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einen Augenblid, entschloß sich aber dann doch, die Tür aufzumachen.
Was wünschen Sie?" ,, Sier wohnt doch Rechtsanwalt
Da brach Eduard Bohnkraut in ein gellendes Lachen aus, so daß die Amtsrichterswitwe entsetzt die Türe zuschlug und die Sicherheitstette vorhatte; er hieb sich die ge ballten Fäuste vor die Stirne und schrie, in endlicher Erkenntnis des Sachverhaltes:
auch nicht gemacht hatte, an dem er seine Eine alte Dame öffnete vorsichtig. Sie Julius Meier und Adolf Mayer , aber ersten Liebesbriefe geschrieben hatte, und fah zuerst ängstlich durch den Türspalt, zögerte Meier III, nein, bestimmt nicht!" nun waren diese unersetzlichen Stücke verschwunden! Und mit ihnen das ganze Haus. ,, Aber, Hölle und Fegefeuer, ein Haus kann doch nicht verschwinden!" tobte er und krallte die Hände in die Reisetasche, als fei Meier III?" diese an allem Unheil schuld. Vielleicht, daß fie's wegen Baufälligkeit abreißen mußten? Hier in Deutschland haben sie ja so verrückte Geſetze!... Aber das hätte mir doch der verwünschte Paragraphenfuchser Meier III gefälligst mitteilen können!... Allerdings habe ich ihm seine Briefe nicht beantwortet
Nein."
,, Aber er hat hier gewohnt?"
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Frau Bergmann betrachtete den sonderbaren Fremden mißtrauisch. Es war doch fein Einbrecher? Man las jetzt so viel in der Beitung... „ Die
,, Man hat mir mein Haus gestohlen! Die Hunde haben mir mein Haus gestohlen!" Und er setzte sich geknickt auf eine Treppenstufe, legte die Reisetasche und seine Knie und begann bitterlich zu weinen.
vielleicht ist ihm der einseitige Brief hier gewohnt, denn so lange wohne ich hier." Bimmer 36 des Fremdenheimes Sanitas ein
wechsel zu dumm geworden..
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Er riß die Reisetasche auf, tramte darin herum, warf den Inhalt, alte Wäsche, Kamm, Bürste, Seife, Pantoffel auf die Straße, bis er das gesuchte Bündel Briefe gefunden hatte und die letzte, ihm bekannte Adresse Meiers feststellen konnte: Kolonnade 34, II.
Dann las er hastig die zerstreuten Gegenftände wieder auf, stopfte fie nach ewigem Junggesellenrezept wahllos in die Reisetasche und rannte die Höhenstraße abwärts.
Eine halbe Stunde später hatte er fich nach Kolonnadenstraße 34 durchgefragt und ftieg zum zweiten Stock empor.
zu lesen.
Agnes Bergmann, Witwe", stand da Er riß an der Klingel.
Wirklichkeiten.
Früh um sieben läutet der Dom Und die guten frommen Bürger Laufen in den schönen Dom. O, die fittenreinen Bürger!
Früh um sechse aber ging es Auf der Kohlenzeche Los. Räder rasseln, Hämmer donnern, Fäuste hämmern tief im Schacht. Alles lobt die frommen Bürger, Preist den edlen Christensinn. Warum fliegt nicht der Gedanke Auch zu den Kohlenknechten hin?" Max Dortu .
Arme Frau Balatier!
Das ist doch hier Hausnummer 34?" " Ja."
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Zweiter Stock?" Ja."
Am Abend desselben Tages faß in blonder Herr in hellem Sommeranzug am Schreibtisch und kritzelte eifrig in sein Tagebuch. Auf seinem Schoß hockte ein fleiner Forterrier, weiß mit schwarzen Tupfen, und schaute interessiert zu, was sein Herr Wichtiges zu Papier zu bringen hatte.
Und wenn das Hündchen Geschriebenes hätte entziffern können, so würde es gelesen haben:
Und hier hat in den letzten zehn Jahren fein Meier III gewohnt?" schrie Bohnkraut. Ueberlegen Sie sich, was Sie reden, alte Dame! Es hängt mehr davon ab, als Sie ahnen!" Der Kerl aber, der solchen Krach Die alte Frau wich erschrocken einen an der Gepäckausgabe schlug, war kein Schritt zurück. anderer, als der unvermutet heimgekehrte ,, Nein", stammelte sie ,,, und es hat auch Eduard Bohnkraut. Nun fann's lustig werin der ganzen Stadt keinen Rechtsanwalt den! Aber nur immer frech und gottes Meier III gegeben. Mein seliger Mann mar fürchtig! Adele macht ihre Sache ausgezeich Amtsrichter, da würde ich's doch wissen. Zwei net. Adele ist ein Genie!! Breckendorf wird Rechtsanwälte Meier wohnen in Breckendorf, I noch Augen machen.( Fortsetzung folgt).
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Hindenburg gewählt haben, weil er die Hoff ir nung und Stärke Deutschlands verkörpere"! in Diese Frauen werden, wenn es wieder einmal le gilt, fiegreich Frankreich zu schlagen", auf den 2 Bahnhöfen den Soldaten zujubeln und ihnen Blumensträuße schenken. Du aber, meine arme, d liebe Frau Palatier, wirst dann wieder auf den 31 Bahnhof von Grenoble gehen und Nieder mit d dem Kriege!" rufen. Der Zug wird troßdent wieder abfahren, und dich wird man wieder ein
sperren.
