Hitlerismus

gegen Katholizismus Unversöhnliche Gegensätze

Aus dem gleichen, der Idee der Ehre abgewandten Denken ist die Form der kirchlichen Fürbitte zu begreifen. Auf Grund der Beschlüsse der Konzilien zu Lyon  , Florenz  und Trient   wurde mit Stimmenmehrheit der Läuterungs­zustand zwischen dem Leben einerseits und der ewigen Ver­dammnis bzw. der ewigen Seligkeit andererseits eingeführt und der Kirche die Macht zugesprochen. durch ihre Fürbitte das Purgatorium zum guten Ende zu führen. Entkleidet man diese Lehre all ihrer Verbrämungen, d. h. nimmt man sie so, wie sie gemeint ist: nämlich nicht als wirkliche Fürbitte und seelisches Gedenken eines Dahingeschiedenen, sondern als einen Aft, der den Gang der Seele auch nach dem Tode beeinflußt, so haben wir den gewöhnlichsten 3 au berglauben, wie ihm die Südseevölker noch heute huldigen. Philosophisch betrachtet, stehen die Glaubenssäße vom Ablaß   und der wirksamen Fürbitte( nebst einer Unzahl anderer. von der Lehre vom Skapulier bis zu den heiligen Delen und wundertätigen Reliquien) auf der Höhe einer Weltanschauung, deren Typus der Medizin­mann ist. Der Medizinmann, dessen Gebet Regen bringt oder verhindert. dessen Fluch tötet, der mit Gott  ( oder den Göttern) einen Vertrag geschlossen hat, und ihn( oder sie) zu allem zwingen oder doch beeinflussen kann durch zauber­hafte Gebräuche.

Der Medizinmann als dämonische Figur fann selbständi­ges Denken seiner Anhänger ebensowenig brauchen wie ehr­bewußtes Handeln. Er muß folgerichtig, um seine Stellung zu sichern, das eine wie das andere mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auszuscheiden bemüht sein. Er muß alle allzu menschlichen Aengste und hysteri, chen Anlagen groß­züchten. Er muß Herenwahn und Dämonenzauber predigen; er muß mit Inder, Feuer und Schwert alles For­schen unterbinden, das zu anderen Ergebnissen führen kann, pder gar zur Befreiung von dem ganzen vom Medizinmann gelehrten Weltbild. Der Medizinmann muß einen Roger Bafon genau so in den Kerker werfen, wie einen Galilei; er muß das Werk des Kopernikus   in Acht und Bann erflä­ren und alle Gedankensysteme zu vernichten trachten, die Ehre, Pflicht und Männertreue also auf hochwertige Ber­fönlichkeit abgestimmte Lehren als lebensaestaltende Mächte behaupten wollen. Den Versuch schildern. die zauberhaft dämonische Weltauffassung des Medizinmannes weltpolitisch durch= zusetzen, heißt römische Dogmen und Kirchen­geschichte treiben.

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Alfred Rosenberg  , der vom Führer und Reichs­kanzler mit der weltanschaulichen Erziehung der Nation beauftragte Theoretiker des Nationalsozialismus in seinem Buche Der Mythus des 20. Jahrhunderts". Eine Wertung der seelisch- geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, 13.- 16. Auflage, Seite 172, 173, 174.

Das Buch ist von der nationalsozialistischen Regierung allen Lehrerbibliotheken als geeignet empfohlen und in vielen Fällen auch katholischen Büchereien zwangsweise eingegliedert worden.

Saarkongreß der Jugend

Nur noch drei Wochen, dann findet der Saarfongreß der Jugend statt. Dret Wochen, dann werden in Saarbrücken   die Delegierten der gesamten Saarjugend eintreffen. Sie kommen aus den Ausbeutungshollen der Könige von Stahl und Eisen. Sie kommen aus den Schächten des schwarzen Diamants, aus allen Jugendorganisationen, die für die Freiheit der deutschen   Saarjugend sind.

In Saarbrücken   wird diese Tagung stattfinden. In Saar­brüden werden wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die Saarbrücker   Jugend muß an der Spizze dieses Kampfes marschieren.

