Völker in Sturmzeiten Nr. 86
Völker in Sturmzeiten
Im Spiegel der Erinnerung- im Geiste des Sehers
,, Preußischer Kommiß"
Mittwoch, 5. Dezember 1934
,, Also der Parademarsch war im ganzen gut, besonders bei unserer Kompagnie. Der Herr Oberst hat speziell das stramme Marschieren gelobt. Das bitte ich mir aber auch aus! Glaubt nicht, daß ich mir von Euch Bummelei bieten
Soldatengeschichten| von August Winnig lasse! Wer die Beine nicht rausschmeißt, den lasse ich ohne
August Winnig , der Verfasser der vor dem Kriege erschienenen Schrift ,, Preußischer Kommiẞ", ist heute glühender Nationalsozialist. Er dient der braunen Sache in Wort und Schrift, unter Preisgabe seiner Vergangenheit. Einst, als junger Proletarier, war er zum Sozialismus und zur Sozialdemokratie gekommen, bewegt von den hohen Gedanken der Freiheit und der Menschenrechte. Es gelang ihm, im freigewerkschaftlichen Bauarbeiterverband einen führenden Posten zu gewinnen. Nach der Umwälzung von 1918 wurde er Oberpräsident in Ostpreußen , damals freilich schon in seinem alten Bekenntnis zögernd und schwankend. Sein politisches Ende in der Republik führte der Kapp- Putsch vom März 1920 herbei. Es erwies sich, daß er der zweideutigen Haltung der Reichswehrkommandeure in jenen kritischen Tagen Vorschub geleistet hatte.
Dann rutschte August Winnig immer weiter nach rechts. Er wurde der Vertrauensmann Hugenbergs und Stinnes, für deren Blätter er seine flinke Feder in Bewegung setzte. Heute ist er einer von den 110- Prozentigen: wildester Nationalsozialist, begeisterter Militarist und nationalsozialistischer Schriftleiter. Sein Buch„ Preußischer Kommiẞ" hat er längst verleugnet, weil es die denkbar schärfste Anklage des militaristischen Kadavergehorsams darstellt, zu dessen Anbetern er heute gehört. Ein Grund mehr für uns, inseren Lesern einige Kapitel aus dem Buche August Winnigs vorzulegen.
1. Fortsetzung
Je länger, desto mehr litt ich unter dem, was ich tagtäglich sehen und hören mußte. Aber ich litt nicht allein. Wir sprachen oft untereinander darüber, und die charaktervollen Leute waren alle von Erbitterung erfüllt. Die meisten waren arme oder doch nur wenig begüterte Burschen vom Lande, die wohl nie auch nur ein leiser Hauch oppostioneller Zeitstimmung gestreift hatte. Jetzt aber hatte sich Rebellensinn ihrer bemächtigt, der freilich nur die Gedanken. aufwiegelte oder sich höchstens im vertraulichen Kreise an die Oberfläche wagte.
An einem Sonnabendnachmittag, der zufällig einmal bei uns dienstfrei war, stand ich mit einem Freunde am Fenster und sah auf den Kasernenhof hinab. Es regnete schon seit der Nacht in gleichmäßigem Gusse und der ganze Hof war von Wasserpfützen bedeckt. Der zermürbte, schmierige Kies bildete eine schwarze, breiige Masse. Der Hof war leer. Nur hin und wieder lief eine Ordonnanz eilig darüber. Aber er blieb nicht lange leer. Aus dem Revier des ersten Bataillons traten zwei Leute im Exerzieranzug, es waren Rekruten, wie wir an ihrem Anzug erkannten. Ihnen folgte ein Offizier in langem Mantel, dessen Kragen hoch aufgeschlagen war. Er stellte sich unter einen kleinen Pavillon, steckte die Hände in die Manteltaschen und ließ die beiden Leute exerzieren. Zuerst übten sie langsamen Schritt. ,, Hoch raus die Beine!" rief der Leutnant ihnen zu, als sie sich etwas schonten. Die Leute hauten mit den Beinen drauf los, daß jedesmal dicke Garben von Schlamm und Wasser aufspritzten. So ging das eine Weile fort. Dann mußten sie marschieren. Schließlich mußten sie im Laufschritt den Hof durchmessen. Der Leutnant kommandierte, immer vom schützenden Pavillon aus. ..Hinlegen! schrie er. Die Leute zögerten.., Hinlegen!!" Die Leute legten sich zögernd auf die Erde. ,, Auf! Laufschritt- maaarsch marsch! Halt, hinlegen! Ah, ihr könnt nicht runter kommen; na, vielleicht lernt ihr's noch. Auf! Hinlegen! Auf! Hinlegen! Auf! Hinlegen! Das wiederholte sich ein halbes dutzendmal. Schließlich hatten die beiden das richtige Tempo für das Niederwerfen gefunden. Klatschend warfen sie sich in den Morast, um mit gewaltsamen Ruck wieder aufzuschnellen, wie Maschinen. Dann mußten sie noch. einige Runden im Laufschritt machen.
