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Arbeiterinnen, wie müßt Ihr wählen?

Sollten hierüber in den Reihen dentfähiger Arbeiterinnen wirt­lich noch Zweifel bestehen?

Das ist nach den Erfahrungen der letzten sechs Monate wohl faum noch anzunehmen.

Jede Arbeiterin, die denken kann, hat inzwischen eingesehen, daß der Reichstag nach dem 7. Dezember anders aussehen muß, als er nach den Wahlen am 4. Mai 1924 ausgesehen hat, und daß auch die Landesparlamente, die om 7. Dezember zu wählen sind, anders aufammengesetzt werden müssen, als es der Reichstag nach den Wahlen vom 4. Mai gewesen ist.

Jede Arbeiterin müßte nach diesen Erfahrungen sagen: Ich wähle am 7. Dezember die Liste der Sozialdemo­fratischen Partei.

Jede Arbeiterin wird in den letzten sechs Monaten eingesehen haben, daß Politit nicht gemacht werden darf durch Kindertrompeten, wüftes Geschrei und blödes Geschimpfe auf die Sozialdemokraten, nach Art der Kommunisten und der Deutschvölkischen Partei, und daß Politik auch nicht gemacht werden darf nach der Art der Deutsch­nationalen, die vor dem 29. August und noch am Vormittage dieses Tages in Wort und Schrift deutlich und energisch sich gegen die Annahme des Dames- Gutachtens erklärt haben und am Nachmittage 49 von 105 Abgeordneten abfommandierten, um dafür zustimmen, bamit nur ja die erforderliche Zweidrittel­mehrheit für die Annahme zustande kommt.

Nach der Abstimmung erflärten sich die Deuschnationalen dann wieder gegen jede Erfüllungspoliti?.

Arbeiterinnen, wollt Ihr verhindern, daß solche Vor­fommnisse sich wiederholen, die uns vor der Welt lächerlich machen, die es verhindern, daß die Parlamente Zeit finden zu ernster Arbeit im Boltsinteresse, und die es verhindern, daß die Arbeiten und Be­schlüsse der Parlamente als Willensausdruck eines dentfähigen Volkes gewertet werden, dann sorgt dafür, daß kommunisten, Deutsch­völkische und andere Rechtsparteiler durch die Wahl am 7. Dezember an Einfluß verlieren!

Die übergroße Mehrheit des deutschen   Boltes besteht aus Frauen und Männern, die auf Erwerbsarbeit angewiesen sind. Ihre Existenzbedingungen sind im Augenblid derart ungünstige, daß Barlamente und Regierungen, denen des Volkes Wohl oberstes Ge­feh ist, auf diese Volksschicht besondere Rücksich: nehmen müßten.

Wir haben in den letzten Wochen aber gerade das Gegenteil

erlebt.

Den auf Erwerbsarbeit angewiesenen Schichten der Bevölkerung werden die größten Lasten auferlegt. Ihnen wird ihr Einkommen in voller Höhe besteuert.

Die Lohnsteuer brachte im Jahre 1923 rund 90 Prozent der gesamten Einkommensteuer.

Die Selbsteinschätzer, Unternehmende und Besitzende anderer Art zahlten geringere Eteuern und zahlten sie nad träglich mit ent­wertetem Gelde.

Obgleich die Arbeiterschaft durch die Notjahre, die wir durchlebt haben, gesundheitlich geschwächt ist und Hunderttausende feine Arbeit haben, ist ihnen doch

der Urbeitstag verlängert worden.

Die Erwerbslofenunterstügung schüßt faum vor dem Berhungern. Besonders schlecht kommen die Arbeiterinnen weg. Die Unterstützungs­fäße für die weiblichen Erwerbslosen sind besonders niedrig. Bei ihnen wird auch ein besonders strenger Maßstab angelegt, the fie als bedürftig betrachtet und überhaupt unterstützt werden. Dies alles ist zurückzuführen auf das Uebergewicht der Interessenvertreter des Unternehmertums und des Besizes m den Parlamenien und in den Regierungen des Reiches und der Länder, das in den letzten sechs Monaten erheblich gewachsen ist durch den Ausfall der Reichstagswahlen.  

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mente zu wählen, müssen dahin wirken, daß auch in der Zukunft die Lasten, die unser Volk zu tragen hat, nicht in erster Linie auf die Arbeiterschaft abgewälzt werden.

Sie fönnen es tun durch die Wahl sozialdemokratischer Vertreter.

Die Vertreter der Sozialdemokratischen Partei sind in den Bar lamenten stets die Berfechter von Volksrechten gewefen und sie find das Bollwerk gegen Unterdrückung und Ausbeutung der besihlosen Schichten unseres Boltes,

Die sozialdemokratische Partei ist auch die energischste Verfechterin des Frauenwahlrechts und war bis zum 9. November 1918 die alleinige Verfechterin dieses Rechts.

Arbeiterinnen! Daran denkt am 7. Dezember, wenn Ihr wählt. Stärkt durch Euer Berhalten bei der Wahl den Einfluß der sozialdemokratischer Partei als Vertreterin von Boltsrechten und von Arbeiterinneninteressen.

