2. Dezember
2. Dezember
Die Wählerin
Blätter zum Wahlkampf
Frauenwahlrecht Frauenschicksal!
arbeitende Volk abwälzen.
" Nichts ist besser geworden!" Mit diesem Wort setzen fich Die Deutschnationalen wollen alle Lasten auf das viele Frauen, Erbitterung im Unterton, über die Ergebnisse unserer Zeit hinweg. Wer die Entwicklung der letzten Jahre verfolgt, fann nicht umhin, dieses Wort als ein
Bekenntnis eigenen Versagens
zu empfinden. Damit soll tein Gericht über die Frauen gezu empfinden. Damit soll tein Gericht über die Frauen ge halten werden. Die wirtschaftlichen Folgen des verlorenen Krieges lasten ja gerade auf den Frauen so ungeheuer schwer. Der seelische Druck macht sie verlockenden Versprechungen zu gänglich. Das verpflichtet, immer und immer wieder den Frauen Einblick in den Gang der Dinge zu geben, um sie vor
Täuschungen zu bewahren.
Täuschungen verhängnisvollster Art gaben sich die Frauen hin, die am 4. Mai d. I. ihre Stimme für die Deutschnationalen, für die Volkspartel, für die Deutschvölkischen und andere bürgerliche Partelen abgaben. Ebenso verhängnisvoll war die Entscheidung für die Kommunisten.
Fort mit der Erfüllungspolitik!
Darum stellten sie für die Annahme des Eisenbahngefeßes die Bedingung, daß ihnen vier Size in der Regierung eingeräumt würden. Durch diese Machterweiterung wollten
fie bas Heft in die Hand bekommen. Nur bank dem energischen Eingreifen der Sozialdemokratie ist dieser elende Schacher, der dem deutschen Belle eine Rechtsregierung bescheren sollte, durchkreuzt worden. Und nun zu den Kommunisten. Kann eine Partei, ihrem Namen nach Arbeiterpartei, die die Steuerscheu der kapitalistischen Parteien unterstützte, bet Frauen Anspruch auf Vertrauen erheben?
Die Kommunisten wandten sich gegen die Zahlung von 300 Millionen Goldmark durch die Industrie zu Erfüllungszwecken.
Dafür sprach ihnen der Vertreter der Volkspartet, Herr Dr. Beder, im Reichstage feine Anerkennung mit folgenden Worten aus: Wie ich mich freue, wenn die Kommunisten eine fapitalistische Auffassung vertreten, das können Sie sich ohne weiteres selbst sagen."
Das war die trügerische Losung von den Deutsch . nationalen bis zu den Kommunisten. Was geschah aber, als es barauf ankam, nach dieser Losung zu Ganz anders steht die Sozialbemotratte den handeln? Die Deutschnationalen stimmten am Schicksalsfragen des deutschen Voltes gegenüber. Die 29. August für das Eisenbahngesez. Das war Erfüllungs- Sozialdemokratie fämpft gegen die Abwälpolitit. Denn das Eisenbahngefeß war notwendig zur Er- zung aller Lasten auf die Schultern ber füllung des Friedensvertrages, der durch Abmachungen in wirtschaftlich Schwachen. Der Erfolg ihres Kampfes London im Frühjahr dieses Jahres Ergänzungen nach dem hängt ab von der fogen. Dawes- Gutachten erfahren hat. Die Kommunisten hätten ihre Ablehnung durch Herbeiführung der Beschlußunfähigkeit des Reichstages zum Ausdruck bringen können. Sie taten es nicht.
Die Sozialdemokratie hat die Erfüllungspolitit stets als notwendig betrachtet und danach ohne Rücksicht auf die Bartel gehandelt, stets nur das Wohl des arbeitenden Boltes im Auge, geleitet von der Erkenntnis:
Erfüllungswille ist Voraussetzung für Verständigung.
Denn Verständigung ist der einzige Ausweg für Deutsch land. Es ist leicht gesagt: Fort mit der Erfüllung eines Vertrages. Ist aber die Nichterfüllung vertraglich übernommener Berpflichtungen schon im Verkehr von Mensch zu Mensch unmöglich und von unangenehmen Folgen für den Vertragsbrecher begleitet. so bedeutet eine solche Politit für ein be siegtes Volk Verewigung militärischer Maßnahmen, fortgesetzte Bedrückungen, im Endergebnis Krieg.
Entscheidung der Frauen.
Die Erfahrungen des legten Sommers dürften nicht vergeblich gewesen sein. Die Kommunisten versagen, weil sie die Entwicklung falsch sehen. Die bürgerlichen Parteien müssen versagen, weil sie Vertreter des Kapitalismus sind. Es liegt im Wesen des Kapitalismus, auszubeuten und zu unterbrücken.
Ausbeutung und Rechtlosigkeit gehören zueinander. Rechtlosigkeit ermöglicht Erhaltung der Ausbeutungsmöglichkeit. Recht ist der Weg zur wirtschaftlichen und geistigen Be freiung. Die bürgerlichen Parteien waren stets gegen das Frauenwahlrecht. Sie fürchteten unter dem Frauenwahlrecht ein Wachsen der Erkenntnis unter den Frauen. Sie fürchten, die Frauen würden einsehen, daß der
Sozialismus die Erlösung der Frauen aus wirt
schaftlichem und geistigem Druck bringt. Legt Zeugnis ab von dieser Erkenntnis am 7. Dezember: