Ja, ja, wir treffen uns wohl noch. Leben Sie wohl einstweilen." Er zog die Müße und ging, ohne etwas zu antworten.

Wenn sie wüßte, daß er die Gedichte alle miteinander, fogar das an die Nacht, fogar das an den Moorgeift, an fie und an leine andere gerichtet hatte! Das sollte sie niemals erfahren.

Am Sonntag tam Ditlef und wollte ihn mit hinüber zur Inſel haben. Ich soll wie­der Ruderknecht machen, dachte er. Er tam mit. An der Landungsbrücke waren einige Jonntagsmüßige Menschen, sonst war alles fo ruhig, und die Sonne schien warm von Simmel herab. Plöblich erklangen Töne weit draußen, sie kamen über das Waffer, von den Inseln; in großem Bogen schwang das Poftschiff herein bis an die Brüde, es hatte Musit an Bord.

Johannes machte das Boot los und setzte fich an die Ruder. Er war in einer welchen und wogenden Stimmung, diefer helle Tag und die Mufik auf dem Schiff weblen einen Schleier aus Blumen und goldenen Nehren bor feine Augen.

Warum lam Ditlef nicht? Er stand an Land und fah die Menschen und das Schiff

Schneetreiben.

Von Robert Kurt.

In taufend Stuben Jauchzen Kinder:

Es schneit, es fajneit! Vieltausend Herzen Grüßen fröhlich Des Winters neue Gliberherrlichkeit. Millionen

Nnd

Arme Menschen Fühlen plötzlich Und riesengroß Ein neues Leid!

Der Schnee verschüttet Ihre Arbeitsstätte, Und feffelt damit Tausend Hände

Mit einer Kette,

Die am Ende

Zur Not des Herzens Noch den Hunger bringt! Das ist das Lied,

Wie es der Winter

Vichtausend

Armen Leuten fingt!

2-

an, als habe er nichts anderes mehr vor. Unglüdsstelle entfernt. Man schrie ihm zu Johannes dachte: länger fige ich nicht mehr und deutete wie rafend: Nein, hier war es, an den Rudern, ich gehe an Land. Er schickte hier war es!" fich an, das Boot zu wenden.

Da sieht er plötzlich einen weißen Schim­mer vor den Augen und hört ein Klatschen auf dem Waffer; ein verzweifelter, vielftim­miger Schrei erhob sich vom Schiff und von den Leuten an Land, und eine Menge Hände und Augen deuteten nach der Stelle, wo das Weiße verschwunden war. Die Muftk brach fofort ab.

In einem Augenblick war Johannes zur Stelle. Er handelte vollständig instinkt mäßig, ohne Ueberlegung. ohne Vorfah. Er hörte nicht, daß die Mutter oben auf dem Schiff schrie: Mein Kind, mein Kind!" und er fah auch keine Menschen mehr. Ohne weiteres sprang er aus dem Boot und tauchte

Und er tauchte wieder.

Bon neuem eine qualvolle Spanne Zeit, ununterbrochenes Wehtlagen einer Frau und eines Mannes auf Dec, die die Hände ran­gen. Ein anderer Mann sprang vom Schiff hinab, der Steuermann, der Jacke und Stie fel abgeworfen hatte. Sorgfältig suchte er die Stelle ab, wo das Mädchen untergegangen war, und alle fetten ihre Hoffnung auf ihn.

Da sah man wieder Johannes' Kopf über der Wasserfläche, noch weiter draußen als zuvor, viele Klafter weiter draußen. Er hatte seine Müze verloren, sein Kopf glänzte wie der eines Seehundes in der Sonne. Man erkannte, daß er mit etwas fämpfte, er schwamm mühsam, feine eine Hand war nicht frei. Einen Augenblid später hielt er etwas Einen Augenblic lang war er ver- mit dem Mund, mit den Zähnen fest, ein schwunden, eine Minute lang; man fab, wie mächtiges Bündel; es war die Verunglückte. an der Stelle, wo er hineingefprungen war, Erstaunte Schreie drangen vom Schiff und das Wasser tochte, und man begriff, daß er vom Land bis zu ihm hinaus, ſelbſt der arbeitete. Auf dem Schiff dauerte der Jam- Steuermann mußte die neuen Rufe gehört haben, er steckte den Kopf herauf und fah fich um.

unter.

mer an.

