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Nummer 5

30. April

Die Wählerin

Blätter zum Reichstags- Wahlkampf

Unser Kampf für Mutter und Kind.

Von Clara Bohm- Schuch  .

Wer hat im verflossenen Reichstag   den Kampf geführt für eine vernünftige Bevölkerungspolitik? Die Sozialdemokratie. Unsere Partei übernahm die Führung bei Schaffung der geseg. lichen Wochenhilfe und Wochenfürsorge. Durch die unermüdliche Arbeit der Sozialdemokratie war es möglich, den Kreis der Bezugsberechtigten in diesem Gefeß so zu erweitern, daß heute alle unbemittelten ehelichen und unehelichen Mütter einen Rechts­anspruch auf diese Fürsorge haben. Unsere Bemühungen, auch die Frauen der Beamten bis zu einer bestimmten Einkommensgrenze in diesen Mutterschutz einzubeziehen, scheiterte an dem hartnädigen Widerstand der bürgerlichen Reichstagsmehrheit, die sich die deutschen  Männer und Frauen am 6. Juni 1920 selber gewählt hatten.

allem ble in den Reichstag gewählten soziala demokratischen Frauen.

Sozialdemokraten waren es, die zuerst den Antrag auf Aenderung ber Abtreibungsparagraphen bes Strafgesehbuch es stellten, um der furchtbaren Not der Frauen auf diesem Gebiete abzuhelfen. Es ist uns vorgeworfen worden, daß wir der Sittenverwilderung Borschub leisten, daß wir die Ab­treibung ungehemmt steigern wollen. Nein, so ist es nicht, sondern das Gegenteil war der Zwed unferes Antrages, dessen Verhandlung im Reichstag von der bürgerlichen Mehrheit verhindert wurde. Weil es durch Bedrohung mit Zuchthausstrafe den Aerzten verboten ist, die Unterbrechung der Schwangerschaft vorzunehmen, wenden sich die Frauen, wenn sie aus wirtschaftlichen oder seelischen Gründen fein Kind mehr zur Welt bringen wollen, an die Kurpfuscher oder nehmen den Eingriff selber an ihrem Körper vor und ruinieren dadurch die Gesundheit, ja opfern in vielen Fällen das Leben. Wie oft ist so eine Familie, in der berits 4, 5 oder noch mehr Kinder vorhanden waren, der Mutter beraubt worden. Ueber die Hälfte aller empfangenen Lebensfeime werden nach ärzt. licher Schäßung in Deutschland   jährlich vernichtet durch die Ab­treibung, troß der angedrohten schweren Strafen. Der beste Beweis dafür, daß mit Zuchthausstrafen eine Besserung auf diesem Gebiete nicht erzielt werden tann.

Durch die Geschlechtskrankheiten werden hunderttausende von Frauen unfruchtbar, tommen in schwerstes törperliches Elend und werden um ihr Mutterglück betrogen. Die Betämpfung der Geschlechtstrantheiten muß darum eine der vornehmsten Aufgaben der Bevölkerungspolifit sein. Deshalb wurde ein solches Gefeß vom Reichstag in mühevoller, langer Arbeit fertiggestellt. Den fozialdemokratischen Bertretern im Ausschuß war es gelungen, die Interessen der besiglosen Volksschichten gegenüber den besitzenden, bie gesundheitlichen und moralischen Interessen der Frauen gegen über den Männern in dem Gesetz zu vertreten. Die furchtbaren Zustände, die sich durch die Geschlechtskrankheiten und ihre ver. Wir bezweckten mit unserem Antrage, daß die sachgemäß antwortungslose Uebertragung auf gesunde Menschen entwickelt haben, fonnten durch dieses Gesetz gebessert werden. Da erhob der ausgebildete, verantwortungsvolle Aerzteschaft Reichsrat Einspruch gegen das Gefeß und bie mühselige Arbeit von 8ur Selferin der Frauen wird. Der gewissenhafte, mensch­ Jahren ist zunächst vernichtet. Nun ist es an der deutliche Rat, welche Mittel zur Berhütung der Empfängnis angewendet schen Wählerschaft, durch Stärkung der Sozial. bemotratie im tommenben Reichstag   dafür zu forgen, daß dieses Gefeß zur praktischen An wendung tommen tann.

