Arbeitserlaubnis

für deutsche   Früchtlinge

Luxemburger   Sensation

Paris  , 4. Des. Wie die Jüdische Telegraphen- Agentur er Kommunisten verschwinden aus der Kammer

fährt, gestalten sich die Verhandlungen jüdischer Persönlich­feiten mit Mitgliedern der französischen   Regierung über Ge­währung von Arbeitserlaubnissen für deutsche   Flüchtlinge in Frankreich   hoffnungsvoll; es wird erwartet, daß die fran­ zösischen   Behörden in furzem 6000 deutschen   Flüchtlingen Ar­beitserlaubnis gewähren werden.

Eine weitere Abmachung zwischen den zuständigen fran­ zösischen   Behörden und jüdischen Organisationen betrifft das Schicksal der aus Frankreich   ausgewiesenen Flüchtlinge; de­ren Lage dürfte in der Weise geregelt werden, daß die jüdi­schen Organisationen es übernehmen, die Ausgewiesenen all­mählich in andere Länder zu befördern.

Flüchtlingstragödien in Paris Paris  

, 4. Dez.( 3TA.) Eine aus Deutschland   geflohene russische   Jüdin namens Czerwonagurska, die aus Frankreich  ausgewiesen wurde, sprang nach Erhalt des Aus­meisungsbefehls mit ihrem 8 Monate alten ind in die Seine  . Sie wurde gerettet, ist aber infolge ver ausgestandenen Leiden geistig zerrüttet. Eine andere aus= gewiesene Flüchtlingsfrau, die ebenfalls in die Seine sprang, fonnte nur noch als Reiche geborgen werden.

Schweizerische Presseireiheit

Für ein Volksbegehren zum Schuße der Pressefreiheit hat die Sozialdemokratische Partei der Schweiz   aus Anlaß der Bundesratsver­ordnung vom 26. März 1934 aufgerufen. Durch diese Ver= ordnung hat der Bundesrat sich das Recht zuerfannt, 3eitungen zu verwarnen oder auf Zeit zu verbieten, wenn sie die guten Beziehungen zwischen der Schweiz   und anderen Staaten stören", auf Deutsch  : wenn sie die Untaten der faschistischen Regierungen freimütig fritisieren. Der Auf­ruf für das Volksbegehren( Initiative") weist darauf hin, daß das Volk zweimal, zuletzt am 11. März 1934, solche Be­

schränkungen der Presefreiheit abgelehnt hat, und verweist

auf die Verbote der Schweizer   Zeitungen im dritten Reich", während die deutsche Nazipresse in der Schweiz   frei verfaust

wird.

Das Volksbegehren bekräftigt den bestehenden Artikel 55 der Bundesverfassung( Gewährleistung der Pressefreiheit) und fordert folgende Gesetze:

1. Es ist untersagt, inländische Presserzeugnisse zu ver­bieten, der Zensur oder anderen derartigen Maßnahmen zu unterstellen.

2. Verfügungen, Erlasse und Gesetze, die die Pressefreiheit verlegen. können beim Bundesgericht ange= fochten werden.

3. Damit ist die bezügliche Bundesratsverord nung aufgehoben.

Luxemburg  , 5. Dezember.

Luxemburg   hat bisher als einer der ganz wenigen euro­ päischen   Staaten-- vielleicht lag das an der besonders guten Finanzlage des Landes- an seinen demokratischen Einrichtungen festgehalten. Wenn es auch keine entschiedene Demokratie war, die in Luxemburg   gesteuert wurde, so hatte man dennoch die Gewähr, daß der Volkswille einigermaßen respektiert wurde. Die beiden Wahlen dieses Jahres brach­ten eine Entscheidung der Volksmassen für ein Festhalten an der Demokratie. Am 3. Juni wurde der erste Kommunist in die Luxemburger   Kammer gewählt, und am 14. Oktober wählten sich drei Luxemburger   Gemeinden je einen Ver­treter in ihr kommunales Parlament.

In der ersten Kammersizung Anfang November hatte man die Gültigkeit der Wahl des einen Kammerfommunisten mit der Begründung abgelehnt, daß er in Anlehnung an ein bestehendes Luxemburger   Gesetz deshalb nicht wählbar sei, weil er Ar menunterstützung bezogen habe. Da diese Begründung unhaltbar war, wurde sie zurückgezogen. Die Kammersektion, die diese Wahlprüfung zu unternehmen hatte, dehnte ihre Untersuchung auf die ganze kommunistische Liste aus und am Dienstag wurde in der Kammer einen großen Tag hatte verkündet,

-

-die

daß die ganze kommunistische Liste nicht gültig sei, weil die Partei im Gegensatz zur Verfassung und Staatsreform stehe, die man mit Gewalt stürzen wolle und darum kein Kommunist den Eid auf die Verfassung leisten fönne. Die Abhängigkeit von der 3. Internationale usw. wurden als Grund angegeben.

Der Bericht, ein flerifaler Advokat, betonte, daß, weil man die demokratischen Freiheiten des Landes schützen wollte,

Seitz in Freiheit! Nach zehnmonatiger Haft

Wien  , 6. Dezember. Der ehemalige sozialdemokratische Wiener   Bürgermeister Seitz, der Ende August wegen seines schwer erschütterten Gesundheitszustandes Seiß ist 65 Jahre alt in ein Wiener   Sanatorium gebracht worden war, wo er streng be­wacht wurde, ist heute aus der Haft entlassen worden und konnte sich in seine Privatwehnung begeben, wo ihm aller­dings die Benutzung des Telefons zunächst noch nicht gestattet wird.

jede Diktaturbestrebung, ob sie nun von links oder rechts fomme, ablehnen müsse. Um der Arbeiterpartei, also der Sozialdemokratie, dieses Vorgehen schmackhafter machen, ernannte man einen der ihren zum Nachfolger des ausscheidenden Kommunisten.

Der kommunistische Kandidat hatte in einer annähernd eineinhalbstündigen Rede seine entgegengesezte Ansicht zumt Ausdruck zu bringen. Der Führer der Sozialdemokratie, Vizepräsident Rene Blum  , hielt eine Rede, in der er vont juristischen als auch politischen Standpunkt aus dieses Vor­gehen geißelte und der Regierung für den Fall, daß sie auf diesem Wege fortfahre, den entschiedensten Kampf aller Demokraten ansagte. Ihm stimmte aus dem bürgerlichen Lager ein Deputierter der Moseldemokraten und ein Unab­hängiger zu. Blum verlangte Neuwahlen in dem Bezirk, da der Kommunist gewählt war, was aber die Mehrheit ab­lehnte. Auf eine Frage Blums, ob auch die Kommunisten in den Kommunen abgelehnt werden, erwiderte der liberale Innenminister, daß die Regierung feine gesetzliche Mög­lichkeit hierzu habe und die Kammermehrheit souverän in ihrer Entscheidung war.

So haben wir in Zuremburg die Kuriosität, daß die KPL. in der Kammer als staatsfeindlich nicht vertreten, in den Gemeinderäten sitzen und stimmen und als Partei agitieren kann. Die Arbeiterpartei, die dieses Verhalten der Mehrheit der Bürgerlichen in ihrem Organ scharf ablehnte, läßt die Regierung und die Mehrheit nicht im unflaren darüber, daß man vor entschiedenstem Kampf nicht zurück­weichen wird, wenn dieser Schritt etwa der erste Schritt auf dem Wege zu einem österreichisch gefärbten Faschismus sein sollte.

Paris  

Deutscher Klub

Am Samstag, dem 8. September, um 21 Uhr, Geselliges Beisammensein mit Tanz. Damen und Herren sind als Gäste sehr gerne willkommen. Eintritt für Mitglieder frei, für Gäste 5 Franken( Stellungslose 3 Franken). Die Adresse des Deutschen   Klubs lautet: Salons Le Péristyle  , 31 bis, Rue Vivienne, Paris II( Métro: Bourse  ). Demnächst tritt Ernst Busch   im Deutschen   Klub auf.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pig in Dude weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Caerbrüden Rotation@ drud und Verlag: Berlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrücken  

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Das Buch des Tages!

Es kommen zu Wort: Der Großindustrielle Hermann Röchling  . Der Führer der Deutschen   Front, Pirro. Der Pfarrer Wilhelm. Der Vor­sitzende der Handwerkskammer  , Schmelzer. Gräfin von Roedern. Der Propagandaleiter der Deutschen   Front, Peter Kiefer. Minister Zoricic. Drouard, Vorsitzender der französisch  - saarländischen Han­delskammer. Raspail  , Direktor der Mines Domaniales. Dr. Velleman, Generalsekretär der Abstimmungskommission. Exzellenz Galli, Vor­sitzender des Obersten Abstimmungsgerichtes. Dr. Martiner, General­Advokat beim Obersten Abstimmungsgericht. Landgerichtsdirektor Steinfels. Johannes Hoffmann  , Führer der katholischen Front. Max Braun  , Vorsitzender der Sozialdemokraten. Fritz Pfordt und Philipp Daub, führende Funktionäre der Kommunisten. Julius Schwarz  , Vor­sitzender des Bergarbeiterverbandes. Arbeiter und Bauern, Geist­liche und Handwerker, Hausfrauen und Schulkinder, Kaufleute und Lehrer.

Inhaltsangabe: Mitten in Europa   1934. Deutsch   sein. Hitler   vor den Toren. Hier regiert der Völkerbund  . Die toten Seelen. Kommt die Wirtschaftskatastrophe? Gleichschaltung der Sklaverei?. Die Front der Schwankenden Die katholische Fronde. Die Einheits­front. Das andere Deutschland  . Ein Würfel fällt an der Saar  

Die Wahrheit über die Saar  ! Das Reportagebuch für jedermann!

180 Seiten, zweifarbiger Umschlag, bessere Ausgabe Fr. 12,-( Sfr. 2,40), billige Volksausgabe Fr. 6,-( Sfr. 1,20).

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Ein Land wird interviewt von THEODOR BALK  

Dr. Hans Neikes  Hermann Rochling  

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