Durdis Gucklodi
Der Berliner Korrespondent der Baseler ,, Nationalzeitung" íst einer der uns sympathischsten Endgenossen. Er betrachtet die Niederungen Hitlerdeutschlands aus der Perspektive jener ewigen Berge, auf denen die Freiheit wohnt. Seine demokratische Gesinnung entstammt nicht dem gegebenen Boden der Tatsachen", der im republikanischen Deutschland das größte Unheil, das eine Nation treffen kann, nämlich das der Charakterverlumpung, anrichtete. Wir schätzen also unseren Schweizer Kollegen. Immerhin mitunter schläft auch Homer!
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Weil er in einem dieser Tage erschienenen Artikel aus Berlin beweisen wollte oder mußte, wie führerlos trotz allen Führerprinzips Deutschland gerade gegenwärtig ist, sann er darüber nach, wie er ihm vielleicht aus weniger wichtigem Gebiet eine krumme Verbeugung machen könne. Es ist ja wohl immer die richtige Taktik, den Salat sowohl mit Essig wie mit Zucker anzurichten. Also meinte er, daß auf sekundärem Gebiet diese führerlose Diktatur Deutschlands zweifelsohne auch ihre Vorzüge aufweise. Zum Beispiel seien die. Morde und Straßenräubereien in Deutschland stark zurückgegangen.
Wir glauben hier schnarcht schon direkt Homer! Die Nazis haben sich zwar in den ersten sechs Monaten ihrer Macht gerühmt, daß die Kriminalität in Deutschland zufolge der Wendung aller Dinge gesunken sei. Das war ein immenser Bluff, der vielleicht wirken konnte, weil ja zunächst die Kriminellen, die Straßenräuber, die Lustmörder, die Lude. wige in der SA. und SS. genug legitime Arbeit bekamen und sogar von den Staatsanwaltschaften dafür belobigt wurden. Ihre Privatbetätigung hört also auf. Mittlerweile ist das zwar nicht ganz aufgegeben; aber es ist nicht mehr so einträglich, weil es, wenigstens im marxistischen " Bereich, nichts mehr zu räubern und zu schänden gibt. Nunmehr ist das private Handwerk dieser Retter Deutschlands wieder viel profitabler geworden. Die Folge? Erst vor einigen Wochen flüchtete sich die gesamte Berliner Presse in die Oeffentlichkeit mit der Behauptung, daß die Unterwelt der Reichshauptstadt wieder mächtiger ihr Haupt erhebe als je; an öffentlicher Unsicherheit, so behauptete sogar eine braune Zeitung, übertreffe sogar Berlin jetzt Chikago. Vielleicht ist das eine Uebertreibung; vielleicht auch nicht! Woher aber nimmt der Baseler Eidgenosse die Begründung, die seine Verbeugung vor solcher angeblichen sekundären Leistung des Regimes berechtigt?
Es kommt aber noch besser in jenem offenbar somnambulen Zustand Homers ! Der Kollege aus Basel lobt Deutsch land nur deshalb, weil soviel in ihm geprügelt wird. Er schildert den Fall eines SA.- Mannes, der von der SS. ,, ordonnanzmäßig verhauen wurde, weil er seine Hauswirtin belästigt und auf ihre Kündigung nicht ausgezogen war. Und dazu schreibt der Eidgenosse: So wird der Disziplinmangel in vielen Fällen( im heutigen Deutschland ) mit Prügel be. straft. Und die Verprügelten sagen nachher, es habe wohl weh getan, aber beklagen wollten sie sich nicht; sie hätten die Prügel ja verdient."
Wem macht hier eigentlich die Nationalzeitung" ihr Kompliment? Den Geprügelten, die durch Hitlers Er ziehung schon soweit sind. daß sie sich förmlich einen Masochismus der Untertanengefühle zugelegt haben? Oder den Prüglern, die wieder das Stäupen entdeckt haben und damit die Kultur ihres Landes auf jene Zeit zurückschrauben, wo noch gerädert, gevierteilt, gewippt, gebrannt, gezwickt, ge. pflöckt werden konnte. Wirklich, es wird viel geprügelt in Deutschland ! Ob es aber auch nur eine ,, sekundäre" Kulturleistung ist, das ist doch wohl sehr die Frage.
