Brief eines Beamten

Uns wird folgender Brief eines Beamten aus dem Reich zur Verfügung gestellt. Wir drucken ihn un­verändert ab. Nur den Ort und die Firma lassen wir fort.

Mein Lieber! Deine Briefe dankend erhalten. Am 1. Oftober ist ein. neuer Gehaltstaris bei der in Strait getreten. Es wurde eine neue mustergültige" Betriebsordnung, echt ,, nationalsozialistisch", erlassen. Kürzung der Frauen- und Kinderzulage um je 10 Prozent, Kürzung des Urlaubs um 3 Tage, Einführung einer Leistungszulage", Kürzung jämt licher, d. h. der unteren Gebälter bis zu 85,- JW.  monatlich! Bei mir beträgt die Differenz 35 RM.( bei einem Gehalt von 300,- RM im Monat). Außerdem Kürzung der jährlichen Gehaltszulagen um 6, RM. monatlich. Dafür Einführung einer Treueprämie", die alle 5 Jahre 11, RM. beträgt, statt 30,- RM. wie früher. Um nun die Belegschaft nicht zu sehr zu beunruhigen, erhalten wir alten Beamten die Differenz zwischen dem alten und neuen Gehalt als jo­genannte Ausgleichszulage weitergezahlt. Wie lange dies jedoch der Fall sein wird, ist in der Betriebsordnung nicht bestimmt. Jeder weiß, daß bald der Tag kommen wird, an dem diese Zulage gestrichen wird. Denn alle jetzt neu ein­gestellten Kollegen werden nach dem neuen Tarif entlohnt, mussen aber dasselbe leisten wie wir Alten. Daß dies mit der Zeit zu Unerträglichkeiten führt, ist selbstverständlich,

Eine Woche nach Verfügung dieser famosen Betriebsord­nung mußten wir uns alle auf einem vorgedruckten Formu= lar freiwillig" bereiterklären, eineinhalb Prozent des Bruttogehaltes für die Winterhilfe zu opfern. Das sind 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Du kannst Dir ja nun die Stimmung in den Büros vorstellen! Nicht offen, sondern nur versteckt wird gewettert und geflucht. Die meisten, aus­genommen natürlich die, welche durch das Parteibuch der NSTAP. zu einem Posten gekommen sind, haben die Nase gründlich voll. Und das sind Dreiviertel der ganzen Beleg­schaft. Aber offen etwas zu sagen, traut sich nach den ge= machten Erfahrungen niemand. Und das ist es, mein Lieber, was uns zu denken gibt. Die Leute schimpfen und meckern, und... spenden! Sie schimpfen ganz offen in den Geschäften itber die hohen, ständia steigenden Preise und... faufen, wenn auch weniger als früher. Sie schimpfen über das efel­haite, verlogene Gebrüll gewiffer Staatsführer im Radio, über den Niedergang allen fünstlerischen und fulturellen Lebens,... aber es bleibt äußerlich alles still. Die Leute, die nichts anzuziehen haben. laufen mit den Naziblumen und Biafetten herum. Es ist gerade so, als ob alle ein Brett vor dem Kopf haben.