Was mögen die beiden ausgefressen haben?" fragte mein Freund, ein Gefreiter vom älteren Jahrgang.
,, Die haben heute morgen beim Parademarsch gebummelt", mischte sich ein dritter ins Gespräch. Sie sind von der zweiten Kompanie."
Dem Leutnant schien es jetzt genug zu sein. Seine beiden Opfer waren vom Hals bis zu den Stiefelsohlen mit nassem Schlamm besudelt und standen nun vor ihm. Er schien ihnen eine Strafpredigt zu halten. Jedenfalls, um seinen Worten mehr Nachdruck zu geben, haute er jedem einigemal ins Gesicht und jagte sie in die Kaserne. Dem letzten gab er noch einen Tritt mit auf den Weg.
Ei, die werden nicht dummer danach!" krähte ein Mann hinter ups. Es war eine greuliche Hundeseele aus der Gegend von Birnbaum.
,, Scher' dich raus, du Knecht! Putze dem Leutnant die Stiebel!" schrie ihm der Gefreite zu.
.., Wenn ich bei ihm Bursche werden könnte, würde ich sie ihm schon pugen!" antwortete dieser.
..Mensch, wat is dett vor'n Knav! Pfui Deubel! Du kap'tulier man, so' ne Kirls könnetse hier bruken!"
Wenn der Gefreite aufgeregt war, redete er stets plattdeutsch. Der andere verfügte sich aus der Stube und wir sprachen nun mit offener Entrüstung über das, was draußen vorgegangen war.
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, Wenn ich wüßte, daß es nicht rauskäme, schriebe ich nach dem Generalkommando", sagte der Gefreite. ,, Aber das ist ja auch so. Dann suchen sie den Briefschreiber, um ihn ins Loch zu stecken, und der Kunde da kriegt höchstens ein paar Tage Stubenarrest. Und die armen Kerls sind dann erst recht schlimm d'ran. Wir haben's ja bei Stöben gesehen." ..Ich wüßte, wo eine Beschwerde Zweck hätte," sagte ich leise zu ihm.
Ja. Es ist die sichteste Stelle für unsere Beschwerde." ..Du, das machen wir heute abend. Aber es darf keiner was davon merken!'
Wir sprachen noch weiter darüber, und als es Abend war, setzte ich mich ruhig an den Tisch und verfaßte den Brief. Kein Mensch fand etwas dabei; denn Briefe werden nirgends mehr geschrieben als beim Militär. Ich schrieb alles, was uns bedrückte, wie wir behandelt würden, wie vom Unteroffizier bis zum Regimentskommandeur alles daran milarbeite: ich nannte alle Namen und belegte alles mit Zenger
und Daten. Als ich fertig war, las der Gefreite den Brief, aber er war mit meiner Arbeit nicht zufrieden. Er winkte mir, hinauszukommen, und schon stieg ein schwerer Verdacht in mir auf. Meinte er es ehrlich? so fragte ich mich besorgt. Aber er meinte es ehrlich. Trotz seiner Unerfahrenheit in öffentlichen Dingen, die erklärlich war, da er dem Kaufmannsstande angehörte, hatte er ein gerüttelt Maß von ehrlicher Entrüstung in sich angesammelt. Mein Brief war ihm zu unvollständig, ich hätte noch lange nicht alles geschrieben, was an die Oeffentlichkeit müßte. Ich wollte ihm das ausreden, aber er ließ nicht nach, ich mußte noch einen Nachtrag schreiben. Nachdem auch das geschehen war, trug er den Brief in die Stadt, denn dem Briefkasten auf dem Kasernenhofe wagten wir unser Geheimnis nicht anzuvertrauen.
