Wieder Todesurteile!
Das widerrufene Geständnis
Kassel , 28, November. Das Kasseler Schwurgericht verurteilte heute den 33-. jährigen Johann Becker aus Kassel wegen des am 10. Juni 1931 an dem Polizeiwachtmeister Kühlmann begangenen Mordes zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Das Verfahren gegen drei Mitangeklagte wurde auf Grund der Amnestie vom 23. Dezem ber 1932 eingestellt.
Am Abend des 10. Juni 1931 war es in der Kasseler Alte stadt zu schweren fommunistischen Unruhen gekommen, in deren Berlauf der Polizeiwachtmeister Stuhlmann aus einer Menschenmenge heraus erschossen wurde. Lange fonnten die Vorgänge von damals nicht aufgeklärt werden. Schließlich wurde der jetzt verurteilte Becker auf Grund einer Anzeige am 6. Juni 1934 in Schutzhaft genommen. Seine Vernehmung durch die Geheime Staatspolizei förderte belastendes Material zutage, und Becker legte ein Geständnis ab. Dieses Geständnis hat Becker jetzt in der Schwurgerichtsverhandlung widerrufen, angeblich darum, weil er es im Juni auf höhere Anweisung einer kommunistischen Dienststelle" abgelegt habe, um die drei Mitangeklagten, die er der Mittäterschaft bezichtigte, unschädlich zu machen, denn fie feien in fommunistischen Kreisen verdächtigt worden, Spizel gegen den Kommunismus zu sein.
In der Begründung des Urteils heißt es u. a., die Tatumstände sprächen gegen den Angeklagten Becker. Er habe mehrere Waffen im Besitz gehabt, außerdem habe er der Polizei das Versteckt der Mordwaffe angeben fönnen. Früher habe er jenes in alle Einzelheiten gehende Geständnis abgelegt, daß er den tödlichen Schuß abgegeben habe. Das Geständnis habe er dann vor dem Untersuchungsrichter wiederholt. Es stehe fest, daß er der Mörder sei. Becker habe vorsätzlich getötet, die Tötung sei sein Ziel gewesen, denn in kommunistischer Begriffsverwirrung habe er das für eine Heldentat gehalten. Der Angeklagte habe auch mit Ueberlegung, planmäßig und ohne Aufregung gehandelt. Gleichzeitig habe er sich des schweren, Aufruhrs und des Wiederstandes schuldig gemacht.
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Seilbronn, 29. November.
Am 17. April 1934 hatte der 45 Jahre alte Friedrich Haarer in Mundelsheim a. N. feinen Schwager, den Strafanſtaltsfommissar Striffter in Ludwigsburg , der auch Obertruppführer war, vorsätzlich und mit Ueberlegung erschossen. Das hiesige Schwurgericht verurteilte ihn nach zweitägiger Verhandlung wegen Mordes zum Tode.
Für die Freilassung Ossictzkys
Ein Aufruf Schweizer Intellektueller
Eine große Anzahl bedeutender schweizer Persönlichfeiten erläßt einen Aufruf zu Gunsten der Freilassung Carl v. Ossießkys, der immer noch mit Tausenden anderen deutschen Männern und Frauen in den Konzentrationslagern des Hitler- Reiches schmachtet. Der Aufruf lautet:
Seit dem 28. Februar 1933 wird der Schriftsteller und Vorkämpfer für den Frieden, Carl v. Ossietzky, in den deutschen Konzentrationslagern von Sonnenburg und Pa penburg - Esterwegen gefangen gehalten. Am Tage nach dem Reichstagsbrand, mit dem er in feinem zusammenhang stand, wurde er in Haft genommen, aus der er, ohne daß eine Anklage gegen ihn erhoben worden wäre, bisher nicht wieder entlassen worden ist.
Carl v. Ossietzky, der ehemalige Redakteur der„ Berliner Volks- Zeitung", Mitarbeiter des„ Tage- Buch", Herausgeber der Weltbühne", Sekretär der Deutschen Friedensgesellschaft" und Vorstandsmitglied der Deutschen Liga für Menschenrechte", ist als einer der tapfersten und unbengsamsten, aber auch vornehmsten und ritterlichsten deutschen Publizisten längst weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt geworden. Sein mutiges Wort und sein unerschrockener Kampf für Frieden und Gerechtigkeit haben ihm die Verehrung und Bewunderung der gesamten friedensgewillten Welt eingebracht. Wegen seiner offenen Kritik am deutschen Reichswehretat wurde Carl v. Offiezky Ende 1931 zu Gefängnis verurteilt. Er hat die ihm gebotene Möglichkeit, sich der Strafe durch Flucht zu entziehen, beharrlich von sich gewiesen; aufrecht, als lebendige Demonstration für den Frieden hat er seine Strafe bis zu seiner Amnestierung abgebüßt. Tausende, darunter viele Schwei zer , haben ihm damals durch die Unterzeichnung eines Gnadengesuches ihre Sympathie ausgedrückt. Zehntausende in allen Ländern der Welt erheben heute erneut ihre Stimme für die Befreiung Carl von Ossiegfys. Zahlreiche vorschlagsberechtigte Organisationen und bedeutende Einzelpersonen haben seine Kandidatur für den FriedensNobelpreis 1934 aufgestellt und unterstützt.