Beiliegend eine Aufforderung zum Beitritt in den Reichs­Luftschutzbund. Jeder weiß, daß das nur eine Geldschneiderei ist und daß im Ernstfall solche Spielereien absolut nichts nützen. Aber was meinst Du, wieviel Volksgenossen auf Grund der in der Aufforderung enthaltenen versteckten Drohung trotzdem beigetreten sind? Du weißt ja, daß wir Optimisten sind und bleiben, aber manchmal verzweifelt man doch, wenn man den deutschen   Arbeiter und Beamten sieht und beobachtet. Sie sagen, daß 20,- RM. Wochenlohn besser ift. als stempeln zu gehen! Es scheint, daß die ganze jahr zehntelange Erziehung und Schulung durch die Partei für die Raß war. Und der Bauer? Er schimpit. daß es trot Ver sprechungen nicht besser wird, er fluchts über das Erbhofgesetz und über die Unmöglichkeit, Kredite auf die Grundstücke zu bekommen. Aber er hält den Mund und... spendet! Wo und wie ist da ein Anfang für die sozialistische Revolution zu suchen? Die Wirtschaft bricht zusammen, die Hausfrauen tragen ihre letzten Pfennige in die Läden, aus Angst, es könnte bald fein Garn, feine Grbfen, fein Tuch mehr geben. Die Geschäftsleute klagen, daß die Einnahmen immer ge­ringer, die Paiten arößer werden oder daß die guten Waren bestände erschreckend zusammenschrumpfen. Bei den außer ordentlich erhöhten Preisen für neue, meist Ersatzware, fehlt das Geld zur Neueindeckung.

Ueberall Unzufriedenheit und Angst. aber die Furcht vor den Bajonetten der. usw. ist zu groß. Ueberall Aufpasser und Spione. Alle die Hunderttausende, die auf Grund ihres Parteibuches als alte Kämpfer einen Posten bekommen haben, treten nach unten. Denn sie zittern um ihre Stellung. Sie wissen, daß ihre Posten als Amtswalter. Blockwart, Zellenwart, Oblente und was weiß ich, sofort los würden, wenn Hitler gehen muß. Daher der Druck nach unten. Wir fun zur Aufklärung so viel als irgend möglich. Die Leute sehen bei der Unterhaltung auch alles ein, aber... im nächsten Augenblick opfern sie schon wieder freiwillig" und hängen sich sämtliche Abzeichen an die Brust.

Was meinit Du, wie groß der Ansturm auf den Polizei

revieren zwecks Beantragung des Ehrenkreuzes" für Kriegs­teilnehmer war? Und warum? Erstens, weil jedermann auch hier in die Zwangspsychose geraten ist und zweitens, weil das Volk eben zum großen. Teil Spielerchen" haben muß. Es ist traurig, aber wahr. Auch wenn es nichts zu fressen hat. Die Meinung der allermeisten Volksgenossen, auch außerhalb Berlins  , ist die, daß es in Kürze zum Krieg kommen muß. Wenn man nun fragt, warum es dazu kommen sollte, weiß faum einer eine erschöpfende Auskunft zu geben. Höchstens sagen sie. daß die anderen" ja alle rüsten. daß Frankreich   sich die Saar   einstecken will und ähnlichen Blöd­sinn, Wir sind sogar der festen Ueberzeugung, daß im Falle einer Mobilmochung Hitlers   alle marschieren werden, weil hinter jedem Heeresdienstpflichtigen ein Brauner mit der Pistole steht. Alle werden marschieren, denn wir armen Deutschen sind natürlich die Anoegriffenen, die Eingefreisten. Es sagt sich aber niemand, daß die Krieasaefahr erst seit den alorreichen Zeiten Adolfs I. afut aeworden ist. Kein Mensch hat zu Reiten der Republik   an Grieg   auch nur gedacht, Wir Optimisten müßten verzweifeln. menn wir nicht müßten, daß das Steigen der allgemeinen Unzufriedenheit bis zur Unerträslichkeit erst die Basis zur sozialistischen   Re­volution abaibt. Sogar im Ausbruch eines Krieges wird viel­fach eine Chance zur Beseitigung des Nazismus gesehen.