Dann warteten wir mit Ungeduld auf ein Zeichen, ob unsere Beschwerde wohl wirken würde. Ob sie der„, Vorwärts" aufnahm, konnten wir freilich nicht wissen, denn in der Stadt war uns keine Stelle bekannt. wo das Blatt zu finden war, so viel ich auch danach forschte. Aber ich zweifelte nicht daran, daß man es tun würde, und ich hatte mich auch nicht getäuscht.
Seitdem waren etwa drei Wochen vergangen. Wir hatten auf der Esplanade ,, Parademarsch im Regiment" geübt. Der Oberst hatte dann ,, die Herren Hauptleute" zu sich befohlen, während wir einrücken und vor den Kompanierevieren warten sollten. Es dauerte etwas lange, ehe wir den Platz verlassen konnten, denn der Abmarsch war nur sehr schmal. In Ermangelung einer andern Beschäftigung beobachtete ich die Gruppe der Hauptleute, die mit ihren Pferden einen Halbkreis um den Obersten gebildet hatten. Es schien dort eine wichtige Sache verhandelt zu werden, denn der Oberst gestikulierte lebhaft und redete laut. Aber doch nicht so laut, daß wir ihn hätten verstehen können. ,, Plamasche! Mein Rögümönt!" weiter verstanden wir nichts. Dann mar
schierten wir ab.
Auf dem Kasernenhofe warteten wir wie alle übrigen Kompagnien auf unsern verehrten Herrn Chef. Nach einer Weile kam die Gesellschaft durchs Tor geritten; Flüche und zornige Scheltworte zeigten ihr Kommen an. Ein Blick auf unseren Alten überzeugte mich, daß er wieder in seiner Redelaune war.
,, Einen Kreis bilden!" rief er uns gleich entgegen. Wir bildeten einen solchen Redering, er stieg vom Pferde ab und kam in unsere Mitte Wie gewöhnlich ließ er erst einige wegen schlapper Haltung zum Nachexerzieren notieren, hakte seinen Degen los und fing nach einigem Räuspern an:
Geld ist Macht, Ruhm, Würde...
woraus
Pfui über die Mahlzeiten, welche jetzt die Menschen machen, in den Gasthäusern sowohl als überall, wo die wohlbestellte Klasse der Gesellschaft lebt! Selbst wenn hochansehnliche Gelehrte zusammenkommen, ist es dieselbe Sitte, welche ihren Tisch wie den des Banquiers füllt: nach dem Gesetz des ,, Vielzuviel" und des„ Vielerlei", folgt, daß die Speisen auf den Effekt und nicht auf die Wirkung hin zubereitet werden, und aufregende Getränke helfen müssen, die Schwere im Magen und Gehirn zu ver treiben. Pfui, welche Wüstheit und Ueberempfindsamkeit muß die allgemeine Folge sein! Pful, welche Träume müssen ihnen kommen! Pfui, welche Künste und Bücher werden der Nachtisch solcher Mahlzeiten sein! Und mögen sie tun, was sie wollen: in ihrem Tun wird der Pfeffer und der Widerspruch oder die Weltmüdigkeit regieren! Zuletzt, um das Lustige an der Sache und nicht nur deren Ekelhaftes zu sagen, sind diese Menschen keineswegs Schlemmer; unser Jahrhundert und seine Art Geschäftigkeit ist mächtiger über ihre Glieder als ihr Bauch: was wollen also diese Mahlzeiten? Sie repräsentieren! Was, in aller Heiligen Namen? Den Stand?- Nein, das Geld: man hat keinen Stand mehr! Man ist ,, Individuum"! Aber Geld ist Macht, Ruhm, Würde, Vorrang, Einfluß; Geld macht jetzt das große oder kleine moralische Vorurteil für einen Menschen, je nachdem er davon hat! Niemand will es unter den Scheffel, niemand möchte es auf den Tisch stellen; folglich muß das Geld einen Repräsentanten haben. den man auf den Tisch stellen kann: siehe unsere Mahlzeiten!