Wenn man Auslandszeitungen liest.. Effiegtys zu erbitten. Die deutsche Regierung möge beden
Die Tendenzurteile werden immer schärfer
Die Rheinisch- Westfälische Zeitung" berichtet ausführlich von zwei bemerkenswerten Prozessen vor dem Dort munder Sondergericht. Ein Briefmartensammler. der die Gewohnheit hatte, die Papierkörbe einer Post nach Briefmarken zu durchsuchen, fand bei dieser Gelegenheit auch eine ausländische Zeitung. Dort will er alles mögliche über den Führer und Reichskanzler gelesen haben, weiter Behauptungen über die SA. und über nichtarische Abstammung führender Persönlichkeiten. Der Angeklagte, der wegen staatsfeindlicher Gesinnung als Angestellter der Straßenbahn entlassen worden war, erzählte solche Geschichten als eigene Weisheiten weiter, und erst als das Strafverfahren in Gang fam, berief er sich auf die Leftüre jener Auslandszeitung. Der Vertreter der Anklage hob hervor, daß man lange überlegt habe, ob der Fall nicht als Hochverrat au werten sei, da der Angeklagte offenbar mit seinen Aeußerungen. Zerseßungsabfichten in der SA. verfolgt habe. Das Gericht erkannte auf, zehn Monate Gefängnis; der Angeklagte wurde sofort verhaftet.
In einem zweiten Fall berief sich ein Angeklagter auf die Meldungen dreier ausländischer Sender. Er hafte 1. a. das leßfe Wahlergebnis verdächtigt, Gerüchte über den 30. Juni verbreitet und dabei ausdrücklich hervorgehoben, er habe seine Angaben von ehrenwerten Lenten, er set so Auch
Auch in der Schweiz wird das Schicksal Carl v. Ossietzkys mit steigender Sorge verfolgt. Die unterzeichneten Schweizerbürger aller Landesteile, Sprachen und Konfessionen, Angehörige aller Stände und Berufe, Mitglieder der verschiedensten Parteien und Parteilose, und mit ihnen die großen Teile des Schweizervoltes, sehen sich daher veranfaßt, von den zuständigen Behörden des Deutschen Reiches mit allem Nachdrnd die unverzügliche Freilassung Carl von ken, daß sie den Glauben des Auslandes an den vor ihr jofort verkündeten Friedenswillen und damit eine Wiederherstellung des internationalen Prestiges ihres Landes solange nicht wird erwarten dürfen, als sie einen der mutigsten Friedenskämpfer gleich einem Verbrecher behandelt. Die Fürsprache des Unterzeichneten für Garl von Ossießzky, der selbst nie einer politischen Partei angehört hat, ist weder die Sache irgendeiner Partei, noch sonst irgendeiner Gruppe; sie entspringt ausschließlich den gemeinsamen Gefühlen der Gerechtigkeit und Menschlichkeit; sie ist begründet durch die bange Sorge um die erschütterte Gesundheit Carl von Offietzkys; und sie ist nicht zuletzt ein Ausdruck der Sympathie für den Menschen Carl von Ostezky, der unter Einsatz des höchsten Gutes, der persönlichen Freiheit, unablässig für die Idee des Weltfriedens gestritten hat th
Der Aufruf ist gezeichnet von:
Walter Amstalden , Ständerat und Landammann, Sar= nen; Dr. Hans Bauer, Redakteur der„ National- Zeitung", Basel ; Prof Dr. phil . Ernest Bovet , Generalsekretär der Schweizerischen Völkerbundsvereinigung, Lausanne ; Ro bert Bratschi , Nationalrat , Generalsekretär S. E. V., Bern ; Prof. Dr. theol. Emil Brunner , Zürich ; Jakob Bührer , Schriftsteller, Zürich ; Guglielmo Canevascini , Staatsrat, Bellinzona ; Le Corbusier , Architekt, Paris : Dr. iur. Eugen Curti , Zürich ; Prof. Dr. iur. August Egger, Zürich ; Dr.
ficher, daß man ihn rubig anzeigen fönne. And Abgeleugnet
er wurde zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt und sofort verhaftet.