So ist das Leben!
weiter Strümpfe verkaufen. Das hat sie denn| kommt. Und die Agence Havas hat es in aller 8 auch getan. Welt herumerzählt, was für eine unpatriotische, g Aber eines Tages hat sie im Lokalanzeiger tattlose Person die Frau Palatier ist. von Grenoble gelesen, es wäre Krieg in Arme, liebe, dumme Frau Palatier, der Marokko , und es ginge um die heiligsten Güter Krieg in Marokko wird doch geführt werden, der Nation. Frau Palatier wußte zwar nicht, und dein kleiner Soldat wird den Heldentod auf li was für ein Land Marokko ist und wo es liegt, dem Felde der Ehre sterben. Ueber dich aber aber sie ist doch auf den Bahnhof gegangen, als werden die Leute in Grenoble lachen, oder e A die Gebirgsartillerie von Grenoble verladen wurde. Es war sehr patriotisch. Die Kapelle werden dich hassen und verachten. Nimm dir wurde. Es war sehr patriotisch. Die Kapelle ein Beispiel an den deutschen Frauen, die ic hat auf französisch Muß i denn zum Städtele hinaus" gespielt. Die Soldaten waren alle sehr begeistert, weil es umsonst Wein und Schitaps gegeben hat. Dann ist der Herr Pfarrer von Grenoble gekommen und hat Gottes Segen auf die neuen Gasgranaten herabgefleht. Frau Balatier aber hat immer zu einen jungen fruten angesehen, der ihrem armen toten Renee so ähnlich war. Es war solch hübscher Junge mit schwarzen Augen, und er hat ihr mit der vollen Weinflasche zugewinkt. Da hat Frau Balatier plötzlich eine schreckliche Angst betommen und hat genau gewußt, sie schießen ihn tot, wie ihren eigenen Jungen. Sie hat schreien Von Hans Wesemann . müssen mitten in die Rede des Herrn Pfarrers Jahrzehntelang hat Frau Balatier in Gre- hinein: Halt bleibt hier; fie schießen zuch noble gewohnt und in ihrem Laden Strümpfe tot nieder mit dem Krieg!" Dann hat Frau und Unterhosen verkauft. Sie hat einen Mann Balatier einen Weinkrampf bekommen und hat gehabt und Kinder geboren, Effen gekocht und den Jungen festzuhalten versucht, so daß zwei Fußböden gescheuert, und jeden Sonntag ist aktive Sergeanten mit guter Führung fie los Frau Palatier in die Kirche gegangen wie reißen mußten. Frau Balatier wurde verhaftet alle Frauen Palatier in der ganzen Welt es zu und fortgeschleppt, und sie hat immer noch ge tun pflegen. Dann ist der Krieg gekommen, schrien: ,, Bleibt hier nieder mit dem Krieg!" Herr Palatier ist Soldat geworden, und eines Der Herr Pfarrer aber hat nicht zu Ende Tages war er tot, wie das leider im Kriege so sprechen können, weil plötzlich alle Leute gehäufig vorkommt. Dann ist auch der Bruder schrien haben. Der Zug ist ganz schnell aus der von Frau Palatier fiegreich gefallen und schließ- Salle gefahren, weil die Offiziere dachten, ihre lich auch ihre beiden einzigen Söhne. Als An- Leute würden noch aussteigen. Der junge, denken blieben der Frau nur ein gedrudtes hübsche Rekrut aber hat weinen müssen, und Formular, das ihr den Dank des Vaterlandes später hat er sich betrunken, um nicht an die suficherte, und eine bunte Medaille, die sie in arme, verrückte, alte Frau zu denken. die Kommode gelegt hat. Zuerst hat fie furcht bar geweint, aber der Pfarrer hat ihr gefagt, es fei Gottes Fügung gewesen, und sie müßte jedes Opfer fürs Baterland bringen. Sie sollte also
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Jeht sitzt Frau Palatier im Gefängnis, und alle anständigen, d. h. patriotischen Leute von Grenoble werden keine Strümpfe mehr bei ihr laufen wollen, wenn sie wieder heraus
Leben wir zu schnell?
Der Arzt Lord Dawson of Benn hat vor dem Londoner Aerzte- Kongreß einen Vortrag gehalten, in dem er ausführte, daß die Forts schritte der modernen Zivilisation zu große inforderungen an unseren Organismus stellten und daher eine frühe Erschöpfung und vorzeitigen Tod hervorrufen. Er meinte, daß es nur zwei Heilmittel gäbe, um dieser Gefährdung der Menschheit Einhalt zu tun, nämlich den Fortschritt aufzuhalten oder unsere Anpassungs fähigkeiten an die neuen Lebensbedingungen zu erhöhen. Diese beiden Mittel lassen sich aber naturgemäß sehr schwer oder gar nicht durch führen. Immerhin besteht die Möglichkeit, das Eiltempo unseres Daseins dadurch zu ver ringern, daß man gewisse Schädigungen unseres Nervensystems herabsetzt oder ausschaltet. อ tönnte trotz aller berechtigten Neuerungen so
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