Durchs Gucklodi
Ein wichtiges Gespräch hat dieser Tage in der Reichskanzlei stattgefunden. Auf der einen Seite Sir Erick Phipps das ist der britische Botschafter in Berlin , auf der anderen Sette er, der Führer" und sein außenpolitischer Torwächter, Herr von Neurath. Nun brachten über diese Unterredung diejenigen, die es wissen können, folgendes Detail: ,, Wäh rend Herr von Neurath ruhig blieb, soll Adolf Hitler. in heftige Aufregung geraten sein und mit seinen Anklagen gegen die Widersacher Deutschlands in der Welt nicht. zurückgehalten haben." Welch eine naturalistische Kreidezeichnung in drei Strichen oder drei Zeilen!
man sich
Herr Hitler bleibt eben der Agitator im braunen Latz, auch wenn er sich die Frackhose des Staatsmanns noch so schnittig bügeln läßt. Eigentlich ist ja zwar das Bürgerbräu mit schäumendem Meth der richtige Ort, wo stilistisch korrekt aufregen darf, und nicht gerade das Zimmer, in dem auf schalldämpfendem Teppich schon Bismarck gearbeitet hat. Ueberhaupt Bismarck, der nicht ganz so schnell berühmt gewordene und zum Vater der Nation erklärte Vorläufer unseres„ Führers"! Könnte man sich vorstellen, daß er in dem kleinen Landhäuschen vor Sedan, wo er den Napoleon empfing, der ihm den Degen seiner Armee brachte, auch ,, in heftige Aufregung geriet? Historisch ist sogar, daß er damals dem kranken Kaiser eine von seinen dunklen und schweren Portoricos anbot..
Wirkliche Weltgeschichte vollzieht sich meist viel gemütlicher als das Kino das ahnt. Herr Hitler hält es nun aber einmal und das ist eben Naturveranlagung und Schicksal mehr mit dem Kino als mit der Weltgeschichte, die in jeder Phase so jüdisch verseucht ist.
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Oh daß auch das noch passieren mußte! Seit Jahrhunderten galt die Türkei als das Paradies der Titel. Lest übrigens mit dem ,, Führer" nur noch einmal Karl May
und schaut nach, wie es im Lande der Skipetaren von Effendis, Beys , Hadschis nur so wimmelte. Ein Pascha mit so und so vielen Roßschweifen war überhaupt der klassische Würden- und Titelträger für alle Dichter, die das Motiv benötigten. Kemal, der Diktator, hat nun allen diesen türkischen Titeln durch Regierungsdekret ein Ende gemacht. Niemand darf sich mehr am Goldenen Horn einen Effendi nennen. Es hat sich ausgehadschit. Die Roßschweife wedeln nimmer mehr.
Herr Kemal( Kemal Paschah darf man ja nicht mehr sagen) ist auch ein Führer", der Führer der modernen Türkei . Er wurde es zwar erst, als er einen recht großen Krieg gegen die Griechen seinem Lande gewonnen hatte. Aber das war ja eben auch in der Türkei ! Bei uns hat der Führer noch keinen Krieg gewonnen und wir beten sogar täglich zu Gott, daß es auch ihm nie, nie beschieden sein wird. Man wüßte ja nicht, was das Propagandaministerium in Berlin alles an Heeresberichten, gegen die kein Balken gewachsen wäre, herausbringen würde! Nein, Herr Hitler
Die deutsche Regierung hat an die Schweizer Bundesbehörden ein Ersuchen um Auslieferung des früheren kommunistischen Reichstagsabgeordneten Heinz Neu mann gerichtet. Sie beschuldigt Heinz Neumann , der intellektuelle Urheber der Morde an den beiden preußischen Polizeioffizieren Lenk und Anlauf gewesen zu sein. Wegen der Vorgänge, die 1931 am Bülowplatz in Berlin sich abgespielt haben und in deren Verlauf neben zahl BRIEFKASTEN reichen Arbeitern auch die beiden Polizeioffiziere den Tod fanden, hat im Juni 1934 ein umfangreicher Prozeß vor einem Berliner Schwurgericht stattgefunden. Der Prozeß endete mit der Verhängung von zwei Todesurteilen gegen die Berliner Arbeiter Bröde und Mattern. Die Anklage ebenso wie diese Urteile stützten sich im wesentlichen auf die Zeugenaussagen eines gewissen Klause. Dieser konnte als Spizel entlarvt werden.
Am Samstag um 21 Uhr ist im Deutschen Klub( Salons le Péristyle , 31 bis, Rue Vivienne Nebenstraße der Großen Boulevards) ein geselliges Beisammensein mit Tanz. zu dem Gäste sehr gerne willkommen sind.
Eintritt für Mitglieder frei, für Gäste 5 Fr.( Stellungslose: 3 Fr.).
Trotzdem ist es wieder in erster Linie die Aussage dieses Zeugen, auf die heute das Auslieferungsersuchen sich stützt. Das ist die Methode der nationalsozialistischen Regierung: mit Hilfe von Spitzelaussagen, die von den Behörden selbst inspiriert worden sind, soll unter dem Vorwand der kriminellen Straftat ein politischer Gegner der Hitler - Regierung dem sicheren Ausland entrissen und seinen Henkern ausgeliefert werden.
Die Internationale Juristische Vereinigung, die den Kampf um das Asylrecht als eine ihrer wichtigsten Ausgaben betrachtet, hat unverzüglich folgendes Telegramm an den Schweizer Bundesrat gesandt:
„ Entsetzt über Auslieferungsersuchen gegen Heinz Neu mann weisen wir darauf hin, daß der friminelle Mord nur ein Vorwand ist und daß der Hauptzeuge der deutschen Behörden, Klause, von unabhängiger Untersuchungsfommission als Spitzel entlarvt ist und selbst in der Hauptverhandlung gestanden hat, ein Polizeispiel zu sein. stop. Erwarten unter diesen Umständen, daß Schweizer Bundes= rat Ersuchen ablehnt und Neumann umgehend frei läßt. stop. Internationale Juristische Vereinigung."
hat eher das Gegenteil von Sedan bisher für die Nation erwirkt; deshalb wurde er ja eben auch Führer und die Türkei handelte nur recht türkisch, wenn sie es anders gemacht hat.
Woran man erkennt, daß zwei Diktatoren keineswegs die innere und äußere Aehnlichkeit etwa von Max und Morit aufzuweisen brauchen. Oder zur Titelfrage: Welche Neuschöpfungen gediegenster Art liegen im Gegensatz zur Türkei Kemals auf diesem Gebiet nicht grade aus der strömenden Fantasie unseres Diktators vor?! ,, Stabschef beim Reichsbischof" das war ja noch nicht einmal hier die beträchtlichste Leistung des dritten Reiches", das eigentlich überhaupt nur aus Garderobemarken und nicht aus Menschen besteht! F. E. Roth.
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„ Ferien in der Heimat". Wir haben die neue Zusendung erhalten, dagegen die frühere wahrscheinlich nicht, oder sie ist nicht beachtet worden, weil sie etwas zu gut getarnt war.
Zellwiller. Ihre Fragen lassen Sie sich zweckmäßig von einem Reisebüro im Elsaß beantworten. Besten Dank für Ihre Anerkennung.
Freund in Danzig . Der wesentliche Teil des Rundschreibens Ihres Nazi- Gauleiters Forster ist von uns veröffentlicht worden. Eine niedliche Mahnung tragen wir nach: Deute gibt es nationalsozialistische Führer, die es sich einfach nicht abgewöhnen können, in Uniform mit ihren Frauen durch die Stadt zu fahren. Es be steht im übrigen eine Anordnung des Stellvertreters des Führers, wonach das Fahren mit Frauen in offenen Autos, wenn man Uniform trägt, verboten ist. Ich bitte, diese Anordnung unter allen Umständen einzuhalten. Es macht nicht den besten Eindruck, wenn in fast jedem Nazi- Auto eine oder mehrere Frauen mitfahren." So eine Moralpaufe! Und dabei hat schon Luther gesagt:„ Es gibt fein lieber Ding auf Erden, denn Frauenlieb, wenn sie fann werden." Bei genauem Durchlesen des Forstschen Gebotes entdeckt man übrigens, daß Frauen nur in offenen" Nazi- Autos verboten sind, und die Nazi- Bonzen haben ja genügend geschlossene Autos. Mithin kann sowohl dem Gauleiter wie seinen Bonzen geholfen werden. R. T., Puremburg, Halten Sie Ihrem Besucher aus dem„ dritten Reiche" folgende Punkte des nationalsozialistischen Parteiprogramms unter die Nase:
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Punkt 6. Wir bekämpfen die korrumpierende Parlamentswirtschaft einer Stellenbejezung nur nach Parteigesichtspunkten ohne Rücksichten auf Charakter und Fähigkeiten."
Punkt 11. Daher fordern, wir: Abschaffung des mühelosen Eins kommens, Brechung der Zinsfnechschaft."
Punkt 13. Wir fordern die Verstaatlichung aller( bisher) bereits vergesellschafteten( Trusts) Betriebe."
Punft 14. Wir fordern Gewinnbeteiligung an Großbetrieben." Punkt 16. Wir fordern... sofortige Kommunalisierung der Großwarenhäuser und ihre Vermietung zu billigen Preisen an fleine Gewerbetreibende..."
Punkt 17. Wir fordern... Schaffung eines Gesetzes zur unentgeltlichen Enteignung von Boden für gemeinnüßige Zwecke." " Punkt 24. Wir fordern die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat."
Jeder Satz ein Hohn auf den Führer", der für dieses Programm mit seinem Leben einzutreten geschworen hat und nun alle hinauswirft, die dieses politische Märchenbuch ernst nehmen.
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pit in Dude weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Eaarbrücken. Rotationsdruc und Verlag: Berlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 8, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Gaarbrüden.
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Erste Auflage in 8 Tagen vergriffen!
Es kommen zu Wort: Der Großindustrielle Hermann Röchling . Der Führer der Deutschen Front, Pirro. Der Pfarrer Wilhelm. Der Vorsitzende der Handwerkskammer , Schmelzer. Gräfin von Roedern. Der Propagandaleiter der Deutschen Front, Peter Kiefer. Minister Zoricic. Drouard, Vorsitzender der französisch - saarländischen Handelskammer. Raspail , Direktor der Mines Domaniales. Dr. Velleman, Generalsekretär der Abstimmungskommission. Exzellenz Galli, Vorsitzender des Obersten Abstimmungsgerichtes. Dr. Martiner, GeneralAdvokat beim Obersten Abstimmungsgericht. Landgerichtsdirektor Steinfels. Johannes Hoffmann , Führer der katholischen Front. Max Braun , Vorsitzender der Sozialdemokraten. Fritz Pfordt und Philipp Daub, führende Funktionäre der Kommunisten. Julius Schwarz , Vorsitzender des Bergarbeiterverbandes. Arbeiter und Bauern, Geistliche und Handwerker, Hausfrauen und Schulkinder, Kaufleute und Lehrer.
Inhaltsangabe: Mitten in Europa 1934. Deutsch sein. Hitler vor den Toren. Hier regiert der Völkerbund . Die toten Seelen. Kommt die Wirtschaftskatastrophe?. Gleichschaltung der Sklaverei?. Die Front der Schwankenden Die katholische Fronde. Die Einheitsfront. Das andere Deutschland . Ein Würfel fällt an der Saar
Das Reportagebuch für jedermann!
180 Seiten, zweifarbiger Umschlag, bessere Ausgabe Fr. 12,-( Sfr. 2,40), billige Volksausgabe Fr. 6,-( Sfr. 1,20).
Buchhandlung der Volksstimme G.m. b. H.
Saarbrücken 2, Trierer Straße 24 Postscheckkonto Saarbrücken 619
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SPAE
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Minister Zoricic Exzellenz Galli
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Max Braun Fritz Plordt Philipp Daub
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und viele andere