Deshalb richten wir an alle Jugendgenossen des KJV., der SAJ., an alle Mitglieder der Arbeitersport- und Kultur­organisationen, an alle Jungkollegen der Gewerkschaften Saarbrückens den Ruf, mit uns eine breite Mobilisierung der Saarbrücker   Jugend vorzunehmen. Für Groß- Saar­brücken sindet deshalb am Freitag, dem 30. November, 20 Uhr. Restaurant Bum Stiefel", ein General appell der Mitglieder dieser Organisationen statt. Reiner darf bei dem Kampf um die Befreiung der deutschen Jugend beiseite stehen. Alle heraus! Friß Nikolay, Ernst Braun.

Als die katholische Kirche   noch frei war

Wir bringen den Katholiken an der Saar   nach stehenden Briefwechsel in Erinnerung. Da s kul­turpolitische Programm der NSDAP  . besteht unverändert, also muß auch der kirchliche Standpunkt noch derselbe sein:

Die Gauleitung der NSDAP.   in Offenbach   a. M. hat eine Anfrage an die kirchliche Behörde gerichtet bezüglich ihrer Stellung zu ihr und sie hat im Hessenhammer vom 2. Oktober 1930( Nr. 40) veröffentlicht. Der Badische Beobachter vom 5. Oktober zitiert folgende Anfrage und Antwort:

Anfrage an den Bischof von Mainz  ! Kapitel: Religion und Politif. Nationalsozialistische Teutsche Arbeiterpartei( Gau Hessen) Abt.: Presse. Offenbach  , den 27. Sept. 1930. An das

Bischöfliche Ordinariat

Mainz  .

Nach einem uns vorliegenden Bericht soll der hochwürdige Herr Pfarrer Weber von Kirschhausen im Verlauf der Pre­digt, die er im Rahmen des feierlichen Hochamtes hielt und die sich lediglich gegen uns Nationalsozialisten richtete, ge= sagt haben, daß er auf seine Anfrage beim Bischof erklärt bekommen habe:

1. Jedem Katholiken ist es verboten, eingeschriebenes Mit­glied der Hitlerpartei zu sein.

2. Jedem Mitglied der Hitlerpartei sei nicht gestattet, in forporativer Zusammensetzung an Beerdigungen oder sonstigen Veranstaltungen teilzunehmen.

3. Solange ein Katholik eingeschriebenes Mitglied der Hitlerpartei jet, könne er nicht zu den Sakramenten zu­gelassen werden.

Diese Behauptungen des hochwürdigen Herrn Pfarrers Weber sind so überaus merkwürdig, daß wir in aller Form anfragen müssen, ob der Bischof von Matuz tatsächlich das gejagt hat. Wegen der Dringlichkeit der Sache bitten wir um sofortigen Bescheid! Mit deutschem Gruß!

Die Antwort

gez.: Erich Berger.

Mainz  , den 30. September 1930.

Bischöfliches Ordinariat. Betr. Stellungnahme zur NSDAP  .

Auf die Anfrage vom 27. September 1930-

Wir haben dem Pfarrer von Kirschhausen   auf seine An­frage. welche Stellung er gegenüber der NSDAP  . einzu= nehmen habe, die in ihrem Bericht enthaltenen Anweisungen gegeben. Wir mußten die Anweisungen geben, da das Pro­gramm der NSDAP  . Säße enthält, die sich mit fatholischen Lehren und Grundsäßen nicht vereinigen lassen. Namentlich ist es der Paragraf 24 des Programms, den fein Katholik annehmen kann ohne seinen Glauben in wichtigen Punkten zu verleugnen:

1. Paragraf 24 sagt in seinem ersten Teil: Wir fordern die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat, soweit sie nicht dessen Bestand gefährden." Wir fragen: Welche religiösen Bekenntnisse gefährden deir Bestand des Staates?

