigen Freiherrn von La Valette vorgenommen, ohne dazu rechtlich befugt gewesen zu sein.

Der Verhandlung liegt folgender Tatbestand zugrunde: Der Angeklagte, damals Führer eines SA.- Sturm­banns in Siegburg  , hat nach einer starken Wirtshaus­zecherei in Wahlscheid sechs bewaffnete A.- Männer aus Siegburg   beauftragt, den auf Haus Auel bei Wahlscheid wohnenden Freiherrn   La Valette als angebliche n Volksfeind zu erhaften. Bei der Ausführung dieses Auftrags erschien der Angeklagte, nachdem er sich mehrmals vorher telefonisch über die im Gang befindlichen Maß­nahmen hatte berichten lassen, selbst auf dem Schloß, um die Festnahme durchzuführen.

Er w. r in Zivil, halb betrunfen, und trug noch die blu­tigen Spuren einer unmittelbaren voraufgegangenen

Ahnungen des Schrumpigermanen ,, Schwere Erschütterungen"

In Berlin   hat Dr. Goebbels   vor 2000 alten Rämpfern geredet. Er hat, wie öfter in letzter Zeit, recht elegisch gesprochen:

Ich habe sie hierhergebeten. weil ich Ihnen vor Augen stellen wollte, wie sehr sich die nationalsozialistische Bewe­gung in ciner Welt von Gegnern durchsetzen muß, und wie= viel für uns noch zu tun übrig bleibt, und wie wenig Veranlassung wir haben, unseren Staat für eine Sache der anderen zu halten. Es gab bei den alten Germanen einen Stamm, die hatten. Wenn sie in die Schlacht gingen, dann banden sich die fämpfenden Reihen durch eiserne Retten aneinander, um zu verhindern, daß. wenn es hart auf hart ging, irgendeiner aus der fämpfenden Reihe entwischen konnte. Sie sind dann immer als ge­schlossene Formation zum Angriff vorgegangen. So, meine ich, muß es auch bei uns sein, wenn wir in schweren Erschüt terungen, denen nun einmal ein junges Staatswesen, das aus einer Revolution hervorgegangen ist, immer ausgesetzt sein muß. bestehen wollen.

Goebbels   wird erleben, daß auch die Ketten reißen, wenn es hart auf hart geht.

Staatsfeindliche Gummischürzen

Schuld der deutschen Hausfrauen

Die Hitlerdeutschen können vor lauter Autorfie gar nicht mehr aus den Augen in! Die selige Kriegsmißwirtschaft meldet sich mit all ihren grotesfen Erscheinungen wieder an. Wenn die Rohstoffe ausgehen die Devisendecke verfümmert und die Aufrüſter das Kapital der Nation für Mordwerkzeuge brauchen, so müssen der Ersatzstoff und die eingeschmolzene Messingffinfe das Gleichgewicht wieder herstellen.

In den Blättern des dritte:. Reiches" hat man, wohl auf Anweisung des Propagandaministers Goebbels  , den Segen der Sparsamfeit entdeckt, von dem allerdinas die Herren Bouzen gewiß am wenigsten wissen wollen. Mal hier, mal dort taucht ein furioses Rezept für die Wiederertüchtigung" und Neuaufforstung" der devisenkranken deutschen Wirt­schaft auf.

Wenn es nach den Snacksalbereien der Gleichgeödeten ginge, wären die braunen Narren bereits längst so weit, aus neudeutschem Führer- Redefohl die heiß begehrten Rohstoffe autark zu jabrizieren.

Vor uns liegt eine Nummer der Tageszeitung der Teutichen Arbeitsfront", des Deutschen  ".

In diesem Blatt hat ein findiges Köpfchen eine neue Mög­lichkeit, Reserven anzuhäufen. entdeckt. Die Gummischürzen der deutschen   Hausfrau haben es ihm angetan. Gummi, so doziert das findine Köpfchen höchst wichtig, sei ein sehr wert­voller ausländischer Rohstoff und es wäre wirklich ein aus­gemachter Skandal. welch gewaltige Verschwendung von Gummi" selbst in nationalsozialistischen Streifen an der Tagesordnuna iei. Der Jahresverbrauch einer Hausfrau, so meint der Dentiche". betrage im Durchschnitt fünf Gummi­schürzen. Tos jei. wenn man die Schürze mit 200 Gramm be­rechne, ein Jahresverbrauch von 1000 Gramm Gummi. Aber es fommt noch schöner: das, was von den Schürzen übrig bleibt, verschwindet bestenfalls in Müllfäiten, meistens wird c3 sogar verbrannt. Es liegt auf der Hand, daß wichtigere Gebiete des Wirtschaftslebens unsere bescheidene Gummi­einfuhr dringend brauchen. Also, aufgemerfi, deutsche Haus­frau, und nur teine Materialverschwendung!"