Morgenröte, 3. Buch, Gegen die schlechte Diät-203Friedrich Nietzsche .
Die Extravaganz
Die Großen setzen ihren Stolz darein, in einen Wald eine Allee zu legen, ihre Landgüter durch lange Mauern abzugrenzen, die Decken zu vergolden, zehn Zoll Wasser in die Höhe zu heben, eine Orangerie auszumöblieren; aber ein Herz zufrieden machen, eine Seele mit Freude erfüllen, einer Notlage zuvorkommen oder abzuhelfen so weit erstreckt sich ihre Extravaganz nicht.
Les caractères, IX.
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Des grands, page 167/168.
Gnade exerzieren und geniere mich auch nicht, ihn bei erster bester Gelegenheit einzubuchten. Der Herr Oberst konnte es nicht sehen, daß doch einige wieder maßlos gebummelt haben, ich habe mir die Schweine aber doch gemerkt und werde sie jetzt mal' raussuchen."
Er nannte etliche Leute, die gleich nach dem Essen wieder exerzieren sollten. Hierauf fuhr er fort:
..Und dann ist da noch eine andere Geschichte. Eine ganz widerliche Affäre( ich bekam leises Herzklopfen), jawohl, ekelhaft und gemein, hundsgemein! Es gibt ja allerwärts ehrlose Schweine, die sich ein Vergnügen daraus machen, den guten Ruf des Regiments zu schädigen. Jawohl! Ich habe es schon gleich gesagt, schreibt nichts von dem, was hier passiert, nach Haus! Das gehört sich nicht und wird auch sehr schwer bestraft. Was in der Kaserne passiert, das geht das Zivil gar nichts an! Das sollte jeder Mann wissen! Leider hat sich also doch ein Schwein gefunden, das was nach auswärts geschrieben hat, und das nun an die große Glocke gekommen.( Des Schuldbewußtseins Röte färbte mein Gesicht und ich nahm genau Vordermann.) In einer Zeitung, die jeder anständige Mensch noch nicht mal auf der Latrine gebraucht, haben verlogene Sachen von unserm Regiment gestanden( Mein Freund hustete dreist und versuchte mit mir ,, Tuchfühlung" zu bekommen.) Stehen Sie da still, verfluchter Heringsbändiger! Also solche Subjekte gibt es im Regiment! Nehmt Euch vor diesen Leuten in acht. Die Sache ist weiter nicht schlimm, denn jeder halbwegs anständige Mann weiß, daß es Lügen sind, wenn behauptet wird, hier würden die Mannschaften überanstrengt und mißhandelt. Das wiẞt Ihr alle!( Hundert Augenpaare trafen mich.) Ich frage nun( mit erhobener Stimme) die Kompagnie, ob dieser gemeine Lump unter ihr ist. Wenn der ehrlose Kerl etwa in unserer Kompagnie ist, dann trete er vor und verant worte sich. Wenn es nicht geschieht, dann ist damit bewiesen, daß es Lügen sind. Na, es meldet sich keiner. Natürlich ist solch ein Kerl ja auch zu feig, um für seine Tat einzustehen. Das wußte ich vorher; wenn wirklich so ein Schwein hier drunter ist, dann ist es auch zu ehrlos, um sich zu melden. Ich muß aber nun doch den Unteroffizieren sagen, daß sie sich vorsehen, und etwas mehr an sich halten. Hat einer einen dickfelligen Kerl, dann darf nicht gleich geschlagen werden; es gibt genug andere Mittel, womit man ihn zahm kriegen kann. Exerzieren, und wenn das nicht hilft, Arreststrafen, und bei solchen Lümmeln, wie diesem hier( Stöben flog durchs zweite Glied hindurch), wird bei der ersten Gelegenheit Tatbericht eingereicht. Dann geht es nach der Festung und gleich anschließend auf die Arbeiterabteilung! Jawohl, ohne Federlesen! Rein mit der Schweinebande!" Als ich später mit dem Gefreiten allein war, fragte ich ihn, was wohl geschehen wäre, wenn uns gemeldet hätten. ,, Er hätte uns niedergestochen," sagte er ,,, und dann wären wir noch auf die Arbeiterabteilung gekommen."