Es hat eine Zeit gegeben, wo man in Deutschland   die fatho

lische Religion für staatsgefährlich hielt; es ist die Zeit des

Kulturkampfes, in der sogenannte nationale Kreise die fath. Kirche mit allen Mitteln zu unterdrücken suchten. Daß auch anerkannte Führer der NSDAP   die katholische Kirche   zu den staatsgefährlichen Bekenntnissen rechnen, beweist ein Wort von Gottfried Feder  ( MDR.): Leute, auch wenn sie deutsch   geboren werden, die sich aber bewußt zerstörend gegen das deutsche   Volk. gegen den Staat, wenden, ihre politischen Befehle vom Ausland empfangen und befolgen( damit sind offenbar die Katholiken gemeint) gehören nicht zur deutschen Schicksalsgemeinschaft, sie können also auch nicht staatsbürger­liche Rechte ausüben, so wenig wie ein Jude, und manchen werden wir noch auszuschließen haben von der Ehre des deutschen Staatsbürgerrechts"( das Programm der NSDAP  . und seine weltanschaulichen Grundgedanken S. 32).

2. Der Paragraf 24 sagt in seinem zweiten Teil: Wir fordern die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat, soweit sie nicht gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Raise verstoßen." Wir fragen: Was ist Sitt­lichkeits- und Moralgefühl der germanischen Raise? Wie ver­hält sich dieses germanische Sittlichkeits- und Moralgefühl zur christlichen Moral? Das christliche Eittengesetz gründet sich auf die Nächstenliebe. Die nationalsozialistischen Schrift­steller anerkennen dieses Gebot nicht in dem von Christus gelehrten Sinn; sie predigen Ueberschätzung der germanischen Raffe und Geringschäßung alles Fremdrafsigen( j. Programm § 4 ff.) Dieic Geringschäßung, die bei vielen zu vollendetem Haß der fremden Rasse führt, ist unchristlich und unfatholisch.

-Das christliche Eittengesetz ist ferner allgemein, es gilt für alle Zeiten und für alle Rassen. Es ist deshalb ein großer Irrtum zu fordern, daß das christliche Bekenntnis dem Sitt lichkeits- und Moralgefühl der germanischen Raise angepaßt werde. Uebrigens entscheidet in Sachen der Religion nicht das Gefühl, sondern Verstand und Wille.

3. Der Paragraf 24 sagt in seinem dritten Teil: Die Par­tei als solche vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums, ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Be fenntnis zu binden." Wir fragen: Was ist hier unter posi­tivem Christentum zu verstehen? Die Führer der NSDAP  . wollen einen deutschen Gott, ein deutsches Christentum und eine deutsche Kirche. Gottfried Feder   sagt: Gewiß wird. dereinst auch das deutsche   Volk eine Form finden für seine Gotteserkenntnis, sein Gottesleben, wie es sein nordisches Blutsteil verlangt, gewiß wird erst dann die Dreieinigkeit des Blutes, des Glaubens und des Staates vollkommen sein"( a. a. D. E. 49). Was hier gefordert wird, ist nichts anderes als eine deutsche Nationalfirche. Klarer wird dies ausgesprochen von Rudolf Jung  , dem Mitgründer der NSDAP.  , Abgeordnetem in Prag  , der in seinem Buche" Der nationale Sozialismus" folgendes ausführt: Unser Streben fassen wir furz unter dem Namen Volkskirche zusammen. Wir denken dabei aber keineswegs an die Gründung einer neuen Kirche. noch weniger an den Eriaß des Christentums etwa durch einen erneuerten Wodansglauben. So groß und gewaltig dieser auch war und so sehr wir ihm in der Er­innerung nachhängen, hat er sich doch vor nahezu einem Jahrtausend auch im Norden, seiner lebten Zufluchtsstätte, überlebt und ist dort zum Gößendienst herabgesunken... Wenn wir von einer deutschen Volkskirche reden, so denken wir dabei an eine Verschmelzung der beiden in deutschen Landen ausgebreiteten Kirchen. Sie müßte im Lossagen vom römischen Zentralismus, dem internationalen Geist und dem Alten Testament  , diesen wesentlich jüdischen Dingen, be stehen und das Werf deutscher Priester sein, die ihr Volk lieben und von seinem Geiste durchbrungen sind"( S. 105 ff).

Durch diese Auffassung von Religion geraten die National­sozialisten in eine feindliche Stellung zur fatholischen Kirche, weshalb auch von nationalsozialistischen Rednern in Volks­versammlungen wiederholt der Gedanke ausgesprochen wurde: Unser Kampf gilt Juda und Rom  ". Wohl hat Hitler  in seinem Buch Mein Kampf  " einige anerkennende Worte. über die chriftliche Religion und katholische Einrichtungen geschrieben, aber das täuscht uns nicht darüber hinweg, daß die Kulturpolitif des Nationalsozialismus   mit dem fatho­lischen Christentum im Widerspruch steht.