Was aber, so resümiert man, soll die braunbewußte deutsche Hausfrau nun vorbinden, wenn man ihr die Gummischürze requiriert?

Vielleicht die Druckseiten der bombastischen Führerreden, auf denen sie es ja so oft schwarz und weiß hat, wie gut und wie beffer es ihr täglich geht:

Pierre.

Schlägerei in der Wirtschaft. Trotz des Einspruchs des Hausherrn wurde dieser im Kraftwagen nach Siegburg  ins Gefängnis gebracht.

Sodann ließ er die beiden Hausdamen durch einen SA.­Mann in ihren Zimmern bewachen, während er selbst jämt­liche Räume durchsuchte, wobei durch ihn oder seine Leute 11. a. ein Kronleuchter, eine Schreibmaschine, Bilder, Stühle und andre Möbelstücke beschädigt wurden. Auf seinen Befehl wurden aus Schränken und aus dem Keller Lebens­mittel, Weine, Liköre und Zigaretten herbeigeholt und die durchsuchten Räume trugen alsbald die Spuren einer wüsten Schlemmerei. Als er zwischendurch eine der Hausdamen beleidigte und diese deshalb Einwendungen machte, drohte er mit Erschießen. Erst gegen 6 Uhr morgens zog er mit den SA.- Leuten ab. Dabei verschwanden, wie später festgestellt wurde, nicht nur eine Anzahl beschlag­nasmter Waffen, sondern auch eine Reihe Wertgegenstände aller Art.

Der Angeklagte gab zu, ohne rechtliche Befugnis gegen den Freiherrn   vorgegangen zu sein, jedoch durch die Revolution habe er sich berechtigt geglaubt, gegen den als Volksfeind befannten Freiherrn   diese Maßnahmen zu treffen. Er bestritt jedoch, sich des Diebstahls. schuldig gemacht oder zu diesem einen Befehl gegeben zu haben.

Der als Zeuge vemmere Freiherr erklärte, der" ns geklagte und seine Gefolgschaft hätten bei ihm so wüst ge= haust,: er es während des Krieges faum erlebt habe. Stühle und Tische seien mit einem ihm gehörigen japa nischen Schwer: schwer beschädigt worden. Zwischen den zer­t: nerten Gegenständen hätten Lebensmittel und Würste auf dem Boden gelegen. Der Schade habe sich ursprünglich auf 4= bis 5000 Marf belaufen. Nachdem später ein Teil der entwendeten Gegenstände ihm zurückgegeben worden sei, bliebe ihm heute immerhin noch ein Schade von 2500 Marf. Im weitern Verlauf der Beweisaufnahme, die sich bis in den Abend hinzog, trat immer mehr die Wahrscheinlichkeit in den Vordergrund, daß der Angeklagte, der ur­sprünglich selbst fein Gegner des Freiherrn   gewesen ist, durch Hezzereien von Personen, die dem festgenommenen Schloßherrn aus egoistischen Gründen längst feindlich ge­finnt waren, aufgeheßt worden sei.

Der Staatsanwalt beantragte wegen Freiheitsbe raubung, Amtsanmaßung und Nötigung eine Gesamt­gefängnisstrafe von einem Jahr. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu nenn Monaten Gefängnis. In der Urteilsbegründung wurde ausgeführt, es sei nicht er­wiesen, daß der Angeklagte selbst sich auch des Diebstahls im Schloß des Freiherrn   schuldig gemacht habe oder daß Dieb stähle mit seinem Wissen und seiner Kenntnis vorge­nommen worden seien.

Als strafmildernd sei berücksichtigt worden, daß der An= geflagte ein alter Slämpfer der nationalsozialistischen Bewegung

und zu seiner Tat verheizt worden sei. Andererseits habe er sich eine Willfürhandlung zuschulden fommen laffen; denn der Freiherr sei alles andere als ein Volks- schädling gewesen. Ta der Angeflagte als Führer auf­getreten sei, fönne ihn auch seine Trunfenheit nicht ent­schuldigen.

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daß wir ihn hierhersezen:

" Im Frühjahr 1933 wurde unter Umständen, deren eingehende Sanderung ter zu weit fuhren wurde, meine Bibliotger von der . beschlagnahin". Und zwar nahm mán nur den Inhalt der hegate mu, oie mit Politif und wirtschaft angefüllt waren. Alles, von der ertrem linen bis zur extrem reayten iichtung, also z. B.: Gesamtausgaben von Lenin  , Stautsty, wiary, bis zum Wöltischen Handbuch für Deutsche Politif, Hitlers& ampi" usw., darunter auch meine Sammlung von Zeitungsausschnitten, Beriailler Friedens­vertrag, Völkerbunds- Publikationen usw., alles wahllos. Nicht angetastet dagegen wurde die Abteilung Belletristit", die verdammt nicht, unverfänglich war: Langit tonfiszierte George- Grosz- Wappen, Rote Romane, Jahresbände der Weltbühne, Werke des Malik­Verlages, usw. ujm. Ich selbst wurde einige Wochen eingelocht, zusammen mit einigen politisch noch weit harmloseren Freunden, bei denen man Bücher mit meinem Er Vibris" gefunden hatte. Jm Gefängnis,( bei nebenbei absolut forretter und humaner Be handlung, von der widerrechtlichen Freiheitsberaubung abgesehen) wurde mir dann eröffnet, daß ich auf die Rückgabe meiner Bücher, immerhin mehrerer hundert Werte, z. T. von hohem Wert und nicht

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wiederbeschaffbar, nicht rechnen könne; alles jei verbrannt worden. Womit ich mich abfinden mußte, zumal auf dem Gefängnishof in einer Ede fait täglich ein Scheiterhausen brannte. Das ist jetzt eineinhalb Jahre her. Nun tommt die leberraschung: Ein alter Schulfamerad und Nachbar, jahrelang arbeitslos gewesen, ein guts mütig- harmloses Subjekt, politisch mehr als blöd, ist sehr frühzeitig aftiver SA.- Mann geworden, im guten Glauben an die versproche nen besseren Zeiten. Anno 1933 befam er die Hoffnung hatte ihn nicht getäuscht wieder eine Stellung. Der frühere Sandlungs Kommis und Reifende wurde städtischer Beamter. Und dieser Mann ( ich mußte etwas weit ausholen) ließ mir nun, Oftober 1934, durch einen gemeinsamen Bekannten bestellen, daß er manches Mal an mich denten müßte: Er hätte sich nämlich von einem Pg. im Amt diverse Bücher geliehen, z. B. Gumbels 4 Jahre Mord", und so manches dieser Bücher trage noch mein Sianum! Nett, nicht wahr? Ergo wirken wir heute noch nachträglich aufklärend und zersetzend! Gesinnungsgruß daß Sie nach dem Verbot in alter Frische wies der erschienen find!"

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2ow ball

Barcelona  . Ihrem Briefe entnehmen wir: Die Nachricht von dem verschollenen Sittlichkeits- Münchmener ruft in mir eine interenante Erinnerung wach. Es war wohl im Winter 1930/31, wo ich zur Befriedigung meiner Neugier diese braune Zierde mir mal anhörte, in der Berliner   Germania  " oder Krieger­vereinssälen. Nachdem dieser so warm" empfindende Kämpfer für ein hehreres, schöneres" Deutschland   die anwesenden Polizeibeam ten selbstverständlich ungestraft! angepflaumt hatte, spielte ihut sein Unterbewußtsein folgenden üblen Streich: Wir sind eine Best!" schmetterte er vergnügt in den Saal hinein und fügte, als er das Verblüffen der Nazioten gewahr wurde, folgende nicht weniger blamable Erklärung" hinzu: wir steden nämlich alles an!" Ob ihm f. 8t. bereits ihr Reichstagsfeuerchen vorschwebte oder ob er dabei nur an die unheilvolle geistige Wirkung der Gewissenlosig feit der braunen Sochitapler dachte, sei dahingestellt. Jedenfalls fit sein eigenes, unfreiwillig entschlüpftes Urteil über jenes partei­ähnliche Gebilde höchst interessant. Anscheinend ist dieser Bazillen fulturzüchter nun selbst der Peit erlegen! Schade, welche ein schöner brauner Bischof könnte er heute sein!"

Tetuan  ( Maroffo). Sie waren lange im Konzentrationslager Dachau  , haben nun das ungaftlich gewordene Vaterland verlassen, und es ist Ihnen gelungen, sich in Afrika   eine neue Existenz zu gründen. Glückauf und Freiheit! Daß es Ihr erster Wunsch ist, die Deutsche Freiheit" zu erhalten, freut uns sehr. Wir hoffen, daß Sie fo timmer mit dem großen Kampfe für ein neues Deutschland   ver bunden bleiben werden.

Aus Stuttgart  ". Sie stellen uns einen Privatbrief zur Verfügung, der beweist, daß froß aller gegenteiligen Versicherungen die Tarif­löhne abgebaut werden:

Bei den Gärtnern wurde ein neuer Tarif abgeschlossen und zwar mit 3 Pfennig weniger Stundenlohn als früher. Die Gärtner hat­ten vorher schon nur 73 Pfennig in der Stunde."

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Big in Dud­ weiler  ; für Inserate: Otto Rubn in Eaerbrüden. Rotationsdrud und Verlag: Berlag der Volksstimme GmbH. Saarbrüden 8, Schüßenstraße 5. Echließfach 776 Saarbrüden.

,, Deutsche Freiheit"

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