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Das Herenbuch.

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da das geistliche Gericht dem reuigen Sünder Gnade gewähren mußte, in protestantischen Landesteilen genau so wie in katholischen.

Schuldbeweis, da nach der allgemeinen Ansicht der Teufel die Kraft gibt, die Tortur auszu­halten. Als ein untrügliches Zeichen zur Er­fennung der Schuld wird dem Richter empfoh­ien, darauf zu achten, ob die Beklagte weint.

Erst wenige Jahrhunderte trennen uns Befit heute von jener furchtbaren Zeit, in der nicht Denn die Heren können angeblich keine Tränen nur in   Deutschland, sondern in ganz   Europa die rob Centersknechte an der Arbeit waren, um mit Der Herenhammer" zerfällt in drei Teile: vergießen. In den uns erhaltenen Brotokollen Der Herenhammer" zerfällt in drei Teile: über Hexenprozesse finden wir daher bei der Nie­Folter und Scheiterhausen den Kampf gegen die die ersten beiden handeln von der Hegerei im verschrift über die von den Beschuldigten ge­der a Hegen" zu führen. Nur mit Entsetzen vermag allgemeinen, von ihren verschiedenen Arten und machten Aussagen häufig dementsprechende Zu­man zu lesen, wie z. B. im Jahre 1589 in Wirkungen und von den Gegenmitteln; der letzte jäte. So heißt es im Protokoll eines Hegenpro­rin   Quedlinburg an einem Tage 133 Hegen im wird ausführlich dargelegt, daß Hegerei als ein Rauche gen Himmel geschickt wurden", wie eine Werk des Teufels zugleich Abfall vom katholi- 1660 geführt wurde, von der Betreffenden, zesses, der vor dem Leipziger Schöffenstuhl 1658 zwanzigjährige Verfolgung im Bistum Straß- schen Glauben bedeute. Es werden verschiedene Sung im 17. Jahrhundert gegen 5000, eine etwa Gorten von Gegen unterschieben, bverschieden fünfjährige im Bistum   Würzburg 900 Opfer eber gemeinsam ist, daß sie mit dem Teufel verschlang, vom achtjährigen Kinde bis zur hoch- Unzucht treiben. Dann wird von dem Huldi­betagten Greisin. Wir stehen heute vor jener gungsaft erzählt, den ihm die Heren beim Berirrung des Menschengeistes, die in drei Hexensabbat darbringen. Die Zeremonie wird Jahrhunderten, von 1400 bis 1700, wie Strieg von Institor eingehend geschildert mit der Ver­mit der Wer sch und Best die deutschen Gaue entvölkerte, fast sicherung, daß die Beschreibung genau nach den

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wie vor einem Rätsel.

nachdem ihr die Daumenstöde angelegt worden waren: Ob sie wohlgetan, als sie weinete, sio hat sie jedoch keine Tränen vergossen." Ja der Ehemann der Gefolterten, die unter den Qua­len starb, sagte aus: es wäre ihm selbsten ver­dächtig vorgekommen, daß sein Weib niemalen

einige Tränen vergossen".

Jahrhunderte lang war der Segenham­

Geständnissen der Hegen gegeben sei. An die bef Seine letzten Wurzeln hat der Hegenglaube Huldigung schließen sich allgemeine Orgien an, mer" die furchtbarste Geißel in deutschen Lan­y den religiösen Vorstellungen der Germanen. an denen jede Here mit ihrem Buhlteufel teil den. Noch bis ins 18. Jahrhundert erhielt sich Wie alle Naturvölker, glaubten auch sie die Erde rimmt, und beim Morgengrauen fahren sie auf der unfelige Wahn lebendig, der das Familien­von unsichtbaren Wesen( Dämonen) belebt, wel- Böden und Besen, wie sie gekommen sind, wie glück zahlloser Menschen zerstört hatte. Die letzte the g: gen den Menschen Böses im Schilde füh- der durch die Luft. Nach Aufnahme in den Segenverbrennung fand 1775 im Stifte Kemp­  ten. In christlicher Zeit übertrugen sich derar- treis der Hegen ist die Betreffende fähig, Men- en statt. Mannhafte Gegner des ganzen Un­tieg tige Vorstellungen auf die Gestalt des Teufels, schen und Tiere zu beheren, und zwar auf 18 wesens hatten vereinzelt schon im 16. Jahr­ein dem die Phantasie des Bolkes, aber auch die Arten. Als legerisch wird die Meinung ver hundert, wenn auch vergeblich, ihre Stimme ing christliche Theologie ein ganzes Gefolge von Un- worfen, daß die Hexenfahrten Erzeugnisse der erhoben. Der 1635 verstorbene Jesuit Friedrich vie holden andichtete. War der Teufelsglaube schon Bhantasie seien, und als Beweis dafür in erster Spee, der als Beichtwater viele Hegen zum en sich etwas ganz und gar Volkstümliches, so Linie die Geständnisse" der unglücklichen Scheiterhaufen begleitet hatte, kämpfte dann in erhielt er neue Nahrung durch den Schwarzen Opfer angeführt. Die Belohnung, die die Teufel cinem anonym erscheinenden Werke besonders od", jene furchtbare Best, die Mitte des 14. ten Segen gewähren, ist der Liebesgenuß; doch gegen die scheußliche Art des gerichtlichen Ver­Jahrhunderts   Europa entwölferte und als ein stellt Inſtitor aus den Geständnissen der Ein- fahrens; ihm schloffen sich gegen Ende des 17. Siegeszug des Teufels und feiner Trabanten geäscherten fest, daß manche zur Begehung von Jahrhunderts mit größerem Erfolge der Nie­md Reserverfolgungen immer mehr zunahmen, er- vom Teufel Prügel bekommen hätten; hatten Hallenser Professor Christian Thomafius an. der Heren; ihr Bund mit dem Teufel hing ja fene Gefichter". Als Gegenmittel, bezw. als mjd erg mit der Kekerei zuſammen. Fortan gal: leh Glaube an Segen als ein Teil der Kirchen­