Vorstehende Ausführungen geben Antwort auf die Fragen: Kann ein Ratholif eingeschriebenes Mitglied der Hitlerpartei sein? Kann ein katholischer Pfarrer gestatten, daß Mit glieder dieser Partei korporativ an firchlichen Beerdigungen oder sonstigen Veranstaltungen teilnehmen? Kann eint Katholik, der sich zu den Grundsäßen dieser Partei bekennt, zu den heiligen Sakramenten zugelassen werden? Wir müssen dies verneinen.

An die

Dr. Mayer

Geschäftsstelle der Gauleitung der NSDAP.( Abt. Presse)

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Schornalistik Offenbach  

a. M. Friedrichsring 30.

Wie wirkliche ,, Greuelmärchen" entstehen

In Saarbrücken   erscheint als Organ der deutschen Front" ein Abendblatt  ", das am 29. November folgenden Notruf in eigener Sache veröffentlicht:

Am 23. August haben sich auf der Geschäftsstelle des Saarbrücker Abendblatt" telefonisch einige Zeugen ge= meldet, die gesehen haben wollen, daß am vorausgehenden Abend am Malstatter Markt Flugblätter für die Sulz­bacher Kundgebung aus dem Wagen des Ueberfall­fommandos fielen. Diese Zeugen, und sonstige Personen, die sachdienliche Angaben machen können, werden gebeten, sich sofort bei Herrn Rechtsanwalt Dr. Böhler, Bahnhofstraße 52, Telefon 209 76, nach Büroschluß 241 49, zu melden. A. Schorn.

Mithin Tatbestand: Im August hat dieses Organ der deutschen Front" behauptet, aus einem Wagen des Ueber­fallkommandos seien Flugblätter für die bekannte Sulz­bachkundgebung der Einheitsfront geworfen worden.

Jetzt, drei Monate später, sucht das Blatt schon" Zeugen für seine Behauptung, die es auf Grund des Tele­fonanrufes irgend eines Anonymus in die Welt gesetzt hat, und auch diese Wahrheitsforschung erfolgt nur aus Angst vor dem Staatsanwalt.

Jessy Wagners Liebesroman in Bordeaux  

Von

Dieses nicht allgemein bekannte Liebesintermezzo Richard Wagners   in Frankreich   ist dem Buche ,, La Vie ardente de Wagner" entnommen, das bei Flammarion   erschienen ist. Frauen haben immer eine große Rolle in Wagners künst­lerischem Leben gespielt, das oft nur eins mit seinem Liebes­leben war. Vor der Revolution des Jahres 1848 erhielt Wagner in Dresden   den Besuch einer Frau Jessie Laussot, einer jungen Amerikanerin, die nach Bordeaux   geheiratet hatte. Sie erschien in Begleitung Carl Ritters, der kaum acht­zehn Jahre alt war. Beide waren große Bewunderer des ,, Tannhäuser  ". dessen Uraufführung sie beigewohnt hatten.

Frau Laussot hatte bei ihrer ersten Begegnung mit Wag­ner ihrer Bewunderung und ihrer Sympathie so schüchtern und so reizend Ausdruck verliehen, daß Wagner, der an der­artige Huldigungen noch nicht gewohnt war, eine zärtliche Erinnerung daran behalten hatte. Als er in seiner großen Not in Paris  , wo ihm nichts gelingen wollte, eine Einladung nach Bordeaux   erhielt man bat ihn, Fran Laussot und deren Familie als deren Gast zu besuchen nahm er daher aus Neugierde und von weiß Gott   welchem Teufel getrieben mit Vergnügen an. Die zweiundzwanzigjährige anmutige junge Frau lebte dort im Hause ihres Gatten, eines Wein­händlers, mit ihrer Mutter, Frau Taylor, zusammen, der Witwe eines englischen Anwalts. Von einem sehr gebildeten Vater erzogen. hatte Jessie viel Interesse für Literatur und Musik. Er hatte sie deutsch   gelehrt und sie besaß ausge­zeichnete Kenntnisse in der deutschen Literatur. Da sie sehr intelligent war, verstand sie auf Grund dieser Vorbildung

