G

JANUAR

Nazi- Unterricht

Für DEUTSCHLAND gegen HITLER

für die Abstimmungskommission

Wenn es eine Körperschaft an der Saar gibt, die sich um Unparteilichkeit bemüht, so ist es die neutrale Abstim­mungskommission. Manchmal konnte man den Eindruck haben, ihre betonte Unparteilichkeit wirfe wie eine Be­günstigung der deutschen Front". Offenbar lebten die Herren in dem schönen Glauben, ihre strenge Objektivität werde so etwas wie Verständnis oder gar Anerkennung bei der deutschen Front" und bei der Reichsregierung finden. Noch immer träumen ja manche Ausländer von den Gentle= mens auch auf der anderen Seite.

Nun erteilt der Saarfommissar Bürdel der Abstim­mungskommission eine Lehre. Die Herren erfahren nun von ihm, wie wenig ritterlich sie sich gegenüber dem reichs­amtlichen Geldschrankknacker Hilt benommen haben, der zu den großen deutschen Patrioten gehört. Keine Spur davon, daß der deutsche Rundfunk, der einen Kriminellen zum Sprecher über alle deutschen Sender berufen hat, einen Tadel verdiente. Ganz unverständlich, wie die Abstimmungs­kommission dazu kommt, sich in diese Ehrenangelegenheiten der zur Zeit in Deutschland regierenden Machthaber ein­zumischen. Sie möge sich gefälligst um die ausländischen Sen­der kümmern, wo jeden Tag gegen die bekanntlich sehr ehren­merte deutsche Reichsregierung gehetzt werde. Ueber den leider vorhandenen kleinen Unterschied, daß noch keine aus­ländische Regierung einen zuchthausreifen Geldschrankknacker zum amtlichen Rundfunksprecher berufen hat, sieht Herr Bürcel großzügig hinweg.

Dankbar sind wir Herrn Bürckel , daß er noch einmal daran erinnert, wie oft die Reichsregierung mit Ausdrücken wie Mörder und Gangster" belegt worden ist, und zwar all­gemein in der Weltpresse. Da Herr Bürckel diese Worte in Beziehung bringt zu den in Deutschland regierenden Herren, werden wir die Worte wohl rein referierend hier­hin setzen können. Sonst sind sie durch die Regierungskom­mission und die just so hart gerügte Abstimmungskommission streng verboten. Im Saargebiet darf man höchstens sagen, daß von Deutschland her Geldschrankknacker und andere Gangsters amtlich in Dienst gestellt werden.

Die Abstimmungskommission wird vielleicht noch eine Zeit­lang in der Meinung beharren, daß man mit den Leut a da drüben irgendwelche gentlemen agreements schließen önne.

Geheime Abstimmung garantiert

Der Abstimmungskommission ist zur Kenntnis gelangt, daß unter der Bevölkerung hie und da die Befürchtung be­steht, die Abstimmung des 13. Januar werde nicht geheim sein, so daß die Stimmberechtigten, je nachdem sie in diesem oder jenem Sinne stimmen, sich den Vergeltungsmaßnahmen von Einzelpersonen oder gar vor seiten der Behörden des­jenigen Staates aussehen, gegen den sie gestimmt haben.

Diese Befürchtung ist schon deshalb unbegründet, weil jeder, der beiden an der Abstimmung beteiligten Staaten fich am 2. Juni 1934 dem Völkerbund gegenüber feierlich ver­pflichtet hat, nicht nur

sich hinsichtlich der Abstimmungsberechtigten Personen je­der Verfolgung, Vergeltungsmaßnahme oder Schlechter: stellung wegen der politischen Haltung, die diese Personen während der Verwaltung durch den Völkerbund mit Be ziehung auf den Gegenstand der Boltsbefragung einge= nommen haben, zu enthalten;"

sondern auch

,, die geeigneten Maßnahmen zu treffen, nm jede diesen Verpflichtungen zuwiderlaufende Handlung ihrer Staats­angehörigen zu verhindern oder ihr Einhalt zu gebieten." Außerdem aber ist das gesamte System der Abstimmungs­ordnung in solcher Weise aufgebaut, daß den Abstimmungs­berechtigten alle Gewähr dafür geboten wird, daß ihre Stimmabgabe frei, geheim und unbeeinflußt ist.