Jules Sauerwein , ein internationaler Reporter von Weltruf, früher der berühmte Europareisende des„ Matin", besucht zur Zeit Japan . Er schildert in der europäischen Presse Land und Leute. So hat er sich jetzt auch mit japanischen Flottenoffizieren über das etwas mysteriöse Todestorpedo unterhalten. Hier wird die Lenkung des Geschosses von einem Matrosen besorgt, der sich damit dem sicheren Tod weiht.
Aufgabe- und Empfangsbestätigungen für das Buch ,, Konzentrationslager! Adolf Hitler , Deine Opfer klagen an!"
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1. Rückschein für die Sendung an Dr. Bumke, den Präsidenten des Reichsgerichts. 2. Die Empfangsbestätigung des Oberreichsanwalts Dr. Werner. 3. Aufgabebescheinigung für die Sendung an Adolf Hitler . Der Eingang des Buches ist- nach mehrfacher Reklamation am 18. Oktober bestätigt worden. 4. Quittung für das Reichsjustizministerium und 5. für den Propagandaminister Dr. Göbbels .
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In Karlsbad ist im September dieses Jahres bei der Verlagsanstalt Graphia" eine Sammlung von Berichten aus deutschen Konzentrationslagern erschienen. Was diese Sammlung mitzuteilen weiß, ist geeignet, alle bisherigen Berichte aus dem dritten Reich" in den Schatten zu stellen. Das Buch ist eine gewissenhafte Zusammenstellung konkreter Anflagen. Zu jeder Tatsache werden Daten und Einzelheiten angegeben. Die Namen der Lagerfommandanten, alle SA.- und SS. - Leute, die für die furchtbaren Grausamkeiten verantwortlich sind und ihrer Opfer mehr, als 850 Namen werden angeführt. Leichenschändung, Amtsmißbrauch, Serualvergehen, schwere Körperverlegung, Mord: das sind die Verbrechen, deren man diese Vertreter der deutschen Reichsgewalt mit allen zur Untersuchung notwendigen Angaben beschuldigt.
Kein Verantwortlicher im„ dritten Reich" fann behaupten, daß er von diesen in dem Buch„ Konzentrationslager" er= hobenen Beschuldigungen nichts weiß. Die Verlagsanstalt Graphia" hat sofort nach Erscheinen den Verantwortlichen: Adolf Hitler , Josef Goebbels , dem Reichsgerichtspräsidenten Dr. Bumfe, dem Oberreichsanwalt Dr. Werner, dem Reichsjustizminister Gürtner, dem Reichsbischof Dr. Müller, dem deutschen Gesandten in Prag , Dr. Adolf Koch und anderen das Buch durch die Post„ eingeschrieben gegen Rückschein" übermittelt und die Empfangsbescheinigung dafür erhalten.
,, Oh," hat ihm ein Marineleutnant des Mikado gesagt, ,, was heißt hier Erfindung?! Das ist doch gar keine Erfin. BRIEFKASTEM
dung, wenn es auch wünschenswert ist, das Leben eines Kombattanten zu schonen, besonders wenn er technisch ausgebildet ist."( Man beachte das Zartgefühl militärischer Unterscheidung, das durch das Wörtchen besonders" ge. kennzeichnet wird.) Der Leutnant fuhr fort: ,, Es ist das keine Erfindung, sondern die einfachste und natürlichste Sache der Welt!"
Ob wirklich ein solches Torpedo so einfach und nicht vielmehr ein sehr komplizierter Mordapparat ist, mag der Fachmann entscheiden. Aber ist es auch ,, natürlich", daß ein Wesen für irgend einen Begriff sein Leben wegwirft? ,, Natürlich ist es, wenn die Katzenmutter ihre Jungen bis zum Tode verteidigt. Natürlich" mag es sein, wenn die Hengste der Pußta ihre Fohlen und Stuten in die Mitte ihres Karés nehmen, wenn der Gewittersturm die Herde zu sprengen versucht. Die Natur schützt und schätzt nur das Leben, aber keine Begriffe, mögen sie Gott oder Vaterland, Thron oder Altar heißen. Jener Matrose im Todestorpedo handelt vielleicht menschlich- allzumenschlich, meinthalben sogar sehr heroisch. Aber man sollte hier nicht die majestätische Vernunft der Natur schmähen...
Freilich sind die Japaner ja nun einmal so etwas wie die Preußen des Stillen Ozeans und Herr Göring sollte eigentlich auch bei uns schon längst das Harakiri eingeführt haben. Wie sagte doch jetzt der japanische Botschafter vor Berliner Pressevertretern? ,, Es gibt eine so große Aehnlichkeit des nationalen Charakters zwischen uns; deshalb sind ja auch die deutsch - japanischen Beziehungen so gut." Ja, der Botschafter hat Recht. Nur freilich Schligaugen und schwarze Haare hat er, dieser Nichtarier, der uns schätzt, weil vom ..kategorischen Imperativ" bis zu dem„ Auf Vater und Mutter schießen" des preußischen Grenadiers es eine Straße der ,, idealistischen" deutschen Philosophie gibt.
Agitier
1 die ,, Deutsche Freiheit"
Gloucester Street. Wir geben von Ihrer Mitteilung Kenntnis: In den nächsten Tagen wird in London eine zweisprachige antifaschistische Wochenzeitschrift, deutsch - englisch, erscheinen, die mit Unterstüßung des Flüchtlingskomitees herausgegeben wird. Der Berkaufspreis soll sehr niedrig, wahrscheinlich auf 2 Pence, fest= gesetzt werden. Die Zeitschrift, die über sehr bedeutende Mitarbeiter verfügen wird, muß vorerst im Vervielfältigungsverfahren hergestellt werden.
London . Sie schreiben uns:„ Während der Samstag- Abend- lebertragung aus der St.- Georges- Musikhalle in London ereignete sich ein Zwischenfall, der bezeichnend ist für die Stimmung, die in weitesten Kreisen herrscht. Nachdem das vorletzte Musikstück des Programms beendet war, ein Vortrag von Flotsam und Jetsam, fam aus der fünften Parkettreihe ein lauter deutlicher Ruf: Solidarität für die spanischen Arbeiter!" Taraufhin wurde die Radioübertragung vorzeitig abgebrochen. Rund 5 000 000 Hörer der beiden wichtigsten englischen Stationen, der„ National" und der„ Midland Regional", haben sich das Ihre dabei gedacht. Saaldiener versuchten, den Zwischenrufer zu erreichen, der jedoch mit anderen den Saal bereits verlassen hatte. Auf gut Glück wurden am Ausgang die Personalien eines der Besucher festgestellt. Die Sonntagszeitungen berichteten ausführlich über den Zwischenfall auf der ersten Tertseite.
Nürnberger . Wir danken für Ihre Mitteilung: Einer der eifrigsten Agenten der Zeitungen des Frankenführers Streicher, namens Moriß, ist wegen unerlaubter Werbungsmethoden für die „ Fränkische Tageszeitung" und den Stürmer" zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Es stellte sich dabei heraus, daß Moriz siebenmal vorbestraft ist." Also ein echter, alter Kämpfer" Julius Streichers und Adolf Hitlers .
R. W., Marseille . Die Sozialdemokratische Partei Teutschlands, Siz Prag, hat bisher die Entlarvung von 230 Hitlerspigeln ver= öffentlicht. Jedem dieser Lumpen ist ein genauer Steckbrief mitgegeben.
Züribieter. Vielen Dank für Deine Nachricht. Wenn Du gern etwas für unseren Saarfampf beisteuern willst, dann schick uns am besten an unsere Adresse einen Wertbrief, der Deine Spende enthält. Unterschreibe mit Züribieter. Wir werden Dir an der gleichen Stelle danken. Empfange einstweilen unsere Freiheitsgrüße von der kämpfenden, Saar.
E.., z. 3t. 6 Ihnen ist mit einer lächerlichen Begründung eine Stellung im Reiche verweigert worden, obwohl Sie in der engsten Wahl standen. Sie schreiben uns dazu: Während ich nun seit Monaten auf Grund meiner langjährigen Auslandserfahrung redlich, aber vergeblich bemüht bin, in meiner Heimat ein Unter
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Obwohl dadurch alle in die Lage verseßt wurden, alle Angaben nachzuprüfen, hat das dritte Reich" bisher weder Untersuchungsverfahren eröffnet, noch ein Wort verlauten lassen, um die erhobenen Anklagen zu entkräften.
Dieses Schweigen ist der letzte Trick des braunen Reichs. Durch ihn hofft es, die Aufmerksamkeit der Kulturwelt von den Verbrechen abzulenken. Das Manöver dari feinen Er folg haben, wenn es in dieser Welt überhaupt noch eine menschliche Solidarität und Gemeinschaft gibt.
Im Fall Dreyfus schrieb Emile Zola 1899:„ Solange ein Unschuldiger im Kerfer schmachtet, haben wir kein Anrecht, unter den Völkern mitzuzählen. Erst wenn dem Unschuldigen sein Recht geschehen ist, wird Frankreich mieder das Land der Rechtlichkeit und des menschlichen Empfindens sein."
1934: aber sind die Kerker und Konzentrationslager des Deutschen Reiches zum Bersten angefüllt mit Unschuldigen und die Welt hat begonnen, sich an diesen Zustand zu gewöhnen.
Die Welt darf es nicht zulassen, daß der Hilfeschrei der gefolterten Menschen aus dem„ dritten Reich" im braunen Schweigen erstickt wird. Das wache Gewissen der Kulturwelt muß diesen Schrei vernehmen und ihn hundertfältig wiedergeben, daß er laut genua werde, um die tauben Ohren der deutschen Verantwortlichen hörend zu machen.
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Tommen zu finden, werden alle offenen Stellen von jungen, völlig unerfahrenen Parteimitgliedern besetzt, die Gehälter von 400-500 Reichsmark einstecken und außerdem wie es bei der deutschen Arbeitsfront der Fall ist zu Weihnachten eine Gratifikation in Höhe eines Monatsgehaltes bekommen und zudem noch von Weihnachten bis Neujahr die Arbeit geschlossen aussehen. Mein verheirateter Schwager( ehemaliger Sozialdemokrat) muß mit 28 Mr. Wochenlohn eine ganze Familie ernähren."
B. H. , Warschau . Wie Sie uns schreiben, fand in den Kämpfen um die polnische Meisterschaft im Boren in Krakau ein Watch zwischen dem Meister des Warschauer Kreises, dem jüdischen Sportklub Makkabi, und dem Krakauer Meister, dem polnischen Sportklub Wawel ", statt, das 10: 6 zugunsten des Matkabi endete. Die Maffabäer leben!
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R. M., Reuyork. Wir entnehmen Ihrem Briefe:„ Die Deutsche Seitung", das bisherige Organ der Freunde des neuen Deutsch lands", hatte einen Leitartikel druden müssen, in welchem sie alle verleumderischen und lügnerischen Artikel zurücknahm. Der Mitredakteur Walter Kappe , der sich bei seinen Nazifreunden als Held aufspielen wollte, trat zurück, erklärte, daß er nichts mehr mit betreffender Zeitung gemein hätte und wurde Mitbegründer einer neuen Zeitung, Deutscher Beobachter". Nun befindet sich der Naziheld Walter Kappe in gleicher Situation. Er hatte Dr. Kurt Rosen feld , den ehemaligen preußischen Justizminister, in einem Artikel angegriffen, ihn als schmierigen Juden bezeichnet, der das deutsche Volk ausgeplündert und es durch seine Gaunereien zum Multimillionär gebracht habe. Naziheld Walter Kappe hat sich nun brieflich bei Dr. Kurt Rosenfeld de- und wehmütig entschuldigt und betont, daß er falsch unterrichtet und schlecht beraten war; er verspricht, daß er sich nicht mehr in irgendwelcher herabwürdigenden Art über Dr. Rosenfeld äußern will. Dsa ist echter Naziheroismus! Rosenfeld hat seine Klage gegen den Verleumder zurückgezogen. Eine Zivilklage von 100 000 Dollar gegen den Redaktionsstab schwebt noch."
R. R. in R. Ginem uns zur Verfügung gestellten Briefe Ihres Freundes, der Teutscher Christ" und glühender Hitlerist war und nun nachdenklich geworden ist, entnehmen wir:„ Die Autokosten des Staates Lippe- Detmold haben sich seit der„ nationalen Erhebung" vervierfacht. Die NS. - Volkswohlfahrt unterhält in dem kleinen Ländchen von 164 000 Einwohnern sieben Autos." Die früheren Bonzen" hatten dafür nicht ein einziges. Der Fortschritt ist unverkennbar.
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Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Big in Dud weiler; für Inserate: Ctto Rubn in Caarbrüden. Notation@ drud und Verlag: Verlag der Volksstimme Gmbh., Saarbrüden& Schützenstraße 5,- Schließfach 776 Saarbrüden,