Louis Barthou  , Mitglied der ,, Academie Française  ". Wagners neueste literarische Werke, die er ihr selbst vor­las, und da sie überdies wirklich musikalisch und als Klavier­spielerin begabt war, vermochte sie ohne jede Schwierigkeit seine Ratschläge beim Spielen Beethovenscher Sonaten zu befolgen. Während ihres Aufenthaltes in Dresden   hatte sie sich mit Frau Ritter, Carls Mutter, angefreundet, die ihre Bewunderung für das noch umstrittene Genie des Verfassers des ,, Tannhäuser  " teilte.

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Frau Ritter und Frau Taylor, die sehr reich war, boten Wagner, dessen schwierige Lage ihnen bekannt war, eine Jahresrente von 3000 Franken an, bis er in der Lage wäre, von seiner Kunst zu leben. Jessie hatte dieses Anerbieten vermittelt, wenn nicht gar veranlaßt, und über sie waren die und Bordeaut ergaben. Frau Taylor war taub, und ihr und Bordeaux   ergaben. Frau Tayhor war taub, und ihr Schwiegersohn wurde von seinem Berufe völlig in Anspruch genommen beide waren von Wagner durch eine unüber­steigbare Mauer" getrennt. Nur Jessie verstand ihn. In Unterhaltungen ,,, die sie ganz gefangen nahmen", behan­delten sie die verschiedensten Gegenstände. Mit erstaunlicher Leichtigkeit vermochte die junge Frau den kühnsten Ge­danken des Meisters, dessen Ansichten und Geschmack sie teilte, zu folgen. Mit ihrem Gatten verstand sie sich weniger gut. Laussot war bei weitem nicht so ,, nett", wie Wagner im ersten Augenblick geglaubt oder gesagt hatte, und das Aeußere des Hauses verdeckte ein wahres Zerwürfnis zwi­den den beiden Gatten. Hat Wagner diesen Zustand wirklich mit so viel Entsetzen entdeckt, wie er schrieb? Und warum

war er entsetzt? Er war Jessie sehr nahe gekommen, obwohl seine Briefe an seine Frau Minna dies nicht in vollem Um. fange zugeben.

Um Frau Ritters und Frau Laussots Absichten zu recht­fertigen, sagte Wagner seiner Frau, sie würden nun über genügend Geld verfügen, um ruhig und bequem leben zu können. Sie wollte jedoch etwas anderes. Obwohl Wagner ihr erklärt hatte, daß ,, nur seine Kunst all das veranlaßt hatte", vermutete sie mit ihrem weiblichen Instinkt, daß ihr Mann und Frau Laussot nicht nur durch die gemeinsame Liebe zur Musik miteinander verbunden seien, sondern daß sie zu­sammen, wenigstens bis zu einem gewissen Punkt, die Musik der Liebe gesungen hätten. Sie hatte nicht unrecht. In ihrer Ehe unglücklich, verwundet in ihrer Würde und enttäuscht in ihren Idealen, hatte Frau Laussot in ihrer Ehe nicht die Befriedigung gefunden, auf die ihr künstlerischer Geschmack Anspruch zu haben glaubte. In Dresden   hatte Wagner auf sie starken Eindruck gemacht, und auf diesen Eindruck war auch die an und für sich unvorhergesehene Einladung nach Bordeaux   erfolgt. Ihr tägliches Beisammensein, die vielen Stunden, die sie miteinander verbrachten, das gemeinsame Lesen von Büchern oder das gemeinsame Musizieren, die An­ziehungskraft eines allmächtigen Genies, das, seiner selbst, seiner Zukunft und seines Ruhmes sicher, von Kraft und Begeisterung überströmte alle diese Dinge hatten sie er­obert und die Liebe, eine leidenschaftliche Liebe, erfaßte ein Herz, das den Verführungen der Kunst bereits er. legen war.

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Und Eugen Laussot? Und Minna Wagner  ? Es sieht danach aus, als ob Frau Laussot den Entschluß gefaßt hatte, einen Gatten, den sie nicht liebte, ganz seinem Geschäft zu übers lassen ( Schluß folgt.)