Das Land des Grauens
Bericht eines Pariser Advokaten
Die Internationale Juristische Vereini gung erfährt von dem Pariser Rechtsanwalt Rozelaar, der sich in ihrem Auftrag nach Berlin begeben hatte, folgende Einzelheiten über das Verfahren vor dem Volksgericht:
Das Gericht besteht aus zwei Berufsrichtern und drei hohen Funktionären der SA. und S. in voller Uniform. Cieben Anwälte verteidigten" die 25 angeklagten Mitglieder der SA P. die wegen Hochverrats angeflagt waren. Reiner der Anwälte, unter ihnen auch einige Wahlverteidiger, wagte je einen Vorstoß oder erwiderte auch nur auf die zahlreichen Angriffe durch den Staatsanwalt. Sie schwiegen, wenn ihren Mandaten das Wort abgeschnitten wurde; sie schwiegen auch als am zweiten Tag der Staatsanwalt den Ausichluß der Oeffentlichkeit beantragte. Als Rechtsanwalt Rozelaar sich am Schluß der Sitzung seinen deutschen Kolle= gen vorstellen wollte wagte feiner von ihnen, ein Wort mit ihm zu sprechen oder gar ihm die Hand zu reichen.
Die Verhandlung war zunächst„ öffentlich", das heißt einige Familienangehörige der Angeklagten waren, mit einer Legitimation vom Justizministerium versehen, anwesend. Sonst kein Mensch! Insbesondere kein einziger Vertreter der inländischen oder ausländischen Presse! Der Vorsitzende empfing den Pariser Anwalt höflich und ge= stattete ihm, der Verhandlung beizuwohnen, da das Gericht
nichts zu verbergen habe".
Die Angeklagten werden zur Sache vernommen. Der Vorfitzende hielt ihnen ihre früheren Geständnisse vor. Und im Bewußtsein der Anwesenheit des französischen Anwalts, des Repräsentanten des Auslands. sprachen die Angeklagten, einer nach dem andern, sprachen von den unsäglichen Folterungen, denen sie ausgeliefert gewesen waren, und wider: riefen ihre mit Hilfe dieser Folterungen erpresten Geständnisse. Der Vorsitzende geriet in heftige Verlegenheit. Mit einem eiligen„ das stimmt ja nicht", suchte er die Enthüllung der Wahrheit zu hindern.
Der nächste Tag sollte die Vernehmung der beiden Belastungszeugen bringen, von denen einer ein Kriminalkommissar ist. Aber das Gericht, das tags zuvor jo stolz er klärt hatte, es habe nichts zu verbergen, war sich dessen be= wußt, wie fümmerlich die Beweise" gegen die Angeklagten maren, nie leicht diese sie hätten widerlegen können. Das durfte nicht in die Oeffentlichkeit vor allem nicht ins Ausland dringen! Auf Antrag des Staatsanwalts wurde die Oeffentlichkeit ausgeschlossen! Deutlicher kann man freilich die Anfechtbarkeit des Verfahrens, die Unhaltbarkeit der Urteilssprüche, das ganze parteiische Verfahren dieses Gerichtshofs nicht zugestehen.
Beschlüsse
zur Durchführung des Boykotts
London , den 2. Dezember 1934.
Im Rahmen der gegenwärtig in London tagenden Internationalen Unparteiischen Konferenz für Boykott der Waren
Boykottbrecher; solche sollen sich vor gesellschaftlichen Ge richten zu verantworten haben. Eine schwarze Liste" soll regelmäßig die Namen der unverbesserlichen Boykottbrecher der Oeffentlichkeit mitteilen. Jüdische Bonkottbrecher sollen ein Mandat als Abgeordnete, als Stadträte oder als Mitglieder einer jüdischen Gemeinderepräsentanz nicht befleiden dürfen, auch sollen ihnen die Ehrenämter in den Synagogen entzogen werden. Berufsvereinigungen, wirtschaftliche, soziale, humanitäre und wissenschaftliche Institutionen sollen verpflichtet werden, Boyfottbrecher auszuschließen. Alle auf den Boykott Bezug habenden Materialien sollen in einem Archiv vereinigt werden.