Nach Mitteilung des Landrates von Osnabrück würden In einer größeren Landgemeinde der Umgebung drei Einwohner in Schutzhaft genommen, weil sie gewissenlose Berleumdungen gegen eine im öffentlichen Gemeindedienst stehende Persönlichkeit verbreitet hätten".
Frankfurt , 28, November. Vor dem Hause des Telegrafenarbeiters Th. Christian, der in der Burgstraße wohnt, sammelten sich, so berichtet die Frankfurter Zeitung ", in den Abendstunden des Dienstag erregte Menschenmassen an, die gegen den Telegrafenarbeiter demonstrierten. Christian wurde. wie mitgeteilt wird, zum Vorwurf gemacht, daß er sowohl in einem öffentlichen Lokal als auch auf der Straße schwere Verleumdungen gegen den Führer und Reichskanzler ausgesprochen und auch Beleidigungen gegen die NSDAP . und ihre Gliederungen sich habe zuschulden fommen laffen. Infolge der Demonstration mußte schließlich die Polizei einschreiten. Christian wurde darauf in Schuh= haft genommen. Die polizeiliche Untersuchung ist eingeleitet.
Der Kölner Brüning- Prozeß Der Staatsanwalt beantragt zehn Jahre Gefängnis
Köln, 29, November 1934.
Im Prozeß gegen den früheren Baufdirektor Brüning, der die Stadtgemeinde Kölns mehrere Zentrumspolitiker, geistliche Stifte und zahlreiche Privatpersonen im MiILionen betrog, stellte der Staatsanwalt Thomas nach cinem 2stündigen Plädoner den Antrag, den Angeklagten wegen Untreue. Betrugs, Betrugsversuchs, fortgesetzten Betrugs und Konfursvergehens zu der höchst zulässigen Gefängnisstrafe von 10 Jahren zu verurteilen. Außerdem beantragte er, dem Angeklagten die bürgerlichen Ehrenrechte auf die höchstzulässige Dauer von fünf Jahren abzuerkennen. Die Unteriuchungshaft soll angerechnet werden.
Die Höhe des beantragten Strafmaßes begründete der Vertreter der Anklage damit, daß Brüning das Vertrauen, das ihm auf Grund seiner überragenden Stellung entgegengebracht wurde, in der aröblichsten Weise miß braute
Das Rundschreiben zur Vorbereitung einer Vermögensbeschlagnahme der ,, toten Hand"
In einigen Emigrantenblättern findet sich der Abdruck eines Rundschreibens, der angeblich vom Schazzamt der
NSDAP . an die Gauamtsleiter ergangen sein soll. In
diesem angeblichen Rundschreiben soll die NSDAP . verlangt haben, daß die Grundstücke und Gebäudekomplere der in den Gaubezirken sich befindenden Ordens- und Missionsgesellschaften beider Konfessionen genauestens zu vermessen feien.
Im Einvernehmen mit dem Reichsschakmeister der NSDAP . wird feitoestellt, daß weder ein solches, noch ein ähnliches Rundschreiben iemala eroancen ist. Diefer all zeigt neuero na, mit welchen Mitteln die Emigrantenpresse ihren Kamni aeaen den Nationalsozialismus führt."
Das Rundichreiben ist in der katholischen Zeitschrift„ Der deutsche. Wea" zuerst erschienen.
Wir alauben diesem Blatte mehr als den berufsmäßigen Lügnern in der Reichspreisestelle der NSDAP., deren Lügen einen Lerikonband füllen würden.
Sterilisations- Mord
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Aus Konstanz wird uns geschrieben: Im benachbarten
ingen a. 5. hat sich folgender unerhörter Fall zugetragen: Ein 23jähriges Mädchen war vor einigen Jahren infolge nervöser Störungen furze Zeit in der Heil- und Pflegeanstalt Reichenau. Sie wurde als geheilt entlassen und arbeitete seither Tag für Tag ruhig und fleißig in den Aluminium- Walzwerken und war die Stüße ihrer betagten Eltern. Auf Grund des Sterilisationsgefeßes erhielt sie die Aufforderung, sich im Krankenhause in Singen a. H. zur Vornahme der Sterilisation zu melden. Als sie sich weigerte, dem Befehle nachzukommen, wurde sie von zwei Poli= zisten im Betriebe abgeholt und ins Krankenhaus überführt. Die Operation wurde ohne weitere Untersuchung vorgenommen und in der folgenden Nacht, oder richtiger andern Morgen, starb das Mädchen. Die Sektion ergab Tod infolge Herzschwäche. Erit um 10 Uhr vormittags wurden die Eltern benachrichtigt, daß es mit ihrer Tochter nicht gut itche", fic mögen ins Krankenhaus kommen. Auch der Arzt im Krankenbause teilte den alten Eltern den Tod ihrer Tochter noch
iur. David Farbstein , Nationalrat , Zürich ; Ernst Flüdiger, Chefredakteur des„ St. Galler Tageblatt", St. Gallen; Dr. med. Oscar- Louis Forel, Prangins; Dr. phil . Andreas Ga dient , Nationalrat , Serneus; Ernest- Paul Graber , Nativ= nalrat, Neuenburg; Dr. iur. Hans Graf, Redakteur der Bürcher Post", Zürich ; Prof. Dr. iur. Eugen Großmann, Zürich ; Dr. phil . Werner Johannes Guggenheim , St. Gal len ; Prof. Dr. iur. Paul Guggenheim , Genf ; Giulio Gu glielmetti, Fürsprech, Chiasso ; Zur Guyer, Architektin, Zü rich ; Dr. med. Hermann Häberlin, Nationalrat , Diref= tionsmitglied des internationalen Friedensbüros, Zürich ; Dr. H. c. Hermann Haller , Bildhauer, Zürich : Prof. Dr. phil . Heinrich Hanselmann , Zürich ; Dr. phil . Friedrich Hau= ser, Nationalrat, Basel ; Frizz Horand, Kantonsrat, Zürich ; Johannes Huber, Präsident des Nationalrates, St. Gallen ; Prof. Dr H. c. Paul Karrer , Zürich ; Dr. h. c. Emil Klöti , Ständerat. Stadtpräsident, Zürich ; Werner Köng, Zürich ; Dr. H. Kramer, Redakteur, St. Gallen ; Alfred Kundert, Redakteur, Liestal ; Dr. h. c. Otto Lang, Oberrichter, 3ürich; Dr. Walter Lesch , Schriftsteller, Zürich ; Emil Ludwig , Schriftsteller, Moscia; Professor Dr. phil . Albert Malche , Ständerat, Genf ; Dr. H. c. Thomas Mann , Schriftsteller, Küsnacht ; Prof. Dr. phil . Friz Marbach, Bern ; Dres. Alice und Paul von Monakow , Zürich ; Dr. phil . Hans Mühle stein , Schriftsteller, Maloja; Prof. Dr. phil . Hans Nabholz , Zürich ; Ernst Nobs , Nationalrat , Zürich ; Franz Odermatt , Landschreiber, Stans ; Dr. jur. Emil Oprecht , Verleger, Zürich ; Dr. phil . Hans Oprecht , Nationalrat , Zürich ; Prof. Dr. theol. Leonhard Ragaz , Zürich : C. F. Ramuz, Schriftsteller, Lausanne ; Ernst Reinhard , Nationalrat , Bern ; Dr. iur. Ludwig Rittmeyer, St. Gallen ; Ernst Rosenbusch, 3ürich; Dr. phil . Adolf Saager , Massagno- Lugano; Dr. iur. Victor- Emil Scherer , Nationalrat , Basel ; Dr. oec. publ. Arthur Schmid , Nationalrat . Oberentfelden ; P. SchmidAmmann, Redakteur, Schaffhausen : Dr. phil . Willi Schohaus , Seminardirektor, Kreuzlingen ; Prof. Dr. phil . Carl Schröter, Zürich : Dr. phil . da Somazzi. Bern ; Prof. Dr. vbil. Alfred Stern, Zürich ; Dres. med. Vera und Charlot Stra ßer , Zürich ; Dr iur. et phil. Robert Wagner , Oberrichter, Bern ; Frizz Wartenweiler, Schriftsteller, Frauenfeld ; Dr. phil . Maria Wajer, Zürich ; Dr. rer. pol. Max Weber , Bern ; Albert J Welti , Kunstmaler und Schriftsteller, Genf ; Prof. Dr phil. Gertrud Woker Merligen- Bern; Dr. iur. Eduard Zellweger , Zürich ; Hans Zimmermann , Direttor des Stadttheaters, Bern ; Dr. iur. Emil Zürcher , Zürich .