Mal was Vernünftiges

Alkoholverbot für Kraftfahrer gefordert

Gelle. Vor dem biesigen Schöffengericht hatte sich ein Kraftwagenführer wegen fahrlässiger Tötung und Uebertretung des§ 21 des Kraftfahrgesetzes zu verantworten. Der Betreffende hatte im Juli einen Mann überfahren und getötet. Die Verhandlung eregab, daß der Angeklagte furz vorher aerinne Mengen Alkohol zu sich genommen hatte und daß die Beleuchtung und die Bremse an seinem Wagen nicht in Ordnuna waren. Der medizinische Sachverständige Dr med. Schack wit aus Hannover   betonte, die Griahrungen hätten ergeben. daß schon ganz geringe Mengen Alkohols, besonders bei sonit enthaltsamen Menschen, die Entschlußfähigkeit starf Herabminderten. Es iei deshalb mit Gefeßesvorihriften zu rechnen. wv prach Berufs- und Herren fahrern der Genuß von Alfohol oänzlich Jerboten jei. Das Urteil lautete auf neun Monate Gefängnis wegen fahrlässiger Tötung und 25 Mark Geldstrafe wegen tebertretung des Kraftfahrgesetzes.

Schupos schreiben der Deutschen Freiheit"

Wie die sächsische Gestapo   ausgebildet wird

Von Mannschaften der sächsischen Schutspolizei er­hielten wir auf Umwegen folgenden Bericht: Nachwuchs der Gestapo  

In Sachsen   wurden junge Männer, die noch nicht fünf­undzwanzig Jahre alt sind und unverheiratet sein müssen, für die politische Polizei angeworben. Nachdem alle gründ­lich untersucht worden waren, blieben von den Gemeldeten achtzig übrig, die für tauglich befunden wurden und Gestel­lungsorder für den 1. September befamen. Die Unter­suchung nahm ein SS.- Standartenarzt vor. Grund­bedingungen waren: Nicht unter 1,70 Meter groß, rein arischer Abstammung, 1 Jahr Arbeitsdienst geleistet, fern­gesund sein. Bei der Anwerbung lauteten die anderen Ein­trittsbedingungen: Nach vier Wochen Probedienst verpflich= tung auf zwei Jahre. Unter diesen Umständen glaubten die jungen Leute, sich eine einigermaßen gesicherte Existenz für die nächste Zeit gründen zu können, und als sie den Befehl zum Einrücken auf den 1. September bekamen, suhren sie mit geschwellter Brust gen Dresden  , wohin sie beordert waren. Fahrgeld sowie Zehrgeld für die ersten zehn Tage mußten sie aus eigenen Mitteln beschaffen. Das war die erite bittere Pille, aber die wurde immerhin gern geschlucft. Der Glaube an die Existenz für die nächsten zwei Jahre versüßte den bitteren Beigeschmack. In Dresden   aber pfiff ein anderer Wind. Die bei der Anwerbung zugeficherte Ver­pflichtung auf zwei Jahre wurde umgeändert in eine Ver­pflichtung auf fünf Jahre. Und die Behandlung der jungen Anwärter war derart roh und gemein, daß fünfzig von den achtzig verzichteten und sofort wieder nach Hause fuhren. Die übrigen dreißig wurden zur Ausbildung nach Sachsen­burg, einem der sächsischen Konzentrationslager, trans­portiert.

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Viehisch verrohte SS.- Bande"

Was nun begann, dafür gibt es feinen Vergleich, selbst nicht bei den übelsten preußischen Rekrutenschindern der früheren Militärzeit. Das Ausbildungspersonal für diese Gestapo   ist viehisch verrohte SS.- Bande. Man sieht unter diesen SS.  - Leuten nicht ein einziges Gesicht, das einiger­maßen menschliche Züge aufweist. Die Robheit. Gemeinheit, Brutalität, ja der Mord, steht diesen SS Venten allen auf den Gesichtern geschrieben. Der die Ausbildung leitende Obertruppführer ist nur unter seinem Titel Herr Ober­truppführer" befannt. Er bewohnt die Villa, die zu der ehemaligen Fabrik, in der das Lager eingerichtet ist, gehört. Seine Hauptbeschäftigung ist, seine zwei Reitpferde zu reiten, die Schußgefangenen zu schifanieren und den Aus­bildungstrupp auf S.- Mordpraris zu dressieren.