Die Prostitution, diese Herabwürdigung der Frauen zur fäuf­lichen Ware, ist der schlimmste Nährboden für die Geschlechtstrant heiten. Allgemeine wirtschaftliche Not und die elenden Woh nungsverhältnisse sind aber wiederum die Zutreiber der Prostitution Darum führt die sozialdemokratische Partei den Kampf um die Besserung der wirtschaftlichen Lage der Arbeiterschaft, um die wirtschaftliche Befreiung der Frau, weil nur so eine moralische Befreiung erreicht werden kann. Wir bekämpfen die tapi­talistische Wirtschaftsordnung, welche die Versklavung der Menschen auch fittlich bedeutet. Gegen die furchtbaren Wohn­zustände war unsere Arbeit auf dem Gebiete des Siedlungswesens, war unser Kampf gegen die Miet steuer gerichtet. Wir lehnten die Mietsteuer für das Reich ab und beantragten an deren Stelle 3 uschläge zur Vermögens. steuer. Die Länder sollten das Recht haben, eine Mietsteuer von 10 Proz. zu erheben, und dieser Betrag follte restlos zum Bau neuer Wohnungen verwendet wenden. Arbeitslose Bauarbeiter hätten dabei Beschäftigung gefunden, hätten Steuern zahlen können, die Erwerbslosenunterstüßung wäre erspart worden, und Tausende von

werden können. wenn eine Frau nicht mehr Mutter werden will, soll erteilt werden; schon dadurch werden die Abtreibungen in großen Massen zurückgehen. Wissen doch heute einfach unzählige Frauen nicht, wie sie sich wirklich schützen können. Sind aber die wirtschaftlichen, gesundheitlichen oder moralischen Zustände, in weiche das Kind hineingeboren würde, so elend, daß das kleine Menschen­wesen förperlich oder seelisch daran zugrunde gehen müßte, dann ist es viel besser, daß es überhaupt nicht geboren, sondern die Schwanger. Schaft von dem Arzt unterbrochen wird. Erziehungsarbeit ist es, bie nottut, um höhere sittliche Begriffe zu fchaffen, aber nicht 3uchthausstrafen.

Wir fordern bas Recht jeder gefunden Frau auf Mutterschaft, darum fämpfen wir für die moralische und rechtliche Gleichheit des unehelichen Kindes mit dem ehelichen. Wir fordern aber auch das Recht jedes Kindes, mit Freuden empfangen und zur Welt getragen zu werden, darum verlangen wir die Abänderung der§§ 118 und 119 des Strafgesetzbuches. Wir fordern weitgehendsten Schutz der Mutterschaft und Freiheit zur Mutterschaft, damit vom Reim an freie und glückliche Menschen ins Leben hineinwachsen. Wtr tämpfen für ein neues, besseres Menschentum, und wer bas mit uns will, wählt cm 4. Mai die Lift e der Sozialdemokratie.

jungen Famillen hätten endlich ein Heim bekommen. Die Mehrheit Erzieht die Jugend zum Friedenswillen.

der bürgerlichen Parteien lehnte die sozialdemokratischen Vor­schläge ab, und nun liegt es an der Wählerschaft, ob sie durch ihre Stimmabgabe am 4. Mat für die vernünftige Arbeit der Sozialdemokratie ein­treten will.

Wer hat den Kampf geführt für das Recht der unebe­lichen Mutter und ihres Kindes? Wer ist für den Rechtsanspruch der Beamtin eingetreten, die uneheliche Mutter geworden ist? Die Sozialdemokratie, por

Bon Pfarrer Frande.

Wir sind durchdrungen von der Verwerflichkeit des Krieges und möchten gern unsere Boltsgenossen, besonders unsere Jugend, ebenfalls davon überzeugen. Dazu genügt es nicht, sie immer wieder auf die Sinnlosigkeit und Furchtbarkeit des letzten Weltkrieges mit seinen verheerenden Folgen hinzuweisen. Wir müssen ihnen tonse­quenterweise sagen, daß auch die früheren Kriege der Weltgeschichte

mögen sie von fogenannten Geschichtsschreibern noch so sehr