München , 29. Nov.( Inpreß): Die Mutter Walter Haebichs, eines führenden Funktionärs des Kommu= nistischen Jugendverbandes, der eine Zeit lang an der Spize des Zentralkomitees des KJVD . stand, erhielt in den letzten Oktobertagen, wie wir erfahren, von der Lagerverwaltung des Konzentrationslagers Dachau die Nachricht, daß ibr Sohn am 2. Juli 1984 in Dachau verstorben" sei. Die Asche stehe in Dachau zur Abholung bereit.
Fait vier Monate hatte diese Lagerverwaltung die Angehörigen über das bereits vollzogene Schicksal in Unkenntnis gelaffen, vier Monate lang strich dieses Regime die Geldfendungen ein, die die Mutter sich vom Munde absparte. Als die Schwester des Toten nach Eintreffen der Todesnachricht eine Anzeige in einer Stuttgarter Zeitung aufgegeben hatte, wurde sie einige Stunden später vor die Geheime Staats polizei geladen, die ihr eröffnete, daß die Todesanzeige nicht zugelassen werde, selbst dann nicht, wenn das Datum „ Dachau , den 2. Juli" wegbleibe. Die Gestapo war zynisch genug, der Schwester sogar zu erklären: Jawohl, wir halten uns an die, die uns in die Hände fallen."
Haebich war im Verfolg einer ausgedehnten Polizeirazzia verhaftet worden, die nach der Aushebung einer illegalen Druckerei in einem Münchener Priesterseminar durchführt worden war. Daß er am 2. Juli starb, bestätigt ernent, daß die Henker des 30. Juni auch in den Konzentrationslagern wüteten. Daß der Mord erst jeßt bekannt wird, rechtfertigt die Befürchtung, daß selbst jetzt noch nicht alle in den Stonzentrationslagern vollstreckten Morde bekannt sind.
nicht mit, sondern sagte:„ Sie müssen auf das schlimmste gefaßt sein." Er beauftragte eine Schwester, die Eltern in das Zimmer zu führen. Diese führte sie nun in die LeichenHalle.
Der Vater des Mädchens hat nun bei der Staatsanwaltschaft Anklage wegen Mord, begangen an seiner Tochter, er= hoben.
Pro'est bei der deutschen Botschaft Das Befreiungskomitee in Paris Paris
, den 28. November. Das Befreiungskomitee für Thälmann und alle eingekerferten Antifaschisten hat in seiner Unterschriftenkampagne als Prozest gegen die Einterferung Thälmanns, gegen das System der Konzentrationslager und gegen die Terror- Justiz bisher 100 000 Unterschriften gesammelt. Am Donnerstag, dem 22. November, begab sich eine Delegation zur deutschen Botschaft, um ihr diese Protestlisten zu übergeben und bei dem deutschen, Botschafter wegen der Einkerkerung Tälmanns, wegen der Greuel in den Konzentrationslagern, gegen das Volksgericht und die faschistische Terrorjustiz zu protestieren. Die Delegation bestand aus: Jean Longuet ( fozialistischer Abgeordneter), Gabriel Peri ( kommunistischer Abgeordneter), Professor Wallon , Manblanc, Rechtsanwalt Doubossarsky als Vertreter von Henry Torres , Frau Lahy- Hollebecque, Le Brasseur von den bürgerlichen Freidenkern und einigen Vertretern verschiedener antifaschistischer Organisationen. Diese Delegation wurde an der Ecke der Rue de Lille von einem Polizeiinspektor und zwanzig Schußleuten angehalten. Die deutsche Botschaft, die durch die Presse von dieser Delegation erfahren hatte, hatte sich diese Polizeibeamten zum Schuße bestellt. Die Polizei erlaubte nur den Abgeordneten Longuet, Pert und Le Brasseur den Zutritt zur Botschaft. Der Botschafter jedoch weigerte sich, die Delegation zu empfangen und die Protestlisten anzunehmen. Die anwesenden französischen Abgeordneten protestierten energisch gegen dieses Verhalten des deutschen Botschafters und wiesen darauf hin, daß es eine Verletzung der internationalen Höflichkeitsregeln sei, wenn der Gesandte eines fremben Staates Parlamentarier des Gastlandes nicht empfangen wolle. Das Befreiungsfomitee fordert alle Organisationen und Gruppen auf, Protestschreiben an die deutsche Botschaft in Paris zu senden. Delegationen zu schicken und den deutschen Gefandten zu zwingen, daß er sich wegen seines unerhörten Verhaltens öffentlich entschuldige und die Protestunterfchriften feiner faschistischen Regieruna übermittelt.