Wählt am 7. Dezember die Liste der Sozialdemokratie!

Hausangestellte- weißt du es?

Weißt Du es, daß Du vor dem 12. November 1918 nody.Dienst bote" warst, ein Mensch zweiter Klasse? Unter Gefeßen lebteft, die man fchlechthin als Ausnahmegefeße bezeichnete?

Die organisierten Hausangestellten empfanden dieses als Schmach und machten wiederholt Eingaben an den Reichstag   und an das Abge. ordneterhaus, den jetzigen Preußischen Landtag, auf Abschaffung der Gefindeordnungen, auf Abschaffung des Dienstbuches. Damals faßen in den Parlamenten nur wenige Vertreter der Arbeiter, barum wurden, wie nicht anders zu erwarten war, diese Eingaben der Regierung als Material überwiesen", d. h. fie waren erledigt wanderten in den Papierforb.

Das wurde mit einemmal anders, als die Sozialdemokraten 1918 die Regierung in die Hand nahmen. Mit einem Federstrich ver schwand, was Schutt und Moder war, denn wahrlich, die Gefinde crènungen hatten feine Berechtigung mehr, stammten fie doch aus der Zeit von 1810, pon 1732!

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Du staunft, liebe Kollegin? es ist aber wahr! Man scheute sich nicht, nach diesen veralteten Geschen Recht zu sprechen für die Hausangestellten. Seit dem 12. November 1918 find die Gesinde. ordnungen von den Boltsbeauftragten, das waren sozialdemo kratische Männer, außer Kraft gesetzt. Die§§ 611-630 des Bürgerlichen Gesezbüches stehen an ihrer Stelle fie reichen aber nicht aus, deshalb ist im Landtag und in jedem Reichstag von der Sozialdemokratisten Partei ein Antrag gestellt worden: auf Schaffung eines ausangestelltengefeges. Hat man für die übrige Arbeiter und Angestelltenschaft eine Arbeitszeitverord rung, worin Bausen und Freizeit festgelegt find, so muß das auch für die Hausangestellten möglich sein, ja um so mehr, weil sie in der Mehrzahl im Hause des Arbeitgebers wohnen. Leider wurden die fozialdemokratischen Abgeordneten immer von den Bürgerlichen über stimmt denn diese en im Reichstag wohl wie im Landtag in der Mehrheit, se taß der Antrag nicht zur Annahme gelangen fonnte.

Weißt Du das alles? Wohl nicht, denn dann hätten am 4. Mai nicht so viele Hausengestellte den bürgerlichen Parteien ihre Eiimme geben Fönna:.

Seder ist seines Glückes Smied! Die Sozialdemokratische Partei   will unser Besics. Bevor sie uns Frauen und Mädchen im November 1918 das Wahlrecht cab, berer wir in Reich und Etrat mitfprechen durften, ist sie für uns eingetreten. Also nicht erft, nach­dem wir das Etimmrecht hatten, wie es andere Parteien taten. Gie hat immer für uns Berbesserungen gefordert, wenn diese nicht rest­los erfüllt wurden, so liegt das an uns, die wir nicht dafür sorgten, daß die Sozialdemokratische Partei   mit emer großen Mehrheit von Abgeordneten in den Reichstag  , in den Landtag einziehen konnte. Die Hausangestellten sollten in die öffentlichen Versamm Dieses llebergewicht hat sich gezeigt bei den Versuchen, die lungen der Sozialdemokratischen Partei gehen das Recht hat Sozialpolitik abzubauen und durch Zölle und Steuern die Lebens.j.de Hausangestellte. Dort würden sie erft Aufklärung bekommen, haltung der befißlefen Schichten der Bevölkerung zu erschweren.

Arbeiterinnen! Bei Eurem niedrigen Einkommen aus Urbeits­verdienst würdet Ihr die Auswirkungen folcher Politik fürchterlich fpüren.

Ihr müßtet förperlich und seelisch zugrunde gehen trog fleißiger Arbeit.

Die große Masse der auf Erwerbsarbeit angewieferen Frauen und Männer gitt den Vertretern von Besik und Reichtum nur als Multiplikator zur Berteilung der Lasien. Das darf nicht so weiter gehen!

Die Arbeiterinnen, die am 7. Desember an die Wahlurne treten dürfen, um die Bertreter für den Reichstag   und für Landesparta­

was noch alles auf dem Spiele steht. Soviel aber heute: am 7. De 3mber muß die Sozialdemokratie siegen! Jeder über 20 Jahre alte Hausangestellte, ob männlich, ob weiblich, fann wählen, wenn er in der Wähleriifte steht. Wer aus dem Bezirk verzieht, muß sich einen Wahlschein ausftellen tassen, um im neuen Bezirk wählen au können.

Die Wahl ist geheim, niemand sieht, niemand kann nach prüfen, wen Thr wählt!

Willst Du, daß auch Deinem Wuaffe Rechnung getragen wird, dann tue am 7. Dezember Deine Pflicht, gehe zur Wahl, wähle für den Reichstag, wähle für den Landtag nur die Liste der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .