Nummer 4
23. April
Die Wählerin
Blätter zum Reichstags- Wahlkampf
Die Gipfel glühen
and aufwärts geht es Schritt für Schritt. Bei Hunderttaufend fchreiten mit; In qualendunkle Seelen bricht Der Höhe klares Sonnenlicht;
Die freude am Leben.
Wir lagen tief in Not und Schmach, Bis unferes Wefens Siegel brach, Bis uns der Schutt zerftob. Unter der fault, die fich erhob,
Uns zu zerfchmettern.
Da reckt empor aus dunkler Daft Ihr blondes Haupt die Volkeskraft; Da fühlten wir an Schlag und Stoß, Hm Strom, der heiß zum Herzen Ichoß, Blut in den Hdern.
Da lebten wir die fchwere Zeit. Ein harter Lehrherr war das Leid: Es lehrte uns zufammenftehn, In klirrenden Ketten vorwärts gebn. Uns bäumen und wehren.
Und rafch verraufchte Jahr um Jabr, Verklungen ift, was dunkel war. Wo Wundgepeitschte ftöhnten, gellt Ein Cubaton durchs flache feld, Gine Siegesfanfare.
Heut Itehn wir da; in Itolzer Wehr, Ein kriegsbereit Millionenheer
Statt Speer und Büchte Pflug und Beil, Der Zukunft Croft, der Menschheit Beil
In Itarken Bänden.
Das Deer der Arbeit! Sein die Macht! Wie anders kam's, als ihr gedacht: Das Schickfal fprach fein Donnerwort, Und über eure Köpfe fort
Grollt feine Stimme.
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Und vorwärts geht's mit bartem Schritt. Und Millionen fchreiten mit.
Rus heißen Kehlen bricht ein Schrei Das Ziel fo nah To licht- lo frei! Die Gipfel glüben!
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staffentamps.
In den modernen Großbetrieben, die immer mehr Frauen und Mädchen beschäftigen, tritt die Klassenscheidung der Gefellschaft am finnfälligsten in Erscheinung. Der Betriebsunternehmer verkörpert die verhältnismäßig kleine, weil reich, aber mächtige Klasse der Kapitalisten, die Belegschaft der Betriebe die große Masse der Habenichtfe, die ihre Arbeitskraft verLaufen müffen, um leben zu können.
Die Kapitalistenklaffe hat sich durch diese, auf ihrem Reichtum beruhende Macht in den letzten Jahren die Regierung immer gefügiger zu machen gewußt. Diese Regierung hat nun durch die Verordnung über die Arbeitszeit den Unternehmern eine Gewalt über die Arbeitnehmer gegeben, die diese in der rücksichtslosesten Weise anwenden in einer Zeit, in der die Gewerkschaften, die natürlichen Beschützer der arbeitenden Menschen durch die von derselben Kapitalistentlasse hervor gerufenen Inflationswelle vorübergehend geschwächt sind. Wohl ist die Arbeitszeit in diefer Verordnung grundsätzlich auf 8 Stunden pro Tag festgesetzt worden. Aber jede Ar beiterin weiß, daß es wohl keinen Betrieb mehr gibt, der nicht die Arbeitszeit um ein Erhebliches verlängert hätte. Hinzu tommt noch, daß nicht einmal alle über 8 Stunden zu leiftende Arbeitszeit mit dem bisher üblichen Ueberstundenaufschlag bezahlt zu werden braucht. Das bedeutet selbstverständlich eine erhebliche Schädigung der Arbeiterinnen, die um so größer ist, als ja die Löhne ohnehin schon eine Kürzung erfahren haben, obwohl die Kosten der Lebenshaltung im Steigen begriffen sind und die Mielen eine starke Belastung der erwerbstätigen Bolfsgenossen bedeuten. Was aber eine Berlängerung der Arbeitszeit für die erwerbende Frau und Mutter zu bedeuten hat, braucht nicht erst noch des weiteren erörtert zu merden. Borzeitiger Verfall der Kräfte, Krankheit, Siechtum und früher Tod werden als Folge der über alle Gebühr verlängerten Arbeitszeit statistisch festzustellen fein.
Weshalb sind die Unternehmer zu dieser, die Volkskraft schwer schädigenden Maßnahme geschritten? Es ist von allen Bolkswirtschaftlern, Aerzten und Fachleuten auf Grund
längerer Erhebungen festgestellt worden, daß nicht die Verlängerung der Arbeitszeit gleichbedeutend ist mit Steigerung der Produktion. Diese ist zu erreichen durch Beschaffung moderner Maschinen, durch Einführung bewährter Arbeitsmethoden und durch Ausnutzung aller produktionstechnischen unternehmer unterlassen, obwohl die Fortschritte unserer Berbesserungen. Aber gerade diese Ausgaben haben die Technik derartig sind, daß ohne Beeinträchtigung des Produktionsergebnisses die Arbeitszeit sogar noch geringer als 8 Stunden sein könnte. Kurze, der technischen Entwidlung entsprechende Arbeitszeit ist der beste Schutz der Arbeiterin gegen die Gefahren des Betriebes. Aber auch der Arbeiterinnenschutz ist den Unternehmern völlig gleichgültig, sie wollen ihren Willen durchsetzen, um so wieder die Arbeiterin unterdrücken zu können, nach ihrem früheren Rezept, daß die dümmsten Arbeiter die besten sind. Da sie auch bestrebt sind, die Bertretung der Arbeiter in den Betrieben trotz des gesetzlichen Mitbestimmungsrechtes derselben auszuschalten, gehen sie also ganz bewußt zu Werke, der arbeitenden Bevölkerung alle Rechte, die sie hatte, zu nehmen, weil sie sich augenblidlich in einer Machtposition befinden, die sie auszunuzen bestrebt sind.
Können die arbeitenden Frauen und Mädchen, die heute im modernen Großbetrieb unentbehrlich find, sich diefen zustand dauernd gefallen lassen? Müssen sie nicht darüber nachdenken, was sie tun können, um Zustände herbeizuführen, die ihr Arbeitsverhältnis wieder erträglich gestalten? Die Unternehmer gehören sämtlich der Klasse an, die die Macht wieder ganz an sich reißen will, fie beherrschen die Regierung, fie beeinflussen die Gefeßgebung und drücken die arbeitenden Menfchen in jene Zustände herab, wie sie vor 50 und mehr Jahren bestanden. Die arbeitenden Frauen aber streben empor, fie wollen ihren Anteil haben an der Gestaltung ihrer wirtschaftlichen Verhältniffe, sie wollen und sollen mitbestimmen über die Festsetzung ihrer Löhne und Arbeitsbedingungen, sie wollen nicht lediglich Arbeitsmaschine sein. Nein, sie wollen Anteil haben an den Errungenschaften der Kultur, sie wollen ihren Geist weiter bilden, sie wollen sich ihrer Familie, ihren Kindern