Unter dem Eindruck des ersten Tages, wo die Gestapo  -= Volontäre mit den ordinärsten Schimpfnamen belegt wur­den, wie Rindviecher, Schweine, Roßlöffel usw., verging von den dreißig neuen Anwärtern bereits zwanzig die Lust, vier Wochen Probezeit auszuhalten. Schon am ersten Tag rückten diese zwanzig wieder ab, so daß von ursprünglich 80 noch zehn übrig waren. Am zweiten Taa wurden die Leute eingekleidet. Sie erhielten funkelnagelneue SS- Uniformen, neue Leibwäsche, Stiefel und Schuhe. Sie faßten dieses Zeug auf der Kammer.

Rekrutenschinder

Am frühen Morgen dieses Tages aber hatten sie erst zwei Stunden Morgengymnastik. Und zwar bestand diese in einem 10- Kilometer- Lauf und Freiübungen. Ohne daß auch nur einer für den 10 000- Meter- Lauf trainiert war, wur­den sie diese Strecke herumgejagt, bis einer um den anderen zusammenbrach. Ohne Rücksicht wurden sie wieder hoch­gepeitscht und mußten weiter, bis jeder seine 10 000 Meter abgeschraubt hatte. Und wenn er sie auch nur schleichenden Schrittes bezwang und am Ziele wiederum zusammenbrach: de öfter sie die Kräfte verließen, um so roher wurden sie behandelt. Ganz toll war auch die Gymnastik, die mit ihnen betrieben wurde, nachdem sie ein wenig verschnauft hatten. Kniebeugen bis zum Umſinfen, im Liegestütz Armbeugen. und Strecken bis zum Schwarzwerden vor den Augen waren die mit ihnen betriebenen Uebungen. Vor Wut und

Verboten- Verboten!

Der ,, Bund der freireligiösen Gemeinden Deutsch­ lands  "

Die Verfügung Görings zum Verbot des Bundes der freireligiösen Gemeinden Deutschlands  " hat folgenden be= merkenswerten Wortlaut:

Schmerz haben sie beim Armbeugen das Gras mit den Zähnen abgebisien.

Am dritten Tage faßten sie funkelnagelneue Gewehre, Seitengewehre. Patronentaschen, Leibriemen und alles, was zur Ausrüstung gehört. Die Gewehre waren noch unge­braucht, die Schäfte noch nicht eingeölt. Anschließend hatten fie Gewehrunterricht, mußten die Schäfte einölen, das Ge­wehr auseinandernehmen und wieder zusammenbauen. Unterricht gab es im Gebrauch aller Feuerwaffen, besonders auch im Maschinenpistolenschießen. Am gleichen Tage gab es auch wieder Ererzierdienst. 3wei Stunden lang übten fie Grundstellung, stramm, mit durchgedrückten Knien standen sie, durften sich nicht rühren, während die, die sie drillten, von Mann zu Mann gingen und korrigierten, aber wie! Wie alt sind Sie Schwein?" wurde ein Mann angeschnauzt. 24 Jahre," antwortete der. Erst 24 Jahre und da zitterst Du Sau? Ich werde Dich schon Mores lehren!" war die Erwiderung des Vorgesetzten. Jedes zweite Wort der Vor­gesetzten, das sie redeten, war irgendein gemeiner Kraft= ausdruck wie Schwein, Sau, Rindvich, Laufelümmel, Rotz­löffel u. a. Und wehe dem, der sich daaeaen auflehnt.