Wir
Das hört sich sehr unwahrscheinlich an, mir erschien es aber gar nicht unmöglich. Der Hauptmann ist sehr häufig mit gezücktem Degen auf die Leute eingesprungen; vom Zustoßen hatte ihn aber doch noch immer ein Rest von Besinnung zurückgehalten. Hätte er es aber wirklich getan, so wäre es auch nicht weiter schlimm für ihn gewesen.
Wir hüteten unser Geheimnis mit großer Sorglichkeit. Die Beschwerde hatte wenigstens für einige Wochen die Miẞhandlungen vermindert Doch wir erstickten den Ehrgeiz, das als unser Werk auszuposaunen und freuten uns im Stillen über unsere Tat und ihre Wirkung. Nur der grauhaarige Sergeant, der, wenn ihn Armut und Langeweile plagten, gern zu uns kam, um mit uns plaudern, kniff oft, wenn die Rede auf diese Sache kam, ein Auge zu und fixierte mich unauffällig. Ich ließ ihn ruhig fixieren und machte das harmloseste Gesicht, dessen ich fähig war. Ich war überzeugt, daß er mich im Verdacht hatte; aber er hat nie etwas gesagt, weder zu mir, noch zu andern. Als ich einmal unter Beobachtung aller Parallele Vorsichtsmaßregeln eine zwischen Stöbens Beschwerde und der an den ,, Vorwärts" gerichteten zog, lächelte er auf seine feine Weise und ging pfeifend davon.
Der große Tag war da, wo die Entscheidung über den Kaiserpreis fallen sollte. Ein herrlicher Sommermorgen mit Tau und Frühnebel und leuchtender Sonne. Und er weckte Bei uns ausgeruhte Leute. Ja, diesmal sogar satte Leute. Am Abend vorher hatte es auf Regimentsunkosten Wurst und Semmel stati dei üblichen dünnschleimigen Suppe gegeben. Am Morgen gab es noch einmal das gleiche Menue, alles zur Aufbesserung der Stimmung. Denn an diesem Tage hatten die Mannschaften die ,, Ehre der Kompagnie" in ihrer Hand. Schossen sie schlecht, so war es um die Gunst der Generalität geschehen. Darum behandelte man uns gut. ,, Nur in dieser Zeit keine Miẞstimmung unter den Leuten, sonst ist alle Arbeit vergebens gewesen!" schärfte der alte lederne Oberst den Kompagnie chefs ein.
Es gibt Soldaten, auch woh! ganze Truppenteile, bei denen einige Zentimeter Wurst und einige Semmeln die Erinnerung an alle erlittene Mißhandlungen auslöschen. Bei uns war es anders, von verschwindenden Ausnahmen abgesehen. Seit Wochen hatten wir uns auf diesen Tag gefreut. Wir wollten den Herren doch einmal zeigen, daß man mit geschundenen, beschimpften und geschlagenen Mannschaften. keinen Ruhm einheimsen konnte. Mochte man uns nachher wieder schurigeln, das war ohnehin so gewiß wie das Amen in der Kirche, wir mochten gut oder schlecht schießen; wir wollten uns dann aber auch nicht vorzuwerfen haben, daß wir eine herrliche Gelegenheit zur Vergeltung verpaẞt hätten. Das war nicht etwa die Meinung eines einzelnen oder einzelner, das war ein geläufiges Thema bei unserer Unterhaltung, bei Rekruten wie bei den ,, alten Leuten". Wir sagten uns selbst, daß das nicht,.schön" sei; aber kam es darauf an? Und hatten wir schuld daran?
Laẞ Dich nicht verführen! war, die Parole, wo wir zusammentrafen