In der zweiten Sitzung beschloß die jüdische Seftion, mit den unparteiischen Boykottorganisationen in der ganzen Welt zusammenzuarbeiten und sich der zu schaffenden zentralen Boykottleituna zu unterstellen. Der Sekretär des Londoner Gewerkschaftsrates A. M. Wall hielt eine Ansprache an die jüdischen Delegierten und ver= sicherte sie der Sympathie und der Mitarbeit seiner Organisation. Nur durch die organisierte Macht des Volkes, sagte er, werden wir die Regieruna Deutschlands dazu bringen, in ihrem Zerstörungswerk inne zuhalten. Die englische Gewerfschaftsbewegung wird in diesem Kampf eine bedeutsame Rolle spielen. Wir alle, Juden und Nichtjuden, müssen zusammenstehen gegen die menschenfeindlichen Taten des heutigen Deutschland .
In einem Bericht zu den gegenwärtig stattfindenden Wahlen teilt der Zentralrat der Sowjetgewerkschaften mit, daß die Ausgaben der Gewerkschaften für Kulturarbeit von 245 Millionen Rubel 1931 auf 609 Millionen 1934 gestiegen sind. In den wichtigsten Industriezentren wurden während der Teßten 3 Jahre 22 große Klubs und Kultur= paläste erbaut. In verschiedenen Industriezentren wurden Parks für Kultur und Erholung errichtet, wie in Stalinograd, Kadijewki, Prokopiewsk usw Das Netz der Gewerkschaftsbibliotheken ist auf 15 000 gewachsen und bedient 5 Millionen Lejer. Der gesamte Bücherfonds beträgt 33 Millionen Bücher. Die Zahl der Studierenden an Hochschulen ist von 272 000 im Jahre 1931 auf 420 000 1934 gestiegen. Die Bewegung für die Ablegung gesellschaftlicher, technischer Prüfungen entfaltet sich breit und ist zu einer neuen Art des sozialistischen Wettbewerbs geworden. In den Gewerkschaftsklubs wurden hunderttausende technische Zirkel geschaffen, in denen 2 766 000 Arbeiter und Arbeiterinnen sich die Technik zu eigen machen. In gesellschaftlichen, politischen, allgemeinbildenden sowie Kunst- und Militärzirfelu lernen 6 497 000 Personen sowohl jugendliche als ältere Arbeiter. Die Ausgaben der Gewerf= schaften für Körperkulturzwecke sind von 16 Millionen 1931 auf 48 Millionen 1934 gestiegen.
Während die sozialistische Sowjetheimat erstarft, wächst und aufblüht, wütet jenseits der Sowjetgrenzen, wo das Sapital herrscht, die Wirtschaftstrije, die den allgemeinen Verfall und die Zersetzung des Kapitalismus widerspiegelt.
Hitler - Deutschlands wurden drei Ausschüsse gewählt, die die Pariser Berichte
Fragen der Boykottstatistik, der Ermittlung neuer Bezugsquellen zum Ersatz der vom Handel ausgeschlossenen deutschen Waren, der Propaganda und Information zu behandeln haben. Untermyer unterbreitete die Richtlinien für Organisierung einer Weltkörperschaft zur Leitung der Boykottbewegung. Die polnische Delegation unterbreitete Vorschläge über Ausübung eines moralischen Drucks auf
Die Association des Emigrés Israélités d'Allemagne en France in Paris gab im Rahmen ihrer allwöchentlichen Mittwochveranstaltungen kürzlich ein Konzert. Die zahlreich erschienenen Zuhörer spendeten der ausgezeichneten Solistin der Pasdeloup- Konzerte, der Violinistin Tina Manteuffel
reichen Beifall. Die junge Künstlerin, die eine vollendete Technik mit großem Ausdrucksvermögen verbindet, brachte u. a. neben Werken von Bach und Beethoven Paganini den atemlos Lauschenden zu Gehör: Der italienische Bariton Roberto Spiombi erfreute das Publikum durch seinen weichen, iunigen Vortrag italienischer Lieder, u. a. das beliebte Caro mio ben". Der die beiden Künstler begleitende Pianist Karl Elsky erntete nicht nur reichen Beifall wegen der meisterhaften Art seiner Begleitung, sondern das Publikum hatte auch Gelegenheit, ihm lebhaftesten Beifall zu spenden, als er sein großes musikalisches Können beim Vortrag einer von ihm komponierten Suite jüdischer Melodien zeigte.