Standrecht im Lager

Im Lager herrscht das Standrecht und nach ihm allein wird abgeurteilt an Ort und Stelle. Ein Kontrollergan fennt man nicht. Im Laufe der letzten zwei Monate hatte man in der Presse gelesen, das Konzentrationslager Sachsenburg   sei aufgelöst und ebenso auch die Lager Colditz  wie Hohnstein  . Aber das Lager Sachsenburg besteht noch, wie auch die anderen Lager. Die deutsche   Oeffentlichkeit ist also regierungsamtlich belogen worden. In Sachsenburg werden die Schutzhäftlinge durch SS.  - Posten, die mit Ge­wehren bewaffnet sind, bewacht und zur Arbeit in den Steinbruch gebracht. Bei Außendienst hat die SS. das Bajo­nett aufgepflanzt. Im Lager selbst lassen sich die SS.- Lente nur von den Schußhäftlingen bedienen. Diese heißen hier nur Schwung". Der Schivung muß den SS  - Leuten die Stiefel pußen, die Kleider bürsten, muß ihnen Kaffee und Mittagstisch decken und sie jeder Zeit bedienen. Der Schwung ist sozusagen der Bursche des SA.- Mannes. Auch die An­wärter wurden von einem Schwung, also einem Schutzhäft­ling, bedient. Einmal sagte ein Anwärter bei einer Mahl­zeit zu ihm:" Bitte, geben Sie mir mal ein Stück Brot her." Sofort schaltete sich die SS.  - Meute ein: Du großes Schwein, gib mal rasch Brot her, aber lebhaft, sonst trete ich Dir in den Arsch, heißt das bier. neritehen Sie?" wurde der Anwärter belehrt.

Die Herren Mörder

Geradezu ungeheuerlich ist die Unterhaltung der SS.  / Pente. Ganz frei erzählen sie sich bei Tisch usw. über ihre Mordtaten. Und machen dabei sich über ihre Opfer lustig, die feige gezittert" hätten, als sie an die Wand gestellt wurden. Von ihren Opfern reden sie nur als von den schwarzen Schweinen, die gefillt werden mußten, weil es Mutschmanir oder irgendein anderer hoher Führer der NSDAP  . wollte..

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Daß man Briefe an seine Angehörigen senden kann, ist nur nach vorheriger Kontrolle möglich. Kein Brief geht unge öffnet aus dem Lager, und daher ist es kaum möglich, daß etwas von den grauenerregenden Lagerzuständen in die Deffentlichkeit gelangen fann. Der Verfasser selbst erkrankte noch vor Ablauf der vier Wochen Probezeit und fam daher zur Entlassung. Aus näherer Kenntnis der Dinge vermag er kein anderes Urteil zu fällen als dies:

Wer glaubt, daß die Ausbildung für die Gestapo   nach menschlich anständigen und gesitteten Grundfäßen erfolgt, irri fich gewaltig. Denn das Ausbildungspersonal ist schlimmer als wildes Getier und erzieht feine Menschen, sondern ent= menschte Beitien.

Wer diese Ausbildungszeit übersteht und sich nach solchen Methoden zum Gestapo  - Beamten machen läßt, der ist dann natürlich auch darnach. Und das ist ja beabsichtigt. Die ver: hafteten Sozialisten in den sächsischen Polizeigefängnissen wissen darüber Bescheid,

Wegen der Kirche. Arbeiterfreise waren verhältnismäßig gering darin vertreten. Sie hatten, soweit sie atheistisch waren, in vergangenen Jahrzehnten ihre eigene Organisa­tion. Nun haben die Spitzel Görings in dem Bund" einen nenen Unterschlupf für Staatsfeinde entdeckt. Dem Verbot folgt die Vermögensbeschlagnahme. Das ist des Landes so der Brauch.