Da tauchte er wieder auf, ein wenig wetter draußen, mehrere Klafter von der

Die Schritte laufen unbewußt in müdem Taft. Im endlosen Schreiten, im Ebenklang der gleichen, dumpfen Bewegung versinkt vor den Wandernden die braune weite Steppe. Und fie träumen:

-

eben wie

Da ist ein Dorf in den Bergen. Kleine gelbe Häuser mit Dächern aus Stroh. Im Schlamm der Straße lärmen die Schweine und Biegen um die Wette mit Väterchen Inkoff, der heute wie immer betrunken ist. Aus der offenen Tür der Safriftei hört man den Popen mur­meln. Und da gehen zwei, und da geht einer, und die wunderhübsche Flonja Popoff befuch ihr Väterchen Ladislaw, und alles ist so ge­mütlich und dreckig und schön immer. Und da, eines Tages heilige Mutter von Richinet, was ist das? Da kommen Fremde, Reiter, Rofaten, so viele, o, so viele! Und die Schreien: Wodka, und die schreien: Weiber, and reiten über den alten Inkoff im Straßenkot phytoes. Wos ift bas! Was ist das! Gie feßen fich in die Schenke, trinken all den guten Wodka und den Arasch und den Schnaps. Da kommt Bäterchen Ivanoff, der Wirt: Väterchen," sagt er zu dem Anführer der Kosaken, Väterchen, ber Wodka kostet soviel und der Arasch so biel..." Da hat der Anführer gelacht. Hängt

( Fortsetzung folgt.)

dann haben fie die Schenke angezündet, und das Feuer griff auf die anderen Dächer über, daß das ganze Dorf bald einem Meer von Feuer glich.

Auf einmal stürmt Väterchen Popoff vie beseffen auf Fiedor Jwitsch zu, greift ihn am Arm und schreit: In meinem Haus, metne Tochter, rette fie! Rette fie! Das schönste Mäd chen im Ural, rette das Täubchen, Väter­chen!..." Er umklammert die Knie des Räubers.

Der stößt ihn beiseite, daß Väterchen Popoff wie ein gel die Straße herunterzollt und dann springt er in das brennende Haus, nach Flonja Popoff.

Das Haus kracht, Balfen stürzen in fich zu­fammen, daß die Funken in die Luft bersten, es vergehen Minuten, die gleich Jahren zählen es tracht der letzte Balken, da der Räuber - das Haus bricht zu Fiedor Jwitsch kommt führen, er trägt fie auf den Armen, und er sieht nur fle, lächelt; er lächelt sie an, er, der Räuber, wie ein großes Kind.

Ja, und dann haben sie alle um die aus gebrannten Häaser gestanden, und die Kosaken wurden allmählich nüchtern und fleinlaut und einer nach dem anderen ist gegangen und hat

Im Ural brennt ein Dorf an den Beinen auf!" hat er geschrien, und sich aufs Pferd gesetzt und iſt fortgeritten, for

Von Heinz Liepmann.

-

da haben ihn die Teufel wirklich an der eigenen wer weiß wohin, irgendwohin. Tür aufhängt. Er hat die ganze Nacht geschrien Nur Fjedor Jwitsch ist geblieben. Wir - heilige Mutter von Kichinew- aber es hat sich keiner getraut, aus seinem Haus heraus­zukommen und den Armen zu erlösen, denn die Kosaken liefen durch das Dorf...

Bom Ural herunter feucht ein eisiger Wind. Kahle Neste greifen in die müchterne Sphäre. Gestorbenes Land, gedüngt mit Blut und den noch unfruchtbar. Braune Gräser hier und da welten in wogenden Wind. Einsame Fläche, wo Da ist Väterchen Popoff, der Torfschulze, der Horizont sich nach allen Seiten schwarz und ich werde sechs Messen für ihn lesen lassen, zu finster über die gleiche Steppe neigt. dem Anführer in die Schenke gegangen und hat Alles ist leer, und da plöglich teilt ihn furchtlos gefragt, was er hier wolle, wie er fich der Horizont und macht Plak für einen, hieße, und hat ihm mit der Polizei gedroht. der da kommt, für einen Zweiten, für zehn, Und da lachte der Anführer, sagte, daß er und dann quillt es über die Grenze von Himmel Fiedor witsch heiße und er wolle, daß das und Erde in die Steppe: Zwanzig, fünfzig, ganze Dorf der Teufel hole und Polizei gäbe es hundert. für ihn nicht mehr und in Petersburg set Revolution.

-

-

Das sind Menschen, Menschen wie ich und wie du. Sie aber wanfen, kriechen mit müden, Stumpfen Gefichtern vorwärts, oortvärts. Und Fjedor witsch geht mitten zwischen den anderen.

haben ihn nicht totgeschlagen, denn er hat Tag und Nacht ant Krantenlager von der schönen Flonja gesessen und hat kein Auge von ihr ge­lassen. Dann haben wir beschlossen, westwärts zu wandern, durch die große weite Steppe von Kichinew bis in eine andere und fruchtbare Gegend, und wir sind aufgebrochen. Am dritten Tage unserer Reise, da hat der Räuber uns allen weinend die Füße gefüßt und wir haben ihm erlaubt, mit uns zu wandern, da er die schöne Jlonja Popoff heiraten wollte.

Gewandert, gewandert, gewandert. Laufen wir fünf Tage oder fünfzig? Ich Und am nächsten Tage sind sie dann in die weiß es nicht, heilige Mutter. von Kichinew, Häuser eingefallen und wer sich ihnen entgegen- hilf, hilf, hilf!... ich weiß nichts mehr. fette, den haben sie erwürgt und erschossen; Das ist die Geschichte des Dorfes Michai­die Mädchen haben sie mit sich geschleppt und for im mittleren Ural. Einer nach dem andern