Zwei große Chanukkah -( Makkabäer ) Feiern finden ain Mittwoch, dem 5. Dezember, in Paris statt. Die, Association des Emigrés Israélites d'Allemagne en France veranstaltet nachmittags um 3.30 Uhr im Festsaal Avenue Hoche Nummer 15 ein Kinderfest, bei dem etwa 100 Kinder festlich bewirtet und beschenkt werden. Außerdem werden Kinderfilme vorgeführt und ein Kasperle- Theater wird sicher bei den Kleinen und Kleinsten helle Freude erwecken. Der Pianist Karl Elsky wird Kinderlieder spielen. I. M. Blaustein wird mit jüdisch- humoristischen Vorträgen jung und alt zum Lachen bringen. Bei Tanz und Spiel werden die Stunden vergehen. Jedermann, groß und klein, ist als Gast willkommen Eintritt frei leider aber können nur die Kinder beschert werden, deren Anmeldung rechtzeitig erfolgt ist und die besondere Eintrittskarten erhalten haben.
Im gleichen Saal findet dann abends um 8 Uhr eine Feier für die Erwachsenen statt. Hier ist vor allem an die reife Jugend gedacht, die bei den Klängen einer Jazzkapelle fleißig das Tanzbein schwingen soll. Ein buntes Kabarettprogramm sorgt für Abwechslung; freudige Ueberraschungen sind geplant. Eintritt frei. Gäste willkommen.
Am Dienstag, 4. Dezember, 21 Uhr, spricht Dr. Kurt London, Mitarbeiter Schweizer Zeitungen, über Franzö sische, englische und deutsche Filme( Schauspiel- und Regiekunst) der Gegenwart. Der Wettkampf um die Führung
Die deutsche Filmemigration in Paris ". Gäste willkom men, Eintritt für Mitglieder frei, für Gäste 2 Franken. Die Adresse des Deutschen Klubs lautet: Salons Le Péristyle , 31 bis, Rue Vivienne, Paris 2°( Métro: Bourse )..
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Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pig in Tude weiler; für Inserate: Otto Rubn in Caerbrüden. Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volfsstimme GmbH., Saarbrüden 3, Schüßenstraße 5.- Schließfach 776 Saarbrüden.
Es kommen zu Wort: Der Großẞindustrielle Hermann Röchling . Der Führer der Deutschen Front, Pirro. Der Pfarrer Wilhelm. Der Vorsitzende der Handwerkskammer , Schmelzer. Gräfin von Roedern. Der Propagandaleiter der Deutschen Front, Peter Kiefer. Minister Zoricic. Drouard, Vorsitzender der französisch - saarländischen Handelskammer. Raspail , Direktor der Mines Domaniales. Dr. Velleman, Generalsekretär der Abstimmungskommission. Exzellenz Galli, Vorsitzender des Obersten Abstimmungsgerichtes. Dr. Martiner, GeneralAdvokat beim Obersten Abstimmungsgericht. Landgerichtsdirektor Steinfels. Johannes Hoffmann , Führer der katholischen Front. Max Braun , Vorsitzender der Sozialdemokraten. Fritz Pfordt und Philipp Daub, führende Funktionäre der Kommunisten. Julius Schwarz , Vorsitzender des Bergarbeiterverbandes. Arbeiter und Bauern, Geistliche und Handwerker, Hausfrauen und Schulkinder, Kaufleute und Lehrer.
Inhaltsangabe: Mitten in Europa 1934. Deutsch sein. Hitler vor den Toren. Hier regiert der Völkerbund . Die toten Seelen. Kommt die Wirtschaftskatastrophe? Gleichschaltung der Sklaverei?. Die Front der Schwankenden Die katholische Fronde. Die Einheitsfront. Das andere Deutschland . Ein Würfel fällt an der Saar
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