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Schutz vor Beherung empfiehlt das Buch das Beichen des heiligen Streuzes, gebetes

lehre, und die berüchtigte päpstliche   Bulle von der das Tragen von geweihten Gegenständen; 1484 bezeichnet den Anfang der Prozesse: sie auch soll man eine Hexe nicht berühren, und im

Tragödie im Taubenschlag.

Die Tauben werden gemeinhin immer als

Sinnbild der Sanftmut gepriesen. Ich hatte vor spricht davon, daß in Oberdeutschland Personen Gerichtssaale soll sie den Richtern den Rüden längerer Zeit Gelegenheit, das Gegenteil zu er

hätten und auch durch zauberische Mittel mit schaden zu können. Als Strafe kommt nur die

Wir wohnten damals noch mitten in der

Großstadt und hatten außerdem noch die Jungen der Tiere, die Früchte der Erde, Wein- Verfahrens wird schon dann verlangt, wenn günstigung, daß sämtliche Fenster unserer Woh berge, Obst und Getreide vernichtet und Män- rur das Gerücht geht, daß an einem Ort eine nung nach dem Hofe zu lagen. Unsere einzige Aun.r, Frauen und Vich mit grausamen Schmer- Frau der Hegerei verdächtig sei. Schon äußer- Aussicht war, außer einigen vierstöckigen Hin­nje e , teilt die Bulle den stehermeistern und Broses- am Körper, ein unbejennenes Wort, nächtliche Dach. Doch war es kein Dach im gewöhnlichen tlid loren der Theologie Heinrich Institor, Jakob Abwesenheit vom Hause, ansteckende Krant- Sinne. Der Hauseigentümer hatte in der Mitte ni Sprenger und Johann Gremper den Auftrag, beiten, Biehseuchen, Feuers- oder Waffernot, un- einen Taubenschlag eingebaut. Das Dach war die Hegen auf alle mögliche Art auszurotten.

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gewöhnliche Schönheit konnten in den Verdacht

der Hegerei bringen.

Das Verfahren felbft zielte lediglich darauf

den ganzen Zag von einer Menge Tauben be völkert. Es waren alles gewöhnliche Haustau­ben, graue und weiße, und ein bißchen ver

A deit der Fanatiker, unter denen sich besonders So begann in   Deutschland die graufige Ar­Fei der erstere auszeichnete. Um der Christenheit hin, aus dem Munde der Hege ein Geständ. fümmert, da sie sich nicht ausfliegen fonnten.

ra über das Treiben der Hegen eine genaue Be- nis der reinen Wahrheit" zu erhalten. Diefem

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Eines Tages nun hatte der Besitzer in der

nen: prächtige Tierchen mit blaugrün schim­

id lehrung zu gebent, verfaßte er 1487 jenes ebenfo Swede biente die ,, peinliche Frage" oder Folter. Geflügelausstellung ein Paar Tauben gewon furchtbare wie interessante Buch, den Heren- Man begann diese mit den Daumenstöden, wo­hammer"( Malleus   maleficarum. Jns Deutsche bei der Daumen durch langsames Zurückschrau- mernden Hälsen und buntem Gefieder. Auch übersetzt von J. W. R. Schmidt). Nach diesem ben zerquetscht wurde. Half das nicht, so nahm waren sie größer und fräftiger als die Einge wurde in der Tat ein vernichtendes Instrument welche das Bein glatt preßten und die Knochen Taubenschlag getan hatte, konnte man eine ge führte man seitdem alle Herenprozesse, und er man die Beinschrauben oder spanischen Stiefel, sejfenen. Nachdem der Besizer die beiden in den

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fende von Unglücklichen. Bug": die Hände wurden auf den Rüden ge- Die neuen wurden als Fremde behandelt. Früh Schlich doch stets vor Augen halten, daß jene Gene- mehrmals in die Höhe gezogen, bis die Glieder men und fümmerten sich nicht um die anderen. fen findlichen Naivität geschrieben; man muß wurde das Opfer an einer aufgerichteten Leiter Dache. Den ganzen Tag waren sie dicht beisam­Das Buch ist trop alledem mit einer gewis- bunden und an einem Seile befestigt, dann morgens waren sie immer die ersten auf dent nration von Menschen von dem Wahne vollstän- ausgerenkt waren, und wieder hinabgeschnellt. Diese hielten sich auch immer in wohlgemessener ofondern innerste Ueberzeugung die Verfasser des oder Pech zu Hilfe, das man auf den nadten

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Degenhammers" leitete.   Luther und die Refor- Körper träufelte, oder man hielt brennende allein auf dem Plane. Wha, dachte ich bei mir, matoren waren ja genau so im Teufelsglauben Lichter unter die Arme und Fußsohlen. Unter die Frau Gemahlin brütet. Er putzte sich ein befangen; wir finden daher die Herenprozesse Umständen wurden die Folterungen mehrmals wenig, legte ein paar widerspenstige Federchev nung an die weltliche Gerichtsbarkeit verwies, standhaftes Ertragen stets als besonderer sonne.