Der Abstimmungsfommission erscheint es ganz besonders wichtig, nicht nur für die vollkommene Geheimhaltung der Stimmabgabe besorgt zu sein, sondern auch bei der Bevölke= rung die Ueberzeugung zu erwecken, daß sie sich unter allen Umständen auf diese Geheimhaltung verlassen kann. Ist die Geheimhaltung sichergestellt und ist der Stimmberechtigte hiervon überzeugt, dann wird er imstande sein, im Augen­blick der Stimmabgabe alle etwa unter Druck oder Drohung erfolgten Versuche, ihn zu beeinflussen und in die Freiheit seiner Entschließung einzugreifen, abzuschütteln, und seine Wahl zwischen den drei durch den Friedensvertrag gebote­nen Möglichkeiten wird in voller Unabhängigkeit erfolgen fönnen.

Unbeschadet der weiteren Ausführungsbestimmungen, welche die Abstimmungskommission sich vorbehält, im geeig­neten Augenblick der Bevölkerung bekannt zu geben, hält sie es für geboten, schon heute die Aufmerksamkeit auf folgendes zu lenfen:

Die Mitglieder der Abstimmungskommission und sämtliche Beamte derselben einschließlich der Vorsitzenden aller Wahl­

Allmählich wird sie aber schon dahinter kommen, das bie Clemenceaus Saarfranzosen

agreements Papier bleiben, weil auf der anderen Seite die genilemens fehlen.

Ein Exempel: St. Ingbert

Das ist der tägliche Terror

Ein fast unglaublicher, jedoch durch die ungeheure und maßlose Heße der deutschen Front" sehr leicht verständlicher Vorfall ereignete sich in der Nacht vom Samstag auf Sonn­tag in Ensheim. Graf Bentinck, dem das Polizeiwesen im Bezirk St. Ingbert unterstellt ist, fuhr mit einigen Land­jägern in obenerwähnter Nacht auf einer Patrouillenfahrt. durch Ensheim. Als der Wagen in Ensheim einfahren wollte, stellte sich ihm plötzlich ein junger Mann,

in den erhobenen Händen einen schweren Stein, in den Weg, um den Wagen zum Stehen zu bringen. Zum Glück erkannte der Chauffeur sofort die Gefahr und brachte den Wagen zum Halten, ohne daß es dem Rohling gelang, den Stein nach dem Wagen zu werfen. Die Landjäger, die sich im Wagen befanden, stiegen iofort aus und verhafteten den Wegelagerer. Bei der weiteren Fahrt durch Ensheim stießen die Beamten immer wieder auf Wider= stände der Terrorgruppen der braunen Front". Die Landjäger mußten zum Gummiknüppel grei­fen, wobei es nicht mehr so zart herging, wenn Nazis in Frage fommen. Graf Bentinck dürfte nun zum zweiten Male den Terror der braunen Front in Ensheim persönlich festgestellt haben. Das erste Mal war es bei der Kundgebung der Frei­heitsfront wo das Ueberfallkommando aus Saarbrücken alarmiert werden mußte. Das zweitemal hätte er den Ter­vor der braunen Front beinahe am eigenen Leibe verspürt.

Dieser Terror ist nicht nur in Ensheim festzustellen, son­dern in fast allen ländlichen Gemeinden des ganzen Bezirks St. Ingbert . Die Straßenpatrouillen der brau nen Front bewachen des Nachts die Häuser, in denen Hitlergegner wohnen. Daß dabei St. Ingbert als Hauptstadt des Bezirks nicht zurücksteht, ist selbstverständlich. Keine Nacht vergeht, wo nicht der Ord­nungsdienst der braunen Front durch die Straßen zieht. Ganz schlimm geht es in den Nächten von Freitag auf Sams= tag und von Samstag auf Sonntag zu.

Mit Motorrädern werden sämtliche Straßen abgefahren. Es ist ein Hin- und Herrennen, sodaß die nächtliche Ruhe der Anwohner der unteren Kaiserstraße dauernd gestört ist. Beschwerden dagegen sind bei unserer blauen Polizei wieder­holt eingegangen, aber die Beschwerdeführer wurden von den diensttuenden Beamten mit nicht immer höflichen Worten abgetan. Hoffentlich nimmt sich Graf Bentinck dieser Sache an und macht auf dem schnellsten Wege diesem Treiben der braunen Front ein Ende.

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Saarbrüder Zeitung". Ihr bringt ein großartiges Dokument" fiber die Sozialisierung und Enteignung" der Weiber in Sowjet­rußland. Der nationalsozialistische Westdeutsche Beobachter" in Köln aber, der doch auch sein Lügenhandwerk versteht, meldet am gleichen Tage, daß der ehemalige Chef der Tschefa" in Tula , Arjetschow, von der sowjetrussischen Behörde wegen Vielweiberei Könnt Ihr zu zehn Jahren 3wangsarbeit verurteilt wurde?" Euch nicht wenigstens auf eine mittlere Linie des Schwindelna einigen 2

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Die Saar- Volksstimme" setzt ihre Enthüllungen über Clemenceaus Saarfranzosen, die sich heute als rabiate Nazis entpuppen, fort. In seiner heutigen Nummer bringt das Organ der Freiheitsfront ein Schreiben der heutigen Hitler­schreier aus dem Orte Ensdorf , das am 13. Mai 1919 an den verstorbenen Ministerpräsidenten Clemenceau ge= richtet wurde und das wie folgt lautet:

Herrn Ministerpräsident

Glemenceau!

Wir Unterzeichnete wenden uns hiermit an Heren Ministerpräsidenten mit der Bitte, dafür eintreten zu wol­len, daß wir möglichst bald der französischen Republik als gleichberechtigter Bestand= teil angegliedert werden. Geschichtlich haben wir seit jeher zu Lothringen gehört und geographisch sind wir nicht von ihnen zu trennen. In Sitten und Gebräuchen sind wir ihm stammverwandt und wirtschaftlich binden uns unzertrennliche Bande. Die preußische Ver: waltung war uns seit jeher verhaßt und in diesem Kriege hat sie an uns schwer gefündigt, ohne daß uns bisher Sühne geworden ist. Indem wir hoffen, daß uns Frankreich Gerechtigkeit bringen wird, erneuern wir unsern Wunsch, Franzosen werden zu wollen.

Ensdorf , den 13. Mai 1919."

Genau so, wie sie heute bedingungslos" zu ihrem Hitler heimkehren" möchten, genau so haben diese standhaften deutschen Männer und Frauen im Jahre 1919 unbedingt Franzosen werden wollen. Die Saar- Volksstimme" ver­öffentlicht eine sehr große Anzahl von Namen Ensdorfer Einwohner, die heute stramme Pg 3. sind. Selbstverständlich fehlt in der Liste der Ensdorfer Saarfranzosen auch der Name des dortigen Vorsitzenden der deutschen Front", Pg. Johann Schon, wicht. Das Schreiben ist u. a. auch von einem gewissen Peter Ney unterzeichnet worden, der 1919 allen, die es wissen und nicht wissen wollten, stolz fundgab, daß der französische Marschall Ney, der tatsächlich aus Saarlouis stammt, angeblich sein Ahne gewesen war. Heute aber betet dieser Ney denselben Hitler an, der den Erbseind", das vernegerte Frankreich ", unbedingt vernichten" will.

,, Es ist dir nicht erlaubt!" Eine Rede des Pfarrers Bungarten

Pfarrer Bungarten gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Saargebietes. Er war der letzte Vor­sitzende der Zentrumspartei , ehe sie gewaltsam aufgelöst wurde. Bis vor kurzem war er auch noch Vorsitzender des Aussichtsrates der Saarbrücker Landeszeitung". Aber jeder­mann weiß, daß Pfarrer Bungarten keineswegs gleich­geschaltet ist und aus seiner Gesinnung gegenüber dem Hitler­Reich keinen Hehl macht, wenn er freilich gemäß den Wünschen der Bischöfe dabei den Bezirk des Religiösen nicht verläßt.

In Neunkirchen sprach er in diesen Tagen in einer Adventsfeier des Männer- und Jünglingsvereins und sagte: Er muß zunehmen, ich muß abnehmen!" Dieses Wort des großen Büßers und Vorläufers unseres Heilandes

büros sind dem Saargebiet fremd und gehören keinem der an der Volksabstimmung beteiligten Staaten an.

Bei der Wahlhandlung selbst muß jeder Abstimmungs­berechtigte seinen Stimmzettel in einer Isolierzelle ans füllen, welche er allein betritt( außer, wenn er infolge eines törperlichen Gebrechens eines Beistandes bedarf) und muß dann diesen Zettel in der gleichen Zelle in einen Umschlag stecken, den er selber verschließt. Nachdem er aus der folierzelle getreten ist, übergibt er den geschlossenen Umschlag dem Vorsitzenden, der ihn in die Urne legt. Jedem Stimmberechtigten ist es bei Strafe untersagt, im Abstimmungslokal auf irgend eine Weise die Wahl, die er treffen wird, oder die er bereits getroffen hat, bekanntzuge­ben. Hat er noch nicht gestimmt, so geht er seines Stimm rechts verlustig.

Die Urnen werden zur Feststellung des Abstimmungs­ergebnisses unter strenger Bewachung durch neutrale Be­amte und Polizei nach Saarbrücken gebracht, und zwar wird vor der Zählung der Inhalt sämtlicher Urnen eines Abstimmungsbezirks vermengt, so daß das Abstimmungs­ergebnis der einzelnen Wahllofale nicht einmal der Ab­stimmungstommission bekannt sein wird, geschweige denn an die Deffentlichkeit gelangen kann.

Nachdem die Zählung durch neutrale Beamte unter Auf­ficht der Abstimmungsfommission stattgefunden hat und das Wahlergebnis in sorgfältiger Weise festgestellt worden ist, werden die Stimmzettel nach Genf verbracht und dem Völ­ferbund übergeben, so daß die Möglichkeit einer nachträg­lichen Untersuchung derselben mit der Absicht, den Sinn der Abstimmung der einzelnen Stimmberechtigten herauszufin­den, vollkommen ausgeschlossen ist.

Wer durch unerlaubte Mittel wie Gewalt, Drohung, Be­trug, Bestechung usw. eine Person zu bestimmen sucht, zut offenbaren, in welchem Sinne entweder sie selbst oder eine dritte Person gestimmt hat oder zu stimmen gedenkt, wird nach den geltenden Strafbestimmungen mit Gefängnis von 3 Monaten bis zu 3 Jahren bestraft. Die Strafe fann nicht weniger als ein Jahr betragen, wenn die Tat von mehreren Personen gemeinsam begangen wird.

Die Abstimmungsgerichtsbarkeit bleibt auch nach erfolgter Abstimmung noch bestehen.

Saarbrücken , den 11. Dezember 1934.

Die Abstimmungskommission: Victor Henry

A. E. Rohde D. de Jongh Wzn.

schickte er seiner Adventsbetrachtung voraus. Johannes­jeelen, Johannescharaktere brauchen wir in der heutigen Zeit dringender denn je. Mannesmut und Glaubenstreue, mie selten sind sie geworden. Wie sind sie rar geworden in einer Zeit der verwaschenen Charaktere. Vor dem Kriege waren sie blan, nach dem Kriege rot, dann als sich die Kon: junktur etwas besserte, als es gefahrlos war, wurde man schwarz und heute liebt man eine andere Farbe. Seinen Glauben bekennen heißt nicht nach irdischen Dingen fragen, wenn es das Ewige zu erringen gilt. Der hl. Johannes, der Büßer aus der Wüste, hat die Lehren des Heilands ge­predigt, hat einem vermeichlichten Rolf die Wahrheit ge= faat; er sprach zu Königen: Es ist Dir nicht erlaubt!" Wo finden wir noch heute diesen Mut? Heute sucht man die Perion des Welterlösers herabzusetzen. Man fälscht und entstellt, so daß von dem glänzenden Bild des Heilandes nichts mehr übrig bleibt. Ein Neuheidenium glaubt feine Erlösung mehr notwendia zu haben. Johannes stand fest und unbeugiam wie eine Eiche. Tun wir es ihm nach. Seien wir kein schwankendes Rohr, das jedem Wind sich beugt."

Man kann nicht gut deutlicher sein. Es gab stürmischen Beifall, denn jeder hatte Pfarrer Bungarten sehr gut ver­standen.

Die Wahrheit über den S'atus quo

Das Genfer Journal des Nations", das über die An­gelegenheiten des Völkerbundes am besten unterrichtet, äußert sich mit voller Klarheit über die Bedeutung der Ab­stimmung vom 13. Jannar. Es schreibt darüber:

" Der Punkt auf dem i

Die Ratssitzung, die eigentlich nur den Ausschußbericht anzunehmen hatte- wie man voraus wußte: einstimmig hatte doch durchaus feine rein formale Bedeutung. Vielmehr haben Laval, Litwinow und Benesch sehr richtig die Not­wendigkeit erkannt, in der Frage der zweiten Absti m- mung den Punkt auf das i zu setzen. Sie taten es mit aller wünschenswerten Klarbeit.

Die Saarländer wissen heute, daß sie sich mit einer Ab­stimmung für den Status quo nicht für immer von ihrem deutschen Vaterland trennen. Sie wissen, daß der Grundsatz der freien Selbstbestimmung, den der russische Außenminister sehr glücklich zum Ausdruck brachte, seine volle Gültigkeit nach dem 13. Januar behalten wird, und daß weder Frankreich noch der Völkerbundsrat sich der Rückfehr des Saargebiets zu Deutschland widersezent werden, sobald dies der Volkswille sein wird.

Die Abstimmung vollzieht sich also im Zeichen: Nicht für oder gegen Deutschland, sondern für oder gegen Hitler!

Sie wird von großer Bedeutung sein als ein genauer Aus­druck der Haltung des deutschen Volkes zum dritten Reich". Deutlicher kann das ohnehin klare Ergebnis der Rats­tagung nicht ausgesprochen, deutlicher die Verlogenheit der gleichgeschalteten Presse, die das Licht der Sonne im Dienste ihrer Brotgeber leugnet, nicht gekennzeichnet werden.

Agitiert für die

... Deutsche Freifieit"