Auf Grund des§ 1 der Verordnung des Reichspräsi­1933( RGBI. I Seite 83) in Verbindung mit§ 14 des Polizeiverwaltungsgesetzes wird der Bund freireligiöser Gemeinden Deutschlands" einschließlich seiner sämtlichen Organisationen für das Gebiet des preußischen Staates aufgelöst und verboten. Das Vermögen wird vorbehaltlich einer späteren Einziehung polizeilich beschlagnahmt und sichergestellt. Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot werden auf Grund des§ 4 der Verordnung des Reichspräsidenten   vom 28. Februar 1933 bestraft. Die Gründe, die zu obiger Ver­fügung führten, sind folgende: Im Bund freireligiöser Gemeinden Deutschlands" haben in neuester Zeit in auf= fallend zunehmendem Maße Anhänger ehemaliger kommu­nistischer und marristischer Parteien und Organisationen ' n der Hoffnung Aufnahme gefunden, in diesen angeblich rein religiösen Vereinigungen einen sicheren Unter­schlupf zu haben, der ihnen den getarnten politischen Kampf gegen das heutige Regierungssystem und die nationalsozialistische Bewegung ermöglicht. Der Bund freireligiöser Gemeinden Deutschlands" leistet mithin dem Kommunismus Vorschub und steht im Begriff, sich zu einer Auffangorganisation für die verschieden it en ita atsfeindlichen Elemente zu ent= wickeln. So ist festgestellt worden, daß eine große Anzahl

denten zum Schuße von Volk und Staat vom 28. Februar Tagesbericht des Justizterrors

Berlin, 28. Nov.( Jupreß.) Das Vberlandesgericht Bres­ lau   verurteilte eine Händlerin, die gesagt hatte, in Zukunft würden die Stoffe wieder aus Papier hergestellt werden, zu sechs Monaten Gefängnis.

Berlin  , 28. Nov.( upreß.) Das Oberlandesgericht Bres­urteilte den Arbeiter Rebohle wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren 3uchthaus.

Frankfurt  , 28. Nov. Ein Einwohner aus Kirchheim, der sich in verächtlicher Weise über ein Bild des Führers aus= gesprochen hatte", wurde in Marbura zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.

Dessau  , 28. Nov. Das Dessauer   Schöffengericht verurteilt vier Einwohner aus Dessau  , die vom Reichsstatthalter Poeber behauptet hatten, er habe, Gelder der Winterhilfe Gefängnisstrafen von einem Monat bis zu sechs Monaten. für sich verbraucht und es sei auf ihn geschossen worden, zu

Halle, 28. Nov. Die Gestapo   Halle nahm einen Bauer in Walbeck wegen Sabotage des Winterhilfswerks" in Schuzhaft".

ehemaliger Funktionäre der marristischen Parteien und Die braune Korruptions'ront

ihrer Nebenorganisationen im Bund freireligiöser Ge­meinden Deutschlands" Aufnahme gefunden hat und sogar in Ortsgruppen Führerstellen bekleidet. Zur Abwehr staatsfeindlicher Umtriebe und zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit ist daher die Auflösung des Bundes freireligiöfer Gemeinden Deutschlands  " zum Schutz von Volf und Staat geboten."

Dieser Bund" bestand seit 74 Jahren. In ihm sammelten sich Freidenfer. Atheisten, aber auch solche, die aus ent­täuschter Liebe den offiziellen Kirchen den Rücken gewandt hatten. Sie fanden hier eine überwiegend freigeistig- pan­theistische Gemeinschaft, ein Gottesfuchertum abseits von den

Berlin  , 28. Nov.( Inpreß.) Die Kieler Straffammer ver= urteilte den Kassierer der Arbeitsfront Kuhlmann   wegen Unterschlagung von Beitragsgeldern ait einem Jahr Zuchthaus.

Koblenz  , 28. Nov.( Jnpreß.) Vor der hiesigen Straf­kammer stand der SA.- Standartenführer Krämer und der Standartenfassierer Friedrich wegen Unterschlagung von Geldern der A. Beide erhielten ein Jahr Zuchthaus.

Frankfurt  , 28. Nov.( npreß.) Ter Blockwalter der Deutschen Arbeitsfront  ", Christian Geiling aus Marburg  , wurde wegen Unterschlagung von Beitrags= geldern verhaftet.